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COMPACT-Magazin 11-2016

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<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

Politiker kaufen, die Waffen kaufen<br />

_ von Helmut Roewer<br />

Von Ziegen und Witwenmachern: Aus den Gründerjahren der Bundeswehr gibt es viele<br />

Schrullen zu berichten. Vieles wäre zum Totlachen – wenn nicht tatsächlich Menschen<br />

gestorben wären. Manch einer verdiente sich dabei ein goldenes Näschen.<br />

Die NATO wurde nach den Worten ihres ersten<br />

Generalsekretärs Hastings Lionel Ismay gegründet,<br />

um «die Russen draußen und die Deutschen unten»<br />

zu halten. Das mag in der Tat die Gründungsabsicht<br />

gewesen sein, doch bereits Anfang der 1950er Jahre<br />

steuerten die US-Amerikaner nach ihren Kriegsabenteuern<br />

in Korea um. Nunmehr erschien es ihnen<br />

praktisch, die Deutschen erneut zu bewaffnen,<br />

jedenfalls in dem Teilstaat, den sie besetzt hielten.<br />

Die Russen zogen augenblicklich gleich. Beide Seiten<br />

zauberten schon vorher eine paramilitärisch gegliederte<br />

Grenzpolizei aus dem Ärmel. Danach begann<br />

der Aufbau echter Armeen.<br />

Das Volk wurde wie üblich an solch existenziellen<br />

Fragen nicht beteiligt. Ostdeutsche stimmten ohnehin<br />

in Massen mit den Füßen ab, wie man das<br />

damals nannte. Im Klartext: Sie verschwanden bei<br />

Nacht und Nebel aus der DDR nach Westen. Was jeweils<br />

die einzelnen Motive waren, blieb sicherheitshalber<br />

unerörtert. Im Westen hingegen war die Lage<br />

anders. Flucht in den Osten kam nur für Verwirrte und<br />

evangelische Pfarrer in Frage. Die Masse der «Ohne-mich»-Bewegung<br />

marschierte nicht über die Elbe,<br />

sondern im Kreis herum – die berüchtigten Latschdemos<br />

waren geboren.<br />

Der meckernde Kübelwagen<br />

Wie dem auch sei, eine Armee braucht Waffen<br />

und andere Kriegsausrüstung. Das war nach 1945 in<br />

Deutschland tabu – eine seltsame Übereinstimmung<br />

der Führungsmächte in Ost und West sorgte dafür.<br />

Ernstzunehmende Kriegswaffen aus deutscher Produktion<br />

sollte es nach beider Willen nicht geben, vor<br />

allem keine Flugzeuge.<br />

Aber jedes Verbot wird nach Schlupflöchern abgesucht,<br />

dafür garantieren bereits die Summen, um<br />

die es im Rüstungsgeschäft zu gehen pflegt, entsprechend<br />

hoch sind auch die Bestechungsgelder. Aus<br />

Jagd- und Polizeiwaffen lassen sich durch marginales<br />

Umschrauben auch Schießprügel konstruieren,<br />

an denen das Militär seine Freude hat. So feierte<br />

Volksredner Strauß – seine Ansprachen<br />

im Bierzelt waren legendär.<br />

Foto: picture-alliance / Sven Simon<br />

Die Entscheidung<br />

für den HS30 fiel<br />

nach der Vorführung<br />

eines Sperrholzmodells.<br />

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