06.03.2017 Aufrufe

stahlmarkt 12.2016 (Dezember)

Aus dem Inhalt: Steel International / Stahlstandort Deutschland / Markieren und Kennzeichnen / Steel Art & Culture / Aus dem Unternehmen

Aus dem Inhalt: Steel International / Stahlstandort Deutschland / Markieren und Kennzeichnen / Steel Art & Culture / Aus dem Unternehmen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

16 K Steel International<br />

Die US-Präsidentschaftswahl<br />

ist entschieden<br />

Stahl »Made in America« war oft ein Wahlkampfthema<br />

New York. Lange bevor Amerikas Wähler Anfang November über<br />

ihre neue Regierung entschieden, stand ein Wahlsieger fest: Der<br />

Protektionismus. Die Populisten im langen Rennen ums Weiße Haus,<br />

Republikaner Donald Trump und Demokrat Bernie Sanders, zogen<br />

unermüdlich gegen unfaire Importe vom Leder, weil die angeblich<br />

Hunderttausende von amerikanischen Arbeitsplätzen vernichteten.<br />

Im Vorwahlrennen gegen Sanders<br />

musste sich denn auch Hillary Clinton auf<br />

die Seite der Protektionisten schlagen, um<br />

im Hauptwahlkampf gegen Trump die<br />

Unterstützung von Sanders‘ Anhängern zu<br />

gewinnen. Pennsylvania und Ohio, einst<br />

Hochburgen von Eisen und Stahl und immer<br />

noch die führenden Standorte der Stahlindustrie,<br />

galten als zwei der wichtigsten Bundesstaaten,<br />

in denen Wechselwähler über<br />

Sieg und Niederlage im Präsidentenrennen<br />

entschieden. Kein Wunder, dass Kandidaten<br />

bei ihren Wahlauftritten in diesen Bundesländern<br />

ihren Ruf nach Schutz vor unfairen<br />

Einfuhren in erster Linie auf Stahl bezogen.<br />

Flexibilität war im US-Wahljahr<br />

gefragt<br />

Allerdings gab es zwischen Trump und Sanders<br />

auf der einen Seite und Clinton auf der<br />

anderen Seite Nuancierungen in Sachen<br />

Handel und Handelsabkommen. Während<br />

Trump und Sanders das Nordamerikanische<br />

Handelsabkommen (NAFTA) zwischen den<br />

Vereinigten Staaten, Kanada und Me xiko für<br />

den Verlust von Jobs in den USA verantwortlich<br />

machten, hielt sich Hillary Clinton in<br />

Sachen des NAFTA-Abkommens zurück, das<br />

während der Präsidentschaft ihres Mannes,<br />

Bill Clinton, unterzeichnet wurde. Aber sie<br />

zog ihre als Außenministerin ausgedrückte<br />

Unterstützung für die noch nicht von Washington<br />

unterzeichnete Trans-Pacific-Partnership<br />

(TPP) in der derzeitigen Form zurück.<br />

Damit ließ sie die Möglichkeit offen, dass sie<br />

nicht wie Trump und dem im Vorwahlkampf<br />

geschlagenen Sanders ein TPP-Abkommen<br />

mit verbesserten Provisionen akzeptieren<br />

würde.<br />

Im Protektionsklima des Wahljahres war<br />

es mehr als peinlich für Hillary Clinton, dass<br />

Wikileaks unter anderem auch die Manuskripte<br />

von Reden veröffentlichte, die sie vor<br />

ihrer Präsidentschaftskandidatur vor Bankiers<br />

an der Wall Street und im Ausland<br />

hielt. Wenn echt, enthüllten diese Dokumente,<br />

dass Hillary Clinton freien Handel<br />

unterstützt, eine Position, die traditionell<br />

von der Mitte beider großen Parteien unterstützt<br />

wurde.<br />

Ebenso peinlich waren für Trump in der<br />

Endphase des Wahlkampfes journalistische<br />

Ermittlungen, die enthüllten, dass er für den<br />

Bau von zweien seiner neuen Hotels chinesische<br />

Stahlprodukte verwendete, die er<br />

über ein Offshore-Unternehmen in die USA<br />

transportieren ließ. Trotzdem verkaufte er<br />

sich bei Wahlkampfauftritten nach wie vor<br />

als Super-Protektionist.<br />

Das Thema Stahldumping schafft<br />

neue Arbeitsplätze<br />

Auch Kongressabgeordnete beider Parteien,<br />

ganz gleich ob sie in den Novemberwahlen<br />

kandidierten oder nicht, nutzten jede Gelegenheit,<br />

ihre Unterstützung für »Made in<br />

America«-Stahl zu versichern. Ein gutes Beispiel<br />

ist Sherrod Brown, ein Demokrat, der<br />

Ohio im US-Senat repräsentiert und dessen<br />

Amtszeit 2018 ausläuft. Drei Wochen vor<br />

den Wahlen wurde sein von einem Assistenten<br />

gesteuertes Automobil schwer beschädigt,<br />

als ein anderer Fahrer ein rotes Verkehrslicht<br />

missachtete. Der nur leicht verletzte<br />

Senator erklärte unmittelbar nach<br />

dem Unfall, »Mein Jeep Cherokee, hergestellt<br />

mit amerikanischem Stahl von gewerkschaftlich<br />

organisierten Arbeitern in Toledo<br />

(Ohio), machte es möglich, dass wir mit<br />

heiler Haut davonkamen.«<br />

Brown gehörte zu den zwölf Senatoren<br />

im Washingtoner Kongress, die kurz vor<br />

dem Wahltag einen Brief an Barack Obama<br />

unterzeichneten, obwohl der Präsident dem<br />

Ende seiner Amtszeit nahe war. So war der<br />

Brief wohl mehr eine PR-Initiative, mit dem<br />

die Unterzeichner mehr Schutz gegen un -<br />

faire Stahlimporte verlangten, um Wählern<br />

in Stahlhochburgen das Wort zu reden. Insbesondere<br />

verlangten die Senatoren, dass<br />

die Administration nicht exklusiv auf multilaterale<br />

Beschlüsse und Verhandlungen<br />

setzt, wenn es um chinesischen Stahl geht.<br />

Während Strafzölle gegen unfaire Im porte<br />

aus China wichtige Instrumente zum Schutz<br />

der einheimischen Stahlindustrie seien, so<br />

die Senatoren, trügen sie nicht zur Lösung<br />

der systematischen Probleme mit Chinas<br />

Überkapazität bei.<br />

Auf Druck der einflussreichen »Stahlfraktion«<br />

im Kongress intensivierte die Obama-<br />

Administration vor Jahresfrist den Kampf<br />

gegen gedumpten Stahl: Zusätzliches Zollund<br />

Grenzpersonal verstärkte Inspektionen<br />

von Auslandsstahl in verschiedenen Häfen;<br />

weitere Arbeitskräfte im Handelsministerium<br />

haben die Aufgabe, dass verhängte<br />

Strafzölle tatsächlich kassiert werden.<br />

Zeit ist ein kritischer Faktor<br />

Obwohl nahezu alle regelmäßigen Be -<br />

schwerden gegen unfaire Stahlimporte von<br />

der einheimischen Stahlindustrie mit der<br />

Verhängung von empfindlichen Strafzöllen<br />

enden und obwohl insbesondere während<br />

der Obama-Amtszeit die Einhaltung einschlägiger<br />

Protektionsgesetze verschärft<br />

wurde, fand der Sektor letzthin einen neuen<br />

Beschwerdepunkt: Das Handelsministerium<br />

und die International Trade Commission<br />

(ITC), eine Behörde der U.S. Regierung,<br />

wickeln die Ermittlungen und die Entscheidung<br />

über Handelsbeschwerden der Branche<br />

nicht zügig genug ab. Die Zeitfrage<br />

wurde wieder akut, als die ITC erklärte, dass<br />

die Ermittlungen über eine von U.S. Steel im<br />

April 2016 eingereichte Beschwerde nicht<br />

<strong>stahlmarkt</strong> <strong>12.2016</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!