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BUCH<br />
„... eher<br />
gesellschaftskritisches<br />
Thema ...“<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Interview<br />
DR. RAINER<br />
VOLLATH<br />
Der in München lebende Schriftsteller<br />
und Redakteur ist vielen durch seinen<br />
Roman „Zwei Lieben“ bekannt, aber<br />
auch durch seine Theaterstücke „Mutti,<br />
Richie und der Moderator“ sowie „Die<br />
Engel. Die Abtei. Die Erinnyen.“ 2012<br />
gewann er den 1. Preis beim Kurzgeschichten-Wettbewerb<br />
des Verlags<br />
Literareon. Derzeit schreibt Rainer<br />
Vollath an einem Roman über einen<br />
schwulen Profifußballer, der sich während<br />
seiner aktiven Spielerzeit outet.<br />
Der Roman soll zur WM 2018 erscheinen.<br />
Für uns fand Rainer dennoch Zeit<br />
für ein Interview.<br />
WANN HAST DU DEINE LIEBE ZUM<br />
SCHREIBEN ENTDECKT?<br />
Das war so um die Jahrtausendwende.<br />
Es gab da auch einen ganz konkreten<br />
Anlass: eine Mobbing-Geschichte. Der<br />
Leiter des Verlags, in dem ich damals<br />
arbeitete, hatte ein Auge auf mich<br />
geworfen. Als ich auf seine Avancen<br />
nicht einging, wurde es unangenehm für<br />
mich. Der Anfang war sehr dezent. Er,<br />
der verheiratete Familienvater, machte<br />
Komplimente und wollte Zeit mit mir<br />
verbringen. Als ich nicht reagierte, ging<br />
das Mobbing los.<br />
HAT DAS SCHREIBEN GEHOLFEN?<br />
Ja. Es war einerseits eine Befreiung, das<br />
Erlebte hinter mir zu lassen, auch wenn<br />
ich die Geschichte nie veröffentlicht<br />
habe. Andererseits war es eine Art Genugtuung.<br />
In meinem Text habe ich bestimmte<br />
literarische Verfahren genutzt,<br />
um ihn lächerlich zu machen. Das hat<br />
mir sehr geholfen! Auf einmal konnte ich<br />
über das Ganze lachen. Zuvor hatte ich<br />
es aber als sehr bedrohlich empfunden.<br />
WORAUF LEGST DU WERT, WENN DU<br />
EINE GESCHICHTE ENTWICKELST?<br />
Es sollte schon ein eher gesellschaftskritisches<br />
Thema sein, bei dem es um<br />
einen Missstand geht. Wie bei meinem<br />
Roman „Zwei Lieben“, der sich mit der<br />
Homosexuellenverfolgung zur Zeit des<br />
Nationalsozialismus und den schweren<br />
Lebensbedingungen für Schwule in der<br />
frühen Bundesrepublik auseinandersetzt.<br />
GERADE SCHREIBST DU AN EINEM<br />
ROMAN ZUM THEMA COMING-OUT<br />
IM PROFIFUSSBALL. WAS KANNST DU<br />
DARÜBER SCHON VERRATEN?<br />
Es klingt vielleicht etwas ambitioniert,<br />
aber es ist ein Roman, der Mut machen<br />
soll. Ein fiktiver Text über einen<br />
Profifußballer namens Sebastian, der<br />
sein Coming-out schon hatte. Er wird<br />
am Ende ermordet, offen bleibt, ob er<br />
aus Homophobie umgebracht wird<br />
oder von einem gegnerischen Fan. Das<br />
Thema Fußball wählte ich deswegen,<br />
weil Homosexualität hier, wie auch in<br />
den Chefetagen der Großkonzerne oder<br />
in der katholischen Kirche, immer noch<br />
sehr tabuisiert ist.<br />
DU SCHREIBST AUCH THEATERSTÜCKE.<br />
BIST DU BEI DEREN UMSETZUNG INVOL-<br />
VIERT?<br />
Bislang wenig. Das überlasse ich gerne<br />
denen, die das besser beherrschen als<br />
ich. Außerdem finde ich es spannend,<br />
wenn Ideen in eine Inszenierung einfließen,<br />
die ihr neue Sichtweisen ermöglichen.<br />
•Interview: Michael Rädel