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Die Malteser Zeitung 3/2022

Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.

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<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 3/<strong>2022</strong><br />

Neuer Großprior: Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />

Wenn soziales Engagement zur Berufung wird<br />

Von Regensburg nach KwaZulu-Natal


INHALT<br />

IMFOKUS<br />

04 Der Weg zur Reform<br />

07 <strong>Die</strong> Feierlichkeiten zum Führungswechsel<br />

in Österreich<br />

09 „Zu einem erfüllten Leben braucht es mehr<br />

als Spass“<br />

RELIGIONAKTUELL<br />

12 Sein Glaube ist die Tat<br />

13 Über die Heilkraft des Betens<br />

PERSÖNLICHKEITEN<br />

14 Von Regensburg nach KwaZulu-Natal<br />

04<br />

14<br />

KULTURGUT<br />

18 Von Majestätssymbolen und dem Leiden Christi<br />

LEBENSWERT<br />

20 Wenn soziales Engagement zur Berufung wird<br />

18<br />

24<br />

RUNDSCHAU<br />

22 Glaube im Führen und Führung im Glauben<br />

24 Aktuelles zur <strong>Malteser</strong>-Ukraine Soforthilfe<br />

MALTESERÖSTERREICH<br />

26 Berichte aus den Bereichen:<br />

Vielfältige Initiativen und <strong>Die</strong>nste<br />

68<br />

72<br />

MALTESERWELTWEIT<br />

64 Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden in den<br />

baltischen Staaten<br />

66 Winterhilfe für die Ukraine<br />

67 Hilfe nach der Flut in Pakistan<br />

68 Wir dürfen die Menschen jetzt nicht allein lassen<br />

TAGEBUCH<br />

70 Auszeichnungen<br />

GELESENEMPFOHLEN<br />

72 Interessante Neuerscheinungen<br />

NEUE<br />

KONTONUMMER<br />

Konto lautend auf MALTESER Austria<br />

<strong>Zeitung</strong> „<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>“<br />

NEU: AT48 2011 1800 8087 0815<br />

NEKROLOG<br />

74 Wir trauern um<br />

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verwenden Sie bitte den<br />

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Ihre Spende ist steuerlich<br />

absetzbar.<br />

Falls Sie, Ihre Freunde oder Ihre Familie über unsere Arbeit informiert werden<br />

wollen, senden wir Ihnen die <strong>Zeitung</strong> gerne regelmäßig zu. Schreiben Sie an: presse@malteser.at.<br />

2<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


EDITORIAL<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Leserinnen und Leser,<br />

„Wer seinem Nächsten zu Hilfe kommt in seinem Leid, sei es<br />

geistlich oder weltlich, dieser Mensch hat mehr getan als<br />

derjenige, der von Köln bis Rom bei jedem Meilenstein eine<br />

Kathedrale aus purem Gold errichtet, dass darin gesungen und<br />

gelesen werde bis zum jüngsten Tag. Denn so spricht der Sohn<br />

Gottes: Ich habe meinen Tod nicht gelitten einer Kathedrale<br />

wegen und auch nicht um des Singens und Lesens willen, sondern<br />

um des Menschen willen.“ Albertus Magnus (1200 – 1280)<br />

<strong>Die</strong>se Worte betreffen uns in besonderem Maße: Es ist um<br />

des Nächsten willen, in dem wir den HERREN sehen (daher<br />

sprechen wir von den Herren Kranken), dass wir durch unsere<br />

Werke tätig sind. <strong>Die</strong> letzten drei Jahre allerdings waren für<br />

den Orden eine unruhige Zeit. Auf unserem Kurs gab es einige<br />

Wirbel, die uns nahe an Untiefen gebracht haben. Es war nicht<br />

einfach, das sichere Fahrwasser auszuloten zwischen all den<br />

wohlmeinenden und oft gegenläufigen Ratschlägen.<br />

Ich bin aber überzeugt, dass wir jetzt auf einem guten Kurs in<br />

die Zukunft sind. Ich bin unendlich dankbar, dass die Mitglieder<br />

des 2019 gewählten Kapitels bereit sind, ihre schon bisher<br />

sehr gute Arbeit mit mir fortzusetzen – auch wenn sich einige<br />

Voraussetzungen ändern. Ein Blick zurück im Zorn wird uns<br />

nicht weiterbringen, mit Gottvertrauen und Zuversicht wollen<br />

wir alle vorwärts schauen. Ich vertraue voll, dass alle, die<br />

als Ehrenamtliche oder Angestellte unter dem achtspitzigen<br />

Kreuz dem Nächsten dienen, auch weiterhin dazu bereit sind.<br />

Gemeinschaft funktioniert nur, wenn wir alle miteinander an<br />

unseren Aufgaben arbeiten und uns anstrengen, unsere Ziele<br />

zu erreichen.<br />

Wir alle, die Verantwortung tragen, müssen einander Aufmerksamkeit<br />

schenken, so wie es König Salomo aussprach:<br />

„Verleih Deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er Dein Volk<br />

zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht.<br />

Wer könnte sonst dieses mächtige Volk regieren?“ (1 Kön 3, 9)<br />

Im Vertrauen auf eine weitere, eine gedeihliche Zusammenarbeit<br />

aller Mitarbeiter und Mitglieder im Orden und in<br />

den Werken in Verbundenheit und Loyalität, werde ich mich<br />

weiterhin unserer Aufgabe widmen, <strong>Die</strong>ner zu sein unserer<br />

Herren Kranken. Das von unserem Gründer vorgegebene Ziel<br />

werde ich nicht aus den Augen lassen: Das Elend der Welt<br />

erträglicher und das Leid geringer zu machen. Damit wünsche<br />

ich Euch und Euren Familien eine gesegnete Adventszeit und<br />

einen guten Ausklang eines herausfordernden Jahres <strong>2022</strong>.<br />

Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />

Fürstgroßprior<br />

IMPRESSUM<br />

Medieninhaber: Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden (<strong>Malteser</strong>orden),<br />

Großpriorat von Österreich, 1010 Wien, Johannesgasse 2<br />

T: +43 1 512 72 44, E: presse@malteser.at<br />

Chefredaktion: Katharina Stögner<br />

Text und Lektorat: Edith Holzer Communications, Christian Taufer<br />

Autoren: Wolfgang J. Bandion, Elena Becker, Lena Berghoff, Arvydas<br />

Bruzas, Marie Czernin, Clemens Danzl, Anton F. Gatnar, Katharina<br />

Kiecol, Katrin König, Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn, Erik Johann<br />

Kühnelt-Leddihn, Mutteroberin Sr. Barbara Lehner, Georg Male,<br />

Victoria Mensdorff-Pouilly, Camilla Montecuccoli, Order of Malta,<br />

Georg Reichlin-Meldegg, Richard Steeb, Peter Stellnberger, Katharina<br />

Stögner, Cordula Wasser, Wolfgang Weigel, Manuel Weinberger, Anna<br />

Weinkamer, Susanne Wick, Pia Katharina Winkler, Tobias Zöhrer<br />

Bildrechte: Brotherhood of Blessed Gérard – die <strong>Malteser</strong> in Südafrika,<br />

Valerie Fürstenberg, Andreas Kolarik, Gloria Krenn, Christian<br />

Lendl, LPETTET iStock-Fotografie-ID:895072326, <strong>Malteser</strong> Austria,<br />

<strong>Malteser</strong>orden, <strong>Malteser</strong> International, <strong>Malteser</strong> Ukraine/<strong>Malteser</strong><br />

International, Thomas Meyer Photography, Order of Malta, PACIDA/<br />

<strong>Malteser</strong> International, SRSO/<strong>Malteser</strong> International, Fabian Steppan,<br />

Valentina Walderdorff<br />

Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige<br />

Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.<br />

Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für<br />

beiderlei Geschlecht.<br />

Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at<br />

Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse 10–12, 1050 Wien<br />

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Berichterstattung über<br />

nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner Werke<br />

sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art. Namentlich<br />

gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der Redaktion<br />

entsprechen.<br />

Redaktionsschluss: November <strong>2022</strong><br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 3


IMFOKUS<br />

DER WEG ZUR REFORM<br />

Veränderungen sind auch immer eine Chance und wir wollen mutig in die Zukunft gehen. Vorher halten wir noch eine<br />

kurze Rückschau auf die wichtigsten Stationen, die der historische Reformprozess des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />

genommen hat.<br />

Von Richard Steeb<br />

<strong>Die</strong> unbegründete Absetzung des Großkanzlers<br />

S. Exz. Bailli Albrecht Freiherr von Boeselager durch<br />

S.H. u. Emz. den Fürsten und Großmeister Fra´ Matthew<br />

Festing vom 8. Dezember 2016 löste eine Krise im<br />

Orden aus und verursachte große Aufregung. Der Orden<br />

sah sich mit einem außergewöhnlichen Medienecho<br />

konfrontiert, das dazu führte, dass der Hl. Vater zur<br />

Untersuchung der Angelegenheit eine Päpstliche<br />

Kommission einsetzte.<br />

Ende Jänner 2017 lag ihr Bericht vor, woraufhin der<br />

79. Fürst und Großmeister am 28. Jänner 2017 sein<br />

Amt zurücklegte. Wie in der Verfassung des Ordens<br />

vorgesehen, übernahm der Großkomtur S. Exz. Bailli<br />

Dr. Fra´ Ludwig Hoffmann von Rumerstein als<br />

Interimistischer Statthalter die Führung des<br />

Ordens. <strong>Die</strong> seit 8. Dezember 2016 getroffenen<br />

Beschlüsse wurden für null und nichtig erklärt und der<br />

Großkanzler wieder eingesetzt.<br />

Am 2. Februar 2017 ernannte der Heilige Stuhl<br />

S. Exz. Erzbischof Giovanni Angelo Becciu zum<br />

Päpstlichen Sonderbeauftragten beim <strong>Malteser</strong>orden.<br />

Ihm wurde die Aufgabe übertragen in enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Interimistischen Statthalter zu<br />

einer moralischen und spirituellen Erneuerung des Ordenslebens,<br />

insbesondere des 1. Standes, beizutragen<br />

und darüber allein und direkt dem Heiligen Vater zu<br />

berichten. Dadurch wurde S. Emz. Raymond Leo<br />

Kardinal Burke, der in die ungerechtfertigte Abberufung<br />

des Großkanzlers involviert war, als Kardinalpatron<br />

des Ordens faktisch jeglichen Einflusses beraubt.<br />

Bei dem für den 29. April 2017 einberufenen Großen<br />

Staatsrat wurde Bailli Fra´ Giacomo Dalla Torre del<br />

Tempio di Sanguinetto zum Großmeister-Statthalter<br />

(auf 1 Jahr) gewählt.<br />

Sogleich begann die Ordensregierung mit dem Reformprozess<br />

zur Änderung der Verfassung und des<br />

Codex. Hierbei sollte die traditionelle Besonderheit<br />

unserer religiösen Institution, ihr Charisma bewahrt<br />

und ihre Identität geschützt bleiben, jedoch die verfassungsrechtlichen<br />

Regeln aktualisiert werden, um<br />

besser auf die heutige Zeit und die humanitären Herausforderungen<br />

reagieren zu können. Alle Mitglieder des<br />

Ordens wurden eingeladen, Vorschläge zu unterbreiten,<br />

ein Steuerungs-Komitee wurde eingerichtet und<br />

der Ordensprälat gab dazu ein eigenes Bittgebet<br />

heraus. Zehn Arbeitsgruppen erarbeiteten in den<br />

darauffolgenden Monaten Empfehlungen, die Anfang<br />

Dezember 2017 durch Rechtsbeistände ausgewertet<br />

und das Internationale Strategieseminar „Update<br />

the rules to reinforce our mission“ vom 9. bis<br />

11. Februar 2018 in Rom zusammenfasste.<br />

Am 2. Mai 2018 wurde vom Großen Staatsrat der bisherige<br />

Großmeister-Statthalter Bailli Fra´ Giacomo<br />

Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto zum<br />

80. Großmeister gewählt.<br />

S. H. Papst Franziskus verlängerte trotzdem das Mandat<br />

seines Sonderdelegaten beim Orden, da der Weg<br />

der geistlichen und juristischen Erneuerung des Ordens<br />

noch nicht abgeschlossen sei.<br />

4<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


IMFOKUS<br />

Am 1. und 2. Mai 2019 wählte das Generalkapitel<br />

eine neue Ordensregierung. Hiernach verging viel<br />

Zeit mit der Abstimmung des Reformpapiers.<br />

Im Februar 2020 wurde nach Zustimmung der<br />

Ordensregierung ein Reformvorschlag übergeben.<br />

In weiterer Folge erfolgte jedoch keine Stellungnahme<br />

seitens des Heiligen Stuhles bzw. des Sonderdelegierten<br />

oder seiner Arbeitsgruppe dazu.<br />

Am 4. April 2020 weihte S. H. u. Emz. der Fürst und<br />

Großmeister in einem historischen Akt den Orden<br />

dem Heiligen Herzen Jesu und dem Unbefleckten<br />

Herzen Mariens.<br />

Leider verstarb der 80. Fürst und Großmeister überraschend<br />

nach kurzer schwerer Krankheit am 29. April<br />

2020. S. Exz. der Großkomtur Fra’ Ruy Gonçalo do<br />

Valle Peixoto de Villas Boas übernahm als Interimistischer<br />

Statthalter die Amtsgeschäfte.<br />

Am 24. September 2020 setzte der Heilige Vater seinen<br />

Sonderdelegaten beim Orden, S. Emz. Kardinal<br />

Giovanni Angelo Becciu, auch als Präfekt der Heiligenund<br />

Seligsprechungskongregation ab und entzog ihm<br />

alle mit der Kardinalswürde verbundenen Privilegien.<br />

Gegen Kardinal Becciu waren Ermittlungen der vatikanischen<br />

Staatsanwaltschaft eingeleitet worden. Für<br />

den Orden war damit die Situation denkbar ungünstig<br />

und der Reformprozess wieder ins Stocken<br />

geraten. Über den bisher, auf Wunsch von Kardinal<br />

Becciu, nicht publik gemachten Reformprozess wurde<br />

im Oktober 2020 ordensweit in insgesamt 60 Informationsveranstaltungen<br />

informiert.<br />

Am 30. Oktober 2020 ernannte Seine Heiligkeit Papst<br />

Franziskus S. Exz. Erzbischof Silvano Maria Tomasi<br />

C. S. zum neuen Sonderdelegierten und stattete<br />

ihn mit allen notwendigen Befugnissen aus, um selbständig<br />

über alle Fragen zu entscheiden. <strong>Die</strong>se rasche<br />

Neubestellung wurde mit großer Erleichterung aufgenommen,<br />

da damit die schwierige Situation nach der<br />

Aberkennung der Kardinalsprivilegien von Kardinal<br />

Becciu überwunden werden konnte.<br />

Durch die Corona-Pandemie und die Reisebeschränkungen<br />

konnte der Große Staatsrat des Ordens erst am<br />

7. und 8. November 2020 in Rom verfassungskonform zusammentreten<br />

und mit Fra´ Marco Luzzago einen neuen<br />

Großmeister-Statthalter (auf ein Jahr) wählen. Trotz<br />

aller Gebete und Bemühungen konnte der Reformprozess<br />

jedoch nicht innerhalb dieses Jahres beendet werden.<br />

Ende Oktober 2021 verlängerte der Papst daher den<br />

Großmeister-Statthalter Fra´ Marco Luzzago im Amt<br />

und übertrug wiederum seinem Sonderdelegaten weitreichende<br />

Vollmachten.<br />

Anfang <strong>2022</strong> wurde ein erster Entwurf der ehemaligen<br />

Arbeitsgruppe von Kardinal Becciu, die Kardinal Tomasi<br />

übernommen hatte, bekannt, der in vielen Bereichen<br />

nur die kirchenrechtliche Seite des <strong>Malteser</strong>ordens<br />

beachtete. Vielfach wurden daher Befürchtungen laut,<br />

dass gerade die im Orden gewachsene Laienstruktur, die<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 5


IMFOKUS<br />

Der neu ernannte Großmeister-Statthalter Fra´ John Dunlap als erster<br />

Nordamerikaner an der Spitze des <strong>Malteser</strong>ordens. Er wird am 13. Juni<br />

<strong>2022</strong> zum Nachfolger von Fra´ Marco Luzzago (+7. Juni <strong>2022</strong>) ernannt.<br />

die Basis für die zahlreichen Hilfswerke ist, sowie auch<br />

die für unsere weltweite karitative Arbeit so wichtige<br />

Souveränität beeinträchtigt werden könnte. Bei weiteren<br />

Gesprächen wurden zwar einige Punkte geklärt, es<br />

gelang aber nicht einen Gesamtkonsens zu erzielen.<br />

Als am 7. Juni <strong>2022</strong> schließlich auch noch Großmeister-Statthalter<br />

Fra´ Marco Luzzago überraschend verstarb,<br />

kam es am 13. Juni zur direkten Bestellung<br />

von Fra´ John T. Dunlap als Großmeister-Statthalter.<br />

Am 25. Juli <strong>2022</strong> wurden durch zwei Dekrete des<br />

Päpstlichen Delegaten zusammen mit dem Großmeister-Statthalter<br />

den Großprioraten weitreichende Änderungen<br />

gegeben. <strong>Die</strong> Professritter wurden auf die<br />

bestehenden Großpriorate verteilt und Großpriore eingesetzt<br />

sowie die Prokuratoren abberufen. Dem Großpriorat<br />

von Österreich wurden mit Bailli Fra´ Dr. Ludwig<br />

Hoffmann von Rumerstein (ehm. Großkomtur und<br />

Mitglied in gremio religionis) und Fra´ Duncan Gallie<br />

(ehm. Regierungsmitglied und Mitglied im Großpriorat<br />

von England) zwei Professritter zugeteilt, der langjährige,<br />

verdiente Prokurator Bailli Norbert Salburg-<br />

Falkenstein abberufen und Fra´ Gottfried Kühnelt-<br />

Leddihn zum Großprior bestellt.<br />

Der Heilige Vater zog die gesamte Reform schließlich<br />

an sich und gab per Dekret dem Orden am 3. September<br />

eine neue Verfassung und einen neuen Codex.<br />

Er setzte eine erweiterte, provisorische Ordensregie-<br />

rung ein und berief für den 25. Jänner 2023 ein<br />

Außerordentliches Generalkapitel. Der Heilige Vater<br />

bestätigte darüber hinaus die Befugnisse seines<br />

Sonderdelegaten bis zum Abschluss des kommenden<br />

Generalkapitels.<br />

Hiermit hat der Heilige Vater den fünf Jahre<br />

dauernden Reformprozess beendet und einen<br />

Weg für den Orden festgelegt, der bindend ist. <strong>Die</strong><br />

Veränderungen in der neuen Verfassung und im neuen<br />

Codex stellen, zusammen mit einer Intensivierung der<br />

geistlichen Mission, die wahre Erneuerung dar und<br />

zielen darauf ab, den Professen und den Oboedienzrittern<br />

und -damen eine größere Verantwortung im Leben<br />

und in der Leitung des Ordens zu geben.<br />

Für die Arbeit in unseren Betrieben, den Hilfswerken<br />

und in den Delegationen ist dadurch keinerlei Änderung<br />

eingetreten. Letztere gehen unbeirrt weiter ihren<br />

segensreichen <strong>Die</strong>nst an den Herren Kranken nach.<br />

Der mittels Dekret ernannte und durch das<br />

Kapitel des Großpriorats vom 12. September <strong>2022</strong><br />

gewählte Großprior Fra´ Gottfried Kühnelt-<br />

Leddihn legte am 13. Oktober <strong>2022</strong> im Rahmen eines<br />

feierlichen Hochamtes in der <strong>Malteser</strong>kirche in Wien<br />

seinen Amtseid ab. Bei einem darauffolgenden Empfang<br />

erfolgte die formelle Amtsübergabe.<br />

Gottes reichen Segen und viel Freude und Kraft im<br />

neuen Amt!<br />

6<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


IMFOKUS<br />

DIE FEIERLICHKEITEN ZUM FÜHRUNGS-<br />

WECHSEL IN ÖSTERREICH<br />

<strong>Die</strong> Amtsübergabe von Bailli Norbert Salburg-Falkenstein auf Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn fand am Hochfest des Seligen<br />

Gerhard, Gründer des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens, am 13. Oktober <strong>2022</strong> in der <strong>Malteser</strong>kirche in Wien statt.<br />

Insgesamt waren mehr als 180 Festgäste geladen, darunter<br />

S. E. Fra´ Roberto Viazzo, Delegierter des Großmeister-Statthalters<br />

und Mitglied der Ordensregierung<br />

aus Rom, S. G. Erzabt P. Dr. Korbinian Birnbacher OSB,<br />

Ordensspiritual und Leiter der Ordensgemeinschaften<br />

Österreichs, zahlreiche Botschafter des Ordens und die<br />

Leiter der Hilfswerke.<br />

Dank und Anerkennung für<br />

Norbert Salburg-Falkenstein<br />

In seinen Dankesworten an Norbert Salburg-Falkenstein<br />

hob Großprior Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn dessen<br />

außergewöhnliches Engagement hervor: „Ungeachtet<br />

Deiner Stellung stand für Dich stets der persönliche<br />

<strong>Die</strong>nst an unseren „Herren Kranken“ im Vordergrund.<br />

Das Großpriorat, das ich aus Deinen Händen übernehmen<br />

darf, ist geprägt durch eine solide wirtschaftliche<br />

Basis. <strong>Die</strong>se ruht auf einem starken Fundament,<br />

bestehend aus einem überdurchschnittlichen ehrenamtlichen<br />

Engagement der Mitglieder“.<br />

Norbert Salburg-Falkenstein wurde 1979 als Ehrenund<br />

Devotionsritter in den Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />

Orden aufgenommen. Es folgten verantwortungsvolle<br />

Ämter als Bereichsleiter des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst<br />

Austria in Oberösterreich, als Delegat von Oberösterreich,<br />

Vizekommandant und Kommandant des <strong>Malteser</strong><br />

Hospitaldienstes, Mitglied des Kuratoriums des <strong>Malteser</strong><br />

Hospitaldienstes, Hospitalier des Großpriorates von<br />

Österreich, Statthalter des Fürstgroßpriors sowie<br />

die Funktion eines Prokurators des Großpriorates<br />

Österreich für 16 Jahre. Weiters war er zwei Jahre Prokurator<br />

des Großpriorates Böhmen, Magistralkommissar<br />

und Moderator des Großmagisteriums für die Skandinavische<br />

Assoziation und erster Präsident der Vereinigung<br />

der Slowakischen Ordensmitglieder. <strong>Die</strong><br />

Amtsübergabe; v.l.n.r.: Großprior Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn,<br />

Bailli Norbert Salburg-Falkenstein<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 7


IMFOKUS<br />

Erhebung zum Ehren- und Devotions-Großkreuz-Ritter<br />

in Oboedienz und letztlich die Verleihung des Ehrentitels<br />

Bailli sind Zeichen der besonderen Anerkennung<br />

seiner Verdienste.<br />

Den Blick mit Zuversicht nach vorne richten<br />

In seiner Festrede ermunterte der neue Großprior Fra´<br />

Gottfried Kühnelt-Leddihn dazu, den Blick nach vorne<br />

zu richten: „Ich bin unendlich dankbar, dass die Mitglieder<br />

des Kapitels bereit sind, ihre schon bisher sehr gute<br />

Arbeit mit mir fortzusetzen und vertrauensvoll in die<br />

Zukunft blicken“. Weiters betonte der Großprior die aktuellen<br />

Änderungen in der Verfassung des Ordens: „Neu<br />

ist die mehrfache Betonung der Verpflichtung zum persönlichen<br />

<strong>Die</strong>nst an unseren Herren Kranken. Genau<br />

diese Bestimmungen sollen unser tägliches Leben neu<br />

prägen. Ich lade alle ein, zu prüfen, wo sie noch Möglichkeiten<br />

sehen, ihrem Nächsten zu Hilfe zu kommen,<br />

in seinem Leid, sei es geistlich oder weltlich, Zeit zu<br />

spenden, Zuwendung zu geben oder einfach nur zuzuhören.<br />

Es gibt in unseren Werken viele Möglichkeiten,<br />

Mitmenschen in Krankheit, Verlassenheit, Heimatlosigkeit,<br />

Hunger, Lieblosigkeit, Schuld, Gleichgültigkeit<br />

und Unglaube beizustehen, ihnen aus dem achtfachen<br />

Elend zu helfen“, so Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn.<br />

Gemeinschaftlich und vertrauensvoll ans Werk<br />

gehen<br />

Einen besonderen Stellenwert nimmt für den neuen<br />

Großprior die Gemeinschaft ein: „Gemeinschaft funktioniert<br />

nur, wenn wir alle miteinander an unseren<br />

Aufgaben arbeiten und uns anstrengen, unsere Ziele zu<br />

erreichen. Alle Gemeinschaften und auch unser Orden<br />

leben von zwischenmenschlichen Beziehungen. Jeder<br />

Mensch hat seine besonderen Gnadengaben, manchmal<br />

sind diese leicht zu erkennen, manchmal mehr oder<br />

weniger verborgen. Wenn es uns gelingt, alle diese Begabungen<br />

zur Entfaltung zu bringen, dann wird unsere<br />

Gemeinschaft stark sein, wird über sich hinauswachsen,<br />

wird Menschen begeistern – zum <strong>Die</strong>nst an denen,<br />

die sich uns anvertrauen“, so Großprior Fra´ Gottfried<br />

Kühnelt-Leddihn.<br />

8<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


IMFOKUS<br />

„ZU EINEM ERFÜLLTEN LEBEN BRAUCHT<br />

ES MEHR ALS SPASS“<br />

Der Großprior im Interview mit Georg Male<br />

Mit 25. Juli <strong>2022</strong> wurde Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn, langjähriges Mitglied des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes und des<br />

Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens sowie seit 2013 auch Professritter des Ordens und seit 2018 auch Mitglied in der<br />

Ordensregierung in Rom, mit der Leitung des Ordens in Österreich betraut. <strong>Die</strong> MALTESER nahmen dies zum Anlass, ein<br />

Gespräch mit dem neuen Großprior zu seinem Amtsverständnis und zu seinen Plänen für die Zukunft zu führen.<br />

Fra´ Gottfried – Du stehst seit kurzem dem<br />

Großpriorat Österreich des Souveränen <strong>Malteser</strong>-<br />

Ritter-Ordens als Großprior vor. Was bedeutet<br />

diese Funktion?<br />

In dieser Funktion bin ich der Superior, der Vorgesetzte<br />

aller Ordensmitglieder, und trage auch die oberste Verantwortung<br />

für alle Werke des Ordens in Österreich.<br />

Was ist eigentlich ein Großpriorat? Welche Rolle<br />

kommt ihm im weltweit tätigen <strong>Malteser</strong>orden<br />

zu?<br />

Der <strong>Malteser</strong>orden ist aufgrund des Konkordats zwischen<br />

dem Heiligen Stuhl und der Republik Österreich<br />

ein anerkannter Orden der Katholischen Kirche.<br />

Das Großpriorat widmet sich der Verwirklichung der<br />

verfassungsgemäßen Aufgaben des Ordens – der<br />

Pflege, Stärkung, Verteidigung des Glaubens und der<br />

Obsorge für Arme und Bedürftige – einerseits auf dem<br />

österreichischen Staatsgebiet, aber auch in Zusammenarbeit<br />

mit anderen Ordensgliederungen weltweit.<br />

Und was sind Deine Aufgaben, Deine Pflichten als<br />

Großprior?<br />

Der Selige Gerhard hat diese Bruderschaft vor über<br />

900 Jahren im Vertrauen darauf gegründet, dass es<br />

immer Menschen geben wird, die daran arbeiten werden,<br />

das Elend erträglicher, das Leid geringer zu machen.<br />

Meine Aufgabe ist es, Menschen zu sammeln, die dazu<br />

bereit sind, sich ganz persönlich dem <strong>Die</strong>nst am Mitmenschen<br />

zu widmen und dadurch unserem Herrn zu dienen.<br />

Eine Gemeinschaft wie unser Orden mit seinen Werken<br />

kann mehr erreichen als einzelne Ehrenamtliche, aber es<br />

ist auch sinnvoll und teilweise absolut notwendig, sich<br />

hauptberuflicher Mitarbeiter zu bedienen, um bestimmte<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen in der Qualität und Quantität sicherzustellen,<br />

die unseren Herren Kranken zusteht.<br />

Warum die Formulierung „den Herren Kranken“?<br />

Wir sehen in allen Menschen, denen wir dienen, unseren<br />

Herrn Jesus Christus, daher verwenden wir diesen<br />

Begriff. Jeder Mensch hat die unveräußerliche Würde<br />

eines Geschöpfes Gottes, wir sind seine <strong>Die</strong>ner.<br />

Hast Du konkrete Pläne, wie Du diese Funktion<br />

ausüben und was Du als Großprior erreichen bzw.<br />

bewegen möchtest?<br />

Ich sehe mich als primus inter pares, ich bin der <strong>Die</strong>ner<br />

aller. Von Antoine de Saint-Éxupéry stammt der Satz:<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 9


IMFOKUS<br />

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die<br />

Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben<br />

zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre<br />

sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer“. Ich<br />

möchte dieses Amt so ausüben, dass unsere Mitglieder<br />

und Mitarbeiter ihren <strong>Die</strong>nst mit Freude leisten, denn<br />

nur dann macht man seine Arbeit gut, kann man auch<br />

Freude verbreiten, sich und andere motivieren, Erfüllung<br />

finden.<br />

Beschränkt sich Deine Autorität auf den Orden als<br />

solchen, oder erstreckt sie sich auch auf die Werke<br />

des Ordens?<br />

Zur Verwirklichung unseres Charismas bedient sich das<br />

Großpriorat Österreich einiger Werke. Sie alle sind den<br />

Idealen des Ordens verpflichtet. Alle leisten hervorragende<br />

Arbeit. Ordensmitglieder in den Aufsichtsgremien werden<br />

weiterhin behutsam und konsequent darauf achten, dass<br />

die Spiritualität und das Charisma des Ordens die Aktivitäten<br />

der jeweiligen Gemeinschaft bestimmen.<br />

Wie ist das Verhältnis zwischen dem Orden und<br />

Werken wie dem <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst?<br />

Der <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst nimmt eine Sonderstellung<br />

ein, weil dieser bis auf wenige Angestellte in der<br />

Verwaltung rein ehrenamtlich tätig ist. Knapp tausend<br />

aktive Mitglieder, darunter rund ein Viertel<br />

Ordensmitglieder, stehen hier im regelmäßigen <strong>Die</strong>nst<br />

an unseren Herren Kranken. Der durchschnittliche<br />

<strong>Malteser</strong> leistet im Jahr rund 130 Stunden <strong>Die</strong>nst am<br />

Nächsten – also etwa dreieinhalb Arbeitswochen. Hier<br />

erlernen überwiegend junge Menschen nicht nur den<br />

respektvollen Umgang mit unseren Betreuten, die alle<br />

besondere Bedürfnisse haben, dazu noch Erste Hilfe,<br />

etliche erwerben auch die Befähigung zum Rettungssanitäter<br />

oder auch Notfallsanitäter. Aber noch wichtiger<br />

erscheinen mir die Soft Skills, die keineswegs eine<br />

Nebenwirkung sind: Das Arbeiten, Kommunizieren<br />

und Entscheiden im Team, auch unter erschwerten Bedingungen,<br />

das Entdecken und Fördern besonderer<br />

Fähigkeiten der Menschen, die mit uns arbeiten oder<br />

die sich uns anvertrauen, kann hier erlernt und in den<br />

Arbeitsalltag der Mitglieder übernommen werden.<br />

Wie verhält es sich mit den anderen Werken?<br />

Das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus, die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe<br />

und <strong>Malteser</strong> Care können ihre Leistungen nur mit<br />

hauptberuflichen Mitarbeitern anbieten. Hier spielt<br />

das Ehrenamt zahlenmäßig eine untergeordnete Rolle,<br />

wiewohl gerade das Zeitspenden, das Zuhören und das<br />

Zuwendungschenken gerade im <strong>Malteser</strong> Ordenshaus<br />

wesentliche Beiträge zu einem angenehmen Leben in<br />

einem Haus für betagte Menschen sind. <strong>Die</strong> Johannesgemeinschaft<br />

bietet allen Interessierten die Möglichkeit<br />

der Vertiefung des Glaubens und des <strong>Die</strong>nstes an<br />

den Armen und Kranken. Alle Ordensmitglieder sind<br />

angehalten, im Rahmen ihrer Fähigkeiten und zeitlichen<br />

Ressourcen, möglichst in den Werken des<br />

Ordens, persönlich den Nächsten zu dienen.<br />

Wer kann Großprior werden?<br />

Was sind die Voraussetzungen dafür?<br />

Schon bisher war nur ein Professritter, sei es in zeitlichen<br />

oder ewigen Gelübden, als Großprior wählbar.<br />

10<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


Mit Dispens durch den Großmeister kann nach der<br />

neuen Verfassung nun auch ein Mitglied des zweiten<br />

Standes – das sind die dem Gehorsam verpflichteten<br />

Ordensmitglieder – als Ordensoberer, der Regent genannt<br />

wird, gewählt werden.<br />

Und wie bist Du dazu gekommen, zunächst<br />

Mitglied des MHDA, dann Ordensritter und<br />

schließlich Professritter zu werden?<br />

Kannst Du etwas zu Deiner Geschichte als<br />

<strong>Malteser</strong> und als <strong>Malteser</strong>-Ritter erzählen?<br />

1969, in den letzten Wochen des Grundwehrdienstes,<br />

hat mich ein Kamerad angesprochen, ob ich nicht interessiert<br />

wäre, in einer „<strong>Malteser</strong>-Jugendorganisation“<br />

mitzumachen. <strong>Die</strong>se sei in Tirol gerade im Entstehen.<br />

<strong>Die</strong>ses Virus erwies sich als hartnäckig, über verschiedene<br />

Funktionen verfiel ich dem achtspitzigen Kreuz<br />

immer mehr, fand in diesem Kreise eine wunderbare<br />

Frau, wurde 1983 Ordensmitglied. Es war aber nicht<br />

nur eine Ehefrau, die ich in hoc signo fand, sondern<br />

es waren auch viele andere sehr beeindruckende Menschen,<br />

die allesamt mein Leben wesentlich beeinflusst<br />

haben. Ich kann hier unmöglich zu allen etwas erzählen.<br />

Als meine Frau starb, wollte ich diese 32 gemeinsamen<br />

Jahre ungeschmälert bewahren und kam daher zu<br />

dem Schluss, meine Zeit – soweit sie nicht von meinen<br />

Kindern, Schwieger- und Enkelkindern in Anspruch<br />

genommen wird (ich lasse mich gerne in Anspruch<br />

nehmen) –, im Orden dem <strong>Die</strong>nst am Nächsten zu widmen<br />

und Menschen auf der Schattenseite des Lebens<br />

etwas von der vielen Freude zurückzugeben, die ich<br />

erleben durfte.<br />

In letzter Zeit ist es im Orden etwas unruhig<br />

zugegangen. Wie geht es Dir mit diesen<br />

Veränderungen, wie gehst Du damit um?<br />

Es war in der Tat nicht einfach: Etliche unterschiedliche<br />

Ideen für die Zukunft des Ordens sind aufeinandergeprallt.<br />

Es war wirklich schwer auszusieben, was<br />

dem Wohl unseres Ordens und dem <strong>Die</strong>nst am Nächsten<br />

zuträglicher ist. Jetzt, da die neue Verfassung und<br />

der Codex erlassen sind, ist es Zeit, voll Zuversicht in<br />

die Zukunft zu blicken und sich den vielfältigen Aufgaben<br />

zu widmen – genau das will ich tun, ohne den<br />

Blick zurück im Zorn.<br />

Worauf kommt es Dir als <strong>Malteser</strong> besonders an?<br />

Auf die Bereitschaft zum <strong>Die</strong>nen in einer fröhlichen<br />

Gemeinschaft.<br />

Und was würdest Du jungen Menschen sagen, um<br />

sie für eine Tätigkeit als <strong>Malteser</strong> zu gewinnen?<br />

Seit vielen Jahren stelle ich im Rahmen der Ausbildung<br />

für die Aufnahme in den Hospitaldienst Interessenten<br />

die Geschichte, die Spiritualität und die Struktur der<br />

<strong>Malteser</strong> vor. Dabei lege ich besonderen Wert darauf<br />

zu vermitteln, dass es zu einem erfüllten Leben<br />

wesentlich mehr braucht als Spaß zu haben – und ausreichende<br />

Mittel, um diesen zu finanzieren. Freude ist<br />

weit mehr als Spaß, der früher oder später verebbt.<br />

<strong>Die</strong> nachhaltigste Freude ist die, die man mit anderen<br />

Menschen teilt.<br />

Vielen Dank für dieses Gespräch und alles Gute<br />

sowie Gottes Segen für Deine neue Aufgabe!<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 11


RELIGIONAKTUELL<br />

SEIN GLAUBE IST DIE TAT<br />

Wenn Menschen von uns gehen, hinterlassen sie Spuren. Sie leben in unseren Gedanken und Herzen weiter. Sie geben uns<br />

Kraft, unser eigenes Dasein zu bewältigen und werden uns zum Vorbild.<br />

Vor allem wenn es Mitglieder des <strong>Malteser</strong>ordens sind,<br />

von denen wir uns für immer verabschieden müssen, wird<br />

aus ihren Nachrufen – einmal mehr – deutlich, wie nachhaltig<br />

und wirkungsvoll ihr ehrenamtliches Engagement<br />

zeitlebens war und über ihren Tod hinaus wirkt. Hier zwei<br />

Beispiele, die stellvertretend für viele stehen, wenn es um<br />

die Frage geht: Was zeichnet einen <strong>Malteser</strong> aus?<br />

<strong>Malteser</strong> sind lebensbejahend und<br />

optimistisch. „Er stellte sich stets<br />

den schwierigsten Herausforderungen.<br />

Und ich meine, dies war letztlich<br />

Ausdruck seines starken christlichen<br />

Glaubens, dass er einen so unglaublichen<br />

Lebenswillen an den Tag legte.<br />

Er empfand es als ein Geschenk, dass er<br />

leben durfte!“, wusste etwa Erzabt Korbinian Birnbacher<br />

während des Requiems für den im Sommer verstorbenen<br />

Bailli Franz-Alfred Reichsgraf Hartig zu berichten.<br />

<strong>Malteser</strong> sind konsequent und überzeugend. Sie sind<br />

im <strong>Die</strong>nst an „unseren Herren Kranken“ tätig, im „obsequium<br />

pauperum“ und in der „tuitio fidei“. Und dies oft<br />

schon von jungen Jahren an: „Seit seinem 17. Lebensjahr<br />

war Franz-Alfred dabei! Allein diese Treue und „stabilitas“<br />

sind schlicht bewundernswert! Um neue Mitglieder<br />

für den Orden zu werben, konnte er hartnäckige Überzeugungsarbeit<br />

leisten“, so Erzabt Birnbacher.<br />

Mitunter kann Konsequenz zur Starrköpfigkeit geraten,<br />

ohne dabei ihr Ziel zu verfehlen. „Mit seinem bekannten<br />

Dickschädel war er kaum von seinen<br />

vorgefassten Vorstellungen abzubringen“,<br />

schrieb etwa Hans Lennkh in seinem<br />

Nachruf auf Markgraf Friedrich<br />

Pallavicini. Der „Dickschädel“ hinderte<br />

den großen <strong>Malteser</strong> nicht daran,<br />

Großes zu tun. Hans Lennkh: „1956<br />

erhielt Friedrich gemeinsam mit sei-<br />

nem Bruder Sandor den Auftrag durch das Großpriorat,<br />

beiderseits der österreichisch-ungarischen Grenze den<br />

Hilfseinsatz des <strong>Malteser</strong>ordens zu koordinieren und zu<br />

leiten. Somit war er einer der Geburtshelfer unseres heutigen<br />

<strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes.“<br />

<strong>Malteser</strong> geben in jeder Lebenslage ihr Zeugnis als Christ.<br />

Sie haben ein unvergleichlich großes Gottvertrauen. Das<br />

ist die Motivation für so vieles in ihrem Leben. Erzabt<br />

Birnbacher: „Als man Franz-Alfred vor kurzem noch gefragt<br />

hatte, ob es für ihn jetzt schwer sei, nicht mehr zur<br />

Hl. Messe gehen zu können, hat er geantwortet: ‚Nein,<br />

wichtig ist, dass man den Lieben Gott im Herzen hat!‘“<br />

Der Glaube eines <strong>Malteser</strong>s ist tief geprägt vom vorbehaltlosen<br />

<strong>Die</strong>nst an den Schwachen, den Ärmsten und<br />

Kranken. In ihnen begegnet ihm Christus. Den Glauben<br />

an IHN verteidigt der <strong>Malteser</strong> entschlossen. „Das hat<br />

ihn zu einem guten Christen und beherzten <strong>Malteser</strong> gemacht“,<br />

so Erzabt Birnbacher, „deshalb habe ich auch das<br />

Evangelium vom ungläubig-gläubigen Thomas für dieses<br />

Requiem gewählt. Wie Thomas wollte auch Franz-Alfred<br />

immer die Wunde sehen und den Finger in sie hineinlegen<br />

… Franz-Alfreds Antwort im Wettbewerb und in<br />

größter Not war stets: Mein Herr und mein Gott! (Joh<br />

20, 28). Und es folgt darauf Jesu Antwort: Selig sind, die<br />

nicht sehen und doch glauben! (Joh 20, 29)“.<br />

Unüberbietbar hat es Paulus im zweiten Brief an die Gemeinde<br />

von Korinth formuliert: „… als Glaubende gehen<br />

wir unseren Weg, nicht als Schauende. Weil wir aber zuversichtlich<br />

sind, ziehen wir es vor, aus dem Leib auszuwandern<br />

und daheim beim Herrn zu sein. Deswegen<br />

suchen wir unsere Ehre darin, ihm zu gefallen, ob wir daheim<br />

oder in der Fremde sind. Denn wir alle müssen vor<br />

dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder<br />

seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im<br />

irdischen Leben getan hat (2 Kor 5, 7-10)“.<br />

Zitate aus der Predigt von S.G. Erzabt P. Dr. Korbinian Birnbacher OSB für Botschafter<br />

i.R. Bailli Franz-Alfred Graf von Hartig und aus dem Nachruf von Hans<br />

Lennkh auf Markgraf Friedrich Pallavicini<br />

12<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


RELIGIONAKTUELL<br />

Pater Jakob Mitterhöfer, pensionierter Dekan<br />

und Hochschulprofessor für Dogmatik in St. Gabriel,<br />

Dozent für Missionswissenschaft, Lehrender an der<br />

Theologischen Hochschule Heiligenkreuz und Pfarrer,<br />

ist geduldig. Wieder und wieder lädt er die Menschen<br />

ein zum Beten, die Gedanken tiefer gehen zu lassen,<br />

Oberflächlichkeit außen vor zu lassen. Er lehrt uns,<br />

im Gebet für etwas zu bitten und zu danken. Bis wir<br />

erkennen, dass das Gebet kein bloßes Takeaway ist,<br />

sondern ein großer Friedensstifter.<br />

Wir stellen drei Fragen an Pater Jakob Mitterhöfer<br />

und erhalten wunderbare Antworten.<br />

Warum fällt uns das Beten so schwer?<br />

Wir leben in einer Zeit des Kurzweiligen, Oberflächlichen<br />

und Unterhaltsamen. Kaum etwas erreicht wirklich<br />

den Grund unseres Herzens, weil uns der Triumph des<br />

Gehirns die Sprache des Herzens verschlagen hat. Wir<br />

haben verlernt, uns auf die schwachen Stimmen zu konzentrieren.<br />

ÜBER DIE<br />

HEILKRAFT<br />

DES BETENS<br />

Das Gebet ist kein Monolog. Es ist ein Dialog, für den wir<br />

uns kaum noch die Zeit nehmen. Dabei brauchen wir das<br />

Gebet so dringend. Nicht für Gott, sondern für uns.<br />

Von Georg Reichlin-Meldegg<br />

Warum sollen wir beten?<br />

Wir beten nicht für Gott, sondern für uns. Wir sind es,<br />

die das Gebet brauchen – in einer Zeit der Entfremdung,<br />

der Un- und Übermenschlichkeit. Gebet ist Besinnung,<br />

also Rückkehr zum Sinn. Beten hilft uns auch zu erkennen,<br />

was in uns unveränderlich ist, führt uns zum ruhenden<br />

Punkt in uns und ist gleichzeitig eine Tür aus dem<br />

Gefängnis unserer Sorgen. Jedes Gebet ist ein Ausbruch<br />

aus dem Ich und Hinwendung zum Du.<br />

Wie geht beten?<br />

Beten lässt sich lernen und üben. Wichtig ist, das Gebet<br />

bewusst in den Alltag hereinzulassen. Beten kennt viele<br />

Formen: Das Wiederholen bekannter Gebete, das Meditieren<br />

über Bibeltexte, das freie Beten, das private, intime<br />

Gebet, das öffentliche, gemeinsame Gebet. Auch Schweigen<br />

und Taten können Gebet sein. Es braucht – wie die Liebe –<br />

kein Buchwissen. Der beste Weg zum Gebet ist das Beten<br />

selbst, es also einfach zu tun, zumindest zu versuchen.<br />

Wieder und wieder.<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 13


PERSÖNLICHKEITEN<br />

VON REGENSBURG NACH<br />

KWAZULU-NATAL<br />

Er hat es sich nicht leicht gemacht. Doch scheint er mit Leichtigkeit den großen Herausforderungen in einer der ärmsten<br />

Regionen der Welt zu begegnen. Sein Glaube stärkt und begleitet ihn. Pater Gerhard, Gründer und Präsident der Brotherhood<br />

of Blessed Gérard, der Hilfsorganisation der <strong>Malteser</strong> in Südafrika, im Gespräch.<br />

Von Katharina Stögner<br />

Pater Gerhard, Ihr Lebenslauf liest sich zunächst<br />

ganz gewöhnlich ...<br />

(Pater Gerhard lacht)<br />

Ja, ich bin ja auch ein ganz gewöhnlicher Mensch.<br />

Vielleicht mit dem Unterschied, dass es mich an einen<br />

Zipfel der Welt verschlagen hat, wo Menschen<br />

große Not leiden. Aber zunächst bin ich als gebürtiger<br />

Bayer in Regensburg in einer gut katholischen<br />

Familie aufgewachsen, ins Gymnasium gegangen<br />

und hab‘ – wie jedes andere Kind auch – mit meinen<br />

Geschwistern Unfug getrieben.<br />

Dennoch sind Sie sehr frühzeitig im Bereich der<br />

Seelsorge, im Kümmern um die Anderen, gelandet.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Ich wollte einmal Arzt werden. So habe ich schon mit 14<br />

begonnen, im Krankenhaus ein Praktikum als Helfer zu<br />

machen. Bald darauf habe ich mich beim <strong>Malteser</strong> Hilfsdienst<br />

zum Sanitäter ausbilden lassen. Und immer wieder<br />

habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, mit den Menschen<br />

zu sprechen. Stundenlang bin ich an den Betten<br />

der Menschen gesessen – mal schweigend, mal zuhörend,<br />

mal Fragen stellend. Wichtig war den Menschen vor<br />

allem, sagen zu können, was ihnen am Herzen lag und<br />

14<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


PERSÖNLICHKEITEN<br />

um Vergebung bitten zu können. Aus meinem Wunsch,<br />

Arzt zu werden, entwickelte sich dabei der Wunsch, Arzt<br />

für die Seele zu werden.<br />

Dennoch haben Sie nicht Psychologie studiert,<br />

sondern Theologie. Warum?<br />

Ich fand eine starke Begeisterung für die Theologie, und<br />

mit jedem Tag ist meine Überzeugung gewachsen. So<br />

wurde ich dann 1982 im Regensburger Dom zum Priester<br />

geweiht. Im Juni <strong>2022</strong> feierte ich dort mein 40-jähriges<br />

Priesterjubiläum.<br />

Vor der Weihe zum Priester gab es noch ein paar<br />

andere, wichtige Stationen: Zum Beispiel das<br />

Priesterseminar Regensburg oder den Eintritt in<br />

einen Orden.<br />

Vor dem Studium war ich noch berufstätig gewesen, hatte<br />

gut in einer Führungsposition verdient. <strong>Die</strong> Nachfolge-<br />

Perikopen der Hl. Schrift haben mich sehr persönlich<br />

und direkt angesprochen, sodass ich in Erwägung zog, in<br />

einen Orden einzutreten. In intensiven Gesprächen habe<br />

ich mich aber immer wieder gefragt, was Gott wohl von<br />

mir möchte. Eine spätere Äbtissin hat mir eines Tages auf<br />

diese/meine Frage geantwortet: „Dich will er“. Das war für<br />

mich so klar, so direkt und so konkret, dass es erstmals für<br />

mich verständlich wurde: Gott will mich so, wie ich bin.<br />

Ihre Entscheidung bei der Ordenswahl fiel auf die<br />

Missions-Benediktiner. Warum?<br />

Es war Liebe auf den ersten Blick, ideal das Zusammenspiel<br />

der Aufträge: Missionierung, Seelsorge und das Medizinische,<br />

die Pflege – ganz gleichwertig und harmonisch, die<br />

perfekte Synthese von Kontemplation und Mission.<br />

Wann kam der Ruf nach Südafrika?<br />

Das war 1987. Nach einer dreijährigen Kaplans-Zeit habe<br />

ich die Aufgabe als Gemeindepfarrer in Mandeni übernommen.<br />

Das ist eine Stadt in der Provinz KwaZulu-<br />

Natal. Hier leben gut 80 Prozent der knappen Viertel-<br />

Million Menschen unter der Armutsgrenze, rund 75 Prozent<br />

der Bevölkerung waren 2004 HIV-infiziert. Als <strong>Malteser</strong><br />

habe ich vor Ort die Südafrikanischen <strong>Malteser</strong> als<br />

Verein gegründet, der zur Selbsthilfe, Selbstständigkeit<br />

und zur Selbstbestimmtheit befähigen sollte. Er trägt<br />

Pater Gerhard T. Lagleder OSB ist Ehrenkonventualkaplan<br />

des <strong>Malteser</strong>ordens. Als Missionsbenediktiner<br />

der Erzabtei St. Ottilien ist er seit 1987 Missionar im<br />

KwaZulu-Natal in Südafrika und hat dort 1992 die<br />

Brotherhood of Blessed Gérard gegründet.<br />

Nähere Informationen: www.bbg.org.za<br />

den Namen „Brotherhood of Blessed Gérard“ zu Ehren<br />

des Gründers der <strong>Malteser</strong>, des Seligen Gerhard.<br />

Wie groß ist die Brotherhood?<br />

Sie bestand anfangs aus fünf Gründungsmitgliedern,<br />

mich eingeschlossen. Heute sind es mehr als 2.600. Wir<br />

sind ein genuin südafrikanische Organisation, d.h. wir<br />

Südafrikaner helfen Südafrikanern in Südafrika. Wir<br />

finanzieren unsere <strong>Die</strong>nste durch Spenden aus Südafrika,<br />

vor allem auch aus Europa und dem Rest der Welt.<br />

Wichtig ist jede Möglichkeit, um über die Organisation,<br />

ihre Struktur, worum es uns geht – und worum nicht! –<br />

berichten zu können.<br />

Was berichtet die Brotherhood?<br />

<strong>Die</strong> <strong>Die</strong>nste unserer Organisation und ihrer Mitglieder<br />

haben ihren Mittelpunkt im „Blessed Gérard´s Care-<br />

Zentrum“. Dort betreiben wir vielfältige einander ergänzende<br />

karitative Projekte und Programme:<br />

• Gesundheitspflege Projekte: AIDS-Hilfe, Hospiz,<br />

Krankenhilfsfonds<br />

• Kinderpflege Projekte: Kindergarten, Kinderheim,<br />

Hungerhilfe, Stipendien-Fonds<br />

• Nothilfe und Sozialprojekt: Nothilfe-Fonds<br />

Alle unsere <strong>Die</strong>nste wurden nicht am Reißbrett entwickelt,<br />

sondern waren jeweils eine beherzte und wirk-<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 15


XXXXX<br />

same Antwort auf konkrete Notsituationen vor Ort, denen<br />

anderweitig nicht oder nicht hinreichend begegnet<br />

worden war. Wir tun nur, was andere nicht oder nicht<br />

in ausreichender Weise tun. Wir sind auch keine sozialunternehmerische<br />

Einrichtung, die ihre Kosten in Rechnung<br />

stellt. Fast alle der uns Anvertrauten sind bettelarm<br />

und nicht krankenversichert. Deshalb müssen wir<br />

unsere Unkosten rein aus Spenden und Zuschüssen<br />

decken. Deshalb sind wir auch nicht böse, wenn ein<br />

<strong>Die</strong>nst nicht mehr nötig ist.<br />

Können Sie uns ein konkretes Beispiel nennen?<br />

Ein solches Projekt ist etwa die Nähschule, die über die<br />

Brotherhood entstanden ist. Sie wurde von uns eröffnet<br />

und ist sehr erfolgreich, weil damit innerhalb kurzer Zeit<br />

wertvolle neue Arbeitsplätze entstanden sind. Als mehrere<br />

unserer Absolventinnen dann eigene Nähschulen eröffnet<br />

haben, zogen wir uns zurück und sind stolz auf die<br />

gelungene Hilfe zur Selbsthilfe, als diese dann diese Aufgaben<br />

selbständig und in Eigenregie übernommen haben.<br />

Anfangs haben wir auch im Rettungsdienst ausgeholfen,<br />

weil der staatliche Rettungsdienst überfordert war. Der<br />

ist aber heute sehr viel besser aufgestellt und organisiert<br />

als früher und es gibt mittlerweile auch zahlreiche hochqualifizierte<br />

Privatanbieter. Als sich diese Entwicklung<br />

abgezeichnet hat, haben wir uns sofort zurückgezogen,<br />

denn wir wollen – wie gesagt – niemals in Wettbewerb zu<br />

lokalen Unternehmen und <strong>Die</strong>nstleistern stehen.<br />

Wo fühlen Sie sich zuhause? In Regensburg oder in<br />

Südafrika?<br />

Der Regensburger Dom und die Erzabtei St. Ottilien<br />

sind und bleiben für immer meine Heimat, aber zuhause<br />

bin ich in Südafrika. Ich fühle mich als Zulu, spreche die<br />

Sprache und verstehe sie, nur mein Akzent verrät mich<br />

manchmal (lacht).<br />

Wie verhält es sich mit dem Thema Religion?<br />

Christen sind in Südafrika eine Minderheit. Es gibt viele<br />

unterschiedliche Glaubensgemeinschaften, Religionen<br />

und eine Unmenge von Sekten, die in Südafrika mit- und<br />

nebeneinander leben.<br />

Am verbreitetsten sind der traditionelle Ahnenkult und<br />

Geisterglaube. Es gibt auch zwei Glaubensgemeinschaften<br />

mit mehreren Millionen Mitgliedern, von denen<br />

eine den Ahnenkult und die Geisterbeschwörungen<br />

mit christlichen Symbolen durchführt und deshalb oft<br />

fälschlich als christlich eingestuft werden, und eine<br />

zweite große Gruppe von Anhängern, die sich um einen<br />

Zulu schart, der sich als Messias ausgibt. Unter der aus<br />

Indien eingewanderten großen Bevölkerungsgruppe ist<br />

der Islam und der Hinduismus vorherrschend.<br />

Wir respektieren natürlich die Gewissensentscheidung<br />

und religiösen Überzeugungen jedes Einzelnen. Wir verbreiten<br />

den christlichen Glauben durch unser gelebtes<br />

Beispiel und natürlich auch in der Glaubensverkündigung<br />

und freuen uns, wenn jemand sich von sich aus auf<br />

den Weg begibt, ein Christ zu werden. Es ist mir jedes<br />

Jahr in der Osternacht eine besondere Freude eine größere<br />

Gruppe von Menschen, zumeist aus unserem eigenen<br />

Kinderheim, taufen zu dürfen.<br />

Wo sehen Sie im Moment die größten Herausforderungen?<br />

Sie sind zahlreich. Was sich aber wie eine Konstante<br />

schon seit Jahren durch unsere Arbeit zieht, sind die<br />

Themen AIDS und Kinder. Wir sind sehr aktiv in der<br />

Bekämpfung von AIDS und hoffen, die Behandlung mit<br />

Medikamenten noch lange fortsetzen zu können. AIDS-<br />

Medikamente müssen lebenslang genommen werden. Es<br />

dauert etwa ein halbes Jahr bis die Patienten stabil sind<br />

und dann auch tatsächlich mit hoher Lebensqualität mit<br />

16<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


PERSÖNLICHKEITEN XXXX<br />

der Erkrankung leben können. Leider gibt es auch immer<br />

wieder Kinder, die bei der Geburt mit dem HI-Virus<br />

infiziert wurden. Für sie und alle anderen AIDS-Patienten<br />

sind die AIDS-Medikamente, die wir ihnen geben,<br />

lebensrettend, d.h. AIDS ist kein Todesurteil mehr, sondern<br />

eine behandelbare chronische Krankheit.<br />

Was ist mit den Kindern?<br />

Vermutlich 90 Prozent der Kinder, die hier geboren werden,<br />

sind unehelich. Viele Mütter setzen ihre Kinder aus<br />

Verzweiflung aus. Einmal wurde ein Neugeborenes im Gebüsch<br />

gefunden. Es hatte noch die Nabelschnur und den<br />

Mutterkuchen dran. Heute ist dieses Kind ein junger Mann<br />

und hat unser Kinderheim verlassen. <strong>Die</strong>se Geschichte ist<br />

also gut ausgegangen. Viele Kinder, die zu uns kommen,<br />

wurden in ihren Dörfern schwer misshandelt und geschlagen.<br />

Vergewaltigungen sind dort an der Tagesordnung. Es<br />

herrscht immer noch der Irrglaube, dass Geschlechtsverkehr<br />

mit Jungfrauen von AIDS heile. Daher kommt es sogar<br />

zu Vergewaltigungen von Babys. Es ist unvorstellbar.<br />

Kann man bei euch mitarbeiten oder ein Kind adoptieren<br />

oder wie sonst kann man vor Ort helfen?<br />

1. Wir haben ausreichend einheimisches Fach- und Hilfspersonal.<br />

Um als Arzt oder Ärztin oder Gesundheits- und<br />

Krankenpflegekraft vor Ort arbeiten zu können, ist eine<br />

Approbation in Südafrika erforderlich, die in der Regel<br />

nicht erteilt wird.<br />

Es gibt aber einen Freiwilligendienst für Ausländer:<br />

www.bsg.org.za/so-koennen-sie-helfen/freiwilligendienst.html<br />

www.orderofmaltavision2050.com/o/Brotherhood-of-<br />

Blessed-Gerard/opportunities/Volunteering-at-Blessed-<br />

Gerards-Care-Centre-South-Africa/55076<br />

2. Kinder werden grundsätzlich nicht zur Adoption im<br />

Ausland freigegeben. Damit soll Menschenhandel von<br />

vornherein der Riegel vorgeschoben werden.<br />

Außerdem ist Hilfe zur Selbsthilfe unser Ziel – und damit<br />

die Stärkung des Bildungsniveaus und des Selbstwerts<br />

der Menschen im Land. Hilfe von außen ist in Form<br />

von Spenden an die Brotherhood sehr willkommen, um<br />

die Ausbildung der Menschen zu fördern, Fachkräfte zu<br />

schulen und sie auf dem Weg in ein selbstbestimmtes<br />

Leben in wirtschaftlicher Unabhängigkeit zu begleiten.<br />

Lesen Sie den vollständigen Artikel auf der Website:<br />

www.malteser.at<br />

SO KÖNNEN SIE HELFEN<br />

<strong>Die</strong> Brotherhood bietet ihre <strong>Die</strong>nste kostenlos an, weil alle Patienten und Betreuten in größter Armut<br />

leben und nicht krankenversichert sind. <strong>Die</strong> Organisation ist daher auf Spenden angewiesen.<br />

Sie können die Brotherhood auf drei Arten unterstützen:<br />

• durch eine Förder-Mitgliedschaft<br />

• durch eine Spende zugunsten einzelner Projekte<br />

• durch ein Vermächtnis in Ihrem Testament zugunsten der „Bruderschaft des Seligen Gerhard e.V.“<br />

oder der „Bruderschaft des Seligen Gerhard Stiftung“<br />

Spenden an die Brotherhood sind steuerlich absetzbar.<br />

Nähere Informationen: www.bsg.org.za/so-koennen-sie-helfen/spenden.html<br />

Danke für Ihre<br />

Unterstützung!<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 17


KULTURGUT<br />

VON MAJESTÄTSSYMBOLEN UND DEM<br />

Was hat das Palais Harrach in der Wiener Innenstadt<br />

mit der Passionsschnur der Professritter des Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens zu tun? Eine historisch fundierte<br />

Antwort findet sich beim Spaziergang durch Wien.<br />

Von Wolfgang J. Bandion<br />

<strong>Die</strong> Zeit vor Weihnachten<br />

bietet sich für kulturelle<br />

Streifzüge durch die Stadt<br />

an. Punschstände und kleine<br />

Weihnachtsmärkte locken.<br />

Auf dem Weg Richtung Freyung,<br />

noch in der Herrengasse,<br />

kommen wir rechter Hand an<br />

einem Trakt des Palais Harrach<br />

vorbei. Spaziergängern<br />

empfehle ich, auch einen Blick auf das prachtvoll renovierte<br />

Portal des Palais Batthyány in der unmittelbar<br />

benachbarten Bankgasse zu werfen. Man entdeckt hier<br />

das Allianzwappen der Familien Batthyány und Strattmann.<br />

Berüchtigt wurde ein Teil dieser Liegenschaft,<br />

als sie vor dem Ersten Weltkrieg als Familienhotel unter<br />

dem Namen Klomser geführt wurde und in einem dieser<br />

Zimmer Oberst Alfred Redl gezwungen wurde, sich<br />

aufgrund seines Verrats militärischer Geheimpläne das<br />

Leben zu nehmen.<br />

Von der „Via alta“ zur „Herrengasse“<br />

So schmal wie hier war einmal die gesamte Herrengasse<br />

– bis die große Demolierungswelle vor dem Ersten<br />

Weltkrieg eine gewaltige Schneise in den historisch<br />

gewachsenen Bestand schlug. <strong>Die</strong>s betraf die Häuserzeile<br />

vom Michaelerplatz bis zur Strauchgasse. Heute<br />

ist archäologisch nachgewiesen, dass dieser alte Straßenzug<br />

tatsächlich mit der römischen Limesstrasse<br />

ident ist. „Via alta“ – Hochstraße wurde sie im Mittelalter<br />

genannt – ist ein Hinweis auf eine bestehende und<br />

befestigte römische Straße. <strong>Die</strong> heutige Bezeichnung<br />

„Herrengasse“ bezieht sich auf den Herrenstand, der<br />

mit drei anderen Ständen im Landtag vertreten war. Er<br />

war wohl der politisch einflussreichste der vier Stände<br />

und vertrat den Hochadel, der im Besitz von Grundherrschaften<br />

im Land unter der Enns war und schon über<br />

Generationen im Land ansässig war.<br />

Ein barockes Juwel<br />

Mit dem Revolutionsjahr 1848 war die ständische Vertretung<br />

in allen Teilen Österreichs Geschichte.<br />

Das Palais Harrach, dessen Hauptfassade zur Freyung<br />

blickt, barg über viele Jahrhunderte eine großartige<br />

Sammlung von Gemälden, die heute im Schloss Rohrau<br />

in Niederösterreich ein neues Domizil gefunden hat.<br />

Eine besonders gute Idee war es, die fast immer geschlossene<br />

Tür der Kapelle zur Herrengasse hin zu<br />

öffnen. Ein barockes Juwel wurde so sichtbar und lädt<br />

auch zum Innehalten für ein Gebet und Gedenken ein.<br />

Der Altar der Kapelle wurde von Antoni Beduzzi ent-<br />

18<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


KULTURGUT<br />

LEIDEN CHRISTI<br />

worfen (1719/20). Das Altarbild „<strong>Die</strong> Unbefleckte Empfängnis<br />

Mariä“ von Jusepe de Ribera hat Graf Ferdinand<br />

Bonaventura Harrach, damals kaiserlicher Botschafter am<br />

spanischen Hof in Madrid, schon im Jahre 1676 erworben.<br />

Im Jahre 1815 wurde es durch eine Kopie ersetzt und<br />

befindet sich seitdem als eines der Hauptwerke in der Graf<br />

Harrach’schen Familiensammlung, derzeit in Rohrau.<br />

Passionsschnur als Glockenzug<br />

<strong>Die</strong> künstlerische Konzeption der Kapelle des Wiener<br />

Palais geht auf den damaligen Salzburger Erzbischof Franz<br />

Anton Graf Harrach bestimmend zurück. Auch sein Bruder<br />

Johann Josef war ebenso mit Wien verbunden. Er<br />

war Landkomtur des Deutschen Ordens, Feldmarschall<br />

und Präsident des Hofkriegsrates, ein enger Freund und<br />

Kampfgefährte von Prinz Eugen. Sein Grabdenkmal befindet<br />

sich in der Deutschordenskirche in der Singerstraße.<br />

Und jetzt jedenfalls sollten wir den Blick zur Sakristeitür<br />

wenden. Denn dort dient als Glockenzug eine Passionsschnur<br />

eines Professritters des <strong>Malteser</strong>ordens. Für Professritter<br />

wurde sie erst im Jahr 1663 verpflichtend eingeführt.<br />

In 15 Feldern sind die Leidenswerkzeuge Christi dargestellt.<br />

Populär wurden sie im Spätmittelalter, als sich die Menschen<br />

verstärkt dem Leiden Christi meditativ zuwenden wollten.<br />

Ursprünglich galten sie als „signa“, als Majestätssymbole des<br />

auferstandenen und wiederkehrenden Christus.<br />

Nach der Ablegung der feierlichen Gelübde wurde dem<br />

neuen Professritter die Passionsschnur mit den Worten<br />

angelegt: „<strong>Die</strong>s ist das Joch, von dem der Erlöser sagt,<br />

dass es mild und leicht ist und das Euch zum ewigen Leben<br />

führt.“ Ganz aktuell, anlässlich der Amtseinführung des<br />

neuen Fürstgroßprior von Österreich, war die Passionsschnur<br />

wieder für zahlreiche geladene Festgäste zu sehen.<br />

Wappen auf dem Palais Batthyány-Strattmann, in der Bankgasse,<br />

1010 Wien<br />

Gemäldegalerie Harrach, Schloss 1, 2471 Rohrau<br />

Anmeldung: info@schloss-rohrau.at, Info: www.schloss-rohrau.at/graf-harrachsche-sammlung<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 19


LEBENSWERT<br />

WENN SOZIALES ENGAGEMENT ZUR<br />

BERUFUNG WIRD<br />

Von Katharina Stögner und Marie Czernin<br />

Foto: iStcokphoto.com/LPETTET<br />

Palliativdienst als höchste Disziplin: Sterbebegleitung bedeutet<br />

zu geben, sich selbst gänzlich zurückzunehmen und<br />

auf den anderen einzulassen. Es geht darum einfach DA zu<br />

sein, ohne einen persönlichen Nutzen zu erwarten – auch<br />

wenn sich dieser am Ende automatisch einstellt: In Form<br />

von Dankbarkeit, als Erweiterung des eigenen Horizonts,<br />

Relativierung der eigenen Probleme, Klarheit über sich<br />

selbst im Zusammenhang mit Trauer sowie Klarheit darüber,<br />

wie man und wie man sicher nicht altern und mit persönlichen<br />

Unzulänglichkeiten des Alterns umgehen möchte.<br />

Ein Gespräch mit einer, die es weiß und mehrfach erlebt hat:<br />

Eleonore Lobmeyr.<br />

Liebe Eleonore, wie bist Du zum Palliativdienst<br />

gekommen?<br />

Im Zuge meiner Tätigkeit „Pflege zu Hause“ habe ich<br />

die Ausbildung zu „Leben Sterben Trauerbegleitung“<br />

im Kardinal König Haus gemacht. Zu dieser Zeit ist der<br />

<strong>Malteser</strong> Palliativdienst gewachsen und ich wurde die<br />

Stellvertreterin von Johannes Mlczoch. Ich stehe vorwiegend<br />

mit meiner beruflichen Expertise operativ zur<br />

Verfügung. Um das Netzwerken mit den Stellen, die palliativ<br />

von den <strong>Malteser</strong>n betreut werden, kümmert sich<br />

Johannes. Er ist nicht nur Leiter, sondern auch Experte<br />

mit einer enormen Expertise für diesen Bereich.<br />

Warum entscheidet sich ein junger Mensch für<br />

Palliativarbeit?<br />

Beruflich war ich laufend mit dem Übergang vom Leben<br />

zum Sterben konfrontiert, und auch im Ehrenamt habe<br />

ich es immer wieder erlebt. Das Bewusstsein, dass der<br />

Tod zu unserem Leben dazugehört, und dass wir uns am<br />

Ende unseres Lebens mit Unzulänglichkeiten abfinden<br />

müssen, wird von der Gesellschaft negiert. Dabei ist<br />

es so wichtig, in Würde altern zu können. Da gehört es<br />

dazu, dass man schlechter sieht, schlechter hört, sich<br />

schlechter bewegen kann, vielleicht inkontinent wird.<br />

Sehr oft ist das noch ein viel größeres Tabu als der Tod<br />

selbst. Viele haben ein unzulängliches Bild des Sterbens:<br />

Man legt sich ins Bett und wacht nicht mehr auf. In der<br />

Realität ist der Weg bis zum Tod oft eine große Umstellung.<br />

Sich selbst damit abzufinden und darauf vorzubereiten,<br />

ist wichtig, um das Alter annehmen zu können<br />

und es würdevoll vorzubereiten. Genauso wichtig ist es<br />

aber auch für die Angehörigen sich mit dem Thema des<br />

Alterns und des Sterbens auseinander zu setzen, um<br />

besser vorbereitet zu sein, denn es könnte einen überfordern<br />

wenn es überraschend kommt.<br />

Palliativarbeit also als Bewusstseinsarbeit?<br />

Ja, ein großes Stück weit geht es dabei auch darum, wie<br />

wir Menschen im Alter würdigen oder ob wir uns für sie<br />

genieren und sie als peinlich oder unzulänglich empfinden.<br />

Altern ist stark mit Scham verbunden. Palliativarbeit<br />

unterstützt die Bewusstseinsbildung, dass wir alle einmal<br />

in diese Situation kommen. Gleichzeitig lernen wir neue<br />

Seiten an uns kennen, die Konfrontation mit der eigenen<br />

Person als trauernder oder hinterbliebener Mensch.<br />

Wie läuft ein Palliativdienst praktisch ab?<br />

In der Regel erfolgen die Besuche ergänzend zur Familie<br />

und zu Angehörigen. Besuchs- und Palliativdienst<br />

20<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


LEBENSWERT<br />

verschwimmen mitunter. <strong>Die</strong> inhaltliche Abgrenzung<br />

ist aber klar: Bei Besuchsdiensten geht es darum, gemeinsam<br />

Erledigungen zu machen, Karten zu spielen<br />

und Ähnliches. Der Palliativdienst findet am Sterbebett<br />

statt. Hier geht es um das Aufarbeiten des Lebens und<br />

darum, die Angst vor dem Tod zu nehmen, vielleicht<br />

auch noch einen letzten Wunsch zu erfüllen. Meistens<br />

ist man in der Stunde des tatsächlichen Sterbens als Palliativbetreuer<br />

nicht vor Ort. Das sind dann meistens die<br />

Angehörigen.<br />

Wie findet man heraus, ob man sich für den<br />

Palliativdienst eignet?<br />

Man sollte sich die Frage stellen, ob man bereit ist, sich<br />

auf neue Menschen bzw. eine Beziehung mit einem fremden<br />

Menschen einzulassen. Es braucht das Interesse<br />

an anderen Menschen und deren Lebensgeschichten,<br />

ein Neugierigsein, wer diese anderen Menschen sind, und<br />

die Bereitschaft, den eigenen Horizont zu erweitern.<br />

Palliativarbeit kann auch überfordern.<br />

Gibt es Hilfe für Helfende?<br />

Es wird eine kostenfreie Supervision angeboten, die in<br />

Anspruch genommen werden kann. In manchen Einrichtungen<br />

ist sie sogar verpflichtend. Man wird also<br />

nicht alleingelassen, denn neue Erfahrungen können<br />

natürlich auch überfordern. Neben der Supervision gibt<br />

es Teamtreffen zum Erfahrungsaustausch.<br />

Wie erfolgt die Aufnahme in den Palliativdienst?<br />

Zunächst gibt es ein persönliches Kennenlerngespräch.<br />

Palliativarbeit geht ja auch an die eigene Substanz. Je<br />

instabiler ich selbst bin, desto schwerer wird es mir fallen,<br />

die Last anderer Menschen zu tragen. Es ist wichtig,<br />

reflektiert an die Sache heranzugehen und sich bewusst<br />

zu sein, das es nicht um einen selbst geht, sondern um<br />

den anderen. Außerdem braucht es einiges an Lebenserfahrung.<br />

Umso mehr ich selbst mitbringe desto leichter<br />

werde ich mir tun mit den Themen wie Abschied,<br />

Trauer, Niederlage, Dinge des Lebens aufarbeiten und<br />

immer wieder auf eine neue Beziehung einlassen mit<br />

fremden Menschen.<br />

Eine starke Frau<br />

Als zweites von drei Kindern geboren, wurde Eleonore<br />

Lobmeyr im christlichen Glauben erzogen. Aufgrund<br />

der beruflichen Situation des Vaters standen<br />

häufige Übersiedlungen an der Tagesordnung.<br />

Schließlich landete die engagierte junge Frau<br />

in Oberösterreich – im Kreis einer Großfamilie.<br />

1990 schloss sich die damals erst Siebzehnjährige<br />

der Ausbildungsgruppe der <strong>Malteser</strong> OÖ an. Zwei<br />

Jahre später erfolgte die Aufnahme zu den <strong>Malteser</strong>n<br />

in Salzburg, danach der Wechsel nach Wien. Eine<br />

solide Ausbildung zur Krankenschwester war das<br />

Eintrittsticket zur Mitarbeit bei „Ärzte ohne Grenzen“.<br />

Seit etwa 14 Jahren ist Eleonore Lobmeyr für<br />

die Caritas tätig – zunächst als Leiterin des Stützpunkts<br />

„Pflege zu Hause“ und schließlich als Leiterin<br />

von zwei Pflegeheimen für psychisch erkrankte<br />

Menschen. Was sie motiviert und antreibt: „Ein<br />

sozialer Beruf war immer mein Wunsch. Nach einem<br />

Diavortrag meines Onkels Karl Salm, der mit den<br />

<strong>Malteser</strong>n in Äthiopien im Einsatz war, hat sich<br />

dieser Wunsch nur weiter gefestigt und leitet mich<br />

heute noch.“<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 21


LEBENSWERT<br />

RUNDSCHAU<br />

Welche Eigenschaften sind sonst noch wichtig?<br />

Es sind vor allem Verlässlichkeit und die Fähigkeit zu<br />

Regelmäßigkeit. Hospizstationen müssen sich darauf<br />

verlassen können, dass man zur Verfügung steht. Verbindlichkeit<br />

bezüglich Ort und Zeit ist absolut notwendig,<br />

dazu muss man sich verpflichten. Das ist wichtig<br />

für die Betreuten, denn dem Sterbenden wird schon viel<br />

genommen. Also soll ihm die Sicherheit einer Palliativbetreuung<br />

nicht auch noch genommen werden.<br />

Sind Palliativdienste mit einem regulären Berufsleben<br />

vereinbar?<br />

Sie sind sogar eine große Chance für <strong>Malteser</strong>, die im<br />

Berufsleben stehen und keine spontanen oder unregelmäßigen<br />

Sanitätsdienste leisten können. Für den Palliativdienst<br />

könnten fixe Zeiten einmal pro Woche oder<br />

einmal pro Monat vereinbart werden.<br />

Was sind deine wichtigsten Erfahrungen aus der<br />

Palliativarbeit?<br />

Man lernt sehr gut den ganzen Sterbeprozess zu begreifen,<br />

das Sterben und das Trauern an sich und mit<br />

den eigenen Unzulänglichkeiten, die das Altern mit sich<br />

bringt, umzugehen. Auch ist es spannend sich als junger<br />

Mensch mit den Unzulänglichkeiten des Alterns auseinanderzusetzen.<br />

Ich bin davon überzeugt, dass mir<br />

dass einmal selbst helfen wird wenn es bei mir soweit ist.<br />

Danke für das Gespräch!<br />

Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit<br />

im MALTESER Palliativdienst?<br />

Der <strong>Malteser</strong> Palliativdienst steht gerne für ein unverbindliches<br />

Erstgespräch zur Verfügung. Einfach<br />

ein E-Mail an mpd@malteser.at schicken. Wir melden<br />

uns umgehend bei Ihnen für eine Terminvereinbarung.<br />

https://www.malteser.at/?p=343<br />

GLAUBE IM<br />

FÜHREN UND<br />

FÜHRUNG IM<br />

GLAUBEN<br />

Was bedeutet Führung? Welche Dimensionen<br />

umfasst sie? Was macht<br />

gute Führung aus und welche Kraft<br />

kann dabei der Glaube entwickeln?<br />

Eine Einladung zur Reflexion.<br />

Von Erik Johann Kühnelt-Leddihn<br />

Führender ist – frei nach Peter Drucker, einem Pionier<br />

der modernen Managementlehre – jeder Mensch, der<br />

durch sein Denken und Handeln zum Erfolg seines<br />

Unternehmens bzw. seines Teams beiträgt. Führen findet<br />

dabei in verschiedenen Dimensionen statt.<br />

<strong>Die</strong> rationale Dimension: Hier sind strukturelle Aspekte<br />

angesprochen, ausgedrückt in Zahlen, Fakten, Stellenbeschreibungen<br />

und Aufgaben. Von Aufgaben klar zu<br />

unterscheiden sind Ziele, die vier Kriterien erfüllen müssen:<br />

1. ein Endergebnis definieren, 2. einen Termin fixieren,<br />

3. realistisch und 4. messbar sein.<br />

<strong>Die</strong> soziale Dimension: Sie umfasst die Fragen: Wie<br />

gehen wir miteinander um? Wie nehmen wir unseren<br />

Nächsten wahr, mit all seinen Stärken und Schwächen?<br />

Begegnen wir einander auf Augenhöhe?<br />

<strong>Die</strong> emotionale Dimension: Sie wird oft unterschätzt.<br />

Im Kern steht die Frage: Was treibt mich an, was durchdringt<br />

mich?<br />

<strong>Die</strong> Dimension der Intuition: Oft auch als Bauchgefühl<br />

bezeichnet, ist sie in der Führung mindestens<br />

22<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


RUNDSCHAU<br />

genauso wichtig wie das Rationale, das Soziale und das<br />

Emotionale. Durch Erfahrung, Training und Weiterbildung<br />

sammelt sich im Unterbewusstsein ein Schatz an,<br />

der im entscheidenden Augenblick die richtige Handlung<br />

ermöglicht.<br />

<strong>Die</strong> religiös-ethische Dimension: Der Glaubensaspekt<br />

kann in unserem Leben nicht außer Acht gelassen werden.<br />

Denn eine Ethik ohne Religion als tragenden Inhalt<br />

bricht in entscheidenden Situationen immer wieder zusammen.<br />

LESE-IMPULSE<br />

Anregungen zu guter Führung finden sich unter anderem<br />

in der Regel des Heiligen Benedikt, bei Peter Drucker im<br />

Buch „<strong>Die</strong> ideale Führungskraft. <strong>Die</strong> Hohe Schule des<br />

Managers“ oder bei Tom Peters „Kreatives Chaos“.<br />

Wertvolle Inspirationen geben auch die Schriften von<br />

Abtprimas em. Notker Wolf und Schwester Enrica<br />

Rosanna unter dem Titel „<strong>Die</strong> Kunst Menschen zu<br />

führen“ sowie Chris Lowneys „Franziskus – Führen<br />

und Entscheiden“.<br />

<strong>Die</strong> Basis: Führen mit allen Dimensionen Alle genannten<br />

Dimensionen sind, jede für sich genommen,<br />

für eine gute Führung zwar notwendig, aber nicht hinreichend.<br />

Erst das Zusammenwirken aller fünf Bereiche<br />

ist erfolgversprechend. Das Religiös-Ethische in Kombination<br />

mit dem Sozialen ergibt die Kultur eines Unternehmens.<br />

Das Emotionale gepaart mit dem Intuitiven<br />

ergibt die Dynamik und das Rationale die Struktur. Alle<br />

Dimensionen müssen in einem Führungsteam vertreten<br />

sein und zusammenwirken.<br />

<strong>Die</strong> Königsklasse: Führen im Ehrenamt Grundsätzlich<br />

kann die Menschenführung sowohl im Wirtschaftsleben<br />

mit bezahlten Mitarbeitenden als auch im Ehrenamt<br />

in diesen fünf Dimensionen erfolgen. <strong>Die</strong> Gewichtungen<br />

sind jedoch unterschiedlich, da im Ehrenamt die pekuniäre<br />

Motivation entweder durch eine religiöse oder durch<br />

eine ethische „Remuneration“ ersetzt ist. So gesehen ist<br />

erfolgreiches Führen im Ehrenamt wohl die Königsklasse.<br />

Lesen sie den ganzen Artikel auf der Website:<br />

www.malteserorden.at<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 23


RUNDSCHAU<br />

AKTUELLES ZUR<br />

MALTESER-UKRAINE SOFORTHILFE<br />

Gemäß dem Wahlspruch „helfen dort, wo Not ist“, setzen die MALTESER ihre Ukraine Soforthilfe in der Ukraine und in<br />

Österreich fort. Vielen Dank für die großzügigen Spenden, die diese Hilfe erst ermöglichen. Generalsekretär Manuel<br />

Weinberger gibt einen Einblick in die derzeitigen Aktivitäten (Stand Mitte Oktober).<br />

Der Hauptfokus der Unterstützung der <strong>Malteser</strong> liegt in<br />

den Bereichen Gesundheit/medizinischer Versorgung, Ernährung<br />

und Unterbringung. Mit den bereits aktuell laufenden<br />

Projekten werden bis Anfang des kommenden Jahres<br />

alleine durch die Hilfe der österreichischen <strong>Malteser</strong><br />

über 45.000 Menschen dringend benötigte Hilfe erhalten.<br />

Aufgrund des nahenden Winters gibt es aber auch schon<br />

seit längeren Planungen für die Winterhilfe, die inzwischen<br />

umgesetzt werden. <strong>Die</strong> Koordinierung der Hilfslieferungen<br />

für die Winterhilfe erfolgt von Lviv aus. „Wir<br />

haben zum Beispiel Generatoren beschafft, die in den<br />

Osten des Landes gebracht werden, damit die Menschen<br />

auch ohne reguläre Stromversorgung Heizstrahler oder<br />

Öfen betreiben können, wenn die Temperaturen immer<br />

weiter fallen“, sagt Janine Lietmeyer Programmdirektorin<br />

von <strong>Malteser</strong> International.<br />

Neben Generatoren werden Öfen, solarbetriebene<br />

Powerbanks, LED-Lampen, Isoliermaterial, Schlafsäcke,<br />

Decken, haltbare Lebensmittel und warme Kleidung in<br />

den Osten des Landes geliefert. <strong>Die</strong> erneuten landesweiten<br />

Angriffe erschweren die Arbeit der vielen zum Teil<br />

ehrenamtlichen Helfer enorm.<br />

„Ich bin zutiefst beeindruckt von der Kraft und der Motivation<br />

unserer Kollegen in Lviv, die sich auch jetzt nicht<br />

bremsen lassen, um den Menschen zur Seite zu stehen, die<br />

unserer Hilfe bedürfen. Sie haben bald acht Monate Krieg<br />

hinter sich, leben seitdem in ständiger Angst und doch lassen<br />

sie sich nicht davon abbringen, den betroffenen Menschen<br />

zu helfen“, sagt Lietmeyer.<br />

Folgende Projekte mit österreichischer Unterstützung<br />

in der Ukraine dürfen wir kurz vorstellen:<br />

Unterstützung von geflohenen und intern<br />

Vertriebenen und der aufnehmenden Gemeinden<br />

Das Projekt sieht die Unterstützung der humanitären<br />

Hilfe bei der Deckung des Bedarfs in den Bereichen Gesundheit,<br />

Nahrung, Sicherheit und Unterkunft, indem<br />

auf den ermittelten Bedarf zugeschnittene Soforthilfe<br />

bereitgestellt wird. Das Projekt konzentriert sich auf die<br />

Unterstützung von Flüchtenden und Binnenvertriebenen<br />

in der Süd- und Westukraine und den Nachbarländern,<br />

insbesondere Moldawien.<br />

<strong>Die</strong> Projektaktivitäten umfassen unmittelbare Hilfslieferungen<br />

vor allem von Nahrungsmitteln und medizinischen<br />

Produkten für die von der Krise betroffenen Menschen.<br />

Dazu gehören medizinische Hilfstransporte nach Odessa<br />

und die Unterstützung und Beheizung von Unterkünften.<br />

Technische Winterhilfe<br />

Das Projekt ermöglicht Überwinterungsschutzmaßnahmen<br />

durch die Bereitstellung von Energieerzeugern und entsprechendem<br />

Zubehör für die vom Krieg in der Ukraine betroffenen<br />

Menschen. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf der<br />

Ausstattung von Notunterkünften und von Gemeinschaftsräumen<br />

für vertriebene Menschen, sowie von individuellen<br />

Unterkünften in abgelegenen Gebieten der Ukraine. <strong>Die</strong><br />

entsprechenden Aktivitäten haben zum Ziel, die derzeitige<br />

lückenhafte Energieversorgung aufgrund der beschädigten<br />

oder teilweise auch gar nicht mehr existierenden Infrastruktur<br />

zu überwinden und die von der Krise betroffene<br />

Bevölkerung auf den Winter vorzubereiten.<br />

24<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


RUNDSCHAU<br />

Ganzheitliche humanitäre Hilfe für die vom<br />

Konflikt betroffenen Binnenvertriebenen und die<br />

am stärksten gefährdeten Einwohner der Ukraine<br />

Das übergeordnete Ziel dieses gemeinsam mit dem Hilfswerk<br />

International (HWI) umgesetzten Projekts ist es,<br />

einen Beitrag zur humanitären Hilfe zu leisten und die<br />

Situation der am meisten gefährdeten Mädchen, Jungen,<br />

Männer und Frauen in der Ukraine zu verbessern.<br />

Im Rahmen dieses Projekts werden die spezifischen Bedürfnisse<br />

von mindestens 67.690 Vertriebenen und besonders<br />

schutzbedürftigen Einwohnern in der Ukraine<br />

auf ganzheitliche Weise bedient, indem ein barrierefreier<br />

Zugang zu humanitärer Hilfe und den am dringendsten<br />

benötigten Gütern und <strong>Die</strong>nstleistungen in fünf vom<br />

Projekt eingerichteten und betriebenen Help Points (in<br />

Chernivetska, Ivano-Frankivska, Zakarpatska, Zaporizka,<br />

Dnipropetrovska and Kharkivska Oblasts) sowie in den<br />

Regionen entlang der Frontlinie gewährleistet wird. <strong>Die</strong><br />

geplanten Aktivitäten umfassen die Bereitstellung humanitärer<br />

Hilfe für die am stärksten gefährdeten Personen in<br />

der Ukraine, einschließlich der Bereitstellung von lebensnotwendigen<br />

Gütern und Lebensmitteln sowie psychosozialer<br />

Unterstützung für Erwachsene und Kinder. <strong>Die</strong> von<br />

der Organisation eingerichteten und betriebenen kinderfreundlichen<br />

Räume bieten einen sicheren Ort, an dem<br />

Kinder zusammenkommen können, um zu spielen, sich zu<br />

entspannen, sich auszudrücken, sich unterstützt zu fühlen<br />

und Fähigkeiten zu erlernen, um mit den Herausforderungen<br />

umzugehen, denen sie gegenüberstehen.<br />

Hilfe in Österreich<br />

Parallel zu den soeben genannten Großprojekten gibt<br />

es natürlich auch weiterhin laufende Hilfe von uns aus<br />

Österreich. So werden nach wie vor regelmäßig Hilfslieferungen<br />

mit dringend benötigten Gütern in Österreich<br />

zusammengestellt und durch uns oder unsere Partner in<br />

die Ukraine gebracht. Aktuell werden hier vor allem Verbandsmaterial,<br />

medizinische Produkte und sanitätstechnisches<br />

Gerät und Nahrungsmittel geliefert.<br />

Aber auch in Österreich selbst läuft unsere Hilfe kontinuierlich<br />

weiter, wie z.B. in der gemeinsam mit den Schulschwestern<br />

des 3. Ordens des Hl. Franziskus und der<br />

Diakonie betriebenen Flüchtlingsunterkunft St. Josef in<br />

Wien. Das Haus wurde im Klosterbereich von den Schulschwestern<br />

zur Verfügung gestellt und von den <strong>Malteser</strong>n<br />

eingerichtet. <strong>Die</strong> Zuweisung der Geflüchteten erfolgt<br />

durch den Fonds Soziales Wien (FSW), die Verwaltung hat<br />

die Diakonie übernommen. Das Haus wurde rasch nach<br />

der Eröffnung gefüllt. Derzeit sind 30 vertriebene ukrainische<br />

Mütter mit ihren Kindern über 4 Stockwerke verteilt.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> unterstützen die Flüchtlinge beim Erlernen<br />

der deutschen Sprache, sowie Hilfe bei der Vermittlung<br />

von Arbeitsplätzen. Des Weiteren organisieren wir Ausflüge<br />

und unterstützen die Bewohnerinnen und Bewohner<br />

bei Problemen des täglichen Lebens. Vielen Dank an<br />

die beiden Koordinatoren Peter Mensdorff-Pouilly und<br />

Georg Holzhausen, sowie dem gesamten Team.<br />

All diese Hilfe war und ist nur dank unserer zahlreichen<br />

Spender und der vielen Unternehmen, die uns mit Sachspenden<br />

und Logistik unterstützen, möglich. Bei Ihnen allen<br />

dürfen wir uns ganz herzlich im Namen der unter dem<br />

Krieg leidenden Menschen bedanken!<br />

Bitte unterstützen Sie uns auch weiterhin.<br />

Verwendungszweck: Ukraine Soforthilfe<br />

IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800<br />

BIC: GIBAATWWXXX<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 25


MALTESERÖSTERREICH<br />

DAS LEBEN EIN BISSCHEN SO<br />

Aus der Not geboren, um Menschen in Not zu helfen: Das sind die Anfänge des MALTESER Hospitaldienstes Austria. In Wien<br />

umfasst der Bereich mittlerweile mehr als 400 aktive Mitglieder und freiwillige Helfer, die sich Tag für Tag aus Überzeugung<br />

engagieren.<br />

Von Tobias Zöhrer<br />

Herbst 1956: In Ungarn erhebt sich das Volk gegen<br />

die Regierung der kommunistischen Partei und der<br />

sowjetischen Besetzungsmacht. Doch der Aufstand<br />

wird brutal niedergeschlagen, hunderttausende<br />

Ungarn flüchten in den Westen. Als Reaktion darauf<br />

gründen einige Mitglieder des <strong>Malteser</strong>ordens die<br />

„Einsatzstaffel“, die im Grenzgebiet zu Ungarn Hilfs-<br />

aktionen durchführt und sich in Wien um die Flüchtlingsbetreuung<br />

kümmert: Der <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst<br />

Austria ist geboren.<br />

Zwei Jahre später, 1958, beginnen die <strong>Malteser</strong> am<br />

Rettungsdienst in Wien mitzuwirken – zunächst noch<br />

im Rahmen des Roten Kreuzes. Ab 1962 übernehmen<br />

WIEN<br />

GESTATTEN, DÜRFEN WIR UNS VORSTELLEN?<br />

Der Bereich Wien ist – gemessen an der Zahl der Freiwilligen – der größte innerhalb des MALTESER Hospitaldienstes<br />

Austria. Mit mehr als 400 Mitgliedern und Freiwilligen leistet er rund um die Uhr seine <strong>Die</strong>nste. Was es für jede Einzelne<br />

und jeden Einzelnen bedeutet, Teil dieser großartigen Organisation zu sein, ist hier am Beispiel des Führungsteams<br />

beschrieben.<br />

„Für mich bedeutet <strong>Malteser</strong> sein,<br />

Teil einer von Nächstenliebe und<br />

Freundschaft geprägten Gemeinschaft<br />

zu sein. Bei den <strong>Malteser</strong>n hat<br />

man die Möglichkeit, von und mit<br />

unseren Betreuten lernen zu dürfen<br />

und dabei im Glauben wachsen zu<br />

können.“<br />

Sofia Rumpf, Referatsleitung Jour Fix Soz<br />

„Ich bin <strong>Malteser</strong>in, weil es mir ermöglicht, mich<br />

in meinen Werten und meinem Handeln täglich<br />

zu erneuern und zu bestärken. Es ist eine besondere<br />

Art, mit meinen Mitmenschen zu leben und<br />

mit mir selbst.“<br />

Viktoria C. Klingerstorff, Gruppenleiterin<br />

„Es beeindruckt mich immer<br />

wieder aufs Neue, mit<br />

wie viel Einsatz und Hingabe<br />

sich die freiwilligen Mitglieder<br />

für Kranke, Arme<br />

und Benachteiligte einsetzen.<br />

Das Fundament dafür<br />

bilden unsere Spiritualität<br />

und Gemeinschaft – eine einzigartige<br />

Kombination, die seit Jahrhunderten Menschen<br />

dazu motiviert, gegen das achtfache<br />

Elend anzukämpfen. <strong>Malteser</strong> zu sein bedeutet<br />

für mich gelebte christliche Nächstenliebe.<br />

Aus meinem Glauben schöpfe ich<br />

die Kraft, meine Zeit für den <strong>Die</strong>nst an unseren<br />

Herren Kranken herzuschenken.“<br />

Tobias Zöhrer, Referatsleiter PR und<br />

Kommunikation<br />

26<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

NNIGER MACHEN<br />

die freiwilligen Mitglieder auch regelmäßige Aufgaben<br />

in der Krankenpflege. 1967 wird mit dem Aufbau eigener<br />

Bereiche in den verschiedenen Bundesländern<br />

begonnen.<br />

Verlässliche Hilfe in der Krise<br />

Heute findet im Bereich Wien eine Vielzahl von Regelund<br />

Sonderdiensten statt. Wie zu den Anfängen sind<br />

die ehrenamtlichen Mitglieder auch im Katastrophenschutz<br />

und in der Flüchtlingshilfe tätig. Zuletzt etwa<br />

wurden mehrere Lastwagen mit Hilfsgütern in die<br />

Ukraine geschickt. Es wurde beim Aufbau von Flüchtlingsunterkünften<br />

geholfen und medizinisches Personal<br />

an die Grenze entsandt. Auch in der Coronakrise<br />

leisteten und leisten die <strong>Malteser</strong> in Wien einen großen<br />

Beitrag, indem sie zum Beispiel die Einsatzleitung<br />

der Impfstraße im Stephansdom übernahmen. Hier<br />

wurden rund 50.000 Impfungen durchgeführt.<br />

Trotz dieser aufwendigen Einsätze wurden auch die Regeldienste<br />

im Sanitätsbereich nicht vernachlässigt: <strong>Die</strong><br />

<strong>Malteser</strong> sind Teil der „Vier für Wien“, eines Zusam-<br />

„Ich bin <strong>Malteser</strong>in, weil ich damit Gelegenheiten<br />

bekomme, mit Gottes Hilfe Menschen<br />

glücklich zu machen und in einer Gemeinschaft<br />

von Gleichgesinnten sinnvolle Dinge<br />

zu tun. Ich kann einen Teil meiner Freizeit<br />

anderen Menschen widmen, dabei versuchen,<br />

ihr Leben ein bisschen sonniger zu machen<br />

und dadurch unvergessliche Erlebnisse mit<br />

meinen Freunden teilen.“<br />

Anna Hübner, Referentin Valletta<br />

„Ich wurde in die <strong>Malteser</strong> hineingeboren<br />

und bin bis heute <strong>Malteser</strong>in<br />

geblieben, weil ich hier eine<br />

Gemeinschaft gefunden habe,<br />

die an einem Strang zieht, um<br />

andere Menschen zu unterstützen,<br />

ohne eine Gegenleistung zu<br />

erwarten. Für mich bedeutet<br />

<strong>Malteser</strong>sein für Mitmenschen<br />

da zu sein – sei es durch aktive Hilfe oder durch reine Gesellschaft<br />

während einer einsamen Phase.“<br />

Marie-Theres Feldscher, Referatsleitung Verwaltung<br />

„Als <strong>Malteser</strong> habe ich die<br />

Möglichkeit, meine Kraft<br />

und Freizeit Menschen<br />

zu widmen, welche vor<br />

großen Hürden im Leben<br />

stehen, und ihnen durch<br />

mein Tun eine Freude zu<br />

bereiten. Bei den <strong>Malteser</strong>n<br />

habe ich eine tolle Gemeinschaft<br />

gefunden, mit der ich dem <strong>Die</strong>nst an<br />

anderen Menschen mit Freude nachgehen kann.“<br />

Tobias Lanzerstorfer, Referent Grundausbildung<br />

„Hier habe ich die Chance, als<br />

Teil einer engagierten und tatkräftigen<br />

Gemeinschaft Menschen<br />

in unterschiedlichsten<br />

Lebensabschnitten zu begleiten.<br />

Sowohl im Sozial- als auch im<br />

Sanitätsdienst lernt man jeden<br />

Tag etwas Neues und darf sich<br />

immer wieder freuen, wenn es einem<br />

gelingt, anderen ein Lächeln<br />

ins Gesicht zu zaubern.“<br />

Sophie Pongracz, Referatsleitung Organisation Soz<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 27


MALTESERÖSTERREICH<br />

menschlusses der wichtigsten Rettungsorganisationen<br />

der Stadt. So werden ehrenamtlich Rettungs- und<br />

Krankentransporte durchgeführt, Erste-Hilfe-Kurse<br />

gehalten und Ambulanzen – zumeist in der Präsidentschaftskanzlei<br />

und im Bundeskanzleramt – gestellt.<br />

Sozialdienste, Wallfahrten und Herzenswünsche<br />

Ein starkes Augenmerk liegt auch auf den Sozialdiensten.<br />

Wir wollen für unsere Betreuten in allen Lebenslagen<br />

da sein und sie mit christlicher Nächstenliebe<br />

begleiten. So gibt es jeden Mittwoch das „Valletta“, bei<br />

dem wir jeweils unter einem anderen Motto Zeit mit<br />

ihnen in unserer Bereichszentrale am Börseplatz verbringen.<br />

Montags schauen wir uns gemeinsam einen<br />

Film an, während andere Freiwillige für Obdachlose in<br />

der VinziRast kochen. In zahlreichen Sonderdiensten<br />

und Wallfahrten machen wir gemeinsame Ausflüge<br />

und Aktivitäten. Außerdem erfüllen wir im Rahmen<br />

der <strong>Malteser</strong>-Aktion „Herzenswunsch“ besondere Anliegen,<br />

die ohne die Hilfe der <strong>Malteser</strong> nicht möglich<br />

wären.<br />

Wir sind dankbar für unsere vielen Freiwilligen, die<br />

ihre Zeit und Kraft opfern, um anderen Menschen zu<br />

helfen und sie in schwierigen Situationen zu begleiten.<br />

Wir setzen alles daran, dass dies auch in den nächsten<br />

Generationen in der Tradition der <strong>Malteser</strong> fortgeführt<br />

wird.<br />

Du möchtest dich bei uns ehrenamtlich engagieren?<br />

Dann nimm mit uns Kontakt auf: www.malteser.at<br />

Wir freuen uns darauf dich kennen zu lernen.<br />

ALTEN- UND KRANKENDIENST IM BEREICH BURGENLAND<br />

WENN EINER EINE REISE TUT ...<br />

... dann kann er was erleben! Bei uns waren es gleich<br />

24 Betreute, mit denen wir einen wunderbaren Ausflug<br />

nach Orth an der Donau erleben durften. Es mit einer<br />

Hl. Messe in der Pfarrkirche von Orth los. Später gab<br />

es ein gemeinsames Mittagessen und danach ging es<br />

zum Flanieren an die Donauauen und an einen Teich die<br />

unmittelbar an das Schloss angrenzen. Dort kann man<br />

auch Wassertiere durch eine Glasscheibe von unten betrachten.<br />

Zum Abschluss folgte ein kurzer Besuch in<br />

Von Wolfgang Weigel<br />

einem Eissalon, ehe wir gutgelaunt die Heimfahrt antraten.<br />

Im Herbst ging es nach Maria Hasel, einer barocken Wallfahrtskirche<br />

in Pinggau. Pater Georg von den Oblaten<br />

des Heiligen Franz von Sales reiste extra als Zelebrant<br />

an. Auch hier kam die Kulinarik, im Anschluss an die<br />

Hl. Messe nicht zu kurz, auf dem Rückweg gab es einen<br />

Besuch im Automobilmuseum Aspang.<br />

28<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

GAUDETE!<br />

Freuet euch – unter diesem Motto stand die große MALTESER Pilgerfahrt nach Rom vom 22. bis zum 29. Oktober <strong>2022</strong>.<br />

400 Personen – 80 Menschen mit Behinderung, davon 65 im Rollstuhl, 160 <strong>Malteser</strong> und 160 Pilger – verbrachten<br />

gemeinsam eine Woche in Rom und genossen ein vielfältiges Programm. Der alles verbindende rote Faden: Freude.<br />

Von Georg Male<br />

Unmögliches möglich machen<br />

Mit dem Rollstuhl über das unebene und löchrige Kopfsteinpflaster<br />

der römischen Altstadt? Zur Lourdes-<br />

Grotte weit oben in den Vatikanischen Gärten? Ins<br />

(nicht durch Lifte erschlossene) Obergeschoß der Vatikanischen<br />

Museen zu den weltberühmten Stanzen Raffaels?<br />

Den steilen Weg hinauf zum Kapitol, um den perfekten<br />

Blick aufs Forum zu erhaschen? Alles kein Problem,<br />

wenn man mit den <strong>Malteser</strong>n unterwegs ist.<br />

für die Gäste eine willkommene Abwechslung von ihrem<br />

Alltag, der zumeist durch Einsamkeit und Einschränkungen<br />

gekennzeichnet ist. Nicht so in Rom: Aufgeteilt<br />

auf zehn Teams in ebenso vielen Bussen erlebten die<br />

Teilnehmer ein dichtes und vielfältiges Programm. Das<br />

spirituelle Angebot reichte von einer privaten Andacht<br />

in der Sixtinischen Kapelle über Hl. Messen in den wichtigsten<br />

Kirchen Roms bis hin zur Teilnahme an der allwöchentlichen<br />

Generalaudienz des Hl. Vaters.<br />

Ob es Rollstuhl schieben, tragen, waschen und pflegen<br />

ist oder gemeinsam essen, lachen, singen, tanzen und<br />

beten – die Teilnehmer einer <strong>Malteser</strong> Pilgerfahrt wie jener<br />

nach Rom bilden eine große Familie, die alles miteinander<br />

teilt. Anstrengung ebenso wie Genuss. Traurigkeit<br />

ebenso wie Freude. <strong>Die</strong> ehrenamtlichen Helfer der<br />

<strong>Malteser</strong>, in der Mehrzahl Studenten, aber auch viele<br />

„Junggebliebene“, teilen ihre Freizeit mit den von ihnen<br />

Betreuten, und das buchstäblich rund um die Uhr.<br />

Freude erleben, Kraft tanken<br />

<strong>Die</strong> Leichtigkeit und Fröhlichkeit dieser Tage brachte<br />

Einen kulturellen Höhepunkt bildeten gleich am ersten<br />

Tag exklusive Führungen in den für sonstige Besucher<br />

geschlossenen Vatikanischen Museen. In der Folge<br />

wurde das antike Rom ebenso besucht wie das barocke<br />

– Spezialführungen inklusive. Und auch die Dolce Vita<br />

kam mit Mittagessen in typischen Restaurants, Flanieren<br />

in der Altstadt und in Trastevere und einer rauschenden<br />

Party nicht zu kurz.<br />

Reiche Gelegenheit also, Eindrücke und Erinnerungen<br />

zu sammeln, die auch in der Rückschau das vermitteln<br />

sollen, was die gesamte Reise prägte: Freude.<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 29


MALTESERÖSTERREICH<br />

ROM<br />

PILGERFAHRT<br />

<strong>2022</strong><br />

Sonntag: Einen kulturellen Höhepunkt bildeten gleich am ersten Tag exklusive<br />

Führungen in den für sonstige Besucher geschlossenen Vatikanischen Museen.<br />

Montag: Hl. Messe im Pantheon, das extra für uns gesperrt wurde. Auch der österreichische Botschafter beim<br />

Hl. Stuhl und dem <strong>Malteser</strong>orden, Exz. Dr. Marcus Bergmann, gab uns die Ehre.<br />

<strong>Die</strong>nstag: Spaziergang, Andacht und Mittagessen in den Vatikanischen Gärten, dann Hl. Messe und<br />

Führung im Petersdom. Ein Fest der Gemeinschaft und des Glaubens.<br />

30<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Mittwoch: <strong>Die</strong> Audienz beim Heiligen Vater ist für viele Pilger der absolute Höhepunkt, besonders wenn dieser einen<br />

persönlich begrüßt, auf Augenhöhe!<br />

Donnerstag: Was bei einer Pilgerfahrt in die Ewige Stadt nicht fehlen darf, ist neben einer Hl. Messe<br />

in Santa Maria Maggiore die Besichtigung des „antiken Rom“.<br />

Freitag: Hl. Messe mit Krankensalbung in S. Maria in Trastevere – mit einer kleinen Überraschung:<br />

Einem Platzkonzert der Militärmusik Rom, inklusive Radetzkymarsch.<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 31


MALTESERÖSTERREICH<br />

INTERNATIONALES MALTESER<br />

SOMMERLAGER <strong>2022</strong><br />

Anfang August machten sich 20 <strong>Malteser</strong> aus Österreich, davon 8 Gäste, auf den Weg nach Italien. Ziel der Reise war es, mit ca.<br />

400 anderen Jugendlichen aus aller Welt eine Woche in der Nähe von Rom am Internationalen MALTESER Sommerlager, dem<br />

Maltacamp, zu verbringen.<br />

Von Victoria Mensdorff-Pouilly<br />

Teil des vielseitigen Programms waren neben der Opening<br />

Ceremony und den Aktivitäten am Campsite die<br />

Ausflüge nach Rom in die Villa Borghese oder ins Colosseum,<br />

zum Castel Gandolfo, auf eine Militärbasis, in das<br />

kleine Dörfchen Sant’ Angelo di Roccalvecce und in den<br />

Vergnügungspark „Cinécitta“. Höhepunkt war eine<br />

Hl. Messe im Petersdom mit Kardinal Silvano Maria<br />

Tomasi und anschließendem Essen im Stützpunkt der<br />

Carabinieri in Rom, wo unter anderem auch ein eigenes<br />

Konzert der Militärkapelle für uns stattfand. Für viele<br />

von uns war das Highlight der Woche ein Ausflug zu<br />

einem rollstuhlfreundlichen Strand, um dort endlich<br />

wieder im Meer schwimmen zu gehen und den Sand unter<br />

den Füßen zu genießen. Das stundenlange Schwimmen<br />

und die starke Sonne war ein besonderes Erlebnis<br />

und wird uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben.<br />

Auch das Abendprogramm für uns Jugendliche war<br />

vielseitig mit unterschiedlichsten Motto-Discos, wie<br />

beispielsweise einer „Fluoreszierenden Nacht“, der<br />

„TogaParty“ und einer „Superhero Night“. Besonders<br />

beliebt waren wie immer die beiden Internationalen<br />

Abende, an denen sich jedes der 17 Länder kulinarisch<br />

und kulturell vorstellte. Österreich war traditionsbewusst<br />

mit Kaiserschmarrn mit Apfelmus und Weißem<br />

Spritzer in Dirndl und Lederhose vertreten.<br />

Auch die Italien Happy Hours, an denen es typisch<br />

italienische Aperitivos gab, waren von besonderer<br />

Gemütlichkeit geprägt. Um einen Abend Kraft für<br />

das anstrengende Programm zu sammeln, wurde am<br />

Mittwochabend eine „Silent Night“ veranstaltet, bei<br />

der es eine Lichterprozession mit anschließender Anbetung<br />

vor dem Allerheiligsten und Beichtgelegenheit<br />

gab. Des Weiteren gaben Ordensbrüder, welche<br />

die ewige Profess im <strong>Malteser</strong>orden ablegten, Zeugnis<br />

über ihre Berufung und ihr Leben als <strong>Malteser</strong> Ritter.<br />

Ein weiterer Teil den Glauben am Camp zu leben,<br />

waren die fast täglichen Hl. Messen, die wir dank unseres<br />

Teampriesters feiern konnten.<br />

32<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Abschluss der Woche war neben der Closing Ceremony, der Christophers<br />

Cup, ein Crocketturnier das an die bei einem Autounfall ... verunglückten<br />

österreichischen <strong>Malteser</strong> & Betreute erinnert. Nachdem wir Österreicher<br />

den Christophers Cup nun covidbedingt 3 Jahre lang bei uns aufbewahrten,<br />

konnten wir ihn heuer an das Team Slovakia und Bulgaria weitergeben.<br />

Auf die Frage, was in der Woche am besten war, konnte Barbara nur sagen:<br />

„alles - Aber wie!!! Und mein Geburtstag mit allen meinen Freunden – Aber<br />

wie!! Das habe ich noch nie erlebt!“ Barbara, Gast am Maltacamp.<br />

Auch Matthias meinte „Mir hat das Maltacamp sehr gut gefallen – aber am<br />

besten war die Disco und das Schwimmen im Meer mit meinen liebsten<br />

Freunden“ – Matthias, Gast am Maltacamp.<br />

Gut, dass wir alle unsere neuen Freunde nächstes Jahr am Maltacamp in<br />

Waterloo, Belgien wiedersehen können. Danke an das italienische Organisationsteam<br />

für die drei Jahre lange Organisation. <strong>Die</strong> Vorfreude auf das<br />

nächste Camp steigt aber auf jeden Fall schon jetzt!!!<br />

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DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 33<br />

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MALTESERÖSTERREICH<br />

Herzenswunsch<br />

WIE GERNE WÜRDE ICH NOCH EINMAL ...<br />

Träume und Wünsche bekommen eine ganz andere Dimension, wenn Menschen wissen, dass sie nicht mehr lange zu leben<br />

haben. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> erfüllen diese letzten Wünsche.<br />

Es sind oft Herzenswünsche, die den Betroffenen alles<br />

bedeuten. Noch einmal einen geliebten Verwandten oder<br />

eine Freundin sehen, einen besonderen Ort besuchen,<br />

mit dem schöne Erinnerungen verbunden werden. <strong>Die</strong><br />

<strong>Malteser</strong> machen es im Rahmen des Projekts „<strong>Malteser</strong><br />

Herzenswunsch“ möglich. Sie organisieren Ausflüge zu<br />

einem beliebigen Wunschort innerhalb von Österreich.<br />

Auf diese Weise können schwerkranke oder hochbetagte<br />

Menschen Abschied nehmen, noch einmal genießen<br />

oder sich einfach noch einmal fühlen wie früher – am<br />

Ort ihrer Kindheit, bei ihrer Familie, mit Freunden. Begleitet<br />

werden sie auf ihrer Fahrt durch ehrenamtliche<br />

<strong>Malteser</strong>, die für die erforderliche – auch medizinische –<br />

Betreuung sorgen. <strong>Die</strong> Erfüllung des Herzenswunsches<br />

ist für den Fahrgast und eine Begleitperson kostenlos<br />

und wird ausschließlich über Spenden finanziert.<br />

Seit Bestehen des Projekts durften wir schon eine Vielzahl<br />

an Herzenswünschen realisieren. Nähere Infos und<br />

Kontaktmöglichkeiten finden sich im Internet unter:<br />

www.malteser.at/was-wir-tun/herzenswunsch/<br />

Steiermark<br />

HERZENSWUNSCHFAHRT INS GRAZER<br />

BERGLAND<br />

Von Pia Katharina Winkler<br />

Es hätte kein schönerer goldener Herbsttag sein können. Am 08.10.<strong>2022</strong> war<br />

nicht nur Welt-Hospiztag, sondern auch ein ganz besonderer Ausflug in das<br />

Grazer Bergland geplant. Für Martin, Balthasar und Lisa war es eine Landpartie,<br />

welche ihre letzte sein könnte. Alle drei haben eine palliative Diagnose.<br />

Von Graz aus starteten wir auf die Teichalm. Angekommen, gab es ein<br />

wunderbares Mittagessen – wie bei einer großen Familie. Dabei war es<br />

unwichtig, wie lange wir bei diesem Mittagessen saßen oder ob der ALS-<br />

Patient Stück für Stück seine Kraft verliert und den Salat zur Hauptspeise<br />

nur mehr mit Hilfe zu sich nehmen kann. Dafür sind wir <strong>Malteser</strong> stets<br />

zur Stelle, um das Wichtige nicht zu verpassen: Den sonnigen Tag in bester<br />

Gesellschaft der Familie.<br />

So war es allen möglich, einen gemeinsamen Ausflug ins Grüne und auf einen<br />

Bio-Bauernhof zu unternehmen. Wie die Augen strahlten beim Anblick der<br />

Kinder, die gemeinsam mit den Bergziegen um die Wette kletterten! Streicheleinheiten<br />

mit den Kühen, Kaninchen und Hunden kamen auch nicht zu kurz.<br />

Nach ganz viel Sonne, Lachen und Genießen ging es wieder zurück nach Graz.<br />

34<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


Tirol<br />

DIE ERFÜLLUNG EINES HERZENSWUNSCHES AM<br />

PATSCHERKOFEL<br />

Von Camilla Montecuccoli<br />

Frau N. ist seit einiger Zeit Patientin auf der Palliativstation. Immer wieder spricht sie<br />

über ihre Liebe zu den Bergen. Daraus ergab sich auch die Idee einer Herzenswunschfahrt<br />

auf den Patscherkofel inklusive Einladung der Patscherkofelbahn Betriebs GmbH.<br />

Bei schönstem Wetter holten zwei engagierte ehrenamtliche <strong>Malteser</strong> Frau N. vom<br />

Hospiz-Haus in Hall in Tirol ab und fuhren zur Talstation der Patscherkofelbahnen.<br />

Dort wurde Frau N. schon von ihrem Vater erwartet, der sie bei diesem besonderen<br />

Ausflug begleitete. Nach der Bergfahrt spazierten die beiden gemütlich zwischen<br />

Kühen Richtung Alpengarten mit herrlichem Ausblick. Zu Mittag wurden köstliche<br />

Schnitzel und Käsespätzle verspeist und anschließend ging es wieder tal- und<br />

heimwärts nach Hall.<br />

Es war ein wunderbarer Ausflug für Frau N., die nach diesem tollen Tag freudestrahlend<br />

und glücklich auf die Hospiz- und Palliativstation zurückkehrte – nicht<br />

nur mit ihrem Rucksack, sondern auch einem unvergesslichen Erlebnis im Gepäck.<br />

Salzburg<br />

WALLERSEE ALS HERZENSWUNSCH<br />

Von Anna Weinkamer<br />

Für viele ist es selbstverständlich, schöne Tage an einem See im Salzburger<br />

Land zu verbringen. Frau T. kann das leider nicht mehr. Sie wird palliativ<br />

betreut, ist auf den Rollstuhl angewiesen und wohnt im ersten Stock ohne<br />

Lift. Schon sehr lange konnte Frau T. ihre Wohnung nicht mehr verlassen<br />

und schon gar nicht zu ihrem Wohnwagen an den Wallersee zum Badeplatz<br />

der Familie fahren. Dabei war das ihr allergrößter Wunsch: noch einmal an<br />

den Wallersee. Ständig sprach Frau T. davon, wie uns ihre Tochter erzählte,<br />

die sich mit dem Wunsch ihrer Mutter an die Salzburger <strong>Malteser</strong> wandte.<br />

An einem warmen, sonnigen Tag holte ein Team der Salzburger <strong>Malteser</strong><br />

Frau T. und ihre Familie zu Hause in Hallein ab und fuhr an den Wallersee.<br />

Was war das für eine Wiedersehensfreude bei der Ankunft am Camping-<br />

Platz! Viele Nachbarn und Freunde waren da, um Frau T. zu begrüßen. Sie<br />

konnte noch einmal ihren Wohnwagen besuchen, in dem sie so viele glückliche<br />

Stunden verbracht hat. Noch einmal unter ihrem Lieblingsbaum sitzen.<br />

Noch einmal über den See schauen. Als wir Frau T. nach einem langen,<br />

gelungenen und erfüllten Tag wieder zurück nach Hause gebracht hatten,<br />

verabschiedete sie uns mit den Worten: „Das war einer der schönsten Tage<br />

meines Lebens!“<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 35


MALTESERÖSTERREICH<br />

MALTESER KINDERHILFE<br />

WIEDER SAGEN WIR HERZLICH „DANKE!“<br />

„Was wären die großen Erfolge ohne die kleinen“, hieß einmal ein Werbespruch. Im Hilde Umdasch Haus bewahrheitet er sich im<br />

echten Leben. Dank großzügiger Spenden kommen die Bewohnerinnen und Bewohner in ihrem nicht immer einfachen Alltag<br />

Schritt für Schritt voran und können so auch richtig große, für sie glückliche Momente erleben. Dafür ein herzliches Danke an alle<br />

Spender und Unterstützer der MALTESER Kinderhilfe!<br />

Von Katrin König<br />

Der Kommissar und Komödiant<br />

Bekannt aus der Erfolgsserie „<strong>Die</strong> Rosenheim<br />

Cops“, in der er die sympathische Kultfigur<br />

„Michi Mohr“ spielt, gab Max Müller, ausgebildeter<br />

Bariton, gemeinsam mit dem Pianisten<br />

Volker Nemmer einen Benefizabend zugunsten<br />

der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe im Hilde Umdasch<br />

Haus. Mit seinem Programm „Tierisch“ versetzte<br />

er das Publikum in der Ybbsfeldhalle in<br />

Blindenmarkt in helle Begeisterung. Ebenso<br />

begeistert sind jetzt die Bewohnerinnen und<br />

Bewohner im Hilde Umdasch Haus: Ihnen kommt eine Spendensumme von 25.550 Euro zugute, die Max Müller und<br />

Intendant Michael Garschall der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe überreichten. Ein ganz, ganz großes Dankeschön dafür!<br />

Jugendliche helfen Jugendlichen<br />

Was dabei herauskommt, wenn Helfen Schule macht,<br />

zeigten zwei Schulklassen vor: <strong>Die</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler der 3D vom Stiftsgymnasium Melk organisierten<br />

selbstständig einen „Naschmarkt“ mit köstlichen,<br />

teilweise selbst gebackenen Muffins, Cake-Pops, Kuchen<br />

und Käsestangen. <strong>Die</strong> Fachschule für Sozialberufe<br />

in Gleiß organisierte im Rahmen des Unterrichtsfachs<br />

„Angewandtes Projektmanagement“ einen Jausen-<br />

Verkauf mit Unterstützung der Bäckereien Moshammer<br />

und Piaty. Der Erlös aus dem Verkauf der Leckereien –<br />

stattliche 1.079,70 Euro aus beiden Projekten – kommt<br />

der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe zugute. Danke für dieses großartige<br />

Engagement im Namen aller Bewohner im Hilde<br />

Umdasch Haus, deren Alltag durch diese Spendenaktionen<br />

wieder ein Stückchen verbessert werden kann!<br />

36<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Bratwürstel mit Kraut und Gebäck<br />

Im Rahmen einer Wallfahrt zur Kapelle im Hilde Umdasch Haus fanden die Bewohner und Klienten der Tagesstruktureinrichtung<br />

der ARGE Sozialdienst Mostviertel den Weg zu uns. Der Sozialdienst Mostviertel ist eine Anlaufstelle<br />

für psychisch beeinträchtigte Menschen, die ein selbstbestimmtes Leben außerhalb einer Klinik anstreben. Bei<br />

starkem Regen fanden sich die rund 35 Besucher in der Kapelle zur Hl. Messe mit Pfarrer Peter Bösendorfer ein.<br />

Anschließend konnten Bratwürstel mit Kraut und Gebäck bereits wieder im Freien genossen werden. Schön, dass Ihr<br />

da wart und danke an Pfarrer Peter Bösendorfer für die schöne, besinnliche Predigt!<br />

Danke für euren Besuch im Hilde Umdasch Haus<br />

Immer wieder nützen Schulklassen ihre Zeit, um uns<br />

im Hilde Umdasch Haus zu besuchen. Wir freuen uns<br />

jedes Mal über das große Interesse an unserer Einrichtung!<br />

Zuletzt, nach der coronabedingten Pause, haben<br />

uns Schülerinnen und Schüler aus der Ethik-Gruppe der<br />

HLW Amstetten, aus der Abschlussklasse der Landwirtschaftlichen<br />

Fachschule Gießhübl und aus der Krankenpflege-Schule<br />

Amstetten besucht. Sie erhielten – freilich<br />

unter Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen –<br />

einen Blick hinter die Kulissen und das Leben im Hilde<br />

Umdasch Haus. Danke für den Besuch!<br />

Therapieunterstützung von Soroptimist<br />

Soroptimist International ist die weltweit größte<br />

Serviceclub-Organisation berufstätiger Frauen. Unter<br />

dem Motto „Wir setzen uns für Frauen ein – BEWUSST<br />

MACHEN – STELLUNG NEHMEN – HANDELN“ ist der<br />

Club seit 2009 in Melk aktiv. Für eine junge Bewohnerin<br />

des Hilde Umdasch Hauses finanziert der Club nun eine<br />

Psychotherapie, nachdem die Kosten für die Therapie<br />

weder aus dem familiären Umfeld der Bewohnerin, noch<br />

aus öffentlichen Mitteln übernommen werden können.<br />

Soroptimist Melk trägt den Selbstbehalt. Von Herzen<br />

danke dafür!<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 37


MALTESERÖSTERREICH<br />

Fotos: Gloria Krenn<br />

Großartige Stimmung beim<br />

6. Kinderhilfelauf in Amstetten<br />

Der 6. Kinderhilfelauf in Amstetten<br />

zugunsten der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe<br />

im Hilde Umdasch Haus bot heuer<br />

wieder alle Bewerbe. Rund 700 Teilnehmende<br />

sorgten für neue Bestleistungen<br />

– auch bei den Spendeneinnahmen.<br />

„<strong>Die</strong> großartige<br />

Stimmung bei den Besucherinnen<br />

und Besuchern hat uns ganz besonders<br />

gefreut. So macht es richtig<br />

viel Spaß, mit vereinten Kräften<br />

‚laufend zu helfen‘“, zeigte sich Veranstaltungsleiter<br />

Reinhard Gruber<br />

von der HEIL & SPORT Praxis in<br />

Amstetten begeistert.<br />

Der nächste Kinderhilfelauf in<br />

Amstetten ist bereits in Planung:<br />

VirtualRun 28.09-01.10.2023<br />

Lauf in Amstetten 01.10.2023<br />

Wenn auch Sie die Kinder und Jugendlichen mit lebensverkürzenden Erkrankungen der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe im<br />

Hilde Umdasch Haus unterstützen wollen, finden Sie auf unserer Website Informationen darüber, welche Möglichkeit<br />

es dafür gibt: www.malteser-kinderhilfe.at/spenden/<br />

38<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Ein ganz besonderes Danke an unsere Mitarbeitenden<br />

Nach einer Teambesprechung mit anschließender Grillerei im Garten gab es eine Überraschung für die Mitarbeitenden<br />

des Hilde Umdasch Hauses: Unter der Leitung von Pädagogin Sabrina sangen die Kinder ein Lied und überreichten<br />

jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter wunderschöne Blumen sowie selbstgebastelte Geschenke. Der Dank<br />

gebührt den Mitarbeitenden für die besonders liebevolle Fürsorge, die sie ihren Betreuten Tag für Tag angedeihen<br />

lassen. Vergelt’s Gott!<br />

Ein kleines Senfkorn Hoffnung<br />

Immer wieder finden im Hilde Umdasch Haus<br />

besondere Messen statt. Sie stehen unter einem<br />

eigens gewählten Thema. Bei prachtvollem Sonnenschein<br />

gab es zuletzt „ein kleines Senfkorn<br />

Hoffnung“ in Form einer besinnlichen Predigt<br />

von Pfarrer Peter Bösendorfer. Pädagogin Sabrina<br />

sorgte mit dem Großvater einer Bewohnerin des<br />

Hilde Umdasch Hauses für die musikalische Gestaltung<br />

der Messe. Im Anschluss gab es Brötchen<br />

und selbstgemachte Aufstriche von unserer Hausmutter<br />

Bernadette. Es war köstlich!<br />

Legendäre Männer<br />

Im Rahmen des traditionellen Early Morning Charity Golf-Turniers des Legendario Men Club<br />

im Golfclub Swarco Amstetten-Ferschnitz wurde nicht nur gekonnt eingelocht, sondern auch<br />

großzügig gespendet. Mit einem Teil der Startgelder sowie mit zusätzlichen Spenden der Besucher<br />

und einer großzügigen Aufstockung durch den Club ergab sich ein Erlös von 3.000 Euro<br />

zugunsten der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe. Wir bedanken uns von ganzem Herzen für die Unterstützung!<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 39


MALTESERÖSTERREICH<br />

MALTESER CARE<br />

VON GHANA ZU MALTESER CARE<br />

Mein Lebensmotto: Sei dankbar für alles!<br />

Von Susanne Wick<br />

Liebe Doris, Du wurdest 1988 in Ghana geboren,<br />

welche Erinnerungen an deine Kindheit hast du?<br />

Ich habe nur schöne Erinnerungen an meine Kindheit. Ich<br />

lebte mit meiner Mutter, meinen Geschwistern und vielen<br />

anderen Familienmitgliedern in einem Dorf in einem<br />

gemeinsamen Haus in dem Ashanti Kingdom in Ghana.<br />

Ich komme aus einer großen Familie und kenne über<br />

100 Mitglieder persönlich. In meiner Kindheit haben wir<br />

so frei gelebt und im Dorf haben sich alle untereinander<br />

gekannt. Am Abend nach dem Sonnenuntergang<br />

sind wir im Mondlicht oder Sternenlicht unter freiem<br />

Himmel im Hof des Hauses gesessen und haben gespielt.<br />

Am liebsten lauschten wir den Geschichten von früher<br />

welche unsere Großeltern uns erzählten. Manchmal<br />

gingen wir total ängstlich ins Bett, aber wir waren so<br />

neugierig und hatten so viele Fragen an unsere Großeltern.<br />

Es war eine sehr schöne Zeit damals.<br />

Zu welchem Zeitpunkt bist Du nach Österreich<br />

gekommen und warum?<br />

Als ich 12 Jahre alt war, bin ich zu meinem Vater nach<br />

Österreich gekommen. Mein Vater war beruflich viel im<br />

Ausland und als er sich entschied in Österreich zu bleiben,<br />

hat er mich zu sich geholt, ich lebte dann mit meinen<br />

Vater und meiner Stiefmutter in Linz. Mein Vater<br />

meinte, dass ich im Ausland bzw. in Österreich eine bessere<br />

Zukunft haben werde, wenn ich fleißig die Schule<br />

besuche und eine gute Ausbildung mache.<br />

Du hast dann die Hauptschule in Linz besucht und<br />

bist im Anschluss für 7 Jahre nach London gegangen<br />

wo Du eine mehrjährige Diplomausbildung<br />

im Bereich Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung<br />

absolviert und erfolgreich abgeschlossen<br />

hast. Warum London und warum dieser<br />

spezielle Bereich?<br />

Ghana war eine britische Kolonie, daher ist die Amtssprache<br />

Englisch. In der Welt wird mehrheitlich englisch<br />

gesprochen und es war eine strategische Überlegung<br />

meine Ausbildung in Englisch zu machen. Danach könnte<br />

ich überall auf der Welt, so auch in Ghana, arbeiten.<br />

Also übersiedelte ich zu meiner Tante nach London und<br />

machte dort meine Ausbildung.<br />

Nach meinem Studienabschluss wollte ich zurück nach<br />

Ghana, um in meinem Land im Gesundheitsbereich etwas<br />

beizutragen. Gesundheitsförderung und -management<br />

sind im Gesundheitswessen sehr wichtig, aber<br />

leider die am wenigsten ausgebauten Bereiche in Ghana.<br />

Du hast dann als Sozialtherapeutin im National<br />

Health Service in East London gearbeitet, welche<br />

wertvollen Erfahrungen konntest Du dort gewinnen?<br />

Eine meiner Hauptaufgaben als Sozialtherapeutin war,<br />

Menschen, die lange Zeit in einer Krankenanstalt waren,<br />

wieder in das soziale Leben zu integrieren, um sie soweit<br />

wie möglich wieder in ein normales Leben zurück zu führen.<br />

<strong>Die</strong>se Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht. Man hat<br />

die Entwicklungsprozesse von dem Entlassungsmanagement<br />

bis zur wiedererlangten Selbstständigkeit verfolgen<br />

können, z.B. bei einem psychisch kranken Menschen.<br />

Für mich ist es sehr wichtig mit Menschen zu arbeiten,<br />

ihre verschiedenen sozialen Probleme kennenzulernen<br />

und ihnen mit Respekt, Würde und wertschätzender<br />

Haltung zu begegnen.<br />

Wann hast Du geheiratet und Deine Tochter<br />

bekommen?<br />

Meine Tochter kam in London zur Welt und ist mittlerweile<br />

16 Jahre alt. Ich bin seit 2013 zurück in Österreich<br />

und habe 2020 meinen Mann geheiratet, welchen ich<br />

nach meiner Rückkehr kennengelernt habe.<br />

40<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

nachdem ich die Kontaktdaten der Kolleginnen bekommen<br />

habe, mit wem ich in Zukunft am meisten zusammenarbeiten<br />

werde. Ich habe mich auch gefragt was ich<br />

als Case & Care Managerin mit Verrechnung oder Buchhaltung<br />

zu tun habe?<br />

Zurück in Linz hast Du mit Deiner Ausbildung zur<br />

diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin<br />

begonnen und diese 2018 erfolgreich abgeschlossen,<br />

wo lag hier Deine Motivation?<br />

Es war weniger die Motivation als die Tatsache, dass ich<br />

auf Grund der sprachlichen Barriere keine Arbeit finden<br />

konnte, die meiner Ausbildung entsprach. So entschied<br />

ich mich, eine Ausbildung im Bereich Pflege zu machen,<br />

gleichzeitig meine Deutschkenntnisse zu verbessern<br />

und etwas Neues zu lernen. Viele meiner Freundinnen<br />

sind auch Krankenschwestern und mir war es wichtig,<br />

weiterhin nah am Menschen zu arbeiten.<br />

Wie hast Du dann den Weg zu <strong>Malteser</strong> Care<br />

gefunden?<br />

Nach meiner Pflegeausbildung habe ich vier Jahre auf<br />

einer Wachkomastation eines Pflege- und Betreuungszentrums<br />

gearbeitet und konnte dort sehr wichtige Erfahrungen<br />

machen. Auf <strong>Malteser</strong> Care bin ich durch ein<br />

Inserat aufmerksam geworden und habe mich beworben.<br />

Was waren Deine ersten Eindrücke von unserer<br />

Organisation und unserem Team und welche<br />

Erfahrungen konntest Du als neue Case & Care<br />

Managerin mit unseren Klientinnen und Klienten<br />

machen?<br />

Mein erster Eindruck war, dass <strong>Malteser</strong> Care im Vergleich<br />

zur Größe meiner vorherigen Arbeitsplätze, eine<br />

kleine und feine Organisation ist, trotzdem gibt es eine<br />

große interdisziplinäre Vernetzung.<br />

Im Team zu arbeiten finde ich am allerspannendsten.<br />

Ich erinnere mich, wie ich mich selbst gefragt habe,<br />

Der Anfang war, durch die Pandemie und die diversen<br />

Corona-Maßnahmen bedingt, eine Herausforderung.<br />

Durch die Unterstützung meiner Kolleginnen und die<br />

besonders ausführliche Einschulung durch Christine<br />

Peyfuss und Barbara Hummer konnte ich schnell Fuß<br />

fassen.<br />

Ich liebe das selbständige Arbeiten, die freie Zeiteinteilung<br />

und die Abwechslungen im Tagesablauf. Ich lerne<br />

jeden Tag neue Menschen kennen und es macht mir viel<br />

Freude mit ihnen zu arbeiten.<br />

Innerhalb kurzer Zeit bin ich von einer „normalen Krankenschwester“<br />

zu einer sehr kompetenten Pflegeberaterin<br />

geworden. Lösungsorientiert und gut im Umgang<br />

mit den Menschen und der Organisation ihres Pflegealltags.<br />

Was ich bei <strong>Malteser</strong> Care besonders schätze, ist das<br />

Arbeiten auf Augenhöhe und dass bei Bedarf unser<br />

Pflegedienstleiter Herr DGKP Kavazovic und unser<br />

Geschäftsführer Herr Lutz immer unkompliziert und unterstützend<br />

zur Verfügung stehen. Es freut mich und ich<br />

bin sehr dankbar, ein Teil des <strong>Malteser</strong> Care Teams zu sein.<br />

Wenn Du jemanden davon überzeugen wolltest<br />

diesen Beruf zu wählen, was würdest Du ihr oder<br />

ihm sagen und warum sollten sie unbedingt Teil<br />

des Teams von <strong>Malteser</strong> Care werden?<br />

Aus meiner Sicht ist das Case und Care Management<br />

eine wichtige und notwendige Säule der Pflege. Bei<br />

<strong>Malteser</strong> Care werden dein Fachwissen und deine pflegerische<br />

Kompetenz sehr geschätzt und anerkannt. Du<br />

bist nicht nur die „Krankenschwester“ oder der „Krankenpfleger“<br />

sondern du bist der Case & Care Manager.<br />

Hast du ein persönliches Lebensmotto?<br />

Sei dankbar für alles.<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 41


MALTESERÖSTERREICH<br />

MALTESER CARE<br />

24 STUNDEN BETREUUNG<br />

MUSS EIN FIXER BESTANDTEIL DER ÖSTERREICHISCHEN<br />

PFLEGELANDSCHAFT BLEIBEN<br />

900.000 pflegende Angehörige könnten die chronisch Kranken von morgen sein, wenn Unterstützungsleistungen wie die<br />

24 Stunden Betreuung nicht ausreichend finanziert werden.<br />

Von Susanne Wick<br />

„Der Bereich der Personenbetreuung wird im Rahmen<br />

der Pflegereform viel zu wenig berücksichtigt“, so <strong>Malteser</strong><br />

Care Geschäftsführer Helmut Lutz. „Pflegebedürftige<br />

Menschen sollten eine qualitätsvolle und leistbare<br />

Betreuung in ihrem eigenen Hause erhalten, solange sie<br />

es wünschen und solange das möglich ist.“ In Österreich<br />

werden etwa 30.000 Menschen in ihrem eigenen Zuhause<br />

durch Personenbetreuer betreut und gepflegt.<br />

Der Gesetzgeber hat die im Jahr 2007 eingeführte Förderung<br />

von 550 EUR seither nicht erhöht und an die<br />

Inflation angepasst. „Das resultiert darin, dass sich immer<br />

mehr betreute Personen die Betreuung nicht mehr<br />

leisten können“, erklärt Helmut Lutz.<br />

Qualitätszertifikat ÖQZ 24<br />

<strong>Malteser</strong> Care ist mit dem Qualitätszertifikat<br />

ÖQZ 24 ausgezeichnet. Das ÖQZ 24 ist ein nach<br />

den Richtlinien des Sozialministeriums und der<br />

WKO entwickeltes Qualitätszertifikat für die<br />

24 Stunden Betreuung. www.malteser.care/uberuns/qualitaetszertifikat-oeqz-24<br />

<strong>Die</strong> Betroffenen kommen für Kost und Logis sowie<br />

die Fahrtkosten der Personenbetreuer auf, ebenso für<br />

deren Honorare. Alles zusammen unterliegt der Inflation,<br />

erst recht angesichts der aktuellen, krisenbedingt<br />

massiven Teuerungswelle. „<strong>Die</strong> betroffenen Haushalte<br />

sind übermäßig belastet und das System kommt finanziell<br />

an den Rand des Zusammenbruchs“, warnt Lutz.<br />

24 Stunden Betreuung muss finanziell abgesichert<br />

werden<br />

„Wenn hier nicht sofort gehandelt wird, dann riskieren<br />

wir die Unter- und Nichtversorgung von pflegebedürftigen<br />

Menschen“, skizziert Helmut Lutz die aktuellen<br />

Herausforderungen. „Wir brauchen eine komplette<br />

Valorisierung der Basisförderung und die von der<br />

ÖQZ 24 Allianz geforderte zusätzliche Anhebung der<br />

Förderung in Form eines Qualitäts- bzw. Fairnessbonus.<br />

Nur dann können sich die Klienten faire Honorare<br />

für die Betreuer und die im ÖQZ 24 vorgesehenen und<br />

notwendigen Maßnahmen zur Qualitätssicherung leisten.<br />

Nach diesem Maßstab sollte die Pflege auch seitens<br />

der Politik behandelt werden. <strong>Die</strong> 24 Stunden Betreuung<br />

ist ein wichtiges Modul der Pflege und Betreuung zu<br />

42<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

MALTESER CARE<br />

PFLEGEASSISTENZ<br />

EINE UMFANGREICHE UND<br />

VIELSEITIGE AUSBILDUNG<br />

MALTESER Care hat mit seiner Ausbildungsoffensive zur Pflegeassistenz<br />

begonnen.<br />

Von Susanne Wick<br />

Hause und darf nicht aus der österreichischen<br />

Pflegelandschaft verschwinden“, meint Lutz.<br />

Wichtige Unterstützung für pflegende<br />

Angehörige<br />

Doch das ist nicht alles: Aktuell leben rund<br />

130.000 Menschen in Österreich mit der<br />

Diagnose Demenz. Vorsichtige Schätzungen<br />

gehen davon aus, dass bis 2050 die Anzahl<br />

auf 230.000 ansteigen wird. Vier von<br />

fünf Demenzkranken leben zu Hause und<br />

drei von vier werden von Familienangehörigen<br />

betreut, die mehrheitlich über 60 Jahre<br />

alt sind. „Hier kann die 24 Stunden Betreuung<br />

maßgeblich zur Unterstützung und Entlastung<br />

pflegender Angehöriger beitragen“,<br />

erläutert Helmut Lutz. 900 000 pflegende<br />

Angehörige, davon mehrheitlich Frauen,<br />

könnten die chronisch Kranken von morgen<br />

sein, wenn Unterstützungsleistungen wie<br />

die 24 Stunden Betreuung nicht mehr finanziert<br />

werden. „<strong>Die</strong> Betreuung im eigenen<br />

Zuhause durch das Modell der 24 Stunden<br />

Betreuung muss bestehen bleiben. Sie muss<br />

qualitätsvoll, leistbar und sicher sein“, fordert<br />

Helmut Lutz.<br />

<strong>Malteser</strong> Care organisiert im Rahmen der<br />

24 Stunden Betreuung in den Bundesländern<br />

Wien, Niederösterreich, Oberösterreich,<br />

Salzburg und der Steiermark die Betreuung<br />

von 460 Klienten.<br />

Zwei zukünftige Pflegeassistentinnen (Ajmane und Silvia) und drei<br />

zukünftige Pflegeassistenten (Martin, Johannes und Dario) berichten<br />

aus dem laufenden Lehrgang, der am 24. April <strong>2022</strong> begonnen hat.<br />

Das Ausbildungsprogramm erstreckt sich über 5 Tage von Montag bis<br />

Freitag und umfasst 40 Stunden pro Woche. Bis jetzt wurden bereits<br />

6 mündliche Prüfungen erfolgreich abgeschlossen.<br />

<strong>Die</strong> Ausbildung erfolgt durch Spezialisten aus den unterschiedlichsten<br />

Bereichen<br />

Ärzte, diplomierte Pflegefachkräfte, Sanitäter, Diätologen, Physiotherapeuten,<br />

Hygieniker, Somatologen, Psychologen, Spezialisten aus der<br />

Kommunikation und Anwälte stehen den zukünftigen Pflegeassistenten<br />

als sehr kompetente Ausbildner zur Verfügung und gestalten ein<br />

sehr hochwertiges, interessantes und umfangreiches Programm.<br />

Erstes Praktikum – stationäre Langzeitpflege<br />

Drei Praktikanten konnten erste Erfahrungen auf einer Demenzstation<br />

mit 14 an Demenz erkrankten Betroffenen machen und die anderen<br />

machten ihre ersten Erfahrungen auf einer Corona Station. Alle wurden<br />

durch fachkundige diplomierte Pflegefachkräfte begleitet und unterstützt.<br />

Alle berichteten, dass sie von den dortigen Kolleginnen und Kollegen<br />

sehr gut aufgenommen und in jeder Hinsicht auch in stressigen<br />

Situationen bestens angeleitet und unterstützt wurden.<br />

Zweites Praktikum – mobiler Bereich<br />

<strong>Die</strong>ses startete im September mit den Mitarbeitern von <strong>Malteser</strong> Care.<br />

Weitere Infos: www.malteser.care<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 43


XXXXX<br />

MALTESERORDEN<br />

„SONST SIEHT MAN BALD EINMAL<br />

‚VERSTAUBT‘ AUS“<br />

Florian Hartig ist neuer Delegat in Kärnten. Im Gespräch für „<strong>Die</strong> MALTESER“ erzählt er von den Herausforderungen der<br />

Zeit und seinen Plänen für die Delegation.<br />

Von Katharina Stögner<br />

Herzlichen Glückwunsch zur Bestellung! Was tut<br />

sich denn gerade in Kärnten?<br />

<strong>Die</strong> Delegation Kärnten zählt im Moment 35 Ritter und<br />

Damen, wobei ein kleiner Teil der Mitglieder nicht die<br />

ganze Zeit in Kärnten lebt. So haben einige Mitglieder<br />

den Studien- oder Arbeitsplatz außerhalb Kärntens bzw.<br />

pendeln. Das Gewinnen neuer, im Geiste und in ihrer<br />

Lebenseinstellung homogener Kräfte, wird auch für uns<br />

eine wichtige Herausforderung bleiben. <strong>Die</strong> Welt erlebt<br />

zur Zeit enorme Veränderungen, Einschränkungen und<br />

Bedrohungen, die vor Kurzem noch praktisch undenkbar<br />

gewesen waren. <strong>Die</strong> Notwendigkeit der Hilfe und<br />

des <strong>Die</strong>nstes am Nächsten ist zeitlos und unverändert<br />

groß. Wir können nicht genug hilfreiche Hände haben<br />

um Gutes, auch im kleinen Ausmaß, zu tun. <strong>Die</strong>se – so<br />

gar nicht neue Erkenntnis – muss auch in Kärnten noch<br />

aktiver verbreitet werden.<br />

Seit wann sind Sie in Kärnten engagiert?<br />

Meine Familie und ich haben viele Jahre im Ausland<br />

gelebt und sind schlussendlich vor fünf Jahren nach<br />

Kärnten, in das Heimatland meiner Frau, übersiedelt.<br />

Ich selbst bin in Wien aufgewachsen. Maria Saal ist nun<br />

unser Lebensmittelpunkt, ein wunderbarer Ort mit viel<br />

Kultur. Aber auch ich pendle für meinen Beruf regelmäßig<br />

zwischen Klagenfurt, Graz und Wien.<br />

Für wen oder was steht die Delegation Kärnten?<br />

Wir alle haben viel Freiraum und Wirkungsmöglichkeiten,<br />

kleine Veränderungen zu schaffen. Es gibt kein<br />

Korsett, die Vielfältigkeit des Möglichen ist enorm. Ein<br />

limitierender Faktor ist aber, wie so oft im Leben, die<br />

Zeit. Wie viel Engagement kann man für die gute Sache,<br />

neben Familie und Beruf, noch tatsächlich aufbringen?<br />

In Gedanken möchte man oft Vieles mehr, doch am<br />

44<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Ende des Tages steht meist etwas weniger zu Buche.<br />

Aber so lange man sich davon nicht entmutigen lässt,<br />

weiterhin etwas gegen das unsägliche Leid in der Welt<br />

zu tun, dann ist man bei uns am richtigen Platz.<br />

Was sind die Aufgaben eines Delegaten?<br />

Sie sind vielfältig und jeder Delegat fokussiert hier entsprechend<br />

seiner individuellen Präferenzen und Ziele.<br />

Ich versuche eine zeitliche Balance zwischen internen,<br />

organisatorischen und externen Aufgaben und konkreten<br />

Hilfsprojekten zu finden. Organisatorisch sind mir<br />

eine offene, regelmäßige Kommunikation und Schriftverkehr<br />

enorm wichtig, denn dies trägt innerhalb der<br />

Delegation zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls<br />

bei. Viel Freude bereitet mir natürlich das Planen<br />

und Umsetzen von Hilfsinitiativen, wo wir uns sinnvoll<br />

einbringen können. Ich werde bei all diesen Aufgaben<br />

Gott sei Dank tatkräftig von meinen Mitgliedern, insbesondere<br />

vom Delegationsrat, unterstützt.<br />

Wie soll sich die Delegation weiterentwickeln?<br />

<strong>Die</strong> Delegation Kärnten erfreut sich eines starken Zusammenhalts,<br />

nicht zuletzt auf Grund der mit viel Leidenschaft<br />

verrichteten, erfolgreichen Arbeit meines Vorgängers<br />

und nunmehrigen Rezeptors des Großpriorates,<br />

Dr. Ulrich Glaunach. Uli hat ungemein viel in dieser<br />

Richtung bewegt und ihm sei an dieser Stelle herzlichst<br />

gedankt! Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn<br />

wir in Zukunft insbesondere junge Delegationsmitglieder<br />

verstärkt gewinnen könnten. Junge Menschen sind<br />

die Zukunft unserer Delegation, unseres Hilfsdienstes.<br />

Deren Visionen und Vorstellungen werden uns helfen,<br />

weiterhin einen möglichst breiten, zeitgemäßen Horizont<br />

zu bewahren. Sonst sieht man bald einmal „verstaubt“<br />

und „von gestern“ aus. Leider verlassen etliche<br />

junge Menschen nach der Schule Kärnten und studieren<br />

bzw. arbeiten in Wien, Graz oder im Ausland. Das liegt<br />

in der Natur der Sache, aber macht es der Delegation eines<br />

relativ kleinen Bundeslandes wie Kärnten nicht einfach,<br />

auch altersmäßig breit aufgestellt zu sein. Deshalb<br />

ist auch die Einrichtung bzw. das Wiederaufleben eines<br />

eigenständigen <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes in Kärnten<br />

zur Zeit leider nicht realistisch.<br />

Welche direkten Initiativen verfolgt<br />

die Delegation Kärnten zurzeit?<br />

Unsere Möglichkeiten zur direkten Unterstützung<br />

hier in Kärnten haben sich<br />

in der jüngeren Vergangenheit, dem sehr<br />

begrenzten Budget entsprechend, auf<br />

schöne aber kleinere Projekte konzentriert<br />

– wie zum Beispiel Reitercamps für<br />

Kinder und Jugendliche, aber auch <strong>Die</strong>nst<br />

beim Vinzibus. Durch einen glücklichen<br />

Umstand haben wir in Kärnten nun ein<br />

etwas größeres Budget zur Verfügung,<br />

und wir werden die nächsten Wochen<br />

und Monate nützen, um intensiv nach<br />

geeigneten Möglichkeiten zur direkten<br />

Unterstützung von Notleidenden zu suchen.<br />

Insbesondere Hilfe bei Familien<br />

mit behinderten Kindern, aber auch kleine<br />

Verbesserungen in den Lebensumständen<br />

Obdachloser liegen uns da allen sehr am<br />

Herzen.<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 45


XXXXX MALTESERÖSTERREICH<br />

MALTESERORDEN<br />

GEBALLTE KOMMUNIKATIONS-POWER<br />

IN DER MAGISTRALVILLA<br />

Alle zwei Jahre findet in Rom das internationale Treffen der Kommunikatoren der MALTESER statt. In spannenden Vorträgen<br />

und intensiven Workshops werden jeweils zwei Tage lang die Strategien und Tools für eine zukunftsorientierte<br />

Kommunikation erarbeitet.<br />

Über 60 Teilnehmende aus rund 30 Ländern, in denen<br />

die Großpriorate, Assoziationen, Hilfs- und Freiwilligendienste<br />

des <strong>Malteser</strong>ordens tätig sind, waren diesmal<br />

mit dabei. <strong>Die</strong> meisten von ihnen waren aus europäischen<br />

Ländern angereist. Einige der Delegierten<br />

hatten sogar den deutlich weiteren Weg aus Hongkong,<br />

Australien, Südafrika, den Vereinigten Staaten und<br />

Mexiko nach Rom auf sich genommen. Österreich war<br />

in bewährter Manier mit Katharina Stögner, der langjährigen<br />

Leiterin der Ordenskommunikation, vertreten.<br />

Starke Botschaften für ein starkes Image<br />

Zentrales Thema der Kommunikatoren-Konferenz<br />

war die Frage, wie die Botschaft und das Image des<br />

<strong>Malteser</strong>ordens sowie die Zusammenarbeit zwischen<br />

den verschiedenen Einrichtungen gestärkt werden können<br />

– insbesondere im Hinblick auf die zahlreichen<br />

Krisen in der Welt, von Corona bis zum Ukraine-Krieg.<br />

Das Treffen bot die Gelegenheit, die neuesten Projekte<br />

des Großmagisteriums vorzustellen – etwa das neue<br />

Intranet und das Schulungszentrum. Es gab aber auch<br />

die Möglichkeit, über Best Practice-Lösungen nachzudenken,<br />

welche die verschiedenen Kommunikationsabteilungen<br />

in Krisensituationen anwenden, und die<br />

Synergien einer Institution zu verbessern, die in<br />

120 Ländern auf der ganzen Welt präsent ist.<br />

Der Austausch ermöglichte es weiters, an gezielten<br />

Workshops teilzunehmen, um neue Techniken zu er-<br />

46<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH XXXX<br />

Dr. Franz Salm Reifferscheidt, Sonderbotschafter des <strong>Malteser</strong>ordens für Roma, Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit<br />

seiner Gattin Doris Schmidauer, Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddhin, Großprior des <strong>Malteser</strong>ordens in Österreich<br />

lernen, wie zum Beispiel das Drehen von<br />

Videos, das Verwalten von Profilen in den<br />

sozialen Medien oder das Erstellen eines<br />

strategischen Kommunikationsplans.<br />

Zusammenarbeit und Einheitlichkeit<br />

An der Kommunikatoren-Konferenz nahm<br />

u.a. der Großkanzler Riccardo Paternò di<br />

Montecupo teil, der den Teilnehmenden für<br />

ihr Engagement bei der Förderung der Projekte<br />

des <strong>Malteser</strong>ordens dankte. In seiner<br />

Rede lud er dazu ein, den Weg der Zusammenarbeit<br />

und der Einheitlichkeit bei der<br />

Vermittlung des Ordensauftrags weiterzugehen.<br />

<strong>Die</strong> Kommunikatorinnen und Kommunikatoren<br />

des <strong>Malteser</strong>ordens tragen<br />

wesentlich zur Zielerreichung bei. Sie sorgen<br />

für einen einheitlichen Außenauftritt,<br />

für eine gute Wiedererkennung der Marke<br />

<strong>Malteser</strong> an allen Orten der Welt und schaffen<br />

schlanke und klare Kommunikationslinien<br />

für Spender und Freunde der <strong>Malteser</strong>.<br />

MALTESERORDEN<br />

ROMA BENEFIZKONZERT<br />

Dr. Franz Salm-Reifferscheidt, Sonderbotschafter des <strong>Malteser</strong>ordens<br />

für Roma moderierte den Abend und berichtete über die<br />

zahlreichen Projekte zur Integration dieser größten europäischen<br />

Minderheit. Seit mehr als 20 Jahren betreibt der Souveräne <strong>Malteser</strong>-<br />

Ritter-Orden in 8 Ländern Zentren zur Integration von Roma-<br />

Kindern in unsere Zivilgesellschaft. Der wichtigste Bereich ist Nachhilfe<br />

für Schulkinder. Viele dieser Kinder stehen inzwischen im<br />

Berufsleben oder studieren. Ein Spezialprojekt ist das „Maltai<br />

Szimfonia“ Kinderorchester in Ungarn: Inzwischen erhalten ca. 700<br />

Kinder Musikunterricht.<br />

Unter den Gästen auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen<br />

mit seiner Gattin Doris Schmidauer, ebenso wie der Großprior des<br />

<strong>Malteser</strong>ordens in Österreich, Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddhin.<br />

Der Reinerlös kommt der <strong>Malteser</strong> Roma-Hilfe zugute. Allen Spendern<br />

und Unterstützern ein herzliches Vergelt´s Gott.<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 47


MALTESERÖSTERREICH<br />

MALTESERORDEN<br />

VERGELT’S GOTT!<br />

Obwohl wir noch alle insgeheim gehofft hatten, dass es nicht eintritt, geschah es: Hochwürden Geistlicher Rat<br />

Dr. Christoph Maria Martin hat Mailberg als Pfarrer und die <strong>Malteser</strong>kirche in Wien als Kirchenrektor verlassen, um in<br />

den wohlverdienten Ruhestand zu treten.<br />

Von Richard Steeb<br />

Auf Empfehlung unseres Kardinals als Unterstützung<br />

für Kirchenrektor P. Heinrich Ségur-Cabanac SJ. kam er<br />

im Advent 2003 zu uns. Zuerst nur in der <strong>Malteser</strong>kirche<br />

in Wien tätig, konnte jeder im Orden bald sehen,<br />

mit wie viel Konsequenz, Geduld und Liebe er versuchte,<br />

den Orden, seinen Mitgliedern und den Besuchern der<br />

Kirche zu begegnen. Wissend um den priesterlichen<br />

Notstand in Mailberg, wurde Dr. Christoph Maria<br />

Martin 2004 auch als Pfarrer mit der dortigen Kirche<br />

betraut. Ein Glücksfall.<br />

Für alle, die Hw. Dr. Christoph Maria Martin nicht<br />

kannten, hätte sein Name schon alles verraten können.<br />

Treffender könnte er nicht charakterisiert werden:<br />

Christoph – der Hl. Christophorus trägt den Heiland.<br />

Maria – eine milde, gütige und unentbehrliche Fürsprecherin,<br />

Hilfe und Stütze. Martin – als Hinweis auf den<br />

Hl. Martin, den Offizier, der mit dem Schwert barmherzig<br />

den Mantel teilt und als Bekenner für Christus und<br />

für den Glauben eintritt.<br />

Zweifel und Feuer<br />

Mehrfach hat uns Hw. Martin darauf hingewiesen und<br />

gepredigt, dass die Heiligen mutig, kantig und standhaft<br />

waren, nicht allzeit lieb lächelnd, wie sie oft und als<br />

Gipsfiguren dargestellt werden. <strong>Die</strong> Heiligen zweifelten<br />

mit sich und ihrer Berufung und trugen doch das Feuer<br />

in sich. Sie riefen vehement zur Nachfolge Christi auf,<br />

waren fordernd ihren Mitmenschen gegenüber, missachteten<br />

ihr eigenes Wohlbefinden und konnten auch<br />

unbeherrscht und aufbrausend sein.<br />

Mit diesen Gnaden ausgestattet, gelang es Hw. Dr. Martin<br />

trotz aller Unkenrufe und Gegenwind, das Dorf Mailberg<br />

zu gewinnen. Davon zeugen die Besucherzahlen seiner<br />

Gottesdienste, die neu gegründete Schola, die jungen<br />

Ministranten, die vielen Taufen, Erstkommunionen,<br />

Firmungen und Hochzeiten, die Blumendamen, die<br />

Mütterrunde und vieles, vieles mehr.<br />

Vermittler und Fels in der Brandung<br />

Unermüdlich hat Hw. Pfarrer Martin seit 2004 zu allen<br />

Festtagen, Geburtstagen, Jubiläen und Todesfällen<br />

Karten und Briefe an die Mailberger geschrieben, die<br />

Kranken besucht und für alle ein rechtes Wort gehabt,<br />

ohne hierbei jemandem nach dem Mund zu reden. <strong>Die</strong><br />

48<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Verwalter der Kommende konnte er ebenso durch seinen<br />

unermüdlichen Einsatz und seine Geradlinigkeit<br />

überzeugen. Mit Mut, Verantwortungsbewusstsein und<br />

unter zahlreichen Entbehrungen hat er die Pfarre auf<br />

seine Schultern genommen und – oft allein – getragen.<br />

<strong>Die</strong>sem einzigartigen Geistlichen ist es gelungen, zusammen<br />

mit dem Orden, der Erzdiözese, der Pfarre<br />

und der Gemeinde Mailberg in den Jahren 2006 und<br />

2007 die Kirche general zu sanieren, 2008 die barocke<br />

Silberbauer-Orgel wieder spielbar zu machen, die Kunigundenkirche<br />

zu beleben sowie in den Jahren 2010 und<br />

2011 den barocken Pfarrhof vor dem sicheren Verfall zu<br />

retten. Ohne seine Vermittlung zwischen den jahrelang<br />

zerstrittenen Parteien wäre dies nicht<br />

möglich gewesen. Er hat der Pfarre von<br />

Mailberg wieder ihre Würde gegeben.<br />

von ihm gesät. <strong>Die</strong> Saat geht langsam auf. <strong>Die</strong> Ernte<br />

wird in den nächsten Jahren noch reichlich sein.<br />

Wir werden Hw. GR Dr. Christoph Maria Martin als<br />

Priester, Seelsorger, Ordensbruder und Freund sehr vermissen.<br />

Er wird immer in unseren Herzen bleiben und<br />

unsere Gebete ihn begleiten. Er war der Fels, auf den der<br />

Orden in der <strong>Malteser</strong>kirche in Wien und in Mailberg<br />

vertraut und gebaut hat. Sein segensreicher Einsatz für<br />

unsere beiden Kirchen wird unvergessen bleiben.<br />

Danke!<br />

Gottesdienst in Schönheit und Stille<br />

Unermüdlich hat er seit 2003 fast täglich<br />

die Heilige Messe in unseren Kirchen<br />

zelebriert und dies so andächtig und<br />

feierlich, dass jeder sehen konnte, dass<br />

hier besonderes am Altar geschieht: Das<br />

Christus in Brot und Wein wirklich gegenwärtig<br />

ist und sich uns schenkt.<br />

Seine Art die Liturgie zu feiern, so dass<br />

Schönheit und Stille sich verbinden,<br />

seine Sorgfalt die Psalmen und die Musik<br />

auszusuchen und seine Predigten haben<br />

uns den Himmel geöffnet und uns immer<br />

wieder angespornt nicht nachzulassen<br />

in der Nachfolge Christi, ja den Mut zu<br />

haben, gerade als Ordensmitglieder, für<br />

den Glauben, die Kirche und den Heiligen<br />

Vater einzutreten.<br />

Unsere Kirchen wurden von Hw. Dr.<br />

Martin mit neuem Leben erfüllt und<br />

zeugen heute vom Glauben in unserer<br />

verwirrten und chaotischen Welt, in der<br />

oft nur Gier, Macht und Geld glauben,<br />

das Sagen zu haben. Der Samen wurde<br />

16. Dez. 14 – 19 Uhr<br />

Börseplatz 6 | 1010 Wien<br />

www.malteser.at<br />

wien@malteser.at<br />

17. Dez. 11 –18 Uhr<br />

Grafik: Valentina Walderdorff<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 49


MALTESERÖSTERREICH<br />

Bild: Thomas Meyer Photography<br />

ORDENSHAUS<br />

ERÖFFNUNG DES NEUEN MALTESER ORDENS-<br />

HAUSES AM GEBURTSTAG DES ORDENSGRÜNDERS<br />

Am neuen Standort der MALTESER im dritten Wiener Gemeindebezirk haben nun alle Bewohner des ehemaligen<br />

Seniorensitzes von Haus Malta ihr neues Zuhause gefunden. Hier werden sie, so wie bisher, professionell und mit<br />

Liebe gepflegt und betreut. Ein kurzer Rückblick auf die Eröffnungsfeierlichkeiten.<br />

Mitte Juli war der langersehnte Moment da: Das neue<br />

Pflegewohnheim des <strong>Malteser</strong>ordens im Zentrum von<br />

Wien öffnete seine Tore. Der Festtag wurde mit einem<br />

Hochamt in der Pfarrkirche von St. Rochus und St. Sebastian,<br />

der dankenswerterweise S. Exz. Weihbischof Mag. Dr.<br />

Franz Scharl vorstand, eröffnet.<br />

Aus Rom war eigens für die Eröffnung S. Exz. der Großhospitalier<br />

Bailli Dominique Fürst und Graf de La Rochefoucauld-Montbel<br />

angereist. Er war es auch, der vor dem<br />

Segen Dr. Henriette Blanckenstein, ehrenamtliches Mitglied<br />

im Vorstand des Hauses Malta und des neuen <strong>Malteser</strong><br />

Ordenshauses, für ihren langjährigen, selbstlosen<br />

Einsatz, auszeichnete.<br />

Nach einem kurzen Fußmarsch zum neuen Ordenshaus<br />

fand unter Einhaltung der gültigen Corona-Regeln<br />

die feierliche Eröffnung und der Segen des <strong>Malteser</strong><br />

Ordenshauses statt. Als weitere Ehrengäste waren die<br />

Ehrw. Mutter Generaloberin Sr. Barbara Lehner, Hwdgst.<br />

Herr Präpositus P. Rudolf Schaffgotsch, Herr 1. Landtagspräsident<br />

Ernst Woller sowie hochrangige Vertreter<br />

vom Dachverband der Wiener Sozialeinrichtungen, vom<br />

Fonds Soziales Wien der MA 11, vom Franziskusspital<br />

Landstraße sowie Hypo-NÖ-Vorstand Dr. Udo Birkner und<br />

die Vorstände der Privatstiftung Collegialität eingeladen.<br />

Der langjährige Präsident des Hauses Malta und jetzige<br />

Rezeptor Mag. Dr. Ulrich Glaunach führte als Moderator<br />

durch das Programm und erläuterte die Entstehungsgeschichte<br />

des Jahrhundertprojektes.<br />

Wie alles begann<br />

„Schon im April 2008 gab es erste Gespräche zwischen<br />

50<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

unserem Orden und dem Konvent der Elisabethinen. Für<br />

die „Lieserl’n“, wie sie hier liebevoll genannt werden, war<br />

ein <strong>Malteser</strong> Pflegewohnheim eine gute Vision für die<br />

Weiterentwicklung ihres Areals mitten in Wien, auf dem<br />

sie schon seit 1709 ein Spital betreiben.<br />

Als katholische Orden, die sich beide der barmherzigen<br />

Pflege widmen, haben <strong>Malteser</strong> und die Elisabethinen ja<br />

viel gemeinsam. Am 3. April 2009 wurde im Großpriorat<br />

die Entscheidung getroffen, gemeinsam mit dem Konvent<br />

der Elisabethinen Linz-Wien und dem Franziskusspital<br />

das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus zu bauen.<br />

Bau nicht beschleunigt. Eine unerwartete Hürde waren<br />

auch zwei Nachbarn, denen die Überfuhr unserer Baukräne<br />

ein Dorn im Auge war und hiernach traf uns sowie die<br />

bauausführenden Firmen die Corona-Pandemie. Trotzdem<br />

konnten wir im Dezember 2020 die Dachsanierung<br />

und den Rohbau des Klosterbereiches abschließen und<br />

Gleichenfeier beim Neubautrakt halten.<br />

In Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt wurde dann<br />

mit dem Innenausbau begonnen. Während der ganzen<br />

Zeit war unser ordensinterner Lenkungsausschuss aktiv<br />

und überwachte den Fortschritt und hielt Kontakt zu den<br />

Elisabethinen. Vom neuen Geschäftsführer wurde mit den<br />

zuständigen Magistratsabteilungen die Anforderungen für<br />

eine Betriebsstätten-Bewilligung abgeklärt und die erforderlichen<br />

Leistungs- und Betriebsbeschreibungen nach<br />

dem Wiener Wohn- und Pflegeheimgesetz erstellt.<br />

Mitten in der Stadt Wien zu bauen ist eine Herausforderung.<br />

Der Bau wurde mehrfach umgeplant und an neue<br />

Gegebenheiten und Veränderungen angepasst. Rund<br />

6 Jahre – von 2011 bis 2017 – hat allein wegen eines bestehenden<br />

Baurechts, Einsprüchen der Nachbarn und<br />

einer angeordneten archäologischen Bodenuntersuchung,<br />

die Flächenumwidmung des Grundstückes benötigt.<br />

In dieser Zeit schlossen sich auch die Konvente der<br />

Elisabethinen in Wien mit jenen von Linz zusammen und<br />

das Krankenhaus selbst wurde im „Franziskusverbund“<br />

zusammen mit den Hartmannschwestern (den Franziskanerinnen<br />

von der christlichen Liebe) neu positioniert.<br />

<strong>Die</strong>se Zeit des Wartens war hart, wurde aber für eine<br />

gründliche Vorbereitung genutzt.<br />

Am 9. Mai 2019 fand schließlich die Segnung der<br />

Baustelle und der Baubeginn statt<br />

Gleich darauf musste der ehemalige Spitals-Friedhof aus<br />

dem 18. Jahrhundert mit über 350 Individuen und knapp<br />

1.200 Funden archäologisch befreit werden. Das hat den<br />

Schon in der Zielgerade zur Fertigstellung hat dann ein<br />

Wassereintritt nach einem „Jahrhundertplatzregen“ für<br />

eine weitere Überraschung gesorgt. Trotz Umplanungen,<br />

Flächenwidmung, den sprichwörtlichen Skeletten im<br />

Keller, den Kranproblemen, der Pandemie, dem Wassereinbruch<br />

und den gleichzeitig gestiegenen gesetzlichen<br />

Anforderungen für Pflegewohnheime, konnte das<br />

<strong>Malteser</strong> Ordenshaus am 22. Dezember 2021 übernommen<br />

werden. Am 1. Februar <strong>2022</strong> erfolgte mit<br />

tatkräftiger Unterstützung durch den <strong>Malteser</strong><br />

Hospitaldienst die gut vorbereitete Übersiedlung der<br />

Bewohner des bisherigen Altenwohnheims Haus Malta<br />

im 6. Bezirk hierher.<br />

Das Team von <strong>Malteser</strong> Care zog am 22. Februar<br />

<strong>2022</strong> in ihre neuen Büroräumlichkeiten ein<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 51


MALTESERÖSTERREICH<br />

Seit 1. März dieses Jahres nimmt das Pflegewohnheim<br />

auch neue Bewohner auf. Rascher als erwartet hat sich<br />

das Haus komplett gefüllt.<br />

Es ist uns auch weitgehend gelungen, die nötigen Pflegekräfte<br />

zu gewinnen. Das bleibt bis heute eine besondere<br />

Herausforderung, aber wir sind eben ein guter, fürsorglicher<br />

Arbeitgeber. Auch vier schwer kriegsversehrte<br />

Ukrainer konnten hier schon ein neues Zuhause finden.<br />

<strong>Die</strong> erwähnten Bauverzögerungen haben sich natürlich<br />

auch in höheren Kosten niedergeschlagen. Dabei ist es<br />

uns aber Dank großzügigster Förderer gelungen, über<br />

– so sind wir überzeugt – dem „Zentrum für den alten<br />

Menschen“, wie die Elisabethinen es sich für ihren Standort<br />

wünschen, alle Ehre machen wird.<br />

Hiernach bedankte sich der Prokurator in seiner Festansprache<br />

bei allen, die sich am Bau persönlich, entgeltlich<br />

oder ehrenamtlich, tatkräftig engagiert haben und<br />

erbat einen besonderen Applaus für Architekt Dipl.-Ing.<br />

Andreas Mensdorff-Pouilly, der mit viel Geschick und<br />

Verständnis hier geplant und umgesetzt hat. Er dankte<br />

dem Lenkungsausschuss und Herrn Architekt Dipl.-Ing.<br />

Ricardo Baumgarten, dem Pro-Hospitalier sowie für ihren<br />

50% aus Eigenmitteln und Spenden zu finanzieren.<br />

Hier sei auch dankbar an die bisherigen Präsidenten<br />

und an Hans und Margarete Steger erinnert, die schon<br />

zu Lebzeiten den Bedarf erkannt haben und dem Orden<br />

Mittel gestiftet haben, die einem Altenheim zugute kommen<br />

sollten.<br />

So entstand hier mit dem <strong>Malteser</strong> Ordenshaus ein Wohnund<br />

Lebensraum für rund 70 Bewohner, die hier eben<br />

wohnen und von einer professionellen Organisation unter<br />

ehrenamtlicher Leitung des <strong>Malteser</strong>ordens qualitätsvoll<br />

und würdevoll gepflegt werden. Und es entstand ein neuer<br />

Sitz für <strong>Malteser</strong> Care, unserem Hilfswerk für mobile<br />

Pflege und Betreuung. Mit der aktiven Einbindung des<br />

<strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes und seiner ehrenamtlichen<br />

Helfer bieten sich in Zukunft viele Möglichkeiten, das<br />

Freizeit- und Betreuungsangebot für unsere Bewohner<br />

und die Betreuten von <strong>Malteser</strong> Care weiter zu verbessern.<br />

Das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus ist eine top ausgestattete und<br />

moderne und liebevoll betriebene Pflegeeinrichtung, die<br />

unbezahlbaren juridischen Beistand den Herrn Rechtsanwälten<br />

Dr. Benedikt Spiegelfeld und Dr. Jörg Jakobljevich,<br />

weiters dem Generalplaner Delta Podsedensek, dem<br />

gesamten Vorstand des Vereines Haus Malta unter Präsident<br />

Mag. Erasmus Pachta-Reyhofen, und dem leider<br />

krankheitsbedingt abwesenden Geschäftsführer des<br />

<strong>Malteser</strong> Ordenshauses Herrn Mag. (FH) Thomas<br />

Kissich für seine wichtigen Beiträge, die reibungslose<br />

Übersiedlung und den so erfolgreichen Start des <strong>Malteser</strong><br />

Ordenshauses.<br />

In Ihren Grußworten dankte die Ehrwürdige Mutter<br />

Generaloberin uns für das neue schöne Haus und die Belebung<br />

des Standortes und meinte bewegt: „Hier würde<br />

sich auch Christus, der Herr, wohlfühlen.“<br />

Dr. Glaunach erinnerte an den heutigen Festtag, der bis<br />

heute als offizieller Geburtstag unseres Ordens gilt und<br />

erläuterte dazu: „Am 15. Juli 1099 gelang die Rückeroberung<br />

der Stadt Jerusalem nach vier Jahrhunderten unter<br />

muslimischer Herrschaft. Unser Ordensgründer, der Seli-<br />

52<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

ge Fra´ Gerard, und seine Bruderschaft waren in der Stadt<br />

geblieben und pflegten und versorgten eine Vielzahl von<br />

Verwundeten, Kranken und Sterbenden. Auf Grund dieses<br />

Beispiels legten zahlreiche Ritter ihre Waffen nieder<br />

und schlossen sich der Bruderschaft und ihrer karitativen<br />

Arbeit an. So wurde der Grundstein für unseren Orden<br />

gelegt.“<br />

In seiner Festrede gratulierte S. Exz. der Großhospitalier<br />

unserem Großpriorat: Mit dem neuen Ordenshaus werde<br />

unsere <strong>Die</strong>nst im Geiste des Ordens weiter gestärkt. Er<br />

betonte die lange Tradition bei der Zusammenarbeit, wie<br />

hier mit den Elisabethinen, und hob hervor, dass der <strong>Malteser</strong>orden<br />

weltweit mit mehr als 130 Kongregationen<br />

erfolgreich zusammenarbeitet. Er verwies auf die Kernaufgabe<br />

unseres Ordens: Der Betreuung von Menschen,<br />

unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion, wie dies<br />

schon in der ersten Regel festgehalten wurde. Am Beispiel<br />

des Spitals von Tantur, zeigte der Großhospitalier<br />

auf, dass das Großpriorat von Böhmen und Österreich<br />

schon vor 150 Jahren mit dem einzigen Krankenhaus des<br />

Ordens im Heiligen Land, ein großer Akteur des Ordens<br />

war. Er dankte auch für die österreichische Regierungshilfe<br />

für das Holy Family Hospital in Bethlehem sowie<br />

dem Prokurator und allen Beteiligten an diesem großen,<br />

schönen Projekt im Namen der Ordensregierung.<br />

Mit dem feierlichen Segen für das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus,<br />

alle die hier wohnen und arbeiten sowie die anwesenden<br />

Festgäste durch S. Exz. der Hwdgst Herr Weihbischof<br />

Mag. Dr. Franz Scharl endete der Festakt.<br />

Zahlreiche Gäste nahmen an den angebotenen Führungen<br />

teil und besichtigten das neue <strong>Malteser</strong> Ordenshaus,<br />

die einzelnen Stockwerke, die Zimmer und das Refektorium<br />

sowie die Kapelle und die Büroräumlichkeiten von<br />

<strong>Malteser</strong> Care.<br />

Der denkwürdige Geburtstag unseres Ordens im Garten<br />

des <strong>Malteser</strong> Ordenshauses endete mit einem stärkenden<br />

Buffet mit Musikbegleitung.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.malteser-ordenshaus.at<br />

IM SCHUTZ EINES<br />

ORDENSHEILIGEN<br />

Jedes Stockwerk des <strong>Malteser</strong><br />

Ordenshauses wurde unter dem Schutz eines Ordensheiligen<br />

oder -seligen gestellt. <strong>Die</strong> Delegationen Wien,<br />

Niederösterreich und Burgenland übernahmen die<br />

Organisation und Kosten der Werke der Künstler. Vier<br />

sind bereits fertig gestellt und zu besichtigen, die weiteren<br />

Werke folgen. Auf folgende Künstler und Exponate<br />

dürfen wir uns freuen:<br />

Veronica Degenfeld: Hl. Hugo der Professe (2. Untergeschoß<br />

Neubau), Seliger Adrian Fortescue (1. Untergeschoß<br />

Neubau), Hl. Flora von Beaulieu (1. Obergeschoß)<br />

Maria-Theresia von Fürstenberg: Seliger Kardinal<br />

Clemens Graf von Galen (2. Obergeschoß), Unsere Liebe<br />

Frau von Philermos (4. Obergeschoß)<br />

Gottfried Pengg-Auenheim: Hl. Papst Johannes XXIII<br />

(1. Obergeschoß), Hl. Ubadelsca (3. Obergeschoß)<br />

Einen Ehrenplatz im Eingangsbereich und Erdgeschoß<br />

des Ordenshauses haben bereits zwei Gemälde von<br />

Clemens Maria Fuchs gefunden. Sie zeigen den Seligen<br />

Gerhard und den Hl. Johannes den Täufer. Der Selige<br />

Gerhard ist der Gründer und die prägende Persönlichkeit<br />

der Anfänge des Ordens. Der Hl. Johannes der Täufer<br />

ist der Wegbereiter Christi und einer der bedeutendsten<br />

Heiligen der orthodoxen und der katholischen Kirche sowie<br />

unser Ordenspatron.<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 53


MALTESERÖSTERREICH MALTESERÖSTERREICH<br />

ORDENSHAUS<br />

EIN WUNDERBARER<br />

PLATZ MITTEN IN WIEN<br />

Lage & Architektur<br />

Das neue Ordenshaus der <strong>Malteser</strong> besticht in vielerlei<br />

Hinsicht. Da wären zunächst die ausgezeichnete Lage und<br />

die ansprechende Architektur zu nennen. Als Pflegeheim<br />

bietet der Komplex neuen Wohn- und Lebensraum für 70<br />

Bewohner. Dafür wurde ein Teil des barocken Klostergebäudes<br />

des Konvents der Elisabethinen sorgsam adaptiert<br />

und um einen modernen Zubau erweitert. Helligkeit und<br />

angenehme Farben dominieren das gesamte Arrangement,<br />

das schon beim Betreten Wärme und Geborgenheit vermittelt.<br />

Geschickte Ausblicke durch große Fensterflächen<br />

in den einzelnen Stockwerken des Gebäudes laden dazu<br />

ein, die gepflegten Gärten zu bewundern oder zu begehen.<br />

Wohnen & Ausstattung<br />

<strong>Die</strong> pflegegerechten Zimmer können auch mit persönlichen<br />

Möbeln bestückt werden. Einige Wohneinheiten<br />

sind speziell für Ehepaare vorgesehen und zusätzlich mit<br />

einer Kochnische ausgestattet. In jedem Stockwerk laden<br />

gemütliche und großzügige Begegnungszonen ein, vermehrt<br />

Zeit miteinander oder in Gemeinschaft zu verbringen.<br />

<strong>Die</strong> Terrassen ermöglichen auch Bewohnern, die das<br />

Bett nicht verlassen können, die frische Luft zu genießen.<br />

Sämtliche Zimmer und Einrichtungen, Lifte, Türen und<br />

Durchgänge sind barrierefrei begeh- und befahrbar. Eine<br />

umfassende Infrastruktur, wie eine Cafeteria, ein Friseur<br />

etc., bietet Komfort vor Ort. Moderne Therapie- und<br />

Trainingsräume machen je nach Bedarf und Wunsch<br />

Physio- und Bewegungstherapien möglich.<br />

Spiritualität & Pflege<br />

Glaube und Spiritualität tragen das neue <strong>Malteser</strong><br />

Ordenshaus. Bei Bedarf werden Seelsorge und geistliche<br />

Betreuung angeboten. Für das persönliche Gebet und die<br />

Gottesdienste steht eine eigene Kapelle zur Verfügung.<br />

Eine von christlicher Nächstenliebe geprägte Haltung<br />

bei der Pflege bildet die Basis für eine individuelle und<br />

würdevolle Betreuung sowie eine achtsame und liebevolle<br />

Unterstützung gepaart mit höchster Professiona-<br />

lität. <strong>Die</strong> Geschäftsführung wird durch den rein ehrenamtlichen<br />

Vorstand des <strong>Malteser</strong>ordens unterstützt. <strong>Die</strong><br />

Elisabethinen sind im Beirat, der den Vorstand bei strategischen<br />

und spirituellen Fragen unterstützt, vertreten.<br />

„Ich gratuliere dem Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden zur gelungenen<br />

Umsetzung des Projekts und wünsche<br />

ihnen und uns, dass wir gemeinsam im<br />

Geiste der Heiligen Elisabeth für die<br />

Menschen da sind. Ich bin überzeugt,<br />

dass Gott hier wirklich wohnen will.“<br />

Generaloberin Sr. Barbara Lehner<br />

Aktivitäten & Umgebung<br />

<strong>Die</strong> zentrale Lage und gute Anbindung – der wichtige<br />

Bahnhof Wien-Mitte und die U-Bahnstation Landstraße<br />

sind vor der Haustür – ermöglichen es, das neue<br />

Ordenshaus bequem und rasch zu erreichen. <strong>Die</strong> Zentrumsnähe<br />

gestattet den Bewohnern Ausflüge in die<br />

nähere Umgebung zu tätigen, die Grünflächen des Stadtparks<br />

für Spaziergänge zu nutzen, das Flair des Rochusmarkts<br />

zu genießen oder ins bunte Treiben der Innenstadt<br />

einzutauchen.<br />

Zusätzlicher Service & Vielfalt<br />

Zusammen mit der mobilen Pflege- und Betreuungsorganisation<br />

<strong>Malteser</strong> Care, die ihre Zentrale ebenfalls an<br />

den Standort verlegt hat, ergänzt das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus<br />

den seit über 300 Jahren bestehenden Spitalsstandort der<br />

Elisabethinen und deren „Zentrum für den alten Menschen“.<br />

Durch die Einbindung der Ordensmitglieder und die<br />

ehrenamtlichen Helfer des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes<br />

wird den Bewohnern ein vielfältiges Freizeit- und Betreuungsangebot<br />

ermöglicht.<br />

54<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

ORDENSHAUS<br />

WAS WÄREN<br />

DIE ERFOLGE ...<br />

... ohne die großzügigen Spenden unserer Sponsoren und<br />

Unterstützer! Wir sagen aus tiefstem Herzen „Vergelt’s<br />

Gott“ für die Beiträge zum Ausbau und zur Gestaltung<br />

unseres neuen Ordenshauses. Großer Dank geht an die<br />

Collegialität Privatstiftung, mit deren finanzieller<br />

Unterstützung die Einrichtung des Bridgezimmers im<br />

Ordenshaus mit einer gut bestückten neuen Bibliothek<br />

und einer gemütlichen Sitzgruppe vervollständigt werden<br />

konnte.<br />

v.l.n.r.: Dr. Gerald Scheidl – UNIQA Versicherung, Dr. Thomas<br />

Böck – Mitglied des Vorstandes der Collegialität Privatstiftung,<br />

Dr. Josef Schmid – Vorstandsvorsitzender der Collegialität P.,<br />

Dr. Henriette Blanckenstein (Verein), Erasmus Pachta (Verein),<br />

Pflegedienstleiter MOH Gerhard Ernst<br />

WILDWASSERCAMP<br />

Nach einer zweijährigen Corona-Pause fand das legendäre<br />

Wildwassercamp zum 22. Mal in Gedenken an<br />

den Gründer Gabriel Maria Hofstätter im schönen<br />

Wildalpen bei Mariazell statt und wurde wieder zu<br />

einem eindrucksvollen Erlebnis für unsere Betreuten.<br />

Von Victoria Mensdorff-Pouilly<br />

Wir erkundeten dieses Jahr in sechs Booten als Team,<br />

gemeinsam mit unseren Wildwasser-Guides, die Salza<br />

und verbrachten drei wunderschöne Tage mit Paddeln,<br />

Schwimmen und Grillen am Wasser. Wir freuen uns<br />

schon jetzt sehr auf nächstes Jahr!<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 55


MALTESERÖSTERREICH<br />

JOHANNESGEMEINSCHAFT<br />

MITVERANSTALTER<br />

DES HERZ-JESU-<br />

FAMILIENFESTES IM<br />

STIFT WILTEN<br />

Von Clemens Danzl<br />

Im Juni <strong>2022</strong> fand das Weltfamilientreffen (WMOF) in<br />

Rom statt. Zeitgleich wurden auf Anregung von Papst<br />

Franziskus auf lokaler Ebene in den Diözesen verschiedene<br />

familienpastorale Akzente gesetzt. In diesem<br />

Zusammenhang wurde das seit 2014 von der Lorettogemeinschaft<br />

organisierte Herz-Jesu-Jugendfest im<br />

Stift Wilten heuer als ein Herz-Jesu-Familienfest ausgerichtet.<br />

<strong>Die</strong>ses Fest wurde gemeinsam von verschiedenen<br />

geistlichen Bewegungen und Gemeinschaften<br />

in Tirol ausgerichtet, sodass auch wir uns als <strong>Malteser</strong><br />

Johannesgemeinschaft miteinbringen durften.<br />

Nach einem Lobpreis, einem Video-Vortrag von Bischof<br />

Hermann Glettler per Live-Übertragung aus Rom und<br />

verschiedenen Lebenszeugnissen am Vormittag, wurden<br />

am Nachmittag Workshops und Stationen angeboten.<br />

Dank der Ausrüstung des MHDA Tirol/Vorarlberg<br />

konnten wir als MJG einen Rollstuhlparcours mit Bibelquiz<br />

aufbauen, der guten Anklang bei Kindern und<br />

Jugendlichen fand. <strong>Die</strong> Kinder machten sich neugierig<br />

und zunehmend mutiger auf den Weg, die Welt aus der<br />

Perspektive eines Rollstuhlfahrers zu erkunden.<br />

JOHANNESGEMEINSCHAFT<br />

FAMILIENNACHMITTAG IN INNSBRUCK<br />

Nach einer langen Corona-bedingten Pause konnte Ende<br />

Juni endlich wieder ein Familiennachmittag der <strong>Malteser</strong><br />

Johannesgemeinschaft in der Pfarre Innsbruck-Kranbitten<br />

stattfinden. Der Samstagnachmittag wurde mit einer Heiligen<br />

Messe begonnen, welcher P. Robert Deinhammer SJ vorstand.<br />

Im Anschluss daran konnten die Kinder im Pfarrgarten spielen,<br />

während die Eltern einer Katechese zum Thema Glauben und<br />

Vernunft lauschten. Ausgehend vom Dokument „Dei filius“ des<br />

Ersten Vatikanischen Konzils erkläre P. Deinhammer die Unterscheidung<br />

zwischen natürlicher und übernatürlicher Erkenntnisordnung,<br />

welche sich nach katholischer Auffassung prinzipiell<br />

nicht widersprechen. Nach diesem Vortrag gab es Gelegenheit<br />

zu einem informellen Austausch bei Würstel und Kuchen. Nun<br />

endlich wieder Impulse und gemeinsames Gebet zu erleben, war<br />

uns eine große Freude und hat nach so langer Zeit allen sehr gut<br />

getan.<br />

56<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

FEIERLICHE<br />

AUFNAHME<br />

IN SALZBURG<br />

<strong>Die</strong> diesjährige Aufnahme in den Orden<br />

und die Hilfswerke des Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens fand in der ehrwürdigen<br />

Stiftskirche von St. Peter zu<br />

Salzburg statt.<br />

Der Ordensspiritual, Seine Gnaden der Hwdgst. Herr Erzabt P. Dr. Korbinian Birnbacher OSB, zelebrierte dankenswerterweise<br />

das feierliche Hochamt. Mehr als 280 Teilnehmer, darunter 75 Ordensmitglieder in Kukulle beziehungsweise<br />

Cape, kamen zu diesem wichtigen Anlass nach Salzburg. Acht neue Ordensmitglieder wurden in das Großpriorat<br />

von Österreich aufgenommen sowie 44 ehrenamtliche Helfer in den <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst Austria. „Wir sind froh<br />

und dankbar auch in diesem Jahr wieder so viele engagierte Menschen bei den <strong>Malteser</strong>n als Mitglieder begrüßen<br />

zu dürfen und damit verstärkt unserem Ordensauftrag nachkommen zu können,“ so Norbert Salburg-Falkenstein,<br />

Prokurator des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens.<br />

Foto: Andreas Kolarik<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 57


MALTESERÖSTERREICH<br />

Messe Reichenau<br />

<strong>Die</strong> Reichenauer starten zur Ernte mit einer<br />

Heiligen Messe, bei der auch die Krankensalbung<br />

gespendet wurde. Im Thalhof der Familie Rath<br />

wurde der Abend für die sechs Betreuten und<br />

uns <strong>Malteser</strong> abgerundet.<br />

NEUES AUS DEM BEREICH<br />

BURGENLAND<br />

Schloss Esterházy An einem strahlenden Spätsommertag<br />

ging es für zwei befreundete Betreute nach Eisenstadt,<br />

wo das wunderschöne Schloss Esterházy besichtigt<br />

wurde, gefolgt von einem gemütlichen Mittagessen<br />

samt Eis. Im Dom wurden anschließend Kerzen angezündet<br />

und gebetet. Für eine sichere Heimfahrt empfing<br />

die kleine Gruppe den Reisesegen vom Dompfarrer.<br />

Ausflug zur Wallfahrtskirche in Pinggau jenseits des<br />

Wechsels. Dort wurde extra für die kleine Gruppe der<br />

<strong>Malteser</strong> die Heilige Messe gefeiert und sogar von einer<br />

Organistin begleitet. Pater Georg von den Oblaten des<br />

Heiligen Franz von Sales reiste extra als Zelebrant an.<br />

Anschließend gab es das traditionelle gemeinsame Mittagessen<br />

und auf dem Heimweg noch einen Kurzbesuch<br />

im Automobilmuseum Aspang. Danach ging es mit dem<br />

riesigen Blaguss Rolli-Bus souverän durch den dichten<br />

Abendverkehr wieder zurück nach Wien.<br />

SD Schönbrunn Ein traumhaft sonniger Ausflug mit<br />

Bewohnern des SeneCura Sozialzentrums Kirchberg am<br />

Wechsel. Manche Tierchen setzten sich geradezu wunderbar<br />

in Pose …<br />

Dominique und Magdalena Sigros organisierten<br />

einen Ausflug nach Carnuntum Eine wunderbare<br />

Reise für 37 Personen, darunter 10 Betreute (unter Epilepsie<br />

leidende Kinder und Jugendliche), in die römische<br />

Vergangenheit.<br />

58<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Kinomontag Beim Kinomontag, der jede Woche stattfindet,<br />

schauen Freiwillige der <strong>Malteser</strong> mit unseren<br />

Betreuten einen spannenden Film. Danach gibt es noch<br />

einen gemeinsamen Austausch über das eben Gesehene.<br />

NEUES AUS DEM BEREICH<br />

WIEN<br />

Fest der Helfer Als Dank für das ehrenamtliche Engagement wurden die <strong>Malteser</strong> am Fest der Helfer gemeinsam mit<br />

anderen Blaulicht- und Hilfsorganisationen in das Wiener Rathaus eingeladen. Beim Austausch mit den Vertretern<br />

anderer Organisationen gab es Gelegenheit zur besseren Vernetzung, um gegenseitig voneinander zu lernen und die<br />

Zusammenarbeit zu verbessern.<br />

Benefizkonzert Roland und Yuko Batik haben den <strong>Malteser</strong>n mit ihrem Benefizkonzert „Zwischen musikalischen<br />

Welten“ einen wunderschönen, stimmungsvollen Abend geschenkt. <strong>Die</strong> Anwesenden erlebten großartige Musik und<br />

eine familiäre Stimmung. Ein Benefizkonzert, insbesondere zur Unterstützung von Herzenswunsch-<strong>Die</strong>nsten.<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 59


MALTESERÖSTERREICH<br />

Friedenswallfahrt nach Altötting Wie jedes Jahr bildet unsere Wallfahrt nach Altötting, die wir mit den <strong>Malteser</strong>n<br />

in Bayern gemeinsam begehen, vor den Sommerferien den krönenden Abschluss des <strong>Malteser</strong>-Jahres. Am Sonntag,<br />

den 17. Juli <strong>2022</strong> pilgerten rund 100 <strong>Malteser</strong>, Betreute und Pilger aus Salzburg nach Altötting. Außerdem wurden<br />

wir in diesem Jahr von Seiner Exzellenz, Erzbischof Dr. Franz Lackner begleitet. Das Gebet stand heuer ganz im Zeichen<br />

einer Friedenswallfahrt für Europa und die Welt.<br />

NEUES AUS DEM BEREICH<br />

SALZBURG<br />

Ambulanzen im Salzburger Dom In den Sommermonaten<br />

durften die Salzburger <strong>Malteser</strong> wieder bei<br />

Großveranstaltungen im Salzburger Dom mit Seiner<br />

Exzellenz, Erzbischof Dr. Franz Lackner, die Ambulanz<br />

stellen, wie beispielsweise bei der Fronleichnamsprozession<br />

und dem „Gottesdienst für das Leben“. Es ist<br />

uns eine Freude und Ehre zugleich, als Sanitäter für die<br />

Sicherheit und das Wohlbefinden im Dom zu sorgen!<br />

Sommerfest In diesem Jahr durften wir unser traditionelles Salzburger <strong>Malteser</strong> Sommerfest nicht nur mit unseren<br />

Betreuten begehen, sondern auch Menschen aus der Ukraine, die unsere Deutschkurse besuchen, als Gäste begrüßen.<br />

Im Rahmen der Hl. Messe wurde unser neuer VW-Caddy (M42) gesegnet und damit „offiziell“ in den <strong>Die</strong>nst genommen.<br />

Anschließend wurde der Grill angeworfen. Das Sommerfest war auch in diesem Jahr ein Höhepunkt des <strong>Malteser</strong>-<br />

Jahres für Betreute und <strong>Malteser</strong>.<br />

60<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

2. Grazer Inklusionslauf Der Einladung, an diesem Lauf teilzunehmen, sind wir gemeinsam mit Betreuten gefolgt<br />

und haben uns zusammen im Augarten versammelt. Nach dem Lauf wurden wir zur Belohnung mit Snacks versorgt.<br />

NEUES AUS DEM BEREICH<br />

STEIERMARK<br />

Wachau In den letzten Sommerwochen haben<br />

wir uns gedacht, dass wir uns die Ergebnisse<br />

der Marillenernte in Krems genauer anschauen<br />

müssen. Wir haben die Gelegenheit genutzt und<br />

uns die Wachau genau angeschaut und sehr viele<br />

Marillen gegessen.<br />

Grundlsee Von 10. bis 12. Juni durften wir Quartier am malerischen Grundlsee beziehen und bei frühsommerlichen<br />

Temperaturen die zauberhafte Landschaft und die Freundlichkeit der Bevölkerung genießen. Eine herrliche Bootsfahrt,<br />

die Wanderung zum Toplitzsee und fangfrischer Fisch auf dem Teller, sorgten zusätzlich für Begeisterung.<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 61


MALTESERÖSTERREICH<br />

Bregenzer Festspiele Der Bereich Tirol/Vorarlberg organisierte eine Reise zu den Bregenzer Festspielen mit einer<br />

Dampferfahrt, einem Museumsbesuch und dem krönenden Opernbesuch La Boheme.<br />

NEUES AUS DEM BEREICH<br />

TIROL/VORARLBERG<br />

Bereichsmesse<br />

<strong>Die</strong> erste Bereichsmesse findet<br />

nach langer Zeit mit unserem<br />

neuen Bereichsgeistlichen<br />

MMag. Leopold Baumberger BA<br />

OPraem statt!<br />

ä<br />

GRATIS, aber leider nicht kostenlos.<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

das Magazin „<strong>Die</strong> MALTESER“ ist etabliert und erscheint regelmäßig.<br />

Das soll so bleiben. Es ist uns ein Anliegen, Sie über<br />

unsere Arbeit zu informieren. Doch Produktion und Versand<br />

sind leider nicht kostenlos. Bitte unterstützen Sie uns!<br />

Konto lautend auf MALTESER Austria<br />

Verwendungszweck: <strong>Zeitung</strong><br />

AT48 2011 1800 8087 0815<br />

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informiert werden wollen, senden wir Ihnen die <strong>Zeitung</strong> gerne<br />

regelmäßig zu. Schreiben Sie an: presse@malteser.at.<br />

✝<br />

<strong>Die</strong><br />

<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 2/<strong>2022</strong><br />

„Pfarrer haben keine Ahnung vom echten Leben“<br />

Der Weg zur Berufung<br />

Gemeinsam, im <strong>Die</strong>nst am Nächsten<br />

Mobile Pflege: Persönliches, Neues und Berührendes<br />

Pflege – Beruf mit Wertschöpfung<br />

S.E. Statthalter-Großmeister Fra‘ Marco Luzzago verstorben<br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 1/<strong>2022</strong><br />

Mit Ihrer Spende unterstützen Sie unser Magazin. Danke! Ihre Spende ist steuerlich absetzbar.<br />

Sie können die <strong>Zeitung</strong> auch online lesen unter: www.malteserorden.at/presse/malteserzeitung/<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong><br />

62


MALTESERÖSTERREICH<br />

MALTESER AUSTRIA<br />

BUNDESÜBUNG<br />

<strong>Die</strong> Aus- und Fortbildung unserer Ehrenamtlichen ist den <strong>Malteser</strong>n ein wichtiges Anliegen.<br />

Vom 30.9. – 02.10. haben über 90 <strong>Malteser</strong> bei der Bundesübung<br />

in Igls (Tirol) im Rahmen eines Stationenbetriebs<br />

unterschiedliche Situationen des Sanitäts- und Pflegebereichs<br />

trainiert und ihr Wissen aufgefrischt.<br />

In Zusammenarbeit mit der Interessengemeinschaft<br />

Notfallmedizin Innsbruck (IGNI) wurde das Thema CRM<br />

(Crew Resource Management) in den Vordergrund gestellt<br />

und begann mit einem Impulsvortrag am Freitag<br />

Abend zu diesem Thema.<br />

Von Peter Stellnberger<br />

Ein weiterer Höhepunkt war das Fest am Samstagabend,<br />

bei dem verdiente Mitglieder für 50 Jahre Einsatz im<br />

Hospitaldienst bzw. für ihr Engagement während der<br />

Pandemie geehrt wurden. Feierlicher Abschluss war die<br />

gemeinsame Hl. Messe in der Wallfahrtskirche „Heiligwasser“.<br />

Vielen Dank, liebe Tiroler, für die Gastfreundschaft<br />

und die perfekte Organisation! Besonders gefreut<br />

haben wir uns auch über Teilnehmer der Johanniter-<br />

Unfall-Hilfe in Österreich.<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 63


MALTESERWELTWEIT<br />

MALTESER INTERNATIONAL<br />

DER SOUVERÄNE MALTESER-RITTER-ORDEN<br />

IN DEN BALTISCHEN STAATEN<br />

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind 1991 die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen<br />

wieder zu selbstständigen Republiken geworden.<br />

Von Anton F. Gatnar / Arvydas Bruzas<br />

Der <strong>Malteser</strong>orden in Litauen<br />

Der SMRO hat 1991 mit der neu geschaffenen Republik<br />

Litauen volle diplomatische Beziehungen aufgenommen.<br />

Mittlerweile gab es eine Reihe von gegenseitigen<br />

Besuchen auf höchster Ebene. So haben die verstorbenen<br />

Großmeister Frà Andrew Bertie und Frá Matthew<br />

Festings Litauen offizielle Besuche abgestattet, auch<br />

Großkanzler Albrecht Boeselager und Großhospitalier<br />

Dominique La Rochefocauld-Montbel waren aus unterschiedlichen<br />

Anlässen offiziell in Litauen zu Gast.<br />

Im September 2016 trafen sich auf Einladung der<br />

Ordensregierung alle Einrichtungen und Botschaften<br />

des <strong>Malteser</strong>ordens, die in Mittel- und Osteuropa im Einsatz<br />

sind, zu einer mehrtägigen Konferenz „Gemeinsam<br />

Herausforderungen meistern” in Vilnius. Der Großkanzler,<br />

Albrecht Boeselager und der Großhospitalier,<br />

Dominique de La Rochefoucauld-Montbel, nahmen an<br />

der Konferenz teil und schlossen sie gemeinsam.<br />

<strong>Die</strong> Konferenz bat die Möglichkeit, über eine Förderung der<br />

Freiwilligeneinsätze, über Flüchtlingshilfe, das große Thema<br />

der internen und externen Kommunikation des <strong>Malteser</strong>ordens,<br />

und über Kooperationsformen bei Einsätzen und<br />

Projekten zwischen den Einrichtungen nachzudenken.<br />

Estland (Tallin) hat 1,3 Mio Einwohner, Lettland (Riga)<br />

rund 2 Mio und Litauen (Vilnius) 2,8 Mio.<br />

Estlands Bevölkerung ist nur zu 30% gläubig, davon etwa<br />

6.000 Katholiken, 10% sind Lutheraner, 16% Orthodox.<br />

Anders Lettland: 36% sind Lutherisch, 20% Katholisch<br />

und 19% Orthodox.<br />

Und schließlich Litauen: Hier sind mehr als 74% katholisch,<br />

3,7% Orthodox, der Rest sind jeweils kleine Gruppen<br />

wie etwa die Lutheraner mit 0,6%.<br />

Seit 1991 gibt es in Litauen auch eine <strong>Malteser</strong>gliederung,<br />

den MOPT (Maltos ordino pagalbos tarnyba). Nach<br />

eigenen Angaben sind an 40 Orten 62 festangestellte<br />

Mitarbeiter und mehr als 1300 Freiwillige tätig:<br />

Sozialzentren bieten Essen, Kleidung und Pflegemaßnahmen<br />

an (29 Standorte):<br />

• Hilfe für arme einsame alte Menschen (Essen und<br />

häusliche Pflege);<br />

• Zentren für Kinder aus benachteiligten Familien;<br />

• Soziale Aktivitäten für Jugendliche<br />

(28 junge <strong>Malteser</strong>gruppen);<br />

• Kurse für Erste Hilfe und Sozialfürsorge für Freiwillige<br />

(4 Regionen).<br />

Von Anfang an wurden die einzelnen Gruppen der <strong>Malteser</strong><br />

in Litauen von mehreren diözesanen Gliederungen des<br />

deutschen <strong>Malteser</strong> Hilfsdienstes auf allen Gebieten gefördert<br />

und mit Ausrüstung und Sachleistungen unterstützt.<br />

Vor allem das „Weihnachtssuppenprojekt“ hat internationale<br />

Beachtung gefunden. Das Litauische Fernsehen<br />

überträgt seit 2009 einen ganzen Tag das Benefizkonzert<br />

und den Suppenverkauf der <strong>Malteser</strong>, mit dem Spenden<br />

für wichtige soziale Projekte erschlossen werden.<br />

Seit 2018 ist der Österreicher Manfred Mautner-Markhof<br />

außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter<br />

Foto: MOPT (Maltos ordino pagalbos tarnyba)<br />

64<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

in Litauen. Mit ihm ist ein erfahrener und langjähriger<br />

<strong>Malteser</strong> aus Österreich, der im MHDA zahlreiche hohe<br />

ehrenamtliche Leitungsfunktionen ausgeübt hat, diplomatischer<br />

Vertreter des Ordens in Vilnius. Manfred<br />

Mautner Markhof war Bereichsleiter in Wien, Mitglied<br />

und zentrale Drehscheibe des Führungsgremiums, das<br />

1975 die neuen Statuten und Einsatzgrundsätze des<br />

MHDA entwarf und hat viele Jahre im Kuratorium<br />

wesentliche Akzente für die Arbeit des MHDA gesetzt.<br />

Nach dem großen Erdbeben in Friaul war es unter seiner<br />

Führung dem MHDA möglich, bereits am zweiten<br />

Tag einen großen Hilfstransport mit Milch, Nahrungsmitteln<br />

und notwendigen Bedarf ins Katastrophengebiet<br />

zu bringen. Es ist daher keine Frage, daß Manfred<br />

Mautner Markhof neben den wichtigen diplomatischen<br />

Aufgaben des Botschafters in Litauen auch die Tätigkeiten<br />

der Hilfsorganisation MOPT mit großem Engagement<br />

verfolgt und unterstützt.<br />

MALTESER AUFNAHME <strong>2022</strong> IN LITAUEN<br />

Am 2. Juli fand die feierliche Aufnahme und das<br />

Versprechen neuer <strong>Malteser</strong> Helfer in der prächtigen<br />

Kathedrale von Vilkaviskis (rund 200 km nordwestlich<br />

von Vilnius) statt.<br />

Der Bischof von Vilkaviskis, H.E. Rimantas Norvila zelebrierte<br />

das Hochamt, in dessen Verlauf rund 40 Mitglieder<br />

des MOPT ihr feierliches Treueversprechen für<br />

die Mitarbeit als <strong>Malteser</strong> Helfer ableisteten. Botschafter<br />

Manfred Mautner-Markhof war leider erkrankt, aus<br />

Deutschland war der langjährige Präsident des Deutschen<br />

<strong>Malteser</strong> Hilfsdienstes Constantin von Brandenstein-<br />

Zeppelin angereist.<br />

Er nahm als Vertreter der deutschen Assoziation, die<br />

eine Art Patenschaft über den MOPT ausübt, das Versprechen<br />

der Mitglieder entgegen. Um die enge Verbindung<br />

zu Litauen zum Ausdruck zu bringen, waren aus<br />

Österreich mit dem Stellvertreter des Kommandanten,<br />

Christoph Calice und dem Vorsitzenden des Kuratoriums,<br />

Anton Gatnar, zwei Vertreter des <strong>Malteser</strong><br />

Hospitaldienst Austria gekommen und wurden Zeugen<br />

der beeindruckenden Zeremonie.<br />

Nach österreichischem Vorbild – wohlvorbereitet vom<br />

Botschafter, wurden die strahlenden Mitglieder neu<br />

aufgenommen und leisteten – so wie in Österreich<br />

– ihr Treueversprechen gegenüber dem Orden ab. In<br />

einer kurzen Begrüßungsrede unterstrich Brandenstein-<br />

Zeppelin die wichtige Zusammengehörigkeit der Begriffe<br />

„Hilfe dem Nächsten“ und „Verbreitung des Glaubens“.<br />

Nach der Zeremonie gab es ein großes Aufnahmefest<br />

am Wystiter See in beeindruckender Landschaft, direkt<br />

an der Grenze zur russischen Enklave Kalinagrad. In der<br />

romantisch gelegenen Campingstation „Viktorija“ feierten<br />

viele neue Mitglieder und ihre Familien. Zahlreiche<br />

MOPT-Mitglieder erhielten Preise und Auszeichnungen<br />

für ihre Tätigkeit in den letzten – oft durch Covid besonders<br />

belasteten – Monate.<br />

Botschafter Mautner-Markhof betonte in einer Stellungnahme<br />

die enge Verbindung des MOPT und des<br />

<strong>Malteser</strong>ordens. So wie in Österreich sollte das Hilfswerk<br />

des Ordens vielen Menschen die Möglichkeit geben,<br />

dem Nächsten in Liebe zu begegnen und den Glauben<br />

zu verstärken.<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 65


MALTESERWELTWEIT<br />

KONTAKTAUFNAHME MIT ESTLAND<br />

Der Anteil an Katholiken an der Bevölkerung ist mit rund<br />

6.000 gering, nimmt aber seit dem Ende der Sowjetunion<br />

ständig zu. Meist sind es Litauer und Polen in den Städten,<br />

die als Katholiken in Estland zum katholischen Glauben<br />

zählen.<br />

Es gibt keine Diözesen, Bischof Philippe Jean-Charles<br />

Jourdan ist Apostolischer Administrator von Tallinn.<br />

Botschafter Manfred Mautner-Markhof hat am 21. Juni<br />

2021 in Tallinn sein Beglaubigungsschreiben der Präsidentin<br />

von Estland, Kersti Kaljulaid, überreicht.<br />

Nächste Schritte in Estland<br />

In einem Treffen mit dem zuständigen Beamten des estnischen<br />

Außenministeriums, Urmas Eigla, am 28. Juni,<br />

wurde die bevorstehende Einrichtung einer Botschaft<br />

des SMRO in Tallinn erörtert, eine positive Antwort<br />

des Außenministeriums ist in den nächsten Wochen zu<br />

erwarten. Dabei konnte der Botschafter die Verantwortungsträger<br />

auf estnischer Seite informieren, dass der<br />

Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden nunmehr seine Hilfstätigkeit<br />

auch in Estland aufnehmen wolle.<br />

Bei einem anschließenden Abendessen mit dem Bischof<br />

von Tallinn und Apostolischen Administrator von Estland,<br />

S.E. Philippe Jean-Charles Jourdan, versicherte der<br />

Überreichung der Beglaubigungsurkunden<br />

Bischof dem Botschafter seine Unterstützung für die<br />

Idee, dass einige Räumlichkeiten im Kloster Pirita in<br />

Tallinn für die zukünftige Aktivität der <strong>Malteser</strong> in<br />

Estland genutzt werden könnten. Weiters ist ein Therapiezentrum<br />

für behinderte Kinder in Prüfung, das gemeinsam<br />

mit der Caritas von Estland in Beregovo (Ukraine)<br />

errichtet werden könnte.<br />

WINTERHILFE FÜR DIE UKRAINE<br />

Von Katharina Kiecol<br />

In der Ukraine halfen die <strong>Malteser</strong> Geflüchteten und<br />

Menschen, deren Häuser zerstört wurden, sich auf den<br />

Winter vorzubereiten. „Jetzt, wo der Winter kommt<br />

und es vor allem nachts immer kälter wird, wird auch die<br />

Not der Menschen noch größer. Geflüchtete und ausgebombte<br />

Menschen trifft die Kälte besonders hart“, sagt<br />

Pavlo Titko, Leiter der <strong>Malteser</strong> Ukraine.<br />

„Viele leben in behelfsmäßigen Unterkünften, weil allein<br />

rund 140.000 Wohnhäuser in den vergangenen sieben<br />

Monaten zerstört wurden. Uns rief eine ältere Dame an,<br />

die mittlerweile bei ihren Hühnern, Hunden und Ziegen<br />

im Stall lebt, weil ihr Haus in der Ostukraine zerbombt<br />

wurde. Ihre Heimat möchte sie nicht verlassen, ihre<br />

Tiere nicht allein lassen. Wir werden ihren Stall nun isolieren<br />

und einen Holzofen installieren, so dass die alte<br />

Dame auf die anstehende Kälte vorbereitet ist. Sie ist<br />

nur ein Beispiel dafür, vor welchen Herausforderungen<br />

die Menschen in der Ukraine stehen“, sagt Titko.<br />

66<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

HILFE NACH DER<br />

FLUT IN PAKISTAN<br />

Foto: SRSO/<strong>Malteser</strong> International<br />

<strong>Die</strong>ser Sommer war einer der schlimmsten in der<br />

Geschichte des Landes: Nach schweren Regenfällen im<br />

Juni und Juli waren in Pakistan mehr als 33 Millionen<br />

Menschen von Überflutungen betroffen.<br />

Von Cordula Wasser<br />

Fast 1.700 Menschen starben, mehr als zwei Millionen<br />

Häuser und wichtige Infrastruktur wie Straßen, sanitäre<br />

Anlangen und Gesundheitseinrichtungen wurden zerstört.<br />

Rund 20 Millionen Menschen sind nach Angaben<br />

der Vereinten Nationen noch immer auf humanitäre Hilfe<br />

angewiesen.<br />

In Pakistan stand zwischenzeitlich ein Drittel des Landes –<br />

eine Fläche dreimal so groß wie Portugal – unter Wasser.<br />

Obwohl das Wasser langsam zurückgeht, bleibt ein großes<br />

Problem in den betroffenen Regionen: Kontaminiertes<br />

Trinkwasser und in der Folge sich häufende Durchfallerkrankungen.<br />

In den Wasserresten nisten zudem Mücken<br />

und immer mehr Menschen infizieren sich mit Malaria<br />

und Dengue-Fieber. Gleichzeitig gibt es für sie kaum eine<br />

Möglichkeit in die Krankenhäuser zu gelangen, da entwe-<br />

der die Zufahrtswege oder die Einrichtungen durch die<br />

Wassermassen zerstört wurden.<br />

In der Provinz Sindh unterstützt <strong>Malteser</strong> International<br />

zwei mobile medizinische Teams eines lokalen Partners,<br />

um die kranken Menschen vor Ort versorgen zu können.<br />

Zusätzlich zur medizinischen Versorgung verteilt<br />

<strong>Malteser</strong> International auch Bargeld an bedürftige Familien.<br />

Viele Menschen wissen nicht mehr, wie sie sich und<br />

ihre Familien ernähren sollen. <strong>Die</strong> Ernte wurde von den<br />

Fluten zerstört, viele Nutztiere sind ertrunken.<br />

Wir benötigen weiter dringend Unterstützung bei unserer<br />

Hilfe für die Menschen in Pakistan – eine solche Katastrophe<br />

kann niemand allein bewältigen.<br />

<strong>Malteser</strong> Ukraine/<strong>Malteser</strong> Internationa<br />

Um die Menschen, die vom Krieg betroffen sind, für den<br />

Winter auszurüsten, liefern die <strong>Malteser</strong> Öfen, Isoliermaterial,<br />

Schlafsäcke, Decken, haltbare Lebensmittel<br />

und warme Kleidung in den Osten des Landes. Auch zerstörte<br />

Fenster in den Wohnungen werden ausgetauscht.<br />

In der Region um Charkiw können die Temperaturen im<br />

Winter schnell auf minus zehn und weniger Grad fallen.<br />

Im Westen der Ukraine wird eine Flüchtlingsunterkunft<br />

renoviert, fünf weitere werden mit Strom-Generatoren<br />

versorgt. Da auch die Energieversorgung in einigen<br />

Orten immer wieder ausfällt, werden Generatoren,<br />

LED-Lampen und solarbetriebene Powerbanks verteilt.<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 67


MALTESERWELTWEIT MALTESERWELTWEIT<br />

PACIDA/<strong>Malteser</strong> International<br />

Foto: © <strong>Malteser</strong> International<br />

Schlimmste Dürre seit 40 Jahren in Kenia, schon 3 Regenzeiten sind<br />

ausgeblieben.<br />

<strong>Die</strong> acht Monate alte Sabah wird umfassend untersucht.<br />

MALTESER INTERNATIONAL<br />

WIR DÜRFEN DIE MENSCHEN JETZT NICHT<br />

Weltweit leiden immer mehr Menschen an Hunger.<br />

Von Lena Berghof und Elena Becker<br />

Roba Bora ist verzweifelt: Von seiner Herde, die vor<br />

Beginn der Dürre im Norden Kenias 867 Tiere umfasste,<br />

sind ihm nur noch 16 Schafe und Ziegen geblieben.<br />

Auch alle seine Kamele sind gestorben. Mit den ihm<br />

verbleibenden Tieren kann er seine Familie kaum noch<br />

durchbringen. Er kümmert sich zusätzlich zu seinen<br />

eigenen sechs Kindern auch um die fünf Kinder seines<br />

verstorbenen Bruders und um seine Mutter.<br />

„Eine solche Dürre habe ich noch nie erlebt“, sagt der<br />

70-Jährige. Einst galt seine Heimat Hurri Hills als eines<br />

der fruchtbarsten und grünsten Gebiete Nordkenias. In<br />

dieser Region Kenias leiden die Menschen derzeit unter<br />

einer Dürre, wie es sie seit 40 Jahren nicht gegeben<br />

hat. Seit Herbst 2020 haben die Regenzeiten nur einen<br />

Teil der normalen Niederschlagsmengen gebracht, die<br />

Hirten können ihre Viehbestände kaum noch ernähren.<br />

Rund 1,5 Millionen Nutztiere sind bereits verstorben.<br />

Klimawandel, Corona und explodierende Preise<br />

Der Klimawandel, die Corona-Pandemie und die explodierenden<br />

Preise für Weizen, Speiseöl, Dünger und<br />

Benzin als Folge des Ukrainekriegs haben dazu geführt,<br />

dass immer mehr Menschen weltweit hungern. Nach<br />

Einschätzung des Welternährungsprogramms der Vereinten<br />

Nationen haben bis zu 828 Millionen Menschen<br />

weltweit nicht genug zu essen. Zudem ist die Zahl derer,<br />

die von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sind,<br />

seit 2019 von 135 Millionen auf 345 Millionen angestiegen.<br />

Insgesamt 50 Millionen Menschen in 45 Ländern<br />

stehen am Rande einer Hungersnot.<br />

Auch in Kenia spitzt sich die Lage weiter zu<br />

„Der gestiegene Rohölpreis auf dem Weltmarkt führt in<br />

Kenia dazu, dass derzeit kaum noch Benzin erschwinglich<br />

ist. Für uns wird es gerade deutlich schwieriger, die<br />

Menschen mit unseren Hilfsgütern zu erreichen. Dabei<br />

ist die Hilfe vor allem im Norden Kenias gerade wichtig,<br />

denn durch die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten sind<br />

dort Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen. Obwohl<br />

der Krieg weit weg in Europa stattfindet, leiden die Menschen<br />

in Kenia schwer unter den Auswirkungen“, sagt<br />

Roland Hansen, Leiter der Afrikaabteilung von <strong>Malteser</strong><br />

International.<br />

Syrien: Eines der schwersten Jahre überhaupt<br />

Neben vielen afrikanischen Ländern sind vor allem<br />

ohnehin schon krisengebeutelte Länder im Nahen Osten<br />

68<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


Foto: © Brenda Mulama/<strong>Malteser</strong> International<br />

Ruqayya al-Sheikh Ali ist froh, dass es ihrer Tochter nun besser geht.<br />

Gemeinsam mit dem lokalen Partner HIHFAD bietet <strong>Malteser</strong> International<br />

medizinische Behandlungen für unterernährte Kinder und<br />

schwangere Frauen an.<br />

ALLEIN LASSEN<br />

von Hunger betroffen. Seit 11 Jahren herrscht Krieg in<br />

Syrien und das Armuts- und Hungerrisiko ist so groß<br />

wie nie. <strong>Die</strong> Situation hat sich durch die schlechte Wirtschaftslage<br />

und die Massenflucht innerhalb des Landes<br />

weiter verschärft. Außerdem haben Dürre und Wasserknappheit<br />

zu Missernten geführt. Der Lebensmittelsektor<br />

steht kurz vor dem Zusammenbruch und immer<br />

mehr Menschen hungern. Für viele Menschen in der<br />

Region Idlib im Nordwesten des Landes ist es eines der<br />

schwersten Jahre überhaupt.<br />

<strong>Die</strong> Lage in den Flüchtlingscamps<br />

Besonders schwierig ist die Situation für die rund<br />

1,5 Millionen Binnenvertriebenen, die in den provisorischen<br />

Flüchtlingscamps leben. Hier gibt es kaum Arbeit<br />

und die Menschen sind auf die monatlichen Lebensmittelverteilungen<br />

angewiesen, die jedoch kaum noch ausreichen,<br />

um eine große Familie zu ernähren – rund 79<br />

Prozent der Menschen hier leiden unter Unterernährung.<br />

<strong>Die</strong> 38-jährige Ruqayya al-Sheikh Ali lebt mit ihren vier<br />

Kindern in einem Flüchtlingscamp nördlich von Idlib.<br />

Ihre jüngste Tochter Sabah ist erst acht Monate alt und<br />

leidet seit ihrer Geburt an Unterernährung. Das Welternährungsprogramm<br />

schätzt, dass inzwischen 12,4<br />

Millionen Menschen in Syrien – mehr als die Hälfte<br />

der Gesamtbevölkerung – von akuter Ernährungsunsicherheit<br />

betroffen sind.<br />

In den vergangenen Monaten mussten die Vereinten<br />

Nationen bereits weltweit Essensrationen aufgrund von<br />

unzureichenden finanziellen Mitteln kürzen. „Aktuell<br />

sehen wir, wie sich die Situation für hunderte Millionen<br />

Menschen verschlechtert. Gleichzeitig wird es immer<br />

schwieriger für uns Hilfsorganisationen, den Menschen<br />

zur Seite zu stehen, denn die Mittel, die uns für Krisen<br />

wie in der DR Kongo oder im Dürregebiet Kenias zur Verfügung<br />

stehen, sind gering und die Kosten steigen derzeit<br />

enorm. Hinzu kommt der aktuelle Tiefstand des Euro.<br />

Viele sind verzweifelt und wissen nicht mehr weiter – wir<br />

dürfen diese Menschen jetzt nicht allein lassen“, appelliert<br />

Hansen eindringlich an die Weltgemeinschaft.<br />

Mehr über die Arbeit von <strong>Malteser</strong> International<br />

erfahren Sie auf unserer Website:<br />

www.malteser-international.org/de<br />

Wollen Sie die internationale Arbeit und die zahlreichen<br />

Hilfsprojekte der <strong>Malteser</strong> unterstützen, dann<br />

freuen wir uns sehr über Ihre Spende:<br />

https://www.malteser.at/?p=7659<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 69


TAGEBUCH<br />

AUSZEICHNUNGEN<br />

Für ihren besonderen Einsatz gewürdigt<br />

Präsident Generalmajor Mag. Erwin Hameseder erhielt die höchste<br />

militärische Auszeichnung des <strong>Malteser</strong>ordens.<br />

v.l.n.r.: Designierter Generalstabschef Rudolf Striedinger, Präsident<br />

Erwin Hameseder und Botschafter Günther Granser<br />

v.l.v.r.: S.H. Sebastian Prinz<br />

von Schoenaich-Carolath<br />

Botschafter des SMOM<br />

bei der Republik Österreich<br />

und Präsident Generalmajor<br />

Mag. Erwin Hameseder<br />

Erwin Hameseder, Generalanwalt des Raiffeisen-<br />

Verbandes und Milizbeauftragter des Österreichischen<br />

Bundesheeres, wurde das maltesische Großoffizierskreuz<br />

mit Schwertern verliehen.<br />

Präsident Hameseder betonte, dass es ihm ein wichtiges Anliegen<br />

ist, mit den <strong>Malteser</strong>n im Sinne der Menschlichkeit<br />

zusammenzuarbeiten und zu unterstützen, und ihn persönlich<br />

die vielfältigen gemeinnützigen Projekte, für die sich die<br />

<strong>Malteser</strong> einsetzen, im höchsten Ausmaß beeindrucken.<br />

Botschafter Günther Granser, Ständiger Vertreter des<br />

Souveränen <strong>Malteser</strong>ordens bei den Vereinten Nationen,<br />

der IAEA und UNIDO, lud zum Empfang. Im Rahmen<br />

eines Festaktes im Beisein von nationalen und internationalen<br />

Gästen aus den Bereichen Finanz, Wirtschaft,<br />

Politik, Kultur, Medien und offizielle Repräsentanten<br />

aller UN-Organisationen, wurde Erwin Hameseder<br />

die höchste militärische Auszeichnung des<br />

<strong>Malteser</strong>ordens im Rang des Großoffiziers mit Schwertern<br />

für seine zivilen und militärischen besonderen<br />

Verdienste verliehen.<br />

In der persönlichen Laudatio von Generalstabschef<br />

Rudolf Striedinger, hob dieser hervor, dass die Unterstützung,<br />

welches das Österreichische Bundesheer dem<br />

<strong>Malteser</strong> Hospitaldienst und dem Souveränen <strong>Malteser</strong>-<br />

Ritter-Orden immer wieder bei der Erfüllung seiner<br />

Aufgaben und vor allem bei der Katastrophenhilfe ohne<br />

Zögern gewährt, ein großer Verdienst des Ausgezeichneten<br />

sei. Botschafter Granser unterstrich, dass eine Vielzahl<br />

von Hilfsprogrammen und -kampagnen in letzter<br />

Zeit von Präsident Hameseder gefördert wurden, welche<br />

die leidenden Menschen in Not in den betroffenen<br />

Ländern signifikant durch die rasche Soforthilfe unterstützt<br />

haben.<br />

Henriette Blanckenstein wurde vom Prokurator zur<br />

Ehren- und Devotions-Großkreuzdame in Oboedienz<br />

rangerhöht. <strong>Die</strong> Absolventin der Romanistik und Kunstgeschichte<br />

wurde 1962 aktives Mitglied im <strong>Malteser</strong><br />

Hospitaldienst. In den darauffolgenden Jahren und<br />

während ihrer erfolgreichen beruflichen Tätigkeit in<br />

Deutschland und den USA blieb sie weiter eng mit dem<br />

Orden verbunden und nahm an zahlreichen Pilgerzügen<br />

und Wallfahrten der <strong>Malteser</strong> teil. Nach ihrer Rückkehr<br />

nach Wien wurde sie im Juni 2004 in den Orden aufgenommen<br />

und sofort auch Sozialreferentin des <strong>Malteser</strong><br />

Hospitaldienstes im Burgenland.<br />

Dominique de La Rochefoucauld-Montbel und Henriette<br />

Blanckenstein<br />

70<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


TAGEBUCH<br />

In weitere Folge engagierte sie sich zusammen mit ihrem<br />

Mann im Verein Haus Malta und ist bis heute als Vorstandsmitglied<br />

im <strong>Malteser</strong> Ordenshaus ehrenamtlich<br />

tätig. „Für die Neuaufnahmen und unsere Bewohner sowie<br />

ihre Familien zuständig, hast Du stets und über all die<br />

Jahre jene Liebe und Hingabe an den Tag gelegt, die eine<br />

Ordensdame auszeichnen sollen. <strong>Die</strong>sem beispielhaften,<br />

persönlichen und selbstlosen Einsatz wurde durch die<br />

verdiente Rangerhöhung durch den Großmeister-Statthalter<br />

nun Rechnung getragen. Danke für Dein Vorbild“,<br />

so der Prokurator bei seiner Laudatio.<br />

ist seit mehr als 27 Jahren im diplomatischen <strong>Die</strong>nst<br />

des Ordens engagiert. Zunächst von 1995 bis 2000 als<br />

Botschaftsrätin aktiv, war sie von 2000 bis 2005 als<br />

Gesandte und bevollmächtigte Ministerin und seither als<br />

Botschafterin, Missionsleiterin und Ständige Beobachterin<br />

beim Büro des Ordens bei den Vereinten Nationen<br />

und Internationalen Organisationen in Genf tätig. Sie<br />

war zusätzlich Vizepräsidentin der Stiftung „Caritas in<br />

Veritate“ und ist seit 2019 Ehrenpräsidentin der Organisation<br />

„Religions for Peace“.<br />

Botschafterin Marie-Thérèse Pictet-Althann und<br />

S.E. Großmeister-Statthalter Fra´ John T. Dunlap<br />

I.E. Botschafterin Marie-Thérèse Pictet-Althann<br />

wurde in den Rang einer Ehren- und Devotions-Großkreuzdame<br />

in Oboedienz erhoben. S.E. der Großmeister-Statthalter<br />

Fra´ John T. Dunlap nahm persönlich<br />

die Promesse von I.E. Frau Botschafterin Marie-Thérèse<br />

Pictet-Althann in der Kapelle des Großmagisteriums in<br />

Rom entgegen und verlieh ihr den Rang einer Ehren- und<br />

Devotions-Großkreuzdame in Oboedienz. <strong>Die</strong>s geschah<br />

im Beisein zahlreicher Ehrengäste, darunter S. Emz. der<br />

Hwdgst. Herr Päpstliche Sonderdelegat Kardinal Silvano<br />

M. Tomasi CS und des Fürstgroßpriors von Österreich,<br />

Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn.<br />

Marie Thérèse Pictet-Althann wurde 1997 Mitglied des<br />

Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens in Österreich und<br />

Kabinettsdirektor i. R. Dr. Heinz Anton Hafner wurde als neuer Botschafter<br />

des <strong>Malteser</strong>ordens bei der Republik Ungarn beglaubigt.<br />

Kabinettsdirektor i. R. Dr. Heinz Anton Hafner<br />

wurde als neuer Botschafter des <strong>Malteser</strong>ordens bei<br />

der Republik Ungarn beglaubigt. Mit Heinz Hafner<br />

wurde diese wichtige Position mit einem äußerst erfahrenen<br />

und höchst verdienstvollen österreichischen<br />

Ordensmitglied besetzt. Der ehemalige Hofburg-Mitarbeiter<br />

war von 1992 bis 2020 unter drei Bundespräsidenten<br />

in der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei tätig,<br />

davon 19 Jahre lang zuletzt als Kabinettsvizedirektor.<br />

Er leitete viele Jahre hindurch auch die Ehrenzeichenkanzlei<br />

und war mit der Organisation zahlreicher<br />

Staatsbesuche betraut.<br />

Wir gratulieren herzlich!<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 71


GELESENEMPFOHLEN<br />

GOTT IST DER REDE WERT<br />

Unter diesem Titel hält der Autor ein Plädoyer für das Gespräch über Gott.<br />

Nicht wissenschaftlich, nicht fachtheologisch, sondern lebensnah und lebendig.<br />

Es ist ein Buch, das beim<br />

aktuellen Zustand der Welt<br />

durchaus lesenswert ist,<br />

für alle, die sich fragen,<br />

ob man intellektuell redlich<br />

Christ sein kann. Oft<br />

habe, so Autor Bernhard<br />

Körner, das Pragmatische den Vorrang,<br />

manchmal auch der (nicht immer klare) Rekurs<br />

auf Erfahrung. Und es werde übersehen, dass es durchaus<br />

der Rede wert sei, wie es um Gott und die Möglichkeit<br />

des Glaubens an ihn steht.<br />

Das vorliegende Buch will zeigen, dass Gott der Rede<br />

wert ist. Der Autor ist überzeugt, dass dies so in der<br />

Geschichte der Menschheit und auch in der Gegenwart<br />

meistens außer Zweifel stehe. In unseren Breiten sei<br />

das allerdings nicht immer so. In der Öffentlichkeit<br />

seien Gott und der Glaube an ihn selten ein Thema –<br />

im Unterschied zu Spiritualität, Religion und Kirche.<br />

Gott ist nicht Geschmackssache<br />

Das Buch will weiters die Überzeugung vertreten, dass<br />

man Gott auf vernünftige Weise zum Thema machen<br />

kann. „Dass man für den Glauben an Gott gute Gründe,<br />

also Argumente vorbringen kann. Gott ist also nicht<br />

Geschmackssache, sondern ein sinnvolles Thema geistiger<br />

Auseinandersetzung“, so der Autor. Wenn man in<br />

der Frage nach Gott der Vernunft viel zutraut, dann<br />

muss man selbstverständlich auch den Argumenten<br />

Raum geben, die gegen den Glauben an Gott vorgebracht<br />

werden. Deshalb beschäftigt sich das Buch abschließend<br />

mit Argumenten der Religionskritik, aber<br />

auch mit Erfahrungen, die auf Gott einen Schatten<br />

werfen.<br />

Bernhard Körner. Gott ist der Rede wert. Warum es Sinn macht,<br />

über Gott nachzudenken. Würzburg. Echter Verlag, <strong>2022</strong>,<br />

176 Seiten. ISBN: 978-3-429-05726-8, 16,90 Euro.<br />

WEBSTUHL DES BETENS<br />

Das zentrale Gebet des Christentums ist ein sehr persönliches, schlichtes und doch tiefgründiges.<br />

Das versucht David Steindl-Rast in seinem neuen Buch über das Vaterunser zu zeigen.<br />

„<strong>Die</strong> Erde schenkt so viel wir brauchen, nicht so viel wir<br />

haben wollen“, heißt es bei David Steindl-Rast. Kein<br />

Gebet verbindet die gläubigen Christen so wie das<br />

Vaterunser – miteinander und auch mit Gott. Es entdeckt<br />

ihn als Vater und großzügigen Geber allen Lebens.<br />

Jeder kann daraus schöpfen, seine Worte sind für unser<br />

aller Zukunft relevant, und es kann für jeden individuell<br />

zu einem „Webstuhl des Betens” werden.<br />

David Steindl-Rast führt<br />

ein in die kunstvolle Anordnung,<br />

die reiche Symbolik<br />

und die bedeutungsvollen<br />

Beziehungen des Vaterunsers.<br />

Er lotet zentrale<br />

Begriffe wie Vater und Himmel, Wille und Reich,<br />

Brot und das Böse aus und findet Auslegungen, die<br />

72<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


GELESENEMPFOHLEN<br />

EUROPA, ÖSTERREICH UND DIE<br />

KREUZZÜGE<br />

Als Papst Urban II. 1095 die westliche Christenheit zum Kampf gegen die muslimische Welt<br />

im Nahen Osten aufrief, trat er eine Massenbewegung los, deren Dimension seine Erwartung<br />

bei Weitem überstieg.<br />

Von Georg Reichlin-Meldegg<br />

Der Ansprache des Papstes<br />

folgte zunächst der<br />

Erste Kreuzzug, der im<br />

Juli 1099, nach dreijährigem,<br />

mühseligem Vormarsch<br />

zur Eroberung<br />

Jerusalems führte. Dort<br />

fanden die Kreuzfahrer<br />

bereits jene Bruderschaft<br />

des Seligen Gerhard vor,<br />

aus der unser Orden als<br />

„Ritter- und Hospitalorden<br />

vom Heiligen<br />

Johannes zu Jerusalem“<br />

hervorging. Viele legten<br />

seinem Beispiel folgend<br />

das Schwert nieder und<br />

schlossen sich der Hospitalbruderschaft<br />

an.<br />

den grundlegenden Sehnsüchten und Bedürfnissen der<br />

Menschen gerecht werden.<br />

<strong>Die</strong>se kontemplativen Perspektiven vertieft er schließlich<br />

noch im Gespräch mit der Medizinsoziologin<br />

Brigitte Kwizda-Gredler, in das viele aktuelle Bezüge zu<br />

Zeitereignissen und zu globalen Problemen einfließen.<br />

David Steindl-Rast mit Brigitte Kwizda-Gredler. Das Vaterunser.<br />

Ein Gebet für alle. Innsbruck-Wien, Tyrolia-Verlag, <strong>2022</strong>, 128 Seiten,<br />

ISBN: 978-3-7022-4060-8, 18 Euro. Auch als E-Book erhältlich:<br />

ISBN: 978-3-7022-4061-5, 14,99 Euro.<br />

Trotzdem blieb die Verteidigung<br />

gegen das Vordringen<br />

des Islams ein wichtiger<br />

Faktor. Bis weit ins<br />

13. Jahrhundert hinein brachen<br />

immer wieder riesige christliche Heerscharen aus<br />

den verschiedensten Regionen Europas auf, legten tausende<br />

Kilometer zurück, um im Orient Krieg im Zeichen<br />

des Kreuzes zu führen. Mehrere dieser Feldzüge scheiterten<br />

katastrophal. Dennoch taten diese Fehlschläge<br />

der Dynamik des christlichen Glaubenskrieges lange Zeit<br />

keinen Abbruch.<br />

Krieg im Namen Gottes<br />

<strong>Die</strong> Babenberger, so kommt der Autor zum eigentlichen<br />

Thema seines Werkes, spielten in dieser stürmischen<br />

Ära eine aktive Rolle. Über einen Zeitraum von knapp<br />

120 Jahren waren sie ruhmreich in allen größeren Kreuzzügen<br />

aktiv. <strong>Die</strong> österreichische Markgrafen- und Herzogsdynastie<br />

nahmen auch – mit Unterstützung der Ritterorden<br />

– an der Belagerung von Akko teil, wirkten bei<br />

der Rückeroberung von Beirut und Sidon mit, schlugen<br />

Schlachten in Kleinasien und attackierten Burgen in den<br />

Bergen Galiläas. <strong>Die</strong> Aussicht, Gott mit einem Kreuzzug<br />

zu dienen und vollständige Buße für begangene Sünden<br />

zu tun, war für viele Menschen dieser Zeit ein machtvolles<br />

Motiv, sich auf ungeahnte Gefahren auf dem Marsch<br />

in den Orient einzulassen. Trotz hohem Blutzoll versah<br />

man Feldzüge im Zeichen des Glaubens. Ein spannend<br />

und flüssig zu lesendes Fach- und Lehrbuch, detailreich<br />

auf hohem Niveau.<br />

Robert-Tarek Fischer. Österreichs Kreuzzüge. Babenberg und<br />

der Glaubenskrieg 1096 – 1230. Böhlau-Verlag Wien-Köln,<br />

232 Seiten, ISBN: 978-3-205-21376-5, 33 Euro.<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 73


GELESENEMPFOHLEN<br />

SOLI DEO GLORIA<br />

Der österreichische Komponist Augustinus Franz Kropfreiter (1936–2003) gehörte als<br />

Chorfrater dem Stift St. Florian bei Linz an, wo er als Stiftsorganist und Regens Chori wirkte.<br />

Sein OEuvre umfasst alle Gattungen mit Ausnahme des<br />

Balletts und der Oper. Sein Stil basiert auf dem traditionellen<br />

Verständnis von Form und Kontrapunkt und<br />

zeichnet sich vor allem durch die Farbigkeit bi- und<br />

polytonaler Strukturen aus.<br />

Klaus Sonnleitner, Stiftsorganist in St. Florian und Bereichsseelsorger<br />

des MHDA in Oberösterreich, erörtert<br />

in diesem Band Kropfreiters Selbstverständnis als Komponist<br />

und Organist, seinen künstlerischen Werdegang<br />

(ausgehend vom Kirchenmusikstudium in Wien) sowie<br />

den Kompositionsprozess. <strong>Die</strong> wichtigsten Grundlagen<br />

dafür sind die erhaltene Korrespondenz und die Ergebnisse<br />

von Experteninterviews.<br />

So wird der Leser – auch<br />

abseits des musikwissenschaftlichen<br />

Interesses –<br />

auf eine lebendige Zeitreise in die<br />

Musikwelt der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geführt.<br />

Eine Werkliste mit umfangreichem Kommentar<br />

bietet den kompletten Überblick über das Schaffen des<br />

Komponisten, der besonders im Bereich der Orgelkomposition<br />

überregionale Bedeutung erlangte.<br />

Klaus Sonnleitner. Soli Deo Gloria. Zum Schaffen Augustinus<br />

Franz Kropfreiters. Wien, Hollitzer Verlag, <strong>2022</strong>, 596 Seiten<br />

mit zahlreichen Abbildungen, ISBN: 978-3-99012-984-5 (hbk)<br />

65 Euro, ISBN: 978-3-99012-985-2 (pdf) 64,99 Euro.<br />

NEKROLOG<br />

FEIERLICHE VERABSCHIEDUNG<br />

VON FRA´ MARCO LUZZAGO<br />

Eine lange Prozession begleitete den Leichnam von Fra´<br />

Marco Luzzago, der am 7. Juni im Alter von 71 Jahren<br />

plötzlich verstarb, am 14. Juni <strong>2022</strong> durch das Haupttor<br />

der Magistralvilla mit roten Fahnen auf Halbmast zur benachbarten<br />

Basilika der Heiligen Bonifatius und Alessio<br />

auf dem Aventin.<br />

Am 07.06.<strong>2022</strong> verstarb Fra´ Marco Luzzago, Großmeister-<br />

Statthalter des Souveränen Ritter- und Hospitalorden vom<br />

Hl. Johannes zu Jerusalem, von Rhodos und von Malta.<br />

Fra´ Marco Luzzago hatte es während seiner weniger als<br />

zwanzigmonatigen Amtszeit an der Spitze des Ordens,<br />

die zunächst von der Pandemie und dann von den Hilfsaktionen<br />

wegen des Krieges in der Ukraine geprägt war,<br />

geschafft, die Herzen derer zu berühren, die mit ihm<br />

gearbeitet und ihn auf den Fluren des Magistralpalastes<br />

begleitet hatten. Ein Ort, der ihm lieb und teuer ist,<br />

aber auch so weit entfernt von der Komturei des Ordens<br />

in den Marken – die Villa Ciccolini, die er so viele Jahre<br />

lang verwaltet und bewohnt hatte. Auch bei seinen<br />

Reisen als Statthalter, wie vor einigen Wochen zur Suppenküche<br />

des <strong>Malteser</strong>ordens in Pompei oder bei seiner letzten<br />

Pilgerreise nach Lourdes, wurde Fra´ Marco für seine<br />

Großzügigkeit, seine Spiritualität und sein Engagement<br />

geschätzt, ein Spiegelbild seines „leuchtenden christlichen<br />

Zeugnisses“, wie Papst Franziskus es ausdrückte.<br />

Online: Heute noch zum Nachschauen, und am 14. Juni<br />

für alle die nicht vor Ort sein konnten in einer Live Übertragung;<br />

die Beerdigung von S.E. dem Statthalter des<br />

Großmeisters, Fra´ Marco Luzzago.<br />

www.youtube.com/watch?v=VzT_3bzUylM<br />

74<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>


+ 26.05.<strong>2022</strong><br />

Sophie Gräfin Walderdorff<br />

Mitglied Bereich Salzburg<br />

+ 24.06.<strong>2022</strong><br />

Ing. Georg Ritter von Przyborski<br />

Magistralritter<br />

+ 27.07.<strong>2022</strong><br />

Hermann Oettl<br />

Magistralritter und Mitglied Bereich Salzburg<br />

+ 28.07.<strong>2022</strong><br />

Rosa Kahr<br />

Betreut vom Bereich Tirol/Vorarlberg<br />

+ 30.07.<strong>2022</strong><br />

Erna Ferrari<br />

Betreut vom Bereich Tirol/Vorarlberg<br />

+ 01.08.<strong>2022</strong><br />

Bailli Franz Alfred Graf von Hartig<br />

Oboedienz Präsident h. c. der Rumänischen<br />

Assoziation ehm. Botschafter unseres Ordens in<br />

Rumänien und Mitglied Bereich Salzburg<br />

+ 8.10.<strong>2022</strong><br />

Marianne Steinlechner<br />

Betreut vom Bereich Tirol/Vorarlberg<br />

R.I.P.<br />

NEKROLOG<br />

WIR TRAUERN UM =<br />

+27.08.<strong>2022</strong><br />

Anton Stifter<br />

Mitglied Bereich Burgenland<br />

+ 28.08.<strong>2022</strong><br />

Ing. Matthias Struber<br />

Betreut vom Bereich Salzburg<br />

+ 31.08.<strong>2022</strong><br />

Franz Josef zu<br />

Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems<br />

Ehren- und Devotionsritter<br />

+ 28.10.<strong>2022</strong><br />

Marie Czernin<br />

Ehren- und Devotionsdame, Mitglied<br />

Johannesgemeinschaft<br />

+ 07.08.<strong>2022</strong><br />

Dr. phil. Elisabeth Waltner<br />

Mitglied Bereich Wien<br />

+ 23.11.<strong>2022</strong><br />

Hw. Herr Pfarrer Dipl. Ing.<br />

Mag. Konstantin Spiegelfeld<br />

Ehren- und Devotionsritter sowie leitender<br />

Seelsorger des MHDA<br />

+ 08.08.<strong>2022</strong><br />

Friedrich-Alexander Markgraf Pallavicini<br />

Ehren- und Devotions-Großkreuzritter in<br />

Oboedienz und Mitglied Bereich Wien R. I. P.<br />

KONTAKT<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Großpriorat von Österreich<br />

Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: smom@malteser.at<br />

www.malteserorden.at<br />

MALTESER Austria<br />

Bundeszentrale<br />

Mag. Manuel Weinberger<br />

T: +43 1 512 53 95<br />

E: zentrale@malteser.at<br />

www.malteser.at<br />

MALTESER International<br />

Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: smom@malteser.at<br />

www.malteser-international.org<br />

MALTESER Care<br />

Helmut Lutz<br />

T: +43 1 361 97 88 Fax -50<br />

Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800<br />

(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)<br />

E: office@malteser.care<br />

www.malteser.care<br />

MALTESER Kinderhilfe<br />

Olivier Loudon, Mag. Petra Hellmich, MA<br />

T: +43 7472 982 01<br />

E: office@malteser-kinderhilfe.at<br />

www.malteser-kinderhilfe.at<br />

MALTESER Ordenshaus<br />

Dir. Mag. (FH) Thomas Kissich<br />

T: +43 1 597 59 91<br />

E: office@malteser-ordenshaus.at<br />

www.malteser-ordenshaus.at<br />

MALTESER Johannesgemeinschaft<br />

Priv.-Doz. Dr. Johannes Holfeld<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: mjg@malteser.at<br />

www.malteser-johannesgemeinschaft.at<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 75


<strong>Die</strong> MALTESER wünschen<br />

<strong>Die</strong> MALTESER wünschen<br />

GESEGNETE<br />

gesegnete<br />

Weihnachten<br />

WEIHNACHTEN<br />

MALTESER CHRISTBAUMKUGEL<br />

(erhältlich in Rot oder Gold, mit einem<br />

zweiseitigen Aufdruck des <strong>Malteser</strong>kreuzes)<br />

Dekorative und hochwertige MALTESER<br />

Glasweihnachtskugel schenken und<br />

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Beim Kauf einer Weihnachtskugel zum<br />

Preis von 8,– € (inkl. MwSt.) kommen<br />

2,– € MALTESER Hilfsprojekten zu Gute.<br />

MALTESER CHRISTBAUMKUGEL<br />

Erhältlich bei den MALTESERN<br />

Johannesgasse 2/20,1010 Wien<br />

(ausschließlich gegen Selbstabholung)<br />

Mo. – Do. 8 – 17, Fr. 8 – 14 Uhr<br />

„Ein herzliches Vergelt’s Gott für<br />

Dekorative und hochwertige <strong>Malteser</strong> Glasweihnachtskugel schenken und gleich doppelt Ihre Unterstützung“<br />

Freude bereiten. Beim Kauf einer<br />

Weihnachtskugel um EUR 8,00 inkl. MwSt. unterstützen Sie die Hilfsprojekte der <strong>Malteser</strong> in Österreich. <strong>Die</strong> hochwertigen,<br />

roten Christbaumkugeln, haben einen Durchmesser von 8 cm und sind zweiseitig mit einem weißen <strong>Malteser</strong>kreuz bedruckt.<br />

Erhältlich in der Ordenskanzlei, Johannesgasse 2/21, 1010 Wien (ausschließlich Selbstabholung) Mo-Do 8-17, Fr 8-12 Uhr<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Großpriorat von Österreich<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

Katharina Stögner<br />

T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90<br />

E: presse@malteser.at<br />

www.malteserorden.at<br />

MALTESER Austria<br />

Bundeszentrale<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

Mag. Manuel Weinberger<br />

T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78<br />

E: zentrale@malteser.at<br />

www.malteser.at<br />

Österreichische Post AG<br />

MZ 11Z038858M<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

76<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>

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