Naturhistorica 151
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Die Ameisenfauna der Hannoverschen Moorgeest<br />
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worden, davon zwei in Moorgebieten. So<br />
fand von der Heide (1991) die Art auf einer<br />
Abtorfungsfläche bei Nordmoslesfehn<br />
und Haeseler (1990) in einem aufgeforsteten<br />
Hochmoorrest bei Wildenloh (beide<br />
Oldenburg). Der letztgenannte Fundort<br />
weist strukturelle Ähnlichkeiten mit dem<br />
hier beschriebenen auf, die auch in der Begleit-Ameisenfauna<br />
zum Ausdruck kommen.<br />
Im OM wurden am selben Standort<br />
nachgewiesen: Formica fusca, Formica sanguinea,<br />
Leptothorax acervorum, Myrmica lonae,<br />
Myrmica sabuleti, Myrmica scabrinodis<br />
und Myrmica schencki.<br />
Temnothorax affinis Mayr 1855<br />
1 Arb. wurde per Handaufsammlung auf<br />
Salix aurita im Südteil des BM gefunden<br />
(leg. PS). Diese unscheinbare, thermophile<br />
Art wird aufgrund ihrer vorwiegend arboricolen<br />
Lebensweise bei Bodenfallenuntersuchungen<br />
meist übersehen. Sie kommt<br />
in den Randbereichen der Moore in gut<br />
besonnten Gehölzstrukturen vermutlich<br />
häufiger vor. In anderen Moorstudien fehlt<br />
sie.<br />
Temnothorax nylanderi Förster 1850<br />
wurde im HM regelmäßig in den Moorwäldern<br />
bzw. an den gehölzbestandenen<br />
Torfdämmen nachgewiesen. Im OM lediglich<br />
in OM-07.3. In den offenen, nassen<br />
Moorbereichen fehlend. Bemerkenswert<br />
sind mehrfache Nestnachweise in Schilfstängeln<br />
in einem Locker-Schilfbestand<br />
des HM (leg./det. RT). Diese Art wird<br />
in anderen Mooruntersuchungen Nordwestdeutschlands<br />
nicht aufgeführt. Lediglich<br />
im Emsdettener Venn wurde sie in<br />
geringer Zahl festgestellt, was bereits von<br />
Hannig et al. (2009) als Ausdruck gestörter<br />
Moorlebensbedingungen bezeichnet<br />
wurde. T. nylanderi bevorzugt mesophile<br />
bis mäßig trockene Laubgehölzstandorte<br />
(Seifert 2007).<br />
Stenamma debile Förster 1850<br />
Bodenständigkeitsnachweise wurden<br />
nur für drei gehölzgeprägte Teilbereiche<br />
im HM erbracht (HM-05.W, HM-<br />
07.2, HM-07.4). Aus dem OM, BM und<br />
SM liegen Nachweise weiblicher Geschlechtstiere<br />
vor. Angesichts der Häufigkeit<br />
und weiten Verbreitung dieser Art<br />
ist eine Bodenständigkeit in allen Untersuchungsgebieten<br />
in entsprechenden Gehölzbeständen<br />
zu erwarten.<br />
Tetramorium caespitum Linnaeus 1758<br />
Nur im HM auf drei wärmegetönten Torfdämmen<br />
nachgewiesen. Die Nester fanden<br />
sich auf den höchsten Stellen der Dämme<br />
in Bereichen mit schütterer Vegetation.<br />
T. caespitum ist sicher keine Moorameise<br />
und wird von Skwarra (1929a) als „moorfeindliche<br />
Art“ bezeichnet, was schon<br />
aufgrund ihrer stark granivoren Ernährungsweise<br />
plausibel erscheint. In anderen<br />
Moorstudien fehlt sie gewöhnlich. Kaschek<br />
& Königschulte (1982) fanden sie<br />
nur im Bereich der größeren Moorwege.<br />
Camponotus ligniperda Latreille 1802<br />
Nur im HM an einem wärmegetönten<br />
Torfdamm (HM-08.4) in BF nachgewiesen.<br />
Da Arbeiterinnen gefunden wurden,<br />
ist die Bodenständigkeit belegt. C. ligniperda<br />
ist eine xerothermophile Art, die meist<br />
in Baumstämmen nistet und keinerlei Bindung<br />
an Moorhabitate zeigt. Deshalb fehlt<br />
sie in anderen nordwestdeutschen Moorstudien.<br />
Beim Lichtfang (RT, EG) am Südrand<br />
des BM wurde ein Camponotus-Weibchen<br />
angelockt, das fotografiert, jedoch nicht<br />
konserviert wurde. Eine sichere Determination<br />
ist nicht möglich. Es kann sich auch<br />
um Camponotus herculeanus Linnaeus 1758<br />
gehandelt haben.<br />
<strong>Naturhistorica</strong> BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER <strong>151</strong> · 2009