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rik Februar 2017

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FILM<br />

Interview<br />

ISABELLE<br />

HUPPERT<br />

„Ich bin tatsächlich<br />

ein Katzenmensch“<br />

Im Januar gewann der Film „Elle“ mit ihr<br />

einen Golden Globe. Wir sprachen mit<br />

dem Weltstar.<br />

MADAME HUPPERT, SIE SPIELEN IN „ELLE“<br />

DAS OPFER EINER VERGEWALTIGUNG.<br />

WAS REIZTE SIE AN DER ROLLE?<br />

Es war gar nicht so sehr die Frau, die<br />

ich nun spiele, für die ich mich interessierte,<br />

als ich das erste Mal den Roman<br />

von Philippe Dijan und später das<br />

Drehbuch gelesen habe. Und auch nicht<br />

die Vergewaltigung, auch wenn die<br />

natürlich in gewisser Weise im Zentrum<br />

des Films steht. Mich faszinierte eher<br />

die Vielschichtigkeit dieser Geschichte,<br />

denn was diese Frau ausmacht, sind all<br />

die unterschiedlichen Beziehungen in<br />

ihrem Leben: zu ihrem Ex-Ehemann,<br />

ihrem Geliebten, ihrem Sohn, ihrer Mutter<br />

und nicht zuletzt zum inhaftierten<br />

Vater.<br />

SIE SEHEN DEN FILM ALSO NICHT ALS<br />

DIE GESCHICHTE EINER VERGEWALTI-<br />

GUNG?<br />

Nicht in erster Linie jedenfalls. Für mich<br />

ist sie eher das Porträt eines Lebens.<br />

Und letztlich auch der Versuch, etwas<br />

über die weibliche Psyche zu verstehen.<br />

Wobei es mir gefällt, dass eben ganz<br />

bewusst keine konkreten Antworten<br />

gegeben werden. „Elle“ ist in gewisser<br />

Weise sehr schleierhaft. Und gleichzeitig<br />

doch glasklar.<br />

EMPFINDEN SIE DEN FILM IN SEINER HE-<br />

RANGEHENSWEISE AN DAS THEMA ALS<br />

PROVOKATION?<br />

Wir sprechen hier von einem Film von<br />

Paul Verhoeven, also muss er eigentlich<br />

per se provokant sein. Verhoeven<br />

ging es schon immer darum, sein<br />

Publikum irgendwie zu verstören und<br />

keine Erwartungen zu erfüllen. Nicht<br />

umsonst geht mir sein Film „Türkische<br />

Früchte“ nicht mehr aus dem Kopf, seit<br />

ich ihn als junge Frau gesehen habe.<br />

DASS „ELLE“ IM VERGLEICH DAZU KAUM<br />

FÜR KONTROVERSEN SORGT, IST FAST<br />

ERSTAUNLICH ...<br />

Sie sagen es! Seit der Weltpremiere<br />

vergangenen Mai in Cannes staune ich<br />

darüber, wie positiv die Reaktionen auf<br />

den Film sind. Und zwar nicht nur in<br />

Frankreich, sondern inzwischen überall<br />

auf der Welt. Die Menschen scheinen zu<br />

verstehen, wie dieser Film funktioniert.<br />

NÄMLICH WIE GENAU?<br />

Er ist gleichzeitig unmoralisch und<br />

moralisch. Letzteres in dem Sinne, dass<br />

es ein Verbrechen gibt und den Täter am<br />

Ende eine Strafe ereilt wird. Auch wenn<br />

die vielleicht nicht so ausfällt, wie es in<br />

einer Geschichte über eine Vergewaltigung<br />

gemeinhin erwartet wird. Aber was<br />

es ist eben nicht gibt, ist eine Botschaft.<br />

Ganz im Sinne meines Freundes Michael<br />

Haneke, der immer sagt, wer eine Botschaft<br />

habe, der solle sie doch bitte per<br />

Post verschicken.

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