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Die Malteser Zeitung 3/2022

Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.

Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.

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Die

MALTESER

Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich

Ausgabe 3/2022

Neuer Großprior: Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn

Wenn soziales Engagement zur Berufung wird

Von Regensburg nach KwaZulu-Natal


INHALT

IMFOKUS

04 Der Weg zur Reform

07 Die Feierlichkeiten zum Führungswechsel

in Österreich

09 „Zu einem erfüllten Leben braucht es mehr

als Spass“

RELIGIONAKTUELL

12 Sein Glaube ist die Tat

13 Über die Heilkraft des Betens

PERSÖNLICHKEITEN

14 Von Regensburg nach KwaZulu-Natal

04

14

KULTURGUT

18 Von Majestätssymbolen und dem Leiden Christi

LEBENSWERT

20 Wenn soziales Engagement zur Berufung wird

18

24

RUNDSCHAU

22 Glaube im Führen und Führung im Glauben

24 Aktuelles zur Malteser-Ukraine Soforthilfe

MALTESERÖSTERREICH

26 Berichte aus den Bereichen:

Vielfältige Initiativen und Dienste

68

72

MALTESERWELTWEIT

64 Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden in den

baltischen Staaten

66 Winterhilfe für die Ukraine

67 Hilfe nach der Flut in Pakistan

68 Wir dürfen die Menschen jetzt nicht allein lassen

TAGEBUCH

70 Auszeichnungen

GELESENEMPFOHLEN

72 Interessante Neuerscheinungen

NEUE

KONTONUMMER

Konto lautend auf MALTESER Austria

ZeitungDie Malteser

NEU: AT48 2011 1800 8087 0815

NEKROLOG

74 Wir trauern um

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wollen, senden wir Ihnen die Zeitung gerne regelmäßig zu. Schreiben Sie an: presse@malteser.at.

2

DIE MALTESER 3/2022


EDITORIAL

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Leserinnen und Leser,

„Wer seinem Nächsten zu Hilfe kommt in seinem Leid, sei es

geistlich oder weltlich, dieser Mensch hat mehr getan als

derjenige, der von Köln bis Rom bei jedem Meilenstein eine

Kathedrale aus purem Gold errichtet, dass darin gesungen und

gelesen werde bis zum jüngsten Tag. Denn so spricht der Sohn

Gottes: Ich habe meinen Tod nicht gelitten einer Kathedrale

wegen und auch nicht um des Singens und Lesens willen, sondern

um des Menschen willen.“ Albertus Magnus (1200 – 1280)

Diese Worte betreffen uns in besonderem Maße: Es ist um

des Nächsten willen, in dem wir den HERREN sehen (daher

sprechen wir von den Herren Kranken), dass wir durch unsere

Werke tätig sind. Die letzten drei Jahre allerdings waren für

den Orden eine unruhige Zeit. Auf unserem Kurs gab es einige

Wirbel, die uns nahe an Untiefen gebracht haben. Es war nicht

einfach, das sichere Fahrwasser auszuloten zwischen all den

wohlmeinenden und oft gegenläufigen Ratschlägen.

Ich bin aber überzeugt, dass wir jetzt auf einem guten Kurs in

die Zukunft sind. Ich bin unendlich dankbar, dass die Mitglieder

des 2019 gewählten Kapitels bereit sind, ihre schon bisher

sehr gute Arbeit mit mir fortzusetzen – auch wenn sich einige

Voraussetzungen ändern. Ein Blick zurück im Zorn wird uns

nicht weiterbringen, mit Gottvertrauen und Zuversicht wollen

wir alle vorwärts schauen. Ich vertraue voll, dass alle, die

als Ehrenamtliche oder Angestellte unter dem achtspitzigen

Kreuz dem Nächsten dienen, auch weiterhin dazu bereit sind.

Gemeinschaft funktioniert nur, wenn wir alle miteinander an

unseren Aufgaben arbeiten und uns anstrengen, unsere Ziele

zu erreichen.

Wir alle, die Verantwortung tragen, müssen einander Aufmerksamkeit

schenken, so wie es König Salomo aussprach:

„Verleih Deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er Dein Volk

zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht.

Wer könnte sonst dieses mächtige Volk regieren?“ (1 Kön 3, 9)

Im Vertrauen auf eine weitere, eine gedeihliche Zusammenarbeit

aller Mitarbeiter und Mitglieder im Orden und in

den Werken in Verbundenheit und Loyalität, werde ich mich

weiterhin unserer Aufgabe widmen, Diener zu sein unserer

Herren Kranken. Das von unserem Gründer vorgegebene Ziel

werde ich nicht aus den Augen lassen: Das Elend der Welt

erträglicher und das Leid geringer zu machen. Damit wünsche

ich Euch und Euren Familien eine gesegnete Adventszeit und

einen guten Ausklang eines herausfordernden Jahres 2022.

Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn

Fürstgroßprior

IMPRESSUM

Medieninhaber: Souveräner Malteser-Ritter-Orden (Malteserorden),

Großpriorat von Österreich, 1010 Wien, Johannesgasse 2

T: +43 1 512 72 44, E: presse@malteser.at

Chefredaktion: Katharina Stögner

Text und Lektorat: Edith Holzer Communications, Christian Taufer

Autoren: Wolfgang J. Bandion, Elena Becker, Lena Berghoff, Arvydas

Bruzas, Marie Czernin, Clemens Danzl, Anton F. Gatnar, Katharina

Kiecol, Katrin König, Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn, Erik Johann

Kühnelt-Leddihn, Mutteroberin Sr. Barbara Lehner, Georg Male,

Victoria Mensdorff-Pouilly, Camilla Montecuccoli, Order of Malta,

Georg Reichlin-Meldegg, Richard Steeb, Peter Stellnberger, Katharina

Stögner, Cordula Wasser, Wolfgang Weigel, Manuel Weinberger, Anna

Weinkamer, Susanne Wick, Pia Katharina Winkler, Tobias Zöhrer

Bildrechte: Brotherhood of Blessed Gérard – die Malteser in Südafrika,

Valerie Fürstenberg, Andreas Kolarik, Gloria Krenn, Christian

Lendl, LPETTET iStock-Fotografie-ID:895072326, Malteser Austria,

Malteserorden, Malteser International, Malteser Ukraine/Malteser

International, Thomas Meyer Photography, Order of Malta, PACIDA/

Malteser International, SRSO/Malteser International, Fabian Steppan,

Valentina Walderdorff

Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige

Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.

Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für

beiderlei Geschlecht.

Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at

Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse 10–12, 1050 Wien

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Berichterstattung über

nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner Werke

sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art. Namentlich

gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der Redaktion

entsprechen.

Redaktionsschluss: November 2022

DIE MALTESER 3/2022 3


IMFOKUS

DER WEG ZUR REFORM

Veränderungen sind auch immer eine Chance und wir wollen mutig in die Zukunft gehen. Vorher halten wir noch eine

kurze Rückschau auf die wichtigsten Stationen, die der historische Reformprozess des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens

genommen hat.

Von Richard Steeb

Die unbegründete Absetzung des Großkanzlers

S. Exz. Bailli Albrecht Freiherr von Boeselager durch

S.H. u. Emz. den Fürsten und Großmeister Fra´ Matthew

Festing vom 8. Dezember 2016 löste eine Krise im

Orden aus und verursachte große Aufregung. Der Orden

sah sich mit einem außergewöhnlichen Medienecho

konfrontiert, das dazu führte, dass der Hl. Vater zur

Untersuchung der Angelegenheit eine Päpstliche

Kommission einsetzte.

Ende Jänner 2017 lag ihr Bericht vor, woraufhin der

79. Fürst und Großmeister am 28. Jänner 2017 sein

Amt zurücklegte. Wie in der Verfassung des Ordens

vorgesehen, übernahm der Großkomtur S. Exz. Bailli

Dr. Fra´ Ludwig Hoffmann von Rumerstein als

Interimistischer Statthalter die Führung des

Ordens. Die seit 8. Dezember 2016 getroffenen

Beschlüsse wurden für null und nichtig erklärt und der

Großkanzler wieder eingesetzt.

Am 2. Februar 2017 ernannte der Heilige Stuhl

S. Exz. Erzbischof Giovanni Angelo Becciu zum

Päpstlichen Sonderbeauftragten beim Malteserorden.

Ihm wurde die Aufgabe übertragen in enger Zusammenarbeit

mit dem Interimistischen Statthalter zu

einer moralischen und spirituellen Erneuerung des Ordenslebens,

insbesondere des 1. Standes, beizutragen

und darüber allein und direkt dem Heiligen Vater zu

berichten. Dadurch wurde S. Emz. Raymond Leo

Kardinal Burke, der in die ungerechtfertigte Abberufung

des Großkanzlers involviert war, als Kardinalpatron

des Ordens faktisch jeglichen Einflusses beraubt.

Bei dem für den 29. April 2017 einberufenen Großen

Staatsrat wurde Bailli Fra´ Giacomo Dalla Torre del

Tempio di Sanguinetto zum Großmeister-Statthalter

(auf 1 Jahr) gewählt.

Sogleich begann die Ordensregierung mit dem Reformprozess

zur Änderung der Verfassung und des

Codex. Hierbei sollte die traditionelle Besonderheit

unserer religiösen Institution, ihr Charisma bewahrt

und ihre Identität geschützt bleiben, jedoch die verfassungsrechtlichen

Regeln aktualisiert werden, um

besser auf die heutige Zeit und die humanitären Herausforderungen

reagieren zu können. Alle Mitglieder des

Ordens wurden eingeladen, Vorschläge zu unterbreiten,

ein Steuerungs-Komitee wurde eingerichtet und

der Ordensprälat gab dazu ein eigenes Bittgebet

heraus. Zehn Arbeitsgruppen erarbeiteten in den

darauffolgenden Monaten Empfehlungen, die Anfang

Dezember 2017 durch Rechtsbeistände ausgewertet

und das Internationale Strategieseminar „Update

the rules to reinforce our mission“ vom 9. bis

11. Februar 2018 in Rom zusammenfasste.

Am 2. Mai 2018 wurde vom Großen Staatsrat der bisherige

Großmeister-Statthalter Bailli Fra´ Giacomo

Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto zum

80. Großmeister gewählt.

S. H. Papst Franziskus verlängerte trotzdem das Mandat

seines Sonderdelegaten beim Orden, da der Weg

der geistlichen und juristischen Erneuerung des Ordens

noch nicht abgeschlossen sei.

4

DIE MALTESER 3/2022


IMFOKUS

Am 1. und 2. Mai 2019 wählte das Generalkapitel

eine neue Ordensregierung. Hiernach verging viel

Zeit mit der Abstimmung des Reformpapiers.

Im Februar 2020 wurde nach Zustimmung der

Ordensregierung ein Reformvorschlag übergeben.

In weiterer Folge erfolgte jedoch keine Stellungnahme

seitens des Heiligen Stuhles bzw. des Sonderdelegierten

oder seiner Arbeitsgruppe dazu.

Am 4. April 2020 weihte S. H. u. Emz. der Fürst und

Großmeister in einem historischen Akt den Orden

dem Heiligen Herzen Jesu und dem Unbefleckten

Herzen Mariens.

Leider verstarb der 80. Fürst und Großmeister überraschend

nach kurzer schwerer Krankheit am 29. April

2020. S. Exz. der Großkomtur Fra’ Ruy Gonçalo do

Valle Peixoto de Villas Boas übernahm als Interimistischer

Statthalter die Amtsgeschäfte.

Am 24. September 2020 setzte der Heilige Vater seinen

Sonderdelegaten beim Orden, S. Emz. Kardinal

Giovanni Angelo Becciu, auch als Präfekt der Heiligenund

Seligsprechungskongregation ab und entzog ihm

alle mit der Kardinalswürde verbundenen Privilegien.

Gegen Kardinal Becciu waren Ermittlungen der vatikanischen

Staatsanwaltschaft eingeleitet worden. Für

den Orden war damit die Situation denkbar ungünstig

und der Reformprozess wieder ins Stocken

geraten. Über den bisher, auf Wunsch von Kardinal

Becciu, nicht publik gemachten Reformprozess wurde

im Oktober 2020 ordensweit in insgesamt 60 Informationsveranstaltungen

informiert.

Am 30. Oktober 2020 ernannte Seine Heiligkeit Papst

Franziskus S. Exz. Erzbischof Silvano Maria Tomasi

C. S. zum neuen Sonderdelegierten und stattete

ihn mit allen notwendigen Befugnissen aus, um selbständig

über alle Fragen zu entscheiden. Diese rasche

Neubestellung wurde mit großer Erleichterung aufgenommen,

da damit die schwierige Situation nach der

Aberkennung der Kardinalsprivilegien von Kardinal

Becciu überwunden werden konnte.

Durch die Corona-Pandemie und die Reisebeschränkungen

konnte der Große Staatsrat des Ordens erst am

7. und 8. November 2020 in Rom verfassungskonform zusammentreten

und mit Fra´ Marco Luzzago einen neuen

Großmeister-Statthalter (auf ein Jahr) wählen. Trotz

aller Gebete und Bemühungen konnte der Reformprozess

jedoch nicht innerhalb dieses Jahres beendet werden.

Ende Oktober 2021 verlängerte der Papst daher den

Großmeister-Statthalter Fra´ Marco Luzzago im Amt

und übertrug wiederum seinem Sonderdelegaten weitreichende

Vollmachten.

Anfang 2022 wurde ein erster Entwurf der ehemaligen

Arbeitsgruppe von Kardinal Becciu, die Kardinal Tomasi

übernommen hatte, bekannt, der in vielen Bereichen

nur die kirchenrechtliche Seite des Malteserordens

beachtete. Vielfach wurden daher Befürchtungen laut,

dass gerade die im Orden gewachsene Laienstruktur, die

DIE MALTESER 3/2022 5


IMFOKUS

Der neu ernannte Großmeister-Statthalter Fra´ John Dunlap als erster

Nordamerikaner an der Spitze des Malteserordens. Er wird am 13. Juni

2022 zum Nachfolger von Fra´ Marco Luzzago (+7. Juni 2022) ernannt.

die Basis für die zahlreichen Hilfswerke ist, sowie auch

die für unsere weltweite karitative Arbeit so wichtige

Souveränität beeinträchtigt werden könnte. Bei weiteren

Gesprächen wurden zwar einige Punkte geklärt, es

gelang aber nicht einen Gesamtkonsens zu erzielen.

Als am 7. Juni 2022 schließlich auch noch Großmeister-Statthalter

Fra´ Marco Luzzago überraschend verstarb,

kam es am 13. Juni zur direkten Bestellung

von Fra´ John T. Dunlap als Großmeister-Statthalter.

Am 25. Juli 2022 wurden durch zwei Dekrete des

Päpstlichen Delegaten zusammen mit dem Großmeister-Statthalter

den Großprioraten weitreichende Änderungen

gegeben. Die Professritter wurden auf die

bestehenden Großpriorate verteilt und Großpriore eingesetzt

sowie die Prokuratoren abberufen. Dem Großpriorat

von Österreich wurden mit Bailli Fra´ Dr. Ludwig

Hoffmann von Rumerstein (ehm. Großkomtur und

Mitglied in gremio religionis) und Fra´ Duncan Gallie

(ehm. Regierungsmitglied und Mitglied im Großpriorat

von England) zwei Professritter zugeteilt, der langjährige,

verdiente Prokurator Bailli Norbert Salburg-

Falkenstein abberufen und Fra´ Gottfried Kühnelt-

Leddihn zum Großprior bestellt.

Der Heilige Vater zog die gesamte Reform schließlich

an sich und gab per Dekret dem Orden am 3. September

eine neue Verfassung und einen neuen Codex.

Er setzte eine erweiterte, provisorische Ordensregie-

rung ein und berief für den 25. Jänner 2023 ein

Außerordentliches Generalkapitel. Der Heilige Vater

bestätigte darüber hinaus die Befugnisse seines

Sonderdelegaten bis zum Abschluss des kommenden

Generalkapitels.

Hiermit hat der Heilige Vater den fünf Jahre

dauernden Reformprozess beendet und einen

Weg für den Orden festgelegt, der bindend ist. Die

Veränderungen in der neuen Verfassung und im neuen

Codex stellen, zusammen mit einer Intensivierung der

geistlichen Mission, die wahre Erneuerung dar und

zielen darauf ab, den Professen und den Oboedienzrittern

und -damen eine größere Verantwortung im Leben

und in der Leitung des Ordens zu geben.

Für die Arbeit in unseren Betrieben, den Hilfswerken

und in den Delegationen ist dadurch keinerlei Änderung

eingetreten. Letztere gehen unbeirrt weiter ihren

segensreichen Dienst an den Herren Kranken nach.

Der mittels Dekret ernannte und durch das

Kapitel des Großpriorats vom 12. September 2022

gewählte Großprior Fra´ Gottfried Kühnelt-

Leddihn legte am 13. Oktober 2022 im Rahmen eines

feierlichen Hochamtes in der Malteserkirche in Wien

seinen Amtseid ab. Bei einem darauffolgenden Empfang

erfolgte die formelle Amtsübergabe.

Gottes reichen Segen und viel Freude und Kraft im

neuen Amt!

6

DIE MALTESER 3/2022


IMFOKUS

DIE FEIERLICHKEITEN ZUM FÜHRUNGS-

WECHSEL IN ÖSTERREICH

Die Amtsübergabe von Bailli Norbert Salburg-Falkenstein auf Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn fand am Hochfest des Seligen

Gerhard, Gründer des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens, am 13. Oktober 2022 in der Malteserkirche in Wien statt.

Insgesamt waren mehr als 180 Festgäste geladen, darunter

S. E. Fra´ Roberto Viazzo, Delegierter des Großmeister-Statthalters

und Mitglied der Ordensregierung

aus Rom, S. G. Erzabt P. Dr. Korbinian Birnbacher OSB,

Ordensspiritual und Leiter der Ordensgemeinschaften

Österreichs, zahlreiche Botschafter des Ordens und die

Leiter der Hilfswerke.

Dank und Anerkennung für

Norbert Salburg-Falkenstein

In seinen Dankesworten an Norbert Salburg-Falkenstein

hob Großprior Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn dessen

außergewöhnliches Engagement hervor: „Ungeachtet

Deiner Stellung stand für Dich stets der persönliche

Dienst an unseren „Herren Kranken“ im Vordergrund.

Das Großpriorat, das ich aus Deinen Händen übernehmen

darf, ist geprägt durch eine solide wirtschaftliche

Basis. Diese ruht auf einem starken Fundament,

bestehend aus einem überdurchschnittlichen ehrenamtlichen

Engagement der Mitglieder“.

Norbert Salburg-Falkenstein wurde 1979 als Ehrenund

Devotionsritter in den Souveränen Malteser-Ritter-

Orden aufgenommen. Es folgten verantwortungsvolle

Ämter als Bereichsleiter des Malteser Hospitaldienst

Austria in Oberösterreich, als Delegat von Oberösterreich,

Vizekommandant und Kommandant des Malteser

Hospitaldienstes, Mitglied des Kuratoriums des Malteser

Hospitaldienstes, Hospitalier des Großpriorates von

Österreich, Statthalter des Fürstgroßpriors sowie

die Funktion eines Prokurators des Großpriorates

Österreich für 16 Jahre. Weiters war er zwei Jahre Prokurator

des Großpriorates Böhmen, Magistralkommissar

und Moderator des Großmagisteriums für die Skandinavische

Assoziation und erster Präsident der Vereinigung

der Slowakischen Ordensmitglieder. Die

Amtsübergabe; v.l.n.r.: Großprior Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn,

Bailli Norbert Salburg-Falkenstein

DIE MALTESER 3/2022 7


IMFOKUS

Erhebung zum Ehren- und Devotions-Großkreuz-Ritter

in Oboedienz und letztlich die Verleihung des Ehrentitels

Bailli sind Zeichen der besonderen Anerkennung

seiner Verdienste.

Den Blick mit Zuversicht nach vorne richten

In seiner Festrede ermunterte der neue Großprior Fra´

Gottfried Kühnelt-Leddihn dazu, den Blick nach vorne

zu richten: „Ich bin unendlich dankbar, dass die Mitglieder

des Kapitels bereit sind, ihre schon bisher sehr gute

Arbeit mit mir fortzusetzen und vertrauensvoll in die

Zukunft blicken“. Weiters betonte der Großprior die aktuellen

Änderungen in der Verfassung des Ordens: „Neu

ist die mehrfache Betonung der Verpflichtung zum persönlichen

Dienst an unseren Herren Kranken. Genau

diese Bestimmungen sollen unser tägliches Leben neu

prägen. Ich lade alle ein, zu prüfen, wo sie noch Möglichkeiten

sehen, ihrem Nächsten zu Hilfe zu kommen,

in seinem Leid, sei es geistlich oder weltlich, Zeit zu

spenden, Zuwendung zu geben oder einfach nur zuzuhören.

Es gibt in unseren Werken viele Möglichkeiten,

Mitmenschen in Krankheit, Verlassenheit, Heimatlosigkeit,

Hunger, Lieblosigkeit, Schuld, Gleichgültigkeit

und Unglaube beizustehen, ihnen aus dem achtfachen

Elend zu helfen“, so Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn.

Gemeinschaftlich und vertrauensvoll ans Werk

gehen

Einen besonderen Stellenwert nimmt für den neuen

Großprior die Gemeinschaft ein: „Gemeinschaft funktioniert

nur, wenn wir alle miteinander an unseren

Aufgaben arbeiten und uns anstrengen, unsere Ziele zu

erreichen. Alle Gemeinschaften und auch unser Orden

leben von zwischenmenschlichen Beziehungen. Jeder

Mensch hat seine besonderen Gnadengaben, manchmal

sind diese leicht zu erkennen, manchmal mehr oder

weniger verborgen. Wenn es uns gelingt, alle diese Begabungen

zur Entfaltung zu bringen, dann wird unsere

Gemeinschaft stark sein, wird über sich hinauswachsen,

wird Menschen begeistern – zum Dienst an denen,

die sich uns anvertrauen“, so Großprior Fra´ Gottfried

Kühnelt-Leddihn.

8

DIE MALTESER 3/2022


IMFOKUS

„ZU EINEM ERFÜLLTEN LEBEN BRAUCHT

ES MEHR ALS SPASS“

Der Großprior im Interview mit Georg Male

Mit 25. Juli 2022 wurde Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn, langjähriges Mitglied des Malteser Hospitaldienstes und des

Souveränen Malteser-Ritter-Ordens sowie seit 2013 auch Professritter des Ordens und seit 2018 auch Mitglied in der

Ordensregierung in Rom, mit der Leitung des Ordens in Österreich betraut. Die MALTESER nahmen dies zum Anlass, ein

Gespräch mit dem neuen Großprior zu seinem Amtsverständnis und zu seinen Plänen für die Zukunft zu führen.

Fra´ Gottfried – Du stehst seit kurzem dem

Großpriorat Österreich des Souveränen Malteser-

Ritter-Ordens als Großprior vor. Was bedeutet

diese Funktion?

In dieser Funktion bin ich der Superior, der Vorgesetzte

aller Ordensmitglieder, und trage auch die oberste Verantwortung

für alle Werke des Ordens in Österreich.

Was ist eigentlich ein Großpriorat? Welche Rolle

kommt ihm im weltweit tätigen Malteserorden

zu?

Der Malteserorden ist aufgrund des Konkordats zwischen

dem Heiligen Stuhl und der Republik Österreich

ein anerkannter Orden der Katholischen Kirche.

Das Großpriorat widmet sich der Verwirklichung der

verfassungsgemäßen Aufgaben des Ordens – der

Pflege, Stärkung, Verteidigung des Glaubens und der

Obsorge für Arme und Bedürftige – einerseits auf dem

österreichischen Staatsgebiet, aber auch in Zusammenarbeit

mit anderen Ordensgliederungen weltweit.

Und was sind Deine Aufgaben, Deine Pflichten als

Großprior?

Der Selige Gerhard hat diese Bruderschaft vor über

900 Jahren im Vertrauen darauf gegründet, dass es

immer Menschen geben wird, die daran arbeiten werden,

das Elend erträglicher, das Leid geringer zu machen.

Meine Aufgabe ist es, Menschen zu sammeln, die dazu

bereit sind, sich ganz persönlich dem Dienst am Mitmenschen

zu widmen und dadurch unserem Herrn zu dienen.

Eine Gemeinschaft wie unser Orden mit seinen Werken

kann mehr erreichen als einzelne Ehrenamtliche, aber es

ist auch sinnvoll und teilweise absolut notwendig, sich

hauptberuflicher Mitarbeiter zu bedienen, um bestimmte

Dienstleistungen in der Qualität und Quantität sicherzustellen,

die unseren Herren Kranken zusteht.

Warum die Formulierung „den Herren Kranken“?

Wir sehen in allen Menschen, denen wir dienen, unseren

Herrn Jesus Christus, daher verwenden wir diesen

Begriff. Jeder Mensch hat die unveräußerliche Würde

eines Geschöpfes Gottes, wir sind seine Diener.

Hast Du konkrete Pläne, wie Du diese Funktion

ausüben und was Du als Großprior erreichen bzw.

bewegen möchtest?

Ich sehe mich als primus inter pares, ich bin der Diener

aller. Von Antoine de Saint-Éxupéry stammt der Satz:

DIE MALTESER 3/2022 9


IMFOKUS

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die

Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben

zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre

sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer“. Ich

möchte dieses Amt so ausüben, dass unsere Mitglieder

und Mitarbeiter ihren Dienst mit Freude leisten, denn

nur dann macht man seine Arbeit gut, kann man auch

Freude verbreiten, sich und andere motivieren, Erfüllung

finden.

Beschränkt sich Deine Autorität auf den Orden als

solchen, oder erstreckt sie sich auch auf die Werke

des Ordens?

Zur Verwirklichung unseres Charismas bedient sich das

Großpriorat Österreich einiger Werke. Sie alle sind den

Idealen des Ordens verpflichtet. Alle leisten hervorragende

Arbeit. Ordensmitglieder in den Aufsichtsgremien werden

weiterhin behutsam und konsequent darauf achten, dass

die Spiritualität und das Charisma des Ordens die Aktivitäten

der jeweiligen Gemeinschaft bestimmen.

Wie ist das Verhältnis zwischen dem Orden und

Werken wie dem Malteser Hospitaldienst?

Der Malteser Hospitaldienst nimmt eine Sonderstellung

ein, weil dieser bis auf wenige Angestellte in der

Verwaltung rein ehrenamtlich tätig ist. Knapp tausend

aktive Mitglieder, darunter rund ein Viertel

Ordensmitglieder, stehen hier im regelmäßigen Dienst

an unseren Herren Kranken. Der durchschnittliche

Malteser leistet im Jahr rund 130 Stunden Dienst am

Nächsten – also etwa dreieinhalb Arbeitswochen. Hier

erlernen überwiegend junge Menschen nicht nur den

respektvollen Umgang mit unseren Betreuten, die alle

besondere Bedürfnisse haben, dazu noch Erste Hilfe,

etliche erwerben auch die Befähigung zum Rettungssanitäter

oder auch Notfallsanitäter. Aber noch wichtiger

erscheinen mir die Soft Skills, die keineswegs eine

Nebenwirkung sind: Das Arbeiten, Kommunizieren

und Entscheiden im Team, auch unter erschwerten Bedingungen,

das Entdecken und Fördern besonderer

Fähigkeiten der Menschen, die mit uns arbeiten oder

die sich uns anvertrauen, kann hier erlernt und in den

Arbeitsalltag der Mitglieder übernommen werden.

Wie verhält es sich mit den anderen Werken?

Das Malteser Ordenshaus, die Malteser Kinderhilfe

und Malteser Care können ihre Leistungen nur mit

hauptberuflichen Mitarbeitern anbieten. Hier spielt

das Ehrenamt zahlenmäßig eine untergeordnete Rolle,

wiewohl gerade das Zeitspenden, das Zuhören und das

Zuwendungschenken gerade im Malteser Ordenshaus

wesentliche Beiträge zu einem angenehmen Leben in

einem Haus für betagte Menschen sind. Die Johannesgemeinschaft

bietet allen Interessierten die Möglichkeit

der Vertiefung des Glaubens und des Dienstes an

den Armen und Kranken. Alle Ordensmitglieder sind

angehalten, im Rahmen ihrer Fähigkeiten und zeitlichen

Ressourcen, möglichst in den Werken des

Ordens, persönlich den Nächsten zu dienen.

Wer kann Großprior werden?

Was sind die Voraussetzungen dafür?

Schon bisher war nur ein Professritter, sei es in zeitlichen

oder ewigen Gelübden, als Großprior wählbar.

10

DIE MALTESER 3/2022


Mit Dispens durch den Großmeister kann nach der

neuen Verfassung nun auch ein Mitglied des zweiten

Standes – das sind die dem Gehorsam verpflichteten

Ordensmitglieder – als Ordensoberer, der Regent genannt

wird, gewählt werden.

Und wie bist Du dazu gekommen, zunächst

Mitglied des MHDA, dann Ordensritter und

schließlich Professritter zu werden?

Kannst Du etwas zu Deiner Geschichte als

Malteser und als Malteser-Ritter erzählen?

1969, in den letzten Wochen des Grundwehrdienstes,

hat mich ein Kamerad angesprochen, ob ich nicht interessiert

wäre, in einer „Malteser-Jugendorganisation“

mitzumachen. Diese sei in Tirol gerade im Entstehen.

Dieses Virus erwies sich als hartnäckig, über verschiedene

Funktionen verfiel ich dem achtspitzigen Kreuz

immer mehr, fand in diesem Kreise eine wunderbare

Frau, wurde 1983 Ordensmitglied. Es war aber nicht

nur eine Ehefrau, die ich in hoc signo fand, sondern

es waren auch viele andere sehr beeindruckende Menschen,

die allesamt mein Leben wesentlich beeinflusst

haben. Ich kann hier unmöglich zu allen etwas erzählen.

Als meine Frau starb, wollte ich diese 32 gemeinsamen

Jahre ungeschmälert bewahren und kam daher zu

dem Schluss, meine Zeit – soweit sie nicht von meinen

Kindern, Schwieger- und Enkelkindern in Anspruch

genommen wird (ich lasse mich gerne in Anspruch

nehmen) –, im Orden dem Dienst am Nächsten zu widmen

und Menschen auf der Schattenseite des Lebens

etwas von der vielen Freude zurückzugeben, die ich

erleben durfte.

In letzter Zeit ist es im Orden etwas unruhig

zugegangen. Wie geht es Dir mit diesen

Veränderungen, wie gehst Du damit um?

Es war in der Tat nicht einfach: Etliche unterschiedliche

Ideen für die Zukunft des Ordens sind aufeinandergeprallt.

Es war wirklich schwer auszusieben, was

dem Wohl unseres Ordens und dem Dienst am Nächsten

zuträglicher ist. Jetzt, da die neue Verfassung und

der Codex erlassen sind, ist es Zeit, voll Zuversicht in

die Zukunft zu blicken und sich den vielfältigen Aufgaben

zu widmen – genau das will ich tun, ohne den

Blick zurück im Zorn.

Worauf kommt es Dir als Malteser besonders an?

Auf die Bereitschaft zum Dienen in einer fröhlichen

Gemeinschaft.

Und was würdest Du jungen Menschen sagen, um

sie für eine Tätigkeit als Malteser zu gewinnen?

Seit vielen Jahren stelle ich im Rahmen der Ausbildung

für die Aufnahme in den Hospitaldienst Interessenten

die Geschichte, die Spiritualität und die Struktur der

Malteser vor. Dabei lege ich besonderen Wert darauf

zu vermitteln, dass es zu einem erfüllten Leben

wesentlich mehr braucht als Spaß zu haben – und ausreichende

Mittel, um diesen zu finanzieren. Freude ist

weit mehr als Spaß, der früher oder später verebbt.

Die nachhaltigste Freude ist die, die man mit anderen

Menschen teilt.

Vielen Dank für dieses Gespräch und alles Gute

sowie Gottes Segen für Deine neue Aufgabe!

DIE MALTESER 3/2022 11


RELIGIONAKTUELL

SEIN GLAUBE IST DIE TAT

Wenn Menschen von uns gehen, hinterlassen sie Spuren. Sie leben in unseren Gedanken und Herzen weiter. Sie geben uns

Kraft, unser eigenes Dasein zu bewältigen und werden uns zum Vorbild.

Vor allem wenn es Mitglieder des Malteserordens sind,

von denen wir uns für immer verabschieden müssen, wird

aus ihren Nachrufen – einmal mehr – deutlich, wie nachhaltig

und wirkungsvoll ihr ehrenamtliches Engagement

zeitlebens war und über ihren Tod hinaus wirkt. Hier zwei

Beispiele, die stellvertretend für viele stehen, wenn es um

die Frage geht: Was zeichnet einen Malteser aus?

Malteser sind lebensbejahend und

optimistisch. „Er stellte sich stets

den schwierigsten Herausforderungen.

Und ich meine, dies war letztlich

Ausdruck seines starken christlichen

Glaubens, dass er einen so unglaublichen

Lebenswillen an den Tag legte.

Er empfand es als ein Geschenk, dass er

leben durfte!“, wusste etwa Erzabt Korbinian Birnbacher

während des Requiems für den im Sommer verstorbenen

Bailli Franz-Alfred Reichsgraf Hartig zu berichten.

Malteser sind konsequent und überzeugend. Sie sind

im Dienst an „unseren Herren Kranken“ tätig, im „obsequium

pauperum“ und in der „tuitio fidei“. Und dies oft

schon von jungen Jahren an: „Seit seinem 17. Lebensjahr

war Franz-Alfred dabei! Allein diese Treue und „stabilitas“

sind schlicht bewundernswert! Um neue Mitglieder

für den Orden zu werben, konnte er hartnäckige Überzeugungsarbeit

leisten“, so Erzabt Birnbacher.

Mitunter kann Konsequenz zur Starrköpfigkeit geraten,

ohne dabei ihr Ziel zu verfehlen. „Mit seinem bekannten

Dickschädel war er kaum von seinen

vorgefassten Vorstellungen abzubringen“,

schrieb etwa Hans Lennkh in seinem

Nachruf auf Markgraf Friedrich

Pallavicini. Der „Dickschädel“ hinderte

den großen Malteser nicht daran,

Großes zu tun. Hans Lennkh: „1956

erhielt Friedrich gemeinsam mit sei-

nem Bruder Sandor den Auftrag durch das Großpriorat,

beiderseits der österreichisch-ungarischen Grenze den

Hilfseinsatz des Malteserordens zu koordinieren und zu

leiten. Somit war er einer der Geburtshelfer unseres heutigen

Malteser Hospitaldienstes.“

Malteser geben in jeder Lebenslage ihr Zeugnis als Christ.

Sie haben ein unvergleichlich großes Gottvertrauen. Das

ist die Motivation für so vieles in ihrem Leben. Erzabt

Birnbacher: „Als man Franz-Alfred vor kurzem noch gefragt

hatte, ob es für ihn jetzt schwer sei, nicht mehr zur

Hl. Messe gehen zu können, hat er geantwortet: ‚Nein,

wichtig ist, dass man den Lieben Gott im Herzen hat!‘“

Der Glaube eines Maltesers ist tief geprägt vom vorbehaltlosen

Dienst an den Schwachen, den Ärmsten und

Kranken. In ihnen begegnet ihm Christus. Den Glauben

an IHN verteidigt der Malteser entschlossen. „Das hat

ihn zu einem guten Christen und beherzten Malteser gemacht“,

so Erzabt Birnbacher, „deshalb habe ich auch das

Evangelium vom ungläubig-gläubigen Thomas für dieses

Requiem gewählt. Wie Thomas wollte auch Franz-Alfred

immer die Wunde sehen und den Finger in sie hineinlegen

… Franz-Alfreds Antwort im Wettbewerb und in

größter Not war stets: Mein Herr und mein Gott! (Joh

20, 28). Und es folgt darauf Jesu Antwort: Selig sind, die

nicht sehen und doch glauben! (Joh 20, 29)“.

Unüberbietbar hat es Paulus im zweiten Brief an die Gemeinde

von Korinth formuliert: „… als Glaubende gehen

wir unseren Weg, nicht als Schauende. Weil wir aber zuversichtlich

sind, ziehen wir es vor, aus dem Leib auszuwandern

und daheim beim Herrn zu sein. Deswegen

suchen wir unsere Ehre darin, ihm zu gefallen, ob wir daheim

oder in der Fremde sind. Denn wir alle müssen vor

dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder

seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im

irdischen Leben getan hat (2 Kor 5, 7-10)“.

Zitate aus der Predigt von S.G. Erzabt P. Dr. Korbinian Birnbacher OSB für Botschafter

i.R. Bailli Franz-Alfred Graf von Hartig und aus dem Nachruf von Hans

Lennkh auf Markgraf Friedrich Pallavicini

12

DIE MALTESER 3/2022


RELIGIONAKTUELL

Pater Jakob Mitterhöfer, pensionierter Dekan

und Hochschulprofessor für Dogmatik in St. Gabriel,

Dozent für Missionswissenschaft, Lehrender an der

Theologischen Hochschule Heiligenkreuz und Pfarrer,

ist geduldig. Wieder und wieder lädt er die Menschen

ein zum Beten, die Gedanken tiefer gehen zu lassen,

Oberflächlichkeit außen vor zu lassen. Er lehrt uns,

im Gebet für etwas zu bitten und zu danken. Bis wir

erkennen, dass das Gebet kein bloßes Takeaway ist,

sondern ein großer Friedensstifter.

Wir stellen drei Fragen an Pater Jakob Mitterhöfer

und erhalten wunderbare Antworten.

Warum fällt uns das Beten so schwer?

Wir leben in einer Zeit des Kurzweiligen, Oberflächlichen

und Unterhaltsamen. Kaum etwas erreicht wirklich

den Grund unseres Herzens, weil uns der Triumph des

Gehirns die Sprache des Herzens verschlagen hat. Wir

haben verlernt, uns auf die schwachen Stimmen zu konzentrieren.

ÜBER DIE

HEILKRAFT

DES BETENS

Das Gebet ist kein Monolog. Es ist ein Dialog, für den wir

uns kaum noch die Zeit nehmen. Dabei brauchen wir das

Gebet so dringend. Nicht für Gott, sondern für uns.

Von Georg Reichlin-Meldegg

Warum sollen wir beten?

Wir beten nicht für Gott, sondern für uns. Wir sind es,

die das Gebet brauchen – in einer Zeit der Entfremdung,

der Un- und Übermenschlichkeit. Gebet ist Besinnung,

also Rückkehr zum Sinn. Beten hilft uns auch zu erkennen,

was in uns unveränderlich ist, führt uns zum ruhenden

Punkt in uns und ist gleichzeitig eine Tür aus dem

Gefängnis unserer Sorgen. Jedes Gebet ist ein Ausbruch

aus dem Ich und Hinwendung zum Du.

Wie geht beten?

Beten lässt sich lernen und üben. Wichtig ist, das Gebet

bewusst in den Alltag hereinzulassen. Beten kennt viele

Formen: Das Wiederholen bekannter Gebete, das Meditieren

über Bibeltexte, das freie Beten, das private, intime

Gebet, das öffentliche, gemeinsame Gebet. Auch Schweigen

und Taten können Gebet sein. Es braucht – wie die Liebe –

kein Buchwissen. Der beste Weg zum Gebet ist das Beten

selbst, es also einfach zu tun, zumindest zu versuchen.

Wieder und wieder.

DIE MALTESER 3/2022 13


PERSÖNLICHKEITEN

VON REGENSBURG NACH

KWAZULU-NATAL

Er hat es sich nicht leicht gemacht. Doch scheint er mit Leichtigkeit den großen Herausforderungen in einer der ärmsten

Regionen der Welt zu begegnen. Sein Glaube stärkt und begleitet ihn. Pater Gerhard, Gründer und Präsident der Brotherhood

of Blessed Gérard, der Hilfsorganisation der Malteser in Südafrika, im Gespräch.

Von Katharina Stögner

Pater Gerhard, Ihr Lebenslauf liest sich zunächst

ganz gewöhnlich ...

(Pater Gerhard lacht)

Ja, ich bin ja auch ein ganz gewöhnlicher Mensch.

Vielleicht mit dem Unterschied, dass es mich an einen

Zipfel der Welt verschlagen hat, wo Menschen

große Not leiden. Aber zunächst bin ich als gebürtiger

Bayer in Regensburg in einer gut katholischen

Familie aufgewachsen, ins Gymnasium gegangen

und hab‘ – wie jedes andere Kind auch – mit meinen

Geschwistern Unfug getrieben.

Dennoch sind Sie sehr frühzeitig im Bereich der

Seelsorge, im Kümmern um die Anderen, gelandet.

Wie kam es dazu?

Ich wollte einmal Arzt werden. So habe ich schon mit 14

begonnen, im Krankenhaus ein Praktikum als Helfer zu

machen. Bald darauf habe ich mich beim Malteser Hilfsdienst

zum Sanitäter ausbilden lassen. Und immer wieder

habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, mit den Menschen

zu sprechen. Stundenlang bin ich an den Betten

der Menschen gesessen – mal schweigend, mal zuhörend,

mal Fragen stellend. Wichtig war den Menschen vor

allem, sagen zu können, was ihnen am Herzen lag und

14

DIE MALTESER 3/2022


PERSÖNLICHKEITEN

um Vergebung bitten zu können. Aus meinem Wunsch,

Arzt zu werden, entwickelte sich dabei der Wunsch, Arzt

für die Seele zu werden.

Dennoch haben Sie nicht Psychologie studiert,

sondern Theologie. Warum?

Ich fand eine starke Begeisterung für die Theologie, und

mit jedem Tag ist meine Überzeugung gewachsen. So

wurde ich dann 1982 im Regensburger Dom zum Priester

geweiht. Im Juni 2022 feierte ich dort mein 40-jähriges

Priesterjubiläum.

Vor der Weihe zum Priester gab es noch ein paar

andere, wichtige Stationen: Zum Beispiel das

Priesterseminar Regensburg oder den Eintritt in

einen Orden.

Vor dem Studium war ich noch berufstätig gewesen, hatte

gut in einer Führungsposition verdient. Die Nachfolge-

Perikopen der Hl. Schrift haben mich sehr persönlich

und direkt angesprochen, sodass ich in Erwägung zog, in

einen Orden einzutreten. In intensiven Gesprächen habe

ich mich aber immer wieder gefragt, was Gott wohl von

mir möchte. Eine spätere Äbtissin hat mir eines Tages auf

diese/meine Frage geantwortet: „Dich will er“. Das war für

mich so klar, so direkt und so konkret, dass es erstmals für

mich verständlich wurde: Gott will mich so, wie ich bin.

Ihre Entscheidung bei der Ordenswahl fiel auf die

Missions-Benediktiner. Warum?

Es war Liebe auf den ersten Blick, ideal das Zusammenspiel

der Aufträge: Missionierung, Seelsorge und das Medizinische,

die Pflege – ganz gleichwertig und harmonisch, die

perfekte Synthese von Kontemplation und Mission.

Wann kam der Ruf nach Südafrika?

Das war 1987. Nach einer dreijährigen Kaplans-Zeit habe

ich die Aufgabe als Gemeindepfarrer in Mandeni übernommen.

Das ist eine Stadt in der Provinz KwaZulu-

Natal. Hier leben gut 80 Prozent der knappen Viertel-

Million Menschen unter der Armutsgrenze, rund 75 Prozent

der Bevölkerung waren 2004 HIV-infiziert. Als Malteser

habe ich vor Ort die Südafrikanischen Malteser als

Verein gegründet, der zur Selbsthilfe, Selbstständigkeit

und zur Selbstbestimmtheit befähigen sollte. Er trägt

Pater Gerhard T. Lagleder OSB ist Ehrenkonventualkaplan

des Malteserordens. Als Missionsbenediktiner

der Erzabtei St. Ottilien ist er seit 1987 Missionar im

KwaZulu-Natal in Südafrika und hat dort 1992 die

Brotherhood of Blessed Gérard gegründet.

Nähere Informationen: www.bbg.org.za

den Namen „Brotherhood of Blessed Gérard“ zu Ehren

des Gründers der Malteser, des Seligen Gerhard.

Wie groß ist die Brotherhood?

Sie bestand anfangs aus fünf Gründungsmitgliedern,

mich eingeschlossen. Heute sind es mehr als 2.600. Wir

sind ein genuin südafrikanische Organisation, d.h. wir

Südafrikaner helfen Südafrikanern in Südafrika. Wir

finanzieren unsere Dienste durch Spenden aus Südafrika,

vor allem auch aus Europa und dem Rest der Welt.

Wichtig ist jede Möglichkeit, um über die Organisation,

ihre Struktur, worum es uns geht – und worum nicht! –

berichten zu können.

Was berichtet die Brotherhood?

Die Dienste unserer Organisation und ihrer Mitglieder

haben ihren Mittelpunkt im „Blessed Gérard´s Care-

Zentrum“. Dort betreiben wir vielfältige einander ergänzende

karitative Projekte und Programme:

• Gesundheitspflege Projekte: AIDS-Hilfe, Hospiz,

Krankenhilfsfonds

• Kinderpflege Projekte: Kindergarten, Kinderheim,

Hungerhilfe, Stipendien-Fonds

• Nothilfe und Sozialprojekt: Nothilfe-Fonds

Alle unsere Dienste wurden nicht am Reißbrett entwickelt,

sondern waren jeweils eine beherzte und wirk-

DIE MALTESER 3/2022 15


XXXXX

same Antwort auf konkrete Notsituationen vor Ort, denen

anderweitig nicht oder nicht hinreichend begegnet

worden war. Wir tun nur, was andere nicht oder nicht

in ausreichender Weise tun. Wir sind auch keine sozialunternehmerische

Einrichtung, die ihre Kosten in Rechnung

stellt. Fast alle der uns Anvertrauten sind bettelarm

und nicht krankenversichert. Deshalb müssen wir

unsere Unkosten rein aus Spenden und Zuschüssen

decken. Deshalb sind wir auch nicht böse, wenn ein

Dienst nicht mehr nötig ist.

Können Sie uns ein konkretes Beispiel nennen?

Ein solches Projekt ist etwa die Nähschule, die über die

Brotherhood entstanden ist. Sie wurde von uns eröffnet

und ist sehr erfolgreich, weil damit innerhalb kurzer Zeit

wertvolle neue Arbeitsplätze entstanden sind. Als mehrere

unserer Absolventinnen dann eigene Nähschulen eröffnet

haben, zogen wir uns zurück und sind stolz auf die

gelungene Hilfe zur Selbsthilfe, als diese dann diese Aufgaben

selbständig und in Eigenregie übernommen haben.

Anfangs haben wir auch im Rettungsdienst ausgeholfen,

weil der staatliche Rettungsdienst überfordert war. Der

ist aber heute sehr viel besser aufgestellt und organisiert

als früher und es gibt mittlerweile auch zahlreiche hochqualifizierte

Privatanbieter. Als sich diese Entwicklung

abgezeichnet hat, haben wir uns sofort zurückgezogen,

denn wir wollen – wie gesagt – niemals in Wettbewerb zu

lokalen Unternehmen und Dienstleistern stehen.

Wo fühlen Sie sich zuhause? In Regensburg oder in

Südafrika?

Der Regensburger Dom und die Erzabtei St. Ottilien

sind und bleiben für immer meine Heimat, aber zuhause

bin ich in Südafrika. Ich fühle mich als Zulu, spreche die

Sprache und verstehe sie, nur mein Akzent verrät mich

manchmal (lacht).

Wie verhält es sich mit dem Thema Religion?

Christen sind in Südafrika eine Minderheit. Es gibt viele

unterschiedliche Glaubensgemeinschaften, Religionen

und eine Unmenge von Sekten, die in Südafrika mit- und

nebeneinander leben.

Am verbreitetsten sind der traditionelle Ahnenkult und

Geisterglaube. Es gibt auch zwei Glaubensgemeinschaften

mit mehreren Millionen Mitgliedern, von denen

eine den Ahnenkult und die Geisterbeschwörungen

mit christlichen Symbolen durchführt und deshalb oft

fälschlich als christlich eingestuft werden, und eine

zweite große Gruppe von Anhängern, die sich um einen

Zulu schart, der sich als Messias ausgibt. Unter der aus

Indien eingewanderten großen Bevölkerungsgruppe ist

der Islam und der Hinduismus vorherrschend.

Wir respektieren natürlich die Gewissensentscheidung

und religiösen Überzeugungen jedes Einzelnen. Wir verbreiten

den christlichen Glauben durch unser gelebtes

Beispiel und natürlich auch in der Glaubensverkündigung

und freuen uns, wenn jemand sich von sich aus auf

den Weg begibt, ein Christ zu werden. Es ist mir jedes

Jahr in der Osternacht eine besondere Freude eine größere

Gruppe von Menschen, zumeist aus unserem eigenen

Kinderheim, taufen zu dürfen.

Wo sehen Sie im Moment die größten Herausforderungen?

Sie sind zahlreich. Was sich aber wie eine Konstante

schon seit Jahren durch unsere Arbeit zieht, sind die

Themen AIDS und Kinder. Wir sind sehr aktiv in der

Bekämpfung von AIDS und hoffen, die Behandlung mit

Medikamenten noch lange fortsetzen zu können. AIDS-

Medikamente müssen lebenslang genommen werden. Es

dauert etwa ein halbes Jahr bis die Patienten stabil sind

und dann auch tatsächlich mit hoher Lebensqualität mit

16

DIE MALTESER 3/2022


PERSÖNLICHKEITEN XXXX

der Erkrankung leben können. Leider gibt es auch immer

wieder Kinder, die bei der Geburt mit dem HI-Virus

infiziert wurden. Für sie und alle anderen AIDS-Patienten

sind die AIDS-Medikamente, die wir ihnen geben,

lebensrettend, d.h. AIDS ist kein Todesurteil mehr, sondern

eine behandelbare chronische Krankheit.

Was ist mit den Kindern?

Vermutlich 90 Prozent der Kinder, die hier geboren werden,

sind unehelich. Viele Mütter setzen ihre Kinder aus

Verzweiflung aus. Einmal wurde ein Neugeborenes im Gebüsch

gefunden. Es hatte noch die Nabelschnur und den

Mutterkuchen dran. Heute ist dieses Kind ein junger Mann

und hat unser Kinderheim verlassen. Diese Geschichte ist

also gut ausgegangen. Viele Kinder, die zu uns kommen,

wurden in ihren Dörfern schwer misshandelt und geschlagen.

Vergewaltigungen sind dort an der Tagesordnung. Es

herrscht immer noch der Irrglaube, dass Geschlechtsverkehr

mit Jungfrauen von AIDS heile. Daher kommt es sogar

zu Vergewaltigungen von Babys. Es ist unvorstellbar.

Kann man bei euch mitarbeiten oder ein Kind adoptieren

oder wie sonst kann man vor Ort helfen?

1. Wir haben ausreichend einheimisches Fach- und Hilfspersonal.

Um als Arzt oder Ärztin oder Gesundheits- und

Krankenpflegekraft vor Ort arbeiten zu können, ist eine

Approbation in Südafrika erforderlich, die in der Regel

nicht erteilt wird.

Es gibt aber einen Freiwilligendienst für Ausländer:

www.bsg.org.za/so-koennen-sie-helfen/freiwilligendienst.html

www.orderofmaltavision2050.com/o/Brotherhood-of-

Blessed-Gerard/opportunities/Volunteering-at-Blessed-

Gerards-Care-Centre-South-Africa/55076

2. Kinder werden grundsätzlich nicht zur Adoption im

Ausland freigegeben. Damit soll Menschenhandel von

vornherein der Riegel vorgeschoben werden.

Außerdem ist Hilfe zur Selbsthilfe unser Ziel – und damit

die Stärkung des Bildungsniveaus und des Selbstwerts

der Menschen im Land. Hilfe von außen ist in Form

von Spenden an die Brotherhood sehr willkommen, um

die Ausbildung der Menschen zu fördern, Fachkräfte zu

schulen und sie auf dem Weg in ein selbstbestimmtes

Leben in wirtschaftlicher Unabhängigkeit zu begleiten.

Lesen Sie den vollständigen Artikel auf der Website:

www.malteser.at

SO KÖNNEN SIE HELFEN

Die Brotherhood bietet ihre Dienste kostenlos an, weil alle Patienten und Betreuten in größter Armut

leben und nicht krankenversichert sind. Die Organisation ist daher auf Spenden angewiesen.

Sie können die Brotherhood auf drei Arten unterstützen:

• durch eine Förder-Mitgliedschaft

• durch eine Spende zugunsten einzelner Projekte

• durch ein Vermächtnis in Ihrem Testament zugunsten der „Bruderschaft des Seligen Gerhard e.V.“

oder der „Bruderschaft des Seligen Gerhard Stiftung“

Spenden an die Brotherhood sind steuerlich absetzbar.

Nähere Informationen: www.bsg.org.za/so-koennen-sie-helfen/spenden.html

Danke für Ihre

Unterstützung!

DIE MALTESER 3/2022 17


KULTURGUT

VON MAJESTÄTSSYMBOLEN UND DEM

Was hat das Palais Harrach in der Wiener Innenstadt

mit der Passionsschnur der Professritter des Souveränen

Malteser-Ritter-Ordens zu tun? Eine historisch fundierte

Antwort findet sich beim Spaziergang durch Wien.

Von Wolfgang J. Bandion

Die Zeit vor Weihnachten

bietet sich für kulturelle

Streifzüge durch die Stadt

an. Punschstände und kleine

Weihnachtsmärkte locken.

Auf dem Weg Richtung Freyung,

noch in der Herrengasse,

kommen wir rechter Hand an

einem Trakt des Palais Harrach

vorbei. Spaziergängern

empfehle ich, auch einen Blick auf das prachtvoll renovierte

Portal des Palais Batthyány in der unmittelbar

benachbarten Bankgasse zu werfen. Man entdeckt hier

das Allianzwappen der Familien Batthyány und Strattmann.

Berüchtigt wurde ein Teil dieser Liegenschaft,

als sie vor dem Ersten Weltkrieg als Familienhotel unter

dem Namen Klomser geführt wurde und in einem dieser

Zimmer Oberst Alfred Redl gezwungen wurde, sich

aufgrund seines Verrats militärischer Geheimpläne das

Leben zu nehmen.

Von der „Via alta“ zur „Herrengasse“

So schmal wie hier war einmal die gesamte Herrengasse

– bis die große Demolierungswelle vor dem Ersten

Weltkrieg eine gewaltige Schneise in den historisch

gewachsenen Bestand schlug. Dies betraf die Häuserzeile

vom Michaelerplatz bis zur Strauchgasse. Heute

ist archäologisch nachgewiesen, dass dieser alte Straßenzug

tatsächlich mit der römischen Limesstrasse

ident ist. „Via alta“ – Hochstraße wurde sie im Mittelalter

genannt – ist ein Hinweis auf eine bestehende und

befestigte römische Straße. Die heutige Bezeichnung

„Herrengasse“ bezieht sich auf den Herrenstand, der

mit drei anderen Ständen im Landtag vertreten war. Er

war wohl der politisch einflussreichste der vier Stände

und vertrat den Hochadel, der im Besitz von Grundherrschaften

im Land unter der Enns war und schon über

Generationen im Land ansässig war.

Ein barockes Juwel

Mit dem Revolutionsjahr 1848 war die ständische Vertretung

in allen Teilen Österreichs Geschichte.

Das Palais Harrach, dessen Hauptfassade zur Freyung

blickt, barg über viele Jahrhunderte eine großartige

Sammlung von Gemälden, die heute im Schloss Rohrau

in Niederösterreich ein neues Domizil gefunden hat.

Eine besonders gute Idee war es, die fast immer geschlossene

Tür der Kapelle zur Herrengasse hin zu

öffnen. Ein barockes Juwel wurde so sichtbar und lädt

auch zum Innehalten für ein Gebet und Gedenken ein.

Der Altar der Kapelle wurde von Antoni Beduzzi ent-

18

DIE MALTESER 3/2022


KULTURGUT

LEIDEN CHRISTI

worfen (1719/20). Das Altarbild „Die Unbefleckte Empfängnis

Mariä“ von Jusepe de Ribera hat Graf Ferdinand

Bonaventura Harrach, damals kaiserlicher Botschafter am

spanischen Hof in Madrid, schon im Jahre 1676 erworben.

Im Jahre 1815 wurde es durch eine Kopie ersetzt und

befindet sich seitdem als eines der Hauptwerke in der Graf

Harrach’schen Familiensammlung, derzeit in Rohrau.

Passionsschnur als Glockenzug

Die künstlerische Konzeption der Kapelle des Wiener

Palais geht auf den damaligen Salzburger Erzbischof Franz

Anton Graf Harrach bestimmend zurück. Auch sein Bruder

Johann Josef war ebenso mit Wien verbunden. Er

war Landkomtur des Deutschen Ordens, Feldmarschall

und Präsident des Hofkriegsrates, ein enger Freund und

Kampfgefährte von Prinz Eugen. Sein Grabdenkmal befindet

sich in der Deutschordenskirche in der Singerstraße.

Und jetzt jedenfalls sollten wir den Blick zur Sakristeitür

wenden. Denn dort dient als Glockenzug eine Passionsschnur

eines Professritters des Malteserordens. Für Professritter

wurde sie erst im Jahr 1663 verpflichtend eingeführt.

In 15 Feldern sind die Leidenswerkzeuge Christi dargestellt.

Populär wurden sie im Spätmittelalter, als sich die Menschen

verstärkt dem Leiden Christi meditativ zuwenden wollten.

Ursprünglich galten sie als „signa“, als Majestätssymbole des

auferstandenen und wiederkehrenden Christus.

Nach der Ablegung der feierlichen Gelübde wurde dem

neuen Professritter die Passionsschnur mit den Worten

angelegt: „Dies ist das Joch, von dem der Erlöser sagt,

dass es mild und leicht ist und das Euch zum ewigen Leben

führt.“ Ganz aktuell, anlässlich der Amtseinführung des

neuen Fürstgroßprior von Österreich, war die Passionsschnur

wieder für zahlreiche geladene Festgäste zu sehen.

Wappen auf dem Palais Batthyány-Strattmann, in der Bankgasse,

1010 Wien

Gemäldegalerie Harrach, Schloss 1, 2471 Rohrau

Anmeldung: info@schloss-rohrau.at, Info: www.schloss-rohrau.at/graf-harrachsche-sammlung

DIE MALTESER 3/2022 19


LEBENSWERT

WENN SOZIALES ENGAGEMENT ZUR

BERUFUNG WIRD

Von Katharina Stögner und Marie Czernin

Foto: iStcokphoto.com/LPETTET

Palliativdienst als höchste Disziplin: Sterbebegleitung bedeutet

zu geben, sich selbst gänzlich zurückzunehmen und

auf den anderen einzulassen. Es geht darum einfach DA zu

sein, ohne einen persönlichen Nutzen zu erwarten – auch

wenn sich dieser am Ende automatisch einstellt: In Form

von Dankbarkeit, als Erweiterung des eigenen Horizonts,

Relativierung der eigenen Probleme, Klarheit über sich

selbst im Zusammenhang mit Trauer sowie Klarheit darüber,

wie man und wie man sicher nicht altern und mit persönlichen

Unzulänglichkeiten des Alterns umgehen möchte.

Ein Gespräch mit einer, die es weiß und mehrfach erlebt hat:

Eleonore Lobmeyr.

Liebe Eleonore, wie bist Du zum Palliativdienst

gekommen?

Im Zuge meiner Tätigkeit „Pflege zu Hause“ habe ich

die Ausbildung zu „Leben Sterben Trauerbegleitung“

im Kardinal König Haus gemacht. Zu dieser Zeit ist der

Malteser Palliativdienst gewachsen und ich wurde die

Stellvertreterin von Johannes Mlczoch. Ich stehe vorwiegend

mit meiner beruflichen Expertise operativ zur

Verfügung. Um das Netzwerken mit den Stellen, die palliativ

von den Maltesern betreut werden, kümmert sich

Johannes. Er ist nicht nur Leiter, sondern auch Experte

mit einer enormen Expertise für diesen Bereich.

Warum entscheidet sich ein junger Mensch für

Palliativarbeit?

Beruflich war ich laufend mit dem Übergang vom Leben

zum Sterben konfrontiert, und auch im Ehrenamt habe

ich es immer wieder erlebt. Das Bewusstsein, dass der

Tod zu unserem Leben dazugehört, und dass wir uns am

Ende unseres Lebens mit Unzulänglichkeiten abfinden

müssen, wird von der Gesellschaft negiert. Dabei ist

es so wichtig, in Würde altern zu können. Da gehört es

dazu, dass man schlechter sieht, schlechter hört, sich

schlechter bewegen kann, vielleicht inkontinent wird.

Sehr oft ist das noch ein viel größeres Tabu als der Tod

selbst. Viele haben ein unzulängliches Bild des Sterbens:

Man legt sich ins Bett und wacht nicht mehr auf. In der

Realität ist der Weg bis zum Tod oft eine große Umstellung.

Sich selbst damit abzufinden und darauf vorzubereiten,

ist wichtig, um das Alter annehmen zu können

und es würdevoll vorzubereiten. Genauso wichtig ist es

aber auch für die Angehörigen sich mit dem Thema des

Alterns und des Sterbens auseinander zu setzen, um

besser vorbereitet zu sein, denn es könnte einen überfordern

wenn es überraschend kommt.

Palliativarbeit also als Bewusstseinsarbeit?

Ja, ein großes Stück weit geht es dabei auch darum, wie

wir Menschen im Alter würdigen oder ob wir uns für sie

genieren und sie als peinlich oder unzulänglich empfinden.

Altern ist stark mit Scham verbunden. Palliativarbeit

unterstützt die Bewusstseinsbildung, dass wir alle einmal

in diese Situation kommen. Gleichzeitig lernen wir neue

Seiten an uns kennen, die Konfrontation mit der eigenen

Person als trauernder oder hinterbliebener Mensch.

Wie läuft ein Palliativdienst praktisch ab?

In der Regel erfolgen die Besuche ergänzend zur Familie

und zu Angehörigen. Besuchs- und Palliativdienst

20

DIE MALTESER 3/2022


LEBENSWERT

verschwimmen mitunter. Die inhaltliche Abgrenzung

ist aber klar: Bei Besuchsdiensten geht es darum, gemeinsam

Erledigungen zu machen, Karten zu spielen

und Ähnliches. Der Palliativdienst findet am Sterbebett

statt. Hier geht es um das Aufarbeiten des Lebens und

darum, die Angst vor dem Tod zu nehmen, vielleicht

auch noch einen letzten Wunsch zu erfüllen. Meistens

ist man in der Stunde des tatsächlichen Sterbens als Palliativbetreuer

nicht vor Ort. Das sind dann meistens die

Angehörigen.

Wie findet man heraus, ob man sich für den

Palliativdienst eignet?

Man sollte sich die Frage stellen, ob man bereit ist, sich

auf neue Menschen bzw. eine Beziehung mit einem fremden

Menschen einzulassen. Es braucht das Interesse

an anderen Menschen und deren Lebensgeschichten,

ein Neugierigsein, wer diese anderen Menschen sind, und

die Bereitschaft, den eigenen Horizont zu erweitern.

Palliativarbeit kann auch überfordern.

Gibt es Hilfe für Helfende?

Es wird eine kostenfreie Supervision angeboten, die in

Anspruch genommen werden kann. In manchen Einrichtungen

ist sie sogar verpflichtend. Man wird also

nicht alleingelassen, denn neue Erfahrungen können

natürlich auch überfordern. Neben der Supervision gibt

es Teamtreffen zum Erfahrungsaustausch.

Wie erfolgt die Aufnahme in den Palliativdienst?

Zunächst gibt es ein persönliches Kennenlerngespräch.

Palliativarbeit geht ja auch an die eigene Substanz. Je

instabiler ich selbst bin, desto schwerer wird es mir fallen,

die Last anderer Menschen zu tragen. Es ist wichtig,

reflektiert an die Sache heranzugehen und sich bewusst

zu sein, das es nicht um einen selbst geht, sondern um

den anderen. Außerdem braucht es einiges an Lebenserfahrung.

Umso mehr ich selbst mitbringe desto leichter

werde ich mir tun mit den Themen wie Abschied,

Trauer, Niederlage, Dinge des Lebens aufarbeiten und

immer wieder auf eine neue Beziehung einlassen mit

fremden Menschen.

Eine starke Frau

Als zweites von drei Kindern geboren, wurde Eleonore

Lobmeyr im christlichen Glauben erzogen. Aufgrund

der beruflichen Situation des Vaters standen

häufige Übersiedlungen an der Tagesordnung.

Schließlich landete die engagierte junge Frau

in Oberösterreich – im Kreis einer Großfamilie.

1990 schloss sich die damals erst Siebzehnjährige

der Ausbildungsgruppe der Malteser OÖ an. Zwei

Jahre später erfolgte die Aufnahme zu den Maltesern

in Salzburg, danach der Wechsel nach Wien. Eine

solide Ausbildung zur Krankenschwester war das

Eintrittsticket zur Mitarbeit bei „Ärzte ohne Grenzen“.

Seit etwa 14 Jahren ist Eleonore Lobmeyr für

die Caritas tätig – zunächst als Leiterin des Stützpunkts

„Pflege zu Hause“ und schließlich als Leiterin

von zwei Pflegeheimen für psychisch erkrankte

Menschen. Was sie motiviert und antreibt: „Ein

sozialer Beruf war immer mein Wunsch. Nach einem

Diavortrag meines Onkels Karl Salm, der mit den

Maltesern in Äthiopien im Einsatz war, hat sich

dieser Wunsch nur weiter gefestigt und leitet mich

heute noch.“

DIE MALTESER 3/2022 21


LEBENSWERT

RUNDSCHAU

Welche Eigenschaften sind sonst noch wichtig?

Es sind vor allem Verlässlichkeit und die Fähigkeit zu

Regelmäßigkeit. Hospizstationen müssen sich darauf

verlassen können, dass man zur Verfügung steht. Verbindlichkeit

bezüglich Ort und Zeit ist absolut notwendig,

dazu muss man sich verpflichten. Das ist wichtig

für die Betreuten, denn dem Sterbenden wird schon viel

genommen. Also soll ihm die Sicherheit einer Palliativbetreuung

nicht auch noch genommen werden.

Sind Palliativdienste mit einem regulären Berufsleben

vereinbar?

Sie sind sogar eine große Chance für Malteser, die im

Berufsleben stehen und keine spontanen oder unregelmäßigen

Sanitätsdienste leisten können. Für den Palliativdienst

könnten fixe Zeiten einmal pro Woche oder

einmal pro Monat vereinbart werden.

Was sind deine wichtigsten Erfahrungen aus der

Palliativarbeit?

Man lernt sehr gut den ganzen Sterbeprozess zu begreifen,

das Sterben und das Trauern an sich und mit

den eigenen Unzulänglichkeiten, die das Altern mit sich

bringt, umzugehen. Auch ist es spannend sich als junger

Mensch mit den Unzulänglichkeiten des Alterns auseinanderzusetzen.

Ich bin davon überzeugt, dass mir

dass einmal selbst helfen wird wenn es bei mir soweit ist.

Danke für das Gespräch!

Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit

im MALTESER Palliativdienst?

Der Malteser Palliativdienst steht gerne für ein unverbindliches

Erstgespräch zur Verfügung. Einfach

ein E-Mail an mpd@malteser.at schicken. Wir melden

uns umgehend bei Ihnen für eine Terminvereinbarung.

https://www.malteser.at/?p=343

GLAUBE IM

FÜHREN UND

FÜHRUNG IM

GLAUBEN

Was bedeutet Führung? Welche Dimensionen

umfasst sie? Was macht

gute Führung aus und welche Kraft

kann dabei der Glaube entwickeln?

Eine Einladung zur Reflexion.

Von Erik Johann Kühnelt-Leddihn

Führender ist – frei nach Peter Drucker, einem Pionier

der modernen Managementlehre – jeder Mensch, der

durch sein Denken und Handeln zum Erfolg seines

Unternehmens bzw. seines Teams beiträgt. Führen findet

dabei in verschiedenen Dimensionen statt.

Die rationale Dimension: Hier sind strukturelle Aspekte

angesprochen, ausgedrückt in Zahlen, Fakten, Stellenbeschreibungen

und Aufgaben. Von Aufgaben klar zu

unterscheiden sind Ziele, die vier Kriterien erfüllen müssen:

1. ein Endergebnis definieren, 2. einen Termin fixieren,

3. realistisch und 4. messbar sein.

Die soziale Dimension: Sie umfasst die Fragen: Wie

gehen wir miteinander um? Wie nehmen wir unseren

Nächsten wahr, mit all seinen Stärken und Schwächen?

Begegnen wir einander auf Augenhöhe?

Die emotionale Dimension: Sie wird oft unterschätzt.

Im Kern steht die Frage: Was treibt mich an, was durchdringt

mich?

Die Dimension der Intuition: Oft auch als Bauchgefühl

bezeichnet, ist sie in der Führung mindestens

22

DIE MALTESER 3/2022


RUNDSCHAU

genauso wichtig wie das Rationale, das Soziale und das

Emotionale. Durch Erfahrung, Training und Weiterbildung

sammelt sich im Unterbewusstsein ein Schatz an,

der im entscheidenden Augenblick die richtige Handlung

ermöglicht.

Die religiös-ethische Dimension: Der Glaubensaspekt

kann in unserem Leben nicht außer Acht gelassen werden.

Denn eine Ethik ohne Religion als tragenden Inhalt

bricht in entscheidenden Situationen immer wieder zusammen.

LESE-IMPULSE

Anregungen zu guter Führung finden sich unter anderem

in der Regel des Heiligen Benedikt, bei Peter Drucker im

Buch „Die ideale Führungskraft. Die Hohe Schule des

Managers“ oder bei Tom Peters „Kreatives Chaos“.

Wertvolle Inspirationen geben auch die Schriften von

Abtprimas em. Notker Wolf und Schwester Enrica

Rosanna unter dem Titel „Die Kunst Menschen zu

führen“ sowie Chris Lowneys „Franziskus – Führen

und Entscheiden“.

Die Basis: Führen mit allen Dimensionen Alle genannten

Dimensionen sind, jede für sich genommen,

für eine gute Führung zwar notwendig, aber nicht hinreichend.

Erst das Zusammenwirken aller fünf Bereiche

ist erfolgversprechend. Das Religiös-Ethische in Kombination

mit dem Sozialen ergibt die Kultur eines Unternehmens.

Das Emotionale gepaart mit dem Intuitiven

ergibt die Dynamik und das Rationale die Struktur. Alle

Dimensionen müssen in einem Führungsteam vertreten

sein und zusammenwirken.

Die Königsklasse: Führen im Ehrenamt Grundsätzlich

kann die Menschenführung sowohl im Wirtschaftsleben

mit bezahlten Mitarbeitenden als auch im Ehrenamt

in diesen fünf Dimensionen erfolgen. Die Gewichtungen

sind jedoch unterschiedlich, da im Ehrenamt die pekuniäre

Motivation entweder durch eine religiöse oder durch

eine ethische „Remuneration“ ersetzt ist. So gesehen ist

erfolgreiches Führen im Ehrenamt wohl die Königsklasse.

Lesen sie den ganzen Artikel auf der Website:

www.malteserorden.at

DIE MALTESER 3/2022 23


RUNDSCHAU

AKTUELLES ZUR

MALTESER-UKRAINE SOFORTHILFE

Gemäß dem Wahlspruch „helfen dort, wo Not ist“, setzen die MALTESER ihre Ukraine Soforthilfe in der Ukraine und in

Österreich fort. Vielen Dank für die großzügigen Spenden, die diese Hilfe erst ermöglichen. Generalsekretär Manuel

Weinberger gibt einen Einblick in die derzeitigen Aktivitäten (Stand Mitte Oktober).

Der Hauptfokus der Unterstützung der Malteser liegt in

den Bereichen Gesundheit/medizinischer Versorgung, Ernährung

und Unterbringung. Mit den bereits aktuell laufenden

Projekten werden bis Anfang des kommenden Jahres

alleine durch die Hilfe der österreichischen Malteser

über 45.000 Menschen dringend benötigte Hilfe erhalten.

Aufgrund des nahenden Winters gibt es aber auch schon

seit längeren Planungen für die Winterhilfe, die inzwischen

umgesetzt werden. Die Koordinierung der Hilfslieferungen

für die Winterhilfe erfolgt von Lviv aus. „Wir

haben zum Beispiel Generatoren beschafft, die in den

Osten des Landes gebracht werden, damit die Menschen

auch ohne reguläre Stromversorgung Heizstrahler oder

Öfen betreiben können, wenn die Temperaturen immer

weiter fallen“, sagt Janine Lietmeyer Programmdirektorin

von Malteser International.

Neben Generatoren werden Öfen, solarbetriebene

Powerbanks, LED-Lampen, Isoliermaterial, Schlafsäcke,

Decken, haltbare Lebensmittel und warme Kleidung in

den Osten des Landes geliefert. Die erneuten landesweiten

Angriffe erschweren die Arbeit der vielen zum Teil

ehrenamtlichen Helfer enorm.

„Ich bin zutiefst beeindruckt von der Kraft und der Motivation

unserer Kollegen in Lviv, die sich auch jetzt nicht

bremsen lassen, um den Menschen zur Seite zu stehen, die

unserer Hilfe bedürfen. Sie haben bald acht Monate Krieg

hinter sich, leben seitdem in ständiger Angst und doch lassen

sie sich nicht davon abbringen, den betroffenen Menschen

zu helfen“, sagt Lietmeyer.

Folgende Projekte mit österreichischer Unterstützung

in der Ukraine dürfen wir kurz vorstellen:

Unterstützung von geflohenen und intern

Vertriebenen und der aufnehmenden Gemeinden

Das Projekt sieht die Unterstützung der humanitären

Hilfe bei der Deckung des Bedarfs in den Bereichen Gesundheit,

Nahrung, Sicherheit und Unterkunft, indem

auf den ermittelten Bedarf zugeschnittene Soforthilfe

bereitgestellt wird. Das Projekt konzentriert sich auf die

Unterstützung von Flüchtenden und Binnenvertriebenen

in der Süd- und Westukraine und den Nachbarländern,

insbesondere Moldawien.

Die Projektaktivitäten umfassen unmittelbare Hilfslieferungen

vor allem von Nahrungsmitteln und medizinischen

Produkten für die von der Krise betroffenen Menschen.

Dazu gehören medizinische Hilfstransporte nach Odessa

und die Unterstützung und Beheizung von Unterkünften.

Technische Winterhilfe

Das Projekt ermöglicht Überwinterungsschutzmaßnahmen

durch die Bereitstellung von Energieerzeugern und entsprechendem

Zubehör für die vom Krieg in der Ukraine betroffenen

Menschen. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf der

Ausstattung von Notunterkünften und von Gemeinschaftsräumen

für vertriebene Menschen, sowie von individuellen

Unterkünften in abgelegenen Gebieten der Ukraine. Die

entsprechenden Aktivitäten haben zum Ziel, die derzeitige

lückenhafte Energieversorgung aufgrund der beschädigten

oder teilweise auch gar nicht mehr existierenden Infrastruktur

zu überwinden und die von der Krise betroffene

Bevölkerung auf den Winter vorzubereiten.

24

DIE MALTESER 3/2022


RUNDSCHAU

Ganzheitliche humanitäre Hilfe für die vom

Konflikt betroffenen Binnenvertriebenen und die

am stärksten gefährdeten Einwohner der Ukraine

Das übergeordnete Ziel dieses gemeinsam mit dem Hilfswerk

International (HWI) umgesetzten Projekts ist es,

einen Beitrag zur humanitären Hilfe zu leisten und die

Situation der am meisten gefährdeten Mädchen, Jungen,

Männer und Frauen in der Ukraine zu verbessern.

Im Rahmen dieses Projekts werden die spezifischen Bedürfnisse

von mindestens 67.690 Vertriebenen und besonders

schutzbedürftigen Einwohnern in der Ukraine

auf ganzheitliche Weise bedient, indem ein barrierefreier

Zugang zu humanitärer Hilfe und den am dringendsten

benötigten Gütern und Dienstleistungen in fünf vom

Projekt eingerichteten und betriebenen Help Points (in

Chernivetska, Ivano-Frankivska, Zakarpatska, Zaporizka,

Dnipropetrovska and Kharkivska Oblasts) sowie in den

Regionen entlang der Frontlinie gewährleistet wird. Die

geplanten Aktivitäten umfassen die Bereitstellung humanitärer

Hilfe für die am stärksten gefährdeten Personen in

der Ukraine, einschließlich der Bereitstellung von lebensnotwendigen

Gütern und Lebensmitteln sowie psychosozialer

Unterstützung für Erwachsene und Kinder. Die von

der Organisation eingerichteten und betriebenen kinderfreundlichen

Räume bieten einen sicheren Ort, an dem

Kinder zusammenkommen können, um zu spielen, sich zu

entspannen, sich auszudrücken, sich unterstützt zu fühlen

und Fähigkeiten zu erlernen, um mit den Herausforderungen

umzugehen, denen sie gegenüberstehen.

Hilfe in Österreich

Parallel zu den soeben genannten Großprojekten gibt

es natürlich auch weiterhin laufende Hilfe von uns aus

Österreich. So werden nach wie vor regelmäßig Hilfslieferungen

mit dringend benötigten Gütern in Österreich

zusammengestellt und durch uns oder unsere Partner in

die Ukraine gebracht. Aktuell werden hier vor allem Verbandsmaterial,

medizinische Produkte und sanitätstechnisches

Gerät und Nahrungsmittel geliefert.

Aber auch in Österreich selbst läuft unsere Hilfe kontinuierlich

weiter, wie z.B. in der gemeinsam mit den Schulschwestern

des 3. Ordens des Hl. Franziskus und der

Diakonie betriebenen Flüchtlingsunterkunft St. Josef in

Wien. Das Haus wurde im Klosterbereich von den Schulschwestern

zur Verfügung gestellt und von den Maltesern

eingerichtet. Die Zuweisung der Geflüchteten erfolgt

durch den Fonds Soziales Wien (FSW), die Verwaltung hat

die Diakonie übernommen. Das Haus wurde rasch nach

der Eröffnung gefüllt. Derzeit sind 30 vertriebene ukrainische

Mütter mit ihren Kindern über 4 Stockwerke verteilt.

Die Malteser unterstützen die Flüchtlinge beim Erlernen

der deutschen Sprache, sowie Hilfe bei der Vermittlung

von Arbeitsplätzen. Des Weiteren organisieren wir Ausflüge

und unterstützen die Bewohnerinnen und Bewohner

bei Problemen des täglichen Lebens. Vielen Dank an

die beiden Koordinatoren Peter Mensdorff-Pouilly und

Georg Holzhausen, sowie dem gesamten Team.

All diese Hilfe war und ist nur dank unserer zahlreichen

Spender und der vielen Unternehmen, die uns mit Sachspenden

und Logistik unterstützen, möglich. Bei Ihnen allen

dürfen wir uns ganz herzlich im Namen der unter dem

Krieg leidenden Menschen bedanken!

Bitte unterstützen Sie uns auch weiterhin.

Verwendungszweck: Ukraine Soforthilfe

IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800

BIC: GIBAATWWXXX

DIE MALTESER 3/2022 25


MALTESERÖSTERREICH

DAS LEBEN EIN BISSCHEN SO

Aus der Not geboren, um Menschen in Not zu helfen: Das sind die Anfänge des MALTESER Hospitaldienstes Austria. In Wien

umfasst der Bereich mittlerweile mehr als 400 aktive Mitglieder und freiwillige Helfer, die sich Tag für Tag aus Überzeugung

engagieren.

Von Tobias Zöhrer

Herbst 1956: In Ungarn erhebt sich das Volk gegen

die Regierung der kommunistischen Partei und der

sowjetischen Besetzungsmacht. Doch der Aufstand

wird brutal niedergeschlagen, hunderttausende

Ungarn flüchten in den Westen. Als Reaktion darauf

gründen einige Mitglieder des Malteserordens die

„Einsatzstaffel“, die im Grenzgebiet zu Ungarn Hilfs-

aktionen durchführt und sich in Wien um die Flüchtlingsbetreuung

kümmert: Der Malteser Hospitaldienst

Austria ist geboren.

Zwei Jahre später, 1958, beginnen die Malteser am

Rettungsdienst in Wien mitzuwirken – zunächst noch

im Rahmen des Roten Kreuzes. Ab 1962 übernehmen

WIEN

GESTATTEN, DÜRFEN WIR UNS VORSTELLEN?

Der Bereich Wien ist – gemessen an der Zahl der Freiwilligen – der größte innerhalb des MALTESER Hospitaldienstes

Austria. Mit mehr als 400 Mitgliedern und Freiwilligen leistet er rund um die Uhr seine Dienste. Was es für jede Einzelne

und jeden Einzelnen bedeutet, Teil dieser großartigen Organisation zu sein, ist hier am Beispiel des Führungsteams

beschrieben.

„Für mich bedeutet Malteser sein,

Teil einer von Nächstenliebe und

Freundschaft geprägten Gemeinschaft

zu sein. Bei den Maltesern hat

man die Möglichkeit, von und mit

unseren Betreuten lernen zu dürfen

und dabei im Glauben wachsen zu

können.“

Sofia Rumpf, Referatsleitung Jour Fix Soz

„Ich bin Malteserin, weil es mir ermöglicht, mich

in meinen Werten und meinem Handeln täglich

zu erneuern und zu bestärken. Es ist eine besondere

Art, mit meinen Mitmenschen zu leben und

mit mir selbst.“

Viktoria C. Klingerstorff, Gruppenleiterin

„Es beeindruckt mich immer

wieder aufs Neue, mit

wie viel Einsatz und Hingabe

sich die freiwilligen Mitglieder

für Kranke, Arme

und Benachteiligte einsetzen.

Das Fundament dafür

bilden unsere Spiritualität

und Gemeinschaft – eine einzigartige

Kombination, die seit Jahrhunderten Menschen

dazu motiviert, gegen das achtfache

Elend anzukämpfen. Malteser zu sein bedeutet

für mich gelebte christliche Nächstenliebe.

Aus meinem Glauben schöpfe ich

die Kraft, meine Zeit für den Dienst an unseren

Herren Kranken herzuschenken.“

Tobias Zöhrer, Referatsleiter PR und

Kommunikation

26

DIE MALTESER 3/2022


MALTESERÖSTERREICH

NNIGER MACHEN

die freiwilligen Mitglieder auch regelmäßige Aufgaben

in der Krankenpflege. 1967 wird mit dem Aufbau eigener

Bereiche in den verschiedenen Bundesländern

begonnen.

Verlässliche Hilfe in der Krise

Heute findet im Bereich Wien eine Vielzahl von Regelund

Sonderdiensten statt. Wie zu den Anfängen sind

die ehrenamtlichen Mitglieder auch im Katastrophenschutz

und in der Flüchtlingshilfe tätig. Zuletzt etwa

wurden mehrere Lastwagen mit Hilfsgütern in die

Ukraine geschickt. Es wurde beim Aufbau von Flüchtlingsunterkünften

geholfen und medizinisches Personal

an die Grenze entsandt. Auch in der Coronakrise

leisteten und leisten die Malteser in Wien einen großen

Beitrag, indem sie zum Beispiel die Einsatzleitung

der Impfstraße im Stephansdom übernahmen. Hier

wurden rund 50.000 Impfungen durchgeführt.

Trotz dieser aufwendigen Einsätze wurden auch die Regeldienste

im Sanitätsbereich nicht vernachlässigt: Die

Malteser sind Teil der „Vier für Wien“, eines Zusam-

„Ich bin Malteserin, weil ich damit Gelegenheiten

bekomme, mit Gottes Hilfe Menschen

glücklich zu machen und in einer Gemeinschaft

von Gleichgesinnten sinnvolle Dinge

zu tun. Ich kann einen Teil meiner Freizeit

anderen Menschen widmen, dabei versuchen,

ihr Leben ein bisschen sonniger zu machen

und dadurch unvergessliche Erlebnisse mit

meinen Freunden teilen.“

Anna Hübner, Referentin Valletta

„Ich wurde in die Malteser hineingeboren

und bin bis heute Malteserin

geblieben, weil ich hier eine

Gemeinschaft gefunden habe,

die an einem Strang zieht, um

andere Menschen zu unterstützen,

ohne eine Gegenleistung zu

erwarten. Für mich bedeutet

Maltesersein für Mitmenschen

da zu sein – sei es durch aktive Hilfe oder durch reine Gesellschaft

während einer einsamen Phase.“

Marie-Theres Feldscher, Referatsleitung Verwaltung

„Als Malteser habe ich die

Möglichkeit, meine Kraft

und Freizeit Menschen

zu widmen, welche vor

großen Hürden im Leben

stehen, und ihnen durch

mein Tun eine Freude zu

bereiten. Bei den Maltesern

habe ich eine tolle Gemeinschaft

gefunden, mit der ich dem Dienst an

anderen Menschen mit Freude nachgehen kann.“

Tobias Lanzerstorfer, Referent Grundausbildung

„Hier habe ich die Chance, als

Teil einer engagierten und tatkräftigen

Gemeinschaft Menschen

in unterschiedlichsten

Lebensabschnitten zu begleiten.

Sowohl im Sozial- als auch im

Sanitätsdienst lernt man jeden

Tag etwas Neues und darf sich

immer wieder freuen, wenn es einem

gelingt, anderen ein Lächeln

ins Gesicht zu zaubern.“

Sophie Pongracz, Referatsleitung Organisation Soz

DIE MALTESER 3/2022 27


MALTESERÖSTERREICH

menschlusses der wichtigsten Rettungsorganisationen

der Stadt. So werden ehrenamtlich Rettungs- und

Krankentransporte durchgeführt, Erste-Hilfe-Kurse

gehalten und Ambulanzen – zumeist in der Präsidentschaftskanzlei

und im Bundeskanzleramt – gestellt.

Sozialdienste, Wallfahrten und Herzenswünsche

Ein starkes Augenmerk liegt auch auf den Sozialdiensten.

Wir wollen für unsere Betreuten in allen Lebenslagen

da sein und sie mit christlicher Nächstenliebe

begleiten. So gibt es jeden Mittwoch das „Valletta“, bei

dem wir jeweils unter einem anderen Motto Zeit mit

ihnen in unserer Bereichszentrale am Börseplatz verbringen.

Montags schauen wir uns gemeinsam einen

Film an, während andere Freiwillige für Obdachlose in

der VinziRast kochen. In zahlreichen Sonderdiensten

und Wallfahrten machen wir gemeinsame Ausflüge

und Aktivitäten. Außerdem erfüllen wir im Rahmen

der Malteser-Aktion „Herzenswunsch“ besondere Anliegen,

die ohne die Hilfe der Malteser nicht möglich

wären.

Wir sind dankbar für unsere vielen Freiwilligen, die

ihre Zeit und Kraft opfern, um anderen Menschen zu

helfen und sie in schwierigen Situationen zu begleiten.

Wir setzen alles daran, dass dies auch in den nächsten

Generationen in der Tradition der Malteser fortgeführt

wird.

Du möchtest dich bei uns ehrenamtlich engagieren?

Dann nimm mit uns Kontakt auf: www.malteser.at

Wir freuen uns darauf dich kennen zu lernen.

ALTEN- UND KRANKENDIENST IM BEREICH BURGENLAND

WENN EINER EINE REISE TUT ...

... dann kann er was erleben! Bei uns waren es gleich

24 Betreute, mit denen wir einen wunderbaren Ausflug

nach Orth an der Donau erleben durften. Es mit einer

Hl. Messe in der Pfarrkirche von Orth los. Später gab

es ein gemeinsames Mittagessen und danach ging es

zum Flanieren an die Donauauen und an einen Teich die

unmittelbar an das Schloss angrenzen. Dort kann man

auch Wassertiere durch eine Glasscheibe von unten betrachten.

Zum Abschluss folgte ein kurzer Besuch in

Von Wolfgang Weigel

einem Eissalon, ehe wir gutgelaunt die Heimfahrt antraten.

Im Herbst ging es nach Maria Hasel, einer barocken Wallfahrtskirche

in Pinggau. Pater Georg von den Oblaten

des Heiligen Franz von Sales reiste extra als Zelebrant

an. Auch hier kam die Kulinarik, im Anschluss an die

Hl. Messe nicht zu kurz, auf dem Rückweg gab es einen

Besuch im Automobilmuseum Aspang.

28

DIE MALTESER 3/2022


MALTESERÖSTERREICH

GAUDETE!

Freuet euch – unter diesem Motto stand die große MALTESER Pilgerfahrt nach Rom vom 22. bis zum 29. Oktober 2022.

400 Personen – 80 Menschen mit Behinderung, davon 65 im Rollstuhl, 160 Malteser und 160 Pilger – verbrachten

gemeinsam eine Woche in Rom und genossen ein vielfältiges Programm. Der alles verbindende rote Faden: Freude.

Von Georg Male

Unmögliches möglich machen

Mit dem Rollstuhl über das unebene und löchrige Kopfsteinpflaster

der römischen Altstadt? Zur Lourdes-

Grotte weit oben in den Vatikanischen Gärten? Ins

(nicht durch Lifte erschlossene) Obergeschoß der Vatikanischen

Museen zu den weltberühmten Stanzen Raffaels?

Den steilen Weg hinauf zum Kapitol, um den perfekten

Blick aufs Forum zu erhaschen? Alles kein Problem,

wenn man mit den Maltesern unterwegs ist.

für die Gäste eine willkommene Abwechslung von ihrem

Alltag, der zumeist durch Einsamkeit und Einschränkungen

gekennzeichnet ist. Nicht so in Rom: Aufgeteilt

auf zehn Teams in ebenso vielen Bussen erlebten die

Teilnehmer ein dichtes und vielfältiges Programm. Das

spirituelle Angebot reichte von einer privaten Andacht

in der Sixtinischen Kapelle über Hl. Messen in den wichtigsten

Kirchen Roms bis hin zur Teilnahme an der allwöchentlichen

Generalaudienz des Hl. Vaters.

Ob es Rollstuhl schieben, tragen, waschen und pflegen

ist oder gemeinsam essen, lachen, singen, tanzen und

beten – die Teilnehmer einer Malteser Pilgerfahrt wie jener

nach Rom bilden eine große Familie, die alles miteinander

teilt. Anstrengung ebenso wie Genuss. Traurigkeit

ebenso wie Freude. Die ehrenamtlichen Helfer der

Malteser, in der Mehrzahl Studenten, aber auch viele

„Junggebliebene“, teilen ihre Freizeit mit den von ihnen

Betreuten, und das buchstäblich rund um die Uhr.

Freude erleben, Kraft tanken

Die Leichtigkeit und Fröhlichkeit dieser Tage brachte

Einen kulturellen Höhepunkt bildeten gleich am ersten

Tag exklusive Führungen in den für sonstige Besucher

geschlossenen Vatikanischen Museen. In der Folge

wurde das antike Rom ebenso besucht wie das barocke

– Spezialführungen inklusive. Und auch die Dolce Vita

kam mit Mittagessen in typischen Restaurants, Flanieren

in der Altstadt und in Trastevere und einer rauschenden

Party nicht zu kurz.

Reiche Gelegenheit also, Eindrücke und Erinnerungen

zu sammeln, die auch in der Rückschau das vermitteln

sollen, was die gesamte Reise prägte: Freude.

DIE MALTESER 3/2022 29


MALTESERÖSTERREICH

ROM

PILGERFAHRT

2022

Sonntag: Einen kulturellen Höhepunkt bildeten gleich am ersten Tag exklusive

Führungen in den für sonstige Besucher geschlossenen Vatikanischen Museen.

Montag: Hl. Messe im Pantheon, das extra für uns gesperrt wurde. Auch der österreichische Botschafter beim

Hl. Stuhl und dem Malteserorden, Exz. Dr. Marcus Bergmann, gab uns die Ehre.

Dienstag: Spaziergang, Andacht und Mittagessen in den Vatikanischen Gärten, dann Hl. Messe und

Führung im Petersdom. Ein Fest der Gemeinschaft und des Glaubens.

30

DIE MALTESER 3/2022


MALTESERÖSTERREICH

Mittwoch: Die Audienz beim Heiligen Vater ist für viele Pilger der absolute Höhepunkt, besonders wenn dieser einen

persönlich begrüßt, auf Augenhöhe!

Donnerstag: Was bei einer Pilgerfahrt in die Ewige Stadt nicht fehlen darf, ist neben einer Hl. Messe

in Santa Maria Maggiore die Besichtigung des „antiken Rom“.

Freitag: Hl. Messe mit Krankensalbung in S. Maria in Trastevere – mit einer kleinen Überraschung:

Einem Platzkonzert der Militärmusik Rom, inklusive Radetzkymarsch.

DIE MALTESER 3/2022 31


MALTESERÖSTERREICH

INTERNATIONALES MALTESER

SOMMERLAGER 2022

Anfang August machten sich 20 Malteser aus Österreich, davon 8 Gäste, auf den Weg nach Italien. Ziel der Reise war es, mit ca.

400 anderen Jugendlichen aus aller Welt eine Woche in der Nähe von Rom am Internationalen MALTESER Sommerlager, dem

Maltacamp, zu verbringen.

Von Victoria Mensdorff-Pouilly

Teil des vielseitigen Programms waren neben der Opening

Ceremony und den Aktivitäten am Campsite die

Ausflüge nach Rom in die Villa Borghese oder ins Colosseum,

zum Castel Gandolfo, auf eine Militärbasis, in das

kleine Dörfchen Sant’ Angelo di Roccalvecce und in den

Vergnügungspark „Cinécitta“. Höhepunkt war eine

Hl. Messe im Petersdom mit Kardinal Silvano Maria

Tomasi und anschließendem Essen im Stützpunkt der

Carabinieri in Rom, wo unter anderem auch ein eigenes

Konzert der Militärkapelle für uns stattfand. Für viele

von uns war das Highlight der Woche ein Ausflug zu

einem rollstuhlfreundlichen Strand, um dort endlich

wieder im Meer schwimmen zu gehen und den Sand unter

den Füßen zu genießen. Das stundenlange Schwimmen

und die starke Sonne war ein besonderes Erlebnis

und wird uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben.

Auch das Abendprogramm für uns Jugendliche war

vielseitig mit unterschiedlichsten Motto-Discos, wie

beispielsweise einer „Fluoreszierenden Nacht“, der

„TogaParty“ und einer „Superhero Night“. Besonders

beliebt waren wie immer die beiden Internationalen

Abende, an denen sich jedes der 17 Länder kulinarisch

und kulturell vorstellte. Österreich war traditionsbewusst

mit Kaiserschmarrn mit Apfelmus und Weißem

Spritzer in Dirndl und Lederhose vertreten.

Auch die Italien Happy Hours, an denen es typisch

italienische Aperitivos gab, waren von besonderer

Gemütlichkeit geprägt. Um einen Abend Kraft für

das anstrengende Programm zu sammeln, wurde am

Mittwochabend eine „Silent Night“ veranstaltet, bei

der es eine Lichterprozession mit anschließender Anbetung

vor dem Allerheiligsten und Beichtgelegenheit

gab. Des Weiteren gaben Ordensbrüder, welche

die ewige Profess im Malteserorden ablegten, Zeugnis

über ihre Berufung und ihr Leben als Malteser Ritter.

Ein weiterer Teil den Glauben am Camp zu leben,

waren die fast täglichen Hl. Messen, die wir dank unseres

Teampriesters feiern konnten.

32

DIE MALTESER 3/2022


MALTESERÖSTERREICH

Abschluss der Woche war neben der Closing Ceremony, der Christophers

Cup, ein Crocketturnier das an die bei einem Autounfall ... verunglückten

österreichischen Malteser & Betreute erinnert. Nachdem wir Österreicher

den Christophers Cup nun covidbedingt 3 Jahre lang bei uns aufbewahrten,

konnten wir ihn heuer an das Team Slovakia und Bulgaria weitergeben.

Auf die Frage, was in der Woche am besten war, konnte Barbara nur sagen:

„alles - Aber wie!!! Und mein Geburtstag mit allen meinen Freunden – Aber

wie!! Das habe ich noch nie erlebt!“ Barbara, Gast am Maltacamp.

Auch Matthias meinte „Mir hat das Maltacamp sehr gut gefallen – aber am

besten war die Disco und das Schwimmen im Meer mit meinen liebsten

Freunden“ – Matthias, Gast am Maltacamp.

Gut, dass wir alle unsere neuen Freunde nächstes Jahr am Maltacamp in

Waterloo, Belgien wiedersehen können. Danke an das italienische Organisationsteam

für die drei Jahre lange Organisation. Die Vorfreude auf das

nächste Camp steigt aber auf jeden Fall schon jetzt!!!

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MALTESERÖSTERREICH

Herzenswunsch

WIE GERNE WÜRDE ICH NOCH EINMAL ...

Träume und Wünsche bekommen eine ganz andere Dimension, wenn Menschen wissen, dass sie nicht mehr lange zu leben

haben. Die Malteser erfüllen diese letzten Wünsche.

Es sind oft Herzenswünsche, die den Betroffenen alles

bedeuten. Noch einmal einen geliebten Verwandten oder

eine Freundin sehen, einen besonderen Ort besuchen,

mit dem schöne Erinnerungen verbunden werden. Die

Malteser machen es im Rahmen des Projekts „Malteser

Herzenswunsch“ möglich. Sie organisieren Ausflüge zu

einem beliebigen Wunschort innerhalb von Österreich.

Auf diese Weise können schwerkranke oder hochbetagte

Menschen Abschied nehmen, noch einmal genießen

oder sich einfach noch einmal fühlen wie früher – am

Ort ihrer Kindheit, bei ihrer Familie, mit Freunden. Begleitet

werden sie auf ihrer Fahrt durch ehrenamtliche

Malteser, die für die erforderliche – auch medizinische –

Betreuung sorgen. Die Erfüllung des Herzenswunsches

ist für den Fahrgast und eine Begleitperson kostenlos

und wird ausschließlich über Spenden finanziert.

Seit Bestehen des Projekts durften wir schon eine Vielzahl

an Herzenswünschen realisieren. Nähere Infos und

Kontaktmöglichkeiten finden sich im Internet unter:

www.malteser.at/was-wir-tun/herzenswunsch/

Steiermark

HERZENSWUNSCHFAHRT INS GRAZER

BERGLAND

Von Pia Katharina Winkler

Es hätte kein schönerer goldener Herbsttag sein können. Am 08.10.2022 war

nicht nur Welt-Hospiztag, sondern auch ein ganz besonderer Ausflug in das

Grazer Bergland geplant. Für Martin, Balthasar und Lisa war es eine Landpartie,

welche ihre letzte sein könnte. Alle drei haben eine palliative Diagnose.

Von Graz aus starteten wir auf die Teichalm. Angekommen, gab es ein

wunderbares Mittagessen – wie bei einer großen Familie. Dabei war es

unwichtig, wie lange wir bei diesem Mittagessen saßen oder ob der ALS-

Patient Stück für Stück seine Kraft verliert und den Salat zur Hauptspeise

nur mehr mit Hilfe zu sich nehmen kann. Dafür sind wir Malteser stets

zur Stelle, um das Wichtige nicht zu verpassen: Den sonnigen Tag in bester

Gesellschaft der Familie.

So war es allen möglich, einen gemeinsamen Ausflug ins Grüne und auf einen

Bio-Bauernhof zu unternehmen. Wie die Augen strahlten beim Anblick der

Kinder, die gemeinsam mit den Bergziegen um die Wette kletterten! Streicheleinheiten

mit den Kühen, Kaninchen und Hunden kamen auch nicht zu kurz.

Nach ganz viel Sonne, Lachen und Genießen ging es wieder zurück nach Graz.

34

DIE MALTESER 3/2022


Tirol

DIE ERFÜLLUNG EINES HERZENSWUNSCHES AM

PATSCHERKOFEL

Von Camilla Montecuccoli

Frau N. ist seit einiger Zeit Patientin auf der Palliativstation. Immer wieder spricht sie

über ihre Liebe zu den Bergen. Daraus ergab sich auch die Idee einer Herzenswunschfahrt

auf den Patscherkofel inklusive Einladung der Patscherkofelbahn Betriebs GmbH.

Bei schönstem Wetter holten zwei engagierte ehrenamtliche Malteser Frau N. vom

Hospiz-Haus in Hall in Tirol ab und fuhren zur Talstation der Patscherkofelbahnen.

Dort wurde Frau N. schon von ihrem Vater erwartet, der sie bei diesem besonderen

Ausflug begleitete. Nach der Bergfahrt spazierten die beiden gemütlich zwischen

Kühen Richtung Alpengarten mit herrlichem Ausblick. Zu Mittag wurden köstliche

Schnitzel und Käsespätzle verspeist und anschließend ging es wieder tal- und

heimwärts nach Hall.

Es war ein wunderbarer Ausflug für Frau N., die nach diesem tollen Tag freudestrahlend

und glücklich auf die Hospiz- und Palliativstation zurückkehrte – nicht

nur mit ihrem Rucksack, sondern auch einem unvergesslichen Erlebnis im Gepäck.

Salzburg

WALLERSEE ALS HERZENSWUNSCH

Von Anna Weinkamer

Für viele ist es selbstverständlich, schöne Tage an einem See im Salzburger

Land zu verbringen. Frau T. kann das leider nicht mehr. Sie wird palliativ

betreut, ist auf den Rollstuhl angewiesen und wohnt im ersten Stock ohne

Lift. Schon sehr lange konnte Frau T. ihre Wohnung nicht mehr verlassen

und schon gar nicht zu ihrem Wohnwagen an den Wallersee zum Badeplatz

der Familie fahren. Dabei war das ihr allergrößter Wunsch: noch einmal an

den Wallersee. Ständig sprach Frau T. davon, wie uns ihre Tochter erzählte,

die sich mit dem Wunsch ihrer Mutter an die Salzburger Malteser wandte.

An einem warmen, sonnigen Tag holte ein Team der Salzburger Malteser

Frau T. und ihre Familie zu Hause in Hallein ab und fuhr an den Wallersee.

Was war das für eine Wiedersehensfreude bei der Ankunft am Camping-

Platz! Viele Nachbarn und Freunde waren da, um Frau T. zu begrüßen. Sie

konnte noch einmal ihren Wohnwagen besuchen, in dem sie so viele glückliche

Stunden verbracht hat. Noch einmal unter ihrem Lieblingsbaum sitzen.

Noch einmal über den See schauen. Als wir Frau T. nach einem langen,

gelungenen und erfüllten Tag wieder zurück nach Hause gebracht hatten,

verabschiedete sie uns mit den Worten: „Das war einer der schönsten Tage

meines Lebens!“

DIE MALTESER 3/2022 35


MALTESERÖSTERREICH

MALTESER KINDERHILFE

WIEDER SAGEN WIR HERZLICH „DANKE!“

„Was wären die großen Erfolge ohne die kleinen“, hieß einmal ein Werbespruch. Im Hilde Umdasch Haus bewahrheitet er sich im

echten Leben. Dank großzügiger Spenden kommen die Bewohnerinnen und Bewohner in ihrem nicht immer einfachen Alltag

Schritt für Schritt voran und können so auch richtig große, für sie glückliche Momente erleben. Dafür ein herzliches Danke an alle

Spender und Unterstützer der MALTESER Kinderhilfe!

Von Katrin König

Der Kommissar und Komödiant

Bekannt aus der Erfolgsserie „Die Rosenheim

Cops“, in der er die sympathische Kultfigur

„Michi Mohr“ spielt, gab Max Müller, ausgebildeter

Bariton, gemeinsam mit dem Pianisten

Volker Nemmer einen Benefizabend zugunsten

der Malteser Kinderhilfe im Hilde Umdasch

Haus. Mit seinem Programm „Tierisch“ versetzte

er das Publikum in der Ybbsfeldhalle in

Blindenmarkt in helle Begeisterung. Ebenso

begeistert sind jetzt die Bewohnerinnen und

Bewohner im Hilde Umdasch Haus: Ihnen kommt eine Spendensumme von 25.550 Euro zugute, die Max Müller und

Intendant Michael Garschall der Malteser Kinderhilfe überreichten. Ein ganz, ganz großes Dankeschön dafür!

Jugendliche helfen Jugendlichen

Was dabei herauskommt, wenn Helfen Schule macht,

zeigten zwei Schulklassen vor: Die Schülerinnen und

Schüler der 3D vom Stiftsgymnasium Melk organisierten

selbstständig einen „Naschmarkt“ mit köstlichen,

teilweise selbst gebackenen Muffins, Cake-Pops, Kuchen

und Käsestangen. Die Fachschule für Sozialberufe

in Gleiß organisierte im Rahmen des Unterrichtsfachs

„Angewandtes Projektmanagement“ einen Jausen-

Verkauf mit Unterstützung der Bäckereien Moshammer

und Piaty. Der Erlös aus dem Verkauf der Leckereien –

stattliche 1.079,70 Euro aus beiden Projekten – kommt

der Malteser Kinderhilfe zugute. Danke für dieses großartige

Engagement im Namen aller Bewohner im Hilde

Umdasch Haus, deren Alltag durch diese Spendenaktionen

wieder ein Stückchen verbessert werden kann!

36

DIE MALTESER 3/2022


MALTESERÖSTERREICH

Bratwürstel mit Kraut und Gebäck

Im Rahmen einer Wallfahrt zur Kapelle im Hilde Umdasch Haus fanden die Bewohner und Klienten der Tagesstruktureinrichtung

der ARGE Sozialdienst Mostviertel den Weg zu uns. Der Sozialdienst Mostviertel ist eine Anlaufstelle

für psychisch beeinträchtigte Menschen, die ein selbstbestimmtes Leben außerhalb einer Klinik anstreben. Bei

starkem Regen fanden sich die rund 35 Besucher in der Kapelle zur Hl. Messe mit Pfarrer Peter Bösendorfer ein.

Anschließend konnten Bratwürstel mit Kraut und Gebäck bereits wieder im Freien genossen werden. Schön, dass Ihr

da wart und danke an Pfarrer Peter Bösendorfer für die schöne, besinnliche Predigt!

Danke für euren Besuch im Hilde Umdasch Haus

Immer wieder nützen Schulklassen ihre Zeit, um uns

im Hilde Umdasch Haus zu besuchen. Wir freuen uns

jedes Mal über das große Interesse an unserer Einrichtung!

Zuletzt, nach der coronabedingten Pause, haben

uns Schülerinnen und Schüler aus der Ethik-Gruppe der

HLW Amstetten, aus der Abschlussklasse der Landwirtschaftlichen

Fachschule Gießhübl und aus der Krankenpflege-Schule

Amstetten besucht. Sie erhielten – freilich

unter Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen –

einen Blick hinter die Kulissen und das Leben im Hilde

Umdasch Haus. Danke für den Besuch!

Therapieunterstützung von Soroptimist

Soroptimist International ist die weltweit größte

Serviceclub-Organisation berufstätiger Frauen. Unter

dem Motto „Wir setzen uns für Frauen ein – BEWUSST

MACHEN – STELLUNG NEHMEN – HANDELN“ ist der

Club seit 2009 in Melk aktiv. Für eine junge Bewohnerin

des Hilde Umdasch Hauses finanziert der Club nun eine

Psychotherapie, nachdem die Kosten für die Therapie

weder aus dem familiären Umfeld der Bewohnerin, noch

aus öffentlichen Mitteln übernommen werden können.

Soroptimist Melk trägt den Selbstbehalt. Von Herzen

danke dafür!

DIE MALTESER 3/2022 37


MALTESERÖSTERREICH

Fotos: Gloria Krenn

Großartige Stimmung beim

6. Kinderhilfelauf in Amstetten

Der 6. Kinderhilfelauf in Amstetten

zugunsten der Malteser Kinderhilfe

im Hilde Umdasch Haus bot heuer

wieder alle Bewerbe. Rund 700 Teilnehmende

sorgten für neue Bestleistungen

– auch bei den Spendeneinnahmen.

Die großartige

Stimmung bei den Besucherinnen

und Besuchern hat uns ganz besonders

gefreut. So macht es richtig

viel Spaß, mit vereinten Kräften

‚laufend zu helfen‘“, zeigte sich Veranstaltungsleiter

Reinhard Gruber

von der HEIL & SPORT Praxis in

Amstetten begeistert.

Der nächste Kinderhilfelauf in

Amstetten ist bereits in Planung:

VirtualRun 28.09-01.10.2023

Lauf in Amstetten 01.10.2023

Wenn auch Sie die Kinder und Jugendlichen mit lebensverkürzenden Erkrankungen der Malteser Kinderhilfe im

Hilde Umdasch Haus unterstützen wollen, finden Sie auf unserer Website Informationen darüber, welche Möglichkeit

es dafür gibt: www.malteser-kinderhilfe.at/spenden/

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DIE MALTESER 3/2022


MALTESERÖSTERREICH

Ein ganz besonderes Danke an unsere Mitarbeitenden

Nach einer Teambesprechung mit anschließender Grillerei im Garten gab es eine Überraschung für die Mitarbeitenden

des Hilde Umdasch Hauses: Unter der Leitung von Pädagogin Sabrina sangen die Kinder ein Lied und überreichten

jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter wunderschöne Blumen sowie selbstgebastelte Geschenke. Der Dank

gebührt den Mitarbeitenden für die besonders liebevolle Fürsorge, die sie ihren Betreuten Tag für Tag angedeihen

lassen. Vergelt’s Gott!

Ein kleines Senfkorn Hoffnung

Immer wieder finden im Hilde Umdasch Haus

besondere Messen statt. Sie stehen unter einem

eigens gewählten Thema. Bei prachtvollem Sonnenschein

gab es zuletzt „ein kleines Senfkorn

Hoffnung“ in Form einer besinnlichen Predigt

von Pfarrer Peter Bösendorfer. Pädagogin Sabrina

sorgte mit dem Großvater einer Bewohnerin des

Hilde Umdasch Hauses für die musikalische Gestaltung

der Messe. Im Anschluss gab es Brötchen

und selbstgemachte Aufstriche von unserer Hausmutter

Bernadette. Es war köstlich!

Legendäre Männer

Im Rahmen des traditionellen Early Morning Charity Golf-Turniers des Legendario Men Club

im Golfclub Swarco Amstetten-Ferschnitz wurde nicht nur gekonnt eingelocht, sondern auch

großzügig gespendet. Mit einem Teil der Startgelder sowie mit zusätzlichen Spenden der Besucher

und einer großzügigen Aufstockung durch den Club ergab sich ein Erlös von 3.000 Euro

zugunsten der Malteser Kinderhilfe. Wir bedanken uns von ganzem Herzen für die Unterstützung!

DIE MALTESER 3/2022 39


MALTESERÖSTERREICH

MALTESER CARE

VON GHANA ZU MALTESER CARE

Mein Lebensmotto: Sei dankbar für alles!

Von Susanne Wick

Liebe Doris, Du wurdest 1988 in Ghana geboren,

welche Erinnerungen an deine Kindheit hast du?

Ich habe nur schöne Erinnerungen an meine Kindheit. Ich

lebte mit meiner Mutter, meinen Geschwistern und vielen

anderen Familienmitgliedern in einem Dorf in einem

gemeinsamen Haus in dem Ashanti Kingdom in Ghana.

Ich komme aus einer großen Familie und kenne über

100 Mitglieder persönlich. In meiner Kindheit haben wir

so frei gelebt und im Dorf haben sich alle untereinander

gekannt. Am Abend nach dem Sonnenuntergang

sind wir im Mondlicht oder Sternenlicht unter freiem

Himmel im Hof des Hauses gesessen und haben gespielt.

Am liebsten lauschten wir den Geschichten von früher

welche unsere Großeltern uns erzählten. Manchmal

gingen wir total ängstlich ins Bett, aber wir waren so

neugierig und hatten so viele Fragen an unsere Großeltern.

Es war eine sehr schöne Zeit damals.

Zu welchem Zeitpunkt bist Du nach Österreich

gekommen und warum?

Als ich 12 Jahre alt war, bin ich zu meinem Vater nach

Österreich gekommen. Mein Vater war beruflich viel im

Ausland und als er sich entschied in Österreich zu bleiben,

hat er mich zu sich geholt, ich lebte dann mit meinen

Vater und meiner Stiefmutter in Linz. Mein Vater

meinte, dass ich im Ausland bzw. in Österreich eine bessere

Zukunft haben werde, wenn ich fleißig die Schule

besuche und eine gute Ausbildung mache.

Du hast dann die Hauptschule in Linz besucht und

bist im Anschluss für 7 Jahre nach London gegangen

wo Du eine mehrjährige Diplomausbildung

im Bereich Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung

absolviert und erfolgreich abgeschlossen

hast. Warum London und warum dieser

spezielle Bereich?

Ghana war eine britische Kolonie, daher ist die Amtssprache

Englisch. In der Welt wird mehrheitlich englisch

gesprochen und es war eine strategische Überlegung

meine Ausbildung in Englisch zu machen. Danach könnte

ich überall auf der Welt, so auch in Ghana, arbeiten.

Also übersiedelte ich zu meiner Tante nach London und

machte dort meine Ausbildung.

Nach meinem Studienabschluss wollte ich zurück nach

Ghana, um in meinem Land im Gesundheitsbereich etwas

beizutragen. Gesundheitsförderung und -management

sind im Gesundheitswessen sehr wichtig, aber

leider die am wenigsten ausgebauten Bereiche in Ghana.

Du hast dann als Sozialtherapeutin im National

Health Service in East London gearbeitet, welche

wertvollen Erfahrungen konntest Du dort gewinnen?

Eine meiner Hauptaufgaben als Sozialtherapeutin war,

Menschen, die lange Zeit in einer Krankenanstalt waren,

wieder in das soziale Leben zu integrieren, um sie soweit

wie möglich wieder in ein normales Leben zurück zu führen.

Diese Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht. Man hat

die Entwicklungsprozesse von dem Entlassungsmanagement

bis zur wiedererlangten Selbstständigkeit verfolgen

können, z.B. bei einem psychisch kranken Menschen.

Für mich ist es sehr wichtig mit Menschen zu arbeiten,

ihre verschiedenen sozialen Probleme kennenzulernen

und ihnen mit Respekt, Würde und wertschätzender

Haltung zu begegnen.

Wann hast Du geheiratet und Deine Tochter

bekommen?

Meine Tochter kam in London zur Welt und ist mittlerweile

16 Jahre alt. Ich bin seit 2013 zurück in Österreich

und habe 2020 meinen Mann geheiratet, welchen ich

nach meiner Rückkehr kennengelernt habe.

40

DIE MALTESER 3/2022


MALTESERÖSTERREICH

nachdem ich die Kontaktdaten der Kolleginnen bekommen

habe, mit wem ich in Zukunft am meisten zusammenarbeiten

werde. Ich habe mich auch gefragt was ich

als Case & Care Managerin mit Verrechnung oder Buchhaltung

zu tun habe?

Zurück in Linz hast Du mit Deiner Ausbildung zur

diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin

begonnen und diese 2018 erfolgreich abgeschlossen,

wo lag hier Deine Motivation?

Es war weniger die Motivation als die Tatsache, dass ich

auf Grund der sprachlichen Barriere keine Arbeit finden

konnte, die meiner Ausbildung entsprach. So entschied

ich mich, eine Ausbildung im Bereich Pflege zu machen,

gleichzeitig meine Deutschkenntnisse zu verbessern

und etwas Neues zu lernen. Viele meiner Freundinnen

sind auch Krankenschwestern und mir war es wichtig,

weiterhin nah am Menschen zu arbeiten.

Wie hast Du dann den Weg zu Malteser Care

gefunden?

Nach meiner Pflegeausbildung habe ich vier Jahre auf

einer Wachkomastation eines Pflege- und Betreuungszentrums

gearbeitet und konnte dort sehr wichtige Erfahrungen

machen. Auf Malteser Care bin ich durch ein

Inserat aufmerksam geworden und habe mich beworben.

Was waren Deine ersten Eindrücke von unserer

Organisation und unserem Team und welche

Erfahrungen konntest Du als neue Case & Care

Managerin mit unseren Klientinnen und Klienten

machen?

Mein erster Eindruck war, dass Malteser Care im Vergleich

zur Größe meiner vorherigen Arbeitsplätze, eine

kleine und feine Organisation ist, trotzdem gibt es eine

große interdisziplinäre Vernetzung.

Im Team zu arbeiten finde ich am allerspannendsten.

Ich erinnere mich, wie ich mich selbst gefragt habe,

Der Anfang war, durch die Pandemie und die diversen

Corona-Maßnahmen bedingt, eine Herausforderung.

Durch die Unterstützung meiner Kolleginnen und die

besonders ausführliche Einschulung durch Christine

Peyfuss und Barbara Hummer konnte ich schnell Fuß

fassen.

Ich liebe das selbständige Arbeiten, die freie Zeiteinteilung

und die Abwechslungen im Tagesablauf. Ich lerne

jeden Tag neue Menschen kennen und es macht mir viel

Freude mit ihnen zu arbeiten.

Innerhalb kurzer Zeit bin ich von einer „normalen Krankenschwester“

zu einer sehr kompetenten Pflegeberaterin

geworden. Lösungsorientiert und gut im Umgang

mit den Menschen und der Organisation ihres Pflegealltags.

Was ich bei Malteser Care besonders schätze, ist das

Arbeiten auf Augenhöhe und dass bei Bedarf unser

Pflegedienstleiter Herr DGKP Kavazovic und unser

Geschäftsführer Herr Lutz immer unkompliziert und unterstützend

zur Verfügung stehen. Es freut mich und ich

bin sehr dankbar, ein Teil des Malteser Care Teams zu sein.

Wenn Du jemanden davon überzeugen wolltest

diesen Beruf zu wählen, was würdest Du ihr oder

ihm sagen und warum sollten sie unbedingt Teil

des Teams von Malteser Care werden?

Aus meiner Sicht ist das Case und Care Management

eine wichtige und notwendige Säule der Pflege. Bei

Malteser Care werden dein Fachwissen und deine pflegerische

Kompetenz sehr geschätzt und anerkannt. Du

bist nicht nur die „Krankenschwester“ oder der „Krankenpfleger“

sondern du bist der Case & Care Manager.

Hast du ein persönliches Lebensmotto?

Sei dankbar für alles.

DIE MALTESER 3/2022 41


MALTESERÖSTERREICH

MALTESER CARE

24 STUNDEN BETREUUNG

MUSS EIN FIXER BESTANDTEIL DER ÖSTERREICHISCHEN

PFLEGELANDSCHAFT BLEIBEN

900.000 pflegende Angehörige könnten die chronisch Kranken von morgen sein, wenn Unterstützungsleistungen wie die

24 Stunden Betreuung nicht ausreichend finanziert werden.

Von Susanne Wick

„Der Bereich der Personenbetreuung wird im Rahmen

der Pflegereform viel zu wenig berücksichtigt“, so Malteser

Care Geschäftsführer Helmut Lutz. „Pflegebedürftige

Menschen sollten eine qualitätsvolle und leistbare

Betreuung in ihrem eigenen Hause erhalten, solange sie

es wünschen und solange das möglich ist.“ In Österreich

werden etwa 30.000 Menschen in ihrem eigenen Zuhause

durch Personenbetreuer betreut und gepflegt.

Der Gesetzgeber hat die im Jahr 2007 eingeführte Förderung

von 550 EUR seither nicht erhöht und an die

Inflation angepasst. „Das resultiert darin, dass sich immer

mehr betreute Personen die Betreuung nicht mehr

leisten können“, erklärt Helmut Lutz.

Qualitätszertifikat ÖQZ 24

Malteser Care ist mit dem Qualitätszertifikat

ÖQZ 24 ausgezeichnet. Das ÖQZ 24 ist ein nach

den Richtlinien des Sozialministeriums und der

WKO entwickeltes Qualitätszertifikat für die

24 Stunden Betreuung. www.malteser.care/uberuns/qualitaetszertifikat-oeqz-24

Die Betroffenen kommen für Kost und Logis sowie

die Fahrtkosten der Personenbetreuer auf, ebenso für

deren Honorare. Alles zusammen unterliegt der Inflation,

erst recht angesichts der aktuellen, krisenbedingt

massiven Teuerungswelle. „Die betroffenen Haushalte

sind übermäßig belastet und das System kommt finanziell

an den Rand des Zusammenbruchs“, warnt Lutz.

24 Stunden Betreuung muss finanziell abgesichert

werden

„Wenn hier nicht sofort gehandelt wird, dann riskieren

wir die Unter- und Nichtversorgung von pflegebedürftigen

Menschen“, skizziert Helmut Lutz die aktuellen

Herausforderungen. „Wir brauchen eine komplette

Valorisierung der Basisförderung und die von der

ÖQZ 24 Allianz geforderte zusätzliche Anhebung der

Förderung in Form eines Qualitäts- bzw. Fairnessbonus.

Nur dann können sich die Klienten faire Honorare

für die Betreuer und die im ÖQZ 24 vorgesehenen und

notwendigen Maßnahmen zur Qualitätssicherung leisten.

Nach diesem Maßstab sollte die Pflege auch seitens

der Politik behandelt werden. Die 24 Stunden Betreuung

ist ein wichtiges Modul der Pflege und Betreuung zu

42

DIE MALTESER 3/2022


MALTESERÖSTERREICH

MALTESER CARE

PFLEGEASSISTENZ

EINE UMFANGREICHE UND

VIELSEITIGE AUSBILDUNG

MALTESER Care hat mit seiner Ausbildungsoffensive zur Pflegeassistenz

begonnen.

Von Susanne Wick

Hause und darf nicht aus der österreichischen

Pflegelandschaft verschwinden“, meint Lutz.

Wichtige Unterstützung für pflegende

Angehörige

Doch das ist nicht alles: Aktuell leben rund

130.000 Menschen in Österreich mit der

Diagnose Demenz. Vorsichtige Schätzungen

gehen davon aus, dass bis 2050 die Anzahl

auf 230.000 ansteigen wird. Vier von

fünf Demenzkranken leben zu Hause und

drei von vier werden von Familienangehörigen

betreut, die mehrheitlich über 60 Jahre

alt sind. „Hier kann die 24 Stunden Betreuung

maßgeblich zur Unterstützung und Entlastung

pflegender Angehöriger beitragen“,

erläutert Helmut Lutz. 900 000 pflegende

Angehörige, davon mehrheitlich Frauen,

könnten die chronisch Kranken von morgen

sein, wenn Unterstützungsleistungen wie

die 24 Stunden Betreuung nicht mehr finanziert

werden. „Die Betreuung im eigenen

Zuhause durch das Modell der 24 Stunden

Betreuung muss bestehen bleiben. Sie muss

qualitätsvoll, leistbar und sicher sein“, fordert

Helmut Lutz.

Malteser Care organisiert im Rahmen der

24 Stunden Betreuung in den Bundesländern

Wien, Niederösterreich, Oberösterreich,

Salzburg und der Steiermark die Betreuung

von 460 Klienten.

Zwei zukünftige Pflegeassistentinnen (Ajmane und Silvia) und drei

zukünftige Pflegeassistenten (Martin, Johannes und Dario) berichten

aus dem laufenden Lehrgang, der am 24. April 2022 begonnen hat.

Das Ausbildungsprogramm erstreckt sich über 5 Tage von Montag bis

Freitag und umfasst 40 Stunden pro Woche. Bis jetzt wurden bereits

6 mündliche Prüfungen erfolgreich abgeschlossen.

Die Ausbildung erfolgt durch Spezialisten aus den unterschiedlichsten

Bereichen

Ärzte, diplomierte Pflegefachkräfte, Sanitäter, Diätologen, Physiotherapeuten,

Hygieniker, Somatologen, Psychologen, Spezialisten aus der

Kommunikation und Anwälte stehen den zukünftigen Pflegeassistenten

als sehr kompetente Ausbildner zur Verfügung und gestalten ein

sehr hochwertiges, interessantes und umfangreiches Programm.

Erstes Praktikum – stationäre Langzeitpflege

Drei Praktikanten konnten erste Erfahrungen auf einer Demenzstation

mit 14 an Demenz erkrankten Betroffenen machen und die anderen

machten ihre ersten Erfahrungen auf einer Corona Station. Alle wurden

durch fachkundige diplomierte Pflegefachkräfte begleitet und unterstützt.

Alle berichteten, dass sie von den dortigen Kolleginnen und Kollegen

sehr gut aufgenommen und in jeder Hinsicht auch in stressigen

Situationen bestens angeleitet und unterstützt wurden.

Zweites Praktikum – mobiler Bereich

Dieses startete im September mit den Mitarbeitern von Malteser Care.

Weitere Infos: www.malteser.care

DIE MALTESER 3/2022 43


XXXXX

MALTESERORDEN

„SONST SIEHT MAN BALD EINMAL

‚VERSTAUBT‘ AUS“

Florian Hartig ist neuer Delegat in Kärnten. Im Gespräch für „Die MALTESER“ erzählt er von den Herausforderungen der

Zeit und seinen Plänen für die Delegation.

Von Katharina Stögner

Herzlichen Glückwunsch zur Bestellung! Was tut

sich denn gerade in Kärnten?

Die Delegation Kärnten zählt im Moment 35 Ritter und

Damen, wobei ein kleiner Teil der Mitglieder nicht die

ganze Zeit in Kärnten lebt. So haben einige Mitglieder

den Studien- oder Arbeitsplatz außerhalb Kärntens bzw.

pendeln. Das Gewinnen neuer, im Geiste und in ihrer

Lebenseinstellung homogener Kräfte, wird auch für uns

eine wichtige Herausforderung bleiben. Die Welt erlebt

zur Zeit enorme Veränderungen, Einschränkungen und

Bedrohungen, die vor Kurzem noch praktisch undenkbar

gewesen waren. Die Notwendigkeit der Hilfe und

des Dienstes am Nächsten ist zeitlos und unverändert

groß. Wir können nicht genug hilfreiche Hände haben

um Gutes, auch im kleinen Ausmaß, zu tun. Diese – so

gar nicht neue Erkenntnis – muss auch in Kärnten noch

aktiver verbreitet werden.

Seit wann sind Sie in Kärnten engagiert?

Meine Familie und ich haben viele Jahre im Ausland

gelebt und sind schlussendlich vor fünf Jahren nach

Kärnten, in das Heimatland meiner Frau, übersiedelt.

Ich selbst bin in Wien aufgewachsen. Maria Saal ist nun

unser Lebensmittelpunkt, ein wunderbarer Ort mit viel

Kultur. Aber auch ich pendle für meinen Beruf regelmäßig

zwischen Klagenfurt, Graz und Wien.

Für wen oder was steht die Delegation Kärnten?

Wir alle haben viel Freiraum und Wirkungsmöglichkeiten,

kleine Veränderungen zu schaffen. Es gibt kein

Korsett, die Vielfältigkeit des Möglichen ist enorm. Ein

limitierender Faktor ist aber, wie so oft im Leben, die

Zeit. Wie viel Engagement kann man für die gute Sache,

neben Familie und Beruf, noch tatsächlich aufbringen?

In Gedanken möchte man oft Vieles mehr, doch am

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DIE MALTESER 3/2022


MALTESERÖSTERREICH

Ende des Tages steht meist etwas weniger zu Buche.

Aber so lange man sich davon nicht entmutigen lässt,

weiterhin etwas gegen das unsägliche Leid in der Welt

zu tun, dann ist man bei uns am richtigen Platz.

Was sind die Aufgaben eines Delegaten?

Sie sind vielfältig und jeder Delegat fokussiert hier entsprechend

seiner individuellen Präferenzen und Ziele.

Ich versuche eine zeitliche Balance zwischen internen,

organisatorischen und externen Aufgaben und konkreten

Hilfsprojekten zu finden. Organisatorisch sind mir

eine offene, regelmäßige Kommunikation und Schriftverkehr

enorm wichtig, denn dies trägt innerhalb der

Delegation zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls

bei. Viel Freude bereitet mir natürlich das Planen

und Umsetzen von Hilfsinitiativen, wo wir uns sinnvoll

einbringen können. Ich werde bei all diesen Aufgaben

Gott sei Dank tatkräftig von meinen Mitgliedern, insbesondere

vom Delegationsrat, unterstützt.

Wie soll sich die Delegation weiterentwickeln?

Die Delegation Kärnten erfreut sich eines starken Zusammenhalts,

nicht zuletzt auf Grund der mit viel Leidenschaft

verrichteten, erfolgreichen Arbeit meines Vorgängers

und nunmehrigen Rezeptors des Großpriorates,

Dr. Ulrich Glaunach. Uli hat ungemein viel in dieser

Richtung bewegt und ihm sei an dieser Stelle herzlichst

gedankt! Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn

wir in Zukunft insbesondere junge Delegationsmitglieder

verstärkt gewinnen könnten. Junge Menschen sind

die Zukunft unserer Delegation, unseres Hilfsdienstes.

Deren Visionen und Vorstellungen werden uns helfen,

weiterhin einen möglichst breiten, zeitgemäßen Horizont

zu bewahren. Sonst sieht man bald einmal „verstaubt“

und „von gestern“ aus. Leider verlassen etliche

junge Menschen nach der Schule Kärnten und studieren

bzw. arbeiten in Wien, Graz oder im Ausland. Das liegt

in der Natur der Sache, aber macht es der Delegation eines

relativ kleinen Bundeslandes wie Kärnten nicht einfach,

auch altersmäßig breit aufgestellt zu sein. Deshalb

ist auch die Einrichtung bzw. das Wiederaufleben eines

eigenständigen Malteser Hospitaldienstes in Kärnten

zur Zeit leider nicht realistisch.

Welche direkten Initiativen verfolgt

die Delegation Kärnten zurzeit?

Unsere Möglichkeiten zur direkten Unterstützung

hier in Kärnten haben sich

in der jüngeren Vergangenheit, dem sehr

begrenzten Budget entsprechend, auf

schöne aber kleinere Projekte konzentriert

– wie zum Beispiel Reitercamps für

Kinder und Jugendliche, aber auch Dienst

beim Vinzibus. Durch einen glücklichen

Umstand haben wir in Kärnten nun ein

etwas größeres Budget zur Verfügung,

und wir werden die nächsten Wochen

und Monate nützen, um intensiv nach

geeigneten Möglichkeiten zur direkten

Unterstützung von Notleidenden zu suchen.

Insbesondere Hilfe bei Familien

mit behinderten Kindern, aber auch kleine

Verbesserungen in den Lebensumständen

Obdachloser liegen uns da allen sehr am

Herzen.

DIE MALTESER 3/2022 45


XXXXX MALTESERÖSTERREICH

MALTESERORDEN

GEBALLTE KOMMUNIKATIONS-POWER

IN DER MAGISTRALVILLA

Alle zwei Jahre findet in Rom das internationale Treffen der Kommunikatoren der MALTESER statt. In spannenden Vorträgen

und intensiven Workshops werden jeweils zwei Tage lang die Strategien und Tools für eine zukunftsorientierte

Kommunikation erarbeitet.

Über 60 Teilnehmende aus rund 30 Ländern, in denen

die Großpriorate, Assoziationen, Hilfs- und Freiwilligendienste

des Malteserordens tätig sind, waren diesmal

mit dabei. Die meisten von ihnen waren aus europäischen

Ländern angereist. Einige der Delegierten

hatten sogar den deutlich weiteren Weg aus Hongkong,

Australien, Südafrika, den Vereinigten Staaten und

Mexiko nach Rom auf sich genommen. Österreich war

in bewährter Manier mit Katharina Stögner, der langjährigen

Leiterin der Ordenskommunikation, vertreten.

Starke Botschaften für ein starkes Image

Zentrales Thema der Kommunikatoren-Konferenz

war die Frage, wie die Botschaft und das Image des

Malteserordens sowie die Zusammenarbeit zwischen

den verschiedenen Einrichtungen gestärkt werden können

– insbesondere im Hinblick auf die zahlreichen

Krisen in der Welt, von Corona bis zum Ukraine-Krieg.

Das Treffen bot die Gelegenheit, die neuesten Projekte

des Großmagisteriums vorzustellen – etwa das neue

Intranet und das Schulungszentrum. Es gab aber auch

die Möglichkeit, über Best Practice-Lösungen nachzudenken,

welche die verschiedenen Kommunikationsabteilungen

in Krisensituationen anwenden, und die

Synergien einer Institution zu verbessern, die in

120 Ländern auf der ganzen Welt präsent ist.

Der Austausch ermöglichte es weiters, an gezielten

Workshops teilzunehmen, um neue Techniken zu er-

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DIE MALTESER 3/2022


MALTESERÖSTERREICH XXXX

Dr. Franz Salm Reifferscheidt, Sonderbotschafter des Malteserordens für Roma, Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit

seiner Gattin Doris Schmidauer, Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddhin, Großprior des Malteserordens in Österreich

lernen, wie zum Beispiel das Drehen von

Videos, das Verwalten von Profilen in den

sozialen Medien oder das Erstellen eines

strategischen Kommunikationsplans.

Zusammenarbeit und Einheitlichkeit

An der Kommunikatoren-Konferenz nahm

u.a. der Großkanzler Riccardo Paternò di

Montecupo teil, der den Teilnehmenden für

ihr Engagement bei der Förderung der Projekte

des Malteserordens dankte. In seiner

Rede lud er dazu ein, den Weg der Zusammenarbeit

und der Einheitlichkeit bei der

Vermittlung des Ordensauftrags weiterzugehen.

Die Kommunikatorinnen und Kommunikatoren

des Malteserordens tragen

wesentlich zur Zielerreichung bei. Sie sorgen

für einen einheitlichen Außenauftritt,

für eine gute Wiedererkennung der Marke

Malteser an allen Orten der Welt und schaffen

schlanke und klare Kommunikationslinien

für Spender und Freunde der Malteser.

MALTESERORDEN

ROMA BENEFIZKONZERT

Dr. Franz Salm-Reifferscheidt, Sonderbotschafter des Malteserordens

für Roma moderierte den Abend und berichtete über die

zahlreichen Projekte zur Integration dieser größten europäischen

Minderheit. Seit mehr als 20 Jahren betreibt der Souveräne Malteser-

Ritter-Orden in 8 Ländern Zentren zur Integration von Roma-

Kindern in unsere Zivilgesellschaft. Der wichtigste Bereich ist Nachhilfe

für Schulkinder. Viele dieser Kinder stehen inzwischen im

Berufsleben oder studieren. Ein Spezialprojekt ist das „Maltai

Szimfonia“ Kinderorchester in Ungarn: Inzwischen erhalten ca. 700

Kinder Musikunterricht.

Unter den Gästen auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen

mit seiner Gattin Doris Schmidauer, ebenso wie der Großprior des

Malteserordens in Österreich, Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddhin.

Der Reinerlös kommt der Malteser Roma-Hilfe zugute. Allen Spendern

und Unterstützern ein herzliches Vergelt´s Gott.

DIE MALTESER 3/2022 47


MALTESERÖSTERREICH

MALTESERORDEN

VERGELT’S GOTT!

Obwohl wir noch alle insgeheim gehofft hatten, dass es nicht eintritt, geschah es: Hochwürden Geistlicher Rat

Dr. Christoph Maria Martin hat Mailberg als Pfarrer und die Malteserkirche in Wien als Kirchenrektor verlassen, um in

den wohlverdienten Ruhestand zu treten.

Von Richard Steeb

Auf Empfehlung unseres Kardinals als Unterstützung

für Kirchenrektor P. Heinrich Ségur-Cabanac SJ. kam er

im Advent 2003 zu uns. Zuerst nur in der Malteserkirche

in Wien tätig, konnte jeder im Orden bald sehen,

mit wie viel Konsequenz, Geduld und Liebe er versuchte,

den Orden, seinen Mitgliedern und den Besuchern der

Kirche zu begegnen. Wissend um den priesterlichen

Notstand in Mailberg, wurde Dr. Christoph Maria

Martin 2004 auch als Pfarrer mit der dortigen Kirche

betraut. Ein Glücksfall.

Für alle, die Hw. Dr. Christoph Maria Martin nicht

kannten, hätte sein Name schon alles verraten können.

Treffender könnte er nicht charakterisiert werden:

Christoph – der Hl. Christophorus trägt den Heiland.

Maria – eine milde, gütige und unentbehrliche Fürsprecherin,

Hilfe und Stütze. Martin – als Hinweis auf den

Hl. Martin, den Offizier, der mit dem Schwert barmherzig

den Mantel teilt und als Bekenner für Christus und

für den Glauben eintritt.

Zweifel und Feuer

Mehrfach hat uns Hw. Martin darauf hingewiesen und

gepredigt, dass die Heiligen mutig, kantig und standhaft

waren, nicht allzeit lieb lächelnd, wie sie oft und als

Gipsfiguren dargestellt werden. Die Heiligen zweifelten

mit sich und ihrer Berufung und trugen doch das Feuer

in sich. Sie riefen vehement zur Nachfolge Christi auf,

waren fordernd ihren Mitmenschen gegenüber, missachteten

ihr eigenes Wohlbefinden und konnten auch

unbeherrscht und aufbrausend sein.

Mit diesen Gnaden ausgestattet, gelang es Hw. Dr. Martin

trotz aller Unkenrufe und Gegenwind, das Dorf Mailberg

zu gewinnen. Davon zeugen die Besucherzahlen seiner

Gottesdienste, die neu gegründete Schola, die jungen

Ministranten, die vielen Taufen, Erstkommunionen,

Firmungen und Hochzeiten, die Blumendamen, die

Mütterrunde und vieles, vieles mehr.

Vermittler und Fels in der Brandung

Unermüdlich hat Hw. Pfarrer Martin seit 2004 zu allen

Festtagen, Geburtstagen, Jubiläen und Todesfällen

Karten und Briefe an die Mailberger geschrieben, die

Kranken besucht und für alle ein rechtes Wort gehabt,

ohne hierbei jemandem nach dem Mund zu reden. Die

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DIE MALTESER 3/2022


MALTESERÖSTERREICH

Verwalter der Kommende konnte er ebenso durch seinen

unermüdlichen Einsatz und seine Geradlinigkeit

überzeugen. Mit Mut, Verantwortungsbewusstsein und

unter zahlreichen Entbehrungen hat er die Pfarre auf

seine Schultern genommen und – oft allein – getragen.

Diesem einzigartigen Geistlichen ist es gelungen, zusammen

mit dem Orden, der Erzdiözese, der Pfarre

und der Gemeinde Mailberg in den Jahren 2006 und

2007 die Kirche general zu sanieren, 2008 die barocke

Silberbauer-Orgel wieder spielbar zu machen, die Kunigundenkirche

zu beleben sowie in den Jahren 2010 und

2011 den barocken Pfarrhof vor dem sicheren Verfall zu

retten. Ohne seine Vermittlung zwischen den jahrelang

zerstrittenen Parteien wäre dies nicht

möglich gewesen. Er hat der Pfarre von

Mailberg wieder ihre Würde gegeben.

von ihm gesät. Die Saat geht langsam auf. Die Ernte

wird in den nächsten Jahren noch reichlich sein.

Wir werden Hw. GR Dr. Christoph Maria Martin als

Priester, Seelsorger, Ordensbruder und Freund sehr vermissen.

Er wird immer in unseren Herzen bleiben und

unsere Gebete ihn begleiten. Er war der Fels, auf den der

Orden in der Malteserkirche in Wien und in Mailberg

vertraut und gebaut hat. Sein segensreicher Einsatz für

unsere beiden Kirchen wird unvergessen bleiben.

Danke!

Gottesdienst in Schönheit und Stille

Unermüdlich hat er seit 2003 fast täglich

die Heilige Messe in unseren Kirchen

zelebriert und dies so andächtig und

feierlich, dass jeder sehen konnte, dass

hier besonderes am Altar geschieht: Das

Christus in Brot und Wein wirklich gegenwärtig

ist und sich uns schenkt.

Seine Art die Liturgie zu feiern, so dass

Schönheit und Stille sich verbinden,

seine Sorgfalt die Psalmen und die Musik

auszusuchen und seine Predigten haben

uns den Himmel geöffnet und uns immer

wieder angespornt nicht nachzulassen

in der Nachfolge Christi, ja den Mut zu

haben, gerade als Ordensmitglieder, für

den Glauben, die Kirche und den Heiligen

Vater einzutreten.

Unsere Kirchen wurden von Hw. Dr.

Martin mit neuem Leben erfüllt und

zeugen heute vom Glauben in unserer

verwirrten und chaotischen Welt, in der

oft nur Gier, Macht und Geld glauben,

das Sagen zu haben. Der Samen wurde

16. Dez. 14 – 19 Uhr

Börseplatz 6 | 1010 Wien

www.malteser.at

wien@malteser.at

17. Dez. 11 –18 Uhr

Grafik: Valentina Walderdorff

DIE MALTESER 3/2022 49


MALTESERÖSTERREICH

Bild: Thomas Meyer Photography

ORDENSHAUS

ERÖFFNUNG DES NEUEN MALTESER ORDENS-

HAUSES AM GEBURTSTAG DES ORDENSGRÜNDERS

Am neuen Standort der MALTESER im dritten Wiener Gemeindebezirk haben nun alle Bewohner des ehemaligen

Seniorensitzes von Haus Malta ihr neues Zuhause gefunden. Hier werden sie, so wie bisher, professionell und mit

Liebe gepflegt und betreut. Ein kurzer Rückblick auf die Eröffnungsfeierlichkeiten.

Mitte Juli war der langersehnte Moment da: Das neue

Pflegewohnheim des Malteserordens im Zentrum von

Wien öffnete seine Tore. Der Festtag wurde mit einem

Hochamt in der Pfarrkirche von St. Rochus und St. Sebastian,

der dankenswerterweise S. Exz. Weihbischof Mag. Dr.

Franz Scharl vorstand, eröffnet.

Aus Rom war eigens für die Eröffnung S. Exz. der Großhospitalier

Bailli Dominique Fürst und Graf de La Rochefoucauld-Montbel

angereist. Er war es auch, der vor dem

Segen Dr. Henriette Blanckenstein, ehrenamtliches Mitglied

im Vorstand des Hauses Malta und des neuen Malteser

Ordenshauses, für ihren langjährigen, selbstlosen

Einsatz, auszeichnete.

Nach einem kurzen Fußmarsch zum neuen Ordenshaus

fand unter Einhaltung der gültigen Corona-Regeln

die feierliche Eröffnung und der Segen des Malteser

Ordenshauses statt. Als weitere Ehrengäste waren die

Ehrw. Mutter Generaloberin Sr. Barbara Lehner, Hwdgst.

Herr Präpositus P. Rudolf Schaffgotsch, Herr 1. Landtagspräsident

Ernst Woller sowie hochrangige Vertreter

vom Dachverband der Wiener Sozialeinrichtungen, vom

Fonds Soziales Wien der MA 11, vom Franziskusspital

Landstraße sowie Hypo-NÖ-Vorstand Dr. Udo Birkner und

die Vorstände der Privatstiftung Collegialität eingeladen.

Der langjährige Präsident des Hauses Malta und jetzige

Rezeptor Mag. Dr. Ulrich Glaunach führte als Moderator

durch das Programm und erläuterte die Entstehungsgeschichte

des Jahrhundertprojektes.

Wie alles begann

„Schon im April 2008 gab es erste Gespräche zwischen

50

DIE MALTESER 3/2022


MALTESERÖSTERREICH

unserem Orden und dem Konvent der Elisabethinen. Für

die „Lieserl’n“, wie sie hier liebevoll genannt werden, war

ein Malteser Pflegewohnheim eine gute Vision für die

Weiterentwicklung ihres Areals mitten in Wien, auf dem

sie schon seit 1709 ein Spital betreiben.

Als katholische Orden, die sich beide der barmherzigen

Pflege widmen, haben Malteser und die Elisabethinen ja

viel gemeinsam. Am 3. April 2009 wurde im Großpriorat

die Entscheidung getroffen, gemeinsam mit dem Konvent

der Elisabethinen Linz-Wien und dem Franziskusspital

das Malteser Ordenshaus zu bauen.

Bau nicht beschleunigt. Eine unerwartete Hürde waren

auch zwei Nachbarn, denen die Überfuhr unserer Baukräne

ein Dorn im Auge war und hiernach traf uns sowie die

bauausführenden Firmen die Corona-Pandemie. Trotzdem

konnten wir im Dezember 2020 die Dachsanierung

und den Rohbau des Klosterbereiches abschließen und

Gleichenfeier beim Neubautrakt halten.

In Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt wurde dann

mit dem Innenausbau begonnen. Während der ganzen

Zeit war unser ordensinterner Lenkungsausschuss aktiv

und überwachte den Fortschritt und hielt Kontakt zu den

Elisabethinen. Vom neuen Geschäftsführer wurde mit den

zuständigen Magistratsabteilungen die Anforderungen für

eine Betriebsstätten-Bewilligung abgeklärt und die erforderlichen

Leistungs- und Betriebsbeschreibungen nach

dem Wiener Wohn- und Pflegeheimgesetz erstellt.

Mitten in der Stadt Wien zu bauen ist eine Herausforderung.

Der Bau wurde mehrfach umgeplant und an neue

Gegebenheiten und Veränderungen angepasst. Rund

6 Jahre – von 2011 bis 2017 – hat allein wegen eines bestehenden

Baurechts, Einsprüchen der Nachbarn und

einer angeordneten archäologischen Bodenuntersuchung,

die Flächenumwidmung des Grundstückes benötigt.

In dieser Zeit schlossen sich auch die Konvente der

Elisabethinen in Wien mit jenen von Linz zusammen und

das Krankenhaus selbst wurde im „Franziskusverbund“

zusammen mit den Hartmannschwestern (den Franziskanerinnen

von der christlichen Liebe) neu positioniert.

Diese Zeit des Wartens war hart, wurde aber für eine

gründliche Vorbereitung genutzt.

Am 9. Mai 2019 fand schließlich die Segnung der

Baustelle und der Baubeginn statt

Gleich darauf musste der ehemalige Spitals-Friedhof aus

dem 18. Jahrhundert mit über 350 Individuen und knapp

1.200 Funden archäologisch befreit werden. Das hat den

Schon in der Zielgerade zur Fertigstellung hat dann ein

Wassereintritt nach einem „Jahrhundertplatzregen“ für

eine weitere Überraschung gesorgt. Trotz Umplanungen,

Flächenwidmung, den sprichwörtlichen Skeletten im

Keller, den Kranproblemen, der Pandemie, dem Wassereinbruch

und den gleichzeitig gestiegenen gesetzlichen

Anforderungen für Pflegewohnheime, konnte das

Malteser Ordenshaus am 22. Dezember 2021 übernommen

werden. Am 1. Februar 2022 erfolgte mit

tatkräftiger Unterstützung durch den Malteser

Hospitaldienst die gut vorbereitete Übersiedlung der

Bewohner des bisherigen Altenwohnheims Haus Malta

im 6. Bezirk hierher.

Das Team von Malteser Care zog am 22. Februar

2022 in ihre neuen Büroräumlichkeiten ein

DIE MALTESER 3/2022 51


MALTESERÖSTERREICH

Seit 1. März dieses Jahres nimmt das Pflegewohnheim

auch neue Bewohner auf. Rascher als erwartet hat sich

das Haus komplett gefüllt.

Es ist uns auch weitgehend gelungen, die nötigen Pflegekräfte

zu gewinnen. Das bleibt bis heute eine besondere

Herausforderung, aber wir sind eben ein guter, fürsorglicher

Arbeitgeber. Auch vier schwer kriegsversehrte

Ukrainer konnten hier schon ein neues Zuhause finden.

Die erwähnten Bauverzögerungen haben sich natürlich

auch in höheren Kosten niedergeschlagen. Dabei ist es

uns aber Dank großzügigster Förderer gelungen, über

– so sind wir überzeugt – dem „Zentrum für den alten

Menschen“, wie die Elisabethinen es sich für ihren Standort

wünschen, alle Ehre machen wird.

Hiernach bedankte sich der Prokurator in seiner Festansprache

bei allen, die sich am Bau persönlich, entgeltlich

oder ehrenamtlich, tatkräftig engagiert haben und

erbat einen besonderen Applaus für Architekt Dipl.-Ing.

Andreas Mensdorff-Pouilly, der mit viel Geschick und

Verständnis hier geplant und umgesetzt hat. Er dankte

dem Lenkungsausschuss und Herrn Architekt Dipl.-Ing.

Ricardo Baumgarten, dem Pro-Hospitalier sowie für ihren

50% aus Eigenmitteln und Spenden zu finanzieren.

Hier sei auch dankbar an die bisherigen Präsidenten

und an Hans und Margarete Steger erinnert, die schon

zu Lebzeiten den Bedarf erkannt haben und dem Orden

Mittel gestiftet haben, die einem Altenheim zugute kommen

sollten.

So entstand hier mit dem Malteser Ordenshaus ein Wohnund

Lebensraum für rund 70 Bewohner, die hier eben

wohnen und von einer professionellen Organisation unter

ehrenamtlicher Leitung des Malteserordens qualitätsvoll

und würdevoll gepflegt werden. Und es entstand ein neuer

Sitz für Malteser Care, unserem Hilfswerk für mobile

Pflege und Betreuung. Mit der aktiven Einbindung des

Malteser Hospitaldienstes und seiner ehrenamtlichen

Helfer bieten sich in Zukunft viele Möglichkeiten, das

Freizeit- und Betreuungsangebot für unsere Bewohner

und die Betreuten von Malteser Care weiter zu verbessern.

Das Malteser Ordenshaus ist eine top ausgestattete und

moderne und liebevoll betriebene Pflegeeinrichtung, die

unbezahlbaren juridischen Beistand den Herrn Rechtsanwälten

Dr. Benedikt Spiegelfeld und Dr. Jörg Jakobljevich,

weiters dem Generalplaner Delta Podsedensek, dem

gesamten Vorstand des Vereines Haus Malta unter Präsident

Mag. Erasmus Pachta-Reyhofen, und dem leider

krankheitsbedingt abwesenden Geschäftsführer des

Malteser Ordenshauses Herrn Mag. (FH) Thomas

Kissich für seine wichtigen Beiträge, die reibungslose

Übersiedlung und den so erfolgreichen Start des Malteser

Ordenshauses.

In Ihren Grußworten dankte die Ehrwürdige Mutter

Generaloberin uns für das neue schöne Haus und die Belebung

des Standortes und meinte bewegt: „Hier würde

sich auch Christus, der Herr, wohlfühlen.“

Dr. Glaunach erinnerte an den heutigen Festtag, der bis

heute als offizieller Geburtstag unseres Ordens gilt und

erläuterte dazu: „Am 15. Juli 1099 gelang die Rückeroberung

der Stadt Jerusalem nach vier Jahrhunderten unter

muslimischer Herrschaft. Unser Ordensgründer, der Seli-

52

DIE MALTESER 3/2022


MALTESERÖSTERREICH

ge Fra´ Gerard, und seine Bruderschaft waren in der Stadt

geblieben und pflegten und versorgten eine Vielzahl von

Verwundeten, Kranken und Sterbenden. Auf Grund dieses

Beispiels legten zahlreiche Ritter ihre Waffen nieder

und schlossen sich der Bruderschaft und ihrer karitativen

Arbeit an. So wurde der Grundstein für unseren Orden

gelegt.“

In seiner Festrede gratulierte S. Exz. der Großhospitalier

unserem Großpriorat: Mit dem neuen Ordenshaus werde

unsere Dienst im Geiste des Ordens weiter gestärkt. Er

betonte die lange Tradition bei der Zusammenarbeit, wie

hier mit den Elisabethinen, und hob hervor, dass der Malteserorden

weltweit mit mehr als 130 Kongregationen

erfolgreich zusammenarbeitet. Er verwies auf die Kernaufgabe

unseres Ordens: Der Betreuung von Menschen,

unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion, wie dies

schon in der ersten Regel festgehalten wurde. Am Beispiel

des Spitals von Tantur, zeigte der Großhospitalier

auf, dass das Großpriorat von Böhmen und Österreich

schon vor 150 Jahren mit dem einzigen Krankenhaus des

Ordens im Heiligen Land, ein großer Akteur des Ordens

war. Er dankte auch für die österreichische Regierungshilfe

für das Holy Family Hospital in Bethlehem sowie

dem Prokurator und allen Beteiligten an diesem großen,

schönen Projekt im Namen der Ordensregierung.

Mit dem feierlichen Segen für das Malteser Ordenshaus,

alle die hier wohnen und arbeiten sowie die anwesenden

Festgäste durch S. Exz. der Hwdgst Herr Weihbischof

Mag. Dr. Franz Scharl endete der Festakt.

Zahlreiche Gäste nahmen an den angebotenen Führungen

teil und besichtigten das neue Malteser Ordenshaus,

die einzelnen Stockwerke, die Zimmer und das Refektorium

sowie die Kapelle und die Büroräumlichkeiten von

Malteser Care.

Der denkwürdige Geburtstag unseres Ordens im Garten

des Malteser Ordenshauses endete mit einem stärkenden

Buffet mit Musikbegleitung.

Weitere Informationen:

www.malteser-ordenshaus.at

IM SCHUTZ EINES

ORDENSHEILIGEN

Jedes Stockwerk des Malteser

Ordenshauses wurde unter dem Schutz eines Ordensheiligen

oder -seligen gestellt. Die Delegationen Wien,

Niederösterreich und Burgenland übernahmen die

Organisation und Kosten der Werke der Künstler. Vier

sind bereits fertig gestellt und zu besichtigen, die weiteren

Werke folgen. Auf folgende Künstler und Exponate

dürfen wir uns freuen:

Veronica Degenfeld: Hl. Hugo der Professe (2. Untergeschoß

Neubau), Seliger Adrian Fortescue (1. Untergeschoß

Neubau), Hl. Flora von Beaulieu (1. Obergeschoß)

Maria-Theresia von Fürstenberg: Seliger Kardinal

Clemens Graf von Galen (2. Obergeschoß), Unsere Liebe

Frau von Philermos (4. Obergeschoß)

Gottfried Pengg-Auenheim: Hl. Papst Johannes XXIII

(1. Obergeschoß), Hl. Ubadelsca (3. Obergeschoß)

Einen Ehrenplatz im Eingangsbereich und Erdgeschoß

des Ordenshauses haben bereits zwei Gemälde von

Clemens Maria Fuchs gefunden. Sie zeigen den Seligen

Gerhard und den Hl. Johannes den Täufer. Der Selige

Gerhard ist der Gründer und die prägende Persönlichkeit

der Anfänge des Ordens. Der Hl. Johannes der Täufer

ist der Wegbereiter Christi und einer der bedeutendsten

Heiligen der orthodoxen und der katholischen Kirche sowie

unser Ordenspatron.

DIE MALTESER 3/2022 53


MALTESERÖSTERREICH MALTESERÖSTERREICH

ORDENSHAUS

EIN WUNDERBARER

PLATZ MITTEN IN WIEN

Lage & Architektur

Das neue Ordenshaus der Malteser besticht in vielerlei

Hinsicht. Da wären zunächst die ausgezeichnete Lage und

die ansprechende Architektur zu nennen. Als Pflegeheim

bietet der Komplex neuen Wohn- und Lebensraum für 70

Bewohner. Dafür wurde ein Teil des barocken Klostergebäudes

des Konvents der Elisabethinen sorgsam adaptiert

und um einen modernen Zubau erweitert. Helligkeit und

angenehme Farben dominieren das gesamte Arrangement,

das schon beim Betreten Wärme und Geborgenheit vermittelt.

Geschickte Ausblicke durch große Fensterflächen

in den einzelnen Stockwerken des Gebäudes laden dazu

ein, die gepflegten Gärten zu bewundern oder zu begehen.

Wohnen & Ausstattung

Die pflegegerechten Zimmer können auch mit persönlichen

Möbeln bestückt werden. Einige Wohneinheiten

sind speziell für Ehepaare vorgesehen und zusätzlich mit

einer Kochnische ausgestattet. In jedem Stockwerk laden

gemütliche und großzügige Begegnungszonen ein, vermehrt

Zeit miteinander oder in Gemeinschaft zu verbringen.

Die Terrassen ermöglichen auch Bewohnern, die das

Bett nicht verlassen können, die frische Luft zu genießen.

Sämtliche Zimmer und Einrichtungen, Lifte, Türen und

Durchgänge sind barrierefrei begeh- und befahrbar. Eine

umfassende Infrastruktur, wie eine Cafeteria, ein Friseur

etc., bietet Komfort vor Ort. Moderne Therapie- und

Trainingsräume machen je nach Bedarf und Wunsch

Physio- und Bewegungstherapien möglich.

Spiritualität & Pflege

Glaube und Spiritualität tragen das neue Malteser

Ordenshaus. Bei Bedarf werden Seelsorge und geistliche

Betreuung angeboten. Für das persönliche Gebet und die

Gottesdienste steht eine eigene Kapelle zur Verfügung.

Eine von christlicher Nächstenliebe geprägte Haltung

bei der Pflege bildet die Basis für eine individuelle und

würdevolle Betreuung sowie eine achtsame und liebevolle

Unterstützung gepaart mit höchster Professiona-

lität. Die Geschäftsführung wird durch den rein ehrenamtlichen

Vorstand des Malteserordens unterstützt. Die

Elisabethinen sind im Beirat, der den Vorstand bei strategischen

und spirituellen Fragen unterstützt, vertreten.

„Ich gratuliere dem Souveränen

Malteser-Ritter-Orden zur gelungenen

Umsetzung des Projekts und wünsche

ihnen und uns, dass wir gemeinsam im

Geiste der Heiligen Elisabeth für die

Menschen da sind. Ich bin überzeugt,

dass Gott hier wirklich wohnen will.“

Generaloberin Sr. Barbara Lehner

Aktivitäten & Umgebung

Die zentrale Lage und gute Anbindung – der wichtige

Bahnhof Wien-Mitte und die U-Bahnstation Landstraße

sind vor der Haustür – ermöglichen es, das neue

Ordenshaus bequem und rasch zu erreichen. Die Zentrumsnähe

gestattet den Bewohnern Ausflüge in die

nähere Umgebung zu tätigen, die Grünflächen des Stadtparks

für Spaziergänge zu nutzen, das Flair des Rochusmarkts

zu genießen oder ins bunte Treiben der Innenstadt

einzutauchen.

Zusätzlicher Service & Vielfalt

Zusammen mit der mobilen Pflege- und Betreuungsorganisation

Malteser Care, die ihre Zentrale ebenfalls an

den Standort verlegt hat, ergänzt das Malteser Ordenshaus

den seit über 300 Jahren bestehenden Spitalsstandort der

Elisabethinen und deren „Zentrum für den alten Menschen“.

Durch die Einbindung der Ordensmitglieder und die

ehrenamtlichen Helfer des Malteser Hospitaldienstes

wird den Bewohnern ein vielfältiges Freizeit- und Betreuungsangebot

ermöglicht.

54

DIE MALTESER 3/2022


MALTESERÖSTERREICH

ORDENSHAUS

WAS WÄREN

DIE ERFOLGE ...

... ohne die großzügigen Spenden unserer Sponsoren und

Unterstützer! Wir sagen aus tiefstem Herzen „Vergelt’s

Gott“ für die Beiträge zum Ausbau und zur Gestaltung

unseres neuen Ordenshauses. Großer Dank geht an die

Collegialität Privatstiftung, mit deren finanzieller

Unterstützung die Einrichtung des Bridgezimmers im

Ordenshaus mit einer gut bestückten neuen Bibliothek

und einer gemütlichen Sitzgruppe vervollständigt werden

konnte.

v.l.n.r.: Dr. Gerald Scheidl – UNIQA Versicherung, Dr. Thomas

Böck – Mitglied des Vorstandes der Collegialität Privatstiftung,

Dr. Josef Schmid – Vorstandsvorsitzender der Collegialität P.,

Dr. Henriette Blanckenstein (Verein), Erasmus Pachta (Verein),

Pflegedienstleiter MOH Gerhard Ernst

WILDWASSERCAMP

Nach einer zweijährigen Corona-Pause fand das legendäre

Wildwassercamp zum 22. Mal in Gedenken an

den Gründer Gabriel Maria Hofstätter im schönen

Wildalpen bei Mariazell statt und wurde wieder zu

einem eindrucksvollen Erlebnis für unsere Betreuten.

Von Victoria Mensdorff-Pouilly

Wir erkundeten dieses Jahr in sechs Booten als Team,

gemeinsam mit unseren Wildwasser-Guides, die Salza

und verbrachten drei wunderschöne Tage mit Paddeln,

Schwimmen und Grillen am Wasser. Wir freuen uns

schon jetzt sehr auf nächstes Jahr!

DIE MALTESER 3/2022 55


MALTESERÖSTERREICH

JOHANNESGEMEINSCHAFT

MITVERANSTALTER

DES HERZ-JESU-

FAMILIENFESTES IM

STIFT WILTEN

Von Clemens Danzl

Im Juni 2022 fand das Weltfamilientreffen (WMOF) in

Rom statt. Zeitgleich wurden auf Anregung von Papst

Franziskus auf lokaler Ebene in den Diözesen verschiedene

familienpastorale Akzente gesetzt. In diesem

Zusammenhang wurde das seit 2014 von der Lorettogemeinschaft

organisierte Herz-Jesu-Jugendfest im

Stift Wilten heuer als ein Herz-Jesu-Familienfest ausgerichtet.

Dieses Fest wurde gemeinsam von verschiedenen

geistlichen Bewegungen und Gemeinschaften

in Tirol ausgerichtet, sodass auch wir uns als Malteser

Johannesgemeinschaft miteinbringen durften.

Nach einem Lobpreis, einem Video-Vortrag von Bischof

Hermann Glettler per Live-Übertragung aus Rom und

verschiedenen Lebenszeugnissen am Vormittag, wurden

am Nachmittag Workshops und Stationen angeboten.

Dank der Ausrüstung des MHDA Tirol/Vorarlberg

konnten wir als MJG einen Rollstuhlparcours mit Bibelquiz

aufbauen, der guten Anklang bei Kindern und

Jugendlichen fand. Die Kinder machten sich neugierig

und zunehmend mutiger auf den Weg, die Welt aus der

Perspektive eines Rollstuhlfahrers zu erkunden.

JOHANNESGEMEINSCHAFT

FAMILIENNACHMITTAG IN INNSBRUCK

Nach einer langen Corona-bedingten Pause konnte Ende

Juni endlich wieder ein Familiennachmittag der Malteser

Johannesgemeinschaft in der Pfarre Innsbruck-Kranbitten

stattfinden. Der Samstagnachmittag wurde mit einer Heiligen

Messe begonnen, welcher P. Robert Deinhammer SJ vorstand.

Im Anschluss daran konnten die Kinder im Pfarrgarten spielen,

während die Eltern einer Katechese zum Thema Glauben und

Vernunft lauschten. Ausgehend vom Dokument „Dei filius“ des

Ersten Vatikanischen Konzils erkläre P. Deinhammer die Unterscheidung

zwischen natürlicher und übernatürlicher Erkenntnisordnung,

welche sich nach katholischer Auffassung prinzipiell

nicht widersprechen. Nach diesem Vortrag gab es Gelegenheit

zu einem informellen Austausch bei Würstel und Kuchen. Nun

endlich wieder Impulse und gemeinsames Gebet zu erleben, war

uns eine große Freude und hat nach so langer Zeit allen sehr gut

getan.

56

DIE MALTESER 3/2022


MALTESERÖSTERREICH

FEIERLICHE

AUFNAHME

IN SALZBURG

Die diesjährige Aufnahme in den Orden

und die Hilfswerke des Souveränen

Malteser-Ritter-Ordens fand in der ehrwürdigen

Stiftskirche von St. Peter zu

Salzburg statt.

Der Ordensspiritual, Seine Gnaden der Hwdgst. Herr Erzabt P. Dr. Korbinian Birnbacher OSB, zelebrierte dankenswerterweise

das feierliche Hochamt. Mehr als 280 Teilnehmer, darunter 75 Ordensmitglieder in Kukulle beziehungsweise

Cape, kamen zu diesem wichtigen Anlass nach Salzburg. Acht neue Ordensmitglieder wurden in das Großpriorat

von Österreich aufgenommen sowie 44 ehrenamtliche Helfer in den Malteser Hospitaldienst Austria. „Wir sind froh

und dankbar auch in diesem Jahr wieder so viele engagierte Menschen bei den Maltesern als Mitglieder begrüßen

zu dürfen und damit verstärkt unserem Ordensauftrag nachkommen zu können,“ so Norbert Salburg-Falkenstein,

Prokurator des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens.

Foto: Andreas Kolarik

DIE MALTESER 3/2022 57


MALTESERÖSTERREICH

Messe Reichenau

Die Reichenauer starten zur Ernte mit einer

Heiligen Messe, bei der auch die Krankensalbung

gespendet wurde. Im Thalhof der Familie Rath

wurde der Abend für die sechs Betreuten und

uns Malteser abgerundet.

NEUES AUS DEM BEREICH

BURGENLAND

Schloss Esterházy An einem strahlenden Spätsommertag

ging es für zwei befreundete Betreute nach Eisenstadt,

wo das wunderschöne Schloss Esterházy besichtigt

wurde, gefolgt von einem gemütlichen Mittagessen

samt Eis. Im Dom wurden anschließend Kerzen angezündet

und gebetet. Für eine sichere Heimfahrt empfing

die kleine Gruppe den Reisesegen vom Dompfarrer.

Ausflug zur Wallfahrtskirche in Pinggau jenseits des

Wechsels. Dort wurde extra für die kleine Gruppe der

Malteser die Heilige Messe gefeiert und sogar von einer

Organistin begleitet. Pater Georg von den Oblaten des

Heiligen Franz von Sales reiste extra als Zelebrant an.

Anschließend gab es das traditionelle gemeinsame Mittagessen

und auf dem Heimweg noch einen Kurzbesuch

im Automobilmuseum Aspang. Danach ging es mit dem

riesigen Blaguss Rolli-Bus souverän durch den dichten

Abendverkehr wieder zurück nach Wien.

SD Schönbrunn Ein traumhaft sonniger Ausflug mit

Bewohnern des SeneCura Sozialzentrums Kirchberg am

Wechsel. Manche Tierchen setzten sich geradezu wunderbar

in Pose …

Dominique und Magdalena Sigros organisierten

einen Ausflug nach Carnuntum Eine wunderbare

Reise für 37 Personen, darunter 10 Betreute (unter Epilepsie

leidende Kinder und Jugendliche), in die römische

Vergangenheit.

58

DIE MALTESER 3/2022


MALTESERÖSTERREICH

Kinomontag Beim Kinomontag, der jede Woche stattfindet,

schauen Freiwillige der Malteser mit unseren

Betreuten einen spannenden Film. Danach gibt es noch

einen gemeinsamen Austausch über das eben Gesehene.

NEUES AUS DEM BEREICH

WIEN

Fest der Helfer Als Dank für das ehrenamtliche Engagement wurden die Malteser am Fest der Helfer gemeinsam mit

anderen Blaulicht- und Hilfsorganisationen in das Wiener Rathaus eingeladen. Beim Austausch mit den Vertretern

anderer Organisationen gab es Gelegenheit zur besseren Vernetzung, um gegenseitig voneinander zu lernen und die

Zusammenarbeit zu verbessern.

Benefizkonzert Roland und Yuko Batik haben den Maltesern mit ihrem Benefizkonzert „Zwischen musikalischen

Welten“ einen wunderschönen, stimmungsvollen Abend geschenkt. Die Anwesenden erlebten großartige Musik und

eine familiäre Stimmung. Ein Benefizkonzert, insbesondere zur Unterstützung von Herzenswunsch-Diensten.

DIE MALTESER 3/2022 59


MALTESERÖSTERREICH

Friedenswallfahrt nach Altötting Wie jedes Jahr bildet unsere Wallfahrt nach Altötting, die wir mit den Maltesern

in Bayern gemeinsam begehen, vor den Sommerferien den krönenden Abschluss des Malteser-Jahres. Am Sonntag,

den 17. Juli 2022 pilgerten rund 100 Malteser, Betreute und Pilger aus Salzburg nach Altötting. Außerdem wurden

wir in diesem Jahr von Seiner Exzellenz, Erzbischof Dr. Franz Lackner begleitet. Das Gebet stand heuer ganz im Zeichen

einer Friedenswallfahrt für Europa und die Welt.

NEUES AUS DEM BEREICH

SALZBURG

Ambulanzen im Salzburger Dom In den Sommermonaten

durften die Salzburger Malteser wieder bei

Großveranstaltungen im Salzburger Dom mit Seiner

Exzellenz, Erzbischof Dr. Franz Lackner, die Ambulanz

stellen, wie beispielsweise bei der Fronleichnamsprozession

und dem „Gottesdienst für das Leben“. Es ist

uns eine Freude und Ehre zugleich, als Sanitäter für die

Sicherheit und das Wohlbefinden im Dom zu sorgen!

Sommerfest In diesem Jahr durften wir unser traditionelles Salzburger Malteser Sommerfest nicht nur mit unseren

Betreuten begehen, sondern auch Menschen aus der Ukraine, die unsere Deutschkurse besuchen, als Gäste begrüßen.

Im Rahmen der Hl. Messe wurde unser neuer VW-Caddy (M42) gesegnet und damit „offiziell“ in den Dienst genommen.

Anschließend wurde der Grill angeworfen. Das Sommerfest war auch in diesem Jahr ein Höhepunkt des Malteser-

Jahres für Betreute und Malteser.

60

DIE MALTESER 3/2022


MALTESERÖSTERREICH

2. Grazer Inklusionslauf Der Einladung, an diesem Lauf teilzunehmen, sind wir gemeinsam mit Betreuten gefolgt

und haben uns zusammen im Augarten versammelt. Nach dem Lauf wurden wir zur Belohnung mit Snacks versorgt.

NEUES AUS DEM BEREICH

STEIERMARK

Wachau In den letzten Sommerwochen haben

wir uns gedacht, dass wir uns die Ergebnisse

der Marillenernte in Krems genauer anschauen

müssen. Wir haben die Gelegenheit genutzt und

uns die Wachau genau angeschaut und sehr viele

Marillen gegessen.

Grundlsee Von 10. bis 12. Juni durften wir Quartier am malerischen Grundlsee beziehen und bei frühsommerlichen

Temperaturen die zauberhafte Landschaft und die Freundlichkeit der Bevölkerung genießen. Eine herrliche Bootsfahrt,

die Wanderung zum Toplitzsee und fangfrischer Fisch auf dem Teller, sorgten zusätzlich für Begeisterung.

DIE MALTESER 3/2022 61


MALTESERÖSTERREICH

Bregenzer Festspiele Der Bereich Tirol/Vorarlberg organisierte eine Reise zu den Bregenzer Festspielen mit einer

Dampferfahrt, einem Museumsbesuch und dem krönenden Opernbesuch La Boheme.

NEUES AUS DEM BEREICH

TIROL/VORARLBERG

Bereichsmesse

Die erste Bereichsmesse findet

nach langer Zeit mit unserem

neuen Bereichsgeistlichen

MMag. Leopold Baumberger BA

OPraem statt!

ä

GRATIS, aber leider nicht kostenlos.

Liebe Leserinnen und Leser,

das Magazin „Die MALTESER“ ist etabliert und erscheint regelmäßig.

Das soll so bleiben. Es ist uns ein Anliegen, Sie über

unsere Arbeit zu informieren. Doch Produktion und Versand

sind leider nicht kostenlos. Bitte unterstützen Sie uns!

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regelmäßig zu. Schreiben Sie an: presse@malteser.at.


Die

Die

MALTESER

Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich

Ausgabe 2/2022

„Pfarrer haben keine Ahnung vom echten Leben“

Der Weg zur Berufung

Gemeinsam, im Dienst am Nächsten

Mobile Pflege: Persönliches, Neues und Berührendes

Pflege – Beruf mit Wertschöpfung

S.E. Statthalter-Großmeister Fra‘ Marco Luzzago verstorben

MALTESER

Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich

Ausgabe 1/2022

Mit Ihrer Spende unterstützen Sie unser Magazin. Danke! Ihre Spende ist steuerlich absetzbar.

Sie können die Zeitung auch online lesen unter: www.malteserorden.at/presse/malteserzeitung/

DIE MALTESER 3/2022

62


MALTESERÖSTERREICH

MALTESER AUSTRIA

BUNDESÜBUNG

Die Aus- und Fortbildung unserer Ehrenamtlichen ist den Maltesern ein wichtiges Anliegen.

Vom 30.9. – 02.10. haben über 90 Malteser bei der Bundesübung

in Igls (Tirol) im Rahmen eines Stationenbetriebs

unterschiedliche Situationen des Sanitäts- und Pflegebereichs

trainiert und ihr Wissen aufgefrischt.

In Zusammenarbeit mit der Interessengemeinschaft

Notfallmedizin Innsbruck (IGNI) wurde das Thema CRM

(Crew Resource Management) in den Vordergrund gestellt

und begann mit einem Impulsvortrag am Freitag

Abend zu diesem Thema.

Von Peter Stellnberger

Ein weiterer Höhepunkt war das Fest am Samstagabend,

bei dem verdiente Mitglieder für 50 Jahre Einsatz im

Hospitaldienst bzw. für ihr Engagement während der

Pandemie geehrt wurden. Feierlicher Abschluss war die

gemeinsame Hl. Messe in der Wallfahrtskirche „Heiligwasser“.

Vielen Dank, liebe Tiroler, für die Gastfreundschaft

und die perfekte Organisation! Besonders gefreut

haben wir uns auch über Teilnehmer der Johanniter-

Unfall-Hilfe in Österreich.

DIE MALTESER 3/2022 63


MALTESERWELTWEIT

MALTESER INTERNATIONAL

DER SOUVERÄNE MALTESER-RITTER-ORDEN

IN DEN BALTISCHEN STAATEN

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind 1991 die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen

wieder zu selbstständigen Republiken geworden.

Von Anton F. Gatnar / Arvydas Bruzas

Der Malteserorden in Litauen

Der SMRO hat 1991 mit der neu geschaffenen Republik

Litauen volle diplomatische Beziehungen aufgenommen.

Mittlerweile gab es eine Reihe von gegenseitigen

Besuchen auf höchster Ebene. So haben die verstorbenen

Großmeister Frà Andrew Bertie und Frá Matthew

Festings Litauen offizielle Besuche abgestattet, auch

Großkanzler Albrecht Boeselager und Großhospitalier

Dominique La Rochefocauld-Montbel waren aus unterschiedlichen

Anlässen offiziell in Litauen zu Gast.

Im September 2016 trafen sich auf Einladung der

Ordensregierung alle Einrichtungen und Botschaften

des Malteserordens, die in Mittel- und Osteuropa im Einsatz

sind, zu einer mehrtägigen Konferenz „Gemeinsam

Herausforderungen meistern” in Vilnius. Der Großkanzler,

Albrecht Boeselager und der Großhospitalier,

Dominique de La Rochefoucauld-Montbel, nahmen an

der Konferenz teil und schlossen sie gemeinsam.

Die Konferenz bat die Möglichkeit, über eine Förderung der

Freiwilligeneinsätze, über Flüchtlingshilfe, das große Thema

der internen und externen Kommunikation des Malteserordens,

und über Kooperationsformen bei Einsätzen und

Projekten zwischen den Einrichtungen nachzudenken.

Estland (Tallin) hat 1,3 Mio Einwohner, Lettland (Riga)

rund 2 Mio und Litauen (Vilnius) 2,8 Mio.

Estlands Bevölkerung ist nur zu 30% gläubig, davon etwa

6.000 Katholiken, 10% sind Lutheraner, 16% Orthodox.

Anders Lettland: 36% sind Lutherisch, 20% Katholisch

und 19% Orthodox.

Und schließlich Litauen: Hier sind mehr als 74% katholisch,

3,7% Orthodox, der Rest sind jeweils kleine Gruppen

wie etwa die Lutheraner mit 0,6%.

Seit 1991 gibt es in Litauen auch eine Maltesergliederung,

den MOPT (Maltos ordino pagalbos tarnyba). Nach

eigenen Angaben sind an 40 Orten 62 festangestellte

Mitarbeiter und mehr als 1300 Freiwillige tätig:

Sozialzentren bieten Essen, Kleidung und Pflegemaßnahmen

an (29 Standorte):

• Hilfe für arme einsame alte Menschen (Essen und

häusliche Pflege);

• Zentren für Kinder aus benachteiligten Familien;

• Soziale Aktivitäten für Jugendliche

(28 junge Maltesergruppen);

• Kurse für Erste Hilfe und Sozialfürsorge für Freiwillige

(4 Regionen).

Von Anfang an wurden die einzelnen Gruppen der Malteser

in Litauen von mehreren diözesanen Gliederungen des

deutschen Malteser Hilfsdienstes auf allen Gebieten gefördert

und mit Ausrüstung und Sachleistungen unterstützt.

Vor allem das „Weihnachtssuppenprojekt“ hat internationale

Beachtung gefunden. Das Litauische Fernsehen

überträgt seit 2009 einen ganzen Tag das Benefizkonzert

und den Suppenverkauf der Malteser, mit dem Spenden

für wichtige soziale Projekte erschlossen werden.

Seit 2018 ist der Österreicher Manfred Mautner-Markhof

außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter

Foto: MOPT (Maltos ordino pagalbos tarnyba)

64

DIE MALTESER 3/2022


MALTESERWELTWEIT

in Litauen. Mit ihm ist ein erfahrener und langjähriger

Malteser aus Österreich, der im MHDA zahlreiche hohe

ehrenamtliche Leitungsfunktionen ausgeübt hat, diplomatischer

Vertreter des Ordens in Vilnius. Manfred

Mautner Markhof war Bereichsleiter in Wien, Mitglied

und zentrale Drehscheibe des Führungsgremiums, das

1975 die neuen Statuten und Einsatzgrundsätze des

MHDA entwarf und hat viele Jahre im Kuratorium

wesentliche Akzente für die Arbeit des MHDA gesetzt.

Nach dem großen Erdbeben in Friaul war es unter seiner

Führung dem MHDA möglich, bereits am zweiten

Tag einen großen Hilfstransport mit Milch, Nahrungsmitteln

und notwendigen Bedarf ins Katastrophengebiet

zu bringen. Es ist daher keine Frage, daß Manfred

Mautner Markhof neben den wichtigen diplomatischen

Aufgaben des Botschafters in Litauen auch die Tätigkeiten

der Hilfsorganisation MOPT mit großem Engagement

verfolgt und unterstützt.

MALTESER AUFNAHME 2022 IN LITAUEN

Am 2. Juli fand die feierliche Aufnahme und das

Versprechen neuer Malteser Helfer in der prächtigen

Kathedrale von Vilkaviskis (rund 200 km nordwestlich

von Vilnius) statt.

Der Bischof von Vilkaviskis, H.E. Rimantas Norvila zelebrierte

das Hochamt, in dessen Verlauf rund 40 Mitglieder

des MOPT ihr feierliches Treueversprechen für

die Mitarbeit als Malteser Helfer ableisteten. Botschafter

Manfred Mautner-Markhof war leider erkrankt, aus

Deutschland war der langjährige Präsident des Deutschen

Malteser Hilfsdienstes Constantin von Brandenstein-

Zeppelin angereist.

Er nahm als Vertreter der deutschen Assoziation, die

eine Art Patenschaft über den MOPT ausübt, das Versprechen

der Mitglieder entgegen. Um die enge Verbindung

zu Litauen zum Ausdruck zu bringen, waren aus

Österreich mit dem Stellvertreter des Kommandanten,

Christoph Calice und dem Vorsitzenden des Kuratoriums,

Anton Gatnar, zwei Vertreter des Malteser

Hospitaldienst Austria gekommen und wurden Zeugen

der beeindruckenden Zeremonie.

Nach österreichischem Vorbild – wohlvorbereitet vom

Botschafter, wurden die strahlenden Mitglieder neu

aufgenommen und leisteten – so wie in Österreich

– ihr Treueversprechen gegenüber dem Orden ab. In

einer kurzen Begrüßungsrede unterstrich Brandenstein-

Zeppelin die wichtige Zusammengehörigkeit der Begriffe

„Hilfe dem Nächsten“ und „Verbreitung des Glaubens“.

Nach der Zeremonie gab es ein großes Aufnahmefest

am Wystiter See in beeindruckender Landschaft, direkt

an der Grenze zur russischen Enklave Kalinagrad. In der

romantisch gelegenen Campingstation „Viktorija“ feierten

viele neue Mitglieder und ihre Familien. Zahlreiche

MOPT-Mitglieder erhielten Preise und Auszeichnungen

für ihre Tätigkeit in den letzten – oft durch Covid besonders

belasteten – Monate.

Botschafter Mautner-Markhof betonte in einer Stellungnahme

die enge Verbindung des MOPT und des

Malteserordens. So wie in Österreich sollte das Hilfswerk

des Ordens vielen Menschen die Möglichkeit geben,

dem Nächsten in Liebe zu begegnen und den Glauben

zu verstärken.

DIE MALTESER 3/2022 65


MALTESERWELTWEIT

KONTAKTAUFNAHME MIT ESTLAND

Der Anteil an Katholiken an der Bevölkerung ist mit rund

6.000 gering, nimmt aber seit dem Ende der Sowjetunion

ständig zu. Meist sind es Litauer und Polen in den Städten,

die als Katholiken in Estland zum katholischen Glauben

zählen.

Es gibt keine Diözesen, Bischof Philippe Jean-Charles

Jourdan ist Apostolischer Administrator von Tallinn.

Botschafter Manfred Mautner-Markhof hat am 21. Juni

2021 in Tallinn sein Beglaubigungsschreiben der Präsidentin

von Estland, Kersti Kaljulaid, überreicht.

Nächste Schritte in Estland

In einem Treffen mit dem zuständigen Beamten des estnischen

Außenministeriums, Urmas Eigla, am 28. Juni,

wurde die bevorstehende Einrichtung einer Botschaft

des SMRO in Tallinn erörtert, eine positive Antwort

des Außenministeriums ist in den nächsten Wochen zu

erwarten. Dabei konnte der Botschafter die Verantwortungsträger

auf estnischer Seite informieren, dass der

Souveräne Malteser-Ritter-Orden nunmehr seine Hilfstätigkeit

auch in Estland aufnehmen wolle.

Bei einem anschließenden Abendessen mit dem Bischof

von Tallinn und Apostolischen Administrator von Estland,

S.E. Philippe Jean-Charles Jourdan, versicherte der

Überreichung der Beglaubigungsurkunden

Bischof dem Botschafter seine Unterstützung für die

Idee, dass einige Räumlichkeiten im Kloster Pirita in

Tallinn für die zukünftige Aktivität der Malteser in

Estland genutzt werden könnten. Weiters ist ein Therapiezentrum

für behinderte Kinder in Prüfung, das gemeinsam

mit der Caritas von Estland in Beregovo (Ukraine)

errichtet werden könnte.

WINTERHILFE FÜR DIE UKRAINE

Von Katharina Kiecol

In der Ukraine halfen die Malteser Geflüchteten und

Menschen, deren Häuser zerstört wurden, sich auf den

Winter vorzubereiten. „Jetzt, wo der Winter kommt

und es vor allem nachts immer kälter wird, wird auch die

Not der Menschen noch größer. Geflüchtete und ausgebombte

Menschen trifft die Kälte besonders hart“, sagt

Pavlo Titko, Leiter der Malteser Ukraine.

„Viele leben in behelfsmäßigen Unterkünften, weil allein

rund 140.000 Wohnhäuser in den vergangenen sieben

Monaten zerstört wurden. Uns rief eine ältere Dame an,

die mittlerweile bei ihren Hühnern, Hunden und Ziegen

im Stall lebt, weil ihr Haus in der Ostukraine zerbombt

wurde. Ihre Heimat möchte sie nicht verlassen, ihre

Tiere nicht allein lassen. Wir werden ihren Stall nun isolieren

und einen Holzofen installieren, so dass die alte

Dame auf die anstehende Kälte vorbereitet ist. Sie ist

nur ein Beispiel dafür, vor welchen Herausforderungen

die Menschen in der Ukraine stehen“, sagt Titko.

66

DIE MALTESER 3/2022


MALTESERWELTWEIT

HILFE NACH DER

FLUT IN PAKISTAN

Foto: SRSO/Malteser International

Dieser Sommer war einer der schlimmsten in der

Geschichte des Landes: Nach schweren Regenfällen im

Juni und Juli waren in Pakistan mehr als 33 Millionen

Menschen von Überflutungen betroffen.

Von Cordula Wasser

Fast 1.700 Menschen starben, mehr als zwei Millionen

Häuser und wichtige Infrastruktur wie Straßen, sanitäre

Anlangen und Gesundheitseinrichtungen wurden zerstört.

Rund 20 Millionen Menschen sind nach Angaben

der Vereinten Nationen noch immer auf humanitäre Hilfe

angewiesen.

In Pakistan stand zwischenzeitlich ein Drittel des Landes –

eine Fläche dreimal so groß wie Portugal – unter Wasser.

Obwohl das Wasser langsam zurückgeht, bleibt ein großes

Problem in den betroffenen Regionen: Kontaminiertes

Trinkwasser und in der Folge sich häufende Durchfallerkrankungen.

In den Wasserresten nisten zudem Mücken

und immer mehr Menschen infizieren sich mit Malaria

und Dengue-Fieber. Gleichzeitig gibt es für sie kaum eine

Möglichkeit in die Krankenhäuser zu gelangen, da entwe-

der die Zufahrtswege oder die Einrichtungen durch die

Wassermassen zerstört wurden.

In der Provinz Sindh unterstützt Malteser International

zwei mobile medizinische Teams eines lokalen Partners,

um die kranken Menschen vor Ort versorgen zu können.

Zusätzlich zur medizinischen Versorgung verteilt

Malteser International auch Bargeld an bedürftige Familien.

Viele Menschen wissen nicht mehr, wie sie sich und

ihre Familien ernähren sollen. Die Ernte wurde von den

Fluten zerstört, viele Nutztiere sind ertrunken.

Wir benötigen weiter dringend Unterstützung bei unserer

Hilfe für die Menschen in Pakistan – eine solche Katastrophe

kann niemand allein bewältigen.

Malteser Ukraine/Malteser Internationa

Um die Menschen, die vom Krieg betroffen sind, für den

Winter auszurüsten, liefern die Malteser Öfen, Isoliermaterial,

Schlafsäcke, Decken, haltbare Lebensmittel

und warme Kleidung in den Osten des Landes. Auch zerstörte

Fenster in den Wohnungen werden ausgetauscht.

In der Region um Charkiw können die Temperaturen im

Winter schnell auf minus zehn und weniger Grad fallen.

Im Westen der Ukraine wird eine Flüchtlingsunterkunft

renoviert, fünf weitere werden mit Strom-Generatoren

versorgt. Da auch die Energieversorgung in einigen

Orten immer wieder ausfällt, werden Generatoren,

LED-Lampen und solarbetriebene Powerbanks verteilt.

DIE MALTESER 3/2022 67


MALTESERWELTWEIT MALTESERWELTWEIT

PACIDA/Malteser International

Foto: © Malteser International

Schlimmste Dürre seit 40 Jahren in Kenia, schon 3 Regenzeiten sind

ausgeblieben.

Die acht Monate alte Sabah wird umfassend untersucht.

MALTESER INTERNATIONAL

WIR DÜRFEN DIE MENSCHEN JETZT NICHT

Weltweit leiden immer mehr Menschen an Hunger.

Von Lena Berghof und Elena Becker

Roba Bora ist verzweifelt: Von seiner Herde, die vor

Beginn der Dürre im Norden Kenias 867 Tiere umfasste,

sind ihm nur noch 16 Schafe und Ziegen geblieben.

Auch alle seine Kamele sind gestorben. Mit den ihm

verbleibenden Tieren kann er seine Familie kaum noch

durchbringen. Er kümmert sich zusätzlich zu seinen

eigenen sechs Kindern auch um die fünf Kinder seines

verstorbenen Bruders und um seine Mutter.

„Eine solche Dürre habe ich noch nie erlebt“, sagt der

70-Jährige. Einst galt seine Heimat Hurri Hills als eines

der fruchtbarsten und grünsten Gebiete Nordkenias. In

dieser Region Kenias leiden die Menschen derzeit unter

einer Dürre, wie es sie seit 40 Jahren nicht gegeben

hat. Seit Herbst 2020 haben die Regenzeiten nur einen

Teil der normalen Niederschlagsmengen gebracht, die

Hirten können ihre Viehbestände kaum noch ernähren.

Rund 1,5 Millionen Nutztiere sind bereits verstorben.

Klimawandel, Corona und explodierende Preise

Der Klimawandel, die Corona-Pandemie und die explodierenden

Preise für Weizen, Speiseöl, Dünger und

Benzin als Folge des Ukrainekriegs haben dazu geführt,

dass immer mehr Menschen weltweit hungern. Nach

Einschätzung des Welternährungsprogramms der Vereinten

Nationen haben bis zu 828 Millionen Menschen

weltweit nicht genug zu essen. Zudem ist die Zahl derer,

die von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sind,

seit 2019 von 135 Millionen auf 345 Millionen angestiegen.

Insgesamt 50 Millionen Menschen in 45 Ländern

stehen am Rande einer Hungersnot.

Auch in Kenia spitzt sich die Lage weiter zu

„Der gestiegene Rohölpreis auf dem Weltmarkt führt in

Kenia dazu, dass derzeit kaum noch Benzin erschwinglich

ist. Für uns wird es gerade deutlich schwieriger, die

Menschen mit unseren Hilfsgütern zu erreichen. Dabei

ist die Hilfe vor allem im Norden Kenias gerade wichtig,

denn durch die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten sind

dort Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen. Obwohl

der Krieg weit weg in Europa stattfindet, leiden die Menschen

in Kenia schwer unter den Auswirkungen“, sagt

Roland Hansen, Leiter der Afrikaabteilung von Malteser

International.

Syrien: Eines der schwersten Jahre überhaupt

Neben vielen afrikanischen Ländern sind vor allem

ohnehin schon krisengebeutelte Länder im Nahen Osten

68

DIE MALTESER 3/2022


Foto: © Brenda Mulama/Malteser International

Ruqayya al-Sheikh Ali ist froh, dass es ihrer Tochter nun besser geht.

Gemeinsam mit dem lokalen Partner HIHFAD bietet Malteser International

medizinische Behandlungen für unterernährte Kinder und

schwangere Frauen an.

ALLEIN LASSEN

von Hunger betroffen. Seit 11 Jahren herrscht Krieg in

Syrien und das Armuts- und Hungerrisiko ist so groß

wie nie. Die Situation hat sich durch die schlechte Wirtschaftslage

und die Massenflucht innerhalb des Landes

weiter verschärft. Außerdem haben Dürre und Wasserknappheit

zu Missernten geführt. Der Lebensmittelsektor

steht kurz vor dem Zusammenbruch und immer

mehr Menschen hungern. Für viele Menschen in der

Region Idlib im Nordwesten des Landes ist es eines der

schwersten Jahre überhaupt.

Die Lage in den Flüchtlingscamps

Besonders schwierig ist die Situation für die rund

1,5 Millionen Binnenvertriebenen, die in den provisorischen

Flüchtlingscamps leben. Hier gibt es kaum Arbeit

und die Menschen sind auf die monatlichen Lebensmittelverteilungen

angewiesen, die jedoch kaum noch ausreichen,

um eine große Familie zu ernähren – rund 79

Prozent der Menschen hier leiden unter Unterernährung.

Die 38-jährige Ruqayya al-Sheikh Ali lebt mit ihren vier

Kindern in einem Flüchtlingscamp nördlich von Idlib.

Ihre jüngste Tochter Sabah ist erst acht Monate alt und

leidet seit ihrer Geburt an Unterernährung. Das Welternährungsprogramm

schätzt, dass inzwischen 12,4

Millionen Menschen in Syrien – mehr als die Hälfte

der Gesamtbevölkerung – von akuter Ernährungsunsicherheit

betroffen sind.

In den vergangenen Monaten mussten die Vereinten

Nationen bereits weltweit Essensrationen aufgrund von

unzureichenden finanziellen Mitteln kürzen. „Aktuell

sehen wir, wie sich die Situation für hunderte Millionen

Menschen verschlechtert. Gleichzeitig wird es immer

schwieriger für uns Hilfsorganisationen, den Menschen

zur Seite zu stehen, denn die Mittel, die uns für Krisen

wie in der DR Kongo oder im Dürregebiet Kenias zur Verfügung

stehen, sind gering und die Kosten steigen derzeit

enorm. Hinzu kommt der aktuelle Tiefstand des Euro.

Viele sind verzweifelt und wissen nicht mehr weiter – wir

dürfen diese Menschen jetzt nicht allein lassen“, appelliert

Hansen eindringlich an die Weltgemeinschaft.

Mehr über die Arbeit von Malteser International

erfahren Sie auf unserer Website:

www.malteser-international.org/de

Wollen Sie die internationale Arbeit und die zahlreichen

Hilfsprojekte der Malteser unterstützen, dann

freuen wir uns sehr über Ihre Spende:

https://www.malteser.at/?p=7659

DIE MALTESER 3/2022 69


TAGEBUCH

AUSZEICHNUNGEN

Für ihren besonderen Einsatz gewürdigt

Präsident Generalmajor Mag. Erwin Hameseder erhielt die höchste

militärische Auszeichnung des Malteserordens.

v.l.n.r.: Designierter Generalstabschef Rudolf Striedinger, Präsident

Erwin Hameseder und Botschafter Günther Granser

v.l.v.r.: S.H. Sebastian Prinz

von Schoenaich-Carolath

Botschafter des SMOM

bei der Republik Österreich

und Präsident Generalmajor

Mag. Erwin Hameseder

Erwin Hameseder, Generalanwalt des Raiffeisen-

Verbandes und Milizbeauftragter des Österreichischen

Bundesheeres, wurde das maltesische Großoffizierskreuz

mit Schwertern verliehen.

Präsident Hameseder betonte, dass es ihm ein wichtiges Anliegen

ist, mit den Maltesern im Sinne der Menschlichkeit

zusammenzuarbeiten und zu unterstützen, und ihn persönlich

die vielfältigen gemeinnützigen Projekte, für die sich die

Malteser einsetzen, im höchsten Ausmaß beeindrucken.

Botschafter Günther Granser, Ständiger Vertreter des

Souveränen Malteserordens bei den Vereinten Nationen,

der IAEA und UNIDO, lud zum Empfang. Im Rahmen

eines Festaktes im Beisein von nationalen und internationalen

Gästen aus den Bereichen Finanz, Wirtschaft,

Politik, Kultur, Medien und offizielle Repräsentanten

aller UN-Organisationen, wurde Erwin Hameseder

die höchste militärische Auszeichnung des

Malteserordens im Rang des Großoffiziers mit Schwertern

für seine zivilen und militärischen besonderen

Verdienste verliehen.

In der persönlichen Laudatio von Generalstabschef

Rudolf Striedinger, hob dieser hervor, dass die Unterstützung,

welches das Österreichische Bundesheer dem

Malteser Hospitaldienst und dem Souveränen Malteser-

Ritter-Orden immer wieder bei der Erfüllung seiner

Aufgaben und vor allem bei der Katastrophenhilfe ohne

Zögern gewährt, ein großer Verdienst des Ausgezeichneten

sei. Botschafter Granser unterstrich, dass eine Vielzahl

von Hilfsprogrammen und -kampagnen in letzter

Zeit von Präsident Hameseder gefördert wurden, welche

die leidenden Menschen in Not in den betroffenen

Ländern signifikant durch die rasche Soforthilfe unterstützt

haben.

Henriette Blanckenstein wurde vom Prokurator zur

Ehren- und Devotions-Großkreuzdame in Oboedienz

rangerhöht. Die Absolventin der Romanistik und Kunstgeschichte

wurde 1962 aktives Mitglied im Malteser

Hospitaldienst. In den darauffolgenden Jahren und

während ihrer erfolgreichen beruflichen Tätigkeit in

Deutschland und den USA blieb sie weiter eng mit dem

Orden verbunden und nahm an zahlreichen Pilgerzügen

und Wallfahrten der Malteser teil. Nach ihrer Rückkehr

nach Wien wurde sie im Juni 2004 in den Orden aufgenommen

und sofort auch Sozialreferentin des Malteser

Hospitaldienstes im Burgenland.

Dominique de La Rochefoucauld-Montbel und Henriette

Blanckenstein

70

DIE MALTESER 3/2022


TAGEBUCH

In weitere Folge engagierte sie sich zusammen mit ihrem

Mann im Verein Haus Malta und ist bis heute als Vorstandsmitglied

im Malteser Ordenshaus ehrenamtlich

tätig. „Für die Neuaufnahmen und unsere Bewohner sowie

ihre Familien zuständig, hast Du stets und über all die

Jahre jene Liebe und Hingabe an den Tag gelegt, die eine

Ordensdame auszeichnen sollen. Diesem beispielhaften,

persönlichen und selbstlosen Einsatz wurde durch die

verdiente Rangerhöhung durch den Großmeister-Statthalter

nun Rechnung getragen. Danke für Dein Vorbild“,

so der Prokurator bei seiner Laudatio.

ist seit mehr als 27 Jahren im diplomatischen Dienst

des Ordens engagiert. Zunächst von 1995 bis 2000 als

Botschaftsrätin aktiv, war sie von 2000 bis 2005 als

Gesandte und bevollmächtigte Ministerin und seither als

Botschafterin, Missionsleiterin und Ständige Beobachterin

beim Büro des Ordens bei den Vereinten Nationen

und Internationalen Organisationen in Genf tätig. Sie

war zusätzlich Vizepräsidentin der Stiftung „Caritas in

Veritate“ und ist seit 2019 Ehrenpräsidentin der Organisation

„Religions for Peace“.

Botschafterin Marie-Thérèse Pictet-Althann und

S.E. Großmeister-Statthalter Fra´ John T. Dunlap

I.E. Botschafterin Marie-Thérèse Pictet-Althann

wurde in den Rang einer Ehren- und Devotions-Großkreuzdame

in Oboedienz erhoben. S.E. der Großmeister-Statthalter

Fra´ John T. Dunlap nahm persönlich

die Promesse von I.E. Frau Botschafterin Marie-Thérèse

Pictet-Althann in der Kapelle des Großmagisteriums in

Rom entgegen und verlieh ihr den Rang einer Ehren- und

Devotions-Großkreuzdame in Oboedienz. Dies geschah

im Beisein zahlreicher Ehrengäste, darunter S. Emz. der

Hwdgst. Herr Päpstliche Sonderdelegat Kardinal Silvano

M. Tomasi CS und des Fürstgroßpriors von Österreich,

Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn.

Marie Thérèse Pictet-Althann wurde 1997 Mitglied des

Souveränen Malteser-Ritter-Ordens in Österreich und

Kabinettsdirektor i. R. Dr. Heinz Anton Hafner wurde als neuer Botschafter

des Malteserordens bei der Republik Ungarn beglaubigt.

Kabinettsdirektor i. R. Dr. Heinz Anton Hafner

wurde als neuer Botschafter des Malteserordens bei

der Republik Ungarn beglaubigt. Mit Heinz Hafner

wurde diese wichtige Position mit einem äußerst erfahrenen

und höchst verdienstvollen österreichischen

Ordensmitglied besetzt. Der ehemalige Hofburg-Mitarbeiter

war von 1992 bis 2020 unter drei Bundespräsidenten

in der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei tätig,

davon 19 Jahre lang zuletzt als Kabinettsvizedirektor.

Er leitete viele Jahre hindurch auch die Ehrenzeichenkanzlei

und war mit der Organisation zahlreicher

Staatsbesuche betraut.

Wir gratulieren herzlich!

DIE MALTESER 3/2022 71


GELESENEMPFOHLEN

GOTT IST DER REDE WERT

Unter diesem Titel hält der Autor ein Plädoyer für das Gespräch über Gott.

Nicht wissenschaftlich, nicht fachtheologisch, sondern lebensnah und lebendig.

Es ist ein Buch, das beim

aktuellen Zustand der Welt

durchaus lesenswert ist,

für alle, die sich fragen,

ob man intellektuell redlich

Christ sein kann. Oft

habe, so Autor Bernhard

Körner, das Pragmatische den Vorrang,

manchmal auch der (nicht immer klare) Rekurs

auf Erfahrung. Und es werde übersehen, dass es durchaus

der Rede wert sei, wie es um Gott und die Möglichkeit

des Glaubens an ihn steht.

Das vorliegende Buch will zeigen, dass Gott der Rede

wert ist. Der Autor ist überzeugt, dass dies so in der

Geschichte der Menschheit und auch in der Gegenwart

meistens außer Zweifel stehe. In unseren Breiten sei

das allerdings nicht immer so. In der Öffentlichkeit

seien Gott und der Glaube an ihn selten ein Thema –

im Unterschied zu Spiritualität, Religion und Kirche.

Gott ist nicht Geschmackssache

Das Buch will weiters die Überzeugung vertreten, dass

man Gott auf vernünftige Weise zum Thema machen

kann. „Dass man für den Glauben an Gott gute Gründe,

also Argumente vorbringen kann. Gott ist also nicht

Geschmackssache, sondern ein sinnvolles Thema geistiger

Auseinandersetzung“, so der Autor. Wenn man in

der Frage nach Gott der Vernunft viel zutraut, dann

muss man selbstverständlich auch den Argumenten

Raum geben, die gegen den Glauben an Gott vorgebracht

werden. Deshalb beschäftigt sich das Buch abschließend

mit Argumenten der Religionskritik, aber

auch mit Erfahrungen, die auf Gott einen Schatten

werfen.

Bernhard Körner. Gott ist der Rede wert. Warum es Sinn macht,

über Gott nachzudenken. Würzburg. Echter Verlag, 2022,

176 Seiten. ISBN: 978-3-429-05726-8, 16,90 Euro.

WEBSTUHL DES BETENS

Das zentrale Gebet des Christentums ist ein sehr persönliches, schlichtes und doch tiefgründiges.

Das versucht David Steindl-Rast in seinem neuen Buch über das Vaterunser zu zeigen.

Die Erde schenkt so viel wir brauchen, nicht so viel wir

haben wollen“, heißt es bei David Steindl-Rast. Kein

Gebet verbindet die gläubigen Christen so wie das

Vaterunser – miteinander und auch mit Gott. Es entdeckt

ihn als Vater und großzügigen Geber allen Lebens.

Jeder kann daraus schöpfen, seine Worte sind für unser

aller Zukunft relevant, und es kann für jeden individuell

zu einem „Webstuhl des Betens” werden.

David Steindl-Rast führt

ein in die kunstvolle Anordnung,

die reiche Symbolik

und die bedeutungsvollen

Beziehungen des Vaterunsers.

Er lotet zentrale

Begriffe wie Vater und Himmel, Wille und Reich,

Brot und das Böse aus und findet Auslegungen, die

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DIE MALTESER 3/2022


GELESENEMPFOHLEN

EUROPA, ÖSTERREICH UND DIE

KREUZZÜGE

Als Papst Urban II. 1095 die westliche Christenheit zum Kampf gegen die muslimische Welt

im Nahen Osten aufrief, trat er eine Massenbewegung los, deren Dimension seine Erwartung

bei Weitem überstieg.

Von Georg Reichlin-Meldegg

Der Ansprache des Papstes

folgte zunächst der

Erste Kreuzzug, der im

Juli 1099, nach dreijährigem,

mühseligem Vormarsch

zur Eroberung

Jerusalems führte. Dort

fanden die Kreuzfahrer

bereits jene Bruderschaft

des Seligen Gerhard vor,

aus der unser Orden als

„Ritter- und Hospitalorden

vom Heiligen

Johannes zu Jerusalem“

hervorging. Viele legten

seinem Beispiel folgend

das Schwert nieder und

schlossen sich der Hospitalbruderschaft

an.

den grundlegenden Sehnsüchten und Bedürfnissen der

Menschen gerecht werden.

Diese kontemplativen Perspektiven vertieft er schließlich

noch im Gespräch mit der Medizinsoziologin

Brigitte Kwizda-Gredler, in das viele aktuelle Bezüge zu

Zeitereignissen und zu globalen Problemen einfließen.

David Steindl-Rast mit Brigitte Kwizda-Gredler. Das Vaterunser.

Ein Gebet für alle. Innsbruck-Wien, Tyrolia-Verlag, 2022, 128 Seiten,

ISBN: 978-3-7022-4060-8, 18 Euro. Auch als E-Book erhältlich:

ISBN: 978-3-7022-4061-5, 14,99 Euro.

Trotzdem blieb die Verteidigung

gegen das Vordringen

des Islams ein wichtiger

Faktor. Bis weit ins

13. Jahrhundert hinein brachen

immer wieder riesige christliche Heerscharen aus

den verschiedensten Regionen Europas auf, legten tausende

Kilometer zurück, um im Orient Krieg im Zeichen

des Kreuzes zu führen. Mehrere dieser Feldzüge scheiterten

katastrophal. Dennoch taten diese Fehlschläge

der Dynamik des christlichen Glaubenskrieges lange Zeit

keinen Abbruch.

Krieg im Namen Gottes

Die Babenberger, so kommt der Autor zum eigentlichen

Thema seines Werkes, spielten in dieser stürmischen

Ära eine aktive Rolle. Über einen Zeitraum von knapp

120 Jahren waren sie ruhmreich in allen größeren Kreuzzügen

aktiv. Die österreichische Markgrafen- und Herzogsdynastie

nahmen auch – mit Unterstützung der Ritterorden

– an der Belagerung von Akko teil, wirkten bei

der Rückeroberung von Beirut und Sidon mit, schlugen

Schlachten in Kleinasien und attackierten Burgen in den

Bergen Galiläas. Die Aussicht, Gott mit einem Kreuzzug

zu dienen und vollständige Buße für begangene Sünden

zu tun, war für viele Menschen dieser Zeit ein machtvolles

Motiv, sich auf ungeahnte Gefahren auf dem Marsch

in den Orient einzulassen. Trotz hohem Blutzoll versah

man Feldzüge im Zeichen des Glaubens. Ein spannend

und flüssig zu lesendes Fach- und Lehrbuch, detailreich

auf hohem Niveau.

Robert-Tarek Fischer. Österreichs Kreuzzüge. Babenberg und

der Glaubenskrieg 1096 – 1230. Böhlau-Verlag Wien-Köln,

232 Seiten, ISBN: 978-3-205-21376-5, 33 Euro.

DIE MALTESER 3/2022 73


GELESENEMPFOHLEN

SOLI DEO GLORIA

Der österreichische Komponist Augustinus Franz Kropfreiter (1936–2003) gehörte als

Chorfrater dem Stift St. Florian bei Linz an, wo er als Stiftsorganist und Regens Chori wirkte.

Sein OEuvre umfasst alle Gattungen mit Ausnahme des

Balletts und der Oper. Sein Stil basiert auf dem traditionellen

Verständnis von Form und Kontrapunkt und

zeichnet sich vor allem durch die Farbigkeit bi- und

polytonaler Strukturen aus.

Klaus Sonnleitner, Stiftsorganist in St. Florian und Bereichsseelsorger

des MHDA in Oberösterreich, erörtert

in diesem Band Kropfreiters Selbstverständnis als Komponist

und Organist, seinen künstlerischen Werdegang

(ausgehend vom Kirchenmusikstudium in Wien) sowie

den Kompositionsprozess. Die wichtigsten Grundlagen

dafür sind die erhaltene Korrespondenz und die Ergebnisse

von Experteninterviews.

So wird der Leser – auch

abseits des musikwissenschaftlichen

Interesses –

auf eine lebendige Zeitreise in die

Musikwelt der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geführt.

Eine Werkliste mit umfangreichem Kommentar

bietet den kompletten Überblick über das Schaffen des

Komponisten, der besonders im Bereich der Orgelkomposition

überregionale Bedeutung erlangte.

Klaus Sonnleitner. Soli Deo Gloria. Zum Schaffen Augustinus

Franz Kropfreiters. Wien, Hollitzer Verlag, 2022, 596 Seiten

mit zahlreichen Abbildungen, ISBN: 978-3-99012-984-5 (hbk)

65 Euro, ISBN: 978-3-99012-985-2 (pdf) 64,99 Euro.

NEKROLOG

FEIERLICHE VERABSCHIEDUNG

VON FRA´ MARCO LUZZAGO

Eine lange Prozession begleitete den Leichnam von Fra´

Marco Luzzago, der am 7. Juni im Alter von 71 Jahren

plötzlich verstarb, am 14. Juni 2022 durch das Haupttor

der Magistralvilla mit roten Fahnen auf Halbmast zur benachbarten

Basilika der Heiligen Bonifatius und Alessio

auf dem Aventin.

Am 07.06.2022 verstarb Fra´ Marco Luzzago, Großmeister-

Statthalter des Souveränen Ritter- und Hospitalorden vom

Hl. Johannes zu Jerusalem, von Rhodos und von Malta.

Fra´ Marco Luzzago hatte es während seiner weniger als

zwanzigmonatigen Amtszeit an der Spitze des Ordens,

die zunächst von der Pandemie und dann von den Hilfsaktionen

wegen des Krieges in der Ukraine geprägt war,

geschafft, die Herzen derer zu berühren, die mit ihm

gearbeitet und ihn auf den Fluren des Magistralpalastes

begleitet hatten. Ein Ort, der ihm lieb und teuer ist,

aber auch so weit entfernt von der Komturei des Ordens

in den Marken – die Villa Ciccolini, die er so viele Jahre

lang verwaltet und bewohnt hatte. Auch bei seinen

Reisen als Statthalter, wie vor einigen Wochen zur Suppenküche

des Malteserordens in Pompei oder bei seiner letzten

Pilgerreise nach Lourdes, wurde Fra´ Marco für seine

Großzügigkeit, seine Spiritualität und sein Engagement

geschätzt, ein Spiegelbild seines „leuchtenden christlichen

Zeugnisses“, wie Papst Franziskus es ausdrückte.

Online: Heute noch zum Nachschauen, und am 14. Juni

für alle die nicht vor Ort sein konnten in einer Live Übertragung;

die Beerdigung von S.E. dem Statthalter des

Großmeisters, Fra´ Marco Luzzago.

www.youtube.com/watch?v=VzT_3bzUylM

74

DIE MALTESER 3/2022


+ 26.05.2022

Sophie Gräfin Walderdorff

Mitglied Bereich Salzburg

+ 24.06.2022

Ing. Georg Ritter von Przyborski

Magistralritter

+ 27.07.2022

Hermann Oettl

Magistralritter und Mitglied Bereich Salzburg

+ 28.07.2022

Rosa Kahr

Betreut vom Bereich Tirol/Vorarlberg

+ 30.07.2022

Erna Ferrari

Betreut vom Bereich Tirol/Vorarlberg

+ 01.08.2022

Bailli Franz Alfred Graf von Hartig

Oboedienz Präsident h. c. der Rumänischen

Assoziation ehm. Botschafter unseres Ordens in

Rumänien und Mitglied Bereich Salzburg

+ 8.10.2022

Marianne Steinlechner

Betreut vom Bereich Tirol/Vorarlberg

R.I.P.

NEKROLOG

WIR TRAUERN UM =

+27.08.2022

Anton Stifter

Mitglied Bereich Burgenland

+ 28.08.2022

Ing. Matthias Struber

Betreut vom Bereich Salzburg

+ 31.08.2022

Franz Josef zu

Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems

Ehren- und Devotionsritter

+ 28.10.2022

Marie Czernin

Ehren- und Devotionsdame, Mitglied

Johannesgemeinschaft

+ 07.08.2022

Dr. phil. Elisabeth Waltner

Mitglied Bereich Wien

+ 23.11.2022

Hw. Herr Pfarrer Dipl. Ing.

Mag. Konstantin Spiegelfeld

Ehren- und Devotionsritter sowie leitender

Seelsorger des MHDA

+ 08.08.2022

Friedrich-Alexander Markgraf Pallavicini

Ehren- und Devotions-Großkreuzritter in

Oboedienz und Mitglied Bereich Wien R. I. P.

KONTAKT

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Großpriorat von Österreich

Dipl.-Ing. Richard Steeb

T: +43 1 512 72 44

E: smom@malteser.at

www.malteserorden.at

MALTESER Austria

Bundeszentrale

Mag. Manuel Weinberger

T: +43 1 512 53 95

E: zentrale@malteser.at

www.malteser.at

MALTESER International

Dipl.-Ing. Richard Steeb

T: +43 1 512 72 44

E: smom@malteser.at

www.malteser-international.org

MALTESER Care

Helmut Lutz

T: +43 1 361 97 88 Fax -50

Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800

(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)

E: office@malteser.care

www.malteser.care

MALTESER Kinderhilfe

Olivier Loudon, Mag. Petra Hellmich, MA

T: +43 7472 982 01

E: office@malteser-kinderhilfe.at

www.malteser-kinderhilfe.at

MALTESER Ordenshaus

Dir. Mag. (FH) Thomas Kissich

T: +43 1 597 59 91

E: office@malteser-ordenshaus.at

www.malteser-ordenshaus.at

MALTESER Johannesgemeinschaft

Priv.-Doz. Dr. Johannes Holfeld

T: +43 1 512 72 44

E: mjg@malteser.at

www.malteser-johannesgemeinschaft.at

DIE MALTESER 3/2022 75


Die MALTESER wünschen

Die MALTESER wünschen

GESEGNETE

gesegnete

Weihnachten

WEIHNACHTEN

MALTESER CHRISTBAUMKUGEL

(erhältlich in Rot oder Gold, mit einem

zweiseitigen Aufdruck des Malteserkreuzes)

Dekorative und hochwertige MALTESER

Glasweihnachtskugel schenken und

gleich doppelte Freude bereiten.

Beim Kauf einer Weihnachtskugel zum

Preis von 8,– € (inkl. MwSt.) kommen

2,– € MALTESER Hilfsprojekten zu Gute.

MALTESER CHRISTBAUMKUGEL

Erhältlich bei den MALTESERN

Johannesgasse 2/20,1010 Wien

(ausschließlich gegen Selbstabholung)

Mo. – Do. 8 – 17, Fr. 8 – 14 Uhr

„Ein herzliches Vergelt’s Gott für

Dekorative und hochwertige Malteser Glasweihnachtskugel schenken und gleich doppelt Ihre Unterstützung“

Freude bereiten. Beim Kauf einer

Weihnachtskugel um EUR 8,00 inkl. MwSt. unterstützen Sie die Hilfsprojekte der Malteser in Österreich. Die hochwertigen,

roten Christbaumkugeln, haben einen Durchmesser von 8 cm und sind zweiseitig mit einem weißen Malteserkreuz bedruckt.

Erhältlich in der Ordenskanzlei, Johannesgasse 2/21, 1010 Wien (ausschließlich Selbstabholung) Mo-Do 8-17, Fr 8-12 Uhr

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Großpriorat von Österreich

Johannesgasse 2, 1010 Wien

Katharina Stögner

T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90

E: presse@malteser.at

www.malteserorden.at

MALTESER Austria

Bundeszentrale

Johannesgasse 2, 1010 Wien

Mag. Manuel Weinberger

T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78

E: zentrale@malteser.at

www.malteser.at

Österreichische Post AG

MZ 11Z038858M

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2, 1010 Wien

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