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Naturhistorica 151

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Die Ameisenfauna der Hannoverschen Moorgeest<br />

149<br />

hervorgehoben werden.<br />

Übersehen wurden bei der vorliegenden<br />

Untersuchung möglicherweise Formicoxenus<br />

nitidulus Nylander 1846, Myrmica<br />

lobicornis Nylander 1846, Formica<br />

truncorum Fabricius 1804 und mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit Lasius flavus, die jedoch<br />

nicht die Hochmoorlebensräume im<br />

engeren Sinne, sondern Randbiotope charakterisieren.<br />

Bedeutung der Hochmoore für den Ameisenschutz und<br />

Berücksichtigung der Ameisenfauna bei Pflege- und<br />

Entwicklungsmaßnahmen<br />

In den Mooren der Hannoverschen<br />

Moorgeest wurden bislang 37 Prozent der<br />

landesweiten Ameisenfauna (70 Arten, vgl.<br />

Sonnenburg 2005) nachgewiesen. Angesichts<br />

der Tatsache, dass die meisten Ameisenarten<br />

zumindest tendenziell eher xerotherm<br />

getönte Lebensräume bevorzugen,<br />

ist dies für eine Moorgegend ein durchaus<br />

beachtlicher Wert.<br />

Aus naturschutzfachlicher Sicht sollten<br />

gefährdete und/oder seltene Arten besonders<br />

berücksichtigt werden. Insbesondere<br />

sollten gefährdete Leitarten der Hochmoore<br />

gefördert werden. In diesem Falle<br />

fällt diese Eigenschaft nur Formica picea<br />

zu. Aus den oben ewähnten Gründen (siehe<br />

Kapitel Kommentierte Artenliste) sollten<br />

im Rahmen einer Ameisenerfassung neben<br />

den Bodenfallenuntersuchungen gezielte<br />

manuelle Nachsuchen erfolgen. Dann ließe<br />

sich anhand der wichtigen Indikatorart F.<br />

picea zeigen, dass Ameisen hinsichtlich der<br />

Praktikabilität im Rahmen von faunistischen<br />

Moorstudien anderen Wirbellosengruppen<br />

(z. B. Faltern oder Agonum ericeti)<br />

deutlich überlegen sein können. Es genügt<br />

eine einzige Begehung zu einem beliebigen<br />

Zeitpunkt zwischen April und September/<br />

Oktober, um diese wichtige Indikator-Art<br />

nachzuweisen und zumindest ungefähre<br />

Angaben zu ihrer Häufigkeit zu machen.<br />

Insofern ist der vergleichsweise geringe<br />

Stellenwert, der den Ameisen von Finck et<br />

al. (1992) im Rahmen von Moorprojekten<br />

zugesprochen wurde (siehe Einleitung), zu<br />

hinterfragen.<br />

Eine niederländische Studie legt nahe,<br />

dass das Ausbreitungsvermögen von F. picea<br />

gering ist und Weibchen meist nicht<br />

weiter als 1 km fliegen (Mabelis & Chardon<br />

2005). Ein genetischer Austausch<br />

zwischen den Teilpopulationen ist jedoch<br />

wichtig, um das Aussterberisiko der Art zu<br />

minimieren. Da Hochmoore und Sphagnum-reiche<br />

Feuchtheiden nicht künstlich<br />

angelegt werden können, kann die Situation<br />

für die stark gefährdete F. picea nur<br />

durch gezielte Renaturierungsmaßnahmen<br />

verbessert werden. Hierzu zählen die<br />

Vergrößerung von Habitat-Inseln und die<br />

Schaffung von Voraussetzungen für weitere<br />

Trittsteine. Es ist davon auszugehen,<br />

dass F. picea als typische Moorart mit geringer<br />

Schattentoleranz von schonenden<br />

Maßnahmen zur Verbesserung des Wasserhaushaltes<br />

und von einer Zurückdrängung<br />

des Moorwaldes in den Bereichen,<br />

wo sie derzeit noch fehlt oder noch bzw.<br />

schon selten ist, profitieren würde. Zum<br />

einen würden für die Art besiedelbare Bereiche<br />

zunehmen, zum anderen würde die<br />

potenzielle Konkurrenz durch die euryöke<br />

Formica fusca deutlich verringert, denn<br />

diese Art reagiert auf Vernässung empfindlich.<br />

Die Bereiche HM-07.1 und HM-<br />

07.3, wo F. picea vorkommt, werden bereits<br />

<strong>Naturhistorica</strong> BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER <strong>151</strong> · 2009

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