COMPACT-Magazin 11-2016
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>COMPACT</strong> Köpfe des Monats<br />
Foto: picture alliance / picture alliance/AP/Invision Foto: picture alliance / Eventpress Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress<br />
Harter Hund des Monats<br />
_ Robert De Niro<br />
Umvolkerin des Monats<br />
_ Lamya Kaddor<br />
Rückkehrer des Monats<br />
_ Jan Böhmermann<br />
Es wird schmutzig: Zu Beginn der heißen<br />
Phase im US-Wahlkampf meldete sich Filmlegende<br />
Robert De Niro mit einem 55-sekündigen<br />
Video gegen den republikanischen<br />
Präsidentschaftskandidaten zu Wort. Donald<br />
Trump sei eine «nationale Katastrophe»,<br />
ein «Schwein», dem er gerne «in die Fresse<br />
hauen» würde – so der 73-Jährige. Aus der<br />
Schublade gezogen wurde der Clip zu Beginn<br />
der Sexismuskampagne gegen Trump Mitte<br />
Oktober. Nach Angaben der US-Ausgabe des<br />
<strong>Magazin</strong>s Vice produzierte De Niro seine Verbalinjurien<br />
schon vor einiger Zeit – für eine<br />
Kampagne mit dem Titel «Wähle Deine Zukunft».<br />
Antideutsch mit menschlichem Antlitz –<br />
diese Rolle scheint die 38-Jährige nun endgültig<br />
für sich entdeckt zu haben. «Deutschsein<br />
bedeutet in Zukunft, einen Migrationshintergrund<br />
zu haben, (…) ein Kopftuch zu<br />
tragen, dunkelhaarig zu sein», schreibt sie<br />
in ihrer jüngst erschienen Dystopie Die Zerreißprobe.<br />
In der Zeit legt die «Verfassungspatriotin»<br />
– so ihre Selbstbeschreibung auf<br />
Kaddors Webseite – noch eine Schippe drauf.<br />
Wer meint, dass Deutschsein im 21. Jahrhundert<br />
noch etwas mit Deutschen zu tun habe<br />
– Kaddor verunglimpft dies als «Blut-und-Boden-Theorie»<br />
– sei «kein Anhänger unseres<br />
Rechtsstaats».<br />
Nach der Einstellung der Ermittlungen wegen<br />
Beleidigung des türkischen Präsidenten<br />
Recep Tayyip Erdogan kann der ZDF-Komiker<br />
wieder durchstarten. Neben seiner Late<br />
Night Show Neo <strong>Magazin</strong> Royale wird Jan<br />
Böhmermann ab <strong>2016</strong> einmal pro Woche nun<br />
auch die öffentlich-rechtliche Talkshow-Inflation<br />
mit anheizen. Am 13. Oktober durfte der<br />
35-Jährige sogar eine televisionäre Legende<br />
wiederbelebten. Mit einer – zunächst einmaligen<br />
– Neuauflage von Wetten, dass…?<br />
wollte das ZDF seinem Dampfplauderer offenbar<br />
den Ritterschlag als Showmaster verpassen.<br />
Doch geriet damit Böhmermann erkennbar<br />
an seine Grenzen.<br />
Überraschend war an den Ausfällen De<br />
Niros allerdings höchstes das Gossenniveau<br />
– der Schauspieler ist seit Jahren erklärter<br />
Unterstützer des Hillary-Clans. Bereits während<br />
der Affäre um die Praktikantin Monica<br />
Lewinsky 1998 lobbyierte er für Bill Clinton.<br />
Im Dezember 2006 antwortete er auf die Frage,<br />
wen er am liebsten als Präsident der USA<br />
sehen würde: «Nun, ich denke an zwei Personen:<br />
Hillary Clinton und Obama.»<br />
Zwar gilt De Niro als Verkörperung des<br />
harten Mafiosi, bekannt wurde er vor allem<br />
durch Der Pate, 1900 und Es war einmal in<br />
Amerika. Doch im Grunde ist über den Sohn<br />
einer verarmten Künstlerfamilie kaum etwas<br />
bekannt. Privat lebt er zurückgezogen und gilt<br />
als extrem medienscheu. Nach Hollywood<br />
komme er lediglich «wenn ich dafür bezahlt<br />
werde». Für private Schlagzeilen sorgte De<br />
Niro 2004, als er seine Ehefrau Grace Hightower<br />
ein zweites Mal heiratete – obwohl<br />
das Paar gar nicht geschieden war.<br />
Eine Wende um 180 Grad? Immerhin hatte<br />
Lamya Kaddor in den vergangenen Jahren<br />
eher mit moderaten Tönen auf sich aufmerksam<br />
gemacht. So kritisierte die Syrerin das<br />
Schweigen der großen Islamverbände zu Ehrenmorden,<br />
bezeichnete den orthodoxen Islam<br />
als genuin frauenfeindlich und sprach sich dezidiert<br />
gegen ein Verbot des Anti-Mohammed-<br />
Films Innocence of Muslims aus. Doch beide<br />
Positionen sind kein Widerspruch. Kaddor ist<br />
keine Marktschreierin der Islamisierung, wohl<br />
aber eine Predigerin der Umvolkung.<br />
Bekannt wurde die Syrerin zunächst vor<br />
allem als Islamlehrerin in Nordrhein-Westfalen.<br />
Neben ihrer Tätigkeit an der Universität<br />
Münster unterrichtete Kaddor seit 2003 im<br />
nordrhein-westfälischen Dinslaken das Fach<br />
Islamkunde in deutscher Sprache. Bemerkenswert:<br />
Gleich fünf ihrer Schüler schlossen<br />
sich später der salafistischen Lohberger Brigade<br />
an, deren Mitglieder sich beim IS auch<br />
als Folterknechte hervortaten.<br />
Fast 20 Jahre ist der gebürtige Bremer<br />
mittlerweile im Geschäft. Bereits als 16-Jähriger<br />
schrieb er für ein Lokalblatt, mit 18 war<br />
er Reporter bei Radio Bremen. Nach Stationen<br />
vor allem beim WDR avancierte er mit<br />
dem Aufbau des Spartensenders ZDFneo, der<br />
GEZ-Alternative für den alternden Hipster, zu<br />
dessen Aushängeschild.<br />
«Achte auch die Rechte derer, mit denen<br />
Du nicht einer Meinung bist», will er von seinem<br />
Vater gelernt haben. Doch das interpretierte<br />
Böhmermann auf seine eigene Weise.<br />
«Wäre Dummheit ein Festival, wäre Dresden<br />
grade Woodstock», blödelte er etwa über Pegida.<br />
Den Extremsportler Felix Baumgartner<br />
bezeichnete er nach dessen Kritik am Asylchaos<br />
als «hauptberuflichen Vonirgendworunterfaller».<br />
Auch gegen die AfD hatte er<br />
regelmäßig geistfreie Kommentare in petto.<br />
Beispiel: «Wer ist denn jetzt die echte AfD?<br />
Die antisemitischen Rassisten oder die rassistischen<br />
Antisemiten?»<br />
9