Die Malteser Zeitung 3/2022
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
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Die
MALTESER
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Ausgabe 3/2022
Neuer Großprior: Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn
Wenn soziales Engagement zur Berufung wird
Von Regensburg nach KwaZulu-Natal
INHALT
IMFOKUS
04 Der Weg zur Reform
07 Die Feierlichkeiten zum Führungswechsel
in Österreich
09 „Zu einem erfüllten Leben braucht es mehr
als Spass“
RELIGIONAKTUELL
12 Sein Glaube ist die Tat
13 Über die Heilkraft des Betens
PERSÖNLICHKEITEN
14 Von Regensburg nach KwaZulu-Natal
04
14
KULTURGUT
18 Von Majestätssymbolen und dem Leiden Christi
LEBENSWERT
20 Wenn soziales Engagement zur Berufung wird
18
24
RUNDSCHAU
22 Glaube im Führen und Führung im Glauben
24 Aktuelles zur Malteser-Ukraine Soforthilfe
MALTESERÖSTERREICH
26 Berichte aus den Bereichen:
Vielfältige Initiativen und Dienste
68
72
MALTESERWELTWEIT
64 Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden in den
baltischen Staaten
66 Winterhilfe für die Ukraine
67 Hilfe nach der Flut in Pakistan
68 Wir dürfen die Menschen jetzt nicht allein lassen
TAGEBUCH
70 Auszeichnungen
GELESENEMPFOHLEN
72 Interessante Neuerscheinungen
NEUE
KONTONUMMER
Konto lautend auf MALTESER Austria
Zeitung „Die Malteser“
NEU: AT48 2011 1800 8087 0815
NEKROLOG
74 Wir trauern um
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2
DIE MALTESER 3/2022
EDITORIAL
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser,
„Wer seinem Nächsten zu Hilfe kommt in seinem Leid, sei es
geistlich oder weltlich, dieser Mensch hat mehr getan als
derjenige, der von Köln bis Rom bei jedem Meilenstein eine
Kathedrale aus purem Gold errichtet, dass darin gesungen und
gelesen werde bis zum jüngsten Tag. Denn so spricht der Sohn
Gottes: Ich habe meinen Tod nicht gelitten einer Kathedrale
wegen und auch nicht um des Singens und Lesens willen, sondern
um des Menschen willen.“ Albertus Magnus (1200 – 1280)
Diese Worte betreffen uns in besonderem Maße: Es ist um
des Nächsten willen, in dem wir den HERREN sehen (daher
sprechen wir von den Herren Kranken), dass wir durch unsere
Werke tätig sind. Die letzten drei Jahre allerdings waren für
den Orden eine unruhige Zeit. Auf unserem Kurs gab es einige
Wirbel, die uns nahe an Untiefen gebracht haben. Es war nicht
einfach, das sichere Fahrwasser auszuloten zwischen all den
wohlmeinenden und oft gegenläufigen Ratschlägen.
Ich bin aber überzeugt, dass wir jetzt auf einem guten Kurs in
die Zukunft sind. Ich bin unendlich dankbar, dass die Mitglieder
des 2019 gewählten Kapitels bereit sind, ihre schon bisher
sehr gute Arbeit mit mir fortzusetzen – auch wenn sich einige
Voraussetzungen ändern. Ein Blick zurück im Zorn wird uns
nicht weiterbringen, mit Gottvertrauen und Zuversicht wollen
wir alle vorwärts schauen. Ich vertraue voll, dass alle, die
als Ehrenamtliche oder Angestellte unter dem achtspitzigen
Kreuz dem Nächsten dienen, auch weiterhin dazu bereit sind.
Gemeinschaft funktioniert nur, wenn wir alle miteinander an
unseren Aufgaben arbeiten und uns anstrengen, unsere Ziele
zu erreichen.
Wir alle, die Verantwortung tragen, müssen einander Aufmerksamkeit
schenken, so wie es König Salomo aussprach:
„Verleih Deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er Dein Volk
zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht.
Wer könnte sonst dieses mächtige Volk regieren?“ (1 Kön 3, 9)
Im Vertrauen auf eine weitere, eine gedeihliche Zusammenarbeit
aller Mitarbeiter und Mitglieder im Orden und in
den Werken in Verbundenheit und Loyalität, werde ich mich
weiterhin unserer Aufgabe widmen, Diener zu sein unserer
Herren Kranken. Das von unserem Gründer vorgegebene Ziel
werde ich nicht aus den Augen lassen: Das Elend der Welt
erträglicher und das Leid geringer zu machen. Damit wünsche
ich Euch und Euren Familien eine gesegnete Adventszeit und
einen guten Ausklang eines herausfordernden Jahres 2022.
Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn
Fürstgroßprior
IMPRESSUM
Medieninhaber: Souveräner Malteser-Ritter-Orden (Malteserorden),
Großpriorat von Österreich, 1010 Wien, Johannesgasse 2
T: +43 1 512 72 44, E: presse@malteser.at
Chefredaktion: Katharina Stögner
Text und Lektorat: Edith Holzer Communications, Christian Taufer
Autoren: Wolfgang J. Bandion, Elena Becker, Lena Berghoff, Arvydas
Bruzas, Marie Czernin, Clemens Danzl, Anton F. Gatnar, Katharina
Kiecol, Katrin König, Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn, Erik Johann
Kühnelt-Leddihn, Mutteroberin Sr. Barbara Lehner, Georg Male,
Victoria Mensdorff-Pouilly, Camilla Montecuccoli, Order of Malta,
Georg Reichlin-Meldegg, Richard Steeb, Peter Stellnberger, Katharina
Stögner, Cordula Wasser, Wolfgang Weigel, Manuel Weinberger, Anna
Weinkamer, Susanne Wick, Pia Katharina Winkler, Tobias Zöhrer
Bildrechte: Brotherhood of Blessed Gérard – die Malteser in Südafrika,
Valerie Fürstenberg, Andreas Kolarik, Gloria Krenn, Christian
Lendl, LPETTET iStock-Fotografie-ID:895072326, Malteser Austria,
Malteserorden, Malteser International, Malteser Ukraine/Malteser
International, Thomas Meyer Photography, Order of Malta, PACIDA/
Malteser International, SRSO/Malteser International, Fabian Steppan,
Valentina Walderdorff
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige
Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für
beiderlei Geschlecht.
Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at
Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse 10–12, 1050 Wien
Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Berichterstattung über
nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner Werke
sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art. Namentlich
gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der Redaktion
entsprechen.
Redaktionsschluss: November 2022
DIE MALTESER 3/2022 3
IMFOKUS
DER WEG ZUR REFORM
Veränderungen sind auch immer eine Chance und wir wollen mutig in die Zukunft gehen. Vorher halten wir noch eine
kurze Rückschau auf die wichtigsten Stationen, die der historische Reformprozess des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens
genommen hat.
Von Richard Steeb
Die unbegründete Absetzung des Großkanzlers
S. Exz. Bailli Albrecht Freiherr von Boeselager durch
S.H. u. Emz. den Fürsten und Großmeister Fra´ Matthew
Festing vom 8. Dezember 2016 löste eine Krise im
Orden aus und verursachte große Aufregung. Der Orden
sah sich mit einem außergewöhnlichen Medienecho
konfrontiert, das dazu führte, dass der Hl. Vater zur
Untersuchung der Angelegenheit eine Päpstliche
Kommission einsetzte.
Ende Jänner 2017 lag ihr Bericht vor, woraufhin der
79. Fürst und Großmeister am 28. Jänner 2017 sein
Amt zurücklegte. Wie in der Verfassung des Ordens
vorgesehen, übernahm der Großkomtur S. Exz. Bailli
Dr. Fra´ Ludwig Hoffmann von Rumerstein als
Interimistischer Statthalter die Führung des
Ordens. Die seit 8. Dezember 2016 getroffenen
Beschlüsse wurden für null und nichtig erklärt und der
Großkanzler wieder eingesetzt.
Am 2. Februar 2017 ernannte der Heilige Stuhl
S. Exz. Erzbischof Giovanni Angelo Becciu zum
Päpstlichen Sonderbeauftragten beim Malteserorden.
Ihm wurde die Aufgabe übertragen in enger Zusammenarbeit
mit dem Interimistischen Statthalter zu
einer moralischen und spirituellen Erneuerung des Ordenslebens,
insbesondere des 1. Standes, beizutragen
und darüber allein und direkt dem Heiligen Vater zu
berichten. Dadurch wurde S. Emz. Raymond Leo
Kardinal Burke, der in die ungerechtfertigte Abberufung
des Großkanzlers involviert war, als Kardinalpatron
des Ordens faktisch jeglichen Einflusses beraubt.
Bei dem für den 29. April 2017 einberufenen Großen
Staatsrat wurde Bailli Fra´ Giacomo Dalla Torre del
Tempio di Sanguinetto zum Großmeister-Statthalter
(auf 1 Jahr) gewählt.
Sogleich begann die Ordensregierung mit dem Reformprozess
zur Änderung der Verfassung und des
Codex. Hierbei sollte die traditionelle Besonderheit
unserer religiösen Institution, ihr Charisma bewahrt
und ihre Identität geschützt bleiben, jedoch die verfassungsrechtlichen
Regeln aktualisiert werden, um
besser auf die heutige Zeit und die humanitären Herausforderungen
reagieren zu können. Alle Mitglieder des
Ordens wurden eingeladen, Vorschläge zu unterbreiten,
ein Steuerungs-Komitee wurde eingerichtet und
der Ordensprälat gab dazu ein eigenes Bittgebet
heraus. Zehn Arbeitsgruppen erarbeiteten in den
darauffolgenden Monaten Empfehlungen, die Anfang
Dezember 2017 durch Rechtsbeistände ausgewertet
und das Internationale Strategieseminar „Update
the rules to reinforce our mission“ vom 9. bis
11. Februar 2018 in Rom zusammenfasste.
Am 2. Mai 2018 wurde vom Großen Staatsrat der bisherige
Großmeister-Statthalter Bailli Fra´ Giacomo
Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto zum
80. Großmeister gewählt.
S. H. Papst Franziskus verlängerte trotzdem das Mandat
seines Sonderdelegaten beim Orden, da der Weg
der geistlichen und juristischen Erneuerung des Ordens
noch nicht abgeschlossen sei.
4
DIE MALTESER 3/2022
IMFOKUS
Am 1. und 2. Mai 2019 wählte das Generalkapitel
eine neue Ordensregierung. Hiernach verging viel
Zeit mit der Abstimmung des Reformpapiers.
Im Februar 2020 wurde nach Zustimmung der
Ordensregierung ein Reformvorschlag übergeben.
In weiterer Folge erfolgte jedoch keine Stellungnahme
seitens des Heiligen Stuhles bzw. des Sonderdelegierten
oder seiner Arbeitsgruppe dazu.
Am 4. April 2020 weihte S. H. u. Emz. der Fürst und
Großmeister in einem historischen Akt den Orden
dem Heiligen Herzen Jesu und dem Unbefleckten
Herzen Mariens.
Leider verstarb der 80. Fürst und Großmeister überraschend
nach kurzer schwerer Krankheit am 29. April
2020. S. Exz. der Großkomtur Fra’ Ruy Gonçalo do
Valle Peixoto de Villas Boas übernahm als Interimistischer
Statthalter die Amtsgeschäfte.
Am 24. September 2020 setzte der Heilige Vater seinen
Sonderdelegaten beim Orden, S. Emz. Kardinal
Giovanni Angelo Becciu, auch als Präfekt der Heiligenund
Seligsprechungskongregation ab und entzog ihm
alle mit der Kardinalswürde verbundenen Privilegien.
Gegen Kardinal Becciu waren Ermittlungen der vatikanischen
Staatsanwaltschaft eingeleitet worden. Für
den Orden war damit die Situation denkbar ungünstig
und der Reformprozess wieder ins Stocken
geraten. Über den bisher, auf Wunsch von Kardinal
Becciu, nicht publik gemachten Reformprozess wurde
im Oktober 2020 ordensweit in insgesamt 60 Informationsveranstaltungen
informiert.
Am 30. Oktober 2020 ernannte Seine Heiligkeit Papst
Franziskus S. Exz. Erzbischof Silvano Maria Tomasi
C. S. zum neuen Sonderdelegierten und stattete
ihn mit allen notwendigen Befugnissen aus, um selbständig
über alle Fragen zu entscheiden. Diese rasche
Neubestellung wurde mit großer Erleichterung aufgenommen,
da damit die schwierige Situation nach der
Aberkennung der Kardinalsprivilegien von Kardinal
Becciu überwunden werden konnte.
Durch die Corona-Pandemie und die Reisebeschränkungen
konnte der Große Staatsrat des Ordens erst am
7. und 8. November 2020 in Rom verfassungskonform zusammentreten
und mit Fra´ Marco Luzzago einen neuen
Großmeister-Statthalter (auf ein Jahr) wählen. Trotz
aller Gebete und Bemühungen konnte der Reformprozess
jedoch nicht innerhalb dieses Jahres beendet werden.
Ende Oktober 2021 verlängerte der Papst daher den
Großmeister-Statthalter Fra´ Marco Luzzago im Amt
und übertrug wiederum seinem Sonderdelegaten weitreichende
Vollmachten.
Anfang 2022 wurde ein erster Entwurf der ehemaligen
Arbeitsgruppe von Kardinal Becciu, die Kardinal Tomasi
übernommen hatte, bekannt, der in vielen Bereichen
nur die kirchenrechtliche Seite des Malteserordens
beachtete. Vielfach wurden daher Befürchtungen laut,
dass gerade die im Orden gewachsene Laienstruktur, die
DIE MALTESER 3/2022 5
IMFOKUS
Der neu ernannte Großmeister-Statthalter Fra´ John Dunlap als erster
Nordamerikaner an der Spitze des Malteserordens. Er wird am 13. Juni
2022 zum Nachfolger von Fra´ Marco Luzzago (+7. Juni 2022) ernannt.
die Basis für die zahlreichen Hilfswerke ist, sowie auch
die für unsere weltweite karitative Arbeit so wichtige
Souveränität beeinträchtigt werden könnte. Bei weiteren
Gesprächen wurden zwar einige Punkte geklärt, es
gelang aber nicht einen Gesamtkonsens zu erzielen.
Als am 7. Juni 2022 schließlich auch noch Großmeister-Statthalter
Fra´ Marco Luzzago überraschend verstarb,
kam es am 13. Juni zur direkten Bestellung
von Fra´ John T. Dunlap als Großmeister-Statthalter.
Am 25. Juli 2022 wurden durch zwei Dekrete des
Päpstlichen Delegaten zusammen mit dem Großmeister-Statthalter
den Großprioraten weitreichende Änderungen
gegeben. Die Professritter wurden auf die
bestehenden Großpriorate verteilt und Großpriore eingesetzt
sowie die Prokuratoren abberufen. Dem Großpriorat
von Österreich wurden mit Bailli Fra´ Dr. Ludwig
Hoffmann von Rumerstein (ehm. Großkomtur und
Mitglied in gremio religionis) und Fra´ Duncan Gallie
(ehm. Regierungsmitglied und Mitglied im Großpriorat
von England) zwei Professritter zugeteilt, der langjährige,
verdiente Prokurator Bailli Norbert Salburg-
Falkenstein abberufen und Fra´ Gottfried Kühnelt-
Leddihn zum Großprior bestellt.
Der Heilige Vater zog die gesamte Reform schließlich
an sich und gab per Dekret dem Orden am 3. September
eine neue Verfassung und einen neuen Codex.
Er setzte eine erweiterte, provisorische Ordensregie-
rung ein und berief für den 25. Jänner 2023 ein
Außerordentliches Generalkapitel. Der Heilige Vater
bestätigte darüber hinaus die Befugnisse seines
Sonderdelegaten bis zum Abschluss des kommenden
Generalkapitels.
Hiermit hat der Heilige Vater den fünf Jahre
dauernden Reformprozess beendet und einen
Weg für den Orden festgelegt, der bindend ist. Die
Veränderungen in der neuen Verfassung und im neuen
Codex stellen, zusammen mit einer Intensivierung der
geistlichen Mission, die wahre Erneuerung dar und
zielen darauf ab, den Professen und den Oboedienzrittern
und -damen eine größere Verantwortung im Leben
und in der Leitung des Ordens zu geben.
Für die Arbeit in unseren Betrieben, den Hilfswerken
und in den Delegationen ist dadurch keinerlei Änderung
eingetreten. Letztere gehen unbeirrt weiter ihren
segensreichen Dienst an den Herren Kranken nach.
Der mittels Dekret ernannte und durch das
Kapitel des Großpriorats vom 12. September 2022
gewählte Großprior Fra´ Gottfried Kühnelt-
Leddihn legte am 13. Oktober 2022 im Rahmen eines
feierlichen Hochamtes in der Malteserkirche in Wien
seinen Amtseid ab. Bei einem darauffolgenden Empfang
erfolgte die formelle Amtsübergabe.
Gottes reichen Segen und viel Freude und Kraft im
neuen Amt!
6
DIE MALTESER 3/2022
IMFOKUS
DIE FEIERLICHKEITEN ZUM FÜHRUNGS-
WECHSEL IN ÖSTERREICH
Die Amtsübergabe von Bailli Norbert Salburg-Falkenstein auf Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn fand am Hochfest des Seligen
Gerhard, Gründer des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens, am 13. Oktober 2022 in der Malteserkirche in Wien statt.
Insgesamt waren mehr als 180 Festgäste geladen, darunter
S. E. Fra´ Roberto Viazzo, Delegierter des Großmeister-Statthalters
und Mitglied der Ordensregierung
aus Rom, S. G. Erzabt P. Dr. Korbinian Birnbacher OSB,
Ordensspiritual und Leiter der Ordensgemeinschaften
Österreichs, zahlreiche Botschafter des Ordens und die
Leiter der Hilfswerke.
Dank und Anerkennung für
Norbert Salburg-Falkenstein
In seinen Dankesworten an Norbert Salburg-Falkenstein
hob Großprior Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn dessen
außergewöhnliches Engagement hervor: „Ungeachtet
Deiner Stellung stand für Dich stets der persönliche
Dienst an unseren „Herren Kranken“ im Vordergrund.
Das Großpriorat, das ich aus Deinen Händen übernehmen
darf, ist geprägt durch eine solide wirtschaftliche
Basis. Diese ruht auf einem starken Fundament,
bestehend aus einem überdurchschnittlichen ehrenamtlichen
Engagement der Mitglieder“.
Norbert Salburg-Falkenstein wurde 1979 als Ehrenund
Devotionsritter in den Souveränen Malteser-Ritter-
Orden aufgenommen. Es folgten verantwortungsvolle
Ämter als Bereichsleiter des Malteser Hospitaldienst
Austria in Oberösterreich, als Delegat von Oberösterreich,
Vizekommandant und Kommandant des Malteser
Hospitaldienstes, Mitglied des Kuratoriums des Malteser
Hospitaldienstes, Hospitalier des Großpriorates von
Österreich, Statthalter des Fürstgroßpriors sowie
die Funktion eines Prokurators des Großpriorates
Österreich für 16 Jahre. Weiters war er zwei Jahre Prokurator
des Großpriorates Böhmen, Magistralkommissar
und Moderator des Großmagisteriums für die Skandinavische
Assoziation und erster Präsident der Vereinigung
der Slowakischen Ordensmitglieder. Die
Amtsübergabe; v.l.n.r.: Großprior Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn,
Bailli Norbert Salburg-Falkenstein
DIE MALTESER 3/2022 7
IMFOKUS
Erhebung zum Ehren- und Devotions-Großkreuz-Ritter
in Oboedienz und letztlich die Verleihung des Ehrentitels
Bailli sind Zeichen der besonderen Anerkennung
seiner Verdienste.
Den Blick mit Zuversicht nach vorne richten
In seiner Festrede ermunterte der neue Großprior Fra´
Gottfried Kühnelt-Leddihn dazu, den Blick nach vorne
zu richten: „Ich bin unendlich dankbar, dass die Mitglieder
des Kapitels bereit sind, ihre schon bisher sehr gute
Arbeit mit mir fortzusetzen und vertrauensvoll in die
Zukunft blicken“. Weiters betonte der Großprior die aktuellen
Änderungen in der Verfassung des Ordens: „Neu
ist die mehrfache Betonung der Verpflichtung zum persönlichen
Dienst an unseren Herren Kranken. Genau
diese Bestimmungen sollen unser tägliches Leben neu
prägen. Ich lade alle ein, zu prüfen, wo sie noch Möglichkeiten
sehen, ihrem Nächsten zu Hilfe zu kommen,
in seinem Leid, sei es geistlich oder weltlich, Zeit zu
spenden, Zuwendung zu geben oder einfach nur zuzuhören.
Es gibt in unseren Werken viele Möglichkeiten,
Mitmenschen in Krankheit, Verlassenheit, Heimatlosigkeit,
Hunger, Lieblosigkeit, Schuld, Gleichgültigkeit
und Unglaube beizustehen, ihnen aus dem achtfachen
Elend zu helfen“, so Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn.
Gemeinschaftlich und vertrauensvoll ans Werk
gehen
Einen besonderen Stellenwert nimmt für den neuen
Großprior die Gemeinschaft ein: „Gemeinschaft funktioniert
nur, wenn wir alle miteinander an unseren
Aufgaben arbeiten und uns anstrengen, unsere Ziele zu
erreichen. Alle Gemeinschaften und auch unser Orden
leben von zwischenmenschlichen Beziehungen. Jeder
Mensch hat seine besonderen Gnadengaben, manchmal
sind diese leicht zu erkennen, manchmal mehr oder
weniger verborgen. Wenn es uns gelingt, alle diese Begabungen
zur Entfaltung zu bringen, dann wird unsere
Gemeinschaft stark sein, wird über sich hinauswachsen,
wird Menschen begeistern – zum Dienst an denen,
die sich uns anvertrauen“, so Großprior Fra´ Gottfried
Kühnelt-Leddihn.
8
DIE MALTESER 3/2022
IMFOKUS
„ZU EINEM ERFÜLLTEN LEBEN BRAUCHT
ES MEHR ALS SPASS“
Der Großprior im Interview mit Georg Male
Mit 25. Juli 2022 wurde Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn, langjähriges Mitglied des Malteser Hospitaldienstes und des
Souveränen Malteser-Ritter-Ordens sowie seit 2013 auch Professritter des Ordens und seit 2018 auch Mitglied in der
Ordensregierung in Rom, mit der Leitung des Ordens in Österreich betraut. Die MALTESER nahmen dies zum Anlass, ein
Gespräch mit dem neuen Großprior zu seinem Amtsverständnis und zu seinen Plänen für die Zukunft zu führen.
Fra´ Gottfried – Du stehst seit kurzem dem
Großpriorat Österreich des Souveränen Malteser-
Ritter-Ordens als Großprior vor. Was bedeutet
diese Funktion?
In dieser Funktion bin ich der Superior, der Vorgesetzte
aller Ordensmitglieder, und trage auch die oberste Verantwortung
für alle Werke des Ordens in Österreich.
Was ist eigentlich ein Großpriorat? Welche Rolle
kommt ihm im weltweit tätigen Malteserorden
zu?
Der Malteserorden ist aufgrund des Konkordats zwischen
dem Heiligen Stuhl und der Republik Österreich
ein anerkannter Orden der Katholischen Kirche.
Das Großpriorat widmet sich der Verwirklichung der
verfassungsgemäßen Aufgaben des Ordens – der
Pflege, Stärkung, Verteidigung des Glaubens und der
Obsorge für Arme und Bedürftige – einerseits auf dem
österreichischen Staatsgebiet, aber auch in Zusammenarbeit
mit anderen Ordensgliederungen weltweit.
Und was sind Deine Aufgaben, Deine Pflichten als
Großprior?
Der Selige Gerhard hat diese Bruderschaft vor über
900 Jahren im Vertrauen darauf gegründet, dass es
immer Menschen geben wird, die daran arbeiten werden,
das Elend erträglicher, das Leid geringer zu machen.
Meine Aufgabe ist es, Menschen zu sammeln, die dazu
bereit sind, sich ganz persönlich dem Dienst am Mitmenschen
zu widmen und dadurch unserem Herrn zu dienen.
Eine Gemeinschaft wie unser Orden mit seinen Werken
kann mehr erreichen als einzelne Ehrenamtliche, aber es
ist auch sinnvoll und teilweise absolut notwendig, sich
hauptberuflicher Mitarbeiter zu bedienen, um bestimmte
Dienstleistungen in der Qualität und Quantität sicherzustellen,
die unseren Herren Kranken zusteht.
Warum die Formulierung „den Herren Kranken“?
Wir sehen in allen Menschen, denen wir dienen, unseren
Herrn Jesus Christus, daher verwenden wir diesen
Begriff. Jeder Mensch hat die unveräußerliche Würde
eines Geschöpfes Gottes, wir sind seine Diener.
Hast Du konkrete Pläne, wie Du diese Funktion
ausüben und was Du als Großprior erreichen bzw.
bewegen möchtest?
Ich sehe mich als primus inter pares, ich bin der Diener
aller. Von Antoine de Saint-Éxupéry stammt der Satz:
DIE MALTESER 3/2022 9
IMFOKUS
„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die
Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben
zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre
sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer“. Ich
möchte dieses Amt so ausüben, dass unsere Mitglieder
und Mitarbeiter ihren Dienst mit Freude leisten, denn
nur dann macht man seine Arbeit gut, kann man auch
Freude verbreiten, sich und andere motivieren, Erfüllung
finden.
Beschränkt sich Deine Autorität auf den Orden als
solchen, oder erstreckt sie sich auch auf die Werke
des Ordens?
Zur Verwirklichung unseres Charismas bedient sich das
Großpriorat Österreich einiger Werke. Sie alle sind den
Idealen des Ordens verpflichtet. Alle leisten hervorragende
Arbeit. Ordensmitglieder in den Aufsichtsgremien werden
weiterhin behutsam und konsequent darauf achten, dass
die Spiritualität und das Charisma des Ordens die Aktivitäten
der jeweiligen Gemeinschaft bestimmen.
Wie ist das Verhältnis zwischen dem Orden und
Werken wie dem Malteser Hospitaldienst?
Der Malteser Hospitaldienst nimmt eine Sonderstellung
ein, weil dieser bis auf wenige Angestellte in der
Verwaltung rein ehrenamtlich tätig ist. Knapp tausend
aktive Mitglieder, darunter rund ein Viertel
Ordensmitglieder, stehen hier im regelmäßigen Dienst
an unseren Herren Kranken. Der durchschnittliche
Malteser leistet im Jahr rund 130 Stunden Dienst am
Nächsten – also etwa dreieinhalb Arbeitswochen. Hier
erlernen überwiegend junge Menschen nicht nur den
respektvollen Umgang mit unseren Betreuten, die alle
besondere Bedürfnisse haben, dazu noch Erste Hilfe,
etliche erwerben auch die Befähigung zum Rettungssanitäter
oder auch Notfallsanitäter. Aber noch wichtiger
erscheinen mir die Soft Skills, die keineswegs eine
Nebenwirkung sind: Das Arbeiten, Kommunizieren
und Entscheiden im Team, auch unter erschwerten Bedingungen,
das Entdecken und Fördern besonderer
Fähigkeiten der Menschen, die mit uns arbeiten oder
die sich uns anvertrauen, kann hier erlernt und in den
Arbeitsalltag der Mitglieder übernommen werden.
Wie verhält es sich mit den anderen Werken?
Das Malteser Ordenshaus, die Malteser Kinderhilfe
und Malteser Care können ihre Leistungen nur mit
hauptberuflichen Mitarbeitern anbieten. Hier spielt
das Ehrenamt zahlenmäßig eine untergeordnete Rolle,
wiewohl gerade das Zeitspenden, das Zuhören und das
Zuwendungschenken gerade im Malteser Ordenshaus
wesentliche Beiträge zu einem angenehmen Leben in
einem Haus für betagte Menschen sind. Die Johannesgemeinschaft
bietet allen Interessierten die Möglichkeit
der Vertiefung des Glaubens und des Dienstes an
den Armen und Kranken. Alle Ordensmitglieder sind
angehalten, im Rahmen ihrer Fähigkeiten und zeitlichen
Ressourcen, möglichst in den Werken des
Ordens, persönlich den Nächsten zu dienen.
Wer kann Großprior werden?
Was sind die Voraussetzungen dafür?
Schon bisher war nur ein Professritter, sei es in zeitlichen
oder ewigen Gelübden, als Großprior wählbar.
10
DIE MALTESER 3/2022
Mit Dispens durch den Großmeister kann nach der
neuen Verfassung nun auch ein Mitglied des zweiten
Standes – das sind die dem Gehorsam verpflichteten
Ordensmitglieder – als Ordensoberer, der Regent genannt
wird, gewählt werden.
Und wie bist Du dazu gekommen, zunächst
Mitglied des MHDA, dann Ordensritter und
schließlich Professritter zu werden?
Kannst Du etwas zu Deiner Geschichte als
Malteser und als Malteser-Ritter erzählen?
1969, in den letzten Wochen des Grundwehrdienstes,
hat mich ein Kamerad angesprochen, ob ich nicht interessiert
wäre, in einer „Malteser-Jugendorganisation“
mitzumachen. Diese sei in Tirol gerade im Entstehen.
Dieses Virus erwies sich als hartnäckig, über verschiedene
Funktionen verfiel ich dem achtspitzigen Kreuz
immer mehr, fand in diesem Kreise eine wunderbare
Frau, wurde 1983 Ordensmitglied. Es war aber nicht
nur eine Ehefrau, die ich in hoc signo fand, sondern
es waren auch viele andere sehr beeindruckende Menschen,
die allesamt mein Leben wesentlich beeinflusst
haben. Ich kann hier unmöglich zu allen etwas erzählen.
Als meine Frau starb, wollte ich diese 32 gemeinsamen
Jahre ungeschmälert bewahren und kam daher zu
dem Schluss, meine Zeit – soweit sie nicht von meinen
Kindern, Schwieger- und Enkelkindern in Anspruch
genommen wird (ich lasse mich gerne in Anspruch
nehmen) –, im Orden dem Dienst am Nächsten zu widmen
und Menschen auf der Schattenseite des Lebens
etwas von der vielen Freude zurückzugeben, die ich
erleben durfte.
In letzter Zeit ist es im Orden etwas unruhig
zugegangen. Wie geht es Dir mit diesen
Veränderungen, wie gehst Du damit um?
Es war in der Tat nicht einfach: Etliche unterschiedliche
Ideen für die Zukunft des Ordens sind aufeinandergeprallt.
Es war wirklich schwer auszusieben, was
dem Wohl unseres Ordens und dem Dienst am Nächsten
zuträglicher ist. Jetzt, da die neue Verfassung und
der Codex erlassen sind, ist es Zeit, voll Zuversicht in
die Zukunft zu blicken und sich den vielfältigen Aufgaben
zu widmen – genau das will ich tun, ohne den
Blick zurück im Zorn.
Worauf kommt es Dir als Malteser besonders an?
Auf die Bereitschaft zum Dienen in einer fröhlichen
Gemeinschaft.
Und was würdest Du jungen Menschen sagen, um
sie für eine Tätigkeit als Malteser zu gewinnen?
Seit vielen Jahren stelle ich im Rahmen der Ausbildung
für die Aufnahme in den Hospitaldienst Interessenten
die Geschichte, die Spiritualität und die Struktur der
Malteser vor. Dabei lege ich besonderen Wert darauf
zu vermitteln, dass es zu einem erfüllten Leben
wesentlich mehr braucht als Spaß zu haben – und ausreichende
Mittel, um diesen zu finanzieren. Freude ist
weit mehr als Spaß, der früher oder später verebbt.
Die nachhaltigste Freude ist die, die man mit anderen
Menschen teilt.
Vielen Dank für dieses Gespräch und alles Gute
sowie Gottes Segen für Deine neue Aufgabe!
DIE MALTESER 3/2022 11
RELIGIONAKTUELL
SEIN GLAUBE IST DIE TAT
Wenn Menschen von uns gehen, hinterlassen sie Spuren. Sie leben in unseren Gedanken und Herzen weiter. Sie geben uns
Kraft, unser eigenes Dasein zu bewältigen und werden uns zum Vorbild.
Vor allem wenn es Mitglieder des Malteserordens sind,
von denen wir uns für immer verabschieden müssen, wird
aus ihren Nachrufen – einmal mehr – deutlich, wie nachhaltig
und wirkungsvoll ihr ehrenamtliches Engagement
zeitlebens war und über ihren Tod hinaus wirkt. Hier zwei
Beispiele, die stellvertretend für viele stehen, wenn es um
die Frage geht: Was zeichnet einen Malteser aus?
Malteser sind lebensbejahend und
optimistisch. „Er stellte sich stets
den schwierigsten Herausforderungen.
Und ich meine, dies war letztlich
Ausdruck seines starken christlichen
Glaubens, dass er einen so unglaublichen
Lebenswillen an den Tag legte.
Er empfand es als ein Geschenk, dass er
leben durfte!“, wusste etwa Erzabt Korbinian Birnbacher
während des Requiems für den im Sommer verstorbenen
Bailli Franz-Alfred Reichsgraf Hartig zu berichten.
Malteser sind konsequent und überzeugend. Sie sind
im Dienst an „unseren Herren Kranken“ tätig, im „obsequium
pauperum“ und in der „tuitio fidei“. Und dies oft
schon von jungen Jahren an: „Seit seinem 17. Lebensjahr
war Franz-Alfred dabei! Allein diese Treue und „stabilitas“
sind schlicht bewundernswert! Um neue Mitglieder
für den Orden zu werben, konnte er hartnäckige Überzeugungsarbeit
leisten“, so Erzabt Birnbacher.
Mitunter kann Konsequenz zur Starrköpfigkeit geraten,
ohne dabei ihr Ziel zu verfehlen. „Mit seinem bekannten
Dickschädel war er kaum von seinen
vorgefassten Vorstellungen abzubringen“,
schrieb etwa Hans Lennkh in seinem
Nachruf auf Markgraf Friedrich
Pallavicini. Der „Dickschädel“ hinderte
den großen Malteser nicht daran,
Großes zu tun. Hans Lennkh: „1956
erhielt Friedrich gemeinsam mit sei-
nem Bruder Sandor den Auftrag durch das Großpriorat,
beiderseits der österreichisch-ungarischen Grenze den
Hilfseinsatz des Malteserordens zu koordinieren und zu
leiten. Somit war er einer der Geburtshelfer unseres heutigen
Malteser Hospitaldienstes.“
Malteser geben in jeder Lebenslage ihr Zeugnis als Christ.
Sie haben ein unvergleichlich großes Gottvertrauen. Das
ist die Motivation für so vieles in ihrem Leben. Erzabt
Birnbacher: „Als man Franz-Alfred vor kurzem noch gefragt
hatte, ob es für ihn jetzt schwer sei, nicht mehr zur
Hl. Messe gehen zu können, hat er geantwortet: ‚Nein,
wichtig ist, dass man den Lieben Gott im Herzen hat!‘“
Der Glaube eines Maltesers ist tief geprägt vom vorbehaltlosen
Dienst an den Schwachen, den Ärmsten und
Kranken. In ihnen begegnet ihm Christus. Den Glauben
an IHN verteidigt der Malteser entschlossen. „Das hat
ihn zu einem guten Christen und beherzten Malteser gemacht“,
so Erzabt Birnbacher, „deshalb habe ich auch das
Evangelium vom ungläubig-gläubigen Thomas für dieses
Requiem gewählt. Wie Thomas wollte auch Franz-Alfred
immer die Wunde sehen und den Finger in sie hineinlegen
… Franz-Alfreds Antwort im Wettbewerb und in
größter Not war stets: Mein Herr und mein Gott! (Joh
20, 28). Und es folgt darauf Jesu Antwort: Selig sind, die
nicht sehen und doch glauben! (Joh 20, 29)“.
Unüberbietbar hat es Paulus im zweiten Brief an die Gemeinde
von Korinth formuliert: „… als Glaubende gehen
wir unseren Weg, nicht als Schauende. Weil wir aber zuversichtlich
sind, ziehen wir es vor, aus dem Leib auszuwandern
und daheim beim Herrn zu sein. Deswegen
suchen wir unsere Ehre darin, ihm zu gefallen, ob wir daheim
oder in der Fremde sind. Denn wir alle müssen vor
dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder
seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im
irdischen Leben getan hat (2 Kor 5, 7-10)“.
Zitate aus der Predigt von S.G. Erzabt P. Dr. Korbinian Birnbacher OSB für Botschafter
i.R. Bailli Franz-Alfred Graf von Hartig und aus dem Nachruf von Hans
Lennkh auf Markgraf Friedrich Pallavicini
12
DIE MALTESER 3/2022
RELIGIONAKTUELL
Pater Jakob Mitterhöfer, pensionierter Dekan
und Hochschulprofessor für Dogmatik in St. Gabriel,
Dozent für Missionswissenschaft, Lehrender an der
Theologischen Hochschule Heiligenkreuz und Pfarrer,
ist geduldig. Wieder und wieder lädt er die Menschen
ein zum Beten, die Gedanken tiefer gehen zu lassen,
Oberflächlichkeit außen vor zu lassen. Er lehrt uns,
im Gebet für etwas zu bitten und zu danken. Bis wir
erkennen, dass das Gebet kein bloßes Takeaway ist,
sondern ein großer Friedensstifter.
Wir stellen drei Fragen an Pater Jakob Mitterhöfer
und erhalten wunderbare Antworten.
Warum fällt uns das Beten so schwer?
Wir leben in einer Zeit des Kurzweiligen, Oberflächlichen
und Unterhaltsamen. Kaum etwas erreicht wirklich
den Grund unseres Herzens, weil uns der Triumph des
Gehirns die Sprache des Herzens verschlagen hat. Wir
haben verlernt, uns auf die schwachen Stimmen zu konzentrieren.
ÜBER DIE
HEILKRAFT
DES BETENS
Das Gebet ist kein Monolog. Es ist ein Dialog, für den wir
uns kaum noch die Zeit nehmen. Dabei brauchen wir das
Gebet so dringend. Nicht für Gott, sondern für uns.
Von Georg Reichlin-Meldegg
Warum sollen wir beten?
Wir beten nicht für Gott, sondern für uns. Wir sind es,
die das Gebet brauchen – in einer Zeit der Entfremdung,
der Un- und Übermenschlichkeit. Gebet ist Besinnung,
also Rückkehr zum Sinn. Beten hilft uns auch zu erkennen,
was in uns unveränderlich ist, führt uns zum ruhenden
Punkt in uns und ist gleichzeitig eine Tür aus dem
Gefängnis unserer Sorgen. Jedes Gebet ist ein Ausbruch
aus dem Ich und Hinwendung zum Du.
Wie geht beten?
Beten lässt sich lernen und üben. Wichtig ist, das Gebet
bewusst in den Alltag hereinzulassen. Beten kennt viele
Formen: Das Wiederholen bekannter Gebete, das Meditieren
über Bibeltexte, das freie Beten, das private, intime
Gebet, das öffentliche, gemeinsame Gebet. Auch Schweigen
und Taten können Gebet sein. Es braucht – wie die Liebe –
kein Buchwissen. Der beste Weg zum Gebet ist das Beten
selbst, es also einfach zu tun, zumindest zu versuchen.
Wieder und wieder.
DIE MALTESER 3/2022 13
PERSÖNLICHKEITEN
VON REGENSBURG NACH
KWAZULU-NATAL
Er hat es sich nicht leicht gemacht. Doch scheint er mit Leichtigkeit den großen Herausforderungen in einer der ärmsten
Regionen der Welt zu begegnen. Sein Glaube stärkt und begleitet ihn. Pater Gerhard, Gründer und Präsident der Brotherhood
of Blessed Gérard, der Hilfsorganisation der Malteser in Südafrika, im Gespräch.
Von Katharina Stögner
Pater Gerhard, Ihr Lebenslauf liest sich zunächst
ganz gewöhnlich ...
(Pater Gerhard lacht)
Ja, ich bin ja auch ein ganz gewöhnlicher Mensch.
Vielleicht mit dem Unterschied, dass es mich an einen
Zipfel der Welt verschlagen hat, wo Menschen
große Not leiden. Aber zunächst bin ich als gebürtiger
Bayer in Regensburg in einer gut katholischen
Familie aufgewachsen, ins Gymnasium gegangen
und hab‘ – wie jedes andere Kind auch – mit meinen
Geschwistern Unfug getrieben.
Dennoch sind Sie sehr frühzeitig im Bereich der
Seelsorge, im Kümmern um die Anderen, gelandet.
Wie kam es dazu?
Ich wollte einmal Arzt werden. So habe ich schon mit 14
begonnen, im Krankenhaus ein Praktikum als Helfer zu
machen. Bald darauf habe ich mich beim Malteser Hilfsdienst
zum Sanitäter ausbilden lassen. Und immer wieder
habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, mit den Menschen
zu sprechen. Stundenlang bin ich an den Betten
der Menschen gesessen – mal schweigend, mal zuhörend,
mal Fragen stellend. Wichtig war den Menschen vor
allem, sagen zu können, was ihnen am Herzen lag und
14
DIE MALTESER 3/2022
PERSÖNLICHKEITEN
um Vergebung bitten zu können. Aus meinem Wunsch,
Arzt zu werden, entwickelte sich dabei der Wunsch, Arzt
für die Seele zu werden.
Dennoch haben Sie nicht Psychologie studiert,
sondern Theologie. Warum?
Ich fand eine starke Begeisterung für die Theologie, und
mit jedem Tag ist meine Überzeugung gewachsen. So
wurde ich dann 1982 im Regensburger Dom zum Priester
geweiht. Im Juni 2022 feierte ich dort mein 40-jähriges
Priesterjubiläum.
Vor der Weihe zum Priester gab es noch ein paar
andere, wichtige Stationen: Zum Beispiel das
Priesterseminar Regensburg oder den Eintritt in
einen Orden.
Vor dem Studium war ich noch berufstätig gewesen, hatte
gut in einer Führungsposition verdient. Die Nachfolge-
Perikopen der Hl. Schrift haben mich sehr persönlich
und direkt angesprochen, sodass ich in Erwägung zog, in
einen Orden einzutreten. In intensiven Gesprächen habe
ich mich aber immer wieder gefragt, was Gott wohl von
mir möchte. Eine spätere Äbtissin hat mir eines Tages auf
diese/meine Frage geantwortet: „Dich will er“. Das war für
mich so klar, so direkt und so konkret, dass es erstmals für
mich verständlich wurde: Gott will mich so, wie ich bin.
Ihre Entscheidung bei der Ordenswahl fiel auf die
Missions-Benediktiner. Warum?
Es war Liebe auf den ersten Blick, ideal das Zusammenspiel
der Aufträge: Missionierung, Seelsorge und das Medizinische,
die Pflege – ganz gleichwertig und harmonisch, die
perfekte Synthese von Kontemplation und Mission.
Wann kam der Ruf nach Südafrika?
Das war 1987. Nach einer dreijährigen Kaplans-Zeit habe
ich die Aufgabe als Gemeindepfarrer in Mandeni übernommen.
Das ist eine Stadt in der Provinz KwaZulu-
Natal. Hier leben gut 80 Prozent der knappen Viertel-
Million Menschen unter der Armutsgrenze, rund 75 Prozent
der Bevölkerung waren 2004 HIV-infiziert. Als Malteser
habe ich vor Ort die Südafrikanischen Malteser als
Verein gegründet, der zur Selbsthilfe, Selbstständigkeit
und zur Selbstbestimmtheit befähigen sollte. Er trägt
Pater Gerhard T. Lagleder OSB ist Ehrenkonventualkaplan
des Malteserordens. Als Missionsbenediktiner
der Erzabtei St. Ottilien ist er seit 1987 Missionar im
KwaZulu-Natal in Südafrika und hat dort 1992 die
Brotherhood of Blessed Gérard gegründet.
Nähere Informationen: www.bbg.org.za
den Namen „Brotherhood of Blessed Gérard“ zu Ehren
des Gründers der Malteser, des Seligen Gerhard.
Wie groß ist die Brotherhood?
Sie bestand anfangs aus fünf Gründungsmitgliedern,
mich eingeschlossen. Heute sind es mehr als 2.600. Wir
sind ein genuin südafrikanische Organisation, d.h. wir
Südafrikaner helfen Südafrikanern in Südafrika. Wir
finanzieren unsere Dienste durch Spenden aus Südafrika,
vor allem auch aus Europa und dem Rest der Welt.
Wichtig ist jede Möglichkeit, um über die Organisation,
ihre Struktur, worum es uns geht – und worum nicht! –
berichten zu können.
Was berichtet die Brotherhood?
Die Dienste unserer Organisation und ihrer Mitglieder
haben ihren Mittelpunkt im „Blessed Gérard´s Care-
Zentrum“. Dort betreiben wir vielfältige einander ergänzende
karitative Projekte und Programme:
• Gesundheitspflege Projekte: AIDS-Hilfe, Hospiz,
Krankenhilfsfonds
• Kinderpflege Projekte: Kindergarten, Kinderheim,
Hungerhilfe, Stipendien-Fonds
• Nothilfe und Sozialprojekt: Nothilfe-Fonds
Alle unsere Dienste wurden nicht am Reißbrett entwickelt,
sondern waren jeweils eine beherzte und wirk-
DIE MALTESER 3/2022 15
XXXXX
same Antwort auf konkrete Notsituationen vor Ort, denen
anderweitig nicht oder nicht hinreichend begegnet
worden war. Wir tun nur, was andere nicht oder nicht
in ausreichender Weise tun. Wir sind auch keine sozialunternehmerische
Einrichtung, die ihre Kosten in Rechnung
stellt. Fast alle der uns Anvertrauten sind bettelarm
und nicht krankenversichert. Deshalb müssen wir
unsere Unkosten rein aus Spenden und Zuschüssen
decken. Deshalb sind wir auch nicht böse, wenn ein
Dienst nicht mehr nötig ist.
Können Sie uns ein konkretes Beispiel nennen?
Ein solches Projekt ist etwa die Nähschule, die über die
Brotherhood entstanden ist. Sie wurde von uns eröffnet
und ist sehr erfolgreich, weil damit innerhalb kurzer Zeit
wertvolle neue Arbeitsplätze entstanden sind. Als mehrere
unserer Absolventinnen dann eigene Nähschulen eröffnet
haben, zogen wir uns zurück und sind stolz auf die
gelungene Hilfe zur Selbsthilfe, als diese dann diese Aufgaben
selbständig und in Eigenregie übernommen haben.
Anfangs haben wir auch im Rettungsdienst ausgeholfen,
weil der staatliche Rettungsdienst überfordert war. Der
ist aber heute sehr viel besser aufgestellt und organisiert
als früher und es gibt mittlerweile auch zahlreiche hochqualifizierte
Privatanbieter. Als sich diese Entwicklung
abgezeichnet hat, haben wir uns sofort zurückgezogen,
denn wir wollen – wie gesagt – niemals in Wettbewerb zu
lokalen Unternehmen und Dienstleistern stehen.
Wo fühlen Sie sich zuhause? In Regensburg oder in
Südafrika?
Der Regensburger Dom und die Erzabtei St. Ottilien
sind und bleiben für immer meine Heimat, aber zuhause
bin ich in Südafrika. Ich fühle mich als Zulu, spreche die
Sprache und verstehe sie, nur mein Akzent verrät mich
manchmal (lacht).
Wie verhält es sich mit dem Thema Religion?
Christen sind in Südafrika eine Minderheit. Es gibt viele
unterschiedliche Glaubensgemeinschaften, Religionen
und eine Unmenge von Sekten, die in Südafrika mit- und
nebeneinander leben.
Am verbreitetsten sind der traditionelle Ahnenkult und
Geisterglaube. Es gibt auch zwei Glaubensgemeinschaften
mit mehreren Millionen Mitgliedern, von denen
eine den Ahnenkult und die Geisterbeschwörungen
mit christlichen Symbolen durchführt und deshalb oft
fälschlich als christlich eingestuft werden, und eine
zweite große Gruppe von Anhängern, die sich um einen
Zulu schart, der sich als Messias ausgibt. Unter der aus
Indien eingewanderten großen Bevölkerungsgruppe ist
der Islam und der Hinduismus vorherrschend.
Wir respektieren natürlich die Gewissensentscheidung
und religiösen Überzeugungen jedes Einzelnen. Wir verbreiten
den christlichen Glauben durch unser gelebtes
Beispiel und natürlich auch in der Glaubensverkündigung
und freuen uns, wenn jemand sich von sich aus auf
den Weg begibt, ein Christ zu werden. Es ist mir jedes
Jahr in der Osternacht eine besondere Freude eine größere
Gruppe von Menschen, zumeist aus unserem eigenen
Kinderheim, taufen zu dürfen.
Wo sehen Sie im Moment die größten Herausforderungen?
Sie sind zahlreich. Was sich aber wie eine Konstante
schon seit Jahren durch unsere Arbeit zieht, sind die
Themen AIDS und Kinder. Wir sind sehr aktiv in der
Bekämpfung von AIDS und hoffen, die Behandlung mit
Medikamenten noch lange fortsetzen zu können. AIDS-
Medikamente müssen lebenslang genommen werden. Es
dauert etwa ein halbes Jahr bis die Patienten stabil sind
und dann auch tatsächlich mit hoher Lebensqualität mit
16
DIE MALTESER 3/2022
PERSÖNLICHKEITEN XXXX
der Erkrankung leben können. Leider gibt es auch immer
wieder Kinder, die bei der Geburt mit dem HI-Virus
infiziert wurden. Für sie und alle anderen AIDS-Patienten
sind die AIDS-Medikamente, die wir ihnen geben,
lebensrettend, d.h. AIDS ist kein Todesurteil mehr, sondern
eine behandelbare chronische Krankheit.
Was ist mit den Kindern?
Vermutlich 90 Prozent der Kinder, die hier geboren werden,
sind unehelich. Viele Mütter setzen ihre Kinder aus
Verzweiflung aus. Einmal wurde ein Neugeborenes im Gebüsch
gefunden. Es hatte noch die Nabelschnur und den
Mutterkuchen dran. Heute ist dieses Kind ein junger Mann
und hat unser Kinderheim verlassen. Diese Geschichte ist
also gut ausgegangen. Viele Kinder, die zu uns kommen,
wurden in ihren Dörfern schwer misshandelt und geschlagen.
Vergewaltigungen sind dort an der Tagesordnung. Es
herrscht immer noch der Irrglaube, dass Geschlechtsverkehr
mit Jungfrauen von AIDS heile. Daher kommt es sogar
zu Vergewaltigungen von Babys. Es ist unvorstellbar.
Kann man bei euch mitarbeiten oder ein Kind adoptieren
oder wie sonst kann man vor Ort helfen?
1. Wir haben ausreichend einheimisches Fach- und Hilfspersonal.
Um als Arzt oder Ärztin oder Gesundheits- und
Krankenpflegekraft vor Ort arbeiten zu können, ist eine
Approbation in Südafrika erforderlich, die in der Regel
nicht erteilt wird.
Es gibt aber einen Freiwilligendienst für Ausländer:
www.bsg.org.za/so-koennen-sie-helfen/freiwilligendienst.html
www.orderofmaltavision2050.com/o/Brotherhood-of-
Blessed-Gerard/opportunities/Volunteering-at-Blessed-
Gerards-Care-Centre-South-Africa/55076
2. Kinder werden grundsätzlich nicht zur Adoption im
Ausland freigegeben. Damit soll Menschenhandel von
vornherein der Riegel vorgeschoben werden.
Außerdem ist Hilfe zur Selbsthilfe unser Ziel – und damit
die Stärkung des Bildungsniveaus und des Selbstwerts
der Menschen im Land. Hilfe von außen ist in Form
von Spenden an die Brotherhood sehr willkommen, um
die Ausbildung der Menschen zu fördern, Fachkräfte zu
schulen und sie auf dem Weg in ein selbstbestimmtes
Leben in wirtschaftlicher Unabhängigkeit zu begleiten.
Lesen Sie den vollständigen Artikel auf der Website:
www.malteser.at
SO KÖNNEN SIE HELFEN
Die Brotherhood bietet ihre Dienste kostenlos an, weil alle Patienten und Betreuten in größter Armut
leben und nicht krankenversichert sind. Die Organisation ist daher auf Spenden angewiesen.
Sie können die Brotherhood auf drei Arten unterstützen:
• durch eine Förder-Mitgliedschaft
• durch eine Spende zugunsten einzelner Projekte
• durch ein Vermächtnis in Ihrem Testament zugunsten der „Bruderschaft des Seligen Gerhard e.V.“
oder der „Bruderschaft des Seligen Gerhard Stiftung“
Spenden an die Brotherhood sind steuerlich absetzbar.
Nähere Informationen: www.bsg.org.za/so-koennen-sie-helfen/spenden.html
Danke für Ihre
Unterstützung!
DIE MALTESER 3/2022 17
KULTURGUT
VON MAJESTÄTSSYMBOLEN UND DEM
Was hat das Palais Harrach in der Wiener Innenstadt
mit der Passionsschnur der Professritter des Souveränen
Malteser-Ritter-Ordens zu tun? Eine historisch fundierte
Antwort findet sich beim Spaziergang durch Wien.
Von Wolfgang J. Bandion
Die Zeit vor Weihnachten
bietet sich für kulturelle
Streifzüge durch die Stadt
an. Punschstände und kleine
Weihnachtsmärkte locken.
Auf dem Weg Richtung Freyung,
noch in der Herrengasse,
kommen wir rechter Hand an
einem Trakt des Palais Harrach
vorbei. Spaziergängern
empfehle ich, auch einen Blick auf das prachtvoll renovierte
Portal des Palais Batthyány in der unmittelbar
benachbarten Bankgasse zu werfen. Man entdeckt hier
das Allianzwappen der Familien Batthyány und Strattmann.
Berüchtigt wurde ein Teil dieser Liegenschaft,
als sie vor dem Ersten Weltkrieg als Familienhotel unter
dem Namen Klomser geführt wurde und in einem dieser
Zimmer Oberst Alfred Redl gezwungen wurde, sich
aufgrund seines Verrats militärischer Geheimpläne das
Leben zu nehmen.
Von der „Via alta“ zur „Herrengasse“
So schmal wie hier war einmal die gesamte Herrengasse
– bis die große Demolierungswelle vor dem Ersten
Weltkrieg eine gewaltige Schneise in den historisch
gewachsenen Bestand schlug. Dies betraf die Häuserzeile
vom Michaelerplatz bis zur Strauchgasse. Heute
ist archäologisch nachgewiesen, dass dieser alte Straßenzug
tatsächlich mit der römischen Limesstrasse
ident ist. „Via alta“ – Hochstraße wurde sie im Mittelalter
genannt – ist ein Hinweis auf eine bestehende und
befestigte römische Straße. Die heutige Bezeichnung
„Herrengasse“ bezieht sich auf den Herrenstand, der
mit drei anderen Ständen im Landtag vertreten war. Er
war wohl der politisch einflussreichste der vier Stände
und vertrat den Hochadel, der im Besitz von Grundherrschaften
im Land unter der Enns war und schon über
Generationen im Land ansässig war.
Ein barockes Juwel
Mit dem Revolutionsjahr 1848 war die ständische Vertretung
in allen Teilen Österreichs Geschichte.
Das Palais Harrach, dessen Hauptfassade zur Freyung
blickt, barg über viele Jahrhunderte eine großartige
Sammlung von Gemälden, die heute im Schloss Rohrau
in Niederösterreich ein neues Domizil gefunden hat.
Eine besonders gute Idee war es, die fast immer geschlossene
Tür der Kapelle zur Herrengasse hin zu
öffnen. Ein barockes Juwel wurde so sichtbar und lädt
auch zum Innehalten für ein Gebet und Gedenken ein.
Der Altar der Kapelle wurde von Antoni Beduzzi ent-
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DIE MALTESER 3/2022
KULTURGUT
LEIDEN CHRISTI
worfen (1719/20). Das Altarbild „Die Unbefleckte Empfängnis
Mariä“ von Jusepe de Ribera hat Graf Ferdinand
Bonaventura Harrach, damals kaiserlicher Botschafter am
spanischen Hof in Madrid, schon im Jahre 1676 erworben.
Im Jahre 1815 wurde es durch eine Kopie ersetzt und
befindet sich seitdem als eines der Hauptwerke in der Graf
Harrach’schen Familiensammlung, derzeit in Rohrau.
Passionsschnur als Glockenzug
Die künstlerische Konzeption der Kapelle des Wiener
Palais geht auf den damaligen Salzburger Erzbischof Franz
Anton Graf Harrach bestimmend zurück. Auch sein Bruder
Johann Josef war ebenso mit Wien verbunden. Er
war Landkomtur des Deutschen Ordens, Feldmarschall
und Präsident des Hofkriegsrates, ein enger Freund und
Kampfgefährte von Prinz Eugen. Sein Grabdenkmal befindet
sich in der Deutschordenskirche in der Singerstraße.
Und jetzt jedenfalls sollten wir den Blick zur Sakristeitür
wenden. Denn dort dient als Glockenzug eine Passionsschnur
eines Professritters des Malteserordens. Für Professritter
wurde sie erst im Jahr 1663 verpflichtend eingeführt.
In 15 Feldern sind die Leidenswerkzeuge Christi dargestellt.
Populär wurden sie im Spätmittelalter, als sich die Menschen
verstärkt dem Leiden Christi meditativ zuwenden wollten.
Ursprünglich galten sie als „signa“, als Majestätssymbole des
auferstandenen und wiederkehrenden Christus.
Nach der Ablegung der feierlichen Gelübde wurde dem
neuen Professritter die Passionsschnur mit den Worten
angelegt: „Dies ist das Joch, von dem der Erlöser sagt,
dass es mild und leicht ist und das Euch zum ewigen Leben
führt.“ Ganz aktuell, anlässlich der Amtseinführung des
neuen Fürstgroßprior von Österreich, war die Passionsschnur
wieder für zahlreiche geladene Festgäste zu sehen.
Wappen auf dem Palais Batthyány-Strattmann, in der Bankgasse,
1010 Wien
Gemäldegalerie Harrach, Schloss 1, 2471 Rohrau
Anmeldung: info@schloss-rohrau.at, Info: www.schloss-rohrau.at/graf-harrachsche-sammlung
DIE MALTESER 3/2022 19
LEBENSWERT
WENN SOZIALES ENGAGEMENT ZUR
BERUFUNG WIRD
Von Katharina Stögner und Marie Czernin
Foto: iStcokphoto.com/LPETTET
Palliativdienst als höchste Disziplin: Sterbebegleitung bedeutet
zu geben, sich selbst gänzlich zurückzunehmen und
auf den anderen einzulassen. Es geht darum einfach DA zu
sein, ohne einen persönlichen Nutzen zu erwarten – auch
wenn sich dieser am Ende automatisch einstellt: In Form
von Dankbarkeit, als Erweiterung des eigenen Horizonts,
Relativierung der eigenen Probleme, Klarheit über sich
selbst im Zusammenhang mit Trauer sowie Klarheit darüber,
wie man und wie man sicher nicht altern und mit persönlichen
Unzulänglichkeiten des Alterns umgehen möchte.
Ein Gespräch mit einer, die es weiß und mehrfach erlebt hat:
Eleonore Lobmeyr.
Liebe Eleonore, wie bist Du zum Palliativdienst
gekommen?
Im Zuge meiner Tätigkeit „Pflege zu Hause“ habe ich
die Ausbildung zu „Leben Sterben Trauerbegleitung“
im Kardinal König Haus gemacht. Zu dieser Zeit ist der
Malteser Palliativdienst gewachsen und ich wurde die
Stellvertreterin von Johannes Mlczoch. Ich stehe vorwiegend
mit meiner beruflichen Expertise operativ zur
Verfügung. Um das Netzwerken mit den Stellen, die palliativ
von den Maltesern betreut werden, kümmert sich
Johannes. Er ist nicht nur Leiter, sondern auch Experte
mit einer enormen Expertise für diesen Bereich.
Warum entscheidet sich ein junger Mensch für
Palliativarbeit?
Beruflich war ich laufend mit dem Übergang vom Leben
zum Sterben konfrontiert, und auch im Ehrenamt habe
ich es immer wieder erlebt. Das Bewusstsein, dass der
Tod zu unserem Leben dazugehört, und dass wir uns am
Ende unseres Lebens mit Unzulänglichkeiten abfinden
müssen, wird von der Gesellschaft negiert. Dabei ist
es so wichtig, in Würde altern zu können. Da gehört es
dazu, dass man schlechter sieht, schlechter hört, sich
schlechter bewegen kann, vielleicht inkontinent wird.
Sehr oft ist das noch ein viel größeres Tabu als der Tod
selbst. Viele haben ein unzulängliches Bild des Sterbens:
Man legt sich ins Bett und wacht nicht mehr auf. In der
Realität ist der Weg bis zum Tod oft eine große Umstellung.
Sich selbst damit abzufinden und darauf vorzubereiten,
ist wichtig, um das Alter annehmen zu können
und es würdevoll vorzubereiten. Genauso wichtig ist es
aber auch für die Angehörigen sich mit dem Thema des
Alterns und des Sterbens auseinander zu setzen, um
besser vorbereitet zu sein, denn es könnte einen überfordern
wenn es überraschend kommt.
Palliativarbeit also als Bewusstseinsarbeit?
Ja, ein großes Stück weit geht es dabei auch darum, wie
wir Menschen im Alter würdigen oder ob wir uns für sie
genieren und sie als peinlich oder unzulänglich empfinden.
Altern ist stark mit Scham verbunden. Palliativarbeit
unterstützt die Bewusstseinsbildung, dass wir alle einmal
in diese Situation kommen. Gleichzeitig lernen wir neue
Seiten an uns kennen, die Konfrontation mit der eigenen
Person als trauernder oder hinterbliebener Mensch.
Wie läuft ein Palliativdienst praktisch ab?
In der Regel erfolgen die Besuche ergänzend zur Familie
und zu Angehörigen. Besuchs- und Palliativdienst
20
DIE MALTESER 3/2022
LEBENSWERT
verschwimmen mitunter. Die inhaltliche Abgrenzung
ist aber klar: Bei Besuchsdiensten geht es darum, gemeinsam
Erledigungen zu machen, Karten zu spielen
und Ähnliches. Der Palliativdienst findet am Sterbebett
statt. Hier geht es um das Aufarbeiten des Lebens und
darum, die Angst vor dem Tod zu nehmen, vielleicht
auch noch einen letzten Wunsch zu erfüllen. Meistens
ist man in der Stunde des tatsächlichen Sterbens als Palliativbetreuer
nicht vor Ort. Das sind dann meistens die
Angehörigen.
Wie findet man heraus, ob man sich für den
Palliativdienst eignet?
Man sollte sich die Frage stellen, ob man bereit ist, sich
auf neue Menschen bzw. eine Beziehung mit einem fremden
Menschen einzulassen. Es braucht das Interesse
an anderen Menschen und deren Lebensgeschichten,
ein Neugierigsein, wer diese anderen Menschen sind, und
die Bereitschaft, den eigenen Horizont zu erweitern.
Palliativarbeit kann auch überfordern.
Gibt es Hilfe für Helfende?
Es wird eine kostenfreie Supervision angeboten, die in
Anspruch genommen werden kann. In manchen Einrichtungen
ist sie sogar verpflichtend. Man wird also
nicht alleingelassen, denn neue Erfahrungen können
natürlich auch überfordern. Neben der Supervision gibt
es Teamtreffen zum Erfahrungsaustausch.
Wie erfolgt die Aufnahme in den Palliativdienst?
Zunächst gibt es ein persönliches Kennenlerngespräch.
Palliativarbeit geht ja auch an die eigene Substanz. Je
instabiler ich selbst bin, desto schwerer wird es mir fallen,
die Last anderer Menschen zu tragen. Es ist wichtig,
reflektiert an die Sache heranzugehen und sich bewusst
zu sein, das es nicht um einen selbst geht, sondern um
den anderen. Außerdem braucht es einiges an Lebenserfahrung.
Umso mehr ich selbst mitbringe desto leichter
werde ich mir tun mit den Themen wie Abschied,
Trauer, Niederlage, Dinge des Lebens aufarbeiten und
immer wieder auf eine neue Beziehung einlassen mit
fremden Menschen.
Eine starke Frau
Als zweites von drei Kindern geboren, wurde Eleonore
Lobmeyr im christlichen Glauben erzogen. Aufgrund
der beruflichen Situation des Vaters standen
häufige Übersiedlungen an der Tagesordnung.
Schließlich landete die engagierte junge Frau
in Oberösterreich – im Kreis einer Großfamilie.
1990 schloss sich die damals erst Siebzehnjährige
der Ausbildungsgruppe der Malteser OÖ an. Zwei
Jahre später erfolgte die Aufnahme zu den Maltesern
in Salzburg, danach der Wechsel nach Wien. Eine
solide Ausbildung zur Krankenschwester war das
Eintrittsticket zur Mitarbeit bei „Ärzte ohne Grenzen“.
Seit etwa 14 Jahren ist Eleonore Lobmeyr für
die Caritas tätig – zunächst als Leiterin des Stützpunkts
„Pflege zu Hause“ und schließlich als Leiterin
von zwei Pflegeheimen für psychisch erkrankte
Menschen. Was sie motiviert und antreibt: „Ein
sozialer Beruf war immer mein Wunsch. Nach einem
Diavortrag meines Onkels Karl Salm, der mit den
Maltesern in Äthiopien im Einsatz war, hat sich
dieser Wunsch nur weiter gefestigt und leitet mich
heute noch.“
DIE MALTESER 3/2022 21
LEBENSWERT
RUNDSCHAU
Welche Eigenschaften sind sonst noch wichtig?
Es sind vor allem Verlässlichkeit und die Fähigkeit zu
Regelmäßigkeit. Hospizstationen müssen sich darauf
verlassen können, dass man zur Verfügung steht. Verbindlichkeit
bezüglich Ort und Zeit ist absolut notwendig,
dazu muss man sich verpflichten. Das ist wichtig
für die Betreuten, denn dem Sterbenden wird schon viel
genommen. Also soll ihm die Sicherheit einer Palliativbetreuung
nicht auch noch genommen werden.
Sind Palliativdienste mit einem regulären Berufsleben
vereinbar?
Sie sind sogar eine große Chance für Malteser, die im
Berufsleben stehen und keine spontanen oder unregelmäßigen
Sanitätsdienste leisten können. Für den Palliativdienst
könnten fixe Zeiten einmal pro Woche oder
einmal pro Monat vereinbart werden.
Was sind deine wichtigsten Erfahrungen aus der
Palliativarbeit?
Man lernt sehr gut den ganzen Sterbeprozess zu begreifen,
das Sterben und das Trauern an sich und mit
den eigenen Unzulänglichkeiten, die das Altern mit sich
bringt, umzugehen. Auch ist es spannend sich als junger
Mensch mit den Unzulänglichkeiten des Alterns auseinanderzusetzen.
Ich bin davon überzeugt, dass mir
dass einmal selbst helfen wird wenn es bei mir soweit ist.
Danke für das Gespräch!
Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit
im MALTESER Palliativdienst?
Der Malteser Palliativdienst steht gerne für ein unverbindliches
Erstgespräch zur Verfügung. Einfach
ein E-Mail an mpd@malteser.at schicken. Wir melden
uns umgehend bei Ihnen für eine Terminvereinbarung.
https://www.malteser.at/?p=343
GLAUBE IM
FÜHREN UND
FÜHRUNG IM
GLAUBEN
Was bedeutet Führung? Welche Dimensionen
umfasst sie? Was macht
gute Führung aus und welche Kraft
kann dabei der Glaube entwickeln?
Eine Einladung zur Reflexion.
Von Erik Johann Kühnelt-Leddihn
Führender ist – frei nach Peter Drucker, einem Pionier
der modernen Managementlehre – jeder Mensch, der
durch sein Denken und Handeln zum Erfolg seines
Unternehmens bzw. seines Teams beiträgt. Führen findet
dabei in verschiedenen Dimensionen statt.
Die rationale Dimension: Hier sind strukturelle Aspekte
angesprochen, ausgedrückt in Zahlen, Fakten, Stellenbeschreibungen
und Aufgaben. Von Aufgaben klar zu
unterscheiden sind Ziele, die vier Kriterien erfüllen müssen:
1. ein Endergebnis definieren, 2. einen Termin fixieren,
3. realistisch und 4. messbar sein.
Die soziale Dimension: Sie umfasst die Fragen: Wie
gehen wir miteinander um? Wie nehmen wir unseren
Nächsten wahr, mit all seinen Stärken und Schwächen?
Begegnen wir einander auf Augenhöhe?
Die emotionale Dimension: Sie wird oft unterschätzt.
Im Kern steht die Frage: Was treibt mich an, was durchdringt
mich?
Die Dimension der Intuition: Oft auch als Bauchgefühl
bezeichnet, ist sie in der Führung mindestens
22
DIE MALTESER 3/2022
RUNDSCHAU
genauso wichtig wie das Rationale, das Soziale und das
Emotionale. Durch Erfahrung, Training und Weiterbildung
sammelt sich im Unterbewusstsein ein Schatz an,
der im entscheidenden Augenblick die richtige Handlung
ermöglicht.
Die religiös-ethische Dimension: Der Glaubensaspekt
kann in unserem Leben nicht außer Acht gelassen werden.
Denn eine Ethik ohne Religion als tragenden Inhalt
bricht in entscheidenden Situationen immer wieder zusammen.
LESE-IMPULSE
Anregungen zu guter Führung finden sich unter anderem
in der Regel des Heiligen Benedikt, bei Peter Drucker im
Buch „Die ideale Führungskraft. Die Hohe Schule des
Managers“ oder bei Tom Peters „Kreatives Chaos“.
Wertvolle Inspirationen geben auch die Schriften von
Abtprimas em. Notker Wolf und Schwester Enrica
Rosanna unter dem Titel „Die Kunst Menschen zu
führen“ sowie Chris Lowneys „Franziskus – Führen
und Entscheiden“.
Die Basis: Führen mit allen Dimensionen Alle genannten
Dimensionen sind, jede für sich genommen,
für eine gute Führung zwar notwendig, aber nicht hinreichend.
Erst das Zusammenwirken aller fünf Bereiche
ist erfolgversprechend. Das Religiös-Ethische in Kombination
mit dem Sozialen ergibt die Kultur eines Unternehmens.
Das Emotionale gepaart mit dem Intuitiven
ergibt die Dynamik und das Rationale die Struktur. Alle
Dimensionen müssen in einem Führungsteam vertreten
sein und zusammenwirken.
Die Königsklasse: Führen im Ehrenamt Grundsätzlich
kann die Menschenführung sowohl im Wirtschaftsleben
mit bezahlten Mitarbeitenden als auch im Ehrenamt
in diesen fünf Dimensionen erfolgen. Die Gewichtungen
sind jedoch unterschiedlich, da im Ehrenamt die pekuniäre
Motivation entweder durch eine religiöse oder durch
eine ethische „Remuneration“ ersetzt ist. So gesehen ist
erfolgreiches Führen im Ehrenamt wohl die Königsklasse.
Lesen sie den ganzen Artikel auf der Website:
www.malteserorden.at
DIE MALTESER 3/2022 23
RUNDSCHAU
AKTUELLES ZUR
MALTESER-UKRAINE SOFORTHILFE
Gemäß dem Wahlspruch „helfen dort, wo Not ist“, setzen die MALTESER ihre Ukraine Soforthilfe in der Ukraine und in
Österreich fort. Vielen Dank für die großzügigen Spenden, die diese Hilfe erst ermöglichen. Generalsekretär Manuel
Weinberger gibt einen Einblick in die derzeitigen Aktivitäten (Stand Mitte Oktober).
Der Hauptfokus der Unterstützung der Malteser liegt in
den Bereichen Gesundheit/medizinischer Versorgung, Ernährung
und Unterbringung. Mit den bereits aktuell laufenden
Projekten werden bis Anfang des kommenden Jahres
alleine durch die Hilfe der österreichischen Malteser
über 45.000 Menschen dringend benötigte Hilfe erhalten.
Aufgrund des nahenden Winters gibt es aber auch schon
seit längeren Planungen für die Winterhilfe, die inzwischen
umgesetzt werden. Die Koordinierung der Hilfslieferungen
für die Winterhilfe erfolgt von Lviv aus. „Wir
haben zum Beispiel Generatoren beschafft, die in den
Osten des Landes gebracht werden, damit die Menschen
auch ohne reguläre Stromversorgung Heizstrahler oder
Öfen betreiben können, wenn die Temperaturen immer
weiter fallen“, sagt Janine Lietmeyer Programmdirektorin
von Malteser International.
Neben Generatoren werden Öfen, solarbetriebene
Powerbanks, LED-Lampen, Isoliermaterial, Schlafsäcke,
Decken, haltbare Lebensmittel und warme Kleidung in
den Osten des Landes geliefert. Die erneuten landesweiten
Angriffe erschweren die Arbeit der vielen zum Teil
ehrenamtlichen Helfer enorm.
„Ich bin zutiefst beeindruckt von der Kraft und der Motivation
unserer Kollegen in Lviv, die sich auch jetzt nicht
bremsen lassen, um den Menschen zur Seite zu stehen, die
unserer Hilfe bedürfen. Sie haben bald acht Monate Krieg
hinter sich, leben seitdem in ständiger Angst und doch lassen
sie sich nicht davon abbringen, den betroffenen Menschen
zu helfen“, sagt Lietmeyer.
Folgende Projekte mit österreichischer Unterstützung
in der Ukraine dürfen wir kurz vorstellen:
Unterstützung von geflohenen und intern
Vertriebenen und der aufnehmenden Gemeinden
Das Projekt sieht die Unterstützung der humanitären
Hilfe bei der Deckung des Bedarfs in den Bereichen Gesundheit,
Nahrung, Sicherheit und Unterkunft, indem
auf den ermittelten Bedarf zugeschnittene Soforthilfe
bereitgestellt wird. Das Projekt konzentriert sich auf die
Unterstützung von Flüchtenden und Binnenvertriebenen
in der Süd- und Westukraine und den Nachbarländern,
insbesondere Moldawien.
Die Projektaktivitäten umfassen unmittelbare Hilfslieferungen
vor allem von Nahrungsmitteln und medizinischen
Produkten für die von der Krise betroffenen Menschen.
Dazu gehören medizinische Hilfstransporte nach Odessa
und die Unterstützung und Beheizung von Unterkünften.
Technische Winterhilfe
Das Projekt ermöglicht Überwinterungsschutzmaßnahmen
durch die Bereitstellung von Energieerzeugern und entsprechendem
Zubehör für die vom Krieg in der Ukraine betroffenen
Menschen. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf der
Ausstattung von Notunterkünften und von Gemeinschaftsräumen
für vertriebene Menschen, sowie von individuellen
Unterkünften in abgelegenen Gebieten der Ukraine. Die
entsprechenden Aktivitäten haben zum Ziel, die derzeitige
lückenhafte Energieversorgung aufgrund der beschädigten
oder teilweise auch gar nicht mehr existierenden Infrastruktur
zu überwinden und die von der Krise betroffene
Bevölkerung auf den Winter vorzubereiten.
24
DIE MALTESER 3/2022
RUNDSCHAU
Ganzheitliche humanitäre Hilfe für die vom
Konflikt betroffenen Binnenvertriebenen und die
am stärksten gefährdeten Einwohner der Ukraine
Das übergeordnete Ziel dieses gemeinsam mit dem Hilfswerk
International (HWI) umgesetzten Projekts ist es,
einen Beitrag zur humanitären Hilfe zu leisten und die
Situation der am meisten gefährdeten Mädchen, Jungen,
Männer und Frauen in der Ukraine zu verbessern.
Im Rahmen dieses Projekts werden die spezifischen Bedürfnisse
von mindestens 67.690 Vertriebenen und besonders
schutzbedürftigen Einwohnern in der Ukraine
auf ganzheitliche Weise bedient, indem ein barrierefreier
Zugang zu humanitärer Hilfe und den am dringendsten
benötigten Gütern und Dienstleistungen in fünf vom
Projekt eingerichteten und betriebenen Help Points (in
Chernivetska, Ivano-Frankivska, Zakarpatska, Zaporizka,
Dnipropetrovska and Kharkivska Oblasts) sowie in den
Regionen entlang der Frontlinie gewährleistet wird. Die
geplanten Aktivitäten umfassen die Bereitstellung humanitärer
Hilfe für die am stärksten gefährdeten Personen in
der Ukraine, einschließlich der Bereitstellung von lebensnotwendigen
Gütern und Lebensmitteln sowie psychosozialer
Unterstützung für Erwachsene und Kinder. Die von
der Organisation eingerichteten und betriebenen kinderfreundlichen
Räume bieten einen sicheren Ort, an dem
Kinder zusammenkommen können, um zu spielen, sich zu
entspannen, sich auszudrücken, sich unterstützt zu fühlen
und Fähigkeiten zu erlernen, um mit den Herausforderungen
umzugehen, denen sie gegenüberstehen.
Hilfe in Österreich
Parallel zu den soeben genannten Großprojekten gibt
es natürlich auch weiterhin laufende Hilfe von uns aus
Österreich. So werden nach wie vor regelmäßig Hilfslieferungen
mit dringend benötigten Gütern in Österreich
zusammengestellt und durch uns oder unsere Partner in
die Ukraine gebracht. Aktuell werden hier vor allem Verbandsmaterial,
medizinische Produkte und sanitätstechnisches
Gerät und Nahrungsmittel geliefert.
Aber auch in Österreich selbst läuft unsere Hilfe kontinuierlich
weiter, wie z.B. in der gemeinsam mit den Schulschwestern
des 3. Ordens des Hl. Franziskus und der
Diakonie betriebenen Flüchtlingsunterkunft St. Josef in
Wien. Das Haus wurde im Klosterbereich von den Schulschwestern
zur Verfügung gestellt und von den Maltesern
eingerichtet. Die Zuweisung der Geflüchteten erfolgt
durch den Fonds Soziales Wien (FSW), die Verwaltung hat
die Diakonie übernommen. Das Haus wurde rasch nach
der Eröffnung gefüllt. Derzeit sind 30 vertriebene ukrainische
Mütter mit ihren Kindern über 4 Stockwerke verteilt.
Die Malteser unterstützen die Flüchtlinge beim Erlernen
der deutschen Sprache, sowie Hilfe bei der Vermittlung
von Arbeitsplätzen. Des Weiteren organisieren wir Ausflüge
und unterstützen die Bewohnerinnen und Bewohner
bei Problemen des täglichen Lebens. Vielen Dank an
die beiden Koordinatoren Peter Mensdorff-Pouilly und
Georg Holzhausen, sowie dem gesamten Team.
All diese Hilfe war und ist nur dank unserer zahlreichen
Spender und der vielen Unternehmen, die uns mit Sachspenden
und Logistik unterstützen, möglich. Bei Ihnen allen
dürfen wir uns ganz herzlich im Namen der unter dem
Krieg leidenden Menschen bedanken!
Bitte unterstützen Sie uns auch weiterhin.
Verwendungszweck: Ukraine Soforthilfe
IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800
BIC: GIBAATWWXXX
DIE MALTESER 3/2022 25
MALTESERÖSTERREICH
DAS LEBEN EIN BISSCHEN SO
Aus der Not geboren, um Menschen in Not zu helfen: Das sind die Anfänge des MALTESER Hospitaldienstes Austria. In Wien
umfasst der Bereich mittlerweile mehr als 400 aktive Mitglieder und freiwillige Helfer, die sich Tag für Tag aus Überzeugung
engagieren.
Von Tobias Zöhrer
Herbst 1956: In Ungarn erhebt sich das Volk gegen
die Regierung der kommunistischen Partei und der
sowjetischen Besetzungsmacht. Doch der Aufstand
wird brutal niedergeschlagen, hunderttausende
Ungarn flüchten in den Westen. Als Reaktion darauf
gründen einige Mitglieder des Malteserordens die
„Einsatzstaffel“, die im Grenzgebiet zu Ungarn Hilfs-
aktionen durchführt und sich in Wien um die Flüchtlingsbetreuung
kümmert: Der Malteser Hospitaldienst
Austria ist geboren.
Zwei Jahre später, 1958, beginnen die Malteser am
Rettungsdienst in Wien mitzuwirken – zunächst noch
im Rahmen des Roten Kreuzes. Ab 1962 übernehmen
WIEN
GESTATTEN, DÜRFEN WIR UNS VORSTELLEN?
Der Bereich Wien ist – gemessen an der Zahl der Freiwilligen – der größte innerhalb des MALTESER Hospitaldienstes
Austria. Mit mehr als 400 Mitgliedern und Freiwilligen leistet er rund um die Uhr seine Dienste. Was es für jede Einzelne
und jeden Einzelnen bedeutet, Teil dieser großartigen Organisation zu sein, ist hier am Beispiel des Führungsteams
beschrieben.
„Für mich bedeutet Malteser sein,
Teil einer von Nächstenliebe und
Freundschaft geprägten Gemeinschaft
zu sein. Bei den Maltesern hat
man die Möglichkeit, von und mit
unseren Betreuten lernen zu dürfen
und dabei im Glauben wachsen zu
können.“
Sofia Rumpf, Referatsleitung Jour Fix Soz
„Ich bin Malteserin, weil es mir ermöglicht, mich
in meinen Werten und meinem Handeln täglich
zu erneuern und zu bestärken. Es ist eine besondere
Art, mit meinen Mitmenschen zu leben und
mit mir selbst.“
Viktoria C. Klingerstorff, Gruppenleiterin
„Es beeindruckt mich immer
wieder aufs Neue, mit
wie viel Einsatz und Hingabe
sich die freiwilligen Mitglieder
für Kranke, Arme
und Benachteiligte einsetzen.
Das Fundament dafür
bilden unsere Spiritualität
und Gemeinschaft – eine einzigartige
Kombination, die seit Jahrhunderten Menschen
dazu motiviert, gegen das achtfache
Elend anzukämpfen. Malteser zu sein bedeutet
für mich gelebte christliche Nächstenliebe.
Aus meinem Glauben schöpfe ich
die Kraft, meine Zeit für den Dienst an unseren
Herren Kranken herzuschenken.“
Tobias Zöhrer, Referatsleiter PR und
Kommunikation
26
DIE MALTESER 3/2022
MALTESERÖSTERREICH
NNIGER MACHEN
die freiwilligen Mitglieder auch regelmäßige Aufgaben
in der Krankenpflege. 1967 wird mit dem Aufbau eigener
Bereiche in den verschiedenen Bundesländern
begonnen.
Verlässliche Hilfe in der Krise
Heute findet im Bereich Wien eine Vielzahl von Regelund
Sonderdiensten statt. Wie zu den Anfängen sind
die ehrenamtlichen Mitglieder auch im Katastrophenschutz
und in der Flüchtlingshilfe tätig. Zuletzt etwa
wurden mehrere Lastwagen mit Hilfsgütern in die
Ukraine geschickt. Es wurde beim Aufbau von Flüchtlingsunterkünften
geholfen und medizinisches Personal
an die Grenze entsandt. Auch in der Coronakrise
leisteten und leisten die Malteser in Wien einen großen
Beitrag, indem sie zum Beispiel die Einsatzleitung
der Impfstraße im Stephansdom übernahmen. Hier
wurden rund 50.000 Impfungen durchgeführt.
Trotz dieser aufwendigen Einsätze wurden auch die Regeldienste
im Sanitätsbereich nicht vernachlässigt: Die
Malteser sind Teil der „Vier für Wien“, eines Zusam-
„Ich bin Malteserin, weil ich damit Gelegenheiten
bekomme, mit Gottes Hilfe Menschen
glücklich zu machen und in einer Gemeinschaft
von Gleichgesinnten sinnvolle Dinge
zu tun. Ich kann einen Teil meiner Freizeit
anderen Menschen widmen, dabei versuchen,
ihr Leben ein bisschen sonniger zu machen
und dadurch unvergessliche Erlebnisse mit
meinen Freunden teilen.“
Anna Hübner, Referentin Valletta
„Ich wurde in die Malteser hineingeboren
und bin bis heute Malteserin
geblieben, weil ich hier eine
Gemeinschaft gefunden habe,
die an einem Strang zieht, um
andere Menschen zu unterstützen,
ohne eine Gegenleistung zu
erwarten. Für mich bedeutet
Maltesersein für Mitmenschen
da zu sein – sei es durch aktive Hilfe oder durch reine Gesellschaft
während einer einsamen Phase.“
Marie-Theres Feldscher, Referatsleitung Verwaltung
„Als Malteser habe ich die
Möglichkeit, meine Kraft
und Freizeit Menschen
zu widmen, welche vor
großen Hürden im Leben
stehen, und ihnen durch
mein Tun eine Freude zu
bereiten. Bei den Maltesern
habe ich eine tolle Gemeinschaft
gefunden, mit der ich dem Dienst an
anderen Menschen mit Freude nachgehen kann.“
Tobias Lanzerstorfer, Referent Grundausbildung
„Hier habe ich die Chance, als
Teil einer engagierten und tatkräftigen
Gemeinschaft Menschen
in unterschiedlichsten
Lebensabschnitten zu begleiten.
Sowohl im Sozial- als auch im
Sanitätsdienst lernt man jeden
Tag etwas Neues und darf sich
immer wieder freuen, wenn es einem
gelingt, anderen ein Lächeln
ins Gesicht zu zaubern.“
Sophie Pongracz, Referatsleitung Organisation Soz
DIE MALTESER 3/2022 27
MALTESERÖSTERREICH
menschlusses der wichtigsten Rettungsorganisationen
der Stadt. So werden ehrenamtlich Rettungs- und
Krankentransporte durchgeführt, Erste-Hilfe-Kurse
gehalten und Ambulanzen – zumeist in der Präsidentschaftskanzlei
und im Bundeskanzleramt – gestellt.
Sozialdienste, Wallfahrten und Herzenswünsche
Ein starkes Augenmerk liegt auch auf den Sozialdiensten.
Wir wollen für unsere Betreuten in allen Lebenslagen
da sein und sie mit christlicher Nächstenliebe
begleiten. So gibt es jeden Mittwoch das „Valletta“, bei
dem wir jeweils unter einem anderen Motto Zeit mit
ihnen in unserer Bereichszentrale am Börseplatz verbringen.
Montags schauen wir uns gemeinsam einen
Film an, während andere Freiwillige für Obdachlose in
der VinziRast kochen. In zahlreichen Sonderdiensten
und Wallfahrten machen wir gemeinsame Ausflüge
und Aktivitäten. Außerdem erfüllen wir im Rahmen
der Malteser-Aktion „Herzenswunsch“ besondere Anliegen,
die ohne die Hilfe der Malteser nicht möglich
wären.
Wir sind dankbar für unsere vielen Freiwilligen, die
ihre Zeit und Kraft opfern, um anderen Menschen zu
helfen und sie in schwierigen Situationen zu begleiten.
Wir setzen alles daran, dass dies auch in den nächsten
Generationen in der Tradition der Malteser fortgeführt
wird.
Du möchtest dich bei uns ehrenamtlich engagieren?
Dann nimm mit uns Kontakt auf: www.malteser.at
Wir freuen uns darauf dich kennen zu lernen.
ALTEN- UND KRANKENDIENST IM BEREICH BURGENLAND
WENN EINER EINE REISE TUT ...
... dann kann er was erleben! Bei uns waren es gleich
24 Betreute, mit denen wir einen wunderbaren Ausflug
nach Orth an der Donau erleben durften. Es mit einer
Hl. Messe in der Pfarrkirche von Orth los. Später gab
es ein gemeinsames Mittagessen und danach ging es
zum Flanieren an die Donauauen und an einen Teich die
unmittelbar an das Schloss angrenzen. Dort kann man
auch Wassertiere durch eine Glasscheibe von unten betrachten.
Zum Abschluss folgte ein kurzer Besuch in
Von Wolfgang Weigel
einem Eissalon, ehe wir gutgelaunt die Heimfahrt antraten.
Im Herbst ging es nach Maria Hasel, einer barocken Wallfahrtskirche
in Pinggau. Pater Georg von den Oblaten
des Heiligen Franz von Sales reiste extra als Zelebrant
an. Auch hier kam die Kulinarik, im Anschluss an die
Hl. Messe nicht zu kurz, auf dem Rückweg gab es einen
Besuch im Automobilmuseum Aspang.
28
DIE MALTESER 3/2022
MALTESERÖSTERREICH
GAUDETE!
Freuet euch – unter diesem Motto stand die große MALTESER Pilgerfahrt nach Rom vom 22. bis zum 29. Oktober 2022.
400 Personen – 80 Menschen mit Behinderung, davon 65 im Rollstuhl, 160 Malteser und 160 Pilger – verbrachten
gemeinsam eine Woche in Rom und genossen ein vielfältiges Programm. Der alles verbindende rote Faden: Freude.
Von Georg Male
Unmögliches möglich machen
Mit dem Rollstuhl über das unebene und löchrige Kopfsteinpflaster
der römischen Altstadt? Zur Lourdes-
Grotte weit oben in den Vatikanischen Gärten? Ins
(nicht durch Lifte erschlossene) Obergeschoß der Vatikanischen
Museen zu den weltberühmten Stanzen Raffaels?
Den steilen Weg hinauf zum Kapitol, um den perfekten
Blick aufs Forum zu erhaschen? Alles kein Problem,
wenn man mit den Maltesern unterwegs ist.
für die Gäste eine willkommene Abwechslung von ihrem
Alltag, der zumeist durch Einsamkeit und Einschränkungen
gekennzeichnet ist. Nicht so in Rom: Aufgeteilt
auf zehn Teams in ebenso vielen Bussen erlebten die
Teilnehmer ein dichtes und vielfältiges Programm. Das
spirituelle Angebot reichte von einer privaten Andacht
in der Sixtinischen Kapelle über Hl. Messen in den wichtigsten
Kirchen Roms bis hin zur Teilnahme an der allwöchentlichen
Generalaudienz des Hl. Vaters.
Ob es Rollstuhl schieben, tragen, waschen und pflegen
ist oder gemeinsam essen, lachen, singen, tanzen und
beten – die Teilnehmer einer Malteser Pilgerfahrt wie jener
nach Rom bilden eine große Familie, die alles miteinander
teilt. Anstrengung ebenso wie Genuss. Traurigkeit
ebenso wie Freude. Die ehrenamtlichen Helfer der
Malteser, in der Mehrzahl Studenten, aber auch viele
„Junggebliebene“, teilen ihre Freizeit mit den von ihnen
Betreuten, und das buchstäblich rund um die Uhr.
Freude erleben, Kraft tanken
Die Leichtigkeit und Fröhlichkeit dieser Tage brachte
Einen kulturellen Höhepunkt bildeten gleich am ersten
Tag exklusive Führungen in den für sonstige Besucher
geschlossenen Vatikanischen Museen. In der Folge
wurde das antike Rom ebenso besucht wie das barocke
– Spezialführungen inklusive. Und auch die Dolce Vita
kam mit Mittagessen in typischen Restaurants, Flanieren
in der Altstadt und in Trastevere und einer rauschenden
Party nicht zu kurz.
Reiche Gelegenheit also, Eindrücke und Erinnerungen
zu sammeln, die auch in der Rückschau das vermitteln
sollen, was die gesamte Reise prägte: Freude.
DIE MALTESER 3/2022 29
MALTESERÖSTERREICH
ROM
PILGERFAHRT
2022
Sonntag: Einen kulturellen Höhepunkt bildeten gleich am ersten Tag exklusive
Führungen in den für sonstige Besucher geschlossenen Vatikanischen Museen.
Montag: Hl. Messe im Pantheon, das extra für uns gesperrt wurde. Auch der österreichische Botschafter beim
Hl. Stuhl und dem Malteserorden, Exz. Dr. Marcus Bergmann, gab uns die Ehre.
Dienstag: Spaziergang, Andacht und Mittagessen in den Vatikanischen Gärten, dann Hl. Messe und
Führung im Petersdom. Ein Fest der Gemeinschaft und des Glaubens.
30
DIE MALTESER 3/2022
MALTESERÖSTERREICH
Mittwoch: Die Audienz beim Heiligen Vater ist für viele Pilger der absolute Höhepunkt, besonders wenn dieser einen
persönlich begrüßt, auf Augenhöhe!
Donnerstag: Was bei einer Pilgerfahrt in die Ewige Stadt nicht fehlen darf, ist neben einer Hl. Messe
in Santa Maria Maggiore die Besichtigung des „antiken Rom“.
Freitag: Hl. Messe mit Krankensalbung in S. Maria in Trastevere – mit einer kleinen Überraschung:
Einem Platzkonzert der Militärmusik Rom, inklusive Radetzkymarsch.
DIE MALTESER 3/2022 31
MALTESERÖSTERREICH
INTERNATIONALES MALTESER
SOMMERLAGER 2022
Anfang August machten sich 20 Malteser aus Österreich, davon 8 Gäste, auf den Weg nach Italien. Ziel der Reise war es, mit ca.
400 anderen Jugendlichen aus aller Welt eine Woche in der Nähe von Rom am Internationalen MALTESER Sommerlager, dem
Maltacamp, zu verbringen.
Von Victoria Mensdorff-Pouilly
Teil des vielseitigen Programms waren neben der Opening
Ceremony und den Aktivitäten am Campsite die
Ausflüge nach Rom in die Villa Borghese oder ins Colosseum,
zum Castel Gandolfo, auf eine Militärbasis, in das
kleine Dörfchen Sant’ Angelo di Roccalvecce und in den
Vergnügungspark „Cinécitta“. Höhepunkt war eine
Hl. Messe im Petersdom mit Kardinal Silvano Maria
Tomasi und anschließendem Essen im Stützpunkt der
Carabinieri in Rom, wo unter anderem auch ein eigenes
Konzert der Militärkapelle für uns stattfand. Für viele
von uns war das Highlight der Woche ein Ausflug zu
einem rollstuhlfreundlichen Strand, um dort endlich
wieder im Meer schwimmen zu gehen und den Sand unter
den Füßen zu genießen. Das stundenlange Schwimmen
und die starke Sonne war ein besonderes Erlebnis
und wird uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben.
Auch das Abendprogramm für uns Jugendliche war
vielseitig mit unterschiedlichsten Motto-Discos, wie
beispielsweise einer „Fluoreszierenden Nacht“, der
„TogaParty“ und einer „Superhero Night“. Besonders
beliebt waren wie immer die beiden Internationalen
Abende, an denen sich jedes der 17 Länder kulinarisch
und kulturell vorstellte. Österreich war traditionsbewusst
mit Kaiserschmarrn mit Apfelmus und Weißem
Spritzer in Dirndl und Lederhose vertreten.
Auch die Italien Happy Hours, an denen es typisch
italienische Aperitivos gab, waren von besonderer
Gemütlichkeit geprägt. Um einen Abend Kraft für
das anstrengende Programm zu sammeln, wurde am
Mittwochabend eine „Silent Night“ veranstaltet, bei
der es eine Lichterprozession mit anschließender Anbetung
vor dem Allerheiligsten und Beichtgelegenheit
gab. Des Weiteren gaben Ordensbrüder, welche
die ewige Profess im Malteserorden ablegten, Zeugnis
über ihre Berufung und ihr Leben als Malteser Ritter.
Ein weiterer Teil den Glauben am Camp zu leben,
waren die fast täglichen Hl. Messen, die wir dank unseres
Teampriesters feiern konnten.
32
DIE MALTESER 3/2022
MALTESERÖSTERREICH
Abschluss der Woche war neben der Closing Ceremony, der Christophers
Cup, ein Crocketturnier das an die bei einem Autounfall ... verunglückten
österreichischen Malteser & Betreute erinnert. Nachdem wir Österreicher
den Christophers Cup nun covidbedingt 3 Jahre lang bei uns aufbewahrten,
konnten wir ihn heuer an das Team Slovakia und Bulgaria weitergeben.
Auf die Frage, was in der Woche am besten war, konnte Barbara nur sagen:
„alles - Aber wie!!! Und mein Geburtstag mit allen meinen Freunden – Aber
wie!! Das habe ich noch nie erlebt!“ Barbara, Gast am Maltacamp.
Auch Matthias meinte „Mir hat das Maltacamp sehr gut gefallen – aber am
besten war die Disco und das Schwimmen im Meer mit meinen liebsten
Freunden“ – Matthias, Gast am Maltacamp.
Gut, dass wir alle unsere neuen Freunde nächstes Jahr am Maltacamp in
Waterloo, Belgien wiedersehen können. Danke an das italienische Organisationsteam
für die drei Jahre lange Organisation. Die Vorfreude auf das
nächste Camp steigt aber auf jeden Fall schon jetzt!!!
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MALTESERÖSTERREICH
Herzenswunsch
WIE GERNE WÜRDE ICH NOCH EINMAL ...
Träume und Wünsche bekommen eine ganz andere Dimension, wenn Menschen wissen, dass sie nicht mehr lange zu leben
haben. Die Malteser erfüllen diese letzten Wünsche.
Es sind oft Herzenswünsche, die den Betroffenen alles
bedeuten. Noch einmal einen geliebten Verwandten oder
eine Freundin sehen, einen besonderen Ort besuchen,
mit dem schöne Erinnerungen verbunden werden. Die
Malteser machen es im Rahmen des Projekts „Malteser
Herzenswunsch“ möglich. Sie organisieren Ausflüge zu
einem beliebigen Wunschort innerhalb von Österreich.
Auf diese Weise können schwerkranke oder hochbetagte
Menschen Abschied nehmen, noch einmal genießen
oder sich einfach noch einmal fühlen wie früher – am
Ort ihrer Kindheit, bei ihrer Familie, mit Freunden. Begleitet
werden sie auf ihrer Fahrt durch ehrenamtliche
Malteser, die für die erforderliche – auch medizinische –
Betreuung sorgen. Die Erfüllung des Herzenswunsches
ist für den Fahrgast und eine Begleitperson kostenlos
und wird ausschließlich über Spenden finanziert.
Seit Bestehen des Projekts durften wir schon eine Vielzahl
an Herzenswünschen realisieren. Nähere Infos und
Kontaktmöglichkeiten finden sich im Internet unter:
www.malteser.at/was-wir-tun/herzenswunsch/
Steiermark
HERZENSWUNSCHFAHRT INS GRAZER
BERGLAND
Von Pia Katharina Winkler
Es hätte kein schönerer goldener Herbsttag sein können. Am 08.10.2022 war
nicht nur Welt-Hospiztag, sondern auch ein ganz besonderer Ausflug in das
Grazer Bergland geplant. Für Martin, Balthasar und Lisa war es eine Landpartie,
welche ihre letzte sein könnte. Alle drei haben eine palliative Diagnose.
Von Graz aus starteten wir auf die Teichalm. Angekommen, gab es ein
wunderbares Mittagessen – wie bei einer großen Familie. Dabei war es
unwichtig, wie lange wir bei diesem Mittagessen saßen oder ob der ALS-
Patient Stück für Stück seine Kraft verliert und den Salat zur Hauptspeise
nur mehr mit Hilfe zu sich nehmen kann. Dafür sind wir Malteser stets
zur Stelle, um das Wichtige nicht zu verpassen: Den sonnigen Tag in bester
Gesellschaft der Familie.
So war es allen möglich, einen gemeinsamen Ausflug ins Grüne und auf einen
Bio-Bauernhof zu unternehmen. Wie die Augen strahlten beim Anblick der
Kinder, die gemeinsam mit den Bergziegen um die Wette kletterten! Streicheleinheiten
mit den Kühen, Kaninchen und Hunden kamen auch nicht zu kurz.
Nach ganz viel Sonne, Lachen und Genießen ging es wieder zurück nach Graz.
34
DIE MALTESER 3/2022
Tirol
DIE ERFÜLLUNG EINES HERZENSWUNSCHES AM
PATSCHERKOFEL
Von Camilla Montecuccoli
Frau N. ist seit einiger Zeit Patientin auf der Palliativstation. Immer wieder spricht sie
über ihre Liebe zu den Bergen. Daraus ergab sich auch die Idee einer Herzenswunschfahrt
auf den Patscherkofel inklusive Einladung der Patscherkofelbahn Betriebs GmbH.
Bei schönstem Wetter holten zwei engagierte ehrenamtliche Malteser Frau N. vom
Hospiz-Haus in Hall in Tirol ab und fuhren zur Talstation der Patscherkofelbahnen.
Dort wurde Frau N. schon von ihrem Vater erwartet, der sie bei diesem besonderen
Ausflug begleitete. Nach der Bergfahrt spazierten die beiden gemütlich zwischen
Kühen Richtung Alpengarten mit herrlichem Ausblick. Zu Mittag wurden köstliche
Schnitzel und Käsespätzle verspeist und anschließend ging es wieder tal- und
heimwärts nach Hall.
Es war ein wunderbarer Ausflug für Frau N., die nach diesem tollen Tag freudestrahlend
und glücklich auf die Hospiz- und Palliativstation zurückkehrte – nicht
nur mit ihrem Rucksack, sondern auch einem unvergesslichen Erlebnis im Gepäck.
Salzburg
WALLERSEE ALS HERZENSWUNSCH
Von Anna Weinkamer
Für viele ist es selbstverständlich, schöne Tage an einem See im Salzburger
Land zu verbringen. Frau T. kann das leider nicht mehr. Sie wird palliativ
betreut, ist auf den Rollstuhl angewiesen und wohnt im ersten Stock ohne
Lift. Schon sehr lange konnte Frau T. ihre Wohnung nicht mehr verlassen
und schon gar nicht zu ihrem Wohnwagen an den Wallersee zum Badeplatz
der Familie fahren. Dabei war das ihr allergrößter Wunsch: noch einmal an
den Wallersee. Ständig sprach Frau T. davon, wie uns ihre Tochter erzählte,
die sich mit dem Wunsch ihrer Mutter an die Salzburger Malteser wandte.
An einem warmen, sonnigen Tag holte ein Team der Salzburger Malteser
Frau T. und ihre Familie zu Hause in Hallein ab und fuhr an den Wallersee.
Was war das für eine Wiedersehensfreude bei der Ankunft am Camping-
Platz! Viele Nachbarn und Freunde waren da, um Frau T. zu begrüßen. Sie
konnte noch einmal ihren Wohnwagen besuchen, in dem sie so viele glückliche
Stunden verbracht hat. Noch einmal unter ihrem Lieblingsbaum sitzen.
Noch einmal über den See schauen. Als wir Frau T. nach einem langen,
gelungenen und erfüllten Tag wieder zurück nach Hause gebracht hatten,
verabschiedete sie uns mit den Worten: „Das war einer der schönsten Tage
meines Lebens!“
DIE MALTESER 3/2022 35
MALTESERÖSTERREICH
MALTESER KINDERHILFE
WIEDER SAGEN WIR HERZLICH „DANKE!“
„Was wären die großen Erfolge ohne die kleinen“, hieß einmal ein Werbespruch. Im Hilde Umdasch Haus bewahrheitet er sich im
echten Leben. Dank großzügiger Spenden kommen die Bewohnerinnen und Bewohner in ihrem nicht immer einfachen Alltag
Schritt für Schritt voran und können so auch richtig große, für sie glückliche Momente erleben. Dafür ein herzliches Danke an alle
Spender und Unterstützer der MALTESER Kinderhilfe!
Von Katrin König
Der Kommissar und Komödiant
Bekannt aus der Erfolgsserie „Die Rosenheim
Cops“, in der er die sympathische Kultfigur
„Michi Mohr“ spielt, gab Max Müller, ausgebildeter
Bariton, gemeinsam mit dem Pianisten
Volker Nemmer einen Benefizabend zugunsten
der Malteser Kinderhilfe im Hilde Umdasch
Haus. Mit seinem Programm „Tierisch“ versetzte
er das Publikum in der Ybbsfeldhalle in
Blindenmarkt in helle Begeisterung. Ebenso
begeistert sind jetzt die Bewohnerinnen und
Bewohner im Hilde Umdasch Haus: Ihnen kommt eine Spendensumme von 25.550 Euro zugute, die Max Müller und
Intendant Michael Garschall der Malteser Kinderhilfe überreichten. Ein ganz, ganz großes Dankeschön dafür!
Jugendliche helfen Jugendlichen
Was dabei herauskommt, wenn Helfen Schule macht,
zeigten zwei Schulklassen vor: Die Schülerinnen und
Schüler der 3D vom Stiftsgymnasium Melk organisierten
selbstständig einen „Naschmarkt“ mit köstlichen,
teilweise selbst gebackenen Muffins, Cake-Pops, Kuchen
und Käsestangen. Die Fachschule für Sozialberufe
in Gleiß organisierte im Rahmen des Unterrichtsfachs
„Angewandtes Projektmanagement“ einen Jausen-
Verkauf mit Unterstützung der Bäckereien Moshammer
und Piaty. Der Erlös aus dem Verkauf der Leckereien –
stattliche 1.079,70 Euro aus beiden Projekten – kommt
der Malteser Kinderhilfe zugute. Danke für dieses großartige
Engagement im Namen aller Bewohner im Hilde
Umdasch Haus, deren Alltag durch diese Spendenaktionen
wieder ein Stückchen verbessert werden kann!
36
DIE MALTESER 3/2022
MALTESERÖSTERREICH
Bratwürstel mit Kraut und Gebäck
Im Rahmen einer Wallfahrt zur Kapelle im Hilde Umdasch Haus fanden die Bewohner und Klienten der Tagesstruktureinrichtung
der ARGE Sozialdienst Mostviertel den Weg zu uns. Der Sozialdienst Mostviertel ist eine Anlaufstelle
für psychisch beeinträchtigte Menschen, die ein selbstbestimmtes Leben außerhalb einer Klinik anstreben. Bei
starkem Regen fanden sich die rund 35 Besucher in der Kapelle zur Hl. Messe mit Pfarrer Peter Bösendorfer ein.
Anschließend konnten Bratwürstel mit Kraut und Gebäck bereits wieder im Freien genossen werden. Schön, dass Ihr
da wart und danke an Pfarrer Peter Bösendorfer für die schöne, besinnliche Predigt!
Danke für euren Besuch im Hilde Umdasch Haus
Immer wieder nützen Schulklassen ihre Zeit, um uns
im Hilde Umdasch Haus zu besuchen. Wir freuen uns
jedes Mal über das große Interesse an unserer Einrichtung!
Zuletzt, nach der coronabedingten Pause, haben
uns Schülerinnen und Schüler aus der Ethik-Gruppe der
HLW Amstetten, aus der Abschlussklasse der Landwirtschaftlichen
Fachschule Gießhübl und aus der Krankenpflege-Schule
Amstetten besucht. Sie erhielten – freilich
unter Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen –
einen Blick hinter die Kulissen und das Leben im Hilde
Umdasch Haus. Danke für den Besuch!
Therapieunterstützung von Soroptimist
Soroptimist International ist die weltweit größte
Serviceclub-Organisation berufstätiger Frauen. Unter
dem Motto „Wir setzen uns für Frauen ein – BEWUSST
MACHEN – STELLUNG NEHMEN – HANDELN“ ist der
Club seit 2009 in Melk aktiv. Für eine junge Bewohnerin
des Hilde Umdasch Hauses finanziert der Club nun eine
Psychotherapie, nachdem die Kosten für die Therapie
weder aus dem familiären Umfeld der Bewohnerin, noch
aus öffentlichen Mitteln übernommen werden können.
Soroptimist Melk trägt den Selbstbehalt. Von Herzen
danke dafür!
DIE MALTESER 3/2022 37
MALTESERÖSTERREICH
Fotos: Gloria Krenn
Großartige Stimmung beim
6. Kinderhilfelauf in Amstetten
Der 6. Kinderhilfelauf in Amstetten
zugunsten der Malteser Kinderhilfe
im Hilde Umdasch Haus bot heuer
wieder alle Bewerbe. Rund 700 Teilnehmende
sorgten für neue Bestleistungen
– auch bei den Spendeneinnahmen.
„Die großartige
Stimmung bei den Besucherinnen
und Besuchern hat uns ganz besonders
gefreut. So macht es richtig
viel Spaß, mit vereinten Kräften
‚laufend zu helfen‘“, zeigte sich Veranstaltungsleiter
Reinhard Gruber
von der HEIL & SPORT Praxis in
Amstetten begeistert.
Der nächste Kinderhilfelauf in
Amstetten ist bereits in Planung:
VirtualRun 28.09-01.10.2023
Lauf in Amstetten 01.10.2023
Wenn auch Sie die Kinder und Jugendlichen mit lebensverkürzenden Erkrankungen der Malteser Kinderhilfe im
Hilde Umdasch Haus unterstützen wollen, finden Sie auf unserer Website Informationen darüber, welche Möglichkeit
es dafür gibt: www.malteser-kinderhilfe.at/spenden/
38
DIE MALTESER 3/2022
MALTESERÖSTERREICH
Ein ganz besonderes Danke an unsere Mitarbeitenden
Nach einer Teambesprechung mit anschließender Grillerei im Garten gab es eine Überraschung für die Mitarbeitenden
des Hilde Umdasch Hauses: Unter der Leitung von Pädagogin Sabrina sangen die Kinder ein Lied und überreichten
jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter wunderschöne Blumen sowie selbstgebastelte Geschenke. Der Dank
gebührt den Mitarbeitenden für die besonders liebevolle Fürsorge, die sie ihren Betreuten Tag für Tag angedeihen
lassen. Vergelt’s Gott!
Ein kleines Senfkorn Hoffnung
Immer wieder finden im Hilde Umdasch Haus
besondere Messen statt. Sie stehen unter einem
eigens gewählten Thema. Bei prachtvollem Sonnenschein
gab es zuletzt „ein kleines Senfkorn
Hoffnung“ in Form einer besinnlichen Predigt
von Pfarrer Peter Bösendorfer. Pädagogin Sabrina
sorgte mit dem Großvater einer Bewohnerin des
Hilde Umdasch Hauses für die musikalische Gestaltung
der Messe. Im Anschluss gab es Brötchen
und selbstgemachte Aufstriche von unserer Hausmutter
Bernadette. Es war köstlich!
Legendäre Männer
Im Rahmen des traditionellen Early Morning Charity Golf-Turniers des Legendario Men Club
im Golfclub Swarco Amstetten-Ferschnitz wurde nicht nur gekonnt eingelocht, sondern auch
großzügig gespendet. Mit einem Teil der Startgelder sowie mit zusätzlichen Spenden der Besucher
und einer großzügigen Aufstockung durch den Club ergab sich ein Erlös von 3.000 Euro
zugunsten der Malteser Kinderhilfe. Wir bedanken uns von ganzem Herzen für die Unterstützung!
DIE MALTESER 3/2022 39
MALTESERÖSTERREICH
MALTESER CARE
VON GHANA ZU MALTESER CARE
Mein Lebensmotto: Sei dankbar für alles!
Von Susanne Wick
Liebe Doris, Du wurdest 1988 in Ghana geboren,
welche Erinnerungen an deine Kindheit hast du?
Ich habe nur schöne Erinnerungen an meine Kindheit. Ich
lebte mit meiner Mutter, meinen Geschwistern und vielen
anderen Familienmitgliedern in einem Dorf in einem
gemeinsamen Haus in dem Ashanti Kingdom in Ghana.
Ich komme aus einer großen Familie und kenne über
100 Mitglieder persönlich. In meiner Kindheit haben wir
so frei gelebt und im Dorf haben sich alle untereinander
gekannt. Am Abend nach dem Sonnenuntergang
sind wir im Mondlicht oder Sternenlicht unter freiem
Himmel im Hof des Hauses gesessen und haben gespielt.
Am liebsten lauschten wir den Geschichten von früher
welche unsere Großeltern uns erzählten. Manchmal
gingen wir total ängstlich ins Bett, aber wir waren so
neugierig und hatten so viele Fragen an unsere Großeltern.
Es war eine sehr schöne Zeit damals.
Zu welchem Zeitpunkt bist Du nach Österreich
gekommen und warum?
Als ich 12 Jahre alt war, bin ich zu meinem Vater nach
Österreich gekommen. Mein Vater war beruflich viel im
Ausland und als er sich entschied in Österreich zu bleiben,
hat er mich zu sich geholt, ich lebte dann mit meinen
Vater und meiner Stiefmutter in Linz. Mein Vater
meinte, dass ich im Ausland bzw. in Österreich eine bessere
Zukunft haben werde, wenn ich fleißig die Schule
besuche und eine gute Ausbildung mache.
Du hast dann die Hauptschule in Linz besucht und
bist im Anschluss für 7 Jahre nach London gegangen
wo Du eine mehrjährige Diplomausbildung
im Bereich Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung
absolviert und erfolgreich abgeschlossen
hast. Warum London und warum dieser
spezielle Bereich?
Ghana war eine britische Kolonie, daher ist die Amtssprache
Englisch. In der Welt wird mehrheitlich englisch
gesprochen und es war eine strategische Überlegung
meine Ausbildung in Englisch zu machen. Danach könnte
ich überall auf der Welt, so auch in Ghana, arbeiten.
Also übersiedelte ich zu meiner Tante nach London und
machte dort meine Ausbildung.
Nach meinem Studienabschluss wollte ich zurück nach
Ghana, um in meinem Land im Gesundheitsbereich etwas
beizutragen. Gesundheitsförderung und -management
sind im Gesundheitswessen sehr wichtig, aber
leider die am wenigsten ausgebauten Bereiche in Ghana.
Du hast dann als Sozialtherapeutin im National
Health Service in East London gearbeitet, welche
wertvollen Erfahrungen konntest Du dort gewinnen?
Eine meiner Hauptaufgaben als Sozialtherapeutin war,
Menschen, die lange Zeit in einer Krankenanstalt waren,
wieder in das soziale Leben zu integrieren, um sie soweit
wie möglich wieder in ein normales Leben zurück zu führen.
Diese Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht. Man hat
die Entwicklungsprozesse von dem Entlassungsmanagement
bis zur wiedererlangten Selbstständigkeit verfolgen
können, z.B. bei einem psychisch kranken Menschen.
Für mich ist es sehr wichtig mit Menschen zu arbeiten,
ihre verschiedenen sozialen Probleme kennenzulernen
und ihnen mit Respekt, Würde und wertschätzender
Haltung zu begegnen.
Wann hast Du geheiratet und Deine Tochter
bekommen?
Meine Tochter kam in London zur Welt und ist mittlerweile
16 Jahre alt. Ich bin seit 2013 zurück in Österreich
und habe 2020 meinen Mann geheiratet, welchen ich
nach meiner Rückkehr kennengelernt habe.
40
DIE MALTESER 3/2022
MALTESERÖSTERREICH
nachdem ich die Kontaktdaten der Kolleginnen bekommen
habe, mit wem ich in Zukunft am meisten zusammenarbeiten
werde. Ich habe mich auch gefragt was ich
als Case & Care Managerin mit Verrechnung oder Buchhaltung
zu tun habe?
Zurück in Linz hast Du mit Deiner Ausbildung zur
diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin
begonnen und diese 2018 erfolgreich abgeschlossen,
wo lag hier Deine Motivation?
Es war weniger die Motivation als die Tatsache, dass ich
auf Grund der sprachlichen Barriere keine Arbeit finden
konnte, die meiner Ausbildung entsprach. So entschied
ich mich, eine Ausbildung im Bereich Pflege zu machen,
gleichzeitig meine Deutschkenntnisse zu verbessern
und etwas Neues zu lernen. Viele meiner Freundinnen
sind auch Krankenschwestern und mir war es wichtig,
weiterhin nah am Menschen zu arbeiten.
Wie hast Du dann den Weg zu Malteser Care
gefunden?
Nach meiner Pflegeausbildung habe ich vier Jahre auf
einer Wachkomastation eines Pflege- und Betreuungszentrums
gearbeitet und konnte dort sehr wichtige Erfahrungen
machen. Auf Malteser Care bin ich durch ein
Inserat aufmerksam geworden und habe mich beworben.
Was waren Deine ersten Eindrücke von unserer
Organisation und unserem Team und welche
Erfahrungen konntest Du als neue Case & Care
Managerin mit unseren Klientinnen und Klienten
machen?
Mein erster Eindruck war, dass Malteser Care im Vergleich
zur Größe meiner vorherigen Arbeitsplätze, eine
kleine und feine Organisation ist, trotzdem gibt es eine
große interdisziplinäre Vernetzung.
Im Team zu arbeiten finde ich am allerspannendsten.
Ich erinnere mich, wie ich mich selbst gefragt habe,
Der Anfang war, durch die Pandemie und die diversen
Corona-Maßnahmen bedingt, eine Herausforderung.
Durch die Unterstützung meiner Kolleginnen und die
besonders ausführliche Einschulung durch Christine
Peyfuss und Barbara Hummer konnte ich schnell Fuß
fassen.
Ich liebe das selbständige Arbeiten, die freie Zeiteinteilung
und die Abwechslungen im Tagesablauf. Ich lerne
jeden Tag neue Menschen kennen und es macht mir viel
Freude mit ihnen zu arbeiten.
Innerhalb kurzer Zeit bin ich von einer „normalen Krankenschwester“
zu einer sehr kompetenten Pflegeberaterin
geworden. Lösungsorientiert und gut im Umgang
mit den Menschen und der Organisation ihres Pflegealltags.
Was ich bei Malteser Care besonders schätze, ist das
Arbeiten auf Augenhöhe und dass bei Bedarf unser
Pflegedienstleiter Herr DGKP Kavazovic und unser
Geschäftsführer Herr Lutz immer unkompliziert und unterstützend
zur Verfügung stehen. Es freut mich und ich
bin sehr dankbar, ein Teil des Malteser Care Teams zu sein.
Wenn Du jemanden davon überzeugen wolltest
diesen Beruf zu wählen, was würdest Du ihr oder
ihm sagen und warum sollten sie unbedingt Teil
des Teams von Malteser Care werden?
Aus meiner Sicht ist das Case und Care Management
eine wichtige und notwendige Säule der Pflege. Bei
Malteser Care werden dein Fachwissen und deine pflegerische
Kompetenz sehr geschätzt und anerkannt. Du
bist nicht nur die „Krankenschwester“ oder der „Krankenpfleger“
sondern du bist der Case & Care Manager.
Hast du ein persönliches Lebensmotto?
Sei dankbar für alles.
DIE MALTESER 3/2022 41
MALTESERÖSTERREICH
MALTESER CARE
24 STUNDEN BETREUUNG
MUSS EIN FIXER BESTANDTEIL DER ÖSTERREICHISCHEN
PFLEGELANDSCHAFT BLEIBEN
900.000 pflegende Angehörige könnten die chronisch Kranken von morgen sein, wenn Unterstützungsleistungen wie die
24 Stunden Betreuung nicht ausreichend finanziert werden.
Von Susanne Wick
„Der Bereich der Personenbetreuung wird im Rahmen
der Pflegereform viel zu wenig berücksichtigt“, so Malteser
Care Geschäftsführer Helmut Lutz. „Pflegebedürftige
Menschen sollten eine qualitätsvolle und leistbare
Betreuung in ihrem eigenen Hause erhalten, solange sie
es wünschen und solange das möglich ist.“ In Österreich
werden etwa 30.000 Menschen in ihrem eigenen Zuhause
durch Personenbetreuer betreut und gepflegt.
Der Gesetzgeber hat die im Jahr 2007 eingeführte Förderung
von 550 EUR seither nicht erhöht und an die
Inflation angepasst. „Das resultiert darin, dass sich immer
mehr betreute Personen die Betreuung nicht mehr
leisten können“, erklärt Helmut Lutz.
Qualitätszertifikat ÖQZ 24
Malteser Care ist mit dem Qualitätszertifikat
ÖQZ 24 ausgezeichnet. Das ÖQZ 24 ist ein nach
den Richtlinien des Sozialministeriums und der
WKO entwickeltes Qualitätszertifikat für die
24 Stunden Betreuung. www.malteser.care/uberuns/qualitaetszertifikat-oeqz-24
Die Betroffenen kommen für Kost und Logis sowie
die Fahrtkosten der Personenbetreuer auf, ebenso für
deren Honorare. Alles zusammen unterliegt der Inflation,
erst recht angesichts der aktuellen, krisenbedingt
massiven Teuerungswelle. „Die betroffenen Haushalte
sind übermäßig belastet und das System kommt finanziell
an den Rand des Zusammenbruchs“, warnt Lutz.
24 Stunden Betreuung muss finanziell abgesichert
werden
„Wenn hier nicht sofort gehandelt wird, dann riskieren
wir die Unter- und Nichtversorgung von pflegebedürftigen
Menschen“, skizziert Helmut Lutz die aktuellen
Herausforderungen. „Wir brauchen eine komplette
Valorisierung der Basisförderung und die von der
ÖQZ 24 Allianz geforderte zusätzliche Anhebung der
Förderung in Form eines Qualitäts- bzw. Fairnessbonus.
Nur dann können sich die Klienten faire Honorare
für die Betreuer und die im ÖQZ 24 vorgesehenen und
notwendigen Maßnahmen zur Qualitätssicherung leisten.
Nach diesem Maßstab sollte die Pflege auch seitens
der Politik behandelt werden. Die 24 Stunden Betreuung
ist ein wichtiges Modul der Pflege und Betreuung zu
42
DIE MALTESER 3/2022
MALTESERÖSTERREICH
MALTESER CARE
PFLEGEASSISTENZ
EINE UMFANGREICHE UND
VIELSEITIGE AUSBILDUNG
MALTESER Care hat mit seiner Ausbildungsoffensive zur Pflegeassistenz
begonnen.
Von Susanne Wick
Hause und darf nicht aus der österreichischen
Pflegelandschaft verschwinden“, meint Lutz.
Wichtige Unterstützung für pflegende
Angehörige
Doch das ist nicht alles: Aktuell leben rund
130.000 Menschen in Österreich mit der
Diagnose Demenz. Vorsichtige Schätzungen
gehen davon aus, dass bis 2050 die Anzahl
auf 230.000 ansteigen wird. Vier von
fünf Demenzkranken leben zu Hause und
drei von vier werden von Familienangehörigen
betreut, die mehrheitlich über 60 Jahre
alt sind. „Hier kann die 24 Stunden Betreuung
maßgeblich zur Unterstützung und Entlastung
pflegender Angehöriger beitragen“,
erläutert Helmut Lutz. 900 000 pflegende
Angehörige, davon mehrheitlich Frauen,
könnten die chronisch Kranken von morgen
sein, wenn Unterstützungsleistungen wie
die 24 Stunden Betreuung nicht mehr finanziert
werden. „Die Betreuung im eigenen
Zuhause durch das Modell der 24 Stunden
Betreuung muss bestehen bleiben. Sie muss
qualitätsvoll, leistbar und sicher sein“, fordert
Helmut Lutz.
Malteser Care organisiert im Rahmen der
24 Stunden Betreuung in den Bundesländern
Wien, Niederösterreich, Oberösterreich,
Salzburg und der Steiermark die Betreuung
von 460 Klienten.
Zwei zukünftige Pflegeassistentinnen (Ajmane und Silvia) und drei
zukünftige Pflegeassistenten (Martin, Johannes und Dario) berichten
aus dem laufenden Lehrgang, der am 24. April 2022 begonnen hat.
Das Ausbildungsprogramm erstreckt sich über 5 Tage von Montag bis
Freitag und umfasst 40 Stunden pro Woche. Bis jetzt wurden bereits
6 mündliche Prüfungen erfolgreich abgeschlossen.
Die Ausbildung erfolgt durch Spezialisten aus den unterschiedlichsten
Bereichen
Ärzte, diplomierte Pflegefachkräfte, Sanitäter, Diätologen, Physiotherapeuten,
Hygieniker, Somatologen, Psychologen, Spezialisten aus der
Kommunikation und Anwälte stehen den zukünftigen Pflegeassistenten
als sehr kompetente Ausbildner zur Verfügung und gestalten ein
sehr hochwertiges, interessantes und umfangreiches Programm.
Erstes Praktikum – stationäre Langzeitpflege
Drei Praktikanten konnten erste Erfahrungen auf einer Demenzstation
mit 14 an Demenz erkrankten Betroffenen machen und die anderen
machten ihre ersten Erfahrungen auf einer Corona Station. Alle wurden
durch fachkundige diplomierte Pflegefachkräfte begleitet und unterstützt.
Alle berichteten, dass sie von den dortigen Kolleginnen und Kollegen
sehr gut aufgenommen und in jeder Hinsicht auch in stressigen
Situationen bestens angeleitet und unterstützt wurden.
Zweites Praktikum – mobiler Bereich
Dieses startete im September mit den Mitarbeitern von Malteser Care.
Weitere Infos: www.malteser.care
DIE MALTESER 3/2022 43
XXXXX
MALTESERORDEN
„SONST SIEHT MAN BALD EINMAL
‚VERSTAUBT‘ AUS“
Florian Hartig ist neuer Delegat in Kärnten. Im Gespräch für „Die MALTESER“ erzählt er von den Herausforderungen der
Zeit und seinen Plänen für die Delegation.
Von Katharina Stögner
Herzlichen Glückwunsch zur Bestellung! Was tut
sich denn gerade in Kärnten?
Die Delegation Kärnten zählt im Moment 35 Ritter und
Damen, wobei ein kleiner Teil der Mitglieder nicht die
ganze Zeit in Kärnten lebt. So haben einige Mitglieder
den Studien- oder Arbeitsplatz außerhalb Kärntens bzw.
pendeln. Das Gewinnen neuer, im Geiste und in ihrer
Lebenseinstellung homogener Kräfte, wird auch für uns
eine wichtige Herausforderung bleiben. Die Welt erlebt
zur Zeit enorme Veränderungen, Einschränkungen und
Bedrohungen, die vor Kurzem noch praktisch undenkbar
gewesen waren. Die Notwendigkeit der Hilfe und
des Dienstes am Nächsten ist zeitlos und unverändert
groß. Wir können nicht genug hilfreiche Hände haben
um Gutes, auch im kleinen Ausmaß, zu tun. Diese – so
gar nicht neue Erkenntnis – muss auch in Kärnten noch
aktiver verbreitet werden.
Seit wann sind Sie in Kärnten engagiert?
Meine Familie und ich haben viele Jahre im Ausland
gelebt und sind schlussendlich vor fünf Jahren nach
Kärnten, in das Heimatland meiner Frau, übersiedelt.
Ich selbst bin in Wien aufgewachsen. Maria Saal ist nun
unser Lebensmittelpunkt, ein wunderbarer Ort mit viel
Kultur. Aber auch ich pendle für meinen Beruf regelmäßig
zwischen Klagenfurt, Graz und Wien.
Für wen oder was steht die Delegation Kärnten?
Wir alle haben viel Freiraum und Wirkungsmöglichkeiten,
kleine Veränderungen zu schaffen. Es gibt kein
Korsett, die Vielfältigkeit des Möglichen ist enorm. Ein
limitierender Faktor ist aber, wie so oft im Leben, die
Zeit. Wie viel Engagement kann man für die gute Sache,
neben Familie und Beruf, noch tatsächlich aufbringen?
In Gedanken möchte man oft Vieles mehr, doch am
44
DIE MALTESER 3/2022
MALTESERÖSTERREICH
Ende des Tages steht meist etwas weniger zu Buche.
Aber so lange man sich davon nicht entmutigen lässt,
weiterhin etwas gegen das unsägliche Leid in der Welt
zu tun, dann ist man bei uns am richtigen Platz.
Was sind die Aufgaben eines Delegaten?
Sie sind vielfältig und jeder Delegat fokussiert hier entsprechend
seiner individuellen Präferenzen und Ziele.
Ich versuche eine zeitliche Balance zwischen internen,
organisatorischen und externen Aufgaben und konkreten
Hilfsprojekten zu finden. Organisatorisch sind mir
eine offene, regelmäßige Kommunikation und Schriftverkehr
enorm wichtig, denn dies trägt innerhalb der
Delegation zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls
bei. Viel Freude bereitet mir natürlich das Planen
und Umsetzen von Hilfsinitiativen, wo wir uns sinnvoll
einbringen können. Ich werde bei all diesen Aufgaben
Gott sei Dank tatkräftig von meinen Mitgliedern, insbesondere
vom Delegationsrat, unterstützt.
Wie soll sich die Delegation weiterentwickeln?
Die Delegation Kärnten erfreut sich eines starken Zusammenhalts,
nicht zuletzt auf Grund der mit viel Leidenschaft
verrichteten, erfolgreichen Arbeit meines Vorgängers
und nunmehrigen Rezeptors des Großpriorates,
Dr. Ulrich Glaunach. Uli hat ungemein viel in dieser
Richtung bewegt und ihm sei an dieser Stelle herzlichst
gedankt! Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn
wir in Zukunft insbesondere junge Delegationsmitglieder
verstärkt gewinnen könnten. Junge Menschen sind
die Zukunft unserer Delegation, unseres Hilfsdienstes.
Deren Visionen und Vorstellungen werden uns helfen,
weiterhin einen möglichst breiten, zeitgemäßen Horizont
zu bewahren. Sonst sieht man bald einmal „verstaubt“
und „von gestern“ aus. Leider verlassen etliche
junge Menschen nach der Schule Kärnten und studieren
bzw. arbeiten in Wien, Graz oder im Ausland. Das liegt
in der Natur der Sache, aber macht es der Delegation eines
relativ kleinen Bundeslandes wie Kärnten nicht einfach,
auch altersmäßig breit aufgestellt zu sein. Deshalb
ist auch die Einrichtung bzw. das Wiederaufleben eines
eigenständigen Malteser Hospitaldienstes in Kärnten
zur Zeit leider nicht realistisch.
Welche direkten Initiativen verfolgt
die Delegation Kärnten zurzeit?
Unsere Möglichkeiten zur direkten Unterstützung
hier in Kärnten haben sich
in der jüngeren Vergangenheit, dem sehr
begrenzten Budget entsprechend, auf
schöne aber kleinere Projekte konzentriert
– wie zum Beispiel Reitercamps für
Kinder und Jugendliche, aber auch Dienst
beim Vinzibus. Durch einen glücklichen
Umstand haben wir in Kärnten nun ein
etwas größeres Budget zur Verfügung,
und wir werden die nächsten Wochen
und Monate nützen, um intensiv nach
geeigneten Möglichkeiten zur direkten
Unterstützung von Notleidenden zu suchen.
Insbesondere Hilfe bei Familien
mit behinderten Kindern, aber auch kleine
Verbesserungen in den Lebensumständen
Obdachloser liegen uns da allen sehr am
Herzen.
DIE MALTESER 3/2022 45
XXXXX MALTESERÖSTERREICH
MALTESERORDEN
GEBALLTE KOMMUNIKATIONS-POWER
IN DER MAGISTRALVILLA
Alle zwei Jahre findet in Rom das internationale Treffen der Kommunikatoren der MALTESER statt. In spannenden Vorträgen
und intensiven Workshops werden jeweils zwei Tage lang die Strategien und Tools für eine zukunftsorientierte
Kommunikation erarbeitet.
Über 60 Teilnehmende aus rund 30 Ländern, in denen
die Großpriorate, Assoziationen, Hilfs- und Freiwilligendienste
des Malteserordens tätig sind, waren diesmal
mit dabei. Die meisten von ihnen waren aus europäischen
Ländern angereist. Einige der Delegierten
hatten sogar den deutlich weiteren Weg aus Hongkong,
Australien, Südafrika, den Vereinigten Staaten und
Mexiko nach Rom auf sich genommen. Österreich war
in bewährter Manier mit Katharina Stögner, der langjährigen
Leiterin der Ordenskommunikation, vertreten.
Starke Botschaften für ein starkes Image
Zentrales Thema der Kommunikatoren-Konferenz
war die Frage, wie die Botschaft und das Image des
Malteserordens sowie die Zusammenarbeit zwischen
den verschiedenen Einrichtungen gestärkt werden können
– insbesondere im Hinblick auf die zahlreichen
Krisen in der Welt, von Corona bis zum Ukraine-Krieg.
Das Treffen bot die Gelegenheit, die neuesten Projekte
des Großmagisteriums vorzustellen – etwa das neue
Intranet und das Schulungszentrum. Es gab aber auch
die Möglichkeit, über Best Practice-Lösungen nachzudenken,
welche die verschiedenen Kommunikationsabteilungen
in Krisensituationen anwenden, und die
Synergien einer Institution zu verbessern, die in
120 Ländern auf der ganzen Welt präsent ist.
Der Austausch ermöglichte es weiters, an gezielten
Workshops teilzunehmen, um neue Techniken zu er-
46
DIE MALTESER 3/2022
MALTESERÖSTERREICH XXXX
Dr. Franz Salm Reifferscheidt, Sonderbotschafter des Malteserordens für Roma, Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit
seiner Gattin Doris Schmidauer, Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddhin, Großprior des Malteserordens in Österreich
lernen, wie zum Beispiel das Drehen von
Videos, das Verwalten von Profilen in den
sozialen Medien oder das Erstellen eines
strategischen Kommunikationsplans.
Zusammenarbeit und Einheitlichkeit
An der Kommunikatoren-Konferenz nahm
u.a. der Großkanzler Riccardo Paternò di
Montecupo teil, der den Teilnehmenden für
ihr Engagement bei der Förderung der Projekte
des Malteserordens dankte. In seiner
Rede lud er dazu ein, den Weg der Zusammenarbeit
und der Einheitlichkeit bei der
Vermittlung des Ordensauftrags weiterzugehen.
Die Kommunikatorinnen und Kommunikatoren
des Malteserordens tragen
wesentlich zur Zielerreichung bei. Sie sorgen
für einen einheitlichen Außenauftritt,
für eine gute Wiedererkennung der Marke
Malteser an allen Orten der Welt und schaffen
schlanke und klare Kommunikationslinien
für Spender und Freunde der Malteser.
MALTESERORDEN
ROMA BENEFIZKONZERT
Dr. Franz Salm-Reifferscheidt, Sonderbotschafter des Malteserordens
für Roma moderierte den Abend und berichtete über die
zahlreichen Projekte zur Integration dieser größten europäischen
Minderheit. Seit mehr als 20 Jahren betreibt der Souveräne Malteser-
Ritter-Orden in 8 Ländern Zentren zur Integration von Roma-
Kindern in unsere Zivilgesellschaft. Der wichtigste Bereich ist Nachhilfe
für Schulkinder. Viele dieser Kinder stehen inzwischen im
Berufsleben oder studieren. Ein Spezialprojekt ist das „Maltai
Szimfonia“ Kinderorchester in Ungarn: Inzwischen erhalten ca. 700
Kinder Musikunterricht.
Unter den Gästen auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen
mit seiner Gattin Doris Schmidauer, ebenso wie der Großprior des
Malteserordens in Österreich, Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddhin.
Der Reinerlös kommt der Malteser Roma-Hilfe zugute. Allen Spendern
und Unterstützern ein herzliches Vergelt´s Gott.
DIE MALTESER 3/2022 47
MALTESERÖSTERREICH
MALTESERORDEN
VERGELT’S GOTT!
Obwohl wir noch alle insgeheim gehofft hatten, dass es nicht eintritt, geschah es: Hochwürden Geistlicher Rat
Dr. Christoph Maria Martin hat Mailberg als Pfarrer und die Malteserkirche in Wien als Kirchenrektor verlassen, um in
den wohlverdienten Ruhestand zu treten.
Von Richard Steeb
Auf Empfehlung unseres Kardinals als Unterstützung
für Kirchenrektor P. Heinrich Ségur-Cabanac SJ. kam er
im Advent 2003 zu uns. Zuerst nur in der Malteserkirche
in Wien tätig, konnte jeder im Orden bald sehen,
mit wie viel Konsequenz, Geduld und Liebe er versuchte,
den Orden, seinen Mitgliedern und den Besuchern der
Kirche zu begegnen. Wissend um den priesterlichen
Notstand in Mailberg, wurde Dr. Christoph Maria
Martin 2004 auch als Pfarrer mit der dortigen Kirche
betraut. Ein Glücksfall.
Für alle, die Hw. Dr. Christoph Maria Martin nicht
kannten, hätte sein Name schon alles verraten können.
Treffender könnte er nicht charakterisiert werden:
Christoph – der Hl. Christophorus trägt den Heiland.
Maria – eine milde, gütige und unentbehrliche Fürsprecherin,
Hilfe und Stütze. Martin – als Hinweis auf den
Hl. Martin, den Offizier, der mit dem Schwert barmherzig
den Mantel teilt und als Bekenner für Christus und
für den Glauben eintritt.
Zweifel und Feuer
Mehrfach hat uns Hw. Martin darauf hingewiesen und
gepredigt, dass die Heiligen mutig, kantig und standhaft
waren, nicht allzeit lieb lächelnd, wie sie oft und als
Gipsfiguren dargestellt werden. Die Heiligen zweifelten
mit sich und ihrer Berufung und trugen doch das Feuer
in sich. Sie riefen vehement zur Nachfolge Christi auf,
waren fordernd ihren Mitmenschen gegenüber, missachteten
ihr eigenes Wohlbefinden und konnten auch
unbeherrscht und aufbrausend sein.
Mit diesen Gnaden ausgestattet, gelang es Hw. Dr. Martin
trotz aller Unkenrufe und Gegenwind, das Dorf Mailberg
zu gewinnen. Davon zeugen die Besucherzahlen seiner
Gottesdienste, die neu gegründete Schola, die jungen
Ministranten, die vielen Taufen, Erstkommunionen,
Firmungen und Hochzeiten, die Blumendamen, die
Mütterrunde und vieles, vieles mehr.
Vermittler und Fels in der Brandung
Unermüdlich hat Hw. Pfarrer Martin seit 2004 zu allen
Festtagen, Geburtstagen, Jubiläen und Todesfällen
Karten und Briefe an die Mailberger geschrieben, die
Kranken besucht und für alle ein rechtes Wort gehabt,
ohne hierbei jemandem nach dem Mund zu reden. Die
48
DIE MALTESER 3/2022
MALTESERÖSTERREICH
Verwalter der Kommende konnte er ebenso durch seinen
unermüdlichen Einsatz und seine Geradlinigkeit
überzeugen. Mit Mut, Verantwortungsbewusstsein und
unter zahlreichen Entbehrungen hat er die Pfarre auf
seine Schultern genommen und – oft allein – getragen.
Diesem einzigartigen Geistlichen ist es gelungen, zusammen
mit dem Orden, der Erzdiözese, der Pfarre
und der Gemeinde Mailberg in den Jahren 2006 und
2007 die Kirche general zu sanieren, 2008 die barocke
Silberbauer-Orgel wieder spielbar zu machen, die Kunigundenkirche
zu beleben sowie in den Jahren 2010 und
2011 den barocken Pfarrhof vor dem sicheren Verfall zu
retten. Ohne seine Vermittlung zwischen den jahrelang
zerstrittenen Parteien wäre dies nicht
möglich gewesen. Er hat der Pfarre von
Mailberg wieder ihre Würde gegeben.
von ihm gesät. Die Saat geht langsam auf. Die Ernte
wird in den nächsten Jahren noch reichlich sein.
Wir werden Hw. GR Dr. Christoph Maria Martin als
Priester, Seelsorger, Ordensbruder und Freund sehr vermissen.
Er wird immer in unseren Herzen bleiben und
unsere Gebete ihn begleiten. Er war der Fels, auf den der
Orden in der Malteserkirche in Wien und in Mailberg
vertraut und gebaut hat. Sein segensreicher Einsatz für
unsere beiden Kirchen wird unvergessen bleiben.
Danke!
Gottesdienst in Schönheit und Stille
Unermüdlich hat er seit 2003 fast täglich
die Heilige Messe in unseren Kirchen
zelebriert und dies so andächtig und
feierlich, dass jeder sehen konnte, dass
hier besonderes am Altar geschieht: Das
Christus in Brot und Wein wirklich gegenwärtig
ist und sich uns schenkt.
Seine Art die Liturgie zu feiern, so dass
Schönheit und Stille sich verbinden,
seine Sorgfalt die Psalmen und die Musik
auszusuchen und seine Predigten haben
uns den Himmel geöffnet und uns immer
wieder angespornt nicht nachzulassen
in der Nachfolge Christi, ja den Mut zu
haben, gerade als Ordensmitglieder, für
den Glauben, die Kirche und den Heiligen
Vater einzutreten.
Unsere Kirchen wurden von Hw. Dr.
Martin mit neuem Leben erfüllt und
zeugen heute vom Glauben in unserer
verwirrten und chaotischen Welt, in der
oft nur Gier, Macht und Geld glauben,
das Sagen zu haben. Der Samen wurde
16. Dez. 14 – 19 Uhr
Börseplatz 6 | 1010 Wien
www.malteser.at
wien@malteser.at
17. Dez. 11 –18 Uhr
Grafik: Valentina Walderdorff
DIE MALTESER 3/2022 49
MALTESERÖSTERREICH
Bild: Thomas Meyer Photography
ORDENSHAUS
ERÖFFNUNG DES NEUEN MALTESER ORDENS-
HAUSES AM GEBURTSTAG DES ORDENSGRÜNDERS
Am neuen Standort der MALTESER im dritten Wiener Gemeindebezirk haben nun alle Bewohner des ehemaligen
Seniorensitzes von Haus Malta ihr neues Zuhause gefunden. Hier werden sie, so wie bisher, professionell und mit
Liebe gepflegt und betreut. Ein kurzer Rückblick auf die Eröffnungsfeierlichkeiten.
Mitte Juli war der langersehnte Moment da: Das neue
Pflegewohnheim des Malteserordens im Zentrum von
Wien öffnete seine Tore. Der Festtag wurde mit einem
Hochamt in der Pfarrkirche von St. Rochus und St. Sebastian,
der dankenswerterweise S. Exz. Weihbischof Mag. Dr.
Franz Scharl vorstand, eröffnet.
Aus Rom war eigens für die Eröffnung S. Exz. der Großhospitalier
Bailli Dominique Fürst und Graf de La Rochefoucauld-Montbel
angereist. Er war es auch, der vor dem
Segen Dr. Henriette Blanckenstein, ehrenamtliches Mitglied
im Vorstand des Hauses Malta und des neuen Malteser
Ordenshauses, für ihren langjährigen, selbstlosen
Einsatz, auszeichnete.
Nach einem kurzen Fußmarsch zum neuen Ordenshaus
fand unter Einhaltung der gültigen Corona-Regeln
die feierliche Eröffnung und der Segen des Malteser
Ordenshauses statt. Als weitere Ehrengäste waren die
Ehrw. Mutter Generaloberin Sr. Barbara Lehner, Hwdgst.
Herr Präpositus P. Rudolf Schaffgotsch, Herr 1. Landtagspräsident
Ernst Woller sowie hochrangige Vertreter
vom Dachverband der Wiener Sozialeinrichtungen, vom
Fonds Soziales Wien der MA 11, vom Franziskusspital
Landstraße sowie Hypo-NÖ-Vorstand Dr. Udo Birkner und
die Vorstände der Privatstiftung Collegialität eingeladen.
Der langjährige Präsident des Hauses Malta und jetzige
Rezeptor Mag. Dr. Ulrich Glaunach führte als Moderator
durch das Programm und erläuterte die Entstehungsgeschichte
des Jahrhundertprojektes.
Wie alles begann
„Schon im April 2008 gab es erste Gespräche zwischen
50
DIE MALTESER 3/2022
MALTESERÖSTERREICH
unserem Orden und dem Konvent der Elisabethinen. Für
die „Lieserl’n“, wie sie hier liebevoll genannt werden, war
ein Malteser Pflegewohnheim eine gute Vision für die
Weiterentwicklung ihres Areals mitten in Wien, auf dem
sie schon seit 1709 ein Spital betreiben.
Als katholische Orden, die sich beide der barmherzigen
Pflege widmen, haben Malteser und die Elisabethinen ja
viel gemeinsam. Am 3. April 2009 wurde im Großpriorat
die Entscheidung getroffen, gemeinsam mit dem Konvent
der Elisabethinen Linz-Wien und dem Franziskusspital
das Malteser Ordenshaus zu bauen.
Bau nicht beschleunigt. Eine unerwartete Hürde waren
auch zwei Nachbarn, denen die Überfuhr unserer Baukräne
ein Dorn im Auge war und hiernach traf uns sowie die
bauausführenden Firmen die Corona-Pandemie. Trotzdem
konnten wir im Dezember 2020 die Dachsanierung
und den Rohbau des Klosterbereiches abschließen und
Gleichenfeier beim Neubautrakt halten.
In Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt wurde dann
mit dem Innenausbau begonnen. Während der ganzen
Zeit war unser ordensinterner Lenkungsausschuss aktiv
und überwachte den Fortschritt und hielt Kontakt zu den
Elisabethinen. Vom neuen Geschäftsführer wurde mit den
zuständigen Magistratsabteilungen die Anforderungen für
eine Betriebsstätten-Bewilligung abgeklärt und die erforderlichen
Leistungs- und Betriebsbeschreibungen nach
dem Wiener Wohn- und Pflegeheimgesetz erstellt.
Mitten in der Stadt Wien zu bauen ist eine Herausforderung.
Der Bau wurde mehrfach umgeplant und an neue
Gegebenheiten und Veränderungen angepasst. Rund
6 Jahre – von 2011 bis 2017 – hat allein wegen eines bestehenden
Baurechts, Einsprüchen der Nachbarn und
einer angeordneten archäologischen Bodenuntersuchung,
die Flächenumwidmung des Grundstückes benötigt.
In dieser Zeit schlossen sich auch die Konvente der
Elisabethinen in Wien mit jenen von Linz zusammen und
das Krankenhaus selbst wurde im „Franziskusverbund“
zusammen mit den Hartmannschwestern (den Franziskanerinnen
von der christlichen Liebe) neu positioniert.
Diese Zeit des Wartens war hart, wurde aber für eine
gründliche Vorbereitung genutzt.
Am 9. Mai 2019 fand schließlich die Segnung der
Baustelle und der Baubeginn statt
Gleich darauf musste der ehemalige Spitals-Friedhof aus
dem 18. Jahrhundert mit über 350 Individuen und knapp
1.200 Funden archäologisch befreit werden. Das hat den
Schon in der Zielgerade zur Fertigstellung hat dann ein
Wassereintritt nach einem „Jahrhundertplatzregen“ für
eine weitere Überraschung gesorgt. Trotz Umplanungen,
Flächenwidmung, den sprichwörtlichen Skeletten im
Keller, den Kranproblemen, der Pandemie, dem Wassereinbruch
und den gleichzeitig gestiegenen gesetzlichen
Anforderungen für Pflegewohnheime, konnte das
Malteser Ordenshaus am 22. Dezember 2021 übernommen
werden. Am 1. Februar 2022 erfolgte mit
tatkräftiger Unterstützung durch den Malteser
Hospitaldienst die gut vorbereitete Übersiedlung der
Bewohner des bisherigen Altenwohnheims Haus Malta
im 6. Bezirk hierher.
Das Team von Malteser Care zog am 22. Februar
2022 in ihre neuen Büroräumlichkeiten ein
DIE MALTESER 3/2022 51
MALTESERÖSTERREICH
Seit 1. März dieses Jahres nimmt das Pflegewohnheim
auch neue Bewohner auf. Rascher als erwartet hat sich
das Haus komplett gefüllt.
Es ist uns auch weitgehend gelungen, die nötigen Pflegekräfte
zu gewinnen. Das bleibt bis heute eine besondere
Herausforderung, aber wir sind eben ein guter, fürsorglicher
Arbeitgeber. Auch vier schwer kriegsversehrte
Ukrainer konnten hier schon ein neues Zuhause finden.
Die erwähnten Bauverzögerungen haben sich natürlich
auch in höheren Kosten niedergeschlagen. Dabei ist es
uns aber Dank großzügigster Förderer gelungen, über
– so sind wir überzeugt – dem „Zentrum für den alten
Menschen“, wie die Elisabethinen es sich für ihren Standort
wünschen, alle Ehre machen wird.
Hiernach bedankte sich der Prokurator in seiner Festansprache
bei allen, die sich am Bau persönlich, entgeltlich
oder ehrenamtlich, tatkräftig engagiert haben und
erbat einen besonderen Applaus für Architekt Dipl.-Ing.
Andreas Mensdorff-Pouilly, der mit viel Geschick und
Verständnis hier geplant und umgesetzt hat. Er dankte
dem Lenkungsausschuss und Herrn Architekt Dipl.-Ing.
Ricardo Baumgarten, dem Pro-Hospitalier sowie für ihren
50% aus Eigenmitteln und Spenden zu finanzieren.
Hier sei auch dankbar an die bisherigen Präsidenten
und an Hans und Margarete Steger erinnert, die schon
zu Lebzeiten den Bedarf erkannt haben und dem Orden
Mittel gestiftet haben, die einem Altenheim zugute kommen
sollten.
So entstand hier mit dem Malteser Ordenshaus ein Wohnund
Lebensraum für rund 70 Bewohner, die hier eben
wohnen und von einer professionellen Organisation unter
ehrenamtlicher Leitung des Malteserordens qualitätsvoll
und würdevoll gepflegt werden. Und es entstand ein neuer
Sitz für Malteser Care, unserem Hilfswerk für mobile
Pflege und Betreuung. Mit der aktiven Einbindung des
Malteser Hospitaldienstes und seiner ehrenamtlichen
Helfer bieten sich in Zukunft viele Möglichkeiten, das
Freizeit- und Betreuungsangebot für unsere Bewohner
und die Betreuten von Malteser Care weiter zu verbessern.
Das Malteser Ordenshaus ist eine top ausgestattete und
moderne und liebevoll betriebene Pflegeeinrichtung, die
unbezahlbaren juridischen Beistand den Herrn Rechtsanwälten
Dr. Benedikt Spiegelfeld und Dr. Jörg Jakobljevich,
weiters dem Generalplaner Delta Podsedensek, dem
gesamten Vorstand des Vereines Haus Malta unter Präsident
Mag. Erasmus Pachta-Reyhofen, und dem leider
krankheitsbedingt abwesenden Geschäftsführer des
Malteser Ordenshauses Herrn Mag. (FH) Thomas
Kissich für seine wichtigen Beiträge, die reibungslose
Übersiedlung und den so erfolgreichen Start des Malteser
Ordenshauses.
In Ihren Grußworten dankte die Ehrwürdige Mutter
Generaloberin uns für das neue schöne Haus und die Belebung
des Standortes und meinte bewegt: „Hier würde
sich auch Christus, der Herr, wohlfühlen.“
Dr. Glaunach erinnerte an den heutigen Festtag, der bis
heute als offizieller Geburtstag unseres Ordens gilt und
erläuterte dazu: „Am 15. Juli 1099 gelang die Rückeroberung
der Stadt Jerusalem nach vier Jahrhunderten unter
muslimischer Herrschaft. Unser Ordensgründer, der Seli-
52
DIE MALTESER 3/2022
MALTESERÖSTERREICH
ge Fra´ Gerard, und seine Bruderschaft waren in der Stadt
geblieben und pflegten und versorgten eine Vielzahl von
Verwundeten, Kranken und Sterbenden. Auf Grund dieses
Beispiels legten zahlreiche Ritter ihre Waffen nieder
und schlossen sich der Bruderschaft und ihrer karitativen
Arbeit an. So wurde der Grundstein für unseren Orden
gelegt.“
In seiner Festrede gratulierte S. Exz. der Großhospitalier
unserem Großpriorat: Mit dem neuen Ordenshaus werde
unsere Dienst im Geiste des Ordens weiter gestärkt. Er
betonte die lange Tradition bei der Zusammenarbeit, wie
hier mit den Elisabethinen, und hob hervor, dass der Malteserorden
weltweit mit mehr als 130 Kongregationen
erfolgreich zusammenarbeitet. Er verwies auf die Kernaufgabe
unseres Ordens: Der Betreuung von Menschen,
unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion, wie dies
schon in der ersten Regel festgehalten wurde. Am Beispiel
des Spitals von Tantur, zeigte der Großhospitalier
auf, dass das Großpriorat von Böhmen und Österreich
schon vor 150 Jahren mit dem einzigen Krankenhaus des
Ordens im Heiligen Land, ein großer Akteur des Ordens
war. Er dankte auch für die österreichische Regierungshilfe
für das Holy Family Hospital in Bethlehem sowie
dem Prokurator und allen Beteiligten an diesem großen,
schönen Projekt im Namen der Ordensregierung.
Mit dem feierlichen Segen für das Malteser Ordenshaus,
alle die hier wohnen und arbeiten sowie die anwesenden
Festgäste durch S. Exz. der Hwdgst Herr Weihbischof
Mag. Dr. Franz Scharl endete der Festakt.
Zahlreiche Gäste nahmen an den angebotenen Führungen
teil und besichtigten das neue Malteser Ordenshaus,
die einzelnen Stockwerke, die Zimmer und das Refektorium
sowie die Kapelle und die Büroräumlichkeiten von
Malteser Care.
Der denkwürdige Geburtstag unseres Ordens im Garten
des Malteser Ordenshauses endete mit einem stärkenden
Buffet mit Musikbegleitung.
Weitere Informationen:
www.malteser-ordenshaus.at
IM SCHUTZ EINES
ORDENSHEILIGEN
Jedes Stockwerk des Malteser
Ordenshauses wurde unter dem Schutz eines Ordensheiligen
oder -seligen gestellt. Die Delegationen Wien,
Niederösterreich und Burgenland übernahmen die
Organisation und Kosten der Werke der Künstler. Vier
sind bereits fertig gestellt und zu besichtigen, die weiteren
Werke folgen. Auf folgende Künstler und Exponate
dürfen wir uns freuen:
Veronica Degenfeld: Hl. Hugo der Professe (2. Untergeschoß
Neubau), Seliger Adrian Fortescue (1. Untergeschoß
Neubau), Hl. Flora von Beaulieu (1. Obergeschoß)
Maria-Theresia von Fürstenberg: Seliger Kardinal
Clemens Graf von Galen (2. Obergeschoß), Unsere Liebe
Frau von Philermos (4. Obergeschoß)
Gottfried Pengg-Auenheim: Hl. Papst Johannes XXIII
(1. Obergeschoß), Hl. Ubadelsca (3. Obergeschoß)
Einen Ehrenplatz im Eingangsbereich und Erdgeschoß
des Ordenshauses haben bereits zwei Gemälde von
Clemens Maria Fuchs gefunden. Sie zeigen den Seligen
Gerhard und den Hl. Johannes den Täufer. Der Selige
Gerhard ist der Gründer und die prägende Persönlichkeit
der Anfänge des Ordens. Der Hl. Johannes der Täufer
ist der Wegbereiter Christi und einer der bedeutendsten
Heiligen der orthodoxen und der katholischen Kirche sowie
unser Ordenspatron.
DIE MALTESER 3/2022 53
MALTESERÖSTERREICH MALTESERÖSTERREICH
ORDENSHAUS
EIN WUNDERBARER
PLATZ MITTEN IN WIEN
Lage & Architektur
Das neue Ordenshaus der Malteser besticht in vielerlei
Hinsicht. Da wären zunächst die ausgezeichnete Lage und
die ansprechende Architektur zu nennen. Als Pflegeheim
bietet der Komplex neuen Wohn- und Lebensraum für 70
Bewohner. Dafür wurde ein Teil des barocken Klostergebäudes
des Konvents der Elisabethinen sorgsam adaptiert
und um einen modernen Zubau erweitert. Helligkeit und
angenehme Farben dominieren das gesamte Arrangement,
das schon beim Betreten Wärme und Geborgenheit vermittelt.
Geschickte Ausblicke durch große Fensterflächen
in den einzelnen Stockwerken des Gebäudes laden dazu
ein, die gepflegten Gärten zu bewundern oder zu begehen.
Wohnen & Ausstattung
Die pflegegerechten Zimmer können auch mit persönlichen
Möbeln bestückt werden. Einige Wohneinheiten
sind speziell für Ehepaare vorgesehen und zusätzlich mit
einer Kochnische ausgestattet. In jedem Stockwerk laden
gemütliche und großzügige Begegnungszonen ein, vermehrt
Zeit miteinander oder in Gemeinschaft zu verbringen.
Die Terrassen ermöglichen auch Bewohnern, die das
Bett nicht verlassen können, die frische Luft zu genießen.
Sämtliche Zimmer und Einrichtungen, Lifte, Türen und
Durchgänge sind barrierefrei begeh- und befahrbar. Eine
umfassende Infrastruktur, wie eine Cafeteria, ein Friseur
etc., bietet Komfort vor Ort. Moderne Therapie- und
Trainingsräume machen je nach Bedarf und Wunsch
Physio- und Bewegungstherapien möglich.
Spiritualität & Pflege
Glaube und Spiritualität tragen das neue Malteser
Ordenshaus. Bei Bedarf werden Seelsorge und geistliche
Betreuung angeboten. Für das persönliche Gebet und die
Gottesdienste steht eine eigene Kapelle zur Verfügung.
Eine von christlicher Nächstenliebe geprägte Haltung
bei der Pflege bildet die Basis für eine individuelle und
würdevolle Betreuung sowie eine achtsame und liebevolle
Unterstützung gepaart mit höchster Professiona-
lität. Die Geschäftsführung wird durch den rein ehrenamtlichen
Vorstand des Malteserordens unterstützt. Die
Elisabethinen sind im Beirat, der den Vorstand bei strategischen
und spirituellen Fragen unterstützt, vertreten.
„Ich gratuliere dem Souveränen
Malteser-Ritter-Orden zur gelungenen
Umsetzung des Projekts und wünsche
ihnen und uns, dass wir gemeinsam im
Geiste der Heiligen Elisabeth für die
Menschen da sind. Ich bin überzeugt,
dass Gott hier wirklich wohnen will.“
Generaloberin Sr. Barbara Lehner
Aktivitäten & Umgebung
Die zentrale Lage und gute Anbindung – der wichtige
Bahnhof Wien-Mitte und die U-Bahnstation Landstraße
sind vor der Haustür – ermöglichen es, das neue
Ordenshaus bequem und rasch zu erreichen. Die Zentrumsnähe
gestattet den Bewohnern Ausflüge in die
nähere Umgebung zu tätigen, die Grünflächen des Stadtparks
für Spaziergänge zu nutzen, das Flair des Rochusmarkts
zu genießen oder ins bunte Treiben der Innenstadt
einzutauchen.
Zusätzlicher Service & Vielfalt
Zusammen mit der mobilen Pflege- und Betreuungsorganisation
Malteser Care, die ihre Zentrale ebenfalls an
den Standort verlegt hat, ergänzt das Malteser Ordenshaus
den seit über 300 Jahren bestehenden Spitalsstandort der
Elisabethinen und deren „Zentrum für den alten Menschen“.
Durch die Einbindung der Ordensmitglieder und die
ehrenamtlichen Helfer des Malteser Hospitaldienstes
wird den Bewohnern ein vielfältiges Freizeit- und Betreuungsangebot
ermöglicht.
54
DIE MALTESER 3/2022
MALTESERÖSTERREICH
ORDENSHAUS
WAS WÄREN
DIE ERFOLGE ...
... ohne die großzügigen Spenden unserer Sponsoren und
Unterstützer! Wir sagen aus tiefstem Herzen „Vergelt’s
Gott“ für die Beiträge zum Ausbau und zur Gestaltung
unseres neuen Ordenshauses. Großer Dank geht an die
Collegialität Privatstiftung, mit deren finanzieller
Unterstützung die Einrichtung des Bridgezimmers im
Ordenshaus mit einer gut bestückten neuen Bibliothek
und einer gemütlichen Sitzgruppe vervollständigt werden
konnte.
v.l.n.r.: Dr. Gerald Scheidl – UNIQA Versicherung, Dr. Thomas
Böck – Mitglied des Vorstandes der Collegialität Privatstiftung,
Dr. Josef Schmid – Vorstandsvorsitzender der Collegialität P.,
Dr. Henriette Blanckenstein (Verein), Erasmus Pachta (Verein),
Pflegedienstleiter MOH Gerhard Ernst
WILDWASSERCAMP
Nach einer zweijährigen Corona-Pause fand das legendäre
Wildwassercamp zum 22. Mal in Gedenken an
den Gründer Gabriel Maria Hofstätter im schönen
Wildalpen bei Mariazell statt und wurde wieder zu
einem eindrucksvollen Erlebnis für unsere Betreuten.
Von Victoria Mensdorff-Pouilly
Wir erkundeten dieses Jahr in sechs Booten als Team,
gemeinsam mit unseren Wildwasser-Guides, die Salza
und verbrachten drei wunderschöne Tage mit Paddeln,
Schwimmen und Grillen am Wasser. Wir freuen uns
schon jetzt sehr auf nächstes Jahr!
DIE MALTESER 3/2022 55
MALTESERÖSTERREICH
JOHANNESGEMEINSCHAFT
MITVERANSTALTER
DES HERZ-JESU-
FAMILIENFESTES IM
STIFT WILTEN
Von Clemens Danzl
Im Juni 2022 fand das Weltfamilientreffen (WMOF) in
Rom statt. Zeitgleich wurden auf Anregung von Papst
Franziskus auf lokaler Ebene in den Diözesen verschiedene
familienpastorale Akzente gesetzt. In diesem
Zusammenhang wurde das seit 2014 von der Lorettogemeinschaft
organisierte Herz-Jesu-Jugendfest im
Stift Wilten heuer als ein Herz-Jesu-Familienfest ausgerichtet.
Dieses Fest wurde gemeinsam von verschiedenen
geistlichen Bewegungen und Gemeinschaften
in Tirol ausgerichtet, sodass auch wir uns als Malteser
Johannesgemeinschaft miteinbringen durften.
Nach einem Lobpreis, einem Video-Vortrag von Bischof
Hermann Glettler per Live-Übertragung aus Rom und
verschiedenen Lebenszeugnissen am Vormittag, wurden
am Nachmittag Workshops und Stationen angeboten.
Dank der Ausrüstung des MHDA Tirol/Vorarlberg
konnten wir als MJG einen Rollstuhlparcours mit Bibelquiz
aufbauen, der guten Anklang bei Kindern und
Jugendlichen fand. Die Kinder machten sich neugierig
und zunehmend mutiger auf den Weg, die Welt aus der
Perspektive eines Rollstuhlfahrers zu erkunden.
JOHANNESGEMEINSCHAFT
FAMILIENNACHMITTAG IN INNSBRUCK
Nach einer langen Corona-bedingten Pause konnte Ende
Juni endlich wieder ein Familiennachmittag der Malteser
Johannesgemeinschaft in der Pfarre Innsbruck-Kranbitten
stattfinden. Der Samstagnachmittag wurde mit einer Heiligen
Messe begonnen, welcher P. Robert Deinhammer SJ vorstand.
Im Anschluss daran konnten die Kinder im Pfarrgarten spielen,
während die Eltern einer Katechese zum Thema Glauben und
Vernunft lauschten. Ausgehend vom Dokument „Dei filius“ des
Ersten Vatikanischen Konzils erkläre P. Deinhammer die Unterscheidung
zwischen natürlicher und übernatürlicher Erkenntnisordnung,
welche sich nach katholischer Auffassung prinzipiell
nicht widersprechen. Nach diesem Vortrag gab es Gelegenheit
zu einem informellen Austausch bei Würstel und Kuchen. Nun
endlich wieder Impulse und gemeinsames Gebet zu erleben, war
uns eine große Freude und hat nach so langer Zeit allen sehr gut
getan.
56
DIE MALTESER 3/2022
MALTESERÖSTERREICH
FEIERLICHE
AUFNAHME
IN SALZBURG
Die diesjährige Aufnahme in den Orden
und die Hilfswerke des Souveränen
Malteser-Ritter-Ordens fand in der ehrwürdigen
Stiftskirche von St. Peter zu
Salzburg statt.
Der Ordensspiritual, Seine Gnaden der Hwdgst. Herr Erzabt P. Dr. Korbinian Birnbacher OSB, zelebrierte dankenswerterweise
das feierliche Hochamt. Mehr als 280 Teilnehmer, darunter 75 Ordensmitglieder in Kukulle beziehungsweise
Cape, kamen zu diesem wichtigen Anlass nach Salzburg. Acht neue Ordensmitglieder wurden in das Großpriorat
von Österreich aufgenommen sowie 44 ehrenamtliche Helfer in den Malteser Hospitaldienst Austria. „Wir sind froh
und dankbar auch in diesem Jahr wieder so viele engagierte Menschen bei den Maltesern als Mitglieder begrüßen
zu dürfen und damit verstärkt unserem Ordensauftrag nachkommen zu können,“ so Norbert Salburg-Falkenstein,
Prokurator des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens.
Foto: Andreas Kolarik
DIE MALTESER 3/2022 57
MALTESERÖSTERREICH
Messe Reichenau
Die Reichenauer starten zur Ernte mit einer
Heiligen Messe, bei der auch die Krankensalbung
gespendet wurde. Im Thalhof der Familie Rath
wurde der Abend für die sechs Betreuten und
uns Malteser abgerundet.
NEUES AUS DEM BEREICH
BURGENLAND
Schloss Esterházy An einem strahlenden Spätsommertag
ging es für zwei befreundete Betreute nach Eisenstadt,
wo das wunderschöne Schloss Esterházy besichtigt
wurde, gefolgt von einem gemütlichen Mittagessen
samt Eis. Im Dom wurden anschließend Kerzen angezündet
und gebetet. Für eine sichere Heimfahrt empfing
die kleine Gruppe den Reisesegen vom Dompfarrer.
Ausflug zur Wallfahrtskirche in Pinggau jenseits des
Wechsels. Dort wurde extra für die kleine Gruppe der
Malteser die Heilige Messe gefeiert und sogar von einer
Organistin begleitet. Pater Georg von den Oblaten des
Heiligen Franz von Sales reiste extra als Zelebrant an.
Anschließend gab es das traditionelle gemeinsame Mittagessen
und auf dem Heimweg noch einen Kurzbesuch
im Automobilmuseum Aspang. Danach ging es mit dem
riesigen Blaguss Rolli-Bus souverän durch den dichten
Abendverkehr wieder zurück nach Wien.
SD Schönbrunn Ein traumhaft sonniger Ausflug mit
Bewohnern des SeneCura Sozialzentrums Kirchberg am
Wechsel. Manche Tierchen setzten sich geradezu wunderbar
in Pose …
Dominique und Magdalena Sigros organisierten
einen Ausflug nach Carnuntum Eine wunderbare
Reise für 37 Personen, darunter 10 Betreute (unter Epilepsie
leidende Kinder und Jugendliche), in die römische
Vergangenheit.
58
DIE MALTESER 3/2022
MALTESERÖSTERREICH
Kinomontag Beim Kinomontag, der jede Woche stattfindet,
schauen Freiwillige der Malteser mit unseren
Betreuten einen spannenden Film. Danach gibt es noch
einen gemeinsamen Austausch über das eben Gesehene.
NEUES AUS DEM BEREICH
WIEN
Fest der Helfer Als Dank für das ehrenamtliche Engagement wurden die Malteser am Fest der Helfer gemeinsam mit
anderen Blaulicht- und Hilfsorganisationen in das Wiener Rathaus eingeladen. Beim Austausch mit den Vertretern
anderer Organisationen gab es Gelegenheit zur besseren Vernetzung, um gegenseitig voneinander zu lernen und die
Zusammenarbeit zu verbessern.
Benefizkonzert Roland und Yuko Batik haben den Maltesern mit ihrem Benefizkonzert „Zwischen musikalischen
Welten“ einen wunderschönen, stimmungsvollen Abend geschenkt. Die Anwesenden erlebten großartige Musik und
eine familiäre Stimmung. Ein Benefizkonzert, insbesondere zur Unterstützung von Herzenswunsch-Diensten.
DIE MALTESER 3/2022 59
MALTESERÖSTERREICH
Friedenswallfahrt nach Altötting Wie jedes Jahr bildet unsere Wallfahrt nach Altötting, die wir mit den Maltesern
in Bayern gemeinsam begehen, vor den Sommerferien den krönenden Abschluss des Malteser-Jahres. Am Sonntag,
den 17. Juli 2022 pilgerten rund 100 Malteser, Betreute und Pilger aus Salzburg nach Altötting. Außerdem wurden
wir in diesem Jahr von Seiner Exzellenz, Erzbischof Dr. Franz Lackner begleitet. Das Gebet stand heuer ganz im Zeichen
einer Friedenswallfahrt für Europa und die Welt.
NEUES AUS DEM BEREICH
SALZBURG
Ambulanzen im Salzburger Dom In den Sommermonaten
durften die Salzburger Malteser wieder bei
Großveranstaltungen im Salzburger Dom mit Seiner
Exzellenz, Erzbischof Dr. Franz Lackner, die Ambulanz
stellen, wie beispielsweise bei der Fronleichnamsprozession
und dem „Gottesdienst für das Leben“. Es ist
uns eine Freude und Ehre zugleich, als Sanitäter für die
Sicherheit und das Wohlbefinden im Dom zu sorgen!
Sommerfest In diesem Jahr durften wir unser traditionelles Salzburger Malteser Sommerfest nicht nur mit unseren
Betreuten begehen, sondern auch Menschen aus der Ukraine, die unsere Deutschkurse besuchen, als Gäste begrüßen.
Im Rahmen der Hl. Messe wurde unser neuer VW-Caddy (M42) gesegnet und damit „offiziell“ in den Dienst genommen.
Anschließend wurde der Grill angeworfen. Das Sommerfest war auch in diesem Jahr ein Höhepunkt des Malteser-
Jahres für Betreute und Malteser.
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DIE MALTESER 3/2022
MALTESERÖSTERREICH
2. Grazer Inklusionslauf Der Einladung, an diesem Lauf teilzunehmen, sind wir gemeinsam mit Betreuten gefolgt
und haben uns zusammen im Augarten versammelt. Nach dem Lauf wurden wir zur Belohnung mit Snacks versorgt.
NEUES AUS DEM BEREICH
STEIERMARK
Wachau In den letzten Sommerwochen haben
wir uns gedacht, dass wir uns die Ergebnisse
der Marillenernte in Krems genauer anschauen
müssen. Wir haben die Gelegenheit genutzt und
uns die Wachau genau angeschaut und sehr viele
Marillen gegessen.
Grundlsee Von 10. bis 12. Juni durften wir Quartier am malerischen Grundlsee beziehen und bei frühsommerlichen
Temperaturen die zauberhafte Landschaft und die Freundlichkeit der Bevölkerung genießen. Eine herrliche Bootsfahrt,
die Wanderung zum Toplitzsee und fangfrischer Fisch auf dem Teller, sorgten zusätzlich für Begeisterung.
DIE MALTESER 3/2022 61
MALTESERÖSTERREICH
Bregenzer Festspiele Der Bereich Tirol/Vorarlberg organisierte eine Reise zu den Bregenzer Festspielen mit einer
Dampferfahrt, einem Museumsbesuch und dem krönenden Opernbesuch La Boheme.
NEUES AUS DEM BEREICH
TIROL/VORARLBERG
Bereichsmesse
Die erste Bereichsmesse findet
nach langer Zeit mit unserem
neuen Bereichsgeistlichen
MMag. Leopold Baumberger BA
OPraem statt!
ä
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Liebe Leserinnen und Leser,
das Magazin „Die MALTESER“ ist etabliert und erscheint regelmäßig.
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✝
Die
Die
MALTESER
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Ausgabe 2/2022
„Pfarrer haben keine Ahnung vom echten Leben“
Der Weg zur Berufung
Gemeinsam, im Dienst am Nächsten
Mobile Pflege: Persönliches, Neues und Berührendes
Pflege – Beruf mit Wertschöpfung
S.E. Statthalter-Großmeister Fra‘ Marco Luzzago verstorben
MALTESER
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Ausgabe 1/2022
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DIE MALTESER 3/2022
62
MALTESERÖSTERREICH
MALTESER AUSTRIA
BUNDESÜBUNG
Die Aus- und Fortbildung unserer Ehrenamtlichen ist den Maltesern ein wichtiges Anliegen.
Vom 30.9. – 02.10. haben über 90 Malteser bei der Bundesübung
in Igls (Tirol) im Rahmen eines Stationenbetriebs
unterschiedliche Situationen des Sanitäts- und Pflegebereichs
trainiert und ihr Wissen aufgefrischt.
In Zusammenarbeit mit der Interessengemeinschaft
Notfallmedizin Innsbruck (IGNI) wurde das Thema CRM
(Crew Resource Management) in den Vordergrund gestellt
und begann mit einem Impulsvortrag am Freitag
Abend zu diesem Thema.
Von Peter Stellnberger
Ein weiterer Höhepunkt war das Fest am Samstagabend,
bei dem verdiente Mitglieder für 50 Jahre Einsatz im
Hospitaldienst bzw. für ihr Engagement während der
Pandemie geehrt wurden. Feierlicher Abschluss war die
gemeinsame Hl. Messe in der Wallfahrtskirche „Heiligwasser“.
Vielen Dank, liebe Tiroler, für die Gastfreundschaft
und die perfekte Organisation! Besonders gefreut
haben wir uns auch über Teilnehmer der Johanniter-
Unfall-Hilfe in Österreich.
DIE MALTESER 3/2022 63
MALTESERWELTWEIT
MALTESER INTERNATIONAL
DER SOUVERÄNE MALTESER-RITTER-ORDEN
IN DEN BALTISCHEN STAATEN
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind 1991 die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen
wieder zu selbstständigen Republiken geworden.
Von Anton F. Gatnar / Arvydas Bruzas
Der Malteserorden in Litauen
Der SMRO hat 1991 mit der neu geschaffenen Republik
Litauen volle diplomatische Beziehungen aufgenommen.
Mittlerweile gab es eine Reihe von gegenseitigen
Besuchen auf höchster Ebene. So haben die verstorbenen
Großmeister Frà Andrew Bertie und Frá Matthew
Festings Litauen offizielle Besuche abgestattet, auch
Großkanzler Albrecht Boeselager und Großhospitalier
Dominique La Rochefocauld-Montbel waren aus unterschiedlichen
Anlässen offiziell in Litauen zu Gast.
Im September 2016 trafen sich auf Einladung der
Ordensregierung alle Einrichtungen und Botschaften
des Malteserordens, die in Mittel- und Osteuropa im Einsatz
sind, zu einer mehrtägigen Konferenz „Gemeinsam
Herausforderungen meistern” in Vilnius. Der Großkanzler,
Albrecht Boeselager und der Großhospitalier,
Dominique de La Rochefoucauld-Montbel, nahmen an
der Konferenz teil und schlossen sie gemeinsam.
Die Konferenz bat die Möglichkeit, über eine Förderung der
Freiwilligeneinsätze, über Flüchtlingshilfe, das große Thema
der internen und externen Kommunikation des Malteserordens,
und über Kooperationsformen bei Einsätzen und
Projekten zwischen den Einrichtungen nachzudenken.
Estland (Tallin) hat 1,3 Mio Einwohner, Lettland (Riga)
rund 2 Mio und Litauen (Vilnius) 2,8 Mio.
Estlands Bevölkerung ist nur zu 30% gläubig, davon etwa
6.000 Katholiken, 10% sind Lutheraner, 16% Orthodox.
Anders Lettland: 36% sind Lutherisch, 20% Katholisch
und 19% Orthodox.
Und schließlich Litauen: Hier sind mehr als 74% katholisch,
3,7% Orthodox, der Rest sind jeweils kleine Gruppen
wie etwa die Lutheraner mit 0,6%.
Seit 1991 gibt es in Litauen auch eine Maltesergliederung,
den MOPT (Maltos ordino pagalbos tarnyba). Nach
eigenen Angaben sind an 40 Orten 62 festangestellte
Mitarbeiter und mehr als 1300 Freiwillige tätig:
Sozialzentren bieten Essen, Kleidung und Pflegemaßnahmen
an (29 Standorte):
• Hilfe für arme einsame alte Menschen (Essen und
häusliche Pflege);
• Zentren für Kinder aus benachteiligten Familien;
• Soziale Aktivitäten für Jugendliche
(28 junge Maltesergruppen);
• Kurse für Erste Hilfe und Sozialfürsorge für Freiwillige
(4 Regionen).
Von Anfang an wurden die einzelnen Gruppen der Malteser
in Litauen von mehreren diözesanen Gliederungen des
deutschen Malteser Hilfsdienstes auf allen Gebieten gefördert
und mit Ausrüstung und Sachleistungen unterstützt.
Vor allem das „Weihnachtssuppenprojekt“ hat internationale
Beachtung gefunden. Das Litauische Fernsehen
überträgt seit 2009 einen ganzen Tag das Benefizkonzert
und den Suppenverkauf der Malteser, mit dem Spenden
für wichtige soziale Projekte erschlossen werden.
Seit 2018 ist der Österreicher Manfred Mautner-Markhof
außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter
Foto: MOPT (Maltos ordino pagalbos tarnyba)
64
DIE MALTESER 3/2022
MALTESERWELTWEIT
in Litauen. Mit ihm ist ein erfahrener und langjähriger
Malteser aus Österreich, der im MHDA zahlreiche hohe
ehrenamtliche Leitungsfunktionen ausgeübt hat, diplomatischer
Vertreter des Ordens in Vilnius. Manfred
Mautner Markhof war Bereichsleiter in Wien, Mitglied
und zentrale Drehscheibe des Führungsgremiums, das
1975 die neuen Statuten und Einsatzgrundsätze des
MHDA entwarf und hat viele Jahre im Kuratorium
wesentliche Akzente für die Arbeit des MHDA gesetzt.
Nach dem großen Erdbeben in Friaul war es unter seiner
Führung dem MHDA möglich, bereits am zweiten
Tag einen großen Hilfstransport mit Milch, Nahrungsmitteln
und notwendigen Bedarf ins Katastrophengebiet
zu bringen. Es ist daher keine Frage, daß Manfred
Mautner Markhof neben den wichtigen diplomatischen
Aufgaben des Botschafters in Litauen auch die Tätigkeiten
der Hilfsorganisation MOPT mit großem Engagement
verfolgt und unterstützt.
MALTESER AUFNAHME 2022 IN LITAUEN
Am 2. Juli fand die feierliche Aufnahme und das
Versprechen neuer Malteser Helfer in der prächtigen
Kathedrale von Vilkaviskis (rund 200 km nordwestlich
von Vilnius) statt.
Der Bischof von Vilkaviskis, H.E. Rimantas Norvila zelebrierte
das Hochamt, in dessen Verlauf rund 40 Mitglieder
des MOPT ihr feierliches Treueversprechen für
die Mitarbeit als Malteser Helfer ableisteten. Botschafter
Manfred Mautner-Markhof war leider erkrankt, aus
Deutschland war der langjährige Präsident des Deutschen
Malteser Hilfsdienstes Constantin von Brandenstein-
Zeppelin angereist.
Er nahm als Vertreter der deutschen Assoziation, die
eine Art Patenschaft über den MOPT ausübt, das Versprechen
der Mitglieder entgegen. Um die enge Verbindung
zu Litauen zum Ausdruck zu bringen, waren aus
Österreich mit dem Stellvertreter des Kommandanten,
Christoph Calice und dem Vorsitzenden des Kuratoriums,
Anton Gatnar, zwei Vertreter des Malteser
Hospitaldienst Austria gekommen und wurden Zeugen
der beeindruckenden Zeremonie.
Nach österreichischem Vorbild – wohlvorbereitet vom
Botschafter, wurden die strahlenden Mitglieder neu
aufgenommen und leisteten – so wie in Österreich
– ihr Treueversprechen gegenüber dem Orden ab. In
einer kurzen Begrüßungsrede unterstrich Brandenstein-
Zeppelin die wichtige Zusammengehörigkeit der Begriffe
„Hilfe dem Nächsten“ und „Verbreitung des Glaubens“.
Nach der Zeremonie gab es ein großes Aufnahmefest
am Wystiter See in beeindruckender Landschaft, direkt
an der Grenze zur russischen Enklave Kalinagrad. In der
romantisch gelegenen Campingstation „Viktorija“ feierten
viele neue Mitglieder und ihre Familien. Zahlreiche
MOPT-Mitglieder erhielten Preise und Auszeichnungen
für ihre Tätigkeit in den letzten – oft durch Covid besonders
belasteten – Monate.
Botschafter Mautner-Markhof betonte in einer Stellungnahme
die enge Verbindung des MOPT und des
Malteserordens. So wie in Österreich sollte das Hilfswerk
des Ordens vielen Menschen die Möglichkeit geben,
dem Nächsten in Liebe zu begegnen und den Glauben
zu verstärken.
DIE MALTESER 3/2022 65
MALTESERWELTWEIT
KONTAKTAUFNAHME MIT ESTLAND
Der Anteil an Katholiken an der Bevölkerung ist mit rund
6.000 gering, nimmt aber seit dem Ende der Sowjetunion
ständig zu. Meist sind es Litauer und Polen in den Städten,
die als Katholiken in Estland zum katholischen Glauben
zählen.
Es gibt keine Diözesen, Bischof Philippe Jean-Charles
Jourdan ist Apostolischer Administrator von Tallinn.
Botschafter Manfred Mautner-Markhof hat am 21. Juni
2021 in Tallinn sein Beglaubigungsschreiben der Präsidentin
von Estland, Kersti Kaljulaid, überreicht.
Nächste Schritte in Estland
In einem Treffen mit dem zuständigen Beamten des estnischen
Außenministeriums, Urmas Eigla, am 28. Juni,
wurde die bevorstehende Einrichtung einer Botschaft
des SMRO in Tallinn erörtert, eine positive Antwort
des Außenministeriums ist in den nächsten Wochen zu
erwarten. Dabei konnte der Botschafter die Verantwortungsträger
auf estnischer Seite informieren, dass der
Souveräne Malteser-Ritter-Orden nunmehr seine Hilfstätigkeit
auch in Estland aufnehmen wolle.
Bei einem anschließenden Abendessen mit dem Bischof
von Tallinn und Apostolischen Administrator von Estland,
S.E. Philippe Jean-Charles Jourdan, versicherte der
Überreichung der Beglaubigungsurkunden
Bischof dem Botschafter seine Unterstützung für die
Idee, dass einige Räumlichkeiten im Kloster Pirita in
Tallinn für die zukünftige Aktivität der Malteser in
Estland genutzt werden könnten. Weiters ist ein Therapiezentrum
für behinderte Kinder in Prüfung, das gemeinsam
mit der Caritas von Estland in Beregovo (Ukraine)
errichtet werden könnte.
WINTERHILFE FÜR DIE UKRAINE
Von Katharina Kiecol
In der Ukraine halfen die Malteser Geflüchteten und
Menschen, deren Häuser zerstört wurden, sich auf den
Winter vorzubereiten. „Jetzt, wo der Winter kommt
und es vor allem nachts immer kälter wird, wird auch die
Not der Menschen noch größer. Geflüchtete und ausgebombte
Menschen trifft die Kälte besonders hart“, sagt
Pavlo Titko, Leiter der Malteser Ukraine.
„Viele leben in behelfsmäßigen Unterkünften, weil allein
rund 140.000 Wohnhäuser in den vergangenen sieben
Monaten zerstört wurden. Uns rief eine ältere Dame an,
die mittlerweile bei ihren Hühnern, Hunden und Ziegen
im Stall lebt, weil ihr Haus in der Ostukraine zerbombt
wurde. Ihre Heimat möchte sie nicht verlassen, ihre
Tiere nicht allein lassen. Wir werden ihren Stall nun isolieren
und einen Holzofen installieren, so dass die alte
Dame auf die anstehende Kälte vorbereitet ist. Sie ist
nur ein Beispiel dafür, vor welchen Herausforderungen
die Menschen in der Ukraine stehen“, sagt Titko.
66
DIE MALTESER 3/2022
MALTESERWELTWEIT
HILFE NACH DER
FLUT IN PAKISTAN
Foto: SRSO/Malteser International
Dieser Sommer war einer der schlimmsten in der
Geschichte des Landes: Nach schweren Regenfällen im
Juni und Juli waren in Pakistan mehr als 33 Millionen
Menschen von Überflutungen betroffen.
Von Cordula Wasser
Fast 1.700 Menschen starben, mehr als zwei Millionen
Häuser und wichtige Infrastruktur wie Straßen, sanitäre
Anlangen und Gesundheitseinrichtungen wurden zerstört.
Rund 20 Millionen Menschen sind nach Angaben
der Vereinten Nationen noch immer auf humanitäre Hilfe
angewiesen.
In Pakistan stand zwischenzeitlich ein Drittel des Landes –
eine Fläche dreimal so groß wie Portugal – unter Wasser.
Obwohl das Wasser langsam zurückgeht, bleibt ein großes
Problem in den betroffenen Regionen: Kontaminiertes
Trinkwasser und in der Folge sich häufende Durchfallerkrankungen.
In den Wasserresten nisten zudem Mücken
und immer mehr Menschen infizieren sich mit Malaria
und Dengue-Fieber. Gleichzeitig gibt es für sie kaum eine
Möglichkeit in die Krankenhäuser zu gelangen, da entwe-
der die Zufahrtswege oder die Einrichtungen durch die
Wassermassen zerstört wurden.
In der Provinz Sindh unterstützt Malteser International
zwei mobile medizinische Teams eines lokalen Partners,
um die kranken Menschen vor Ort versorgen zu können.
Zusätzlich zur medizinischen Versorgung verteilt
Malteser International auch Bargeld an bedürftige Familien.
Viele Menschen wissen nicht mehr, wie sie sich und
ihre Familien ernähren sollen. Die Ernte wurde von den
Fluten zerstört, viele Nutztiere sind ertrunken.
Wir benötigen weiter dringend Unterstützung bei unserer
Hilfe für die Menschen in Pakistan – eine solche Katastrophe
kann niemand allein bewältigen.
Malteser Ukraine/Malteser Internationa
Um die Menschen, die vom Krieg betroffen sind, für den
Winter auszurüsten, liefern die Malteser Öfen, Isoliermaterial,
Schlafsäcke, Decken, haltbare Lebensmittel
und warme Kleidung in den Osten des Landes. Auch zerstörte
Fenster in den Wohnungen werden ausgetauscht.
In der Region um Charkiw können die Temperaturen im
Winter schnell auf minus zehn und weniger Grad fallen.
Im Westen der Ukraine wird eine Flüchtlingsunterkunft
renoviert, fünf weitere werden mit Strom-Generatoren
versorgt. Da auch die Energieversorgung in einigen
Orten immer wieder ausfällt, werden Generatoren,
LED-Lampen und solarbetriebene Powerbanks verteilt.
DIE MALTESER 3/2022 67
MALTESERWELTWEIT MALTESERWELTWEIT
PACIDA/Malteser International
Foto: © Malteser International
Schlimmste Dürre seit 40 Jahren in Kenia, schon 3 Regenzeiten sind
ausgeblieben.
Die acht Monate alte Sabah wird umfassend untersucht.
MALTESER INTERNATIONAL
WIR DÜRFEN DIE MENSCHEN JETZT NICHT
Weltweit leiden immer mehr Menschen an Hunger.
Von Lena Berghof und Elena Becker
Roba Bora ist verzweifelt: Von seiner Herde, die vor
Beginn der Dürre im Norden Kenias 867 Tiere umfasste,
sind ihm nur noch 16 Schafe und Ziegen geblieben.
Auch alle seine Kamele sind gestorben. Mit den ihm
verbleibenden Tieren kann er seine Familie kaum noch
durchbringen. Er kümmert sich zusätzlich zu seinen
eigenen sechs Kindern auch um die fünf Kinder seines
verstorbenen Bruders und um seine Mutter.
„Eine solche Dürre habe ich noch nie erlebt“, sagt der
70-Jährige. Einst galt seine Heimat Hurri Hills als eines
der fruchtbarsten und grünsten Gebiete Nordkenias. In
dieser Region Kenias leiden die Menschen derzeit unter
einer Dürre, wie es sie seit 40 Jahren nicht gegeben
hat. Seit Herbst 2020 haben die Regenzeiten nur einen
Teil der normalen Niederschlagsmengen gebracht, die
Hirten können ihre Viehbestände kaum noch ernähren.
Rund 1,5 Millionen Nutztiere sind bereits verstorben.
Klimawandel, Corona und explodierende Preise
Der Klimawandel, die Corona-Pandemie und die explodierenden
Preise für Weizen, Speiseöl, Dünger und
Benzin als Folge des Ukrainekriegs haben dazu geführt,
dass immer mehr Menschen weltweit hungern. Nach
Einschätzung des Welternährungsprogramms der Vereinten
Nationen haben bis zu 828 Millionen Menschen
weltweit nicht genug zu essen. Zudem ist die Zahl derer,
die von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sind,
seit 2019 von 135 Millionen auf 345 Millionen angestiegen.
Insgesamt 50 Millionen Menschen in 45 Ländern
stehen am Rande einer Hungersnot.
Auch in Kenia spitzt sich die Lage weiter zu
„Der gestiegene Rohölpreis auf dem Weltmarkt führt in
Kenia dazu, dass derzeit kaum noch Benzin erschwinglich
ist. Für uns wird es gerade deutlich schwieriger, die
Menschen mit unseren Hilfsgütern zu erreichen. Dabei
ist die Hilfe vor allem im Norden Kenias gerade wichtig,
denn durch die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten sind
dort Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen. Obwohl
der Krieg weit weg in Europa stattfindet, leiden die Menschen
in Kenia schwer unter den Auswirkungen“, sagt
Roland Hansen, Leiter der Afrikaabteilung von Malteser
International.
Syrien: Eines der schwersten Jahre überhaupt
Neben vielen afrikanischen Ländern sind vor allem
ohnehin schon krisengebeutelte Länder im Nahen Osten
68
DIE MALTESER 3/2022
Foto: © Brenda Mulama/Malteser International
Ruqayya al-Sheikh Ali ist froh, dass es ihrer Tochter nun besser geht.
Gemeinsam mit dem lokalen Partner HIHFAD bietet Malteser International
medizinische Behandlungen für unterernährte Kinder und
schwangere Frauen an.
ALLEIN LASSEN
von Hunger betroffen. Seit 11 Jahren herrscht Krieg in
Syrien und das Armuts- und Hungerrisiko ist so groß
wie nie. Die Situation hat sich durch die schlechte Wirtschaftslage
und die Massenflucht innerhalb des Landes
weiter verschärft. Außerdem haben Dürre und Wasserknappheit
zu Missernten geführt. Der Lebensmittelsektor
steht kurz vor dem Zusammenbruch und immer
mehr Menschen hungern. Für viele Menschen in der
Region Idlib im Nordwesten des Landes ist es eines der
schwersten Jahre überhaupt.
Die Lage in den Flüchtlingscamps
Besonders schwierig ist die Situation für die rund
1,5 Millionen Binnenvertriebenen, die in den provisorischen
Flüchtlingscamps leben. Hier gibt es kaum Arbeit
und die Menschen sind auf die monatlichen Lebensmittelverteilungen
angewiesen, die jedoch kaum noch ausreichen,
um eine große Familie zu ernähren – rund 79
Prozent der Menschen hier leiden unter Unterernährung.
Die 38-jährige Ruqayya al-Sheikh Ali lebt mit ihren vier
Kindern in einem Flüchtlingscamp nördlich von Idlib.
Ihre jüngste Tochter Sabah ist erst acht Monate alt und
leidet seit ihrer Geburt an Unterernährung. Das Welternährungsprogramm
schätzt, dass inzwischen 12,4
Millionen Menschen in Syrien – mehr als die Hälfte
der Gesamtbevölkerung – von akuter Ernährungsunsicherheit
betroffen sind.
In den vergangenen Monaten mussten die Vereinten
Nationen bereits weltweit Essensrationen aufgrund von
unzureichenden finanziellen Mitteln kürzen. „Aktuell
sehen wir, wie sich die Situation für hunderte Millionen
Menschen verschlechtert. Gleichzeitig wird es immer
schwieriger für uns Hilfsorganisationen, den Menschen
zur Seite zu stehen, denn die Mittel, die uns für Krisen
wie in der DR Kongo oder im Dürregebiet Kenias zur Verfügung
stehen, sind gering und die Kosten steigen derzeit
enorm. Hinzu kommt der aktuelle Tiefstand des Euro.
Viele sind verzweifelt und wissen nicht mehr weiter – wir
dürfen diese Menschen jetzt nicht allein lassen“, appelliert
Hansen eindringlich an die Weltgemeinschaft.
Mehr über die Arbeit von Malteser International
erfahren Sie auf unserer Website:
www.malteser-international.org/de
Wollen Sie die internationale Arbeit und die zahlreichen
Hilfsprojekte der Malteser unterstützen, dann
freuen wir uns sehr über Ihre Spende:
https://www.malteser.at/?p=7659
DIE MALTESER 3/2022 69
TAGEBUCH
AUSZEICHNUNGEN
Für ihren besonderen Einsatz gewürdigt
Präsident Generalmajor Mag. Erwin Hameseder erhielt die höchste
militärische Auszeichnung des Malteserordens.
v.l.n.r.: Designierter Generalstabschef Rudolf Striedinger, Präsident
Erwin Hameseder und Botschafter Günther Granser
v.l.v.r.: S.H. Sebastian Prinz
von Schoenaich-Carolath
Botschafter des SMOM
bei der Republik Österreich
und Präsident Generalmajor
Mag. Erwin Hameseder
Erwin Hameseder, Generalanwalt des Raiffeisen-
Verbandes und Milizbeauftragter des Österreichischen
Bundesheeres, wurde das maltesische Großoffizierskreuz
mit Schwertern verliehen.
Präsident Hameseder betonte, dass es ihm ein wichtiges Anliegen
ist, mit den Maltesern im Sinne der Menschlichkeit
zusammenzuarbeiten und zu unterstützen, und ihn persönlich
die vielfältigen gemeinnützigen Projekte, für die sich die
Malteser einsetzen, im höchsten Ausmaß beeindrucken.
Botschafter Günther Granser, Ständiger Vertreter des
Souveränen Malteserordens bei den Vereinten Nationen,
der IAEA und UNIDO, lud zum Empfang. Im Rahmen
eines Festaktes im Beisein von nationalen und internationalen
Gästen aus den Bereichen Finanz, Wirtschaft,
Politik, Kultur, Medien und offizielle Repräsentanten
aller UN-Organisationen, wurde Erwin Hameseder
die höchste militärische Auszeichnung des
Malteserordens im Rang des Großoffiziers mit Schwertern
für seine zivilen und militärischen besonderen
Verdienste verliehen.
In der persönlichen Laudatio von Generalstabschef
Rudolf Striedinger, hob dieser hervor, dass die Unterstützung,
welches das Österreichische Bundesheer dem
Malteser Hospitaldienst und dem Souveränen Malteser-
Ritter-Orden immer wieder bei der Erfüllung seiner
Aufgaben und vor allem bei der Katastrophenhilfe ohne
Zögern gewährt, ein großer Verdienst des Ausgezeichneten
sei. Botschafter Granser unterstrich, dass eine Vielzahl
von Hilfsprogrammen und -kampagnen in letzter
Zeit von Präsident Hameseder gefördert wurden, welche
die leidenden Menschen in Not in den betroffenen
Ländern signifikant durch die rasche Soforthilfe unterstützt
haben.
Henriette Blanckenstein wurde vom Prokurator zur
Ehren- und Devotions-Großkreuzdame in Oboedienz
rangerhöht. Die Absolventin der Romanistik und Kunstgeschichte
wurde 1962 aktives Mitglied im Malteser
Hospitaldienst. In den darauffolgenden Jahren und
während ihrer erfolgreichen beruflichen Tätigkeit in
Deutschland und den USA blieb sie weiter eng mit dem
Orden verbunden und nahm an zahlreichen Pilgerzügen
und Wallfahrten der Malteser teil. Nach ihrer Rückkehr
nach Wien wurde sie im Juni 2004 in den Orden aufgenommen
und sofort auch Sozialreferentin des Malteser
Hospitaldienstes im Burgenland.
Dominique de La Rochefoucauld-Montbel und Henriette
Blanckenstein
70
DIE MALTESER 3/2022
TAGEBUCH
In weitere Folge engagierte sie sich zusammen mit ihrem
Mann im Verein Haus Malta und ist bis heute als Vorstandsmitglied
im Malteser Ordenshaus ehrenamtlich
tätig. „Für die Neuaufnahmen und unsere Bewohner sowie
ihre Familien zuständig, hast Du stets und über all die
Jahre jene Liebe und Hingabe an den Tag gelegt, die eine
Ordensdame auszeichnen sollen. Diesem beispielhaften,
persönlichen und selbstlosen Einsatz wurde durch die
verdiente Rangerhöhung durch den Großmeister-Statthalter
nun Rechnung getragen. Danke für Dein Vorbild“,
so der Prokurator bei seiner Laudatio.
ist seit mehr als 27 Jahren im diplomatischen Dienst
des Ordens engagiert. Zunächst von 1995 bis 2000 als
Botschaftsrätin aktiv, war sie von 2000 bis 2005 als
Gesandte und bevollmächtigte Ministerin und seither als
Botschafterin, Missionsleiterin und Ständige Beobachterin
beim Büro des Ordens bei den Vereinten Nationen
und Internationalen Organisationen in Genf tätig. Sie
war zusätzlich Vizepräsidentin der Stiftung „Caritas in
Veritate“ und ist seit 2019 Ehrenpräsidentin der Organisation
„Religions for Peace“.
Botschafterin Marie-Thérèse Pictet-Althann und
S.E. Großmeister-Statthalter Fra´ John T. Dunlap
I.E. Botschafterin Marie-Thérèse Pictet-Althann
wurde in den Rang einer Ehren- und Devotions-Großkreuzdame
in Oboedienz erhoben. S.E. der Großmeister-Statthalter
Fra´ John T. Dunlap nahm persönlich
die Promesse von I.E. Frau Botschafterin Marie-Thérèse
Pictet-Althann in der Kapelle des Großmagisteriums in
Rom entgegen und verlieh ihr den Rang einer Ehren- und
Devotions-Großkreuzdame in Oboedienz. Dies geschah
im Beisein zahlreicher Ehrengäste, darunter S. Emz. der
Hwdgst. Herr Päpstliche Sonderdelegat Kardinal Silvano
M. Tomasi CS und des Fürstgroßpriors von Österreich,
Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn.
Marie Thérèse Pictet-Althann wurde 1997 Mitglied des
Souveränen Malteser-Ritter-Ordens in Österreich und
Kabinettsdirektor i. R. Dr. Heinz Anton Hafner wurde als neuer Botschafter
des Malteserordens bei der Republik Ungarn beglaubigt.
Kabinettsdirektor i. R. Dr. Heinz Anton Hafner
wurde als neuer Botschafter des Malteserordens bei
der Republik Ungarn beglaubigt. Mit Heinz Hafner
wurde diese wichtige Position mit einem äußerst erfahrenen
und höchst verdienstvollen österreichischen
Ordensmitglied besetzt. Der ehemalige Hofburg-Mitarbeiter
war von 1992 bis 2020 unter drei Bundespräsidenten
in der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei tätig,
davon 19 Jahre lang zuletzt als Kabinettsvizedirektor.
Er leitete viele Jahre hindurch auch die Ehrenzeichenkanzlei
und war mit der Organisation zahlreicher
Staatsbesuche betraut.
Wir gratulieren herzlich!
DIE MALTESER 3/2022 71
GELESENEMPFOHLEN
GOTT IST DER REDE WERT
Unter diesem Titel hält der Autor ein Plädoyer für das Gespräch über Gott.
Nicht wissenschaftlich, nicht fachtheologisch, sondern lebensnah und lebendig.
Es ist ein Buch, das beim
aktuellen Zustand der Welt
durchaus lesenswert ist,
für alle, die sich fragen,
ob man intellektuell redlich
Christ sein kann. Oft
habe, so Autor Bernhard
Körner, das Pragmatische den Vorrang,
manchmal auch der (nicht immer klare) Rekurs
auf Erfahrung. Und es werde übersehen, dass es durchaus
der Rede wert sei, wie es um Gott und die Möglichkeit
des Glaubens an ihn steht.
Das vorliegende Buch will zeigen, dass Gott der Rede
wert ist. Der Autor ist überzeugt, dass dies so in der
Geschichte der Menschheit und auch in der Gegenwart
meistens außer Zweifel stehe. In unseren Breiten sei
das allerdings nicht immer so. In der Öffentlichkeit
seien Gott und der Glaube an ihn selten ein Thema –
im Unterschied zu Spiritualität, Religion und Kirche.
Gott ist nicht Geschmackssache
Das Buch will weiters die Überzeugung vertreten, dass
man Gott auf vernünftige Weise zum Thema machen
kann. „Dass man für den Glauben an Gott gute Gründe,
also Argumente vorbringen kann. Gott ist also nicht
Geschmackssache, sondern ein sinnvolles Thema geistiger
Auseinandersetzung“, so der Autor. Wenn man in
der Frage nach Gott der Vernunft viel zutraut, dann
muss man selbstverständlich auch den Argumenten
Raum geben, die gegen den Glauben an Gott vorgebracht
werden. Deshalb beschäftigt sich das Buch abschließend
mit Argumenten der Religionskritik, aber
auch mit Erfahrungen, die auf Gott einen Schatten
werfen.
Bernhard Körner. Gott ist der Rede wert. Warum es Sinn macht,
über Gott nachzudenken. Würzburg. Echter Verlag, 2022,
176 Seiten. ISBN: 978-3-429-05726-8, 16,90 Euro.
WEBSTUHL DES BETENS
Das zentrale Gebet des Christentums ist ein sehr persönliches, schlichtes und doch tiefgründiges.
Das versucht David Steindl-Rast in seinem neuen Buch über das Vaterunser zu zeigen.
„Die Erde schenkt so viel wir brauchen, nicht so viel wir
haben wollen“, heißt es bei David Steindl-Rast. Kein
Gebet verbindet die gläubigen Christen so wie das
Vaterunser – miteinander und auch mit Gott. Es entdeckt
ihn als Vater und großzügigen Geber allen Lebens.
Jeder kann daraus schöpfen, seine Worte sind für unser
aller Zukunft relevant, und es kann für jeden individuell
zu einem „Webstuhl des Betens” werden.
David Steindl-Rast führt
ein in die kunstvolle Anordnung,
die reiche Symbolik
und die bedeutungsvollen
Beziehungen des Vaterunsers.
Er lotet zentrale
Begriffe wie Vater und Himmel, Wille und Reich,
Brot und das Böse aus und findet Auslegungen, die
72
DIE MALTESER 3/2022
GELESENEMPFOHLEN
EUROPA, ÖSTERREICH UND DIE
KREUZZÜGE
Als Papst Urban II. 1095 die westliche Christenheit zum Kampf gegen die muslimische Welt
im Nahen Osten aufrief, trat er eine Massenbewegung los, deren Dimension seine Erwartung
bei Weitem überstieg.
Von Georg Reichlin-Meldegg
Der Ansprache des Papstes
folgte zunächst der
Erste Kreuzzug, der im
Juli 1099, nach dreijährigem,
mühseligem Vormarsch
zur Eroberung
Jerusalems führte. Dort
fanden die Kreuzfahrer
bereits jene Bruderschaft
des Seligen Gerhard vor,
aus der unser Orden als
„Ritter- und Hospitalorden
vom Heiligen
Johannes zu Jerusalem“
hervorging. Viele legten
seinem Beispiel folgend
das Schwert nieder und
schlossen sich der Hospitalbruderschaft
an.
den grundlegenden Sehnsüchten und Bedürfnissen der
Menschen gerecht werden.
Diese kontemplativen Perspektiven vertieft er schließlich
noch im Gespräch mit der Medizinsoziologin
Brigitte Kwizda-Gredler, in das viele aktuelle Bezüge zu
Zeitereignissen und zu globalen Problemen einfließen.
David Steindl-Rast mit Brigitte Kwizda-Gredler. Das Vaterunser.
Ein Gebet für alle. Innsbruck-Wien, Tyrolia-Verlag, 2022, 128 Seiten,
ISBN: 978-3-7022-4060-8, 18 Euro. Auch als E-Book erhältlich:
ISBN: 978-3-7022-4061-5, 14,99 Euro.
Trotzdem blieb die Verteidigung
gegen das Vordringen
des Islams ein wichtiger
Faktor. Bis weit ins
13. Jahrhundert hinein brachen
immer wieder riesige christliche Heerscharen aus
den verschiedensten Regionen Europas auf, legten tausende
Kilometer zurück, um im Orient Krieg im Zeichen
des Kreuzes zu führen. Mehrere dieser Feldzüge scheiterten
katastrophal. Dennoch taten diese Fehlschläge
der Dynamik des christlichen Glaubenskrieges lange Zeit
keinen Abbruch.
Krieg im Namen Gottes
Die Babenberger, so kommt der Autor zum eigentlichen
Thema seines Werkes, spielten in dieser stürmischen
Ära eine aktive Rolle. Über einen Zeitraum von knapp
120 Jahren waren sie ruhmreich in allen größeren Kreuzzügen
aktiv. Die österreichische Markgrafen- und Herzogsdynastie
nahmen auch – mit Unterstützung der Ritterorden
– an der Belagerung von Akko teil, wirkten bei
der Rückeroberung von Beirut und Sidon mit, schlugen
Schlachten in Kleinasien und attackierten Burgen in den
Bergen Galiläas. Die Aussicht, Gott mit einem Kreuzzug
zu dienen und vollständige Buße für begangene Sünden
zu tun, war für viele Menschen dieser Zeit ein machtvolles
Motiv, sich auf ungeahnte Gefahren auf dem Marsch
in den Orient einzulassen. Trotz hohem Blutzoll versah
man Feldzüge im Zeichen des Glaubens. Ein spannend
und flüssig zu lesendes Fach- und Lehrbuch, detailreich
auf hohem Niveau.
Robert-Tarek Fischer. Österreichs Kreuzzüge. Babenberg und
der Glaubenskrieg 1096 – 1230. Böhlau-Verlag Wien-Köln,
232 Seiten, ISBN: 978-3-205-21376-5, 33 Euro.
DIE MALTESER 3/2022 73
GELESENEMPFOHLEN
SOLI DEO GLORIA
Der österreichische Komponist Augustinus Franz Kropfreiter (1936–2003) gehörte als
Chorfrater dem Stift St. Florian bei Linz an, wo er als Stiftsorganist und Regens Chori wirkte.
Sein OEuvre umfasst alle Gattungen mit Ausnahme des
Balletts und der Oper. Sein Stil basiert auf dem traditionellen
Verständnis von Form und Kontrapunkt und
zeichnet sich vor allem durch die Farbigkeit bi- und
polytonaler Strukturen aus.
Klaus Sonnleitner, Stiftsorganist in St. Florian und Bereichsseelsorger
des MHDA in Oberösterreich, erörtert
in diesem Band Kropfreiters Selbstverständnis als Komponist
und Organist, seinen künstlerischen Werdegang
(ausgehend vom Kirchenmusikstudium in Wien) sowie
den Kompositionsprozess. Die wichtigsten Grundlagen
dafür sind die erhaltene Korrespondenz und die Ergebnisse
von Experteninterviews.
So wird der Leser – auch
abseits des musikwissenschaftlichen
Interesses –
auf eine lebendige Zeitreise in die
Musikwelt der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geführt.
Eine Werkliste mit umfangreichem Kommentar
bietet den kompletten Überblick über das Schaffen des
Komponisten, der besonders im Bereich der Orgelkomposition
überregionale Bedeutung erlangte.
Klaus Sonnleitner. Soli Deo Gloria. Zum Schaffen Augustinus
Franz Kropfreiters. Wien, Hollitzer Verlag, 2022, 596 Seiten
mit zahlreichen Abbildungen, ISBN: 978-3-99012-984-5 (hbk)
65 Euro, ISBN: 978-3-99012-985-2 (pdf) 64,99 Euro.
NEKROLOG
FEIERLICHE VERABSCHIEDUNG
VON FRA´ MARCO LUZZAGO
Eine lange Prozession begleitete den Leichnam von Fra´
Marco Luzzago, der am 7. Juni im Alter von 71 Jahren
plötzlich verstarb, am 14. Juni 2022 durch das Haupttor
der Magistralvilla mit roten Fahnen auf Halbmast zur benachbarten
Basilika der Heiligen Bonifatius und Alessio
auf dem Aventin.
Am 07.06.2022 verstarb Fra´ Marco Luzzago, Großmeister-
Statthalter des Souveränen Ritter- und Hospitalorden vom
Hl. Johannes zu Jerusalem, von Rhodos und von Malta.
Fra´ Marco Luzzago hatte es während seiner weniger als
zwanzigmonatigen Amtszeit an der Spitze des Ordens,
die zunächst von der Pandemie und dann von den Hilfsaktionen
wegen des Krieges in der Ukraine geprägt war,
geschafft, die Herzen derer zu berühren, die mit ihm
gearbeitet und ihn auf den Fluren des Magistralpalastes
begleitet hatten. Ein Ort, der ihm lieb und teuer ist,
aber auch so weit entfernt von der Komturei des Ordens
in den Marken – die Villa Ciccolini, die er so viele Jahre
lang verwaltet und bewohnt hatte. Auch bei seinen
Reisen als Statthalter, wie vor einigen Wochen zur Suppenküche
des Malteserordens in Pompei oder bei seiner letzten
Pilgerreise nach Lourdes, wurde Fra´ Marco für seine
Großzügigkeit, seine Spiritualität und sein Engagement
geschätzt, ein Spiegelbild seines „leuchtenden christlichen
Zeugnisses“, wie Papst Franziskus es ausdrückte.
Online: Heute noch zum Nachschauen, und am 14. Juni
für alle die nicht vor Ort sein konnten in einer Live Übertragung;
die Beerdigung von S.E. dem Statthalter des
Großmeisters, Fra´ Marco Luzzago.
www.youtube.com/watch?v=VzT_3bzUylM
74
DIE MALTESER 3/2022
+ 26.05.2022
Sophie Gräfin Walderdorff
Mitglied Bereich Salzburg
+ 24.06.2022
Ing. Georg Ritter von Przyborski
Magistralritter
+ 27.07.2022
Hermann Oettl
Magistralritter und Mitglied Bereich Salzburg
+ 28.07.2022
Rosa Kahr
Betreut vom Bereich Tirol/Vorarlberg
+ 30.07.2022
Erna Ferrari
Betreut vom Bereich Tirol/Vorarlberg
+ 01.08.2022
Bailli Franz Alfred Graf von Hartig
Oboedienz Präsident h. c. der Rumänischen
Assoziation ehm. Botschafter unseres Ordens in
Rumänien und Mitglied Bereich Salzburg
+ 8.10.2022
Marianne Steinlechner
Betreut vom Bereich Tirol/Vorarlberg
R.I.P.
NEKROLOG
WIR TRAUERN UM =
+27.08.2022
Anton Stifter
Mitglied Bereich Burgenland
+ 28.08.2022
Ing. Matthias Struber
Betreut vom Bereich Salzburg
+ 31.08.2022
Franz Josef zu
Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems
Ehren- und Devotionsritter
+ 28.10.2022
Marie Czernin
Ehren- und Devotionsdame, Mitglied
Johannesgemeinschaft
+ 07.08.2022
Dr. phil. Elisabeth Waltner
Mitglied Bereich Wien
+ 23.11.2022
Hw. Herr Pfarrer Dipl. Ing.
Mag. Konstantin Spiegelfeld
Ehren- und Devotionsritter sowie leitender
Seelsorger des MHDA
+ 08.08.2022
Friedrich-Alexander Markgraf Pallavicini
Ehren- und Devotions-Großkreuzritter in
Oboedienz und Mitglied Bereich Wien R. I. P.
KONTAKT
Souveräner Malteser-Ritter-Orden
Großpriorat von Österreich
Dipl.-Ing. Richard Steeb
T: +43 1 512 72 44
E: smom@malteser.at
www.malteserorden.at
MALTESER Austria
Bundeszentrale
Mag. Manuel Weinberger
T: +43 1 512 53 95
E: zentrale@malteser.at
www.malteser.at
MALTESER International
Dipl.-Ing. Richard Steeb
T: +43 1 512 72 44
E: smom@malteser.at
www.malteser-international.org
MALTESER Care
Helmut Lutz
T: +43 1 361 97 88 Fax -50
Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800
(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)
E: office@malteser.care
www.malteser.care
MALTESER Kinderhilfe
Olivier Loudon, Mag. Petra Hellmich, MA
T: +43 7472 982 01
E: office@malteser-kinderhilfe.at
www.malteser-kinderhilfe.at
MALTESER Ordenshaus
Dir. Mag. (FH) Thomas Kissich
T: +43 1 597 59 91
E: office@malteser-ordenshaus.at
www.malteser-ordenshaus.at
MALTESER Johannesgemeinschaft
Priv.-Doz. Dr. Johannes Holfeld
T: +43 1 512 72 44
E: mjg@malteser.at
www.malteser-johannesgemeinschaft.at
DIE MALTESER 3/2022 75
Die MALTESER wünschen
Die MALTESER wünschen
GESEGNETE
gesegnete
Weihnachten
WEIHNACHTEN
MALTESER CHRISTBAUMKUGEL
(erhältlich in Rot oder Gold, mit einem
zweiseitigen Aufdruck des Malteserkreuzes)
Dekorative und hochwertige MALTESER
Glasweihnachtskugel schenken und
gleich doppelte Freude bereiten.
Beim Kauf einer Weihnachtskugel zum
Preis von 8,– € (inkl. MwSt.) kommen
2,– € MALTESER Hilfsprojekten zu Gute.
MALTESER CHRISTBAUMKUGEL
Erhältlich bei den MALTESERN
Johannesgasse 2/20,1010 Wien
(ausschließlich gegen Selbstabholung)
Mo. – Do. 8 – 17, Fr. 8 – 14 Uhr
„Ein herzliches Vergelt’s Gott für
Dekorative und hochwertige Malteser Glasweihnachtskugel schenken und gleich doppelt Ihre Unterstützung“
Freude bereiten. Beim Kauf einer
Weihnachtskugel um EUR 8,00 inkl. MwSt. unterstützen Sie die Hilfsprojekte der Malteser in Österreich. Die hochwertigen,
roten Christbaumkugeln, haben einen Durchmesser von 8 cm und sind zweiseitig mit einem weißen Malteserkreuz bedruckt.
Erhältlich in der Ordenskanzlei, Johannesgasse 2/21, 1010 Wien (ausschließlich Selbstabholung) Mo-Do 8-17, Fr 8-12 Uhr
Souveräner Malteser-Ritter-Orden
Großpriorat von Österreich
Johannesgasse 2, 1010 Wien
Katharina Stögner
T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90
E: presse@malteser.at
www.malteserorden.at
MALTESER Austria
Bundeszentrale
Johannesgasse 2, 1010 Wien
Mag. Manuel Weinberger
T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78
E: zentrale@malteser.at
www.malteser.at
Österreichische Post AG
MZ 11Z038858M
Souveräner Malteser-Ritter-Orden
Johannesgasse 2, 1010 Wien
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