Erläuternder Begleitbericht - EJPD
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edeutende Rolle. Er kann u.a. die Funktion folgender Institute des Schweizer<br />
Rechts übernehmen: Verwaltungstreuhand, Sicherungsübereignung, Stiftung, Familienstiftung,<br />
Verein, Genossenschaft, Auflage bei Schenkung oder Verfügung von<br />
Todes wegen, Vermächtnis, Nacherbeneinsetzung oder Nachvermächtnis, Stockwerkeigentum,<br />
Aktionärbindungsvertrag sowie Vermögensverwaltung oder -liquidation<br />
im Rahmen eines Nachlassvertrags im Sinne des Bundesgesetzes über Schuldbetreibung<br />
und Konkurs (SchKG, SR 281). Gewisse Sonderformen des Trust<br />
erfüllen zudem die Funktion von Personalvorsorgeeinrichtungen oder Gläubigergemeinschaften<br />
bei Anleihensobligationen. Ein Trust von Gesetzes wegen besteht bei<br />
der Nachlassverwaltung, der Willensvollstreckung, der Vormundschaft sowie der<br />
Verwaltung der Konkursmasse.<br />
Der Trust wird oder wurde zumindest früher auch als Organisationsform für Kartelle<br />
herangezogen. Dieser Umstand erklärt, weshalb im Kartellrecht von "Antitrust–Gesetzgebung"<br />
gesprochen wird, und ist eine wichtiger Grund für die Tatsache, dass<br />
der Begriff Trust für viele Personen negativ besetzt ist.<br />
1.2.3 Verbreitung des Trust<br />
Der Trust ist wie gesagt primär ein Rechtsinstitut der common law-Staaten. Er existiert<br />
indes auch in Rechtsordnungen ausserhalb dieses Rechtskreises. Zu nennen<br />
sind hier Schottland, Südafrika, Québec und Louisiana. Andere Staaten wie Japan,<br />
Panama, Liechtenstein, Mexiko, Kolumbien, Israel und Argentinien haben trustähnliche<br />
Institute geschaffen.<br />
1.2.4 Wirtschaftliche Bedeutung des Trust in der Schweiz<br />
In der Schweiz liegen zahlreiche zu Trusts gehörende, bzw. im Namen von Trusts<br />
verwaltete Vermögenswerte. Dies können Wertschriften-, Geld- oder andere Anlagen<br />
sein, welche im Rahmen eines Depot- / Kontoführungsvertrags o.ä. bei einer<br />
Bank in der Schweiz liegen, oder Aktien oder Obligationen von Schweizer Gesellschaften,<br />
welche durch Trusts im Ausland erworben werden. Schliesslich kann es<br />
sich auch um direkt oder indirekt gehaltene Immobilien und Mobilien handeln,<br />
welche auf Trusts übertragen werden.<br />
Von herausragender wirtschaftlicher Bedeutung sind sicher die bei den Banken in<br />
der Schweiz liegenden Vermögenswerte, auf welchen die Banken Depotgebühren,<br />
Wertschriftenkommissionen und Verwaltungsgebühren erheben. Infolge der erhöhten<br />
Mobilität von Privatpersonen wohnen vermehrt Begünstigte und andere Trustbeteiligte<br />
in der Schweiz. Es spezialisieren sich aber auch immer mehr in der Schweiz<br />
niedergelassene Firmen auf die Verwaltung von Trusts. Zentren hierfür sind die Finanzplätze<br />
Genf, Zürich, Basel und Lugano. Immer mehr Banken haben eigene<br />
Trustabteilungen. Daneben sind zunehmend auch Treuhandgesellschaften und Anwälte<br />
im Bereich der Trust-Planung und -Administration tätig. Dieses Geschäft verfügt<br />
über eine grosses Wachstumspotential, da die sog. offshore centers (Kanalinseln<br />
sowie gewisse Karibikinseln), auf denen bisher ein grosser Teil der Trusts errichtet<br />
wurde, zunehmend unter internationalen Druck geraten und die Schweiz sich hier als<br />
seriöse Alternative anbieten könnte, hat sie doch auf der einen Seite qualitativ hochstehende<br />
Verwaltungs- und Beratungsdienstleistungen sowie Diskretion und auf der<br />
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