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Die Malteser-Zeitung 1/2017

Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.

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<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 1/<strong>2017</strong><br />

Ehrenamt: Helfen macht doppelt glücklich<br />

Trend: Der Weg zurück in die Kirche<br />

<strong>Malteser</strong> International: Perspektive und Hoffnung


INHALT<br />

MALTESERORDEN<br />

04 Fra‘ Ludwig Hoffmann-Rumerstein –<br />

Statthalter ad Interim<br />

05 Amtsverzicht des 79. Großmeisters<br />

04 10<br />

IMFOKUS<br />

07 MALTESER helfen! Dort, wo Not ist.<br />

10 MALTESER Sommercamp <strong>2017</strong> in Österreich<br />

16<br />

29<br />

VORBILDER<br />

12 Im Gespräch mit Hanna Paradeiser<br />

MALTESERSPIRITUELL<br />

14 Serie – <strong>Die</strong> acht Seligpreisungen<br />

MALTESERWELTWEIT<br />

16 Irak – Hoffnung auf eine bessere Zukunft<br />

18 Kolumbien – Endlich eine Perspektive<br />

20 Haiti nach dem Wirbelsturm „Matthew“<br />

21 Einsatzfall Haiti<br />

36 31 36 52<br />

RELIGIONAKTUELL<br />

23 Kirche und Spiritualität wieder im Trend<br />

26 Priesterberufungen im <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst<br />

MEDIZINAKTUELL<br />

29 Heilung durch Fasten<br />

MALTESERÖSTERREICH<br />

31 Vielfältige Initiativen und <strong>Die</strong>nste<br />

KLOSTERKÜCHE<br />

56 Vorösterliche Rezepte<br />

GELESENEMPFOHLEN<br />

58 Interessante Neuerscheinung<br />

TAGEBUCH<br />

60 Menschen und Events<br />

ÜBERBLICK<br />

66 Termine und Kontakt<br />

2<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


EDITORIAL<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Leserinnen und Leser,<br />

das Osterfest steht vor der Tür. Wir feiern den Tod, die Auferstehung<br />

und das Leben. Im Johannes-Evangelium heißt es<br />

dazu: „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.<br />

Und wer lebt und sich auf mich verlässt, wird niemals sterben,<br />

in Ewigkeit nicht.“ (Johannes 11, 25) Jedes Ende ist<br />

also ein neuer Anfang. Ein Mensch, der an Gott, Jesus und<br />

den Heiligen Geist glaubt, überwindet Schmerz, Trauer und<br />

Tod. Er muss sich vor nichts mehr fürchten.<br />

Warum ist trotz dieser positiven Botschaft so viel Furcht in<br />

der Welt? Warum haben Menschen, die – wie wir hier in Österreich<br />

– in einem friedlichen Umfeld, in Sicherheit und im<br />

Wohlstand leben, so viel Angst? Warum sind sie so besorgt<br />

über ihr Leben, wo sie doch scheinbar alles haben?<br />

In einer Zeit des Überflusses ist für uns vieles selbstverständlich<br />

geworden, das für andere nicht einmal vorstellbar<br />

ist. <strong>Die</strong> österliche Fastenzeit ist eine Bußzeit, und Fasten<br />

ist mehr, als nur auf Fleisch, Süßigkeiten oder Alkohol zu<br />

verzichten. Wir sind angehalten, auch das Gebet zu intensivieren<br />

und Opfer zu bringen. Besinnen wir uns darauf,<br />

wer wir sein wollen, in der Nachfolge Christi. Versuchen wir<br />

zu erkennen, dass wir von Gott Beschenkte sind und diese<br />

Gaben auch weitergeben sollen. Stellen wir unser Handeln<br />

und Tun um.<br />

Nur so werden wir demütig und können wieder Empathie<br />

für jene Menschen empfinden, die kein Dach über dem Kopf<br />

haben, auf der Flucht sind, krank sind, in Not sind, und<br />

für alle, die unsere Hilfe benötigen. Unser Glaube, und die<br />

christliche Nächstenliebe sind die wesentlichen Triebkräfte<br />

für die Arbeit der <strong>Malteser</strong>. <strong>Die</strong>se gilt es zu sichern und zu<br />

erhalten, um Gottes Frieden in die Welt bringen zu können.<br />

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien und Freunden ein<br />

gesegnetes und friedvolles Osterfest. Feiern Sie es – im<br />

Bewusstsein dessen, wofür es steht.<br />

Norbert Salburg-Falkenstein<br />

Prokurator<br />

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IMPRESSUM<br />

Medieninhaber: Medieninhaber: Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden, Großpriorat Österreich, 1010 Wien,<br />

Johannesg. 2, Telefon: 01/512 72 44, E-Mail: richard.steeb@malteser.at. Chefredaktion: Katharina Stögner<br />

Mitarbeiter bzw. Autoren dieser Ausgabe: Manuel Weinberger, Edith Holzer, Richard Steeb, Martin<br />

Kratky, Georg Male, Prof. DDr.Hubert Ritt, Katharina Kiecol, Isaure Faivre d‘Arcier, Kathpress, Anton<br />

F. Gatnar, Isabella hartmann, Matthias Lammerhuber, Jan Ledochowski, Lukas Krupitza, Pavlo<br />

Titko, Henriette Blanckenstein, Angela Thierry, Markus L. Huber, Thomas Braun, Anne Schlumprecht,<br />

Sr Karin Weiler, Tita Andras, Christoph Cornaro, Hemma Zingerle, Georg Reichlin-Meldegg,<br />

Susanne Wick, Gottfried Kühnelt-Leddihn, H.C. Hanfeld, Richard Mischak. Fotos: iStockphoto.com,<br />

fotolia.com, Daniel Klein, <strong>Malteser</strong> International, MC, MALTESER Austria, BMEIA/Tatic, maltacamp,<br />

Georg Male, „Sonntag“, Emmerich Mädl Kurhaus Marienkron, SALK, Chris Lendl, Missio, Angela<br />

Thierry, Ines Freitag SPÖ Bezirksparteiorganisation Amstetten, Sr.Karin Weiler-Kardinal König<br />

Haus, Thomas Meyer, italic, Christian Mari, pixabay.com. Gestaltung: Karin Mayer, werbeproduktion.at,<br />

Wien. Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse 10–12, 1050 Wien. Offenlegung gemäß<br />

§25 Mediengesetz: Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und<br />

seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: 14. Februar <strong>2017</strong>. 54. Jahrgang,<br />

Ausgabe1/<strong>2017</strong><br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 3


MALTESERORDEN<br />

BAILLI FRA‘ DR. LUDWIG<br />

HOFFMANN-RUMERSTEIN<br />

STATTHALTER<br />

AD INTERIM<br />

Von Richard Steeb<br />

Großkomtur Bailli Fra‘ Dr. Ludwig Hoffmann-Rumerstein<br />

hat nach dem Amtsverzicht des Großmeisters am<br />

28. Jänner <strong>2017</strong> die Amtsgeschäfte des Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens als Interimistischer Statthalter<br />

übernommen. Er ist Österreicher, ein langjähriges Ordensmitglied<br />

des Großpriorates von Österreich und Mitglied<br />

des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes Austria.<br />

Amt des Stellvertreters des Großmeisters bis 2004 inne.<br />

In dieser Zeit unterstützte er den damaligen 78. Großmeister<br />

Fra‘ Andrew Bertie bei der Verwirklichungen der<br />

Ordens-Charismen, war verantwortlich für die Priorate<br />

und die Wallfahrten des Ordens sowie religiöser Oberer<br />

der Ordensmitglieder des 1. (Profess) und des 2. Standes<br />

(Oboedienz).<br />

Am 21. Jänner 1937 in Innsbruck geboren, studierte er<br />

nach der Matura Rechtswissenschaften sowie Philosophie<br />

an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom<br />

und wurde Rechtsanwalt in Innsbruck. 1970 trat er in<br />

den <strong>Malteser</strong>orden ein und war einer der Mitbegründer<br />

des Bereiches Tirol des MHDA. Sehr aktiv im ehrenamtlichen<br />

<strong>Die</strong>nst am Herrn Kranken wurde er 1977 bis 1979<br />

Bereichsleiter und von 1979 bis 1986 auch Vizekommandant<br />

des MHDA.<br />

1985 legte er nach der vorgesehenen Vorbereitungszeit<br />

die ersten Zeitlichen Gelübde zum Professritter ab,<br />

1988 die Ewige Profess, mit der er sich ganz dem Orden<br />

verschrieb. Bereits 1980 war Dr. Ludwig Hoffmann-Rumerstein<br />

in das Kapitel des Großpriorates von Österreich<br />

berufen worden und gehörte er diesem bis 2008<br />

an. 1984 erstmals auch Mitglied im Souveränen Rat,<br />

gehörte er der Ordensregierung bis 2004 durchgehend<br />

an. 1994 zum Großkomtur gewählt, hatte er dieses hohe<br />

Im Mai 2014 wurde Bailli Fra‘ Dr. Ludwig Hoffmann-<br />

Rumerstein nach einer zehnjährigen Pause, in der er von<br />

2008 bis 2012 Mitglied des Kapitels des Großpriorates<br />

Lombardei-Venetien war, wiederum zum Großkomtur gewählt.<br />

Seine Aufgabe als Statthalter ad Interim ist es nun, den<br />

Großen Staatsrat, bei dem ein neuer Großmeister oder<br />

Großmeister-Statthalter zu wählen ist, einzuberufen<br />

und die laufenden Geschäfte des Ordens bis zur Ende der<br />

Vakanz zu führen.<br />

Zusammen mit dem Päpstlichen Sonderdelegaten wird er<br />

die aktuellen religiösen Aspekte des Ordens beleuchten<br />

und mögliche notwendige Reformen anstoßen. Statthalter<br />

ad Interim Bailli Fra‘ Dr. Ludwig Hoffmann-Rumerstein ist<br />

auf Grund seiner langjährigen Erfahrung ein Garant dafür,<br />

dass diese Schritte in Besonnenheit und gemäß der Verfassung<br />

und des Codex des Ordens gesetzt werden.<br />

4<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


MALTESERORDEN<br />

AMTSVERZICHT<br />

DES 79. GROSSMEISTERS<br />

FRA‘ MATTHEW FESTING<br />

Von Richard Steeb<br />

Am 24. Jänner <strong>2017</strong> verzichtete Fra‘ Matthew Festing,<br />

der auf Lebenszeit vom Großen Staatsrat 2008 gewählte<br />

79. Fürst und Großmeister unseres Ordens, während<br />

einer Audienz beim Heiligen Vaters auf sein Amt. Am<br />

25. Jänner nahm der Heilige Vater die Resignation entgegen<br />

und dankte Fra‘ Matthew für seine Treue und Hingabe<br />

gegenüber dem Nachfolger Petri und seine Bereitschaft,<br />

demütig zum Besten des Ordens und der Kirche<br />

zu dienen.<br />

Der Amtsverzicht des Großmeisters wurde vom Souveränen<br />

Rat (der Ordensregierung) am 28. Jänner<br />

<strong>2017</strong> ratifiziert. Wie in der Ordensverfassung vorgesehen,<br />

übernahm am selben Tag der bisherige Großkomtur,<br />

Bailli Fra‘ Dr. Ludwig Hoffmann-Rumerstein, als<br />

Interimistischer Statthalter die Führung des Ordens. Am<br />

8. Dezember 2016 wurde mangels rechtlicher Grundlage<br />

Bailli Albrecht Freiherr von Boeselager wieder in<br />

sein Amt eingesetzt.<br />

Dem Amtsverzicht waren Differenzen zwischen dem<br />

Großmeister und dem Großkanzler des Ordens, Bailli<br />

Albrecht Freiherr von Boeselager, vorausgegangen, die<br />

in einer Abberufung des Großkanzlers am 8. Dezember<br />

2016 mündeten. <strong>Die</strong>se geschah offenbar in enger Abstimmung<br />

mit Kardinal Raymund Leo Burke, dem Kardinalpatron<br />

des Ordens.<br />

Albrecht Freiherr von Boeselager berief gegen diese<br />

Entscheidung und die Bestellung eines Nachfolgers im<br />

Amt. Er teilte mit, dass er sich nichts zu Schulden habe<br />

kommen lassen und seine Abberufung nicht verfassungskonform<br />

sei.<br />

<strong>Die</strong>se Vorgänge in der Ordensregierung und die dadurch<br />

ausgelöste Krise führten zu einer großen Medienpräsenz,<br />

welche wir für unsere weltweiten karitativen<br />

Aktivitäten oft gerne hätten.<br />

Klarheit in die Vorgänge und ihre Rechtmäßigkeit brachte<br />

schließlich eine von Papst Franziskus noch vor Weihnachten<br />

2016 eingesetzte Kommission. Sie legte bereits<br />

am 23. Jänner <strong>2017</strong> dem Heiligen Vater ihren Bericht<br />

vor. Papst Franziskus empfing am nächsten Tag den<br />

Fürsten und Großmeister in einer Audienz, bei der der<br />

Großmeister dann – einem Wunsch des Heiligen Vaters<br />

entsprechend – seinen Rücktritt erklärte.<br />

Am 2. Februar <strong>2017</strong> ernannte der Heilige Stuhl Erzbischof<br />

Msgr. Giovanni Angelo Becciu zum Päpstlichen<br />

Sonderbeauftragten beim Orden. Er wurde beauftragt, in<br />

enger Zusammenarbeit mit dem Interimistischen Statthalter<br />

zu einer moralischen und spirituellen Erneuerung<br />

des Ordenslebens, insbesondere der Professritter, beizutragen,<br />

wobei die Souveränität des Ordens in vollem Umfang<br />

gewahrt werden soll.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 5


MALTESERORDEN<br />

Jede Krise ist auch eine Chance.<br />

<strong>Die</strong> Chance besteht darin, die<br />

gemachten Fehler zu erkennen und sie<br />

nicht zu wiederholen!<br />

Für den 29. April <strong>2017</strong> wurde durch den Interimistischen<br />

Statthalter der Große Staatsrat einberufen, bei dem ein<br />

neuer Großmeister oder ein Großmeister-Statthalter gewählt<br />

werden wird.<br />

Es ist zu hoffen, dass unser Orden die Chance ergreift und<br />

hiernach augenscheinlich notwendige Veränderungen der<br />

Verfassung unseres Ordens in einem Generalkapitel, der<br />

obersten Ordensversammlung, beschlossen werden.<br />

Wie unser Prokurator betont hat, wird es auch weiterhin<br />

unsere Aufgabe im Großpriorat von Österreich und in<br />

seinen karitativen Werken sein, uns für den Glauben und<br />

die „Herren Kranken“ einzusetzen und zu versuchen,<br />

das Leid und die Not etwas geringer und erträglicher zu<br />

machen. <strong>Die</strong>s getreu den göttlichen Geboten, geleitet<br />

von der Lehre der Kirche sowie auf Basis unserer Ordensverfassung<br />

und unseres Codex.<br />

ES WURDE GETWITTERT …<br />

6<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


IMFOKUS<br />

MALTESER HELFEN!<br />

DORT, WO NOT IST.<br />

Seit mehr als 900 Jahren leisten die <strong>Malteser</strong> <strong>Die</strong>nst an Bedürftigen, Armen und Kranken. Sie helfen aus Nächstenliebe,<br />

barmherzig, mit professionellem Fachwissen, qualitätvoll und achtsam, in Ehren- und Hauptamt, dabei nicht auf ihre<br />

Spiritualität vergessend. Und sie helfen mit Freude, weil sie ihre Arbeit erfüllt und dankbar macht.<br />

Von Katharina Stögner<br />

In ganz Österreich sind rund 2.200 <strong>Malteser</strong> ehrenamtlich<br />

tätig. Sie stellen viele Stunden ihrer Freizeit unentgeltlich<br />

in den <strong>Die</strong>nst am Nächsten. Neben persönlichen<br />

Besuchs- und Betreuungsdiensten für behinderte, alte<br />

und kranke Menschen sowie der Arbeit mit Menschen<br />

ohne festen Wohnsitz veranstalten sie Ausflüge, Wallfahrten<br />

und internationale Sommercamps für jüngere<br />

Menschen mit Handicap (<strong>2017</strong> in Salzburg, mehr auf<br />

Seite 10). Sie erbringen Sanitäts- und Rettungsdienste,<br />

kümmern sich um die Verpflegung Obdachloser und<br />

unterstützen die Integrations- und Flüchtlingshilfe. Für<br />

Menschen mit Behinderung und nicht mobile Menschen,<br />

die einsam und allein sind, organisieren sie Ausflüge, gemeinsame<br />

Kaffeejausen oder abwechslungsreiche Museums-,<br />

Theater- und Konzertbesuche.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> schenken behinderten und hilfsbedürftigen<br />

Menschen Freude. Ehrenamtlich<br />

tätige Mitglieder organisieren<br />

sonntags Hl. Messen<br />

mit anschließender Kaffeejause,<br />

veranstalten Ausflugsfahrten<br />

per Bus und besuchen<br />

ehemalige Obdachlose,<br />

diese unterstützen sie auch<br />

im Zuge von Amtswegen,<br />

Erledigungen, Arztbesuchen<br />

oder Behandlungszyklen.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 7


IMFOKUS<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> unterstützen behinderte<br />

und einsame Menschen bei ihren alltäglichen<br />

Verrichtungen. Der Schwerpunkt<br />

liegt auf regelmäßigen Besuchsdiensten<br />

in Pflegeheimen, Seniorenresidenzen,<br />

privaten Wohnungen, Hospizen und<br />

der lebenslangen Begleitung durch die<br />

immer gleiche Besucherin. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong><br />

übernehmen Arztbesuche und Besorgungen<br />

für die betreuten Personen bzw.<br />

begleiten sie bei deren Erledigungen.<br />

<strong>Malteser</strong> kümmern sich ehrenamtlich um HIV-positive und an AIDS<br />

erkrankte Menschen. Angesichts der Auswirkungen einer HIV-Infektion<br />

auf das Leben des Einzelnen ist die Aufrechterhaltung der Lebenssouveränität<br />

der Betroffenen grundlegend. Wir fragen nicht nach Schuld<br />

oder Unschuld, sondern versuchen durch den Aufbau einer persönlichen<br />

Beziehung mit den Betroffenen einen Weg aus Not und Vereinsamung zu<br />

finden.<br />

www.malteser.or.at • www.malteser.at<br />

<strong>Malteser</strong> Care ist ein auf Gemeinnützigkeit ausgerichtetes Unternehmen, das in fast allen Bundesländern<br />

in Österreich mit einem professionellen Case and Care Management Hilfe für pflegebedürftige<br />

Menschen aller Pflegestufen zu Hause organisiert. So können die Betroffenen im gewohnten Umfeld und<br />

im Kreis ihrer Familie stundenweise oder im Rahmen einer 24-Stunden-Betreuung bis zuletzt optimal<br />

versorgt werden. <strong>Malteser</strong> Care bietet diese Betreuung auch für kranke und pflegebedürftige Kinder und<br />

Jugendliche an. Deren Eltern und Geschwister können dabei weiterhin mit dem Kind oder Jugendlichen<br />

im Familienverband zusammenwohnen. Zusätzlich unterstützt das Case and Care Management die Angehörigen,<br />

indem es sich um organisatorische Fragen und eine etwaige psychologische Betreuung kümmert.<br />

www.malteser care.at<br />

8<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


IMFOKUS<br />

Das Haus Malta ist der Senioren-Sitz der <strong>Malteser</strong>, hier bieten die <strong>Malteser</strong> jedem Bewohner die<br />

bestmögliche Betreuung und Pflege, nach den neuesten pflegewissenschaftlichen Methoden. Der<br />

besondere Fokus liegt darauf, auf die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Bewohners einzugehen<br />

und so ein spezifisches, den jeweiligen Bedürfnissen angepasstes Programm erstellen zu<br />

können. Das Haus Malta ermöglicht nicht nur „Wohnen wie zuhause“, sondern bietet gleichzeitig<br />

eine liebevolle Pflege, Betreuung, sodass ältere Menschen eine würdevolle Begleitung im Sinne<br />

der christlichen Gemeinschaft und Nächstenliebe erfahren können.<br />

www.hausmalta.at<br />

Bei den <strong>Malteser</strong>n ist es möglich, im<br />

Rahmen der ehrenamtlichen Tätigkeit<br />

eine Palliativausbildung zu absolvieren.<br />

Mensch mit lebensverkürzenden<br />

Erkrankungen wird dadurch<br />

ein würdiges und qualitätvolles Leben<br />

ermöglicht. Außerdem helfen die<br />

<strong>Malteser</strong> den Angehörigen in der Zeit<br />

der Pflege und des Abschiednehmens.<br />

<strong>Malteser</strong> mit Palliativausbildung (siehe<br />

Seite 45) sind beispielsweise auf<br />

der Palliativstation des Wiener Wilhelminenspitals,<br />

bei <strong>Malteser</strong> Care,<br />

im Haus Malta und im Krankenhaus<br />

St. Elisabeth tätig.<br />

www.malteser.or.at/werke/mpd<br />

Mit der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe als Betreiber des HILDE UMDASCH<br />

HAUSES wurde erstmals in Österreich ein völlig neuartiges Pflege- und<br />

Betreuungskonzept realisiert. Das Haus bietet Platz für zehn Kinder, Jugendliche<br />

und junge Erwachsene mit einer lebensverkürzenden Diagnose,<br />

bei denen hochkomplexer Pflegebedarf gegeben ist. <strong>Die</strong> Mitarbeiter/innen<br />

der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe ermöglichen, dass das Hilde Umdasch Haus ein<br />

Ort der Geborgenheit, Ruhe, Entspannung, Begleitung, der Würde, aber<br />

vor allem auch des Lebens ist.<br />

www.hildeumdaschhaus.at • www.malteser-kinderhilfe.at<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 9


IMFOKUS<br />

22. BIS 29. JULI IN SALZBURG: JUGENDTREFFEN<br />

DER MALTESER FÜR JUGENDLICHE MIT HANDICAP<br />

MIT RUND 500 TEILNEHMERINNEN<br />

UND TEILNEHMERN AUS 25 LÄNDERN<br />

DAS INTERNATIONALE<br />

MALTESER SOMMERCAMP<br />

KEHRT <strong>2017</strong> NACH<br />

ÖSTERREICH ZURÜCK!<br />

SALZBURG <strong>2017</strong><br />

SALZBURG <strong>2017</strong><br />

SALZBURG <strong>2017</strong><br />

SALZBURG <strong>2017</strong><br />

Das Internationale <strong>Malteser</strong> Sommercamp (IMS) ist eine echte österreichische Erfindung. Seit 1984 bringt es jedes Jahr<br />

eine Vielzahl junger Menschen mit Behinderung zu einer gemeinsamen Woche voller Erlebnisse, Aktivität und Gemeinschaft<br />

zusammen. <strong>Die</strong>ses Jahres-Highlight im <strong>Malteser</strong>-Kalender findet heuer wieder in Österreich, konkret in Salzburg,<br />

statt. Dabei ist es auch ein Ziel, gemeinsam mit der Stadt Salzburg das Bewusstsein für die besonderen Bedürfnisse<br />

junger Menschen mit Behinderung in Salzburg und Umgebung zuzu verstärken. Spenden werden nach wie vor benötigt<br />

– das <strong>Malteser</strong> Sommercamp freut sich über Ihre Unterstützung!<br />

Von Martin Kratky<br />

Das Internationale <strong>Malteser</strong> Sommercamp (IMS) ist seit<br />

1984 ein jährliches Highlight für viele junge Menschen<br />

mit Behinderung. „<strong>Die</strong> Woche setzt vor allem auf das Erleben<br />

einer großen Gemeinschaft und das Knüpfen vieler<br />

neuer Kontakte. Außerdem bietet das IMS eine Zeit<br />

voller intensiver Erlebnisse, die für unsere jungen Gäste<br />

in ihrem Alltag sonst nur schwer zugänglich sind – vor<br />

allem auch auf Grund ihrer Behinderung“, so Stephan<br />

Mühlmann, Einsatzleiter „IMS <strong>2017</strong>“ bei den MALTE-<br />

SERN in Österreich.<br />

Das IMS ist dabei eine echte österreichische Erfindung:<br />

1984 fand erstmals ein Sommercamp (IMS) in Öster-<br />

reich statt, ein weiteres im Stift Melk folgte einige Jahre<br />

danach. Zuletzt wurde 2008 die von den österreichischen<br />

MALTESERN organisierte gemeinsame Woche in Stams<br />

zu einem vollen Erfolg.<br />

Größtes Jugendtreffen in Salzburg<br />

Das Sommercamp <strong>2017</strong> (www.maltacamp<strong>2017</strong>.at) findet<br />

in Salzburg statt. Mit ihrem internationalen, offenen<br />

Flair bietet die Stadt den perfekten Rahmen für die<br />

besonderen Bedürfnisse der jungen Menschen. <strong>Die</strong> Stadt<br />

Salzburg wurde außerdem erst im Jahr 2012 durch die Europäische<br />

Kommission mit dem „Access City Award“ als<br />

behindertenfreundlichste Stadt Europas ausgezeichnet.<br />

10<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


<strong>Die</strong> Teilnehmerinnen und Teilnehmer verbringen hier<br />

mit ihren Betreuerinnen und Betreuern eine unvergessliche<br />

Woche mit verschiedensten gemeinsamen Aktivitäten.<br />

Dadurch erfahren sie neue Lebensfreude, tanken<br />

Energie und finden neuen Mut für ihren Alltag. „Wir peilen<br />

mit 500 Personen, darunter rund 150 Rollstuhlfahrerinnen<br />

und -fahrern, einen neuen Teilnehmerrekord<br />

an“, so Stephan Mühlmann. <strong>Die</strong> Unterbringung erfolgt in<br />

zentrumsnahen Schulen, die auf Grund der Sommerferien<br />

leer stehen. Eine Reihe von Kooperationspartnern,<br />

z.B. das Österreichische Bundesheer für die benötigten<br />

Schlafstätten sowie mehrere Sponsoren für Verpflegung<br />

und Infrastruktur leiste wesentliche Beiträge zum Zustandekommen<br />

dieser Initiative.<br />

„Zusätzlich erweitern wir diesmal den Fokus um eine wesentliche<br />

Facette: Wir wollen im Rahmen des Sommercamps<br />

auch das allgemeine Bewusstsein für die Situation<br />

von Menschen mit Behinderung und Barrierefreiheit im<br />

öffentlichen Raum fördern. Wir sprechen derzeit mit einer<br />

Reihe von Kooperationspartnern, um über die reine<br />

Aktionswoche hinaus auch einen breiten Dialog anzustoßen<br />

und damit die Public Awareness zu fördern.“ So kann<br />

etwa ein Popup Store in einer belebten Salzburger Einkaufsstraße<br />

die Sichtbarkeit des Sommercamps und der<br />

wohltätigen Arbeit der MALTESER weiter erhöhen. Auch<br />

von Salzburger Kaufleuten gibt es bereits viele Zusagen,<br />

zum Gelingen des Sommercamps beizutragen.<br />

Das Programm:<br />

Berge, Sport und gemeinsame Ausflüge<br />

Geplant sind u.a. Aktivitäten wie die gemeinsame Erkundung<br />

von Salzburg und Umgebung, eine Eröffnungsmesse<br />

im Salzburger Dom mit Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck<br />

Ocist, Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten und<br />

in die umgebenden Berge sowie diverse sportliche Aktivitäten.<br />

Einen Höhepunkt wird jedenfalls ein Konzert<br />

in Kooperation mit den Salzburger Festspielen bilden.<br />

Ein beliebter Fixpunkt jedes Sommercamps ist zudem<br />

die abends stattfindende legendäre Disco – auch dies ein<br />

Vergnügen, das für junge Menschen mit Behinderung im<br />

Alltag oft nur sehr eingeschränkt möglich ist.<br />

www.maltacamp<strong>2017</strong>.at<br />

www.facebook.com/malteser.austria/<br />

So können Sie das <strong>Malteser</strong> Sommercamp unterstützen<br />

Das Internationale <strong>Malteser</strong> Sommercamp ist auf Spenden angewiesen. „Wir rechnen mit einem finanziellen Gesamtaufwand<br />

von rund 500.000 Euro“, so Stephan Mühlmann, „Bis dato sind wir erst zum Teil ausfinanziert. <strong>Die</strong> MALTESER<br />

freuen sich daher über jede Zuwendung. Informationen dazu finden Sie auf der Website www.maltacamp<strong>2017</strong>.at.“<br />

<strong>Die</strong> Bankverbindung lautet: Schoellerbank AG, IBAN: AT57 1920 0615 2372 3243, BIC: SCHOATWW<br />

Sie können Ihre Spenden an den <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst steuerlich absetzen.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 11


VORBILDER<br />

„... ICH KÖNNTE<br />

STUNDENLANG ERZÄHLEN ...“<br />

Im Gespräch mit Hanna Paradeiser, einem langjährigen Mitglied des <strong>Malteser</strong> Betreuungsdienstes.<br />

Vier Jahrzehnte lang war Hanna Paradeiser im <strong>Malteser</strong><br />

Betreuungsdienst (MBD) aktiv, darüber möchte ich mit<br />

ihr sprechen. Was hat sie bewegt, was hat sie erlebt in<br />

diesen vielen Jahren, welche Begegnungen haben sie geprägt?<br />

Als ich die knapp 97-jährige um ein Treffen bitte,<br />

sagt sie sofort zu. „Gehen kann ich nicht mehr gut, aber<br />

der liebe Gott hat mir bis ins hohe Alter mein klares Hirn<br />

und mein Gedächtnis gelassen, wohl damit ich erzählen<br />

kann.“ Schon unser Telefonat ist inhaltlich wie zeitlich<br />

recht ausgiebig, wir springen angeregt von Thema zu<br />

Thema.<br />

Ähnlich dann unser Gespräch einige Tage später. Das mit<br />

einer kurzen Schrecksekunde<br />

beginnt, denn<br />

als Hanna Paradeiser<br />

mir die Tür öffnen will,<br />

stürzt sie im Vorzimmer<br />

und muss sich erst<br />

mühsam aufrichten, bevor sie mich einlassen kann. Doch<br />

kein Klagen ist zu hören, sondern energische Selbstkritik:<br />

„Ich bin so etwas von dumm, hätte eben besser aufpassen<br />

sollen.“ Klein und etwas gebeugt steht sie vor mir<br />

und wirkt etwas gebrechlich, aber umso lebhafter spricht<br />

sie und strahlt mich aus wachen, fröhlichen Augen an.<br />

„Ich habe ja so viel erlebt, ich könnte stundenlang erzählen.“<br />

Bremsen soll ich sie, wenn es zu viel wird. Aber dazu<br />

besteht kein Anlass, zu fesselnd sind ihre Schilderungen.<br />

Langjährige Mitarbeiterin im MBD ...<br />

Über den MBD reden wir dann beinahe am wenigsten.<br />

Es scheint ihr gar nicht zu behagen, ihre Leistungen<br />

auszubreiten, als viel zu selbstverständlich empfindet<br />

sie es wohl, anderen beizustehen und zu helfen. „Ich<br />

bin viele Jahre lang jede Woche unterwegs gewesen zu<br />

Schützlingen in ganz Wien, immer neue Gegenden habe<br />

ich kennengelernt. Alles mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

natürlich.“ Näheren Kontakt zu den <strong>Malteser</strong>n erhält<br />

sie über ihre Töchter, die zu den frühen Mitgliedern<br />

des MHDA zählen, und ihre verstorbene Schwester Zita<br />

Thanner, die damals im MBD tätig ist. „Ich war sogar<br />

dreimal mit in Lourdes und habe im Zug gekocht, in einem<br />

gewöhnlichen Coupé war das kein einfaches Unterfangen.<br />

Beim MBD habe ich mich darauf konzentriert,<br />

die Menschen zu besuchen und mit ihnen zu reden. Das<br />

war nach meinem Empfinden das Wichtigste, denn die<br />

meisten haben eine regelmäßige Ansprache vermisst. <strong>Die</strong><br />

Heimhilfen erledigen zwar alle notwendigen Haushalts-<br />

„Unser Vater war ein Vorbild in jeder Hinsicht, und es<br />

war sicher prägend für uns Kinder, dass er aufrecht und<br />

sehenden Auges sein Leben für seinen Glauben und seine<br />

politische Überzeugung riskiert hat.“<br />

Von Georg Male<br />

und Pflegearbeiten, aber<br />

sie führen keine Gespräche.<br />

Doch die Menschen<br />

möchten ihre Lebensund<br />

Leidensgeschichte<br />

loswerden.“<br />

Vier Jahrzehnte bleibt sie dem MBD treu, drei Leiterinnen<br />

– die Gründerin Gabrielle Thun-Hohenstein, deren<br />

Schwiegertochter und Nachfolgerin Marilda Thun-Hohenstein<br />

und zuletzt Angela Thierry – erlebt sie und damit<br />

einen Großteil der Geschichte des 1964 gegründeten<br />

Werks. Doch vor einigen Jahren musste sie ihren <strong>Die</strong>nst<br />

aufgeben. „Ich hatte mir einen Schenkelhalsbruch zugezogen<br />

und konnte nicht mehr Straßenbahn fahren. Damit<br />

war es mit den regelmäßigen Besuchen leider vorbei.<br />

Aber in die Schulen gehe ich immer noch!“<br />

... und aktive Zeitzeugin<br />

Und damit sind wir bei ihrem zweiten Herzensanliegen:<br />

Zeitzeugin zu sein für fast ein Jahrhundert bewusst erlebter<br />

Geschichte. Im Vordergrund steht dabei die Zeit<br />

12<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


VORBILDER<br />

des Nationalsozialismus, den die 1920 Geborene schon<br />

sehr bewusst – und buchstäblich am eigenen Leib – erlebt.<br />

Ihr Vater, der Jurist und Nationalökonom Hans<br />

Karl Zeßner-Spitzenberg, wird bereits wenige Tage nach<br />

dem Anschluss von der Gestapo verhaftet und nach einigen<br />

Monaten Gefangenschaft in Wien in das KZ Dachau<br />

überstellt, wo er bereits am 1. August 1938 infolge<br />

schwerer Misshandlungen und barbarischer Haftbedingungen<br />

stirbt. Hans Karl Zeßner-Spitzenberg, tiefgläubiger<br />

Katholik und glühender Österreicher, hatte aus seiner<br />

Ablehnung der nationalsozialistischen Ideologie kein<br />

Hehl gemacht und sich auch als Professor an der Universität<br />

für Bodenkultur (einem „Nazinest“, wie es Hanna<br />

Paradeiser ausdrückt) sehr offen zu seiner Einstellung<br />

bekannt. Er weiß selbst, dass ihm mit dem Einmarsch<br />

Hitlers in Österreich große Gefahr droht. Seine Tochter<br />

erinnert sich: „Nach der berühmten Radioansprache<br />

Kurt Schuschniggs am 11. März 1938 hat er sich mit uns<br />

allen niedergekniet und den Schmerzhaften Rosenkranz<br />

gebetet.“<br />

Regelmäßige Vorträge in Schulen<br />

„Unser Vater war ein Vorbild in jeder Hinsicht, und es<br />

war sicher prägend für uns Kinder, dass er aufrecht und<br />

sehenden Auges sein Leben für seinen Glauben und seine<br />

politische Überzeugung riskiert hat.“ Und das möchte<br />

sie weitergeben: „<strong>Die</strong> Jungen können sich ja heute überhaupt<br />

nicht vorstellen, wie es ist, wenn man nie offen<br />

sprechen kann und jedem misstrauen muss, wenn man<br />

dem Staat vollkommen ausgeliefert ist.“ Deshalb geht sie<br />

regelmäßig in Schulen und berichtet dort über ihr Leben<br />

und ihre Erlebnisse. „Ich beobachte immer, ob die Jugendlichen<br />

zu schwätzen beginnen oder mit ihren Handys<br />

herumspielen – doch sie hören jedes Mal mit großen<br />

Augen hoch konzentriert zu.“ Das wundert einen nicht,<br />

denn sie schildert ausgesprochen lebendig und plastisch.<br />

Trotz der langen Zeit, die seit dem Krieg vergangen ist,<br />

erinnert sie sich an unzählige Details, die sie sehr präzise<br />

wiederzugeben vermag.<br />

Vieles erzählt sie mir, dessen Wiedergabe den Rahmen<br />

dieses Berichts jedoch sprengen würde. Sie spricht von<br />

den Schwierigkeiten, vor die sich die Familie nach der<br />

Verhaftung und dem Tod des Vaters gestellt sieht, in<br />

wirtschaftlicher Hinsicht ebenso wie in menschlicher.<br />

Den ständigen Hausdurchsuchungen während der Haftzeit<br />

des Vaters. Den abgebrochenen Studien der älteren<br />

Schwestern und ihrer eigenen unfreiwilligen Tätigkeit<br />

als Erzieherin im Kinderheim der Stadt Wien für schwer<br />

erziehbare Buben. Es ist eine Art Strafeinsatz, denn als<br />

Kindergärtnerin wird sie mit ihrem familiären – und<br />

ideologischen – Hintergrund nicht aufgenommen. Sie<br />

erzählt vom Tod ihres Bruders Heinrich in Stalingrad<br />

und dem tödlichen Autounfall ihrer Schwester Maria bei<br />

einem Caritas-Kindertransport kurz nach dem Krieg in<br />

Belgien. Der Angst vor den Russen, als diese das ganze<br />

Haus polternd durchsuchen – und das Versteck, in dem<br />

sie mit Mutter, Schwestern und Nachbarinnen bange<br />

wartet, letztlich nicht finden.<br />

Sie erzählt aber auch vom Jugendrosenkranzfest im Wiener<br />

Stephansdom am 7. Oktober 1938, zu dem Kardinal<br />

Innitzer eingeladen hatte. „Nachdem er dazu aufgerufen<br />

hatte, bei der Volksabstimmung im April für den Anschluss<br />

zu stimmen, hatte er unsere Herzen verloren“,<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 13


MALTESERSPIRITUELL<br />

erinnert sich Hanna Paradeiser. „Dennoch sind wir<br />

der Mundpropaganda – anders konnte man so einen<br />

Anlass damals ja nicht kommunizieren – gefolgt und<br />

voll Neugier zum Dom aufgebrochen. Der war dann<br />

– anders als erwartet – mit rund 7.000 Jugendlichen<br />

übervoll, man hatte nur 300 Gebetstexte vorbereitet.<br />

Und alle waren derart andächtig, so etwas hat<br />

der Dom davor noch nie gesehen.“ Auch der Kardinal<br />

habe eine Ansprache gehalten und ganz offen davon<br />

gesprochen, dass er zu seinem Aufruf gedrängt und<br />

mit falschen Versprechungen getäuscht worden sei.<br />

Eine offene Provokation – die am nächsten Tag bekanntlich<br />

zu einer Verwüstung des erzbischöflichen<br />

Palais durch die HJ führen würde.<br />

„Mit dieser Offenheit und diesem Mut hat der Kardinal<br />

bewirkt, dass ihm unsere Herzen sofort wieder<br />

zugeflogen sind. Draußen vor dem Dom gab es dann<br />

Sprechchöre ‘Wir wollen unseren Bischof sehen’, natürlich<br />

in Anspielung auf die Naziparole ‚Wir wollen<br />

unseren Führer sehen’ – bis der Kardinal uns alle gebeten<br />

hat, in Ruhe nach Hause zu gehen. Das haben<br />

wir dann auch getan – in absoluter Hochstimmung.<br />

<strong>Die</strong>ser Abend war eines der größten Erlebnisse meines<br />

Lebens.“<br />

Und was erzählt sie ihren jungen Zuhörerinnen und<br />

Zuhörern als Fazit dieser Zeit? Hanna Paradeisers<br />

Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Dass<br />

wir unendlich viel gelernt haben; dass man dankbar<br />

sein muss für das, was man hat – sein Leben, ein Dach<br />

über dem Kopf, etwas zu essen; dass man bescheiden<br />

sein soll und selbst in kargen Zeiten immer noch etwas<br />

verschenken kann; und dass man für andere da<br />

sein muss. Das ist mir ein Leben lang geblieben, und<br />

das habe ich auch versucht, meinen Kindern und Enkeln<br />

weiterzugeben.“<br />

SERIE<br />

DIE ACHT ELENDE:<br />

DIE ACHT SELIGPREISUNGEN<br />

SELIG DIE<br />

TRAUERNDEN,<br />

LIEB-LOSIGKEIT<br />

Unter den acht Elenden, gegen die der <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden ankäm<br />

<strong>Die</strong> Philosophen und Theologen definieren das Böse als die „Abwe<br />

Gegensatz zur Liebe nicht der Hass, sondern die Lieb-losigkeit.<br />

SIE WERDEN GE-<br />

TRÖSTET WERDEN“<br />

(MT 5,4)<br />

In der Darstellung des Endgerichts zählt Jesus keine einzelnen<br />

Sünden auf, die zur Verdammung führen, sondern<br />

er gibt die Unterlassung der Werke der Barmherzigkeit,<br />

also Lieb-losigkeit, als Grund zur Verurteilung an. Eindringlich<br />

ist auch das Gleichnis vom Prasser und dem<br />

armen Lazarus. In den Augen der damaligen wie der<br />

heutigen Welt wäre der reiche Mann durchaus als „anständiger“<br />

Mensch durchgegangen, denn „er hat nicht gemordet,<br />

nicht gestohlen und nicht geraubt“. Doch in<br />

seiner Beschränktheit auf die eigene „Wellness“ hat er den<br />

armen Lazarus unter seinem Tisch nicht einmal bemerkt.<br />

Von Univ.-Prof. DDr. Hubert Ritt, Pfarrer in Wien-Grinzing<br />

Alles kann, wer glaubt! Woran? Was längst der Prophet<br />

verheißen hat (Jes 61,1), dass „Gott den Messias sendet,<br />

um den Armen die Frohe Botschaft zu bringen, um diejenigen<br />

zu heilen, die gebrochenen Herzens sind, und um<br />

die Gefesselten zu befreien…“. Glaubst du an dieses Gotteswort?<br />

Wenn „ja“, dann wird sich dein Herz für die beglückende<br />

Botschaft Jesu öffnen , dass „das Reich Gottes“<br />

schon „jetzt“ anbricht (vgl. Mk 1,14), und dass dein ganzes<br />

Leben in der Liebe Gottes geborgen ist. <strong>Die</strong> Entscheidung<br />

liegt an dir:<br />

Absolutes Fehlen von Liebe ist Hölle<br />

Schriftsteller wie Charles Dickens oder Victor Hugo beschreiben<br />

in ihren Romanen zwar pathetisch, damit aber<br />

aufrüttelnd, welches Elend Lieblosigkeit hervorruft. Nach<br />

der Lehre aller Religionen ist der Ort, an dem es absolut<br />

keine Liebe gibt – und das für alle Ewigkeit –, die Hölle.<br />

<strong>Die</strong> Konzentrations- und Vernichtungslager unserer Welt<br />

lassen ahnen, dass eine solche Glaubenslehre durchaus<br />

realistisch ist, falls mit dem Tod des Menschen die Freiheit<br />

der Person nicht enden sollte.<br />

Wenn du dich felsenfest der Frohbotschaft Jesu anvertraust<br />

– das heißt: „wenn du glaubst“, dass Gott hundertprozentig<br />

an deiner Seite steht, dann kann dir die Bergpredigt<br />

Jesu zu einer unverzichtbaren Lebensorientierung<br />

werden. Wie einst Mose am „Berg der Gottbegegnung“ auf<br />

die „zehn Worte (Gebote) Gottes“ (Ex 20,2-17; Dtn 5,6-21)<br />

verpflichtet wurde, so fordert dich Jesus in der Bergpredigt<br />

(Mt 5-7) auf, das dir aufgetragene Lebensschicksal zu<br />

bewältigen (Seligpreisungen Mt 5,3-12) und Handlungsimpulse<br />

anzunehmen, die aus der „Gnade“ Gottes möglich<br />

werden: Gottes „Gabe“ wird für dich zur „Aufgabe“, der Realität<br />

des Lebens aktiv zu begegnen.<br />

Nach christlichem Glauben hat der Sohn Gottes in seinem<br />

Todesleiden den Zustand der Hölle auf sich genommen,<br />

um sie mit seiner Liebe zu überwinden. Anders lassen sich<br />

die Schilderungen des Gebets Jesu in Gethsemane, bei<br />

Du wirst „jetzt“ seliggepriesen…<br />

<strong>Die</strong> drei ersten Seligpreisungen gehen auf den irdischen<br />

Jesus zurück (vgl. Lk 6,20-21). Sie sind keine Vertröstung<br />

dem<br />

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14<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


MALTESERSPIRITUELL<br />

von Tag zu Tag armseliger, ihr sozialer Niedergang ist vorprogrammiert.<br />

<strong>Die</strong> Ärmsten der Armen sind am meisten<br />

betroffen, wenn wir an die Umweltverschmutzung und an<br />

den Klimawandel denken, an den Wasservorrat, an die katastrophalen<br />

Zustände der Unterdrückung in zahlreichen<br />

politischen Systemen …<br />

auf die Zukunft, sondern „jetzt“ wird den Bettelarmen,<br />

den Hungernden und den Weinenden Gottes kraftvolle<br />

Zuwendung zugesprochen. Es handelt sich nicht um<br />

Wunschträume, die auf das Jenseits projiziert werden,<br />

sondern es geht um die unermesslich große Zahl derer,<br />

die „gegenwärtig“ von harten Schicksalsschlägen getroffen<br />

sind; es geht um die bitter leidenden Menschen; es sind<br />

diejenigen gemeint, die über das himmelschreiende Unrecht<br />

klagen, das hunderte Millionen bedrückt; der Blick<br />

ist auf die Verzweiflung derer gerichtet, die keine Lobby<br />

(politische Interessengruppe) hinter sich haben und deshalb<br />

nicht protestieren können; ja es ist das Elend gemeint,<br />

das niemand wahrhaben will, das in dieser so genannten<br />

hochzivilisierten Gesellschaft nicht zur Sprache kommt …<br />

Nicht morgen, sondern heute ist Gott mit dir …<br />

Wenn du nicht hundertprozentig davon überzeugt bist,<br />

dass Gott auf deiner Seite ist, würdest du auf der Schattenseite<br />

des Lebens alle Hoffnung aufgeben. Das Wort Jesu<br />

lautet: „Selig sind die Trauernden“. Es gibt wohl kaum eine<br />

radikalere Provokation als unsere Seligpreisung: Dir wird<br />

jetzt Gottes Heil zugesprochen, der du jetzt der Trauernde<br />

(Weinen-de) bist. <strong>Die</strong>se Seligpreisung steht im direkten<br />

Widerspruch zu den gesellschaftlichen Auffassungen der<br />

Antike, in der nur die „Reichen“ selig gepriesen werden.<br />

Und genauso ist es ist es immer noch. Zu diesem Urteil<br />

kommt der realistische Blick auf die weltweite soziale Ungerechtigkeit,<br />

die von Papst Franziskus in seiner Enzyklika<br />

„Laudato sí“ beschrieben wird. Große Teile der Weltbevölkerung<br />

sind zutiefst traurig, weil sie verwahrlost und misshandelt<br />

ihr Leben fristen müssen, ihre Lebensqualität wird<br />

Sie alle, die aus der Kraft ihres Gottesglaubens die<br />

Energie gewinnen, ihr unermessliches Leid – in großer<br />

Traurigkeit, aber im Gottvertrauen – ertragen zu können,<br />

ja die sogar unendlich viele Initiativen ergreifen, an einer<br />

besseren und gerechteren Welt mitzubauen, sie alle werden<br />

selig gepriesen. Sie dürfen ihren inneren Reichtum<br />

(Gegensatz von Armut) und ihre innere Freude (Gegensatz<br />

von Traurigkeit) daran erkennen, dass ihnen die grenzenlose<br />

Liebe Gottes zugesagt ist. <strong>Die</strong>ses Angebot Gottes –<br />

SEINE Liebe – ist imstande, sie vor dem Zusammenbruch<br />

zu retten und sie aus der Hoffnungslosigkeit herauszuholen.<br />

Sie setzen ihr Vertrauen „alternativlos“ auf die<br />

Treue Gottes und lassen sich niemals verwirren.<br />

„Ihnen gehört das Himmelreich“ (Mt 5,3.10) – „Sie<br />

werden getröstet werden“ (Mt 5,4)<br />

<strong>Die</strong> Seligpreisungen sind eingerahmt von der Verheißung<br />

des „Himmelreiches“. Jesus hat in Wort und Tat den Anbruch<br />

der Gottesherrschaft verkündet (Mt 3,2; 4,17). Denen,<br />

die stets – auch als Leidgeprüfte und Trauernde – auf<br />

Gottes Beistand vertraut haben, wird nun im Blick auf die<br />

Endzeit die unzerstörbare Gottesgemeinschaft zugesichert.<br />

<strong>Die</strong> endgültige Heilszusage folgt der Heilsbewährung.<br />

Es steht fest: Trost ist nicht weniger als Brot!<br />

• Wir sind noch nicht am Ende:<br />

Das ist der erste Trost dieser Tage.<br />

• Aber es wird ein Ende sein: Das ist der zweite Trost.<br />

• Und das Ende wird Gott sein:<br />

Das ist der alles überragende Trost aller unserer Tage.<br />

Gottes Solidarität mit den – auf Gott vertrauenden – Armen<br />

und Trauernden wird in einprägsamer Weise in der<br />

Beispielerzählung Jesu ausgedrückt, wenn er vom „reichen<br />

Mann und vom armen Lazarus“ spricht (Lk 16,19-<br />

31). <strong>Die</strong> unabänderliche Regel der Seligpreisung wird bestätigt:<br />

Der Trost Gottes wendet die Trauer zur Freude<br />

(vgl. Jes 40,1-2).<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 15


MALTESERWELTWEIT<br />

HOFFNUNG<br />

AUF EINE BESSERE ZUKUNFT<br />

Entführt, missbraucht, geflüchtet: Ein Lokalaugenschein von Isaure Faivre d’Arcier von <strong>Malteser</strong> International in Dohuk,<br />

einer Stadt in Nordirak, wo ISIS-Opfer zu überleben versuchen.<br />

Von Isaure Faivre d‘Arcier<br />

In der Nacht vom 3. August 2014 startete ISIS im Irak<br />

eine Offensive in den Dörfern der Sinjar-Region, westlich<br />

von Mossul. 5.000 Angehörige der religiösen Minderheit<br />

der Jesiden wurden getötet, tausende Frauen wurden<br />

als Sex-Sklavinnen entführt, Kinder und Jugendliche<br />

als ISIS-Kämpfer missbraucht. Rund 50.000 Menschen<br />

konnten fliehen und ließen alles zurück. <strong>Die</strong> meisten haben<br />

Zuflucht in Dohuk gefunden.<br />

Dohuk ist eine malerische Stadt, umgeben von Bergen<br />

und blühenden Feldern. Der Himmel ist während meiner<br />

gesamten Reise strahlend blau, die Luft klar. Fast könnte<br />

es ein schöner Ort sein, wenn nicht die vollen Flüchtlingslager<br />

und die vielen Militär-Check-Points an den<br />

Straßen immer wieder daran erinnern würden, dass der<br />

Krieg nicht weit weg ist. Genauer gesagt: 70 Kilometer.<br />

Dort liegt Mossul, eine umkämpfte Stadt, die in Teilen<br />

noch vom sogenannten Islamischen Staat (ISIS) besetzt<br />

ist und nun von den irakischen Truppen zurückerobert<br />

werden soll.<br />

3,3 Millionen Vertriebene<br />

<strong>Die</strong> Menschen haben auf der Flucht vor der Terrororganisation<br />

und den Kämpfen alles, was sie hatten, zurückgelassen.<br />

In acht Camps und vielen Dörfern im irakischen<br />

Kurdistan sind sie untergekommen. Das irakische<br />

Kurdistan ist eine autonome Region, die seit Beginn der<br />

Aufstände von ISIS im Sommer 2014 rund 3,3 Millionen<br />

intern Vertriebene aufgenommen hat. Ihnen hilft <strong>Malteser</strong><br />

International gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen<br />

bei ihrem Neuanfang.<br />

Im Camp Bersevi II treffe ich Fatima und ihre Familie.<br />

Ihre Familie, das sind ihr Mann und ihr fünf Jahre alter<br />

Sohn. <strong>Die</strong> meisten anderen Familienmitglieder leben<br />

nicht mehr. Ermordet von ISIS. <strong>Die</strong> 25-jährige Fatima<br />

hat nur knapp überlebt. Zehn Monate lang, erzählt sie<br />

mir, lebte sie als Sklavin, ohne Rechte und Freiheiten. Es<br />

war im August 2014, als sie, zusammen mit ihrem damals<br />

dreijährigen Sohn, aus dem Dorf Tell Samat in den<br />

Sinjar-Bergen im Irak von ISIS entführt wurde. <strong>Die</strong> Terrorgruppe<br />

kam in das Dorf und rief alle Einwohner zusammen.<br />

<strong>Die</strong> Männer wurden von den Frauen, Kindern<br />

und älteren Menschen getrennt.<br />

Verkauft und eingesperrt<br />

„Wir waren im Haus, als sie kamen. Sie brachten alle Männer<br />

in eine Grube und dann erschossen sie sie. Danach<br />

brachten sie uns Frauen und die Kinder nach Syrien“, berichtet<br />

Fatima mit leiser Stimme. Ihr Mann war an diesem<br />

Tag glücklicherweise nicht bei ihr. Das rettete ihm<br />

das Leben. Fünf Mal wurde Fatima in den kommenden<br />

16<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

zehn Monaten verkauft und nach Raqqa, in die syrische<br />

ISIS-Hochburg gebracht. Dort musste sie monatelang<br />

eingesperrt in einem Zimmer bleiben. Ihr einziger Trost:<br />

Ihr Sohn war immer bei ihr. Doch er wird schwer verletzt.<br />

Tiefe Narben zeichnen das kleine Gesicht des Fünfjährigen<br />

noch heute. Mit Kabeln wurde er geschlagen, weil er<br />

den Koran nicht auswendig konnte. Nach etwa zehn Monaten<br />

Gefangenschaft wurde Fatima für 1.000 US-Dollar<br />

freigekauft. Wie durch ein Wunder fand sie in Kurdistan<br />

ihren Mann wieder. Im Camp leben sie nun zusammen<br />

und in Sicherheit.<br />

„Cash for Work“-Programm<br />

Fatima ist eine von etwa 3.800 Frauen, die in den Flüchtlingslagern<br />

am sogenannten „Cash for Work“-Programm<br />

von <strong>Malteser</strong> International teilgenommen hat. „<strong>Die</strong> Menschen<br />

haben schreckliche Dinge erlebt, die sie kaum verarbeiten<br />

können. Wir versuchen sie zum einen psychisch<br />

zu stabilisieren und zum anderen auch zu beschäftigen,<br />

damit sie sich nicht isolieren. Sie müssen raus aus ihren<br />

engen Zelten und unter Menschen. Sie müssen sich austauschen<br />

und über das Erlebte reden. Und wenn wir dies<br />

auch noch damit verbinden können, dass die Menschen<br />

etwas lernen und Geld verdienen können, umso besser“,<br />

sagt Stefanie Heil, Länderkoordinatorin von <strong>Malteser</strong> International.<br />

Eine Woche lang wurde Fatima in Themen wie Hygiene,<br />

Wasser und gesunde Ernährung geschult. Mit dem neuerworbenen<br />

Wissen hat sie ihre Familie und Nachbarn<br />

unterrichtet und somit die Lebensbedingungen in den<br />

Camps wesentlich verbessert. „Es war schön, neue Aspekte<br />

zu lernen, in einer anderen Atmosphäre zu sein.<br />

Ich konnte vergessen, was Schreckliches passiert ist“, erzählte<br />

mir Fatima. Auch wenn das Leben in dem Camp<br />

für Fatimas Familie nun sicher ist, fühlt es sich dort<br />

nicht wie ein Zuhause an. Ihr größter Wunsch: zurückzukehren<br />

und ihre Heimat neu aufbauen.<br />

Gesundheitszentren und mobile Kliniken<br />

Seit August 2014 ist <strong>Malteser</strong> International in der Region<br />

Erbil und Dohuk tätig und kümmert sich vorwiegend<br />

um die medizinische Versorgung der Vertriebenen<br />

mit Gesundheitszentren in den Camps und durch mobile<br />

Kliniken in den Dörfern. 2016 haben insgesamt 23.500<br />

Vertriebene Hygiene-Kits erhalten, und 161.440 Verletze<br />

und Kranke konnten medizinisch behandelt werden.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 17


XXXXX<br />

ENDLICH EINE PERSPEKTIVE<br />

In Kolumbien sind Millionen von Menschen innerhalb ihres eigenen Landes auf der Flucht vor einem Bürgerkrieg, der<br />

schon zu lange dauert. <strong>Malteser</strong> International zeigt den Binnenvertriebenen neue Wege in der Landwirtschaft – in der<br />

Hoffnung auf ein neues, selbstbestimmtes Leben in Frieden.<br />

Von Katharina Kiecol<br />

„Wir hoffen, dass der Frieden kommt. Hoffentlich kommt<br />

er. Wir wollen diese Gewalt nicht mehr erleben. Bevor<br />

wir geflohen sind, mussten wir Bombardierungen der<br />

Guerilla und der Armee ertragen“, sagt Jimmy Chacón.<br />

Vier Mal ist der 45-Jährige mit seiner Familie bereits vor<br />

der Gewalt geflohen. Und jedes Mal musste er alle Habseligkeiten<br />

zurücklassen.<br />

Nach einem halben Jahrhundert Bürgerkrieg sind in Kolumbien<br />

fast sieben Millionen Menschen innerhalb ihres<br />

Heimatlandes auf der Flucht – mehr als in jedem anderen<br />

Land. Ende Juni haben sich zumindest zwei der verschiedenen<br />

Kriegsparteien, die kolumbianische Regierung<br />

und die linke Guerillaorganisation Farc, auf einen<br />

Waffenstillstand geeinigt. Nun muss sich zeigen, ob der<br />

Frieden von Dauer sein wird.<br />

Nirgendwo Ruhe<br />

Als Jimmy Chacón das erste Mal mit seiner Frau flüchten<br />

musste, waren seine vier Kinder noch ganz klein.<br />

Sie kennen nur ein Leben auf der Flucht. Jedes Mal<br />

musste die Familie den großen Teil ihrer Habseligkeiten<br />

zurücklassen und Chacón begab sich an jedem neuen<br />

Ort wieder auf die Suche nach Arbeit. Als Tagelöhner<br />

versuchte er, sich und seine Familie zu ernähren.<br />

Aber zur Ruhe kam die Familie an keinem Ort.<br />

Nachdem die Familie in Higueronal von bewaffneten Gruppierungen<br />

bedroht wurde, wollte Chacón in Barranquilla Arbeit<br />

finden. Aber auch hier herrschte Gewalt und so zog die<br />

Familie 2001 nach Riohacha und kaufte von ihren Ersparnissen<br />

ein Haus. Kurze Zeit später kam eine Sondereinheit<br />

der Polizei und riss das Haus ab. „Weinend musste ich mit<br />

ansehen, wie mein Haus zerstört wurde. Meine Tochter war<br />

gerade einmal eine Woche alt“, berichtet Jimmy Chacón.<br />

Schließlich gab die Familie auf und zog erneut weiter.<br />

Inzwischen arbeitet Chacón als Landwirt in La Guajira. Er<br />

pflanzt Bananen und Kochbananen. Hilfe bekommt er dabei<br />

von Mitarbeitern von <strong>Malteser</strong> International. In speziellen<br />

landwirtschaftlichen Schulungen lernen die Bauern,<br />

wie sie mit den schwierigen Bedingungen in einem für sie<br />

unbekannten Gebiet bessere Erträge erwirtschaften. „In<br />

den Trainings haben wir gelernt, wie man am besten mit<br />

so einer Dürre, wie wir sie momentan erleben, umgehen<br />

können. Das hat uns sehr geholfen und dieses Wissen ist<br />

viel wichtiger als alles Materielle“, sagt Chacón. Von <strong>Malteser</strong><br />

International haben sie auch Saatgut bekommen.<br />

18<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


„Wir hingen in der Luft“<br />

Überfälle und anhaltende Gewalt zwangen auch Obencio<br />

Uriana und seine Frau vier Mal dazu, fast alles, was sie<br />

besaßen, hinter sich zu lassen, um ihr Leben zu retten.<br />

Uriana, 45, ist Ziegenzüchter. Dort, wo er und seine Frau<br />

zuletzt Zuflucht fanden, wurden die meisten ihrer Ziegen<br />

getötet, weil sie dem Nachbarn die Maniokpflanzen<br />

wegfraßen. „Wir stießen immer wieder auf Verachtung.<br />

Das wichtigste, was ich zurücklassen musste, war mein<br />

Grund und Boden. Nach dem wir aus unserer Heimat weg<br />

mussten, hingen wir in der Luft“, erzählt Uriana.<br />

Auch Marina und Obencio Uriana leben inzwischen in La<br />

Guajira, wo <strong>Malteser</strong> International über verschiedene Projekte<br />

Binnenvertriebene unterstützen. „Ich habe ein Hektar<br />

Land, auf dem ich Kochbananen anbaue. Das notwendige<br />

Saatgut haben wir von den <strong>Malteser</strong>n bekommen“, sagt<br />

Uriana.<br />

„Jetzt haben wir Hoffnung“<br />

So wie seiner Familie geht es in den Regionen La Guajira<br />

und Magdalena im Norden Kolumbiens vielen Menschen.<br />

Sie wurden aus fruchtbaren Anbaugebieten vertrieben<br />

und können auf den neuen Flächen ihre traditionellen<br />

Anbaumethoden nicht mehr anwenden. Hinzu kommt,<br />

dass die Region sehr stark vom Wetterphänomen El Niño<br />

betroffen ist und es seit drei Jahren nur wenig geregnet<br />

hat – mit der Folge, dass fast 60 Prozent der Einwohner<br />

unter Mangelernährung leiden.<br />

Mitarbeiter von <strong>Malteser</strong> International zeigen Uriana<br />

und Chacón nicht nur, wie sie ihre Flächen nachhaltig<br />

und möglichst ertragreich bewirtschaften, sondern auch,<br />

wie sie ihre Ernte anschließend sicher lagern und die Lebensmittel<br />

gesund zubereiten. Uriana hofft auf eine gute<br />

Ernte, doch zunächst heißt es erst einmal abwarten: „Sobald<br />

der Regen kommt, können wir aussäen, was wir von<br />

<strong>Malteser</strong> International erhalten haben. Heute haben wir<br />

eine größere Sicherheit und eine bessere Perspektive für<br />

die Zukunft.“ Und Chacón fügt hinzu: „Wegen der Dürre<br />

waren wir schon wieder kurz davor, die Zelte abzubrechen.<br />

<strong>Die</strong> Lage war wirklich schwierig, aber jetzt haben<br />

wir Hoffnung.“<br />

<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 2/2015<br />

Alle Jahre wieder: <strong>Malteser</strong> Lourdes-Zug<br />

Umstritten: Fortpflanzungsmedizingesetz<br />

Vorbild: Flüchtlingshelferin Ute Bock<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-<strong>Zeitung</strong> 2/2015_2906 OK.indd 1 29.06.15 18:19<br />

<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 1/2016<br />

Christen auf dem Rückzug?<br />

<strong>Malteser</strong> Flüchtlingshilfe<br />

Aktivitäten in aller Welt<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-<strong>Zeitung</strong> 1_2016_1603 OK.indd 1 16.03.16 09:32<br />

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MALTESER<br />

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Falls Sie, Ihre<br />

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informiert werden wollen,<br />

senden wir Ihnen die <strong>Zeitung</strong><br />

gerne regelmäßig zu.<br />

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zeitung@malteser.at<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

„<strong>Die</strong> MALTESER“ ist traditionell gratis und soll<br />

es auch bleiben. Denn es ist uns ein Anliegen, Sie<br />

über unsere Arbeit umfassend zu informieren.<br />

Doch die Produktion und der Versand sind leider<br />

nicht kostenlos.<br />

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<strong>Die</strong><br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

<strong>Die</strong><br />

Ausgabe 2/2016<br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

60 Jahre <strong>Malteser</strong>-Werke in Österreich<br />

Amoris laetitia – <strong>Die</strong> Freude der Liebe<br />

Social Media – Eine Glaubenssache?<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-<strong>Zeitung</strong> 2_2016_end ok.indd 1 28.06.16 11:50<br />

Ausgabe 3-4/2016<br />

Italien-Erdbebenhilfe aus Österreich<br />

Legate: In guter Erinnerung bleiben<br />

Ein Jahr Hilde Umdasch Haus<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 19


MALTESERWELTWEIT<br />

„DIE SCHAFFEN DAS!“<br />

Uganda verfolgt ein spezielles Konzept zur Lösung der Flüchtlingsproblematik. Es ist ein Konzept der Hilfe zur Selbsthilfe,<br />

eine Ermutigung zum eigenverantwortlichen Leben, und wird von internationalen Hilfsorganisationen wie <strong>Malteser</strong><br />

International mitgetragen.<br />

Von Katharina Kiecol<br />

Sie sehen aus wie einfache afrikanische Dörfer. Wenige<br />

weiße Zeltplanen sind zu sehen, die typischen Erkennungszeichen<br />

der Flüchtlingslager. Auf der ganzen Welt<br />

sehen sie eigentlich immer gleich aus. Große weiße Zelte,<br />

gespickt mit den Logos der internationalen Hilfsorganisationen,<br />

die gerade hier im Einsatz sind.<br />

In Uganda ist alles etwas anders. Hier bekommen die<br />

Flüchtlinge nicht nur eine Zeltplane über den Kopf, sondern<br />

Material, um sich ein eigenes kleines Haus zu bauen.<br />

Vom UNHCR bekommen die Südsudanesen Baumaterial<br />

wie Holz und Wellblech und von der ugandischen<br />

Regierung ein Stück Land, auf das sie dieses Haus bauen.<br />

Hacke und Saatgut inklusive. Es ist ein anderes Konzept,<br />

mit Flüchtlingen umzugehen und dieses Konzept geht<br />

auf – bis jetzt. Ein Konzept der Hilfe zur Selbsthilfe, zum<br />

eigenverantwortlichen Leben, unterstützt von internationalen<br />

Hilfsorganisationen wie <strong>Malteser</strong> International.<br />

In Sicherheit leben<br />

Seit Jahren fliehen die Menschen aus dem krisengeschüttelten<br />

Südsudan über die Grenze in das ruhige<br />

Uganda. Zwar sind die Ugander, die in diesen Regionen<br />

leben, auch nicht gerade wohlhabend, aber es herrscht<br />

zumindest kein Bürgerkrieg. <strong>Die</strong> Menschen sind hier in<br />

Sicherheit und brauchen keine Angst vor marodierenden<br />

Banden zu haben.<br />

Über 440.000 Flüchtlinge allein aus dem Südsudan sind<br />

bislang nach Uganda gekommen. Insgesamt sind es mehr<br />

als eine Millionen Flüchtlinge, die hier eine neue und sicherere<br />

Heimat gefunden haben. Allein in den letzten<br />

vier Monaten kamen mehr als 200.000 neue Flüchtlinge<br />

aus dem jüngsten Staat der Welt, in dem noch immer<br />

oder auch immer wieder gekämpft wird.<br />

20<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

<strong>Die</strong> Regierung als Flüchtlingskoordinator<br />

<strong>Die</strong> Flüchtlingspolitik in Uganda ist Chefsache. <strong>Die</strong> Regierung<br />

selbst organisiert den Zustrom der Flüchtlinge<br />

und überlässt dies nicht, wie meist, der UN. Auch die Zusammenarbeit<br />

der internationalen Hilfsorganisationen,<br />

die hier tätig sind, wird von der Regierung koordiniert.<br />

Roland Hansen, Leiter der Afrikaabteilung bei <strong>Malteser</strong><br />

International ist von der ugandischen Flüchtlingspolitik<br />

begeistert: „Bislang organisiert die ugandische Regierung<br />

den erneuten Flüchtlingsansturm aus dem Südsudan<br />

im Gegensatz zu vielen anderen Aufnahmeländern<br />

erfolgreich. Sie zeigt, wie Flüchtlingspolitik auch gehen<br />

kann und ist in meinen Augen ein wirklich gutes Vorbild<br />

für andere Länder.“<br />

Von Uganda lernen<br />

Natürlich profitieren von der Arbeit der vielen Hilfsorganisationen,<br />

die sich um die Flüchtlinge kümmern, auch<br />

die Einheimischen. Zum Beispiel, wenn in der Nachbarschaft<br />

eine Klinik gebaut wird, die ebenso für die lokale<br />

Bevölkerung geöffnet ist. Auch von den Hilfsmaßnahmen<br />

von <strong>Malteser</strong> International profitieren alle: Acht<br />

solarbetriebene Brunnen wurden allein im Rhino Camp<br />

gebaut. Damit werden rund 20.000 Menschen mit Wasser<br />

versorgt. Durch die Flüchtlinge sind in den Regionen<br />

zusätzliche Absatzmärkte für die lokalen Waren entstanden,<br />

was wiederrum den Bauern aus der Gegend hilft. <strong>Die</strong><br />

Flüchtlinge in Uganda dürfen nicht nur reisen, sondern<br />

sie dürfen auch arbeiten. Und das tun sie – zum Beispiel<br />

in die Hauptstadt Kampala.<br />

Uganda ist in Sachen Flüchtlingspolitik durchaus ein<br />

Land, von dem andere Regierungen lernen könnten, vor<br />

allem in Europa. Es bleibt allerdings abzuwarten, wie<br />

sich die Situation entwickeln wird, wenn sich die Lage im<br />

Südsudan in den nächsten Monaten nicht beruhigt und<br />

die Flüchtlingszahlen weiterhin so rasant steigen. Dann<br />

wird es eines Tages vielleicht kein Stück Land mehr für<br />

alle Flüchtlinge geben können.<br />

EINSATZFALL<br />

HAITI<br />

<strong>Malteser</strong> International: Sie sorgen dafür, dass es nach Naturkatastrophen<br />

rasch zu einem nachhaltigen Wiederaufbau<br />

und einer effizienten Katastrophenvorsorge kommt.<br />

Dabei arbeiten sie mit lokalen Partnern zusammen.<br />

Von Katharina Kiecol<br />

Weltweit sind Millionen Menschen von den Folgen extremer<br />

Naturkatastrophen und bewaffneter Konflikte bedroht.<br />

In den von Erdbeben, Überflutungen, Dürren oder<br />

kriegerischen Auseinandersetzungen betroffenen Ländern<br />

ist vielfach die Infrastruktur zerstört, meist fehlt<br />

es der Bevölkerung an Nahrungsmitteln, Unterkünften,<br />

medizinischer Versorgung und Zukunftsperspektiven.<br />

Eine Katastrophe besonderen Ausmaßes war das Erdbeben<br />

2010 in Haiti. Nach anfänglicher Nothilfe und Unterstützung<br />

beim Wiederaufbau konzentrieren sich die<br />

Mitarbeiter von <strong>Malteser</strong> International heute darauf,<br />

Kapazitäten und zivilgesellschaftliche Strukturen in der<br />

Wasser- und Sanitärversorgung sowie der Hygienesituation<br />

aufzubauen. Besonderen Wert wird auf eine gesunde<br />

Ernährung der Bevölkerung gelegt. Um die Menschen vor<br />

Wirbelstürmen besser zu schützen, baut <strong>Malteser</strong> International<br />

die Katastrophenvorsorge aus. In Haiti arbeiten<br />

20 Mitarbeiter für <strong>Malteser</strong> International. Viele Projekte<br />

werden mit lokalen Partnern gemeinsam umgesetzt.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 21


MALTESERWELTWEIT<br />

„HOCH MOTIVIERTE UND<br />

ENGAGIERTE MENSCHEN“<br />

Marlene Müller ist eine Mitarbeiterin aus dem Team von<br />

<strong>Malteser</strong> International. Im Interview erklärt sie, wie ihre<br />

Arbeit als Program & Partner Projects Officer in Port-au-<br />

Prince/Haiti aussieht.<br />

Seit wann bist Du bei <strong>Malteser</strong> International und<br />

wo wurdest Du eingesetzt?<br />

Ich bin seit November 2015 dabei und arbeite in Haiti<br />

in den Bereichen Administration, Finanzen, Logistik und<br />

Betreuung der Partnerorganisationen. <strong>Die</strong> meiste Zeit<br />

bin ich im Büro und ständig in Austausch mit meinen lokalen<br />

Kolleginnen und Kollegen bzw. unseren Kolleginnen<br />

und Kollegen im Headquarter. Hin und wieder fahre<br />

ich in die Zielgebiete, um mir ein Bild über den jeweiligen<br />

Projektfortschritt zu machen und mit den Begünstigten<br />

zu sprechen. Unsere Projekte befinden sich in Cité Soleil<br />

und Tabarre in der Hauptstadt Port-au-Prince sowie in<br />

Belle Anse, welches sich im Südosten des Landes nahe<br />

der Grenze zur Dominikanischen Republik befindet.<br />

Was macht Dir besonders Spaß bei der Arbeit?<br />

Das ist vor allem die Abwechslung der Aufgaben, die Zusammenarbeit<br />

mit meinen Kolleginnen und Kollegen<br />

und Partnerorganisationen und die Nähe zu den Projekten.<br />

Was verbindest Du mit <strong>Malteser</strong> International?<br />

Hoch motivierte und engagierte Menschen und vor allem<br />

natürlich mein Team.<br />

Wie entwickelt sich das Programm in Haiti?<br />

Sehr gut! <strong>Malteser</strong> International ist seit dem verheerenden<br />

Erdbeben 2010 in Haiti. Inzwischen setzen wir<br />

in Zusammenarbeit mit unseren haitianischen Partnerorganisationen<br />

mehrjährige Projekte um. Zum Bespiel<br />

arbeiten wir an einem Projekt, das zur Stärkung der Resilienz<br />

im Bereich Ernährungssicherung im abgelegenen<br />

Distrikt Belle Anse durch Sicherstellung des Zugangs zu<br />

Name: Marlene Müller<br />

Alter: 35 Jahre<br />

Einsatzort: Port-au-Prince, Haiti<br />

Ausbildung: Staatlich geprüfte Fremdsprachenkorrespondentin<br />

(Englisch, Französisch,<br />

Spanisch) in Wirtschaft und Verwaltung; Studium<br />

der Betriebswirtschaftslehre/Internationales<br />

Management in Deutschland und Frankreich<br />

Nutz- und Trinkwasser und Kapazitätsaufbau im Zusammenspiel<br />

von Umwelt, WASH (Water, Sanitation, Hygiene)<br />

und Ernährung beitragen soll. Aktuell haben wir mit<br />

lokalen Partnerorganisationen ein Projekt begonnen, das<br />

zur Stärkung der Resilienz vulnerabler Slum-Gemeinden<br />

gegenüber Auswirkungen des Klimawandels durch natürlichen<br />

Ressourcenschutz, Katastrophenvorsorge und<br />

Ernährungssicherung in Port-au-Prince führen soll.<br />

Wohin möchtest Du Dich mal entwickeln?<br />

Ich bin sehr glücklich in meinem Bereich und kann mir<br />

vorstellen, meine aktuellen Aufgaben langfristig auszuführen.<br />

Neue Herausforderungen bringt das Arbeitsumfeld<br />

automatisch mit.<br />

Was wünscht Du Dir für die Zukunft?<br />

Gesundheit, Glück und Frieden.<br />

22<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


RELIGIONAKTUELL<br />

KIRCHE UND SPIRITUALITÄT<br />

LIEGEN WIEDER IM TREND<br />

<strong>Die</strong> katholische Glaubensgemeinschaft in Österreich verzeichnet regelmäßig auch Zuwächse, die Kirchentüren für<br />

Neu- und Wiedereintretende stehen weit offen. Gleichzeitig muss die Kirche wichtige Weichen für die Zukunft stellen.<br />

2016 sind insgesamt 5.265 Menschen in Österreich wieder<br />

oder neu in die katholische Kirche eingetreten. Im<br />

Jahr davor waren es 5.064, also um vier Prozent weniger<br />

(siehe Grafik). Demgegenüber ist die Zahl der Kirchenaustritte<br />

gesunken. Mit 54.886 Abgängen gab es 2016<br />

einen Rückgang um rund drei Prozent gegenüber dem<br />

Vorjahr mit 56.599 Austritten. <strong>Die</strong>se Zahlen, die Anfang<br />

<strong>2017</strong> von den österreichischen Diözesen veröffentlicht<br />

wurden, lassen hoffen, stimmen aber auch nachdenklich.<br />

Warum treten Menschen aus der Kirche, die doch ein<br />

Ort der Zuversicht ist, die spirituelle Orientierung und<br />

Sicherheit gibt, aus?<br />

Eine differenzierte Betrachtung zeigt, dass Kirchenaustritte<br />

selten ideologisch motiviert sind. Vielmehr sind sie<br />

die Folge einer in unserer marktwirtschaftlich geprägten<br />

Welt verankerten Servicementalität, bei der konkrete<br />

Kosten-Nutzen-Rechnungen und Erlebnis-Erwartungen<br />

im Vordergrund stehen. Das heißt: Wer für sich keinen<br />

Nutzen in der Kirchenmitgliedschaft sieht, tritt aus. Wer<br />

immer weniger Berührungspunkte mit der Kirche emotional<br />

erlebt, verliert die Motivation, als Mitglied dabei<br />

zu bleiben. Kirchenaustritte sind ein Zeichen davon, dass<br />

die Menschen nicht mehr damit zufrieden sind, wie ihnen<br />

Kirche begegnet und was sie ihnen bietet.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 23


RELIGIONAKTUELL<br />

„Deine Hoffnung liegt bei der Kirche.<br />

Dein Heil ist die Kirche. Dein Zufluchtsort ist die Kirche.<br />

Sie ragt höher als der Himmel und ist breiter als die Erde.<br />

Und sie altert nie: Ihre Lebenskraft ist ewig.“<br />

Zitiert nach dem Hl. Johannes Chrysostomus<br />

<strong>Die</strong> gute Nachricht<br />

<strong>Die</strong> meisten Ausgetretenen bleiben jedoch Kirchensympathisanten<br />

– mit intakten Chancen auf eine Rückkehr.<br />

Es braucht nur den richtigen „Auslöser“. Zumeist sind<br />

es persönliche Krisen oder die Einladung von Freunden<br />

und Verwandten, als Tauf- bzw. Firmpate zu fungieren,<br />

die die Menschen in die Kirche zurückkehren lässt. Sie<br />

finden dort wieder, was sie verloren haben: spirituelle<br />

Verankerung und Gemeinschaft. Pater Martin von der<br />

<strong>Malteser</strong>kirche in Wien fasst die Beweggründe für Wiedereintretende<br />

und deren als unbefriedigend empfundene<br />

Austrittserfahrung mit den Worten des Heiligen<br />

Johannes Chrysostomus zusammen: „Trenne dich nicht<br />

von der Kirche! Keine Macht der Welt kommt der ihrigen<br />

gleich. Deine Hoffnung liegt bei der Kirche. Dein Heil ist<br />

die Kirche. Dein Zufluchtsort ist die Kirche. Sie ragt höher<br />

als der Himmel und ist breiter als die Erde. Und sie<br />

altert nie: Ihre Lebenskraft ist ewig.“<br />

Das Reich Gottes will wachsen<br />

Im europäischen Vergleich ist Österreich mit rund 60<br />

Prozent Kirchenmitgliedern weiterhin überdurchschnittlich<br />

katholisch. Angesichts der Tatsache, dass lebenslange<br />

Mitgliedschaften heute keine Selbstverständlichkeit<br />

mehr sind, kann das zahlenmäßige Kleinerwerden der<br />

Institution Kirche aufgrund der verstärkten gesellschaftlichen<br />

Individualisierung und Fragmentierung auch als<br />

Normalisierung gesehen werden. Ganz pragmatisch betrachtet,<br />

sind also die durchschnittlich 1,2 Prozent Austritte<br />

pro Jahr für eine Organisation mit freiwilligen Mitgliedern<br />

wie die katholische Kirche ein hervorragender<br />

Wert. <strong>Die</strong> Stärke der Kirche ergibt sich allerdings nicht<br />

aus einem Berechnen, Gegenrechnen und Vergleichen<br />

von Anteilen an gesellschaftlichen Größenordnungen<br />

oder ökonomischen Maßen. Gerade in Zeiten, die verunsichern<br />

und ängstigen, braucht es Werte, Grundsätze<br />

und Strukturen, die dem einzelnen Menschen Halt geben.<br />

Dazu muss die Kirche die Weichen für die Zukunft<br />

richtig stellen und Antworten auf drei wesentliche Fragen<br />

finden:<br />

• Wie kann die Kirche aufgrund der bestehenden Milieuverengung<br />

pluraler aufgestellt werden?<br />

• Wie kann die Kirche junge Menschen und vor allem die<br />

gebildeten erreichen?<br />

• Wie geht sie insgesamt mit den demographisch und<br />

migrantischen Veränderungen um?<br />

Der Weg zurück in die katholische Kirche<br />

Vor allem die dritte Frage führt zu einer interessanten<br />

Entwicklung der jüngeren Zeit. <strong>Die</strong> verstärkte Präsenz<br />

der muslimischen Religion bewegt Menschen vermehrt<br />

dazu, den Weg zurück in die katholische Kirche und zu<br />

ihren Wurzeln zu finden. Ursächlich geht es dabei nicht<br />

um die in der öffentlichen Debatte kritisierten Ausformungen<br />

des islamischen Glaubens wie etwa das Kopftuch.<br />

Vielmehr dürfte das Vorleben einer anderen Religion<br />

zu einer verstärkten Rückbesinnung zum eigenen<br />

Glauben, zum Christsein in der katholischen Kirche,<br />

führen. Muslime zeigen vor, wie wichtig Familie ist, wie<br />

viel Halt der Glaube schenken kann und wie erfüllend<br />

Traditionen – zum Beispiel das Fasten im Ramadan –<br />

sein können.<br />

24<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


RELIGIONAKTUELL<br />

Blicken wir in der christlichen Tradition auf die Urkirche<br />

zurück, so haben Christen damals Solidarnetze gebildet,<br />

Nachbarschaft gelebt und sich jener angenommen, um<br />

die sich niemand mehr gekümmert hat. Sie haben dabei<br />

nicht nur die Armen erreicht, sondern auch die Eliten,<br />

weil es ihnen gelungen ist, den christlichen Glauben intellektuell<br />

darzustellen. Angesichts der drohenden Vereinsamung<br />

und der sozialen Nöte in der heutigen Welt<br />

kann die Kirche genau hier ansetzen und mit Hilfe einer<br />

zeitgemäßen Sprache in der Glaubensweitergabe für ein<br />

besseres „Beziehungsmanagement“ mit den Menschen<br />

sorgen. Dafür braucht es allerdings Experimentierfreude<br />

und Fehlerfreundlichkeit.<br />

Nicht von Trost sprechen, sondern trösten<br />

<strong>Die</strong> Stärke der Kirche ergibt sich daraus, ob und wie sehr<br />

es uns gelingt, Räume des Herzens und eines barmherzigen,<br />

solidarischen und spirituell verwurzelten Anteils gerade<br />

mit den Anteillosen und Armen zu eröffnen. Wenn<br />

Kirche den von allen weltlichen Macht- und Einflussbereichen<br />

Anteillosen einen Anteil, den Stimmlosen eine<br />

Stimme geben kann, hat sie Strahlkraft. Gerade in Zeiten,<br />

in denen oft Ängste über zukünftige Perspektiven<br />

und Orientierungen die Handlungs- und Herzenskraft<br />

vieler Menschen zu lähmen drohen, kann und soll sich<br />

Kirche als ein Raum der Zuversicht durch die Kraft der<br />

Liebe positionieren.<br />

Quelle: Kathpress<br />

VORARLBERG<br />

238.848 gesamt<br />

2.690 Austri-e<br />

225 Eintri-e<br />

Oberösterreich<br />

965.950 gesamt<br />

9.236 Austri-e<br />

904 Eintri-e<br />

Niederösterreich<br />

501.221 gesamt<br />

4.836 Austri-e<br />

352 Eintri-e<br />

WIEN<br />

1.210.828 gesamt<br />

15.149 Austri-e<br />

1.226 Eintri-e<br />

TIROL<br />

385.459 gesamt<br />

3.379 Austri-e<br />

400 Eintri-e<br />

SALZBURG<br />

470.141 gesamt<br />

4.611 Austri-e<br />

454 Eintri-e<br />

STEIERMARK<br />

823.759 gesamt<br />

10.538 Austri-e<br />

1.203 Eintri-e<br />

BURGENLAND<br />

194.621 gesamt<br />

1.281 Austri-e<br />

110 Eintri-e<br />

KÄRNTEN<br />

371.795 gesamt<br />

3.166 Austri-e<br />

391 Eintri-e<br />

Grafik: <strong>Die</strong> katholische Kirche in Zahlen<br />

Gesamtzahl der Katholiken per 31.12.2016,<br />

Aus-, und Eintritte je Bundesland im Jahr 2016.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 25


XXXXX<br />

PRIESTERBERUFUNGEN<br />

IM MALTESER HOSPITALDIENST AUSTRIA<br />

Der Moment zur Berufung kann ganz plötzlich kommen oder sich aus einem langen Reifeprozess und besonderen Begegnungen<br />

im Leben ergeben. Drei Priester erzählen, wie sie auf unterschiedlichen Wegen zum gleichen Ziel gekommen sind.<br />

Von Anton F. Gatnar<br />

Als ich 1968 in den <strong>Malteser</strong> (damals noch) Hilfsdienst<br />

aufgenommen wurde, haben uns ältere Priesterpersönlichkeiten<br />

wie P. Heinrich Segur SJ oder Monsignore<br />

Adolf Zimmermann, der berühmte Domprediger aus<br />

dem Stephansdom, geprägt. Neben vielen spannenden<br />

Einsätzen und berührenden Begegnungen mit unseren<br />

Herren Kranken waren auch damals <strong>Malteser</strong>-Messen<br />

und geistliche Betrachtungen ein wichtiger Schwerpunkt<br />

unseres <strong>Malteser</strong>-Daseins. In Exerzitien, bei Pilgerfahrten<br />

nach Mariazell und Lourdes waren Priester immer<br />

unsere wichtigen Begleiter, kamen aber meist von „außen“.<br />

Umso größer ist unsere Freude, heute auf zahlreiche<br />

Berufungen aus unserer gar nicht so großen Gemeinschaft<br />

blicken zu können. Elf Priester, einen Diakon und<br />

zwei geistliche Schwestern, die zuerst im MHDA waren<br />

und dann ihre Berufung erfahren haben, konnte ich in<br />

meinen – möglicherweise – gar nicht vollständigen Aufzeichnungen<br />

finden.<br />

Wir sind stolz auf Stephan Turnovszky, heute Auxiliarbischof<br />

in der Erzdiözese Wien, mit dem so mancher<br />

von uns noch seine Krankentransport-<strong>Die</strong>nste und Lourdesfahrten<br />

als <strong>Malteser</strong> in Erinnung hat. Altabt Gregor<br />

Henckel-Donnersmark OCist war lange, bevor er Abt<br />

in Heiligenkreuz, Spiritual des Großpriorats und zeitweise<br />

auch Bundesseelsorger des MHDA war, Mitglied<br />

der legendären „Staffel“, die in <strong>Malteser</strong>-Uniform im<br />

Rahmen des Roten Kreuzes <strong>Die</strong>nst gemacht hat. Felix<br />

Selden war lange unser Bundesseelsorger, bevor er Delegat<br />

des Apostolischen Stuhles für die Konföderation<br />

der Oratorien des heiligen Philipp Neri wurde, und der<br />

emeritierte Nationaldirektor von Missio Österreich,<br />

P. Leo Maasburg, ist auf dem Gründungsphoto des<br />

MHDA Tirol deutlich in unserer Uniform zu erkennen.<br />

Drei Priester habe ich gebeten, ihre Gedanken zu<br />

ihrer Berufung zusammenzufassen:<br />

Konstantin (Koni) Spiegelfeld, erst Dipl.Ing. und<br />

Techniker, dann 1990 zum Priester geweiht, ist heute<br />

Bundesseelsorger und steter Begleiter bei unseren Wallfahrten<br />

und Einsätzen. Über seine Berufung sagt<br />

Koni: „Meine Berufung zum Priester hat eine längere<br />

Geschichte. Ich bin mit einer gewissen Selbstverständlichkeit<br />

im katholischen Glauben aufgewachsen. Meine<br />

Eltern und die ganze Familie haben ihn mit mir liebevoll<br />

erfahrbar gelebt und ohne Druck an mich weitergegeben.<br />

Mit 27 Jahren, im Rahmen eines Vorbereitungstreffens<br />

des MHDA für den Papstbesuch von Johannes Paul II.<br />

1983 in Mariazell, habe ich in der dortigen Basilika beim<br />

abschließenden Gebet am Gnadenaltar der Muttergottes<br />

eine sehr prägende Gotteserfahrung gemacht. <strong>Die</strong> Bitte<br />

und Frage „Willst Du nicht Priester werden?“ war für<br />

mich ganz plötzlich präsent. Nie zuvor hatte ich eine so<br />

26<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


XXXX<br />

starke Inspiration und einen geistlichen Impuls für diesen<br />

<strong>Die</strong>nst.“<br />

Und was bedeutet heute <strong>Malteser</strong>-Sein für Koni?<br />

„Gebet und Tätigkeit sind eng miteinander verbunden<br />

und beleben einander gegenseitig.“, „Ich werde konkret<br />

mit meinen Fähigkeiten gebraucht.“, „Wir sind eine frohe<br />

kirchliche Gemeinschaft.“, „Junge Mädchen und Burschen<br />

haben ein gutes Herz und finden in ihrer Fantasie<br />

oft neue Wege zu und mit den Menschen.“, „Ich helfe<br />

Menschen, lerne ihr Schicksal, sehr oft ihren Glauben<br />

kennen, höre ihnen zu, merke, wie sie ihr Leben bewältigen,<br />

was ihnen Freude und Zuversicht schenkt, wie sie<br />

mit Enttäuschungen umgehen und weiß mich dadurch<br />

oft selber beschenkt und ermutigt.“, „Ich lerne, was es<br />

bedeutet, Verantwortung für einen anderen Menschen<br />

zu übernehmen.“, „Jesus liebt jeden von unseren Betreuten<br />

mit einer „zärtlichen“ Liebe, als Priester darf ich ihnen<br />

die Sakramente schenken. <strong>Die</strong> Krankensalbung ist in<br />

diesem Zusammenhang besonders berührend und stärkend!“,<br />

„Im Sanitätsbereich lernt man ganz unterschiedliche<br />

Menschen kennen, die für eine persönliche Zuneigung<br />

und tatkräftige, kompetente Hilfe dankbar sind.“<br />

Auch Konstantin Reymair war eifriger <strong>Malteser</strong>, bevor<br />

er sich entschlossen hat, Priester zu werden, wenn er<br />

auch schon früh begonnen hatte, darüber nachzudenken:<br />

Konstantin über seine Berufung: „Einen genauen<br />

Zeitpunkt für meine Berufung kann ich nicht angeben.<br />

In Bewegung kam die Frage erstmals im Kontext meiner<br />

Vorbereitung auf die Erstkommunion. <strong>Die</strong>se wurde<br />

vom damaligen Domprediger und Konventualkaplan ad<br />

Honorem, Adolf Zimmermann, geleitet. Er war eine faszinierende<br />

Persönlichkeit, die es verstand, auch Kinder<br />

(oder zumindest mich) für die Gegenwart und den Ruf<br />

Gottes zu öffnen. Neben ihm erlebte ich eine Reihe von<br />

anderen, sehr beeindruckenden Priesterpersönlichkeiten:<br />

unseren Familiengeistlichen, den damaligen Dompfarrer<br />

Karl Hugel oder unseren alten, sehr einfachen und<br />

bescheidenen Pfarrer Josef Hochnegger im südsteirischen<br />

Spielfeld.“<br />

Konstantin hat sichtlich einen langen Reifeprozess hinter<br />

sich, bevor er sich entschieden hat, ins Priesterseminar<br />

einzutreten. <strong>Die</strong> Tätigkeit bei den <strong>Malteser</strong>n<br />

hat ihn beim Nachdenken begleitet: „<strong>Die</strong> Frage, den<br />

geistlichen Weg einzuschlagen, hat sich bei mir immer<br />

wieder verdeckt und lange hinausgezögert. Nach einem<br />

ersten, zweijährigen Versuch im Kloster absolvierte ich<br />

mein Musikstudium und betrieb die Theologie gewissermaßen<br />

hobbyartig nebenbei. <strong>Die</strong> Tätigkeiten im MHDA<br />

waren stark pastoraler Natur. Sie waren nicht nur gelebte<br />

Nächstenliebe, sondern regelmäßig kamen Fragen nach<br />

Sinn und Bewältigung des Leides in Gesprächen auf, in<br />

denen geistlicher Trost erhofft wurde. Der damalige Bereichsseelsorger<br />

Toni Berger sprach mich wiederholt auf<br />

eine mögliche Berufung an, aber der Zeitpunkt war noch<br />

nicht reif. Einerseits war das Verlangen nach einer Karriere<br />

in der Welt sehr groß, andererseits suchte ich nach<br />

einem Kompromiss zwischen Theologie und Musik. Musikalisch<br />

war ich recht erfolgreich in Oxford und Cambridge<br />

tätig. <strong>Die</strong> Zeit meiner Professur an der Kunstuniversität<br />

Graz zeigte mir allerdings die Notwendigkeit<br />

einer klaren Entscheidung. Im Herbst 2005 übersiedelte<br />

ich nach Wien ins Priesterseminar und wurde 2009 geweiht.<br />

Während meines ersten Kaplansjahres in Hernals<br />

wurde ich zum Leiter des Referats für Kirchenmusik ernannt<br />

und zum Domkurat an St. Stephan bestellt.“<br />

Heute ist Konstantin eifriger Wallfahrer und begleitet<br />

uns bei zahlreichen Gelegenheiten: „Meiner Erfahrung<br />

nach gehören im Bereich des Glaubens Empfangen<br />

und Weitergeben zusammen; sie sind die zwei Seiten der<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 27


XXXXX<br />

gleichen Medaille. Jedes geistliche Gespräch, jede geistliche<br />

Handlung, jedes Sakrament trägt deshalb zu einer<br />

Vertiefung meines Glaubens bei. Besonders dicht erlebe<br />

ich das in Lourdes: Der Ort scheint den geistlichen Austausch<br />

nicht bloß zu begünstigen, er motiviert regelrecht<br />

dazu. Insofern ist die jährliche Wallfahrt dorthin für<br />

mich nicht nur der Höhepunkt meines <strong>Malteser</strong>-Jahres,<br />

sondern eine wichtige Quelle der Kraft für alle verschiedenen<br />

Aufgaben, die mir als Priester von meinem Bischof<br />

zugedacht wurden.“<br />

Ein dritter Priester, der aus unseren Reihen kommt,<br />

ist heute Präpositus (Ordensoberer) im Oratorium St.<br />

Rochus und Seelsorger des Bereiches Wien. P. Rudolf<br />

Schaffgotsch CO war aktiver Gruppenleiter in Wien<br />

und erfolgreicher Student der Forstwirtschaft. Dann<br />

kam die Berufung: „Den Moment meiner Berufung<br />

zum Priester gibt es aus meiner Sicht nicht. Zwei besonders<br />

markante „Meilensteine“ des Weges – es fallen mir<br />

noch mehr ein – nenne ich hier: Als Bub habe ich zusammen<br />

mit meinem (um zwei Jahre älteren) Bruder ministriert;<br />

oft hatten wir dann abends noch den Herrn Pfarrer<br />

zu Gast. Ich erinnere mich, dass ich manchmal vor Freude<br />

fast zerspringen konnte – eine große Liebe zu Christus<br />

in der Eucharistie, die sich damals ganz unmittelbar in<br />

Hilfsbereitschaft „Bahn gebrochen“ hat, und mir immer<br />

geblieben ist. Der zweite Punkt hat mit dem Hospitaldienst<br />

zu tun und war auf der Romreise 1995. <strong>Die</strong> Freundschaft<br />

und das persönliche Gebet mit anderen <strong>Malteser</strong>n<br />

und von ihnen für mich haben mir wesentlich geholfen,<br />

ja sagen zu können. Das waren Momente, die ich heute<br />

noch voll freudiger Dankbarkeit empfinde (und ich hoffe,<br />

die damals Beteiligten lesen das – danke Euch!).“<br />

Was bedeutet P. Rudolf das <strong>Malteser</strong>-Sein? „In meinem<br />

Leben habe ich nur zwei Entscheidungen schnell<br />

getroffen und beide waren gut. Eine davon war, zu den<br />

<strong>Malteser</strong>n zu gehen. Der Einfluss des <strong>Malteser</strong>-Seins war<br />

positiv und zuerst indirekt. Im Hospitaldienst bin ich<br />

durch die Berührung und Freundschaften mit Menschen<br />

in so unterschiedlichen Lebenssituationen, wie ich sie<br />

in Valletta, bei Krankentransporten, Ärztefunkdienst,<br />

Wallfahrten und unter den <strong>Malteser</strong>n selber gefunden<br />

habe, glaube ich, sehr gewachsen und habe viel Schüchternheit<br />

überwunden. Und dann kam eben dazu, dass es<br />

da Freunde gibt, denen ich das zarte Pflänzchen meiner<br />

recht zaghaft angenommenen Berufung zeigen konnte,<br />

und die mir Mut gemacht und für mich gebetet haben.“<br />

P. Rudolf ist Seelsorger für ganz junge Mitglieder und für<br />

uns ältere. Er findet immer die richtigen Worte, die einem<br />

Mut machen, den oft steinigen Weg unseres Lebens freudig<br />

zu gehen. Hilft das <strong>Malteser</strong>-Sein? „Das ist schwer<br />

zu beantworten. Es gibt so viele Wege zu Gott wie es Menschen<br />

gibt, hat Papst Benedikt XVI. gesagt. Tatsächlich<br />

liegt es auch bei den Einzelnen, wie sehr jeder aus seinem<br />

<strong>Malteser</strong>-Leben geistlichen Gewinn zieht bzw. den Hospitaldienst<br />

zu einem Gewächshaus macht, in dem alle in<br />

ihrer Freundschaft mit Gott wachsen. Das Potenzial ist<br />

jedenfalls da und groß, und ich beobachte eine sehr schöne<br />

Entwicklung. Mir scheint, dass immer mehr von uns<br />

die Verwurzelung in Christus suchen und lieben und die<br />

schöne Erfahrung machen, dass mit ihr auch die Freundschaften<br />

untereinander tiefer und reicher werden.“<br />

Drei Priester mit unterschiedlichen Aufgaben, die mitten<br />

im Leben stehen – ihre Berufung leben und uns mit<br />

ihrem Wirken helfen und unterstützen. Es ist wohl kein<br />

Zufall, dass alle hier gezeigten Photos in Lourdes entstanden<br />

sind. Allen unseren Priestern sei an dieser<br />

Stelle besonderer Dank für ihren <strong>Die</strong>nst für uns<br />

und unsere Herren Kranken gesagt.<br />

28<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


MEDIZINAKTUELL<br />

HEILUNG<br />

DURCH FASTEN<br />

Fasten ist ein alterprobtes Reinigungsverfahren, um sich auf neue Herausforderungen oder Zeiten vorzubereiten. Und<br />

das nicht nur im Frühling! Doch gerade diese Jahreszeit ist besonders beliebt für Fastenkuren – sei es, um den Körper zu<br />

regenerieren, oder aus spiritueller Sicht, weil die Osterzeit näher rückt.<br />

Von Katharina Stögner<br />

Fasten ist so alt wie die Menschheit selbst. Kulturhistorisch<br />

gab es das Fasten schon immer, und es spielt in der<br />

Spiritualität und den großen Religionen der Welt eine<br />

wichtige Rolle. Mohammed fastete, bevor ihm der Koran<br />

offenbart wurde. Moses stieg auf den Berg Sinai und<br />

fastete 40 Tage, bevor er Gottes Wort empfing. Jesus zog<br />

sich vor seinem öffentlichen Wirken 40 Tage zum Fasten<br />

in die Wüste zurück. Aber was ist Fasten eigentlich?<br />

„Unter Fasten versteht man den freiwilligen, vorübergehenden<br />

Verzicht, insbesondere beim Essen und Trinken“,<br />

erklärt Dr. Ulrike Göschl, Ärztliche Leiterin des Kurhauses<br />

Marienkron im Burgenland. „Im Hinblick auf die österliche<br />

Fastenzeit geht es um den zeitlich begrenzten<br />

Verzicht auf einzelne Nahrungs- und Genussmittel wie<br />

Fleisch, Zucker, Süßspeisen oder Alkohol. Beim therapeutischen<br />

Heilfasten dagegen, einer medizinisch betreuten<br />

Form des Fastens, steht vor allem die Kalorienreduktion<br />

im Vordergrund. <strong>Die</strong> Tagesenergiezufuhr beläuft sich auf<br />

maximal 600 Kilokalorien“, so Göschl.<br />

Damit soll das Fasten eine Verbesserung des Gesundheitszustandes<br />

bewirken. <strong>Die</strong>se heilende Wirkung ist bereits<br />

aus der Antike bekannt. So hat der griechische Arzt<br />

Hippokrates das Fasten als erste Wahl vor jede Arznei<br />

gestellt. Daneben führt Fasten zu einer geistig-seelischen<br />

Sensibilisierung. Es kann längerfristige Verhaltensänderungen<br />

anregen und den Einstieg in eine – nicht nur auf<br />

das Essen und Trinken bezogene – gesündere Lebensweise<br />

im Alltag ermöglichen.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 29


MEDIZINAKTUELL<br />

FASTEN UND<br />

ABNEHMEN IST<br />

NICHT DASSELBE<br />

Im Alltag hört man immer wieder: „Ich muss fasten.“<br />

Dahinter steckt meistens der Wunsch, ein paar Kilo<br />

abzuspecken. Aber Achtung: Fasten zum Abnehmen<br />

ist nicht der richtige Weg. Warum das so ist, erklärt<br />

Dr. Ulrike Göschl, Ärztin für physikalische und psychosomatische<br />

Medizin.<br />

Was ist der Unterschied zwischen Fasten und<br />

Abnehmen?<br />

Fasten ist immer nur für kurze Zeit gedacht. Es geht<br />

darum, den Körper zwischendurch zu entlasten.<br />

Wer sein Gewicht dauerhaft über Fasten regulieren<br />

möchte, tut sich nichts Gutes. Beim Fasten wird die<br />

Energiezufuhr vorübergehend stark reduziert und<br />

das ist keinesfalls als generelle Ernährungsform geeignet.<br />

Zur nachhaltigen Gewichtsregulierung muss<br />

man seine Lebensgewohnheiten umstellen und regelmäßig<br />

Bewegung – am besten in Kombination mit<br />

Krafttraining – machen.<br />

Das klingt nach Dauerverzicht auf alles, was<br />

schmeckt und Spaß macht<br />

So eine Veränderung kann am Anfang schwer fallen.<br />

Sie heißt aber nicht, dass man nicht mehr genießen<br />

darf. Im Gegenteil! Süßes oder gelegentlich<br />

ein Gläschen Wein komplett zu streichen, wäre der<br />

falsche Weg. Diäten, die auf Verboten basieren, funktionieren<br />

bekanntlich nicht. Vielmehr muss man<br />

schauen, wie man das gelegentliche Stück Schokolade<br />

oder das Genuss-Achterl ab und zu weiterhin in<br />

seinen Lebensalltag integrieren kann.<br />

Zurück zum Fasten: Was ist dabei besonders<br />

zu beachten?<br />

Man muss sich bewusst sein, dass der Körper durch<br />

die kurzfristig stark reduzierte Energiezufuhr nicht<br />

zu körperlichen Höchstleistungen bereit ist. Ein intensives<br />

Trainingsprogramm ist also während der<br />

Fasttage nicht zu empfehlen. Das würde den Organismus<br />

zu sehr belasten. Bei Schwangerschaft, allgemeiner<br />

Schwäche und bestimmten Erkrankungen<br />

wird Fasten nicht empfohlen. Daher werden im Kurhaus<br />

bei allen Fastern ärztliche Eingangsuntersuchungen<br />

durchgeführt.<br />

Kann man bei Ihnen in Marienkron fasten?<br />

Sehr gut sogar! Das Marienkroner Fasten wurden,<br />

ausgehend vom Buchinger-Saftfasten, der Mayr-<br />

Kur und dem von-Bingen-Fasten, zu einem eigenständigen<br />

Fastenangebot weiterentwickelt. Dabei<br />

stehen Suppen-und Saftfasten beziehungsweise<br />

zwei Entschlackungsdiäten zur Auswahl. <strong>Die</strong> Kurärzte<br />

stimmen die Fastenform auch mit den persönlichen<br />

Vorlieben der Fastengäste ab. Der eine<br />

will eher klare Gemüse- oder Kartoffelsuppen essen,<br />

der andere greift lieber zu frisch gepressten<br />

Obst- und Gemüsesäften. Beim Entschlacken halten<br />

unsere Getreideschleimsuppen den Blutzuckerspiegel<br />

stabil, das gekochte Gemüse und Getreide<br />

sättigt zusätzlich bei der milden Basendiät. In jedem<br />

Fall wird der Marienkroner Fastengast medizinisch<br />

begleitet. Therapeutische Anwendungen wie<br />

Kneipp-Güsse, Massagen und Wickel unterstützen<br />

das Entgiften beim Fasten und bewirken eine Regeneration<br />

des Körpers.<br />

30<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Marilda und Mimi – ziemlich beste Freundinnen<br />

KLEIN, ABER SCHON EIN GANZER THERAPIEHUND<br />

DACKEL MIMI IM EINSATZ<br />

Hunde sind treue, gelehrige und lehrende Begleiter. Sie können die Beziehungsfähigkeit von Menschen verbessern, neue<br />

Lebensfreude vermitteln und sind lustige Spielgefährten – nicht nur für Kinder.<br />

Von Isabella Hartmann<br />

Lange hatten die Kinder um einen Hund gebettelt und<br />

immer wieder betont, dass sie noch nie ein Haustier gehabt<br />

hätten. Vor drei Jahren entschlossen wir uns, die<br />

sechsköpfige Familie um einen Vierbeiner zu erweitern.<br />

Eigenschaften und Bedürfnisse verschiedener Hunderassen<br />

wurden abgewogen, bis wir uns auf einen Langhaardackel<br />

einigten. Dackel hatten das Familienleben<br />

schon in unserer Kindheit bereichert. Sie sind klein, lustig<br />

und unkompliziert.<br />

Und dann kam Mimi<br />

Mimi, der kleine Dackelwelpe aus Bayern, für den wir uns<br />

entschieden hatten, war gerade einmal zwölf Wochen alt,<br />

als wir ihn – pardon, sie – abholten. Nach ein paar Monaten<br />

ging es zum ersten „Junghundekurs“ in die Hundeschule,<br />

wo sich Mimi als sehr gelehrig und folgsam<br />

erwies. Sie zeigte große Freude am Kontakt zu Kindern,<br />

ließ sich im Schulhof geduldig streicheln und zauberte<br />

den Betreuten bei <strong>Malteser</strong>diensten, zu denen wir sie<br />

mitnahmen, ein Lächeln ins Gesicht.<br />

Mimi wurde wie viele andere Hunde auch als geeignet<br />

zur Ausbildung bei Humanis et Canis zugelassen (Verein<br />

zur Aus- und Weiterbildung von Mensch/Hund Therapieteams)<br />

bei der Aufnahme in die Ausbildung zum Therapiehund.<br />

Dort starteten wir im Frühjahr 2014 mit einem<br />

Kurs, der in mehreren Modulen rund ein Jahr dauerte.<br />

Meist war Mimi in diesem Kurs die Kleinste neben vielen<br />

Labradors, Retrievern, Border Collies und diversen<br />

Mischlingen, die alle lernten, nebeneinander zu arbeiten<br />

und sich zu respektieren. Oft begleiteten wir in diesem<br />

Jahr auch andere Therapiehundeteams bei ihren Besuchen<br />

in Jugend- und Behinderteneinrichtungen, um<br />

praktische Erfahrung zu sammeln.<br />

„Nichts an uns Menschen auszusetzen“<br />

Fertig ausgebildet, schlossen wir uns dem Verein „Kibello“<br />

(Verein für Begegnungen von Kindern und Hunden)<br />

in Salzburg an und besuchen seit Herbst jede Woche<br />

die Kinder- und Jugendpsychiatrie der Christian-Doppler-Klinik.<br />

Dort warten jeden Freitag um zehn Uhr zwei<br />

bis drei Kibello-Teams auf die jungen Patienten, die sich<br />

jeweils eine halbe Stunde lang mit einem Hund beschäftigen<br />

dürfen. Der weitläufige Park der Klinik lädt zum<br />

Spazierengehen ein, die Hunde werden gebürstet, über<br />

kleine Hindernisse geführt, ausgiebig gestreichelt und<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 31


MALTESERÖSTERREICH<br />

immer wieder mit Hundekeksen von den Kindern belohnt.<br />

Gerne zeigen die Vierbeiner auch ihre individuellen<br />

„Kunststücke“, suchen versteckte Spielzeuge, jagen Frisbees<br />

nach oder geben die Pfote. Mimi macht besonders<br />

gerne die „Rolle“, tanzt auf den Hinterbeinen um ein<br />

Hundekeks oder läuft einen von den Kindern gelegten<br />

„Hundekeks-Parcours“. Nach einer halben Stunde gibt<br />

es einen Wechsel und andere Kinder dürfen sich mit den<br />

Hunden beschäftigen. Da viele junge Patienten mehrere<br />

Wochen oder Monate bleiben, können sie die Hunde<br />

gut kennenlernen und manche kommen jedesmal auf<br />

neue Ideen, wie sie den Hund beschäftigen können.<br />

Andere freuen sich auf eine ruhige halbe Stunde mit einem<br />

freundlichen Begleiter an der Leine, denn „Was uns<br />

so fest mit Hunden verbindet, ist nicht ihre Treue, ihr<br />

Charme oder was es sonst noch so sein mag, sondern die<br />

Tatsache, dass sie nichts an uns Menschen auszusetzen<br />

haben“, wie es treffend auf der Homepage von Humanis<br />

et Canis heißt.<br />

wartet. Trotz der kurvigen Autofahrt zu Marilda erkennt<br />

Mimi genau das Ziel und stimmt jedes Mal schon im Auto<br />

lautes Freudengeheul an. Sobald sich die Haustür öffnet,<br />

gibt es eine große Begrüßung und dann wird gestreichelt<br />

und gefüttert.<br />

Elegante russische Windhunde<br />

<strong>Die</strong> Idee, Therapiehunde ins <strong>Malteser</strong>leben zu integrieren,<br />

wurde vor einigen Jahren von unserem lieben verstorbenen<br />

Josef Mayer angestoßen, der eine Gruppe Therapiehunde<br />

zu einer Begegnung mit unseren Betreuten<br />

in die <strong>Malteser</strong>zentrale eingeladen hatte. <strong>Die</strong>ser Initiative<br />

folgend, wurden nicht nur Dackel Mimi, sondern auch<br />

elegante russische Windhunde – Barsois – kürzlich in<br />

Salzburg zu Therapiehunden ausgebildet. Ab dem Frühjahr<br />

verbringen sie regelmäßig Nachmittage mit unseren<br />

Betreuten. Wir werden gerne davon berichten!<br />

Fellnasen als Lehrer<br />

Kibello Hundeteams besuchen nicht nur kranke Kinder,<br />

sondern gestalten auch gerne eine Stunde im Kindergarten<br />

oder in der Schule, um den Kindern mit Hilfe<br />

der vierbeinigen Lehrer das richtige Verhalten gegenüber<br />

fremden und eigenen Hunden beizubringen und<br />

Verständnis für die „Sprache“ der Hunde zu entwickeln.<br />

Manch langjähriger Kibello-Hund hat durch diese Besuche<br />

schon einen richtigen „Fanclub“, der sich einmal<br />

jährlich zur Segnung der Kinder und Hunde am Festtag<br />

des Hl. Franziskus, dem 4. Oktober, in der Salzburger<br />

Franziskanerkirche zu einem Kindergottesdienst trifft.<br />

Mimi hat inzwischen viele Freunde – nicht nur unter den<br />

Kindern. Einer ihrer größten Fans ist Marilda Thun-Hohenstein,<br />

eine der engagiertesten und längst dienenden<br />

<strong>Malteser</strong>-Damen, die für Mimis Besuche, seit sie ein<br />

Welpe ist, immer mit den allerbesten Hunde-Leckerlis<br />

32<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong><br />

Razim ist als staatlich geprüfter Therapie-<br />

Begleithund in Salzburg im Einsatz


MALTESERÖSTERREICH<br />

<strong>Die</strong> Ziele der Tiergestützten Therapie (TT) sind<br />

vielfältig, der Nutzen groß. TT hilft Menschen in<br />

Therapie dabei,<br />

• die Beziehungsfähigkeit durch Beobachten der Reaktionen<br />

des Tieres auf menschlichen Ausdruck<br />

zu verbessern. <strong>Die</strong> Reaktionen erfolgen unmittelbar<br />

und sind völlig wertfrei. Über diese tierische<br />

„Rückmeldung“ kann das Kinder/der Jugendliche<br />

sein Verhalten anpassen, klarere Anforderungen<br />

stellen, Belohnungen richtig einsetzen und emotionale<br />

Äußerungen richtig bewerten lernen.<br />

• (wieder) Lebensfreude durch das Tollen und Spielen<br />

mit einem aktiven Spielpartner zu gewinnen.<br />

• die Übernahme von Verantwortung in der Führung<br />

und Pflege des Tieres zu trainieren. <strong>Die</strong> TT<br />

führt insgesamt zu einer beruhigenden und leicht<br />

antidepressiven Wirkung, verbessert – vor allem<br />

bei alten Menschen – die geistigen Fähigkeiten,<br />

verbessert die Kontaktfähigkeit und erhöht nachgewiesenermaßen<br />

die Agilität. Hunde im Klassenzimmer<br />

erhöhen die Lernfreudigkeit und verbessern<br />

das soziale Klima einer Klassengemeinschaft.<br />

Antidepressive Wirkung: „Tiergestützte Therapie<br />

ist mittlerweile ein fester<br />

Bestandteil der therapeutischen<br />

Möglichkeiten in der<br />

Arbeit mit psychisch kranken<br />

Kindern und Jugendlichen“,<br />

so Univ.-Prof. Dr. Leonhard<br />

Thun-Hohenstein, Vorstand<br />

der Universitätsklinik für<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

am Universitätsklinikum<br />

Salzburg (www.salk.at).<br />

SCHLEUDERN<br />

ERLAUBT<br />

Von Matthias Lammerhuber<br />

<strong>Die</strong> Anforderungen an die Lenker der Einsatzfahrzeuge<br />

im <strong>Malteser</strong>-Rettungsdienst sind enorm. Schließlich gilt<br />

es, so schnell und sicher wie möglich das Ziel zu erreichen,<br />

dabei den Verkehr im Auge zu behalten, mögliche<br />

Gefahrensituationen rechtzeitig zu erkennen und entsprechend<br />

zu reagieren. Um diese Fähigkeiten zu perfektionieren,<br />

absolvierten zwölf Einsatzfahrer der <strong>Malteser</strong><br />

Ende Jänner ein Training im ÖAMTC-Fahrtechnikzentrum<br />

Teesdorf/NÖ. <strong>Die</strong>ses findet zwei mal pro Jahr statt<br />

und garantiert, neben den sonstigen, sehr umfassenden<br />

Teilen einer kompetenten Fahrerausbildung, die sichere<br />

Teilnahme am Straßenverkehr.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 33


DAS GEBET<br />

IN DIE FAMILIE HOLEN<br />

Der Alltag mit Beruf und Familie macht es oft schwer, gemeinsam zu beten. <strong>Die</strong> Johannesgemeinschaft hat einen Weg gefunden,<br />

alles gut „unter einen Hut“ zu bringen.<br />

Von Jan Ledochowski<br />

Der heilige Franz von Sales schreibt in seiner Philothea,<br />

dass jeder Christ berufen ist, die Frömmigkeit gemäß seinem<br />

Stand zu leben. Damit ist die Einsicht gemeint, dass<br />

jeder nach seinen Möglichkeiten, die durch berufliche<br />

und familiäre Verpflichtungen definiert sind, berufen ist,<br />

Gott in Liebe zu dienen.<br />

<strong>Die</strong>ser Gedanke war vielen von uns in der Johannesgemeinschaft<br />

sehr hilfreich, als wir feststellten, dass wir<br />

uns plötzlich in einem anderen „Stand“ befanden als zum<br />

Zeitpunkt unseres Beitritts zur Gemeinschaft. Aus Studenten<br />

waren Berufstätige geworden, es wurde geheiratet,<br />

die ersten Kinder kamen zur Welt. Damit war es für<br />

die Ehepaare häufig nicht mehr möglich, gemeinsam am<br />

wöchentlichen Gebetsabend teilzunehmen. Hinzu kam<br />

ein Aspekt, auf den uns unser geistlicher Leiter, Pater Florian<br />

Calice, hingewiesen hat: Mit der Ehe geht man einen<br />

Bund vor Gott und den Menschen ein und beschreitet von<br />

da an auch den Weg des Glaubens gemeinsam. Wie sollten<br />

wir nun unser Gemeinschaftsleben gestalten, damit<br />

sich Ehepaare, jüngere und nicht verheiratete Mitglieder<br />

zu 100 Prozent einbringen konnten? Unseren Weg<br />

könnte man unter den Titel stellen: „Das Gebet in die<br />

Familien holen“. <strong>Die</strong> Gebete finden jetzt in Hauskreisen<br />

in unseren Wohnungen statt – für die jüngeren und unverheirateten<br />

Mitglieder jede Woche und für die Ehepaare<br />

alle drei Wochen. So lässt sich auch ein Babysitter<br />

gut organisieren. In den Hauskreisen beten wir unser<br />

Gemeinschaftsgebet, den Rosenkranz und die Komplet<br />

oder beschäftigen uns mit einem Text aus den Evangelien.<br />

Drei- bis viermal im Jahr feiern wir einen Gemeinschaftsnachmittag,<br />

an dem auch die Kinder teilnehmen.<br />

SPASS BEIM SCHWIMMEN<br />

Von Lukas Krupitza<br />

Therapieschwimmen ist ein Grundpfeiler des Betreuungsangebots der Tiroler<br />

<strong>Malteser</strong> und findet schon sehr lange statt. Übungen im warmen Wasser<br />

entlasten die angespannte Muskulatur und den beeinträchtigten Bewegungsapparat.<br />

Je nach Personalbesetzung sind wir zumindest zu zweit, maximal<br />

zu viert und idealerweise Mann/Frau gemischt, damit sowohl männliche als<br />

auch weibliche Betreute mitkommen können. Donnerstags um 18 Uhr holen<br />

wir unsere Schützlinge ab, gegen 19 Uhr kommen wir im Becken an. Beim<br />

Schwimmen hat jeder seine persönlichen Vorlieben: Manche der Betreuten<br />

wollen lieber ins Kinderbecken, andere drehen ihre Runden im „großen“ Becken.<br />

Um 20:30 Uhr haben wir seit Jahren einen fixen Platz in der Schwimmbadkantine,<br />

wo wir den Abend bei Toast und Pommes ausklingen lassen.<br />

34<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


HILFE FÜR DIE UKRAINE<br />

Von Pavlo Titko<br />

Drei Jahre dauern nun schon die bewaffneten Auseinandersetzungen<br />

zwischen russischen Rebellen u. der<br />

Ukraine an. Erschütternde Bilanz im ostukrainischen<br />

Krisengebiet: 10.000 Tote, 22.000 Verwundete, 3,8<br />

Millionen Menschen, die humanitärer Hilfe bedürfen.<br />

Wer konnte, ist längst geflüchtet. <strong>Die</strong>se Möglichkeit<br />

steht jedoch nicht allen offen. Zurückgeblieben<br />

sind Familien, die es sich finanziell oder aus anderen<br />

Gründen nicht leisten konnten, den Kriegswirren zu<br />

entkommen. Besonders hart getroffen hat es Familien,<br />

in denen Kinder mit Behinderungen leben und für die<br />

es nun keine Therapiemöglichkeiten mehr gibt. Es fehlen<br />

staatliche Strukturen, die diese Aufgaben erfüllen<br />

könnten, es fehlen private Initiativen und die nötigen<br />

Geldmittel, die dafür erforderlich wären.<br />

Seit April 2016 haben nun wenigstens einige der<br />

schwer traumatisierten bzw. behinderten Kinder die<br />

Chance, im Rahmen eines Projekts der <strong>Malteser</strong> physische<br />

und psychische Linderung zu erfahren. Mit Hilfe<br />

von Hippotherapie, also der Arbeit mit Pferden aus<br />

dem ehemaligen Reitstall von Oksana Lesna, wird ihnen<br />

kostenlos vor Ort geholfen.<br />

Unsere Bilanz<br />

nach neun Monaten:<br />

700 Therapieeinheiten<br />

oder 350 Stunden für<br />

insgesamt 32 bedürftige<br />

Menschen, darunter<br />

17 Kinder mit<br />

Kinderlähmung und 15 Jugendliche,<br />

die dringend psychologische Hilfe brauchten.<br />

Wir, die Johannesgemeinschaft, freuen uns,<br />

wenn Sie uns helfen, das Projekt der MALTESER<br />

in der Ukraine mit Spenden oder fachlicher Hilfe<br />

vor Ort zu unterstützen. Nähere Informationen<br />

erhalten Sie unter Tel. 0664 82 43 738 oder per<br />

E-Mail: charlotte.kraus@malteser.at<br />

Konto: Johannesgemeinschaft<br />

IBAN: AT92 1953 0007 0002 6260 BIC: SPAEAT25<br />

Bankhaus Carl Spängler & Co. AG<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 35


MALTESERÖSTERREICH<br />

Besuch in<br />

Laxenburg<br />

HAUS MALTA<br />

GEBORGENHEIT<br />

Am Punschstand<br />

36<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Ausstellung Sixtinische Kapelle<br />

in der Votivkirche<br />

AM LEBENSABEND<br />

1987 als Verein gegründet, betreibt das „Haus Malta“ in der Wiener Bürgerspitalgasse eine<br />

Seniorenresidenz für die <strong>Malteser</strong>.<br />

Von Henriette Blanckenstein<br />

Bewohner und Mitarbeiter bilden eine Hausgemeinschaft und sind in einer Atmosphäre gegenseitigen<br />

Vertrauens, Rücksichtnahme und stets aufmerksamer Hilfsbereitschaft um ein<br />

Zusammenleben in christlicher Nächstenliebe bemüht. <strong>Die</strong> individuelle Persönlichkeit und die<br />

Bedürfnisse jedes Bewohners stehen bei der Pflege und Betreuung an oberster Stelle. Neben<br />

einem professionellen Team für die medizinische, therapeutische und psychologische Versorgung<br />

und Begleitung engagieren sich ehrenamtliche Helfer, die vor allem durch ihre Besuche<br />

und Ausflüge mit den Heimbewohnern für Abwechslung im Tagesablauf sorgen.<br />

Ein Haus mit Seele<br />

Das Haus Malta verfügt über 30 Wohneinheiten für insgesamt 35 Bewohner und ein Gästeappartement.<br />

<strong>Die</strong> Ein- bzw. Eineinhalb-Zimmer-Appartements (mit Dusche, WC, Kochnische)<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 37


MALTESERÖSTERREICH<br />

Malgruppe<br />

können nach eigenen Wünschen und je nach Pflegebedarf ausgestattet<br />

werden, nur die Betten werden vom Haus gestellt. Im<br />

Speisesaal mit Cafeteria wird täglich zu Mittag ein Drei-Gänge-Menü<br />

serviert, das in der hauseigenen Küche frisch zubereitet<br />

wird. Für die Freizeitgestaltung bieten ein Gartensalon,<br />

ein Bridge-Zimmer, ein Veranstaltungs- und Fitnessraum im<br />

Kellergeschoß sowie ein Innenhofgarten ein anregendes und<br />

gemütliches Ambiente. Für spirituelle Bedürfnisse steht eine<br />

Kapelle zur Verfügung.<br />

Regelmäßiger Besuch eines<br />

38<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Eisessen nach Museumsbesuch<br />

Sie interessieren sich für „Wohnen im Haus Malta“? Dann<br />

freuen wir uns auf Ihren Anruf oder Ihre Nachricht per<br />

E-Mail. Gerne vereinbaren wir einen individuellen Besichtigungstermin<br />

und nehmen Vormerkungen entgegen.<br />

Kontakt:<br />

Haus Malta, Bürgerspitalgasse 1, 1060 Wien<br />

T: +43 1 597 59 91<br />

E: hausmalta@malteser.at, I: www.hausmalta.at<br />

Kindergartens im Haus<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 39


MALTESERÖSTERREICH<br />

Dr. Walburga Litschauer, Else Paschke und Georg Wagner-Wagenried.<br />

DREI „NEULINGE“<br />

IM MALTESER BETREUUNGSDIENST<br />

Ein herzliches Willkommen drei besonderen Menschen, die sich nun im Namen der <strong>Malteser</strong> mit viel Freude, Energie und<br />

Dankbarkeit engagieren: Dr. Walburga Litschauer, Else Paschke und Georg Wagner-Wagenried.<br />

Von Angela Thierry<br />

<strong>Die</strong> Kinder sind aus dem Haus, das Pensionsalter ist erreicht.<br />

„Was tun?“, fragt sich da so mancher der Betroffenen,<br />

die sich plötzlich in einer neuen Lebensphase<br />

wiederfinden. <strong>Die</strong> eigene Existenz ist mehr oder weniger<br />

gesichert, plötzlich ist der Wunsch da, auch einmal „etwas<br />

für andere zu tun“. Gottlob gibt es heutzutage eine große<br />

Vielfalt von Möglichkeiten, sich helfend für andere Menschen<br />

einzusetzen. Warum es gerade ein Engagement bei<br />

den <strong>Malteser</strong>n geworden ist und welche Motivationen bei<br />

dieser Wahl eine Rolle gespielt haben, wurde von der Leiterin<br />

des <strong>Malteser</strong> Betreuungsdienstes, Angela Thierry, im<br />

Gespräch mit den drei „Neuen“ auf den Punkt gebracht.<br />

Wie hast Du von den <strong>Malteser</strong>n erfahren?<br />

Georg: Mein Vater wurde mit einem UNESCO-Vertrag im<br />

Jahr 1950 nach Aleppo versetzt. Unsere ganze Familie ist<br />

dorthin ausgewandert und ich wurde dort geboren. Von<br />

Kindheit an habe ich mich für Geschichte interessiert<br />

und da besonders für soziale Hilfswerke in der ganzen<br />

Welt. Als wir nach Österreich zurückkehrten, stellte ich<br />

fest, dass viele unserer Verwandten bei den <strong>Malteser</strong>n tätig<br />

waren, sodass ich mich weiterhin im Bereich der vielfältigen<br />

Sozialengagements informieren konnte. Durch<br />

persönliche Betroffenheit – meine Mutter starb im Jahr<br />

2004 mit 88 Jahren an Alzheimer – war ich persönlich<br />

selbstverständlich an vorderster Front gefordert, und<br />

mein soziales Engagement wurde in der Praxis auf eine<br />

harte Probe gestellt.<br />

Else: Auch ich bin nicht in Österreich, sondern in New<br />

York geboren. Mein Vater wurde als Elektrotechniker<br />

1955 in die USA berufen und wir lebten bis 1968 in New<br />

Jersey. Beide Eltern hatten eine stark ausgepräge soziale<br />

Ader, d. h. Helfen hatte bei uns in der Familie stets einen<br />

hohen Stellenwert. Ich habe bis heute viele internationale<br />

Kontakte, in Wien lernte ich auch etliche <strong>Malteser</strong><br />

kennen, u. a. Therese Backhausen vom MHDA, die mich<br />

an den Betreuungsdienst weiter vermittelte. Ich habe<br />

keinerlei Berührungsängste mit Menschen aus Randgruppen<br />

wie Obdachlosen, Alkoholikern oder psychisch<br />

kranken Menschen. Auch bei mir steht heute die Fürsorge<br />

für meine Mutter an erster Stelle; trotzdem habe ich<br />

Zeitkapazitäten frei, um eine Patientin des MBD regelmäßig<br />

zu besuchen, was ich mit großer Begeisterung tue.<br />

Walburga: Den ersten Kontakt zu den <strong>Malteser</strong>n bekam<br />

ich in Kärnten durch die uns benachbarte Familie Mayerhofer-Grünbühel.<br />

Mein Vater führte mit großem Engagement<br />

die Firma Leitgeb, meine Mutter kam durch Dr.<br />

Felix Mayerhofer-Grünbühel ins Haus Malta, in dem sie<br />

sich sehr wohl gefühlt und viele interessante Menschen<br />

kennengelernt hat.<br />

40<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Welche Beweggründe hattest Du, um Dich aktiv bei<br />

den <strong>Malteser</strong>n einzubringen und Mitglied in einem<br />

Hilfswerk zu werden?<br />

Georg: Ich möchte mich in meiner neu gewonnenen Pensionszeit<br />

mit anderen Menschen beschäftigen, neue Vertrauensverhältnisse<br />

aufbauen, um auf dieser Basis helfen<br />

zu können. Dabei lerne ich vieles im Bereich der sozialen<br />

Netzwerke kennen – die Geschichte des <strong>Malteser</strong>-Ordens<br />

hat mich da schon immer ganz besonders interessiert.<br />

Else: Mir ist in letzter Zeit klar geworden, wie alleine<br />

und unverstanden viele Menschen sind. Menschen<br />

wollen Gespräche führen und Zuwendung erfahren. Ich<br />

wurde bei meinem ersten Besuch im Haus Malta von<br />

Direktor Bercal begleitet, wo ich meine erste Patientin<br />

kennenlernte, und es war „Liebe auf den ersten Blick“.<br />

Seither weiß ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen<br />

habe und freue mich darauf, bald mehr über die<br />

Geschichte des <strong>Malteser</strong>-Ordens zu erfahren.<br />

Walburga: Ich wollte schon als Kind immer gerne anderen<br />

helfen, später tat ich das während meiner Studienzeit<br />

und während meiner Tätigkeit an der Universität.<br />

Man konnte sich immer auf mich verlassen, wenn „Not<br />

am Mann/an der Frau“ war. Ich bin bis heute in vielfacher<br />

Hinsicht beruflich gefordert. Neben der Betreuung meiner<br />

Mutter, die nahtlos in die Betreuung meines an Parkinson<br />

erkrankten Vaters überging, managte ich die Führung des<br />

elterlichen Betriebs und führte unser Haus in Klagenfurt.<br />

Ich bin also Vielseitigkeit gewöhnt und lerne bei meinen<br />

Besuchsdiensten immer noch viel Neues dazu.<br />

Welches waren die bisher schönsten Momente im<br />

Zuge Deiner Tätigkeit im MBD?<br />

Georg: Das war ganz eindeutig meine erste Teilnahme<br />

an der von Angela organisierten Weihnachtssitzung, an<br />

der ich als „Neuling“ teilnahm. Ich wurde so herzlich<br />

aufgenommen und fühlte mich vom ersten Moment an<br />

in dieser Gruppe so wohl. Es war, als ob ich die anderen<br />

schon längst kennen würde. Keinen Moment lang hatte<br />

ich das Gefühl „neu“ zu sein.<br />

Else: Ich fand Direktor Bercal so besonders sympathisch<br />

und hilfreich, er hat mir bei meinem ersten Besuch<br />

großartig geholfen. Außerdem freue ich mich jedes Mal,<br />

wenn ich feststelle, wie viele meiner österreichischen Bekannten<br />

bei den <strong>Malteser</strong>n mitarbeiten. Das festigt das<br />

Freundschaftsband um vieles mehr und gibt mir ein ganz<br />

besonderes Zugehörigkeitsgefühl.<br />

Walburga: Für mich war es schön, anlässlich unserer<br />

ersten Sitzung diesmal von einer ganz anderen Seite<br />

ins Haus Malta zurückzukehren. Auch die herzliche und<br />

fröhliche Aufnahme durch unsere Leiterin hat mir gut<br />

gefallen. Meine Betreute lebt ja nicht im Haus Malta,<br />

sondern in einem Pflegeheim. Da finde ich es ganz besonders<br />

wichtig, ihr die nicht vorhandene Familie wenigstens<br />

einmal in der Woche für kurze Zeit zu ersetzen und<br />

nebenbei ihre wirklich spannende Biografie schrittweise<br />

kennenzulernen. Ich betrachte es als ein Geschenk, wenn<br />

sich jemand wie meine Betreute mir gegenüber öffnet,<br />

und ich bin für diese unerwartete Bereicherung meines<br />

Lebens zutiefst dankbar.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 41


MALTESERÖSTERREICH<br />

SOZIALMINISTER STÖGER<br />

BESUCHT DAS HILDE UMDASCH HAUS<br />

1. Reihe v. l. n. r.: Dr. Jörg Jakobljevich (Stiftungsvorstand H.U. Privatstiftung), Norbert Salburg-Falkenstein<br />

(Prokurator des Großpriorats von Österreich), KR Hilde Umdasch (Stifterin des Hauses), Sozialminister Alois<br />

Stöger, Olivier Loudon (GF <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe), NRAbg. Ulrike Königsberger-Ludwig.<br />

2. Reihe v. l. n. r.: Johannes Hauser (stv. Bereichsleiter Pflege), Mag. Sabine Grünstäudl (Bereichsleiterin Pädagogik),<br />

GR Regina Öllinger, Veronika Karner (Haus- und Pflegedienstleiterin Hilde Umdasch Haus), LAbg. Bgm.<br />

Helmut Schagerl, SR Mag. Gerhard Riegler, Siegfried Köhsler (Bezirksgeschäftsführer SPÖ Amstetten), Helmut<br />

Lutz (GF <strong>Malteser</strong> Care)<br />

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Geschäftsführer<br />

der MALTESER Kinderhilfe, Olivier Loudon,<br />

und die Hausleiterin Veronika Karner sowie einer<br />

Vorstellungsrunde, im Besonderen der Stifterin des<br />

Hauses Frau KR Hilde Umdasch und des Prokurators<br />

des Großpriorates von Österreich Norbert Salburg-<br />

Falkenstein, gab es eine eingehende Besichtigung des<br />

Hauses und eine Erklärung der Philosophie, die nicht<br />

das medizinische, sondern das Menschliche, das Familiäre<br />

und die Individualität ganz gezielt in den Vordergrund<br />

stellt, um den Kindern ein echtes „Zuhause“ zu<br />

bieten.<br />

CAFÉ MALTA IN TIROL<br />

Von Markus Leopold Huber<br />

Mehr oder weniger koffeinhaltige Heißgetränke, selbstgemachte<br />

süße und salzige Köstlichkeiten, angeregte<br />

Gespräche: Allmonatlich weht für einen Freitagnachmittag<br />

ein Hauch Kaffeehausatmosphäre durch die<br />

Leopoldstraße 41 in Innsbruck. Unser „Café Malta“ ist<br />

zu einer netten Tradition geworden, die Betreuten und<br />

<strong>Malteser</strong>n gleichermaßen eine kleine Pause vom Alltag<br />

und Zeit für ein gemütliches Beisammensein beschert.<br />

42<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

EINE SCHILDKRÖTE<br />

NAMENS „PUPPI“<br />

Von Anne Schlumprecht<br />

Unser Ausflug gemeinsam mit unseren Betreuten und Freunden, begann<br />

direkt vor dem Eingang des Haus des Meeres in Wien 6. Sobald alle vor Ort<br />

waren, ging es auch schon in die spannende Welt der Unterwassertiere. Im<br />

ersten Stock begegneten wir riesigen Schlangen, Echsen und vielen kleinen<br />

Ameisen, die über eine mehr als 70 Meter lange Ameisenstraße durch<br />

zwei Stockwerke unterwegs waren. Einige Räume weiter bestaunen wir<br />

Aquarien mit leuchtenden Fischen und beobachteten kleine Seepferdchen<br />

von der Größe einer Stecknadel. Besonders hatten es uns die Weißbüscheläffchen<br />

im Tropenhaus angetan, die sich mutig den Besuchern näherten<br />

und frech vor unserer Kamera posierten.<br />

Im vierten Stock kamen wir gerade noch rechtzeitig an, um bei der berüchtigten<br />

Haifischfütterung dabei zu sein. Im großen Becken tummelten sich<br />

aber nicht nur Haie, sondern auch allerhand kleinere Fische und eine 100<br />

Kilo schwere Schildkröte namens „Puppi“. Vor vielen Jahren war Puppi<br />

von einer Touristin aus Wien auf den Malediven vor dem Verzehr gerettet<br />

worden. <strong>Die</strong> damals zehn Zentimeter kleine Schildkröte war auf einem<br />

Markt als Frühstückssnack angeboten worden.<br />

In der Zwischenzeit hatten auch wir mächtig Hunger bekommen und verzehrten<br />

unsere selbstbelegten Weckerln auf der Terrasse des Haus des<br />

Meeres, während wir über die Dächer von Wien blicken. Was für ein gelungener<br />

Ausflug!<br />

Am 27. Jänner unterstützte uns dabei eine Gruppe<br />

Firmlinge der Pfarre Rum. <strong>Die</strong> Jugendlichen beschäftigen<br />

sich im Rahmen ihrer Firmvorbereitung unter<br />

anderem mit den Themen „Behinderung“ und „selbstbestimmt<br />

leben“ und diskutierten eifrig darüber mit<br />

unseren Gästen. – Wir freuen uns schon auf das nächste<br />

Café Malta!<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 43


MALTESERÖSTERREICH<br />

MUSIK IM HAUS MALTA<br />

Musizieren im Alter kann einen wichtigen Beitrag zum psychischen und physischen Wohlbefinden leisten. Im Haus Malta<br />

weiß man deshalb die Musikgeragogik – eine Fachdisziplin an der Schnittstelle von Musik- und Alterspädagogik – überaus<br />

zu schätzen.<br />

Von Thomas Braun<br />

<strong>Die</strong> Musikgeragogik als Wissenschaft steckt zwar noch in<br />

den Kinderschuhen, aber in der Praxis zeigt sich schnell,<br />

dass Musik biografische Erinnerungen wecken kann und<br />

ältere Menschen damit besondere Erlebnisse in Verbindung<br />

bringen können. Für unsere Seniorenbetreuerin<br />

Sonja Katzberger ist Musik gerade bei der Betreuung von<br />

an Demenz erkrankten Menschen ein wichtiges Instrument,<br />

da „Musik, wenn sie den Bewohnern gefällt, beruhigen<br />

oder beleben, Aggressionen abbauen sowie Aufmerksamkeit<br />

fördern kann.“<br />

In gemütlicher Atmosphäre gemeinsam singen<br />

Nicht nur für an Demenz erkrankte Menschen spielt Musik<br />

im Seniorenheim eine wichtige Rolle. Schon seit 19<br />

Jahren wird mit Frau Mag. Johanna Malfèr einmal wöchentlich<br />

im Gartensalon – in gemütlicher Atmosphäre<br />

und mit Gitarrenbegleitung – gemeinsam gesungen. Auf<br />

diesem Wege lässt sich zusammen eine gute Zeit verbringen,<br />

und bei bekannten Volksliedern, Schlagern und Operetten<br />

kann so mancher Bewohner sich sicherlich schöne<br />

Erinnerungen ins Gedächtnis rufen.<br />

Bewohner spielen Klavierkonzerte<br />

Dass Musik im Seniorenheim nicht wegzudenken ist,<br />

beweisen uns auch zwei unserer Bewohner. Clothilde<br />

Prinzessin Auersperg und DDipl. Ing. Hans Rumpf nehmen<br />

nun schon seit einigen Jahren Klavierunterricht im<br />

Haus Malta. Mit harter Arbeit, viel Spaß und Liebe zur<br />

klassischen Musik sowie herausragendem Talent haben es<br />

die beiden sogar geschafft, ein Klavierkonzert für unsere<br />

Bewohner und deren Verwandte und Bekannte zu spielen.<br />

Reaktions- und Gedächtnistraining in einem<br />

Unterrichtet werden sie von Frau Klara Nowak, die neben<br />

ihrem Studium der Instrumental- und Gesangspädagogik<br />

an der Universität für Musik und darstellende Kunst auch<br />

zwei Jahre Psychologie an der Universität Wien studiert<br />

hat. Seit 2013 ist sie Lehrbeauftragte der Pädagogischen<br />

Hochschule Wien und betreut erfolgreich eine Privatklasse<br />

(http://www.klanghorizont.at). „Klavierunterricht –<br />

das heißt Gehörschulung, Technik, das Auswendiglernen<br />

der Noten und verschiedene Koordinationsübungen –<br />

fördert die Funktion des Gehörs, des Gehirns, ist Reaktionstraining<br />

und Gedächtnistraining in einem“, berichtet<br />

Frau Nowak, „mit Musik sind diese Übungen lustiger und<br />

bringen Spaß, bei dem man auch noch viel trainiert.“<br />

44<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

„DEN TOD ALS FREUND<br />

BETRACHTEN“<br />

Der einfühlende Umgang mit Sterben und Trauer ist lernbar und ungemein bereichernd. Wie Kurse für die Hospizbegleitung<br />

ablaufen und was Absolventen darüber berichten, lesen Sie hier.<br />

Von Sr. Karin Weiler<br />

Bereits zum 80. Mal fand der Einführungskurs für Lebens-,<br />

Sterbe- und Trauerbegleitung im Kardinal-König-Haus,<br />

dem Bildungszentrum der Jesuiten und der<br />

Caritas in Wien, statt. <strong>Die</strong>ser Kurs qualifiziert für die<br />

Begleitung von Menschen am Lebensende und deren<br />

An- und Zugehörigen. Begründet wurde das Kursangebot<br />

von Hospizpionierin Sr. Hildegard Teuschl CS. Im<br />

Bereich Hospiz, Palliative Care und Demenz ist derzeit<br />

Sr. Karin Weiler CS für die Kurse verantwortlich. Sie hat<br />

nachfolgend Antworten auf die wichtigsten Fragen zusammengestellt.<br />

An wen richtet sich das Kursangebot?<br />

Es steht allen am Thema „Sterben, Tod und Trauer“ Interessierten<br />

und zukünftigen Ehrenamtlichen des <strong>Malteser</strong><br />

Palliativdienstes offen. Viele der TeilnehmerInnen<br />

besuchen den Kurs, weil sie schon als Kind mit dem<br />

Sterben eines Angehörigen konfrontiert waren oder<br />

dazu beitragen wollen, dass das Bewusstsein für die<br />

Bedürfnisse von Menschen in der letzten Lebensphase<br />

wächst.<br />

Was sind die Inhalte des Kurses?<br />

Inhalte sind sowohl die Selbstreflexion in Bezug auf<br />

Krankheit, Sterben, Tod und Trauer, die Auseinandersetzung<br />

mit der ehrenamtlichen Rolle im Kontext der<br />

Hospizbegleitung und Sensibilität in Kommunikation<br />

und Begleitung am Lebensende. Grundkenntnisse zu<br />

den Themen Schmerz, Trauer, Demenz, zu ethischen,<br />

rechtlichen und spirituellen Aspekten der Begleitung<br />

werden erarbeitet. Im Anschluss an den Kurs ist ein<br />

Praktikum in der Begleitung vorgesehen, um im mobilen<br />

oder stationären Bereich, auf der Palliativstation,<br />

im Pflegeheim oder auch in anderen Bereichen mit<br />

schwerkranken Menschen und ihren Angehörigen ehrenamtlich<br />

tätig zu werden. Der Kurs entspricht den<br />

Standards zur Befähigung von ehrenamtlichen HospizbegleiterInnen<br />

des Dachverbands Hospiz Österreich.<br />

Wie wird in diesem Kurs gelehrt und gelernt?<br />

<strong>Die</strong> Gruppe bildet einen Lernraum für den Umgang mit<br />

ganz unterschiedlichen Bedürfnissen von Menschen.<br />

<strong>Die</strong> KursbegleiterInnen setzen Methoden der Erwachsenenbildung<br />

ein und bringen Erfahrung aus der Praxis<br />

der Hospizarbeit mit. Dazu die Stimmen von zwei KursteilnehmerInnen:<br />

„Ich hätte mir nicht gedacht, dass es<br />

bei diesem Thema auch so humorvoll zugehen kann.“<br />

und „Ich wollte etwas für die Begleitung von Menschen<br />

am Lebensende lernen. Darüber hinaus habe ich ganz<br />

viel für mein eigenes Leben gelernt.“<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 45


MALTESERÖSTERREICH<br />

WAS SAGEN BISHERIGE MALTESER<br />

ABSOLVENTINNEN ÜBER DEN KURS?<br />

Hier einige Auszüge aus den Rückmeldungen in Stichworten:<br />

• Wichtige Informationen, tatsächliches „Werkzeug“, Impulse, die eigene<br />

Haltung zu finden, tiefe Erkenntnisse über Respekt, Selbstbestimmung,<br />

Begleitung<br />

• Sehr gut konzipiertes Heranführen an das Thema Tod und Sterben<br />

• Persönliche Bereicherung, sehr geeignet für Selbstreflexion, Überdenken<br />

der eigenen Haltung, Horizonterweiterung<br />

• Persönliche Reflexion und fachliche Information<br />

• Klarheit über ein angstbesetztes Thema – Mut!<br />

• Sehr gutes Rüstzeug für ehrenamtliche Arbeit<br />

• Vorbereitung auf dem Umgang mit Sterbenden, chronisch Kranken und<br />

deren Angehörigen<br />

Der langjährige <strong>Malteser</strong> Christoph Cornaro, Botschafter im Ruhestand, und <strong>Malteser</strong>-Dame Tita Andras berichten über<br />

ihre Erfahrungen und machen Mut, es ihnen gleichzutun.<br />

Warum hast du dich entschlossen, die Ausbildung<br />

zur Befähigung für Hospiz- und Demenzbegleitung<br />

zu absolvieren?<br />

Tita Andras: Mein lieber Mann hat mir einen Internet-Link<br />

geschickt: Da stand, dass bei den <strong>Malteser</strong>n<br />

eine neue Idee entstanden war: die Gründung des <strong>Malteser</strong><br />

Palliativdienstes. Das hat meine Aufmerksamkeit geweckt,<br />

da ich mich schon seit einiger Zeit gefragt hatte:<br />

Was hat der liebe Gott für mich vor, wenn unsere Kinder<br />

aus dem Haus ausziehen?<br />

Was war besonders spannend und vielleicht unerwartet<br />

im Zuge der Ausbildung?<br />

Christoph Cornaro: Der vier Monate dauernde Ausbildungskurs<br />

für zwischen 40 und 50 Leute aller Altersklassen<br />

hat mir viele neue Aspekte gezeigt. Unerwartet war<br />

einerseits die zwischenmenschlich positive Wirkung<br />

unter den Teilnehmern und andererseits das deutliche<br />

Bemühen von Sr. Karin Weiler, keinerlei religiöse Aspekte<br />

aufzuzeigen: strikte Neutralität im Kardinal-König-Haus!<br />

Tita Andras: <strong>Die</strong>se Wochen, die der Kurs in Anspruch<br />

genommen hat, haben mich sehr bereichert: <strong>Die</strong> Gruppe<br />

aus unterschiedlichen Personen und verschiedenen<br />

Altersgruppen hatte großes Interesse an der noch unbekannten<br />

Aufgabe Palliativbereich, und es ergab sich, total<br />

spontan, eine sehr nette und freundliche Atmosphäre.<br />

Ich gewann mehr und mehr Vertrauen in die Gruppe und<br />

konnte meine Ängste und Hemmungen bezüglich Palliativarbeit<br />

mit anderen teilen. Das tat mir sehr gut.<br />

Was war für dich die größte persönliche Erfahrung<br />

im Zuge deiner ehrenamtlichen Tätigkeit nach der<br />

Ausbildung?<br />

Christoph Cornaro: <strong>Die</strong> ehrenamtliche Tätigkeit im<br />

Wilhelminenspital war interessant und lehrreich, wenn<br />

auch nicht immer ganz einfach. Im Wilhelminenspital<br />

gab es ausreichend Ehrenamtliche und durch den Häu-<br />

46<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Werden weiterführende Kurse angeboten?<br />

<strong>Die</strong> Kurse für „Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung“ haben langjährige Tradition.<br />

Seit einigen Jahren gibt es auch eine gezielte Weiterbildung für „Demenzbegleitung“<br />

und die weiterführende Fortbildung für „Trauerbegleitung“. <strong>Die</strong><br />

nächsten Kurse starten im Herbst und wenden sich an alle, die sich informieren,<br />

austauschen, vorbereiten wollen – egal, ob für eine konkrete Aufgabe oder für das<br />

Leben „an sich“.<br />

Der nächste Kursstart<br />

Kurstitel: Einführung in die Lebens-, Sterbe-, und Trauerbegleitung<br />

Wann: 18.9.<strong>2017</strong> um 17:30 Uhr, sowie 15 weitere Abende und drei ganze Samstage bis Jänner 2018<br />

Information und Anmeldung: Mag. Martina Schürz, Tel.: 01-804 75 93-629,<br />

E-Mail: schuerz@kardinal-koenig-haus.at, www.kardinal-koenig-haus.at<br />

<strong>Malteser</strong> Palliativdienst: Dr. Johannes Mlczoch, palliativdienst@malteser.at<br />

figen Wechsel der Betreuten konnte ich dort in meinem<br />

Zeitbudget keine echte Beziehung und sohin durch meine<br />

Besuche, nach meinem Empfinden, nicht genug Hilfestellung<br />

geben. Daher habe ich gerne ins Haus Malta<br />

gewechselt, wo längerfristige Besuchsdienste möglich<br />

waren. Ich hatte dadurch das Gefühl, den Leuten irgend<br />

etwas Angenehmes durch die Besuche geben zu können.<br />

Ich hatte dadurch das Gefühl, den Leuten irgend etwas<br />

Angenehmes oder für sie Brauchbares durch die Besuche<br />

geben zu können. Ich konnte dann ins Haus Malta wechseln,<br />

wo längerfristige Besuchsdienste möglich waren.<br />

Tita Andras: Ich begann meine <strong>Die</strong>nste ziemlich schnell<br />

nach Beendigung des Kurses im Wilhelminenspital. Alle<br />

Ehrenamtlichen wurden dort von den Krankenschwestern,<br />

dem Pflegepersonal und der Sozialarbeiterin sehr<br />

herzlich willkommen geheißen. Meine <strong>Die</strong>nste waren jeweils<br />

samtags am Vormittag. Ich erinnere mich an eine<br />

Patientin namens Gaby, die mir durch ihre innere Freude<br />

besonders ans Herz gewachsen war. Ich habe sie auch unter<br />

der Woche besucht und durfte ihre Tochter kennenlernen.<br />

Sie zeigte mir, was es bedeutet, sich auf den Tod<br />

vorzubereiten und ihn als „Freund“ zu betrachten.<br />

Wie kannst du dein erworbenes Wissen bei den<br />

<strong>Malteser</strong>n einbringen?<br />

Christoph Cornaro: Ich kann mich selbst von Zeit zu<br />

Zeit, vor allem bei dementen Personen im Haus Malta, einbringen.<br />

Ich habe dort zum Beispiel angeregt, zu meinem<br />

Klaviervortrag vor kurzem auch demente Patienten hinzubringen<br />

und hatte das sichere Gefühl, dass diese die Musik<br />

besonders erlebt und für sich „mitgenommen“ haben.<br />

Tita Andras: Was ich in der Ausbildung und bei den<br />

praktischen <strong>Die</strong>nsten im Wilhelminenspital gelernt habe,<br />

kann ich auf jeden Fall ehrenamtlich bei den <strong>Malteser</strong>n<br />

einbringen. Als <strong>Malteser</strong>dame bete ich: „… dem Nächsten<br />

will ich in Liebe begegnen, besonders den Armen und unseren<br />

Herren Kranken …“ In der Palliativarbeit darf ich<br />

dieses Gebet der <strong>Malteser</strong> verwirklichen und konkret darf<br />

ich im Haus Malta meine <strong>Die</strong>nste zur Verfügung stellen.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 47


WENN AUS FREMDEN<br />

FREUNDE WERDEN ...<br />

Im Oktober 2015 lernte ich bei einem der wöchentlich stattfindenden<br />

Friedensgebete Tony S. kennen. Tony war aus Syrien geflüchtet und hatte in<br />

Tirol eine neue Heimat gefunden. Für „<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>“ gab er mir ein Interview.<br />

Danke, Tony!<br />

Von Hemma Zingerle<br />

Tony, was hast du in Syrien gemacht?<br />

Ich wurde 1975 in Homs geboren und habe nach dem Gymnasium<br />

in Damaskus Pharmazie studiert. Später habe ich in<br />

meiner Heimatstadt meine eigene Apotheke geführt.<br />

Warum hast du Syrien verlassen?<br />

Ich wurde unter Druck gesetzt und bedroht. Ich wollte<br />

zunächst mit meiner Frau und meinen Kindern zu meiner<br />

Schwester und deren Familie nach Australien fliegen.<br />

Ein Anwalt in Sydney hatte uns dabei beraten und geholfen.<br />

Dafür musste man aber in Beirut registriert werden.<br />

Als wir dort waren, hatte sich die Lage im Libanon<br />

derart verändert, dass es nicht mehr möglich war, nach<br />

Australien auszureisen. Viel Geld war weg. Im Libanon<br />

wollten und konnten wir nicht bleiben. So ging es zurück<br />

nach Syrien. Dort musste ich mich verstecken und wollte<br />

schließlich nur noch weg. Im Internet liest man über<br />

mögliche „Reiseziele“. Für mich war schnell klar, dass ich<br />

nach Österreich, Belgien oder Norwegen möchte.<br />

Wie ist es dir auf der Flucht ergangen?<br />

Am 13. Juli 2015 habe ich meine Familie verlassen, bin<br />

mit einem Kleinbus nach Beirut und auf legalem Weg<br />

nach Izmir geflogen. Von dort ging es nach Marmaris<br />

und mit Hilfe eines Schleppers auf einem viel zu kleinem<br />

Boot nach Rhodos. Dort wurde ich registriert und<br />

konnte legal nach Saloniki fliegen. Weiter ging es nach<br />

Athen, wo ich elf Tage bleiben musste, da es Schwierigkeiten<br />

gab. Ein Schlepper versprach uns – inzwischen<br />

waren wir zu einer Gruppe von sieben syrischen Christen<br />

angewachsen –, uns für 2.300 Euro pro Person bis nach<br />

Wien zu bringen. Über Mazedonien, Serbien und Ungarn<br />

ging es abwechselnd in Kleinbussen und PKWs bis an die<br />

österreichische Grenze. Dort ließ uns der Schlepper am<br />

13. August mit den Worten aussteigen: „Gleich hier ist<br />

Wien.“ Wenige Meter weiter wurden wir von einem österreichischen<br />

Polizisten aufgeschnappt, in eine Polizeistation<br />

gebracht und mit einem Bus ins steirische Vordernberg<br />

gebracht. Zu Maria Himmelfahrt, diesem für mich<br />

so besonderen Tag, stellte ich den Antrag, in Österreich<br />

bleiben zu dürfen, und wurde nach Traiskirchen überstellt.<br />

Und dann hatte ich großes Glück. Eigentlich sollte<br />

ich nach Graz kommen. Da aber meine inzwischen neu<br />

gewonnenen Freunde alle nach Tirol sollten, durfte ich<br />

bei ihnen bleiben.<br />

Deine ersten Eindrücke von Österreich?<br />

<strong>Die</strong> wunderbare Natur! Ich habe als einziger im Bus von<br />

Traiskirchen bis Innsbruck nicht geschlafen, sondern nur<br />

geschaut und geschaut. Und dann die Ernüchterung in<br />

meinem neuen Quartier. Ich habe nur noch geweint: „Da<br />

besitzt du daheim zwei Wohnungen, eine Apotheke und<br />

hast Zukunftspläne, und jetzt ist alles dahin!“, dachte<br />

ich. Aber ich weiß, dass ich viel Glück gehabt habe. Im<br />

November nahm uns eine Familie in einer kleinen Wohnung<br />

auf, im März 2016 folgte der positive Asylbescheid<br />

und ich bekam sofort Arbeit, ab Juli sogar wieder in einer<br />

Apotheke.<br />

Dann kam mit<br />

5. Jänner <strong>2017</strong><br />

der wunderbare<br />

Tag, als ich<br />

meine Familie in<br />

Schwechat wieder<br />

in die Arme<br />

schließen durfte.<br />

48<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


DER TURMKOLOSS<br />

VON KOLÓSSI<br />

Eine Reise nach Zypern lohnt sich – nicht nur für <strong>Malteser</strong>. <strong>Die</strong> Insel hat aufgrund ihrer wechselvollen Geschichte eindrucksvolle<br />

Zeugnisse mittelalterlicher Baukultur zu bieten.<br />

Von Georg Reichlin-Meldegg<br />

Nach dem Verlust von Akkon im Jahr 1291, der letzten<br />

Bastion der Christenheit im Heiligen Land, zog sich der<br />

Johanniter-Orden mit seiner Ordensregierung zunächst<br />

nach Limassol auf Zypern und folgend, im Jahre 1309,<br />

unter dem Kommando des Großmeisters Fra’ Foulques de<br />

Villaret, auf die Insel Rhodos zurück. <strong>Die</strong>ses heute eher als<br />

kürzeres „Zwischenspiel“ deklarierte Ereignis in der mehr<br />

als 900-jährigen Geschichte des Ordens hat auf dieser seit<br />

1974 in einen türkischen Nordteil und einen griechischen<br />

Südwestteil (Republik Zypern) geteilten Insel mehrere<br />

historisch bedeutende steinerne Zeugen hinterlassen.<br />

Beeindruckende Militärarchitektur<br />

Reisender aus Austria, kommst Du nach Zypern, so liegt<br />

westlich von Limassol, im Zentrum eines üppig überwucherten<br />

Tales im Süden, eines der bedeutendsten Monumente<br />

der mittelalterlichen Militärarchitektur vor dem<br />

Linsenauge deiner Kamera: der Turmkoloss von Kolóssi.<br />

Schon am Beginn des 11. Jahrhunderts wird dieses<br />

fruchtbare Tal an der Mündung des Kouris-Flusses wegen<br />

seiner reichen Zuckerrohr und Baumwoll-Plantagen,<br />

seiner Weinberge und Olivenhaine in Dokumenten<br />

jener Zeit erwähnt. Weit vor dem Fall Akkons hatte der<br />

über Zypern herrschende König, Hugo I. von Lusignan,<br />

um 1210 dem Johanniter-Orden dieses Gebiet samt der<br />

Burg Kolossi zu Lehen gegeben, welches sich zuvor im<br />

Besitz des Feudalherren Garinus de Colos befunden hatte.<br />

Sein Name war zur Benennung der Gegend auf die zu<br />

jener frühen Zeit wesentlich kleinere Burganlage übergegangen.<br />

Päpstliches Edikt und Intrigen<br />

Nachdem sich der Tempelritter-Orden nach Zypern zurückgezogen<br />

hatte, kam 1306 die Burg für kurze Zeit in<br />

den Besitz dieses Ordens. Der Templerorden war insoweit<br />

unter Zugzwang geraten, als ein Edikt von Papst<br />

Clemens V. und Intrigen in Frankreich diesen veranlassten,<br />

einen Teil seines Vermögens in Zypern anzulegen.<br />

<strong>Die</strong> Burg Kolóssi ging jedoch schon 1309, nach gewaltsamer<br />

Auflösung des Templerordens, wieder in den Besitz<br />

der Johanniter über, die zu diesem Zeitpunkt die<br />

Ordensregierung nach Rhodos verlegt hatten. <strong>Die</strong> Kommende<br />

Kolóssi wurde erst 1488, etwa zeitgleich mit den<br />

Besitzungen auf den Inseln Kos und Nisyros verkauft, als<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 49


„... WIEDER ZURÜCK<br />

die Erträge aus der Landwirtschaft<br />

deutlich im Sinken begriffen waren.<br />

Zuvor konnten sich diese Erträge<br />

durchwegs sehen lassen: Auf den<br />

Besitzungen der Kommende, zu<br />

der auch rund 60 Dörfer gehörten,<br />

wurden Getreide, Wolle, Olivenöl,<br />

Zucker und der traditionell süße<br />

Rotwein Zyperns produziert. <strong>Die</strong>ser<br />

Wein wird noch heute zur Erinnerung<br />

an den Johanniter-Orden<br />

„Commandaria“ genannt.<br />

Süße Handelsware<br />

Verheerende Angriffe der Genuesen<br />

im Jahre 1373 und der Mameluken<br />

in den Jahren 1413, 1425 und 1426<br />

sowie eine Reihe katastrophaler<br />

Erdbeben bewirkten, dass die einst<br />

stattliche Burg zur Ruine verkam.<br />

1454 errichtete der Großkomtur,<br />

Louis de Magnac, eine neue, weitaus<br />

mächtigere Burg, somit die<br />

heute noch gut erhaltene Burg von<br />

Kolóssi. An der Ostseite der Burg<br />

sind Reste einer Zuckerraffinerie zu<br />

besichtigen: ein großer überwölbter<br />

Raum, in dem eine Brennerei sowie<br />

eine Zuckermühle untergebracht<br />

waren. <strong>Die</strong>se „süße Handelsware“<br />

erzielte über 200 Jahre schmackhafte<br />

Einnahmen für den Comun<br />

Tesoro, das Schatzamt des Johanniter-Ordens.<br />

Genau vor einem Jahr berichteten wir in der Ausgabe 1/2016 vom Fall einer<br />

jungen Mutter von drei kleinen Kindern mit der Diagnose Krebs. Damals hat<br />

unsere Mitarbeiterin von <strong>Malteser</strong> Care die Betreuung der Familie organisiert<br />

und sie während des gesamten Behandlungszeitraums begleitet und unterstützt.<br />

Vor Kurzem haben wir Frau Edletzberger zum Interview getroffen.<br />

Von Susanne Wick<br />

Liebe Frau Edletzberger, als wir Sie vor einem Jahr besuchen durften,<br />

waren Sie noch mitten in Ihrem Behandlungszyklus mit Chemotherapie<br />

und Bestrahlungen. Im Juni 2016 schlossen Sie diese mit<br />

einer onkologischen Rehabilitation ab. Wie geht es Ihnen heute?<br />

Soweit geht es mir gut, danke. Mein Körper hat sich zum Glück schnell von<br />

den Strapazen erholt.<br />

Sowohl physisch als auch psychisch?<br />

Körperlich bin ich noch nicht so fit wie vorher, aber ich versuche wieder regelmäßiger<br />

Sport zu machen. Ich bin mittlerweile zu 95 Prozent schmerzfrei.<br />

Seit zwei Wochen habe ich keine Physiotherapie mehr, weil sie nicht mehr<br />

nötig war. Psychisch geht es mir auch gut. Meine drei Kinder halten mich auf<br />

Trab. Natürlich steigt meine Angst vor Untersuchungen und vor Befundbesprechungen<br />

immer extrem. Ich denke mir dann oft: „Was ist, wenn ...?“ Aber<br />

man muss positiv sein und das Beste daraus machen.<br />

Können Sie uns kurz beschreiben, wie die letzten Monate für Sie waren?<br />

Sie liefen gut, der letzte Sommer mit den Kindern war wirklich schön. Wir<br />

haben die Sonne unbeschwert genießen können. Wir setzten uns immer wieder<br />

kleine Highlights, an denen wir etwas gemeinsam als Familie unternehmen<br />

konnten. Man vergisst so schnell, wie gut man es hat. Alle sind gesund<br />

– was will man mehr? Ich gehe seit Oktober wieder arbeiten und fühle mich<br />

sehr wohl dabei. Der Schritt zurück ins Arbeitsleben war mir sehr wichtig,<br />

ich fühle mich dadurch auch lebendiger. Ich arbeite jetzt 20 Stunden pro Woche.<br />

Weniger wäre mir lieber, weil ich durch die Krankheit doch noch schnell<br />

müde werde. Aber mit weniger Stunden geht es sich finanziell nicht aus.<br />

Gab es für Sie ganz besondere Highlights?<br />

<strong>Die</strong> beste Nachricht erhielt ich letztes Jahr am 8. April. Da erfuhr ich endlich,<br />

50<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

IM LEBEN...“<br />

„Alle wissen wieder, dass ich<br />

für sie da sein kann, und wir<br />

halten zusammen.“<br />

dass sich die Bestrahlungen und die Chemotherapie ausgezahlt<br />

haben und ich in Vollremission bin. Und vor zwei<br />

Wochen hatte ich erst wieder eine Blutuntersuchung –<br />

alles bestens, zum Glück!<br />

Was waren in letzter Zeit besondere familiäre Ereignisse?<br />

Mein großer Sohn, Leon, kam im September in die Schule.<br />

Es geht ihm mittlerweile gut und er kommt sehr gut<br />

zurecht. Er hat viele Freunde und Spaß in der Schule. Anfangs<br />

gab es einige Konzentrationsschwierigkeiten und<br />

verständnislose Lehrer. Im letzten Kindergartenjahr lag<br />

der Fokus von meinem Sohn wahrscheinlich nicht auf<br />

der Vorschularbeit, sondern eher darauf, ob seine Mama<br />

wieder gesund wird. Mithilfe einer Kinderpsychologin,<br />

die wir über <strong>Malteser</strong> Care bekamen, und einer Ergotherapeutin<br />

konnten wir aber daran arbeiten und auch Unklarheiten<br />

in der Schule klären.<br />

Wie geht es Ihrem Mann und Ihren Kindern heute?<br />

Können Sie sagen, dass für sie wieder eine stabile<br />

Familiensituation eingetreten ist?<br />

Ja. Alle wissen wieder, dass ich für sie da sein kann und<br />

wir halten zusammen. Natürlich gab es ein paar Änderungen.<br />

Ich liebe meinen Mann und meine Kinder, aber<br />

man muss auch mal Prioritäten setzen und sich für sich<br />

selbst ein wenig Zeit nehmen, das ist sehr wichtig.<br />

Seit September 2016 werden Sie nicht mehr von<br />

uns betreut, bekommen Sie derzeit noch externe<br />

Hilfe oder bewältigen Sie Ihren familiären Alltag<br />

wieder ganz alleine?<br />

Ich bewältige alles allein. Ich teile mir die Hausarbeit gut<br />

ein und mein Mann unterstützt mich sehr.<br />

Inwieweit haben die Unterstützung und Begleitung<br />

durch unsere Case Managerin, Frau Gruber-Polak,<br />

zur Verbesserung Ihres Gesundheitszustandes und<br />

zur Stabilisierung Ihrer Familiensituation beigetragen?<br />

<strong>Die</strong> für uns zuständige Case Mangerin von MALTESER<br />

CARE ist ein Engel. Sie war immer für uns da. Sie wusste<br />

immer, was zu tun ist und hat uns unterstützt, wo es nur<br />

ging. Egal, ob Kinderbetreuung, Mut zusprechen, medizinische<br />

Unterstützung – sie war immer da. Ich weiß<br />

nicht, ob das alles ohne sie genauso gut verlaufen wäre.<br />

Mit der 24-Stunden-Betreuung war uns sehr geholfen.<br />

Ich hätte das ohne diese Unterstützung nicht schaffen<br />

können. Sehr positiv in Erinnerung habe ich noch die<br />

Palliativstation in Lilienfeld. Ein so nettes Team von<br />

Schwestern und Ärzten habe ich selten erlebt. Besonders<br />

zu schaffen haben mir immer wieder die Fragen meines<br />

großen Sohnes gemacht: „Tut das weh?“ und „Wirst du<br />

sterben?“ Kinder brauchen eine Mama. Seine Ängste waren<br />

begründet.<br />

Liebe Frau Edletzberger, vielen herzlichen Dank,<br />

dass Sie unsere Fragen beantwortet haben. Wir<br />

wünschen Ihnen und Ihrer Familie weiterhin viel<br />

Kraft, Glück und Gesundheit.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 51


MALTESERÖSTERREICH<br />

UND PLÖTZLICH IST MAN<br />

„OHNE GEIST“<br />

Demenz kann jeden treffen. Umso wichtiger ist zu wissen, wie man „im Fall des Falles“ damit umgeht, wo es Hilfe für<br />

Betroffene und Angehörige gibt, und wie man den Krankheitsverlauf zwar nicht stoppen, aber günstig beeinflussen kann.<br />

Von Susanne Wick<br />

Laut der Österreichischen Alzheimer Gesellschaft leiden<br />

etwa 100.000 Österreicher/innen an einer dementiellen<br />

Erkrankung. Bis zum Jahr 2050 soll die Zahl auf etwa<br />

230.000 Personen steigen. <strong>Die</strong> am häufigsten auftretende<br />

Form ist die Alzheimer-Erkrankung, die für 60 bis 80<br />

Prozent der Demenzen verantwortlich ist, gefolgt von<br />

der Vaskulären Demenz, der Frontaltemporalen Demenz<br />

und der Lewy-Körperchen-Demenz. Demenzerkrankungen<br />

betreffen mehrheitlich Menschen im dritten Lebensabschnitt,<br />

bestimmte Formen der Demenz können allerdings<br />

bereits wesentlich früher auftreten.<br />

So liest sich die trockene Statistik. Dahinter stecken<br />

Einzelschicksale von Menschen, die – hört man ihre Geschichten<br />

– zutiefst betroffen machen. Nehmen wir zum<br />

Beispiel Frau F., 79 Jahre alt. Sie erklärt ihrem Mann,<br />

sie müsse jetzt nach Hause, denn ihre Mutter warte mit<br />

dem Essen auf sie. <strong>Die</strong> Mutter ist bereits vor 30 Jahren<br />

verstorben. Oder Herr B., 82 Jahre alt. Er steht immer<br />

häufiger in der Nacht auf, zieht sich verschiedene Kleidungsstücke<br />

an, steckt Gläser und andere Gegenstände<br />

in seine Taschen und erklärt seiner Frau, er müsse jetzt<br />

auf die Universität. Oder Frau W., 77 Jahre alt. Sie verlässt<br />

ohne adäquate Bekleidung zu Fuß ihr Haus und wird<br />

zehn Kilometer davon entfernt auf der Landstraße von<br />

einem aufmerksamen Autofahrer angesprochen. Sie war<br />

auf dem Weg zum Bauern, um Milch zu holen. Den Hof<br />

gibt es seit 20 Jahren nicht mehr.<br />

Verlust bereits erworbener Fähigkeiten<br />

<strong>Die</strong> Demenz ist ein Zustand, bei dem allmählich immer<br />

mehr Nervenzellen und Nervenkontakte zugrunde gehen.<br />

Es kommt zum Abbau der kognitiven, emotionalen<br />

und sozialen Fähigkeiten, was zu einer Beeinträchtigung<br />

der sozialen und beruflichen Kompetenzen führt. Betroffen<br />

sind vor allem das Kurzzeitgedächtnis, das Denkvermögen,<br />

die Sprache, die Motorik und schließlich die<br />

ganze Persönlichkeit. Das Entscheidende bei dementiellen<br />

Erkrankungen ist der Verlust von bereits erworbenen<br />

Fähigkeiten.<br />

Erstes Anzeichen von Demenz ist Vergesslichkeit. Zwar<br />

ist es zunächst normal, dass die körperliche und geistige<br />

Leistungsfähigkeit im Alter abnehmen. Das Gehör wird<br />

DIAGNOSE UND UNTERSTÜTZENDE MASSNAHMEN<br />

<strong>Die</strong> Abklärung einer Demenzerkrankung basiert auf<br />

klinisch-neurologischen Befunden, Zusatzuntersuchungen<br />

der Blut- und Liquor-Analysen sowie CT/<br />

MRT- und PET-Untersuchungen.<br />

Es gibt bis heute kein Medikament, das präventiv eingesetzt<br />

werden kann, und keine Therapie, die die Alzheimer-Erkrankung<br />

heilen kann. Bei Früherkennung kann<br />

jedoch ein rechtzeitiger Therapiebeginn die Prognose<br />

günstig beeinflussen. So gibt es Arzneimittel, die den<br />

Krankheitsverlauf verzögern und die geistige Leistungsfähigkeit<br />

für eine begrenzte Zeit stabilisieren. Außerdem<br />

können unterstützende Maßnahmen wie Physiotherapie,<br />

Logopädie und Ergotherapie dabei helfen, die<br />

Selbstständigkeit und Alltagsfähigkeiten zu erhalten.<br />

Musiktherapie, Kunsttherapie, Erinnerungsarbeit, tiergestützte<br />

Therapie, Sport und eine gesunde Ernährung<br />

mit viel Obst und Gemüse wirken sich ebenfalls positiv<br />

auf den Allgemeinzustand aus.<br />

52<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


schwächer, die Augen lassen nach, die Bewegungen werden<br />

langsamer und das Gehirn altert. Es wird schwerer,<br />

neue Dinge zu lernen oder sich etwas zu merken. Immer<br />

häufiger auftretende Vergesslichkeit – vor allem das<br />

Kurzzeitgedächtnis betreffend –, ist jedoch ein ernst zu<br />

nehmendes Warnsignal.<br />

<strong>Die</strong> „Fassade“ aufrecht erhalten<br />

Am Beginn der Erkrankung erkennen die Betroffenen<br />

meist selbst, dass etwas mit ihnen nicht stimmt. Sie<br />

schaffen es aber noch, für ihr Umfeld die „Fassade“ aufrecht<br />

zu erhalten. Mit fortschreitender Erkrankung lässt<br />

sich dieser Zustand nicht mehr verbergen. <strong>Die</strong> selbstständige<br />

Lebensführung im Alltag wird beeinträchtigt, ein unabhängiges<br />

Leben mit fallweiser Hilfestellung von außen<br />

ist aber möglich. Bei fortgeschrittener Demenz können<br />

nur noch einfache Tätigkeiten selbstständig ausgeführt<br />

werden. Ein unabhängiges Leben ist hingegen nicht mehr<br />

möglich, externe Anleitung und Hilfe sind erforderlich.<br />

Im schweren Stadium der Demenz bedarf es schließlich<br />

einer dauerhaften Betreuung und Beaufsichtigung.<br />

Ein Schock für alle<br />

Partner, Angehörige und Freunde sind in solchen Fällen<br />

vor große Herausforderungen gestellt. <strong>Die</strong> Diagnose „Demenz“<br />

ist ein Schock für alle. Ihnen wird klar: <strong>Die</strong> geliebte<br />

Person wird irgendwann nicht mehr so sein, wie sie einmal<br />

war! Viele Angehörige wissen anfangs nicht, wie sie<br />

sich dem Betroffenen und den Reaktionen des äußeren<br />

Umfelds gegenüber verhalten sollen. Man möchte den<br />

Patienten zu Hause in seiner gewohnten Umgebung pflegen<br />

und betreuen, doch mit fortschreitender Erkrankung<br />

werden die täglichen Herausforderungen, die eine professionelle<br />

und würdevolle Pflege eines Demenzpatienten zu<br />

Hause mit sich bringen, zu einer enormen physischen,<br />

psychischen und gesundheitlichen Belastung. Parallel<br />

zum Krankheitsverlauf des Betroffenen kann das Risiko<br />

steigen, als Pflegender selbst zu erkranken. Erschöpfung<br />

und Burnout sind bei Personen mit Doppelbelastung,<br />

Beruf und pflegebedürftiger Angehöriger, sehr hoch. In<br />

Deutschland beispielsweise werden rund 70 Prozent der<br />

2,5 Millionen Pflegebedürftigen zuhause gepflegt - größtenteils<br />

von Frauen.<br />

Hilfe zur Selbsthilfe<br />

Hilfe bieten Einrichtungen wie <strong>Malteser</strong> Care GmbH<br />

(MC), die sowohl Betroffene als auch Angehörige berät<br />

und durch verschiedene Formen der Pflege und spezielle<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen entlastet. Aktuell leiden rund zwei<br />

Drittel der Klientinnen und Klienten, die MC betreut, an<br />

unterschiedlichen Formen dementieller Erkrankungen.<br />

Über ein individuell ausgerichtetes Case Management<br />

wird für sie nach eingehender Beratung und Fallanalyse<br />

die optimale Pflege- und Betreuungsform gefunden.<br />

HILFE für pflegende, berufstätige Angehörige<br />

Rund 80 Prozent der demenzkranken Menschen in<br />

Österreich werden zu Hause von ihren Angehörigen<br />

betreut und gepflegt. Viele dieser Angehörigen sind<br />

nebenbei voll berufstätig oder zumindest in Teilzeit<br />

beschäftigt. <strong>Die</strong>s führt zu Doppelbelastungen, die<br />

nicht selten im Burnout enden. Wie kann man solchen<br />

Situationen vorbeugen? Wie kann ein Pflegender<br />

gut für sich selbst sorgen?<br />

Für eine Beratung zu Unternehmens-Informationsveranstaltung<br />

oder bei persönlichen Anfragen<br />

kontaktieren Sie Bitte: Herrn Helmut<br />

Lutz (GF <strong>Malteser</strong> Care) per Mail lutz@mcr.or.at<br />

oder Frau Ilse Hummer (Pflegedienstleiteitung)<br />

per E-Mail: hummer@mcr.or.at und telefonisch<br />

unter +43 1 361 97 88 - 10.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 53


MALTESERÖSTERREICH<br />

EINE REISE DURCH<br />

DIE GESCHICHTE TIROLS<br />

Kaum eine Familie hat das Land Tirol so nachhaltig über Generationen geprägt wie die Familie Wolkenstein. Sie versammelt in<br />

ihrer einzigartigen Historie Künstler, Politiker und Bischöfe und hatte von jeher ein offenes Ohr für soziale Belange.<br />

Von Fra‘ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />

„In Ratzes am Schlern“<br />

Der bekannteste Vertreter der Familie Wolkenstein und direkter Vorfahre unseres verstorbenen Delegaten Leonhard<br />

Wolkenstein-Rodenegg ist der Dichter, Sänger und Politiker Oswald von Wolkenstein (1377 bis 1445). Im Alter<br />

von zehn Jahren machte er sich auf den Weg, um als Knappe die Welt kennenzulernen. Seine rege Reisetätigkeit,<br />

teilweise als Berater des Landesfürsten Herzog Friedrich IV. von Tirol („Friedl mit der leeren Tasche“) und des deutschen<br />

Kaisers Sigismund, beschreibt er im „Hauensteinlied“:<br />

Durch Barbarei, Arabia,<br />

durch Hermani in Persia,<br />

durch Tartari in Suria,<br />

durch Romani in Türggia,<br />

Ibernia,<br />

der sprüng han ich vergessen.<br />

Durch Reussen, Preussen, Eiffenlant,<br />

gen Litto, Liffen, übern strant,<br />

gen Tennmarkh, Sweden, in Prabant,<br />

durch Flandern, Frankreich, Engelant<br />

und Schottenland<br />

hab ich lang nicht gemessen,<br />

Durch Arragon, Kastilie,<br />

Granaten und Afferen,<br />

auss Portugal, Ispanie<br />

bis gen dem vinstern steren,<br />

von Profenz gen Marsilie –<br />

In Races vor Saleren,<br />

daselbs beleib ich an der e,<br />

mein ellend da zu meren<br />

vast ungeren.<br />

Auff einem runden kofel smal,<br />

mit dickem wald umbfangen,<br />

vil hoher berg und tieffe tal,<br />

stain, stauden, stöck, sneestangen<br />

der sich ich teglich ane zal.<br />

noch aines tuet mich pangen,<br />

das mir der klainen kindlin schal<br />

mein oren dick bedrangen<br />

hand durchgangen<br />

Durch die Berberei, Arabien,<br />

durch Armenien nach Persien,<br />

durch die Tartarei (= Krim?) nach Syrien,<br />

durch das Land der „Römer“ (= Byzanz) in die Türkei,<br />

nach Georgien:<br />

diese Reisen habe ich vergessen.<br />

Durch Russland, Preussen, Estland,<br />

nach Litauen, Livland, an die Nehrung,<br />

nach Dänemark, Schweden, nach Brabant,<br />

durch Flandern, Frankreich, England<br />

und Schottland<br />

bin ich lange nicht mehr gefahren.<br />

(Ebensowenig) durch Aragon, Kastilien,<br />

Granada und Navarra,<br />

aus Portugal und Spanien<br />

bis zum Kap Finisterrae (dem Ende der Welt),<br />

von der Provence nach Marseille.<br />

In Ratzes am Schlern<br />

da steck ich in der Ehe,<br />

um dort mein Elend zu vermehren,<br />

und zwar ganz unfreiwillig.<br />

Auf einem runden kleinen Berghügel,<br />

der umschlossen ist von dichtem Wald.<br />

Hohe Berge und tiefe Täler,<br />

Felsen, Buschwerk, Baumstöcke und Schneestangen,<br />

die sehe ich jeden Tag in großer Menge.<br />

Noch etwas macht mir Angst:<br />

Nämlich dass mir das Geschrei der kleinen Kinder<br />

die Ohren bedrängt<br />

und sie durchbohrt<br />

54<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


Ein Nachruf im letzten Heft war dem ehemaligen Delegaten<br />

von Tirol und Vorarlberg, Leonhard Wolkenstein-<br />

Rodenegg, gewidmet. Der Name dieser Tiroler Familie<br />

weckt unweigerlich Erinnerungen an den Deutschunterricht:<br />

Es gibt wohl kaum einen Österreicher, der noch nie<br />

etwas vom Dichter und Sänger Oswald von Wolkenstein<br />

gehört hat. Was aber ist mit den anderen Mitgliedern<br />

dieser uralten, immer noch bestehenden Tiroler Familie?<br />

Ich lade Sie zu einem kleinen Streifzug durch die Geschichte<br />

ein. Begonnen hat sie 1293, als die Herren<br />

von Vilanders, eine seit dem 12. Jahrhundert nachweisbare<br />

Familie, die fortan namengebende Burg und<br />

Herrschaft Wolkenstein im Grödental im Fürstbistum<br />

Brixen erwarben. Von dieser Burg steht heute zwar nur<br />

noch ein kleiner Teil als Ruine, doch der Eingang vom<br />

Eisacktal ins Grödental bei Waidbruck wird nach wie<br />

vor von der eindrucksvollen Trostburg beherrscht. Sie<br />

befindet sich seit 1981 im Besitz des Südtiroler Burgeninstituts.<br />

<strong>Die</strong>se markante Festung war Namensgeber<br />

für einen Zweig der Familie, ein anderer nannte<br />

sich nach der Burg Rodenegg am Eingang des Pustertales<br />

oberhalb von Brixen.<br />

Zwischen 1594 und 1632 wurde die Trostburg von Engelhard<br />

<strong>Die</strong>trich von Wolkenstein im Renaissance-Stil<br />

ausgebaut, die teilweise dekorativen Befestigungsanlagen<br />

hatten sich aber nie zu bewähren. Der Ausbau von<br />

Rodenegg im 16. Jahrhundert erfolgte schlossähnlich.<br />

Besonders erwähnenswert sind die Wandmalereien zur<br />

Iwein-Sage aus den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts.<br />

Sie gelten als die ältesten profanen Wandmalereien<br />

in Tirol. Beide Burgen sind für Besichtigungen<br />

geöffnet und sollten bei einem Tirol-Besuch unbedingt<br />

auf der Liste Ihrer Ausflugsziele stehen!<br />

Nähere Informationen:<br />

burgeninstitut.com, burgenwelt.org, pustertal.org<br />

Mein herzlicher Dank gilt Oswald Wolkenstein-Rodenegg und<br />

Alexander Hohenbühel für die Durchsicht dieses Artikels und für<br />

die Fotos.<br />

PROMINENTE<br />

Als weitere bedeutsame Vertreter der Familie Wolkenstein,<br />

unter denen sich Bischöfe, Gewerken (Betreiber von Bergbauen),<br />

Offiziere und Gesandte befanden, seien beispielhaft<br />

erwähnt:<br />

• Christoph Freiherr von Wolkenstein-Rodenegg Er<br />

war ab 1568 Alleingewerke des Prettauer Kupferbergwerks,<br />

das die Familie seiner Mutter, Susanna von Welsperg,<br />

seit etwa 1500 betrieben hatte. Er brachte das von<br />

Raubbau gezeichnete Werk durch bedeutende Investitionen<br />

wieder in die Höhe. Den Handel mit dem Kupfer zog<br />

er an sich und baute in Lienz eine Messinghütte (1564).<br />

<strong>Die</strong> Wirtschaftskrise zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges,<br />

Inflation und Raubbau führten 1643 zur Zwangsverwaltung<br />

und 1654 zum Verkauf.<br />

• Nikolaus Freiherr von Wolkenstein Er lebte von 1587<br />

bis 1624 und war Bischof von Chiemsee. <strong>Die</strong>ses Suffraganbistum<br />

von Salzburg umfasste u. a. den heutigen Tiroler<br />

Teil des Erzbistums Salzburg.<br />

• Michael Freiherr von Wolkenstein Als Landhofmeister<br />

Maximilians I. war er auch im Besitz der Hohen<br />

Herrschaft von Lienz gewesen. Durch den finanziellen<br />

Schaden, der im Jahre 1609 beim Stadtbrand in Lienz<br />

entstand, sahen sich die Freiherren von Wolkenstein<br />

1647 gezwungen, die Herrschaft an die Tiroler Landesfürsten<br />

zurückzugeben, die sie an das Damenstift in Hall<br />

in Tirol verkauften.<br />

• Sigmund Ignaz Graf von Wolkenstein-Trostburg<br />

<strong>Die</strong>ser Vertreter der Familie Wolkenstein lebte von 1644<br />

bis 1697 und wirkt u. a. als Bischof von Chiemsee.<br />

• Theodor Graf von Wolkenstein-Rodenegg Als kaiserlicher<br />

Generalmajor und Landoberst von Tirol starb er am<br />

29. Oktober 1795 bei Mainz im ersten Koalitionskrieg.<br />

• Leopold von Wolkenstein-Trostburg lebte von 1800<br />

bis 1862 und war Tiroler Landeshauptmann.<br />

• Anton Graf von Wolkenstein-Trostburg Geboren<br />

1832 und kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges 1913<br />

gestorben, wirkte der österreichische Diplomat als Botschafter<br />

zu St. Petersburg.<br />

• Arthur Graf Wolkenstein-Rodenegg Auch unter dem<br />

Pseudonym Arthur von Rodank bekannt, lebte der 1837<br />

in Silz geborene Schriftsteller und Politiker bis 1907. Er<br />

starb in Innsbruck.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 55


KLOSTERKÜCHE<br />

VORÖSTERLICHE GRÜSSE<br />

AUS DER KLOSTERKÜCHE<br />

von Sr. Dr. Margareta An der Lan<br />

Mit großer Freude sehen wir dem Osterfest entgegen, aber bevor wir dieses hohe<br />

Fest feiern dürfen, kommt für uns Katholiken noch die Zeit des Fastens und des<br />

in sich Kehrens. Aber wozu fasten wir und warum 40 Tage? Fasten ist seit Jahrhunderten<br />

ein fester Bestandteil aller Weltreligionen. Der Verzicht soll Körper und<br />

Seele reinigen und so Raum für Gebet, Besinnung, Nachdenken und Bewusstsein<br />

schaffen.<br />

Von Susanne Wick<br />

Mit großer Freude sehen wir dem Osterfest entgegen,<br />

aber bevor wir dieses hohe Fest feiern dürfen, kommt<br />

für uns Katholiken noch die Zeit des Fastens und des in<br />

sich Kehrens. Aber wozu fasten wir und warum 40 Tage?<br />

Fasten ist seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil aller<br />

Weltreligionen. Der Verzicht soll Körper und Seele reinigen<br />

und so Raum für Gebet, Besinnung, Nachdenken<br />

und Bewusstsein schaffen.<br />

Von Aschermittwoch bis Karsamstag<br />

<strong>Die</strong> Fastenzeit als Vorbereitungszeit auf das Osterfest<br />

wurde erstmals in einem Hirtenbrief des Athanasius von<br />

Alexandrien um 334 erwähnt; mit Ende des vierten Jahrhunderts<br />

war die Quadragesima (lat. 40) allgemein eingeführt.<br />

<strong>Die</strong> Zahl 40 hat in der Bibel einen hohen symbolischen<br />

Stellenwert, denn 40 Tage fastete der Prophet<br />

Elija in der Wüste, das Volk Israel wanderte 40 Tage nach<br />

dem Auszug aus Ägypten durch die Wüste, und Moses<br />

verbrachte 40 Tage auf dem Berg Sinai.<br />

40 Tage hat Jesus der Überlieferung nach in der Wüste<br />

gefastet und gebetet, davon leitet sich auch die Dauer der<br />

Sättigende Grießsuppe<br />

Zutaten:<br />

100 g Weizengrieß<br />

50 g Butter<br />

1,5 l Gemüsesuppe (Würfel)<br />

Schnittlauch<br />

Zubereitung:<br />

Wasser kochen und Gemüsesuppenwürfel darin<br />

auflösen. <strong>Die</strong> Butter in einem Topf erhitzen und<br />

leicht anbräunen, den Grieß einrühren, die Suppe<br />

dazugießen und unter ständigem Rühren eindicken.<br />

Vorsicht, dass sich keine Klumpen bilden!<br />

Sollte die Suppe zu dick werden, noch Wasser dazugeben<br />

und köcheln, bis der Grieß weich ist. Mit<br />

Salz abschmecken und mit Schnittlauch bestreuen,<br />

ev. geröstete Schwarzbrot-Croutons dazureichen.<br />

56<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


KLOSTERKÜCHE<br />

Fastenzeit ab, die am Aschermittwoch beginnt und am<br />

Karsamstag endet. <strong>Die</strong> Sonntage („kleine Auferstehungstage“)<br />

sind vom Fasten während dieser Zeit ausgenommen.<br />

„Szegediner Kraut“<br />

mit gekochten Kartoffeln<br />

Reinigende Kohlsuppe<br />

Zutaten:<br />

1 Weißkohl<br />

2 Stangen Lauch<br />

6 Karotten<br />

1 Dose geschälte Tomaten<br />

1 Stangensellerie<br />

1-2 Würfel Gemüsesuppe<br />

Ev. 1 TL Kümmel<br />

Zubereitung:<br />

Ca. 4 l Wasser in einem Topf zum Kochen bringen<br />

und die Suppenwürfel darin auflösen. Den Weißkohl<br />

teilen, den Strunk entfernen und die Blätter<br />

in Streifen schneiden. Den Lauch der Länge nach<br />

durchschneiden, waschen und ev. vom Sand befreien,<br />

ebenfalls in Streifen schneiden. Karotten<br />

und Stangensellerie schälen und würfelig schneiden.<br />

Das Gemüse, die geschälten Tomaten und<br />

den Kümmel in die kochende Suppe geben und<br />

solange kochen, bis da Gemüse bissfest ist. Bei<br />

Bedarf noch mit Salz und Pfeffer abschmecken<br />

und mit frisch gehackter Petersilie bestreuen.<br />

Zutaten:<br />

600 g Sauerkraut aus der Packung<br />

1 große Zwiebel<br />

250 ml Sauerrahm mit 1-2 TL Maizena verrühren<br />

1 EL Butter<br />

Salz<br />

1 EL Zucker<br />

Salz, Kümmel, Paprikapulver, Tomatenmark<br />

8 mittelgroße festkochende Kartoffeln<br />

Zubereitung:<br />

Kartoffeln schälen, vierteln und in Salzwasser<br />

kochen. <strong>Die</strong> Zwiebel würfelig schneiden und<br />

in der Butter andünsten. Das Kraut mit dem<br />

Saft dazugeben, mit Paprikapulver stäuben,<br />

Salz, Zucker, Kümmel, Sauerrahm mit Maizena<br />

glattrühren, Tomatenmark beifügen und bei<br />

niedriger Hitze köcheln, bis das Kraut bissfest<br />

ist; sollte es zu dick werden, mit Wasser aufgießen.<br />

Mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit<br />

den Kartoffeln in Suppentellern servieren.<br />

Sich neu ausrichten<br />

Beim traditionellen Fasten geht es nicht darum schlank<br />

zu werden, sondern um eine innere Reinigung durch die<br />

bewusstere Aufnahme von einfacheren, leichteren Speisen.<br />

Eine gewisse Zeit auf kulinarische Genüsse zu verzichten,<br />

soll den Geist freier machen und dabei helfen,<br />

sein Leben zu überdenken und sich neu auszurichten.<br />

Vorreiter beim Fasten sind seit jeher wie so oft die Klöster,<br />

und daher freue ich mich sehr, Ihnen einige unserer<br />

altbewährten Rezepte vorstellen zu dürfen. Alle Rezepte<br />

gelten für vier Personen.<br />

Viel Freude beim Nachkochen, Ihre Schwester Margareta<br />

DIE MALTESER 3-4/2016 57


GELESENEMPFOHLEN<br />

„... UNGLÄUBIG ZU SEIN<br />

WIDERSPRICHT DEM NATÜRLICHEN<br />

GEFÜHL DES MENSCHEN ...“<br />

Von Georg Male<br />

Woran kann man in einer Welt, in der religiöse Themen<br />

für viele an den Rand des Alltags gerückt sind, noch glauben?<br />

Auf diese Frage gibt Rudolf Taschner, 1953 geborener<br />

österreichischer Mathematiker und Autor, Initiator<br />

des Projekts math.space im Wiener MuseumsQuartier<br />

und Wissenschafter des Jahres 2004, in seinem Buch<br />

vielerlei Antworten. Oder zumindest Hinweise für die<br />

Suche danach. Aber nicht, wie man angesichts des Titels<br />

annehmen könnte, in Form einer Glaubensanleitung,<br />

sondern in Form eines Essays, der die verschiedensten<br />

Ansatzpunkte und „Betätigungsgebiete“ von Glauben<br />

auslotet. Leichtfüßig, vergnüglich und kenntnisreich<br />

tut er das, ohne zu belehren, sondern indem er Gedankenrichtungen<br />

aufzeigt, Themen anreißt, Türen zu neuen,<br />

vielleicht unerwarteten Pfaden aufstößt. Sich selbst<br />

bezeichnet Rudolf Taschner dabei übrigens als „frommen<br />

Agnostiker“ – also einen, der „nicht weiß“ (griech.<br />

„agnoein“), aber dennoch betet.<br />

Nach einem Prolog, in dessen Mittelpunkt er den mathematischen<br />

Gottesbeweis des berühmten Logikers<br />

Kurt Gödel stellt, der seinerseits auf der Argumentation<br />

des Scholastikers Anselm von Canterbury aufsetzt,<br />

nimmt Rudolf Taschner den Leser mit auf eine Reise<br />

durch zehn verschiedene „Glaubenslandschaften“: Mit<br />

dem Glauben „an 313“ (seine eigene Lieblingszahl, gemeint<br />

ist jedoch Aberglaube), „an die Natur“, „an die<br />

Geschichte“, „an den Genuss“, „an die Zukunft“, „an die<br />

Kirche“, „an die Kunst“, „an Gott“, „an das Ich“ und „an<br />

Dich“ beschäftigt er sich. Auf den ersten Blick mag der<br />

eine oder andere Ansatz unerwartet, ungewohnt sein –<br />

was hat zum Beispiel „Genuss“ mit Glauben zu tun? Und<br />

doch versteht es Taschner, in jedem der zehn Abschnitte<br />

glaubwürdig den Bogen zum Transzendenten zu schlagen.<br />

Im Fall des „Genusses“ kommt er etwa von Hedonismus<br />

und Sucht über die (auf den himmlischen Genuss<br />

hin ausgerichtete, aber häufig überzogene) Askese<br />

schließlich zur Eleganz und Leichtigkeit der wirklich frei<br />

genießenden Epikureer, zu denen er auch Thomas von<br />

Aquin zählt. („Sie wissen sowohl die Verblendung der<br />

Süchtigen als auch die Unduldsamkeit der Asketen zu<br />

meiden.“) Im Abschnitt „Der Glaube an Dich“ wiederum<br />

gelangt er über die Ausrichtung des Menschen auf ein<br />

„Du“ zum wirklichen Menschsein, das sich auch in der<br />

Entwicklung von Gewissen und Moral äußert.<br />

Rudolf Taschner streift in seinem Buch viele zentrale<br />

Lebensthemen, leuchtet geistes- und ideengeschichtliche<br />

Hintergründe aus und stellt sie in Beziehung zu<br />

unserer Welt, die mit klassischem Glauben immer weniger<br />

anzufangen weiß. Auch Bibelzitate und theologische<br />

Bezüge ziehen sich durch den Text, der dennoch frei von<br />

Dogmatik und festen Glaubenssätzen ist. Ein spannendes,<br />

kurzweilig zu lesendes Buch – für sich selbst genommen,<br />

aber ebenso als Anregung, die Lektüre da und<br />

dort weiter zu vertiefen. Das wird dem Leser im Vorwort<br />

auch explizit nahegelegt. Den Abschluss bildet ein<br />

Epilog (unter dem Titel „Der unbeweisbare Glaube“), in<br />

dem Taschner Karl Jaspers’ Schrift „Der philosophische<br />

Glaube“ zitiert, die sich anhand der Schicksale Giordano<br />

58<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


GELESENEMPFOHLEN<br />

Brunos und Galileo Galileis mit dem Unterschied zwischen<br />

Glauben und Wissen auseinandersetzt. Während<br />

Bruno – vom Glauben angetrieben – auf seinen Thesen<br />

beharrt und auf dem Scheiterhaufen endet, widerruft<br />

Galilei und überlebt. Denn es wäre, so Jaspers, „ungemäß,<br />

für eine Richtigkeit, die beweisbar ist, sterben zu<br />

wollen“. Anders sieht es für Giordano Bruno aus, wie<br />

Rudolf Taschner ausführt: Auch wenn der Glaube „keinen<br />

unerschütterlichen Beweis seiner Gültigkeit kennt,<br />

knüpft der von seinem Glauben Überzeugte daran Haut<br />

und Haar, seine Existenz.“ Und, wie er gleich im Vorwort<br />

schreibt, „jeder Mensch hat, wie seinen Fingerabdruck,<br />

einen Glauben, woran auch immer.“ Und zitiert Alexis de<br />

Tocqueville: „... absolut ungläubig zu sein widerspricht<br />

dem natürlichen Gefühl des Menschen und versetzt seine<br />

Seele in einen trostlosen Zustand.“ Ein gutes Fazit<br />

für das ganze Buch.<br />

Rudolf Taschner, Woran glauben – 10 Angebote für aufgeklärte<br />

Menschen, Christian Brandstätter Verlag, Wien 2016, 271 Seiten,<br />

ISBN 978-3-7106-0063-0, 24,90 EUR<br />

Wer ist<br />

DER<br />

MANN<br />

auf dem Tuch?<br />

Eine Spurensuche<br />

AUSSTELLUNG<br />

8. Juni bis 16. Juli <strong>2017</strong><br />

Erzbischöfl. Palais Wien<br />

Eingang in der Wollzeile 2<br />

www.turinergrabtuch.at<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 59<br />

MALTESER


TAGEBUCH<br />

PRO MERITO MELITENS<br />

Im Rahmen eines Festaktes in den Salons der Spanischen<br />

Hofreitschule in Wien überreichte kürzlich der Leiter der<br />

diplomatischen Vertretung des Souveränen <strong>Malteser</strong>ordens<br />

bei den Vereinten Nationen in Wien, Botschafter<br />

Prof. Günther A. Granser, dem Vorstandsvorsitzenden der<br />

AGRANA Beteiligungs-AG, DI Johann Marihart, die vom<br />

Fürsten und Großmeister des Ordens verliehene höchste<br />

Auszeichnung, das Großkreuz „Pro Merito Melitensi“.<br />

Johann Marihart, der in Eggenburg in Niederösterreich<br />

geboren wurde, besuchte das Bundesgymnasium Horn, wo<br />

er 1969 maturierte. Danach begann er sein Studium der<br />

Technischen Chemie, Fachrichtung Biotechnologie an der<br />

TU Wien, welches er 1975 mit dem akademischen Grad<br />

Diplom-Ingenieur abschloss. Seine berufliche Karriere in<br />

der Zuckerindustrie begann Marihart 1975 in der AGRA-<br />

NA Zuckerfabrik in Leopoldsdorf im Marchfelde. 1976<br />

wechselte er ins Werk nach Gmünd, wo er über Labortätigkeiten<br />

und konsequenter Mitarbeit in der Forschung<br />

und Entwicklung bis zum Werksleiter aufstieg. Seit 1988<br />

ist Marihart Mitglied des Vorstandes der AGRANA Beteiligungs-AG<br />

und seit 1992 dessen Vorsitzender.<br />

Seit nunmehr 25 Jahren führt Diplom-Ingenieur Marihart<br />

die AGRANA als Vorstandsvorsitzender mit<br />

nachhaltigen Strategien und hat aus dem nationalen österreichischen<br />

Unternehmen einen global tätigen Vorzeigekonzern<br />

geformt. So ist AGRANA heute im Segment<br />

Frucht Weltmarktführer bei Fruchtzubereitungen und<br />

einer der führenden Produzenten von Fruchtsaftkonzentraten<br />

in Europa, im Segment Stärke ein führender Anbieter<br />

von Spezialprodukten und Bioethanol sowie einer<br />

der größten Anbieter von Zucker und Isoglukose in Zentral-,<br />

Ost- und Südosteuropa. Des Weiteren engagiert sich<br />

der Niederösterreicher auch als Präsident der Spanischen<br />

Hofreitschule, Präsident des TÜV Austria, sowie als Vorsitzender<br />

und Mitglied des Präsidiums in internationalen<br />

Organisationen und Verbänden, wie der Vereinigung der<br />

europäischen Zuckerfabrikanten (CEFS), deren langjähriger<br />

Präsident er ist.<br />

V. l. n. r. Botschafter Prof. Dr. Günther A. Granser bei der Überreichung<br />

des Großkreuzes „Pro Merito Melitensi“ an Herrn Gen.Dir.<br />

DI Johann Marihart.<br />

V. l. n. r. Norbert Salburg-Falkenstein, Prokurator des Großpriorates<br />

Österreich; Gen.Dir. DI Johann Marihart; Botschafter Prof. Günther A.<br />

Granser; Präsident Brigadier Mag. Erwin Hameseder<br />

60<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


TAGEBUCH<br />

SCHECKÜBERREICHUNG<br />

Am 14. Jänner konnte unser Ordenskanzler wieder einen Scheck über € 12.223,92 für das Spital unseres Ordens<br />

zur Heiligen Familie in Bethlehem übernehmen und bei dieser Gelegenheit der langjährigen Organisatorin des<br />

Weihnachtsbasars der Klosterneuburger Stiftspfarre, Mag. Andrea Stimpfl-Abele, herzlich danken.<br />

EIN HOCH AUF UNSEREN ARCHIVAR!<br />

Von Richard Mischak<br />

Am 17. Februar <strong>2017</strong> gratulierten der Prokurator, der<br />

Kanzler und die Mitarbeiter des SMRO Med.-Rat Dr.<br />

Gerhart Feucht zu seinem 95. Geburtstag sowie zu seinem<br />

40-jährigen Jubiläum beim <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst. Der<br />

Jubilar hatte in jungen Jahren in Wien Medizin studiert<br />

und nach dem zweiten Weltkrieg gemeinsam mit seiner<br />

Frau eine Ordination eröffnet. Im Jahr 1977 wurde er in<br />

den SMRO aufgenommen. Zusätzlich übernahm Dr. Feucht<br />

das Archiv des Ordens in der Wiener Johannesgasse. Dort<br />

wird er heute von Dr. Mischak unterstützt, der die Digitalisierung<br />

der umfangreichen Bestände vornimmt. <strong>Die</strong><br />

<strong>Malteser</strong> gratulieren dem Jubilar sehr herzlich!<br />

62<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


16. Dezember 2016<br />

Maria Caroline von<br />

Watteck<br />

Ehren- und Devotionsdame<br />

Am 16.12.2016 ist Maria Caroline von Watteck, geb.<br />

Gräfin von und zu Clam-Martinic, im 75. Lebensjahr ihrer<br />

mit Gelassenheit ertragenen Krankheit erlegen. Sie<br />

war seit 1996 Ordensmitglied in der Delegation Salzburg,<br />

in der Betreuung von physisch Kranken tätig und<br />

Mitarbeiterin der Heimatmission. Im Sinne von „tuitio<br />

fidei“ war es ihr immer ein Anliegen, den Willen Gottes<br />

durch öffentliche Bezeugung des Glaubens zu verwirklichen.<br />

Das heilige Requiem und die anschließende<br />

Beisetzung fanden am 23. Dezember 2016 in der Stiftskirche<br />

von St. Peter in Salzburg statt. <strong>Die</strong> Delegation<br />

Salzburg und unser Orden verlieren mit ihr eine liebenswürdige<br />

Persönlichkeit und danken für ihr starkes Glaubenszeugnis.<br />

17. Dezember 2016<br />

Apostolischer Nuntius<br />

Msgr. Dr. Edmond Farhat<br />

Konventualkaplan-Großkreuz<br />

„ad honorem“<br />

Von 2005 bis 2009 vertrat unser Ordensbruder den<br />

Heiligen Stuhl bei der Republik Österreich. Am 17.<br />

Dezember 2016 hat unser Herrgott Erzbischof Edmond<br />

Farhat, nach längerer Krankheit im Alter von 83<br />

Jahren, zu sich gerufen. Edmond Farhat wurde am 20.<br />

Mai 1933 in Ain Kfaa in der maronitisch-katholischen<br />

Eparchie Dschubail im Libanon geboren. Er studierte<br />

Theologie, Philosophie und kanonisches Recht, promovierte<br />

über die Qumran-Schriften und wurde 1959<br />

vom damaligen maronitischen Patriarchen von Antiochien<br />

zum Priester geweiht. In Rom war er ab 1962<br />

u.a. als Leiter der arabischen Abteilung von Radio<br />

Vatikan und an der Glaubenskongregation tätig. 1989<br />

wurde er von Papst Johannes Paul II. in den diplomatischen<br />

<strong>Die</strong>nst des Heiligen Stuhls berufen und zum<br />

Titularerzbischof von Dschubail (Biblos) ernannt. In<br />

der Folge repräsentierte der Erzbischof den Heiligen<br />

Stuhl in Algerien, Tunesien, Slowenien und Mazedonien<br />

und dann in der Türkei und in Turkmenistan.<br />

Erzbischof Fahrat wurde 11. März 2000 in der <strong>Malteser</strong>kirche<br />

in Wien als Konventualkaplan ad honorem<br />

in den Orden aufgenommen und 2007 zum Großkreuz<br />

rangerhöht. Er sprach neben italienisch, französisch,<br />

englisch, deutsch auch arabisch, verfasste zahlreiche<br />

wissenschaftliche Arbeiten und Bücher und war ein<br />

äußerst profunder Kenner des Islam. Immer wieder<br />

warnte er vor den Gefahren des muslimischen Extremismus<br />

und des Krieges. „<strong>Die</strong> Christen und alle Menschen<br />

brauchen Freiheit, Rechte und Verantwortung,<br />

um ihren Glauben in aller Freiheit zu leben. Was heute<br />

im Nahen Osten passiert, interessiert die ganze Welt.<br />

Wir dürfen es nicht nur sehen, wir müssen es auch kennen<br />

und davon reden und suchen, wie man das „Gute<br />

ermutigen und das Böse“ verhindern kann.“ Erzbischof<br />

Msgr. Dr. Edmond Farhat war ein Bischof der Ökumene,<br />

des Gebetes und des Friedens.<br />

R.I.P.<br />

64<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


WIR TRAUERN UM<br />

=<br />

XXXX<br />

22. Jänner <strong>2017</strong><br />

Clemens Graf und<br />

Herr zu Brandis<br />

Ehren- und Devotions-Ritter<br />

Ein weit gespanntes Leben<br />

fand am 22. Jänner dieses<br />

Jahres sein Ziel, als Ehren- und Devotionsritter Clemens<br />

Graf und Herr zu Brandis, Freiherr zu Leonburg,<br />

Forst und Fahlburg, auf Schloss Brandis im 93. Lebensjahr<br />

verstarb. Er war ein Zeuge der prägenden Entwicklungen,<br />

und gewaltigen und rasanten Veränderungen in<br />

der Welt. Geboren am 27. Februar 1924 in Buchwald in<br />

Niederschlesien, übersiedelte die Familie bald danach<br />

nach Sebes bei Presov - in die heutige Ostslowakei.<br />

Dort prägte ihn eine sehr glückliche Kindheit und dann<br />

der einschneidende Besuch des Jesuiten Internats in<br />

Kalksburg bei Wien. Als der Krieg ausbrach ging Sebes<br />

verloren und die Familie ging nach Gotha. Graf Brandis<br />

wurde eingezogen, besuchte die Offiziersschule der<br />

Luftwaffe und kam im letzten Kriegsjahr an die finnische<br />

Front. Sein älterer Bruder Heinrich fiel in Russland<br />

und er übernahm den Stammsitz Brandis in Südtirol.<br />

Nach dem Jus-Studium in Innsbruck und Wien heiratete<br />

er und wurde glücklicher Vater von fünf Kindern.<br />

1971 in den Orden aufgenommen, blieb er ihm immer<br />

verbunden. Nach einer misslungen Operation wurde<br />

Graf Brandis an den Rollstuhl gefesselt, verzagte aber<br />

nicht. Allen Widrigkeiten des Lebens trotzend, hörte<br />

man von ihm immer wieder den Satz: „Lei nit lugg<br />

lossn.“ Seine Tage wurden ihm durch seine Großfamilie,<br />

seine liebe Frau, die siebzig Jahre an seiner Seite stand,<br />

16 Enkelkinder und 18 Urenkel verschönert. 25 Jahre<br />

im Deutschen Adelsrechtsausschuss in Marburg tätig,<br />

war er bis zuletzt in der Tiroler Matrikelstiftung engagiert.<br />

Eine ehrenvolle Verpflichtung mit historischem<br />

Hintergrund, waren doch die Grafen Brandis Oberst-Erblandsilberkämmerer<br />

in Tirol.<br />

05. Februar <strong>2017</strong><br />

Dr. <strong>Die</strong>ter Usner<br />

Magistral-Ritter<br />

Geboren 1940 in Pressburg<br />

geboren, stieg nach Schule,<br />

Jus-Studium und verschiedenen<br />

Praktika im Ausland als Mitgesellschafter in die<br />

familieneigene Firma ein. 1985 wurde er, nach langjähriger<br />

Unterstützung des MHDA und aktives Mitglied<br />

in seinem Pfarrgemeinderat als Magistralritter in den<br />

Orden aufgenommen. Nach dem frühen Tod seiner<br />

ersten Frau Gabriele kümmerte er sich besonders um<br />

seine 5 Kinder. Vor 20 Jahren fand er in seiner 2. Frau<br />

Madeleine, geb. von Oswald, erneut sein Glück und<br />

hatte mit ihr nochmals eine Tochter. Dr. Usner war<br />

Honorarkonsul des Großherzogtums Luxemburg und<br />

ehrenamtlich auch Präsident von Live Music Now in<br />

Wien. Seine christliche Lebenseinstellung und seine<br />

Hilfsbereitschaft waren sprichwörtlich und sein sonniger<br />

Humor ließen ihn auch die späteren Leiden leichter<br />

ertragen. Am 5. Februar <strong>2017</strong> hat ihn unser himmlischer<br />

Vater zu sich in die Ewigkeit gerufen. Das feierliche<br />

Requiem mit anschließender Beisetzung fand am<br />

11. Februar in seiner Stadtpfarrkirche zum Hl. Vitus in<br />

Salzburg- Morzg statt.<br />

R.I.P.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 65


TERMINE<br />

Termine <strong>2017</strong><br />

APRIL <strong>2017</strong><br />

06 – 09 Straßensammlung Salzburg MHDA<br />

10 - 13 <strong>Malteser</strong> Reitcamp im Lavanttal<br />

SMRO/MHDA<br />

28 Treffen der Professen Rom SMRO<br />

29 Großer Staatsrat Rom SMRO<br />

MAI <strong>2017</strong><br />

04 – 08 Wallfahrt Lourdes SMRO/MHDA<br />

25 – 28 Straßensammlung Tirol MHDA<br />

JUNI <strong>2017</strong><br />

01/06 – 16/07 Sonderausstellung Turiner Grabtuch<br />

(Erzbischöfliches Palais Wien)<br />

SMRO<br />

01 Lastkrafttheater Schlosshotel Mailberg SMRO<br />

05 Familienwallfahrt nach<br />

Hemmaberg Slowenien<br />

SMRO<br />

09 Lange Nacht der Kirchen –<br />

Wien/<strong>Malteser</strong>kirchen, Graz, Salzburg SMRO<br />

15 Fronleichnamsprozession SMRO/MHDA<br />

24 Hochfest, Aufnahme und 50-Jahr-Feier<br />

MHDA Bereich Salzburg<br />

SMRO/MHDA<br />

JULI <strong>2017</strong><br />

22 – 29 IMS <strong>2017</strong> – Internationales <strong>Malteser</strong> Camp<br />

in Salzburg<br />

SMRO/MHDA<br />

AUGUST <strong>2017</strong><br />

15 Pfarrfest Maria Pulst SMRO<br />

SEPTEMBER <strong>2017</strong><br />

28/09 – 02/10 Wallfahrt zu unserer Lieben Frau<br />

von Philermos nach Montenegro<br />

SMRO<br />

Wiederkehrende Termine<br />

<strong>Malteser</strong>kirche, Kärntner Straße 37, 1010 Wien<br />

„Montag bei den <strong>Malteser</strong>n“ 12.00 Uhr Hl. Messe, Predigt, Musik, Stille im Zentrum der Stadt<br />

Hl. Messe mit Orgelmusik und Predigt Jeden ersten Sonntag im Monat, 10.00 Uhr<br />

Feierliche Vesper mit Eucharistischem Segen Jeden Sonntag, 16.00 Uhr<br />

Hl. Messe mit der Johannesgemeinschaft Jeden ersten Montag im Monat, 19.30 Uhr<br />

KONTAKT<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Großpriorat von Österreich<br />

Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: smom@malteser.at<br />

I: www.malteser.or.at<br />

AIDS-<strong>Die</strong>nst <strong>Malteser</strong><br />

Teresa Grill<br />

T: +43 650 41 61 958<br />

E: adm@malteser.at<br />

I: www.aids-dienst-malteser.at<br />

Haus Malta<br />

Dir. Bogdan Norbert Bercal<br />

T: +43 1 597 59 91<br />

E: hausmalta@malteser.at<br />

I: www.hausmalta.at<br />

Johannesgemeinschaft<br />

Mag. Jan Ledóchowski<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: info@jg-online.at<br />

I: www.jg-online.at<br />

<strong>Malteser</strong> Alten- und Krankendienst<br />

Dr. Anna Schlanitz-Bolldorf<br />

T: +43 676 311 00 32<br />

E: ordination@schlanitz.at<br />

I: www.malteser.or.at/werke/makd<br />

<strong>Malteser</strong> Betreuungsdienst<br />

Angela Thierry<br />

T: +43 1 405 13 49<br />

F: +43 1 402 95 66<br />

E: mbd@malteser.at<br />

I: www.malteser.or.at/werke/mbd<br />

<strong>Malteser</strong> Care<br />

Helmut Lutz<br />

T: +43 1 361 97 88 Fax 50<br />

Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800<br />

(Mo – So 8.00 – 20.00 Uhr)<br />

E: office@mcr.or.at<br />

I: www.malteser.care<br />

<strong>Malteser</strong> Hospitaldienst Austria<br />

Bundeszentrale<br />

Mag. Manuel Weinberger<br />

T: +43 1 512 53 95<br />

E: mhda@malteser.at<br />

I: www.malteser.at<br />

<strong>Malteser</strong> Kinderhilfe<br />

Olivier Loudon<br />

DGKS Veronika Karner<br />

T: +43 7472 98201<br />

E: office@malteser-kinderhilfe.at<br />

I: www.malteser-kinderhilfe.at<br />

<strong>Malteser</strong> Palliativ-<strong>Die</strong>nst<br />

Univ.-Prof. Dr. Johannes Mlczoch<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: mpd@malteser.at<br />

I: www.malteser.or.at/werke/mpd<br />

<strong>Malteser</strong> International<br />

Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: smom@malteser.at<br />

I: www.malteser-international.org<br />

66<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>


TERMINE<br />

HOSPITALDIENSTSCHLUSS<br />

... IRGENDWANN DARF<br />

EINMAL PAUSE SEIN.<br />

GEFÜHLE<br />

EINSCHALTEN<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 67


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info@marienkron.at, www.marienkron.at<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Großpriorat von Österreich<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

Katharina Stögner<br />

T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90<br />

presse@malteser.at<br />

www.malteser.or.at<br />

MALTESER Hospitaldienst Austria<br />

Bundeszentrale<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

Mag. Manuel Weinberger<br />

T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78<br />

office@malteser.at<br />

www.malteser.at<br />

Österreichische Post AG<br />

MZ 11Z038858M<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

68<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>

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