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COMPACT-Magazin 11-2016

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Wagenknechts einsamer Kampf<br />

_ von Manfred Kleine-Hartlage<br />

Die Frontfrau der Linken ist den Leitmedien verhasst, weil ihre Positionen offensichtliche<br />

Schnittmengen zur AfD haben. Die Querfront, vor der die Journaille warnt, ist<br />

dabei längst Fakt, nur umgekehrt: als parteiübergreifender Block der Systemlinge von<br />

dunkelrot bis schwarz.<br />

Der Aufschrei der publizistischen Kettenhunde<br />

des Establishments konnte nicht ausbleiben: Sahra<br />

Wagenknecht, Fraktionsvorsitzende der Linkspartei,<br />

hatte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung<br />

ein Doppelinterview mit der AfD-Vorsitzenden<br />

Frauke Petry gegeben und es dabei versäumt, Petry<br />

in jedem nur erdenklichen Punkt zu widersprechen.<br />

Es wäre auch schwer möglich gewesen: Realitäten<br />

wie etwa die, dass supranationale Organisationen<br />

wie die EU von unten nicht kontrollierbar<br />

sind, Abkommen wie TTIP die demokratische<br />

Selbstbestimmung untergraben und Masseneinwanderung<br />

von einer bestimmten Größenordnung an jedes<br />

Staatswesen ruinieren muss, kann man nicht mit<br />

ideologischen Phrasen aus der Welt schaffen.<br />

Insofern gibt es in der Tat eine wesentliche Gemeinsamkeit<br />

zwischen Petry und Wagenknecht,<br />

nämlich dass beide sich darüber im Klaren sind,<br />

dass politische Programme etwas mit der Wirklichkeit<br />

zu tun haben müssen, und genau diese Ansicht<br />

(obgleich eine Selbstverständlichkeit) stempelt sie<br />

zu ideologischen Abweichlerinnen in Merkels Wirschaffen-das-Republik,<br />

in der die blinde Bejahung<br />

kindischer Illusionen als staatstragende Tugend propagiert<br />

wird.<br />

Totschlagargument Nationalismus<br />

Die öffentliche Verbreitung dieser Illusionen hat<br />

allein den Zweck, die neoliberale Politik des Establishments<br />

gegen Kritik abzuschirmen. Dazu drischt<br />

man gern auch linke Phrasen. Wir sollen glauben,<br />

der Nationalstaat werde nicht etwa zu Gunsten<br />

winziger Interessengruppen entmachtet, damit diese<br />

hinter den verschlossenen Türen der EU, des IWF,<br />

der WTO etc. ungestört ihren lichtscheuen Machenschaften<br />

nachgehen können – sondern weil es «nationalistisch»<br />

wäre, ihnen gegenüber das Recht auf<br />

demokratische Selbstbestimmung einzufordern. Die<br />

diversen Euro- und Bankenrettungen, auch auf Kosten<br />

ganzer Volkswirtschaften, dienen nicht etwa der<br />

Bereicherung einer Handvoll Kapitaleigner von Großbanken,<br />

sondern dem «Frieden in Europa». Die Überflutung<br />

Europas mit Einwanderern dient nicht etwa<br />

Sind sich vielleicht näher, als beide<br />

denken: Sahra Wagenknecht und<br />

Frauke Petry. Foto: Screenshot<br />

<strong>COMPACT</strong>, «Maischberger» ARD-<br />

Mediathek<br />

Die Linke lässt sich<br />

von der herrschenden<br />

Klasse am<br />

Nasenring sentimentaler<br />

Phrasen<br />

führen.<br />

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