Die Malteser Zeitung 3/2022
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 3/<strong>2022</strong><br />
Neuer Großprior: Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />
Wenn soziales Engagement zur Berufung wird<br />
Von Regensburg nach KwaZulu-Natal
INHALT<br />
IMFOKUS<br />
04 Der Weg zur Reform<br />
07 <strong>Die</strong> Feierlichkeiten zum Führungswechsel<br />
in Österreich<br />
09 „Zu einem erfüllten Leben braucht es mehr<br />
als Spass“<br />
RELIGIONAKTUELL<br />
12 Sein Glaube ist die Tat<br />
13 Über die Heilkraft des Betens<br />
PERSÖNLICHKEITEN<br />
14 Von Regensburg nach KwaZulu-Natal<br />
04<br />
14<br />
KULTURGUT<br />
18 Von Majestätssymbolen und dem Leiden Christi<br />
LEBENSWERT<br />
20 Wenn soziales Engagement zur Berufung wird<br />
18<br />
24<br />
RUNDSCHAU<br />
22 Glaube im Führen und Führung im Glauben<br />
24 Aktuelles zur <strong>Malteser</strong>-Ukraine Soforthilfe<br />
MALTESERÖSTERREICH<br />
26 Berichte aus den Bereichen:<br />
Vielfältige Initiativen und <strong>Die</strong>nste<br />
68<br />
72<br />
MALTESERWELTWEIT<br />
64 Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden in den<br />
baltischen Staaten<br />
66 Winterhilfe für die Ukraine<br />
67 Hilfe nach der Flut in Pakistan<br />
68 Wir dürfen die Menschen jetzt nicht allein lassen<br />
TAGEBUCH<br />
70 Auszeichnungen<br />
GELESENEMPFOHLEN<br />
72 Interessante Neuerscheinungen<br />
NEUE<br />
KONTONUMMER<br />
Konto lautend auf MALTESER Austria<br />
<strong>Zeitung</strong> „<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>“<br />
NEU: AT48 2011 1800 8087 0815<br />
NEKROLOG<br />
74 Wir trauern um<br />
Für Ihre<br />
Spende<br />
verwenden Sie bitte den<br />
beiliegenden Zahlschein!<br />
Ihre Spende ist steuerlich<br />
absetzbar.<br />
Falls Sie, Ihre Freunde oder Ihre Familie über unsere Arbeit informiert werden<br />
wollen, senden wir Ihnen die <strong>Zeitung</strong> gerne regelmäßig zu. Schreiben Sie an: presse@malteser.at.<br />
2<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
EDITORIAL<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Leserinnen und Leser,<br />
„Wer seinem Nächsten zu Hilfe kommt in seinem Leid, sei es<br />
geistlich oder weltlich, dieser Mensch hat mehr getan als<br />
derjenige, der von Köln bis Rom bei jedem Meilenstein eine<br />
Kathedrale aus purem Gold errichtet, dass darin gesungen und<br />
gelesen werde bis zum jüngsten Tag. Denn so spricht der Sohn<br />
Gottes: Ich habe meinen Tod nicht gelitten einer Kathedrale<br />
wegen und auch nicht um des Singens und Lesens willen, sondern<br />
um des Menschen willen.“ Albertus Magnus (1200 – 1280)<br />
<strong>Die</strong>se Worte betreffen uns in besonderem Maße: Es ist um<br />
des Nächsten willen, in dem wir den HERREN sehen (daher<br />
sprechen wir von den Herren Kranken), dass wir durch unsere<br />
Werke tätig sind. <strong>Die</strong> letzten drei Jahre allerdings waren für<br />
den Orden eine unruhige Zeit. Auf unserem Kurs gab es einige<br />
Wirbel, die uns nahe an Untiefen gebracht haben. Es war nicht<br />
einfach, das sichere Fahrwasser auszuloten zwischen all den<br />
wohlmeinenden und oft gegenläufigen Ratschlägen.<br />
Ich bin aber überzeugt, dass wir jetzt auf einem guten Kurs in<br />
die Zukunft sind. Ich bin unendlich dankbar, dass die Mitglieder<br />
des 2019 gewählten Kapitels bereit sind, ihre schon bisher<br />
sehr gute Arbeit mit mir fortzusetzen – auch wenn sich einige<br />
Voraussetzungen ändern. Ein Blick zurück im Zorn wird uns<br />
nicht weiterbringen, mit Gottvertrauen und Zuversicht wollen<br />
wir alle vorwärts schauen. Ich vertraue voll, dass alle, die<br />
als Ehrenamtliche oder Angestellte unter dem achtspitzigen<br />
Kreuz dem Nächsten dienen, auch weiterhin dazu bereit sind.<br />
Gemeinschaft funktioniert nur, wenn wir alle miteinander an<br />
unseren Aufgaben arbeiten und uns anstrengen, unsere Ziele<br />
zu erreichen.<br />
Wir alle, die Verantwortung tragen, müssen einander Aufmerksamkeit<br />
schenken, so wie es König Salomo aussprach:<br />
„Verleih Deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er Dein Volk<br />
zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht.<br />
Wer könnte sonst dieses mächtige Volk regieren?“ (1 Kön 3, 9)<br />
Im Vertrauen auf eine weitere, eine gedeihliche Zusammenarbeit<br />
aller Mitarbeiter und Mitglieder im Orden und in<br />
den Werken in Verbundenheit und Loyalität, werde ich mich<br />
weiterhin unserer Aufgabe widmen, <strong>Die</strong>ner zu sein unserer<br />
Herren Kranken. Das von unserem Gründer vorgegebene Ziel<br />
werde ich nicht aus den Augen lassen: Das Elend der Welt<br />
erträglicher und das Leid geringer zu machen. Damit wünsche<br />
ich Euch und Euren Familien eine gesegnete Adventszeit und<br />
einen guten Ausklang eines herausfordernden Jahres <strong>2022</strong>.<br />
Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />
Fürstgroßprior<br />
IMPRESSUM<br />
Medieninhaber: Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden (<strong>Malteser</strong>orden),<br />
Großpriorat von Österreich, 1010 Wien, Johannesgasse 2<br />
T: +43 1 512 72 44, E: presse@malteser.at<br />
Chefredaktion: Katharina Stögner<br />
Text und Lektorat: Edith Holzer Communications, Christian Taufer<br />
Autoren: Wolfgang J. Bandion, Elena Becker, Lena Berghoff, Arvydas<br />
Bruzas, Marie Czernin, Clemens Danzl, Anton F. Gatnar, Katharina<br />
Kiecol, Katrin König, Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn, Erik Johann<br />
Kühnelt-Leddihn, Mutteroberin Sr. Barbara Lehner, Georg Male,<br />
Victoria Mensdorff-Pouilly, Camilla Montecuccoli, Order of Malta,<br />
Georg Reichlin-Meldegg, Richard Steeb, Peter Stellnberger, Katharina<br />
Stögner, Cordula Wasser, Wolfgang Weigel, Manuel Weinberger, Anna<br />
Weinkamer, Susanne Wick, Pia Katharina Winkler, Tobias Zöhrer<br />
Bildrechte: Brotherhood of Blessed Gérard – die <strong>Malteser</strong> in Südafrika,<br />
Valerie Fürstenberg, Andreas Kolarik, Gloria Krenn, Christian<br />
Lendl, LPETTET iStock-Fotografie-ID:895072326, <strong>Malteser</strong> Austria,<br />
<strong>Malteser</strong>orden, <strong>Malteser</strong> International, <strong>Malteser</strong> Ukraine/<strong>Malteser</strong><br />
International, Thomas Meyer Photography, Order of Malta, PACIDA/<br />
<strong>Malteser</strong> International, SRSO/<strong>Malteser</strong> International, Fabian Steppan,<br />
Valentina Walderdorff<br />
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige<br />
Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.<br />
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für<br />
beiderlei Geschlecht.<br />
Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at<br />
Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse 10–12, 1050 Wien<br />
Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Berichterstattung über<br />
nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner Werke<br />
sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art. Namentlich<br />
gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der Redaktion<br />
entsprechen.<br />
Redaktionsschluss: November <strong>2022</strong><br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 3
IMFOKUS<br />
DER WEG ZUR REFORM<br />
Veränderungen sind auch immer eine Chance und wir wollen mutig in die Zukunft gehen. Vorher halten wir noch eine<br />
kurze Rückschau auf die wichtigsten Stationen, die der historische Reformprozess des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />
genommen hat.<br />
Von Richard Steeb<br />
<strong>Die</strong> unbegründete Absetzung des Großkanzlers<br />
S. Exz. Bailli Albrecht Freiherr von Boeselager durch<br />
S.H. u. Emz. den Fürsten und Großmeister Fra´ Matthew<br />
Festing vom 8. Dezember 2016 löste eine Krise im<br />
Orden aus und verursachte große Aufregung. Der Orden<br />
sah sich mit einem außergewöhnlichen Medienecho<br />
konfrontiert, das dazu führte, dass der Hl. Vater zur<br />
Untersuchung der Angelegenheit eine Päpstliche<br />
Kommission einsetzte.<br />
Ende Jänner 2017 lag ihr Bericht vor, woraufhin der<br />
79. Fürst und Großmeister am 28. Jänner 2017 sein<br />
Amt zurücklegte. Wie in der Verfassung des Ordens<br />
vorgesehen, übernahm der Großkomtur S. Exz. Bailli<br />
Dr. Fra´ Ludwig Hoffmann von Rumerstein als<br />
Interimistischer Statthalter die Führung des<br />
Ordens. <strong>Die</strong> seit 8. Dezember 2016 getroffenen<br />
Beschlüsse wurden für null und nichtig erklärt und der<br />
Großkanzler wieder eingesetzt.<br />
Am 2. Februar 2017 ernannte der Heilige Stuhl<br />
S. Exz. Erzbischof Giovanni Angelo Becciu zum<br />
Päpstlichen Sonderbeauftragten beim <strong>Malteser</strong>orden.<br />
Ihm wurde die Aufgabe übertragen in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Interimistischen Statthalter zu<br />
einer moralischen und spirituellen Erneuerung des Ordenslebens,<br />
insbesondere des 1. Standes, beizutragen<br />
und darüber allein und direkt dem Heiligen Vater zu<br />
berichten. Dadurch wurde S. Emz. Raymond Leo<br />
Kardinal Burke, der in die ungerechtfertigte Abberufung<br />
des Großkanzlers involviert war, als Kardinalpatron<br />
des Ordens faktisch jeglichen Einflusses beraubt.<br />
Bei dem für den 29. April 2017 einberufenen Großen<br />
Staatsrat wurde Bailli Fra´ Giacomo Dalla Torre del<br />
Tempio di Sanguinetto zum Großmeister-Statthalter<br />
(auf 1 Jahr) gewählt.<br />
Sogleich begann die Ordensregierung mit dem Reformprozess<br />
zur Änderung der Verfassung und des<br />
Codex. Hierbei sollte die traditionelle Besonderheit<br />
unserer religiösen Institution, ihr Charisma bewahrt<br />
und ihre Identität geschützt bleiben, jedoch die verfassungsrechtlichen<br />
Regeln aktualisiert werden, um<br />
besser auf die heutige Zeit und die humanitären Herausforderungen<br />
reagieren zu können. Alle Mitglieder des<br />
Ordens wurden eingeladen, Vorschläge zu unterbreiten,<br />
ein Steuerungs-Komitee wurde eingerichtet und<br />
der Ordensprälat gab dazu ein eigenes Bittgebet<br />
heraus. Zehn Arbeitsgruppen erarbeiteten in den<br />
darauffolgenden Monaten Empfehlungen, die Anfang<br />
Dezember 2017 durch Rechtsbeistände ausgewertet<br />
und das Internationale Strategieseminar „Update<br />
the rules to reinforce our mission“ vom 9. bis<br />
11. Februar 2018 in Rom zusammenfasste.<br />
Am 2. Mai 2018 wurde vom Großen Staatsrat der bisherige<br />
Großmeister-Statthalter Bailli Fra´ Giacomo<br />
Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto zum<br />
80. Großmeister gewählt.<br />
S. H. Papst Franziskus verlängerte trotzdem das Mandat<br />
seines Sonderdelegaten beim Orden, da der Weg<br />
der geistlichen und juristischen Erneuerung des Ordens<br />
noch nicht abgeschlossen sei.<br />
4<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
IMFOKUS<br />
Am 1. und 2. Mai 2019 wählte das Generalkapitel<br />
eine neue Ordensregierung. Hiernach verging viel<br />
Zeit mit der Abstimmung des Reformpapiers.<br />
Im Februar 2020 wurde nach Zustimmung der<br />
Ordensregierung ein Reformvorschlag übergeben.<br />
In weiterer Folge erfolgte jedoch keine Stellungnahme<br />
seitens des Heiligen Stuhles bzw. des Sonderdelegierten<br />
oder seiner Arbeitsgruppe dazu.<br />
Am 4. April 2020 weihte S. H. u. Emz. der Fürst und<br />
Großmeister in einem historischen Akt den Orden<br />
dem Heiligen Herzen Jesu und dem Unbefleckten<br />
Herzen Mariens.<br />
Leider verstarb der 80. Fürst und Großmeister überraschend<br />
nach kurzer schwerer Krankheit am 29. April<br />
2020. S. Exz. der Großkomtur Fra’ Ruy Gonçalo do<br />
Valle Peixoto de Villas Boas übernahm als Interimistischer<br />
Statthalter die Amtsgeschäfte.<br />
Am 24. September 2020 setzte der Heilige Vater seinen<br />
Sonderdelegaten beim Orden, S. Emz. Kardinal<br />
Giovanni Angelo Becciu, auch als Präfekt der Heiligenund<br />
Seligsprechungskongregation ab und entzog ihm<br />
alle mit der Kardinalswürde verbundenen Privilegien.<br />
Gegen Kardinal Becciu waren Ermittlungen der vatikanischen<br />
Staatsanwaltschaft eingeleitet worden. Für<br />
den Orden war damit die Situation denkbar ungünstig<br />
und der Reformprozess wieder ins Stocken<br />
geraten. Über den bisher, auf Wunsch von Kardinal<br />
Becciu, nicht publik gemachten Reformprozess wurde<br />
im Oktober 2020 ordensweit in insgesamt 60 Informationsveranstaltungen<br />
informiert.<br />
Am 30. Oktober 2020 ernannte Seine Heiligkeit Papst<br />
Franziskus S. Exz. Erzbischof Silvano Maria Tomasi<br />
C. S. zum neuen Sonderdelegierten und stattete<br />
ihn mit allen notwendigen Befugnissen aus, um selbständig<br />
über alle Fragen zu entscheiden. <strong>Die</strong>se rasche<br />
Neubestellung wurde mit großer Erleichterung aufgenommen,<br />
da damit die schwierige Situation nach der<br />
Aberkennung der Kardinalsprivilegien von Kardinal<br />
Becciu überwunden werden konnte.<br />
Durch die Corona-Pandemie und die Reisebeschränkungen<br />
konnte der Große Staatsrat des Ordens erst am<br />
7. und 8. November 2020 in Rom verfassungskonform zusammentreten<br />
und mit Fra´ Marco Luzzago einen neuen<br />
Großmeister-Statthalter (auf ein Jahr) wählen. Trotz<br />
aller Gebete und Bemühungen konnte der Reformprozess<br />
jedoch nicht innerhalb dieses Jahres beendet werden.<br />
Ende Oktober 2021 verlängerte der Papst daher den<br />
Großmeister-Statthalter Fra´ Marco Luzzago im Amt<br />
und übertrug wiederum seinem Sonderdelegaten weitreichende<br />
Vollmachten.<br />
Anfang <strong>2022</strong> wurde ein erster Entwurf der ehemaligen<br />
Arbeitsgruppe von Kardinal Becciu, die Kardinal Tomasi<br />
übernommen hatte, bekannt, der in vielen Bereichen<br />
nur die kirchenrechtliche Seite des <strong>Malteser</strong>ordens<br />
beachtete. Vielfach wurden daher Befürchtungen laut,<br />
dass gerade die im Orden gewachsene Laienstruktur, die<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 5
IMFOKUS<br />
Der neu ernannte Großmeister-Statthalter Fra´ John Dunlap als erster<br />
Nordamerikaner an der Spitze des <strong>Malteser</strong>ordens. Er wird am 13. Juni<br />
<strong>2022</strong> zum Nachfolger von Fra´ Marco Luzzago (+7. Juni <strong>2022</strong>) ernannt.<br />
die Basis für die zahlreichen Hilfswerke ist, sowie auch<br />
die für unsere weltweite karitative Arbeit so wichtige<br />
Souveränität beeinträchtigt werden könnte. Bei weiteren<br />
Gesprächen wurden zwar einige Punkte geklärt, es<br />
gelang aber nicht einen Gesamtkonsens zu erzielen.<br />
Als am 7. Juni <strong>2022</strong> schließlich auch noch Großmeister-Statthalter<br />
Fra´ Marco Luzzago überraschend verstarb,<br />
kam es am 13. Juni zur direkten Bestellung<br />
von Fra´ John T. Dunlap als Großmeister-Statthalter.<br />
Am 25. Juli <strong>2022</strong> wurden durch zwei Dekrete des<br />
Päpstlichen Delegaten zusammen mit dem Großmeister-Statthalter<br />
den Großprioraten weitreichende Änderungen<br />
gegeben. <strong>Die</strong> Professritter wurden auf die<br />
bestehenden Großpriorate verteilt und Großpriore eingesetzt<br />
sowie die Prokuratoren abberufen. Dem Großpriorat<br />
von Österreich wurden mit Bailli Fra´ Dr. Ludwig<br />
Hoffmann von Rumerstein (ehm. Großkomtur und<br />
Mitglied in gremio religionis) und Fra´ Duncan Gallie<br />
(ehm. Regierungsmitglied und Mitglied im Großpriorat<br />
von England) zwei Professritter zugeteilt, der langjährige,<br />
verdiente Prokurator Bailli Norbert Salburg-<br />
Falkenstein abberufen und Fra´ Gottfried Kühnelt-<br />
Leddihn zum Großprior bestellt.<br />
Der Heilige Vater zog die gesamte Reform schließlich<br />
an sich und gab per Dekret dem Orden am 3. September<br />
eine neue Verfassung und einen neuen Codex.<br />
Er setzte eine erweiterte, provisorische Ordensregie-<br />
rung ein und berief für den 25. Jänner 2023 ein<br />
Außerordentliches Generalkapitel. Der Heilige Vater<br />
bestätigte darüber hinaus die Befugnisse seines<br />
Sonderdelegaten bis zum Abschluss des kommenden<br />
Generalkapitels.<br />
Hiermit hat der Heilige Vater den fünf Jahre<br />
dauernden Reformprozess beendet und einen<br />
Weg für den Orden festgelegt, der bindend ist. <strong>Die</strong><br />
Veränderungen in der neuen Verfassung und im neuen<br />
Codex stellen, zusammen mit einer Intensivierung der<br />
geistlichen Mission, die wahre Erneuerung dar und<br />
zielen darauf ab, den Professen und den Oboedienzrittern<br />
und -damen eine größere Verantwortung im Leben<br />
und in der Leitung des Ordens zu geben.<br />
Für die Arbeit in unseren Betrieben, den Hilfswerken<br />
und in den Delegationen ist dadurch keinerlei Änderung<br />
eingetreten. Letztere gehen unbeirrt weiter ihren<br />
segensreichen <strong>Die</strong>nst an den Herren Kranken nach.<br />
Der mittels Dekret ernannte und durch das<br />
Kapitel des Großpriorats vom 12. September <strong>2022</strong><br />
gewählte Großprior Fra´ Gottfried Kühnelt-<br />
Leddihn legte am 13. Oktober <strong>2022</strong> im Rahmen eines<br />
feierlichen Hochamtes in der <strong>Malteser</strong>kirche in Wien<br />
seinen Amtseid ab. Bei einem darauffolgenden Empfang<br />
erfolgte die formelle Amtsübergabe.<br />
Gottes reichen Segen und viel Freude und Kraft im<br />
neuen Amt!<br />
6<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
IMFOKUS<br />
DIE FEIERLICHKEITEN ZUM FÜHRUNGS-<br />
WECHSEL IN ÖSTERREICH<br />
<strong>Die</strong> Amtsübergabe von Bailli Norbert Salburg-Falkenstein auf Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn fand am Hochfest des Seligen<br />
Gerhard, Gründer des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens, am 13. Oktober <strong>2022</strong> in der <strong>Malteser</strong>kirche in Wien statt.<br />
Insgesamt waren mehr als 180 Festgäste geladen, darunter<br />
S. E. Fra´ Roberto Viazzo, Delegierter des Großmeister-Statthalters<br />
und Mitglied der Ordensregierung<br />
aus Rom, S. G. Erzabt P. Dr. Korbinian Birnbacher OSB,<br />
Ordensspiritual und Leiter der Ordensgemeinschaften<br />
Österreichs, zahlreiche Botschafter des Ordens und die<br />
Leiter der Hilfswerke.<br />
Dank und Anerkennung für<br />
Norbert Salburg-Falkenstein<br />
In seinen Dankesworten an Norbert Salburg-Falkenstein<br />
hob Großprior Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn dessen<br />
außergewöhnliches Engagement hervor: „Ungeachtet<br />
Deiner Stellung stand für Dich stets der persönliche<br />
<strong>Die</strong>nst an unseren „Herren Kranken“ im Vordergrund.<br />
Das Großpriorat, das ich aus Deinen Händen übernehmen<br />
darf, ist geprägt durch eine solide wirtschaftliche<br />
Basis. <strong>Die</strong>se ruht auf einem starken Fundament,<br />
bestehend aus einem überdurchschnittlichen ehrenamtlichen<br />
Engagement der Mitglieder“.<br />
Norbert Salburg-Falkenstein wurde 1979 als Ehrenund<br />
Devotionsritter in den Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />
Orden aufgenommen. Es folgten verantwortungsvolle<br />
Ämter als Bereichsleiter des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst<br />
Austria in Oberösterreich, als Delegat von Oberösterreich,<br />
Vizekommandant und Kommandant des <strong>Malteser</strong><br />
Hospitaldienstes, Mitglied des Kuratoriums des <strong>Malteser</strong><br />
Hospitaldienstes, Hospitalier des Großpriorates von<br />
Österreich, Statthalter des Fürstgroßpriors sowie<br />
die Funktion eines Prokurators des Großpriorates<br />
Österreich für 16 Jahre. Weiters war er zwei Jahre Prokurator<br />
des Großpriorates Böhmen, Magistralkommissar<br />
und Moderator des Großmagisteriums für die Skandinavische<br />
Assoziation und erster Präsident der Vereinigung<br />
der Slowakischen Ordensmitglieder. <strong>Die</strong><br />
Amtsübergabe; v.l.n.r.: Großprior Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn,<br />
Bailli Norbert Salburg-Falkenstein<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 7
IMFOKUS<br />
Erhebung zum Ehren- und Devotions-Großkreuz-Ritter<br />
in Oboedienz und letztlich die Verleihung des Ehrentitels<br />
Bailli sind Zeichen der besonderen Anerkennung<br />
seiner Verdienste.<br />
Den Blick mit Zuversicht nach vorne richten<br />
In seiner Festrede ermunterte der neue Großprior Fra´<br />
Gottfried Kühnelt-Leddihn dazu, den Blick nach vorne<br />
zu richten: „Ich bin unendlich dankbar, dass die Mitglieder<br />
des Kapitels bereit sind, ihre schon bisher sehr gute<br />
Arbeit mit mir fortzusetzen und vertrauensvoll in die<br />
Zukunft blicken“. Weiters betonte der Großprior die aktuellen<br />
Änderungen in der Verfassung des Ordens: „Neu<br />
ist die mehrfache Betonung der Verpflichtung zum persönlichen<br />
<strong>Die</strong>nst an unseren Herren Kranken. Genau<br />
diese Bestimmungen sollen unser tägliches Leben neu<br />
prägen. Ich lade alle ein, zu prüfen, wo sie noch Möglichkeiten<br />
sehen, ihrem Nächsten zu Hilfe zu kommen,<br />
in seinem Leid, sei es geistlich oder weltlich, Zeit zu<br />
spenden, Zuwendung zu geben oder einfach nur zuzuhören.<br />
Es gibt in unseren Werken viele Möglichkeiten,<br />
Mitmenschen in Krankheit, Verlassenheit, Heimatlosigkeit,<br />
Hunger, Lieblosigkeit, Schuld, Gleichgültigkeit<br />
und Unglaube beizustehen, ihnen aus dem achtfachen<br />
Elend zu helfen“, so Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn.<br />
Gemeinschaftlich und vertrauensvoll ans Werk<br />
gehen<br />
Einen besonderen Stellenwert nimmt für den neuen<br />
Großprior die Gemeinschaft ein: „Gemeinschaft funktioniert<br />
nur, wenn wir alle miteinander an unseren<br />
Aufgaben arbeiten und uns anstrengen, unsere Ziele zu<br />
erreichen. Alle Gemeinschaften und auch unser Orden<br />
leben von zwischenmenschlichen Beziehungen. Jeder<br />
Mensch hat seine besonderen Gnadengaben, manchmal<br />
sind diese leicht zu erkennen, manchmal mehr oder<br />
weniger verborgen. Wenn es uns gelingt, alle diese Begabungen<br />
zur Entfaltung zu bringen, dann wird unsere<br />
Gemeinschaft stark sein, wird über sich hinauswachsen,<br />
wird Menschen begeistern – zum <strong>Die</strong>nst an denen,<br />
die sich uns anvertrauen“, so Großprior Fra´ Gottfried<br />
Kühnelt-Leddihn.<br />
8<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
IMFOKUS<br />
„ZU EINEM ERFÜLLTEN LEBEN BRAUCHT<br />
ES MEHR ALS SPASS“<br />
Der Großprior im Interview mit Georg Male<br />
Mit 25. Juli <strong>2022</strong> wurde Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn, langjähriges Mitglied des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes und des<br />
Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens sowie seit 2013 auch Professritter des Ordens und seit 2018 auch Mitglied in der<br />
Ordensregierung in Rom, mit der Leitung des Ordens in Österreich betraut. <strong>Die</strong> MALTESER nahmen dies zum Anlass, ein<br />
Gespräch mit dem neuen Großprior zu seinem Amtsverständnis und zu seinen Plänen für die Zukunft zu führen.<br />
Fra´ Gottfried – Du stehst seit kurzem dem<br />
Großpriorat Österreich des Souveränen <strong>Malteser</strong>-<br />
Ritter-Ordens als Großprior vor. Was bedeutet<br />
diese Funktion?<br />
In dieser Funktion bin ich der Superior, der Vorgesetzte<br />
aller Ordensmitglieder, und trage auch die oberste Verantwortung<br />
für alle Werke des Ordens in Österreich.<br />
Was ist eigentlich ein Großpriorat? Welche Rolle<br />
kommt ihm im weltweit tätigen <strong>Malteser</strong>orden<br />
zu?<br />
Der <strong>Malteser</strong>orden ist aufgrund des Konkordats zwischen<br />
dem Heiligen Stuhl und der Republik Österreich<br />
ein anerkannter Orden der Katholischen Kirche.<br />
Das Großpriorat widmet sich der Verwirklichung der<br />
verfassungsgemäßen Aufgaben des Ordens – der<br />
Pflege, Stärkung, Verteidigung des Glaubens und der<br />
Obsorge für Arme und Bedürftige – einerseits auf dem<br />
österreichischen Staatsgebiet, aber auch in Zusammenarbeit<br />
mit anderen Ordensgliederungen weltweit.<br />
Und was sind Deine Aufgaben, Deine Pflichten als<br />
Großprior?<br />
Der Selige Gerhard hat diese Bruderschaft vor über<br />
900 Jahren im Vertrauen darauf gegründet, dass es<br />
immer Menschen geben wird, die daran arbeiten werden,<br />
das Elend erträglicher, das Leid geringer zu machen.<br />
Meine Aufgabe ist es, Menschen zu sammeln, die dazu<br />
bereit sind, sich ganz persönlich dem <strong>Die</strong>nst am Mitmenschen<br />
zu widmen und dadurch unserem Herrn zu dienen.<br />
Eine Gemeinschaft wie unser Orden mit seinen Werken<br />
kann mehr erreichen als einzelne Ehrenamtliche, aber es<br />
ist auch sinnvoll und teilweise absolut notwendig, sich<br />
hauptberuflicher Mitarbeiter zu bedienen, um bestimmte<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen in der Qualität und Quantität sicherzustellen,<br />
die unseren Herren Kranken zusteht.<br />
Warum die Formulierung „den Herren Kranken“?<br />
Wir sehen in allen Menschen, denen wir dienen, unseren<br />
Herrn Jesus Christus, daher verwenden wir diesen<br />
Begriff. Jeder Mensch hat die unveräußerliche Würde<br />
eines Geschöpfes Gottes, wir sind seine <strong>Die</strong>ner.<br />
Hast Du konkrete Pläne, wie Du diese Funktion<br />
ausüben und was Du als Großprior erreichen bzw.<br />
bewegen möchtest?<br />
Ich sehe mich als primus inter pares, ich bin der <strong>Die</strong>ner<br />
aller. Von Antoine de Saint-Éxupéry stammt der Satz:<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 9
IMFOKUS<br />
„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die<br />
Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben<br />
zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre<br />
sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer“. Ich<br />
möchte dieses Amt so ausüben, dass unsere Mitglieder<br />
und Mitarbeiter ihren <strong>Die</strong>nst mit Freude leisten, denn<br />
nur dann macht man seine Arbeit gut, kann man auch<br />
Freude verbreiten, sich und andere motivieren, Erfüllung<br />
finden.<br />
Beschränkt sich Deine Autorität auf den Orden als<br />
solchen, oder erstreckt sie sich auch auf die Werke<br />
des Ordens?<br />
Zur Verwirklichung unseres Charismas bedient sich das<br />
Großpriorat Österreich einiger Werke. Sie alle sind den<br />
Idealen des Ordens verpflichtet. Alle leisten hervorragende<br />
Arbeit. Ordensmitglieder in den Aufsichtsgremien werden<br />
weiterhin behutsam und konsequent darauf achten, dass<br />
die Spiritualität und das Charisma des Ordens die Aktivitäten<br />
der jeweiligen Gemeinschaft bestimmen.<br />
Wie ist das Verhältnis zwischen dem Orden und<br />
Werken wie dem <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst?<br />
Der <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst nimmt eine Sonderstellung<br />
ein, weil dieser bis auf wenige Angestellte in der<br />
Verwaltung rein ehrenamtlich tätig ist. Knapp tausend<br />
aktive Mitglieder, darunter rund ein Viertel<br />
Ordensmitglieder, stehen hier im regelmäßigen <strong>Die</strong>nst<br />
an unseren Herren Kranken. Der durchschnittliche<br />
<strong>Malteser</strong> leistet im Jahr rund 130 Stunden <strong>Die</strong>nst am<br />
Nächsten – also etwa dreieinhalb Arbeitswochen. Hier<br />
erlernen überwiegend junge Menschen nicht nur den<br />
respektvollen Umgang mit unseren Betreuten, die alle<br />
besondere Bedürfnisse haben, dazu noch Erste Hilfe,<br />
etliche erwerben auch die Befähigung zum Rettungssanitäter<br />
oder auch Notfallsanitäter. Aber noch wichtiger<br />
erscheinen mir die Soft Skills, die keineswegs eine<br />
Nebenwirkung sind: Das Arbeiten, Kommunizieren<br />
und Entscheiden im Team, auch unter erschwerten Bedingungen,<br />
das Entdecken und Fördern besonderer<br />
Fähigkeiten der Menschen, die mit uns arbeiten oder<br />
die sich uns anvertrauen, kann hier erlernt und in den<br />
Arbeitsalltag der Mitglieder übernommen werden.<br />
Wie verhält es sich mit den anderen Werken?<br />
Das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus, die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe<br />
und <strong>Malteser</strong> Care können ihre Leistungen nur mit<br />
hauptberuflichen Mitarbeitern anbieten. Hier spielt<br />
das Ehrenamt zahlenmäßig eine untergeordnete Rolle,<br />
wiewohl gerade das Zeitspenden, das Zuhören und das<br />
Zuwendungschenken gerade im <strong>Malteser</strong> Ordenshaus<br />
wesentliche Beiträge zu einem angenehmen Leben in<br />
einem Haus für betagte Menschen sind. <strong>Die</strong> Johannesgemeinschaft<br />
bietet allen Interessierten die Möglichkeit<br />
der Vertiefung des Glaubens und des <strong>Die</strong>nstes an<br />
den Armen und Kranken. Alle Ordensmitglieder sind<br />
angehalten, im Rahmen ihrer Fähigkeiten und zeitlichen<br />
Ressourcen, möglichst in den Werken des<br />
Ordens, persönlich den Nächsten zu dienen.<br />
Wer kann Großprior werden?<br />
Was sind die Voraussetzungen dafür?<br />
Schon bisher war nur ein Professritter, sei es in zeitlichen<br />
oder ewigen Gelübden, als Großprior wählbar.<br />
10<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
Mit Dispens durch den Großmeister kann nach der<br />
neuen Verfassung nun auch ein Mitglied des zweiten<br />
Standes – das sind die dem Gehorsam verpflichteten<br />
Ordensmitglieder – als Ordensoberer, der Regent genannt<br />
wird, gewählt werden.<br />
Und wie bist Du dazu gekommen, zunächst<br />
Mitglied des MHDA, dann Ordensritter und<br />
schließlich Professritter zu werden?<br />
Kannst Du etwas zu Deiner Geschichte als<br />
<strong>Malteser</strong> und als <strong>Malteser</strong>-Ritter erzählen?<br />
1969, in den letzten Wochen des Grundwehrdienstes,<br />
hat mich ein Kamerad angesprochen, ob ich nicht interessiert<br />
wäre, in einer „<strong>Malteser</strong>-Jugendorganisation“<br />
mitzumachen. <strong>Die</strong>se sei in Tirol gerade im Entstehen.<br />
<strong>Die</strong>ses Virus erwies sich als hartnäckig, über verschiedene<br />
Funktionen verfiel ich dem achtspitzigen Kreuz<br />
immer mehr, fand in diesem Kreise eine wunderbare<br />
Frau, wurde 1983 Ordensmitglied. Es war aber nicht<br />
nur eine Ehefrau, die ich in hoc signo fand, sondern<br />
es waren auch viele andere sehr beeindruckende Menschen,<br />
die allesamt mein Leben wesentlich beeinflusst<br />
haben. Ich kann hier unmöglich zu allen etwas erzählen.<br />
Als meine Frau starb, wollte ich diese 32 gemeinsamen<br />
Jahre ungeschmälert bewahren und kam daher zu<br />
dem Schluss, meine Zeit – soweit sie nicht von meinen<br />
Kindern, Schwieger- und Enkelkindern in Anspruch<br />
genommen wird (ich lasse mich gerne in Anspruch<br />
nehmen) –, im Orden dem <strong>Die</strong>nst am Nächsten zu widmen<br />
und Menschen auf der Schattenseite des Lebens<br />
etwas von der vielen Freude zurückzugeben, die ich<br />
erleben durfte.<br />
In letzter Zeit ist es im Orden etwas unruhig<br />
zugegangen. Wie geht es Dir mit diesen<br />
Veränderungen, wie gehst Du damit um?<br />
Es war in der Tat nicht einfach: Etliche unterschiedliche<br />
Ideen für die Zukunft des Ordens sind aufeinandergeprallt.<br />
Es war wirklich schwer auszusieben, was<br />
dem Wohl unseres Ordens und dem <strong>Die</strong>nst am Nächsten<br />
zuträglicher ist. Jetzt, da die neue Verfassung und<br />
der Codex erlassen sind, ist es Zeit, voll Zuversicht in<br />
die Zukunft zu blicken und sich den vielfältigen Aufgaben<br />
zu widmen – genau das will ich tun, ohne den<br />
Blick zurück im Zorn.<br />
Worauf kommt es Dir als <strong>Malteser</strong> besonders an?<br />
Auf die Bereitschaft zum <strong>Die</strong>nen in einer fröhlichen<br />
Gemeinschaft.<br />
Und was würdest Du jungen Menschen sagen, um<br />
sie für eine Tätigkeit als <strong>Malteser</strong> zu gewinnen?<br />
Seit vielen Jahren stelle ich im Rahmen der Ausbildung<br />
für die Aufnahme in den Hospitaldienst Interessenten<br />
die Geschichte, die Spiritualität und die Struktur der<br />
<strong>Malteser</strong> vor. Dabei lege ich besonderen Wert darauf<br />
zu vermitteln, dass es zu einem erfüllten Leben<br />
wesentlich mehr braucht als Spaß zu haben – und ausreichende<br />
Mittel, um diesen zu finanzieren. Freude ist<br />
weit mehr als Spaß, der früher oder später verebbt.<br />
<strong>Die</strong> nachhaltigste Freude ist die, die man mit anderen<br />
Menschen teilt.<br />
Vielen Dank für dieses Gespräch und alles Gute<br />
sowie Gottes Segen für Deine neue Aufgabe!<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 11
RELIGIONAKTUELL<br />
SEIN GLAUBE IST DIE TAT<br />
Wenn Menschen von uns gehen, hinterlassen sie Spuren. Sie leben in unseren Gedanken und Herzen weiter. Sie geben uns<br />
Kraft, unser eigenes Dasein zu bewältigen und werden uns zum Vorbild.<br />
Vor allem wenn es Mitglieder des <strong>Malteser</strong>ordens sind,<br />
von denen wir uns für immer verabschieden müssen, wird<br />
aus ihren Nachrufen – einmal mehr – deutlich, wie nachhaltig<br />
und wirkungsvoll ihr ehrenamtliches Engagement<br />
zeitlebens war und über ihren Tod hinaus wirkt. Hier zwei<br />
Beispiele, die stellvertretend für viele stehen, wenn es um<br />
die Frage geht: Was zeichnet einen <strong>Malteser</strong> aus?<br />
<strong>Malteser</strong> sind lebensbejahend und<br />
optimistisch. „Er stellte sich stets<br />
den schwierigsten Herausforderungen.<br />
Und ich meine, dies war letztlich<br />
Ausdruck seines starken christlichen<br />
Glaubens, dass er einen so unglaublichen<br />
Lebenswillen an den Tag legte.<br />
Er empfand es als ein Geschenk, dass er<br />
leben durfte!“, wusste etwa Erzabt Korbinian Birnbacher<br />
während des Requiems für den im Sommer verstorbenen<br />
Bailli Franz-Alfred Reichsgraf Hartig zu berichten.<br />
<strong>Malteser</strong> sind konsequent und überzeugend. Sie sind<br />
im <strong>Die</strong>nst an „unseren Herren Kranken“ tätig, im „obsequium<br />
pauperum“ und in der „tuitio fidei“. Und dies oft<br />
schon von jungen Jahren an: „Seit seinem 17. Lebensjahr<br />
war Franz-Alfred dabei! Allein diese Treue und „stabilitas“<br />
sind schlicht bewundernswert! Um neue Mitglieder<br />
für den Orden zu werben, konnte er hartnäckige Überzeugungsarbeit<br />
leisten“, so Erzabt Birnbacher.<br />
Mitunter kann Konsequenz zur Starrköpfigkeit geraten,<br />
ohne dabei ihr Ziel zu verfehlen. „Mit seinem bekannten<br />
Dickschädel war er kaum von seinen<br />
vorgefassten Vorstellungen abzubringen“,<br />
schrieb etwa Hans Lennkh in seinem<br />
Nachruf auf Markgraf Friedrich<br />
Pallavicini. Der „Dickschädel“ hinderte<br />
den großen <strong>Malteser</strong> nicht daran,<br />
Großes zu tun. Hans Lennkh: „1956<br />
erhielt Friedrich gemeinsam mit sei-<br />
nem Bruder Sandor den Auftrag durch das Großpriorat,<br />
beiderseits der österreichisch-ungarischen Grenze den<br />
Hilfseinsatz des <strong>Malteser</strong>ordens zu koordinieren und zu<br />
leiten. Somit war er einer der Geburtshelfer unseres heutigen<br />
<strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes.“<br />
<strong>Malteser</strong> geben in jeder Lebenslage ihr Zeugnis als Christ.<br />
Sie haben ein unvergleichlich großes Gottvertrauen. Das<br />
ist die Motivation für so vieles in ihrem Leben. Erzabt<br />
Birnbacher: „Als man Franz-Alfred vor kurzem noch gefragt<br />
hatte, ob es für ihn jetzt schwer sei, nicht mehr zur<br />
Hl. Messe gehen zu können, hat er geantwortet: ‚Nein,<br />
wichtig ist, dass man den Lieben Gott im Herzen hat!‘“<br />
Der Glaube eines <strong>Malteser</strong>s ist tief geprägt vom vorbehaltlosen<br />
<strong>Die</strong>nst an den Schwachen, den Ärmsten und<br />
Kranken. In ihnen begegnet ihm Christus. Den Glauben<br />
an IHN verteidigt der <strong>Malteser</strong> entschlossen. „Das hat<br />
ihn zu einem guten Christen und beherzten <strong>Malteser</strong> gemacht“,<br />
so Erzabt Birnbacher, „deshalb habe ich auch das<br />
Evangelium vom ungläubig-gläubigen Thomas für dieses<br />
Requiem gewählt. Wie Thomas wollte auch Franz-Alfred<br />
immer die Wunde sehen und den Finger in sie hineinlegen<br />
… Franz-Alfreds Antwort im Wettbewerb und in<br />
größter Not war stets: Mein Herr und mein Gott! (Joh<br />
20, 28). Und es folgt darauf Jesu Antwort: Selig sind, die<br />
nicht sehen und doch glauben! (Joh 20, 29)“.<br />
Unüberbietbar hat es Paulus im zweiten Brief an die Gemeinde<br />
von Korinth formuliert: „… als Glaubende gehen<br />
wir unseren Weg, nicht als Schauende. Weil wir aber zuversichtlich<br />
sind, ziehen wir es vor, aus dem Leib auszuwandern<br />
und daheim beim Herrn zu sein. Deswegen<br />
suchen wir unsere Ehre darin, ihm zu gefallen, ob wir daheim<br />
oder in der Fremde sind. Denn wir alle müssen vor<br />
dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder<br />
seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im<br />
irdischen Leben getan hat (2 Kor 5, 7-10)“.<br />
Zitate aus der Predigt von S.G. Erzabt P. Dr. Korbinian Birnbacher OSB für Botschafter<br />
i.R. Bailli Franz-Alfred Graf von Hartig und aus dem Nachruf von Hans<br />
Lennkh auf Markgraf Friedrich Pallavicini<br />
12<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
RELIGIONAKTUELL<br />
Pater Jakob Mitterhöfer, pensionierter Dekan<br />
und Hochschulprofessor für Dogmatik in St. Gabriel,<br />
Dozent für Missionswissenschaft, Lehrender an der<br />
Theologischen Hochschule Heiligenkreuz und Pfarrer,<br />
ist geduldig. Wieder und wieder lädt er die Menschen<br />
ein zum Beten, die Gedanken tiefer gehen zu lassen,<br />
Oberflächlichkeit außen vor zu lassen. Er lehrt uns,<br />
im Gebet für etwas zu bitten und zu danken. Bis wir<br />
erkennen, dass das Gebet kein bloßes Takeaway ist,<br />
sondern ein großer Friedensstifter.<br />
Wir stellen drei Fragen an Pater Jakob Mitterhöfer<br />
und erhalten wunderbare Antworten.<br />
Warum fällt uns das Beten so schwer?<br />
Wir leben in einer Zeit des Kurzweiligen, Oberflächlichen<br />
und Unterhaltsamen. Kaum etwas erreicht wirklich<br />
den Grund unseres Herzens, weil uns der Triumph des<br />
Gehirns die Sprache des Herzens verschlagen hat. Wir<br />
haben verlernt, uns auf die schwachen Stimmen zu konzentrieren.<br />
ÜBER DIE<br />
HEILKRAFT<br />
DES BETENS<br />
Das Gebet ist kein Monolog. Es ist ein Dialog, für den wir<br />
uns kaum noch die Zeit nehmen. Dabei brauchen wir das<br />
Gebet so dringend. Nicht für Gott, sondern für uns.<br />
Von Georg Reichlin-Meldegg<br />
Warum sollen wir beten?<br />
Wir beten nicht für Gott, sondern für uns. Wir sind es,<br />
die das Gebet brauchen – in einer Zeit der Entfremdung,<br />
der Un- und Übermenschlichkeit. Gebet ist Besinnung,<br />
also Rückkehr zum Sinn. Beten hilft uns auch zu erkennen,<br />
was in uns unveränderlich ist, führt uns zum ruhenden<br />
Punkt in uns und ist gleichzeitig eine Tür aus dem<br />
Gefängnis unserer Sorgen. Jedes Gebet ist ein Ausbruch<br />
aus dem Ich und Hinwendung zum Du.<br />
Wie geht beten?<br />
Beten lässt sich lernen und üben. Wichtig ist, das Gebet<br />
bewusst in den Alltag hereinzulassen. Beten kennt viele<br />
Formen: Das Wiederholen bekannter Gebete, das Meditieren<br />
über Bibeltexte, das freie Beten, das private, intime<br />
Gebet, das öffentliche, gemeinsame Gebet. Auch Schweigen<br />
und Taten können Gebet sein. Es braucht – wie die Liebe –<br />
kein Buchwissen. Der beste Weg zum Gebet ist das Beten<br />
selbst, es also einfach zu tun, zumindest zu versuchen.<br />
Wieder und wieder.<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 13
PERSÖNLICHKEITEN<br />
VON REGENSBURG NACH<br />
KWAZULU-NATAL<br />
Er hat es sich nicht leicht gemacht. Doch scheint er mit Leichtigkeit den großen Herausforderungen in einer der ärmsten<br />
Regionen der Welt zu begegnen. Sein Glaube stärkt und begleitet ihn. Pater Gerhard, Gründer und Präsident der Brotherhood<br />
of Blessed Gérard, der Hilfsorganisation der <strong>Malteser</strong> in Südafrika, im Gespräch.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Pater Gerhard, Ihr Lebenslauf liest sich zunächst<br />
ganz gewöhnlich ...<br />
(Pater Gerhard lacht)<br />
Ja, ich bin ja auch ein ganz gewöhnlicher Mensch.<br />
Vielleicht mit dem Unterschied, dass es mich an einen<br />
Zipfel der Welt verschlagen hat, wo Menschen<br />
große Not leiden. Aber zunächst bin ich als gebürtiger<br />
Bayer in Regensburg in einer gut katholischen<br />
Familie aufgewachsen, ins Gymnasium gegangen<br />
und hab‘ – wie jedes andere Kind auch – mit meinen<br />
Geschwistern Unfug getrieben.<br />
Dennoch sind Sie sehr frühzeitig im Bereich der<br />
Seelsorge, im Kümmern um die Anderen, gelandet.<br />
Wie kam es dazu?<br />
Ich wollte einmal Arzt werden. So habe ich schon mit 14<br />
begonnen, im Krankenhaus ein Praktikum als Helfer zu<br />
machen. Bald darauf habe ich mich beim <strong>Malteser</strong> Hilfsdienst<br />
zum Sanitäter ausbilden lassen. Und immer wieder<br />
habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, mit den Menschen<br />
zu sprechen. Stundenlang bin ich an den Betten<br />
der Menschen gesessen – mal schweigend, mal zuhörend,<br />
mal Fragen stellend. Wichtig war den Menschen vor<br />
allem, sagen zu können, was ihnen am Herzen lag und<br />
14<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
PERSÖNLICHKEITEN<br />
um Vergebung bitten zu können. Aus meinem Wunsch,<br />
Arzt zu werden, entwickelte sich dabei der Wunsch, Arzt<br />
für die Seele zu werden.<br />
Dennoch haben Sie nicht Psychologie studiert,<br />
sondern Theologie. Warum?<br />
Ich fand eine starke Begeisterung für die Theologie, und<br />
mit jedem Tag ist meine Überzeugung gewachsen. So<br />
wurde ich dann 1982 im Regensburger Dom zum Priester<br />
geweiht. Im Juni <strong>2022</strong> feierte ich dort mein 40-jähriges<br />
Priesterjubiläum.<br />
Vor der Weihe zum Priester gab es noch ein paar<br />
andere, wichtige Stationen: Zum Beispiel das<br />
Priesterseminar Regensburg oder den Eintritt in<br />
einen Orden.<br />
Vor dem Studium war ich noch berufstätig gewesen, hatte<br />
gut in einer Führungsposition verdient. <strong>Die</strong> Nachfolge-<br />
Perikopen der Hl. Schrift haben mich sehr persönlich<br />
und direkt angesprochen, sodass ich in Erwägung zog, in<br />
einen Orden einzutreten. In intensiven Gesprächen habe<br />
ich mich aber immer wieder gefragt, was Gott wohl von<br />
mir möchte. Eine spätere Äbtissin hat mir eines Tages auf<br />
diese/meine Frage geantwortet: „Dich will er“. Das war für<br />
mich so klar, so direkt und so konkret, dass es erstmals für<br />
mich verständlich wurde: Gott will mich so, wie ich bin.<br />
Ihre Entscheidung bei der Ordenswahl fiel auf die<br />
Missions-Benediktiner. Warum?<br />
Es war Liebe auf den ersten Blick, ideal das Zusammenspiel<br />
der Aufträge: Missionierung, Seelsorge und das Medizinische,<br />
die Pflege – ganz gleichwertig und harmonisch, die<br />
perfekte Synthese von Kontemplation und Mission.<br />
Wann kam der Ruf nach Südafrika?<br />
Das war 1987. Nach einer dreijährigen Kaplans-Zeit habe<br />
ich die Aufgabe als Gemeindepfarrer in Mandeni übernommen.<br />
Das ist eine Stadt in der Provinz KwaZulu-<br />
Natal. Hier leben gut 80 Prozent der knappen Viertel-<br />
Million Menschen unter der Armutsgrenze, rund 75 Prozent<br />
der Bevölkerung waren 2004 HIV-infiziert. Als <strong>Malteser</strong><br />
habe ich vor Ort die Südafrikanischen <strong>Malteser</strong> als<br />
Verein gegründet, der zur Selbsthilfe, Selbstständigkeit<br />
und zur Selbstbestimmtheit befähigen sollte. Er trägt<br />
Pater Gerhard T. Lagleder OSB ist Ehrenkonventualkaplan<br />
des <strong>Malteser</strong>ordens. Als Missionsbenediktiner<br />
der Erzabtei St. Ottilien ist er seit 1987 Missionar im<br />
KwaZulu-Natal in Südafrika und hat dort 1992 die<br />
Brotherhood of Blessed Gérard gegründet.<br />
Nähere Informationen: www.bbg.org.za<br />
den Namen „Brotherhood of Blessed Gérard“ zu Ehren<br />
des Gründers der <strong>Malteser</strong>, des Seligen Gerhard.<br />
Wie groß ist die Brotherhood?<br />
Sie bestand anfangs aus fünf Gründungsmitgliedern,<br />
mich eingeschlossen. Heute sind es mehr als 2.600. Wir<br />
sind ein genuin südafrikanische Organisation, d.h. wir<br />
Südafrikaner helfen Südafrikanern in Südafrika. Wir<br />
finanzieren unsere <strong>Die</strong>nste durch Spenden aus Südafrika,<br />
vor allem auch aus Europa und dem Rest der Welt.<br />
Wichtig ist jede Möglichkeit, um über die Organisation,<br />
ihre Struktur, worum es uns geht – und worum nicht! –<br />
berichten zu können.<br />
Was berichtet die Brotherhood?<br />
<strong>Die</strong> <strong>Die</strong>nste unserer Organisation und ihrer Mitglieder<br />
haben ihren Mittelpunkt im „Blessed Gérard´s Care-<br />
Zentrum“. Dort betreiben wir vielfältige einander ergänzende<br />
karitative Projekte und Programme:<br />
• Gesundheitspflege Projekte: AIDS-Hilfe, Hospiz,<br />
Krankenhilfsfonds<br />
• Kinderpflege Projekte: Kindergarten, Kinderheim,<br />
Hungerhilfe, Stipendien-Fonds<br />
• Nothilfe und Sozialprojekt: Nothilfe-Fonds<br />
Alle unsere <strong>Die</strong>nste wurden nicht am Reißbrett entwickelt,<br />
sondern waren jeweils eine beherzte und wirk-<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 15
XXXXX<br />
same Antwort auf konkrete Notsituationen vor Ort, denen<br />
anderweitig nicht oder nicht hinreichend begegnet<br />
worden war. Wir tun nur, was andere nicht oder nicht<br />
in ausreichender Weise tun. Wir sind auch keine sozialunternehmerische<br />
Einrichtung, die ihre Kosten in Rechnung<br />
stellt. Fast alle der uns Anvertrauten sind bettelarm<br />
und nicht krankenversichert. Deshalb müssen wir<br />
unsere Unkosten rein aus Spenden und Zuschüssen<br />
decken. Deshalb sind wir auch nicht böse, wenn ein<br />
<strong>Die</strong>nst nicht mehr nötig ist.<br />
Können Sie uns ein konkretes Beispiel nennen?<br />
Ein solches Projekt ist etwa die Nähschule, die über die<br />
Brotherhood entstanden ist. Sie wurde von uns eröffnet<br />
und ist sehr erfolgreich, weil damit innerhalb kurzer Zeit<br />
wertvolle neue Arbeitsplätze entstanden sind. Als mehrere<br />
unserer Absolventinnen dann eigene Nähschulen eröffnet<br />
haben, zogen wir uns zurück und sind stolz auf die<br />
gelungene Hilfe zur Selbsthilfe, als diese dann diese Aufgaben<br />
selbständig und in Eigenregie übernommen haben.<br />
Anfangs haben wir auch im Rettungsdienst ausgeholfen,<br />
weil der staatliche Rettungsdienst überfordert war. Der<br />
ist aber heute sehr viel besser aufgestellt und organisiert<br />
als früher und es gibt mittlerweile auch zahlreiche hochqualifizierte<br />
Privatanbieter. Als sich diese Entwicklung<br />
abgezeichnet hat, haben wir uns sofort zurückgezogen,<br />
denn wir wollen – wie gesagt – niemals in Wettbewerb zu<br />
lokalen Unternehmen und <strong>Die</strong>nstleistern stehen.<br />
Wo fühlen Sie sich zuhause? In Regensburg oder in<br />
Südafrika?<br />
Der Regensburger Dom und die Erzabtei St. Ottilien<br />
sind und bleiben für immer meine Heimat, aber zuhause<br />
bin ich in Südafrika. Ich fühle mich als Zulu, spreche die<br />
Sprache und verstehe sie, nur mein Akzent verrät mich<br />
manchmal (lacht).<br />
Wie verhält es sich mit dem Thema Religion?<br />
Christen sind in Südafrika eine Minderheit. Es gibt viele<br />
unterschiedliche Glaubensgemeinschaften, Religionen<br />
und eine Unmenge von Sekten, die in Südafrika mit- und<br />
nebeneinander leben.<br />
Am verbreitetsten sind der traditionelle Ahnenkult und<br />
Geisterglaube. Es gibt auch zwei Glaubensgemeinschaften<br />
mit mehreren Millionen Mitgliedern, von denen<br />
eine den Ahnenkult und die Geisterbeschwörungen<br />
mit christlichen Symbolen durchführt und deshalb oft<br />
fälschlich als christlich eingestuft werden, und eine<br />
zweite große Gruppe von Anhängern, die sich um einen<br />
Zulu schart, der sich als Messias ausgibt. Unter der aus<br />
Indien eingewanderten großen Bevölkerungsgruppe ist<br />
der Islam und der Hinduismus vorherrschend.<br />
Wir respektieren natürlich die Gewissensentscheidung<br />
und religiösen Überzeugungen jedes Einzelnen. Wir verbreiten<br />
den christlichen Glauben durch unser gelebtes<br />
Beispiel und natürlich auch in der Glaubensverkündigung<br />
und freuen uns, wenn jemand sich von sich aus auf<br />
den Weg begibt, ein Christ zu werden. Es ist mir jedes<br />
Jahr in der Osternacht eine besondere Freude eine größere<br />
Gruppe von Menschen, zumeist aus unserem eigenen<br />
Kinderheim, taufen zu dürfen.<br />
Wo sehen Sie im Moment die größten Herausforderungen?<br />
Sie sind zahlreich. Was sich aber wie eine Konstante<br />
schon seit Jahren durch unsere Arbeit zieht, sind die<br />
Themen AIDS und Kinder. Wir sind sehr aktiv in der<br />
Bekämpfung von AIDS und hoffen, die Behandlung mit<br />
Medikamenten noch lange fortsetzen zu können. AIDS-<br />
Medikamente müssen lebenslang genommen werden. Es<br />
dauert etwa ein halbes Jahr bis die Patienten stabil sind<br />
und dann auch tatsächlich mit hoher Lebensqualität mit<br />
16<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
PERSÖNLICHKEITEN XXXX<br />
der Erkrankung leben können. Leider gibt es auch immer<br />
wieder Kinder, die bei der Geburt mit dem HI-Virus<br />
infiziert wurden. Für sie und alle anderen AIDS-Patienten<br />
sind die AIDS-Medikamente, die wir ihnen geben,<br />
lebensrettend, d.h. AIDS ist kein Todesurteil mehr, sondern<br />
eine behandelbare chronische Krankheit.<br />
Was ist mit den Kindern?<br />
Vermutlich 90 Prozent der Kinder, die hier geboren werden,<br />
sind unehelich. Viele Mütter setzen ihre Kinder aus<br />
Verzweiflung aus. Einmal wurde ein Neugeborenes im Gebüsch<br />
gefunden. Es hatte noch die Nabelschnur und den<br />
Mutterkuchen dran. Heute ist dieses Kind ein junger Mann<br />
und hat unser Kinderheim verlassen. <strong>Die</strong>se Geschichte ist<br />
also gut ausgegangen. Viele Kinder, die zu uns kommen,<br />
wurden in ihren Dörfern schwer misshandelt und geschlagen.<br />
Vergewaltigungen sind dort an der Tagesordnung. Es<br />
herrscht immer noch der Irrglaube, dass Geschlechtsverkehr<br />
mit Jungfrauen von AIDS heile. Daher kommt es sogar<br />
zu Vergewaltigungen von Babys. Es ist unvorstellbar.<br />
Kann man bei euch mitarbeiten oder ein Kind adoptieren<br />
oder wie sonst kann man vor Ort helfen?<br />
1. Wir haben ausreichend einheimisches Fach- und Hilfspersonal.<br />
Um als Arzt oder Ärztin oder Gesundheits- und<br />
Krankenpflegekraft vor Ort arbeiten zu können, ist eine<br />
Approbation in Südafrika erforderlich, die in der Regel<br />
nicht erteilt wird.<br />
Es gibt aber einen Freiwilligendienst für Ausländer:<br />
www.bsg.org.za/so-koennen-sie-helfen/freiwilligendienst.html<br />
www.orderofmaltavision2050.com/o/Brotherhood-of-<br />
Blessed-Gerard/opportunities/Volunteering-at-Blessed-<br />
Gerards-Care-Centre-South-Africa/55076<br />
2. Kinder werden grundsätzlich nicht zur Adoption im<br />
Ausland freigegeben. Damit soll Menschenhandel von<br />
vornherein der Riegel vorgeschoben werden.<br />
Außerdem ist Hilfe zur Selbsthilfe unser Ziel – und damit<br />
die Stärkung des Bildungsniveaus und des Selbstwerts<br />
der Menschen im Land. Hilfe von außen ist in Form<br />
von Spenden an die Brotherhood sehr willkommen, um<br />
die Ausbildung der Menschen zu fördern, Fachkräfte zu<br />
schulen und sie auf dem Weg in ein selbstbestimmtes<br />
Leben in wirtschaftlicher Unabhängigkeit zu begleiten.<br />
Lesen Sie den vollständigen Artikel auf der Website:<br />
www.malteser.at<br />
SO KÖNNEN SIE HELFEN<br />
<strong>Die</strong> Brotherhood bietet ihre <strong>Die</strong>nste kostenlos an, weil alle Patienten und Betreuten in größter Armut<br />
leben und nicht krankenversichert sind. <strong>Die</strong> Organisation ist daher auf Spenden angewiesen.<br />
Sie können die Brotherhood auf drei Arten unterstützen:<br />
• durch eine Förder-Mitgliedschaft<br />
• durch eine Spende zugunsten einzelner Projekte<br />
• durch ein Vermächtnis in Ihrem Testament zugunsten der „Bruderschaft des Seligen Gerhard e.V.“<br />
oder der „Bruderschaft des Seligen Gerhard Stiftung“<br />
Spenden an die Brotherhood sind steuerlich absetzbar.<br />
Nähere Informationen: www.bsg.org.za/so-koennen-sie-helfen/spenden.html<br />
Danke für Ihre<br />
Unterstützung!<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 17
KULTURGUT<br />
VON MAJESTÄTSSYMBOLEN UND DEM<br />
Was hat das Palais Harrach in der Wiener Innenstadt<br />
mit der Passionsschnur der Professritter des Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens zu tun? Eine historisch fundierte<br />
Antwort findet sich beim Spaziergang durch Wien.<br />
Von Wolfgang J. Bandion<br />
<strong>Die</strong> Zeit vor Weihnachten<br />
bietet sich für kulturelle<br />
Streifzüge durch die Stadt<br />
an. Punschstände und kleine<br />
Weihnachtsmärkte locken.<br />
Auf dem Weg Richtung Freyung,<br />
noch in der Herrengasse,<br />
kommen wir rechter Hand an<br />
einem Trakt des Palais Harrach<br />
vorbei. Spaziergängern<br />
empfehle ich, auch einen Blick auf das prachtvoll renovierte<br />
Portal des Palais Batthyány in der unmittelbar<br />
benachbarten Bankgasse zu werfen. Man entdeckt hier<br />
das Allianzwappen der Familien Batthyány und Strattmann.<br />
Berüchtigt wurde ein Teil dieser Liegenschaft,<br />
als sie vor dem Ersten Weltkrieg als Familienhotel unter<br />
dem Namen Klomser geführt wurde und in einem dieser<br />
Zimmer Oberst Alfred Redl gezwungen wurde, sich<br />
aufgrund seines Verrats militärischer Geheimpläne das<br />
Leben zu nehmen.<br />
Von der „Via alta“ zur „Herrengasse“<br />
So schmal wie hier war einmal die gesamte Herrengasse<br />
– bis die große Demolierungswelle vor dem Ersten<br />
Weltkrieg eine gewaltige Schneise in den historisch<br />
gewachsenen Bestand schlug. <strong>Die</strong>s betraf die Häuserzeile<br />
vom Michaelerplatz bis zur Strauchgasse. Heute<br />
ist archäologisch nachgewiesen, dass dieser alte Straßenzug<br />
tatsächlich mit der römischen Limesstrasse<br />
ident ist. „Via alta“ – Hochstraße wurde sie im Mittelalter<br />
genannt – ist ein Hinweis auf eine bestehende und<br />
befestigte römische Straße. <strong>Die</strong> heutige Bezeichnung<br />
„Herrengasse“ bezieht sich auf den Herrenstand, der<br />
mit drei anderen Ständen im Landtag vertreten war. Er<br />
war wohl der politisch einflussreichste der vier Stände<br />
und vertrat den Hochadel, der im Besitz von Grundherrschaften<br />
im Land unter der Enns war und schon über<br />
Generationen im Land ansässig war.<br />
Ein barockes Juwel<br />
Mit dem Revolutionsjahr 1848 war die ständische Vertretung<br />
in allen Teilen Österreichs Geschichte.<br />
Das Palais Harrach, dessen Hauptfassade zur Freyung<br />
blickt, barg über viele Jahrhunderte eine großartige<br />
Sammlung von Gemälden, die heute im Schloss Rohrau<br />
in Niederösterreich ein neues Domizil gefunden hat.<br />
Eine besonders gute Idee war es, die fast immer geschlossene<br />
Tür der Kapelle zur Herrengasse hin zu<br />
öffnen. Ein barockes Juwel wurde so sichtbar und lädt<br />
auch zum Innehalten für ein Gebet und Gedenken ein.<br />
Der Altar der Kapelle wurde von Antoni Beduzzi ent-<br />
18<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
KULTURGUT<br />
LEIDEN CHRISTI<br />
worfen (1719/20). Das Altarbild „<strong>Die</strong> Unbefleckte Empfängnis<br />
Mariä“ von Jusepe de Ribera hat Graf Ferdinand<br />
Bonaventura Harrach, damals kaiserlicher Botschafter am<br />
spanischen Hof in Madrid, schon im Jahre 1676 erworben.<br />
Im Jahre 1815 wurde es durch eine Kopie ersetzt und<br />
befindet sich seitdem als eines der Hauptwerke in der Graf<br />
Harrach’schen Familiensammlung, derzeit in Rohrau.<br />
Passionsschnur als Glockenzug<br />
<strong>Die</strong> künstlerische Konzeption der Kapelle des Wiener<br />
Palais geht auf den damaligen Salzburger Erzbischof Franz<br />
Anton Graf Harrach bestimmend zurück. Auch sein Bruder<br />
Johann Josef war ebenso mit Wien verbunden. Er<br />
war Landkomtur des Deutschen Ordens, Feldmarschall<br />
und Präsident des Hofkriegsrates, ein enger Freund und<br />
Kampfgefährte von Prinz Eugen. Sein Grabdenkmal befindet<br />
sich in der Deutschordenskirche in der Singerstraße.<br />
Und jetzt jedenfalls sollten wir den Blick zur Sakristeitür<br />
wenden. Denn dort dient als Glockenzug eine Passionsschnur<br />
eines Professritters des <strong>Malteser</strong>ordens. Für Professritter<br />
wurde sie erst im Jahr 1663 verpflichtend eingeführt.<br />
In 15 Feldern sind die Leidenswerkzeuge Christi dargestellt.<br />
Populär wurden sie im Spätmittelalter, als sich die Menschen<br />
verstärkt dem Leiden Christi meditativ zuwenden wollten.<br />
Ursprünglich galten sie als „signa“, als Majestätssymbole des<br />
auferstandenen und wiederkehrenden Christus.<br />
Nach der Ablegung der feierlichen Gelübde wurde dem<br />
neuen Professritter die Passionsschnur mit den Worten<br />
angelegt: „<strong>Die</strong>s ist das Joch, von dem der Erlöser sagt,<br />
dass es mild und leicht ist und das Euch zum ewigen Leben<br />
führt.“ Ganz aktuell, anlässlich der Amtseinführung des<br />
neuen Fürstgroßprior von Österreich, war die Passionsschnur<br />
wieder für zahlreiche geladene Festgäste zu sehen.<br />
Wappen auf dem Palais Batthyány-Strattmann, in der Bankgasse,<br />
1010 Wien<br />
Gemäldegalerie Harrach, Schloss 1, 2471 Rohrau<br />
Anmeldung: info@schloss-rohrau.at, Info: www.schloss-rohrau.at/graf-harrachsche-sammlung<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 19
LEBENSWERT<br />
WENN SOZIALES ENGAGEMENT ZUR<br />
BERUFUNG WIRD<br />
Von Katharina Stögner und Marie Czernin<br />
Foto: iStcokphoto.com/LPETTET<br />
Palliativdienst als höchste Disziplin: Sterbebegleitung bedeutet<br />
zu geben, sich selbst gänzlich zurückzunehmen und<br />
auf den anderen einzulassen. Es geht darum einfach DA zu<br />
sein, ohne einen persönlichen Nutzen zu erwarten – auch<br />
wenn sich dieser am Ende automatisch einstellt: In Form<br />
von Dankbarkeit, als Erweiterung des eigenen Horizonts,<br />
Relativierung der eigenen Probleme, Klarheit über sich<br />
selbst im Zusammenhang mit Trauer sowie Klarheit darüber,<br />
wie man und wie man sicher nicht altern und mit persönlichen<br />
Unzulänglichkeiten des Alterns umgehen möchte.<br />
Ein Gespräch mit einer, die es weiß und mehrfach erlebt hat:<br />
Eleonore Lobmeyr.<br />
Liebe Eleonore, wie bist Du zum Palliativdienst<br />
gekommen?<br />
Im Zuge meiner Tätigkeit „Pflege zu Hause“ habe ich<br />
die Ausbildung zu „Leben Sterben Trauerbegleitung“<br />
im Kardinal König Haus gemacht. Zu dieser Zeit ist der<br />
<strong>Malteser</strong> Palliativdienst gewachsen und ich wurde die<br />
Stellvertreterin von Johannes Mlczoch. Ich stehe vorwiegend<br />
mit meiner beruflichen Expertise operativ zur<br />
Verfügung. Um das Netzwerken mit den Stellen, die palliativ<br />
von den <strong>Malteser</strong>n betreut werden, kümmert sich<br />
Johannes. Er ist nicht nur Leiter, sondern auch Experte<br />
mit einer enormen Expertise für diesen Bereich.<br />
Warum entscheidet sich ein junger Mensch für<br />
Palliativarbeit?<br />
Beruflich war ich laufend mit dem Übergang vom Leben<br />
zum Sterben konfrontiert, und auch im Ehrenamt habe<br />
ich es immer wieder erlebt. Das Bewusstsein, dass der<br />
Tod zu unserem Leben dazugehört, und dass wir uns am<br />
Ende unseres Lebens mit Unzulänglichkeiten abfinden<br />
müssen, wird von der Gesellschaft negiert. Dabei ist<br />
es so wichtig, in Würde altern zu können. Da gehört es<br />
dazu, dass man schlechter sieht, schlechter hört, sich<br />
schlechter bewegen kann, vielleicht inkontinent wird.<br />
Sehr oft ist das noch ein viel größeres Tabu als der Tod<br />
selbst. Viele haben ein unzulängliches Bild des Sterbens:<br />
Man legt sich ins Bett und wacht nicht mehr auf. In der<br />
Realität ist der Weg bis zum Tod oft eine große Umstellung.<br />
Sich selbst damit abzufinden und darauf vorzubereiten,<br />
ist wichtig, um das Alter annehmen zu können<br />
und es würdevoll vorzubereiten. Genauso wichtig ist es<br />
aber auch für die Angehörigen sich mit dem Thema des<br />
Alterns und des Sterbens auseinander zu setzen, um<br />
besser vorbereitet zu sein, denn es könnte einen überfordern<br />
wenn es überraschend kommt.<br />
Palliativarbeit also als Bewusstseinsarbeit?<br />
Ja, ein großes Stück weit geht es dabei auch darum, wie<br />
wir Menschen im Alter würdigen oder ob wir uns für sie<br />
genieren und sie als peinlich oder unzulänglich empfinden.<br />
Altern ist stark mit Scham verbunden. Palliativarbeit<br />
unterstützt die Bewusstseinsbildung, dass wir alle einmal<br />
in diese Situation kommen. Gleichzeitig lernen wir neue<br />
Seiten an uns kennen, die Konfrontation mit der eigenen<br />
Person als trauernder oder hinterbliebener Mensch.<br />
Wie läuft ein Palliativdienst praktisch ab?<br />
In der Regel erfolgen die Besuche ergänzend zur Familie<br />
und zu Angehörigen. Besuchs- und Palliativdienst<br />
20<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
LEBENSWERT<br />
verschwimmen mitunter. <strong>Die</strong> inhaltliche Abgrenzung<br />
ist aber klar: Bei Besuchsdiensten geht es darum, gemeinsam<br />
Erledigungen zu machen, Karten zu spielen<br />
und Ähnliches. Der Palliativdienst findet am Sterbebett<br />
statt. Hier geht es um das Aufarbeiten des Lebens und<br />
darum, die Angst vor dem Tod zu nehmen, vielleicht<br />
auch noch einen letzten Wunsch zu erfüllen. Meistens<br />
ist man in der Stunde des tatsächlichen Sterbens als Palliativbetreuer<br />
nicht vor Ort. Das sind dann meistens die<br />
Angehörigen.<br />
Wie findet man heraus, ob man sich für den<br />
Palliativdienst eignet?<br />
Man sollte sich die Frage stellen, ob man bereit ist, sich<br />
auf neue Menschen bzw. eine Beziehung mit einem fremden<br />
Menschen einzulassen. Es braucht das Interesse<br />
an anderen Menschen und deren Lebensgeschichten,<br />
ein Neugierigsein, wer diese anderen Menschen sind, und<br />
die Bereitschaft, den eigenen Horizont zu erweitern.<br />
Palliativarbeit kann auch überfordern.<br />
Gibt es Hilfe für Helfende?<br />
Es wird eine kostenfreie Supervision angeboten, die in<br />
Anspruch genommen werden kann. In manchen Einrichtungen<br />
ist sie sogar verpflichtend. Man wird also<br />
nicht alleingelassen, denn neue Erfahrungen können<br />
natürlich auch überfordern. Neben der Supervision gibt<br />
es Teamtreffen zum Erfahrungsaustausch.<br />
Wie erfolgt die Aufnahme in den Palliativdienst?<br />
Zunächst gibt es ein persönliches Kennenlerngespräch.<br />
Palliativarbeit geht ja auch an die eigene Substanz. Je<br />
instabiler ich selbst bin, desto schwerer wird es mir fallen,<br />
die Last anderer Menschen zu tragen. Es ist wichtig,<br />
reflektiert an die Sache heranzugehen und sich bewusst<br />
zu sein, das es nicht um einen selbst geht, sondern um<br />
den anderen. Außerdem braucht es einiges an Lebenserfahrung.<br />
Umso mehr ich selbst mitbringe desto leichter<br />
werde ich mir tun mit den Themen wie Abschied,<br />
Trauer, Niederlage, Dinge des Lebens aufarbeiten und<br />
immer wieder auf eine neue Beziehung einlassen mit<br />
fremden Menschen.<br />
Eine starke Frau<br />
Als zweites von drei Kindern geboren, wurde Eleonore<br />
Lobmeyr im christlichen Glauben erzogen. Aufgrund<br />
der beruflichen Situation des Vaters standen<br />
häufige Übersiedlungen an der Tagesordnung.<br />
Schließlich landete die engagierte junge Frau<br />
in Oberösterreich – im Kreis einer Großfamilie.<br />
1990 schloss sich die damals erst Siebzehnjährige<br />
der Ausbildungsgruppe der <strong>Malteser</strong> OÖ an. Zwei<br />
Jahre später erfolgte die Aufnahme zu den <strong>Malteser</strong>n<br />
in Salzburg, danach der Wechsel nach Wien. Eine<br />
solide Ausbildung zur Krankenschwester war das<br />
Eintrittsticket zur Mitarbeit bei „Ärzte ohne Grenzen“.<br />
Seit etwa 14 Jahren ist Eleonore Lobmeyr für<br />
die Caritas tätig – zunächst als Leiterin des Stützpunkts<br />
„Pflege zu Hause“ und schließlich als Leiterin<br />
von zwei Pflegeheimen für psychisch erkrankte<br />
Menschen. Was sie motiviert und antreibt: „Ein<br />
sozialer Beruf war immer mein Wunsch. Nach einem<br />
Diavortrag meines Onkels Karl Salm, der mit den<br />
<strong>Malteser</strong>n in Äthiopien im Einsatz war, hat sich<br />
dieser Wunsch nur weiter gefestigt und leitet mich<br />
heute noch.“<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 21
LEBENSWERT<br />
RUNDSCHAU<br />
Welche Eigenschaften sind sonst noch wichtig?<br />
Es sind vor allem Verlässlichkeit und die Fähigkeit zu<br />
Regelmäßigkeit. Hospizstationen müssen sich darauf<br />
verlassen können, dass man zur Verfügung steht. Verbindlichkeit<br />
bezüglich Ort und Zeit ist absolut notwendig,<br />
dazu muss man sich verpflichten. Das ist wichtig<br />
für die Betreuten, denn dem Sterbenden wird schon viel<br />
genommen. Also soll ihm die Sicherheit einer Palliativbetreuung<br />
nicht auch noch genommen werden.<br />
Sind Palliativdienste mit einem regulären Berufsleben<br />
vereinbar?<br />
Sie sind sogar eine große Chance für <strong>Malteser</strong>, die im<br />
Berufsleben stehen und keine spontanen oder unregelmäßigen<br />
Sanitätsdienste leisten können. Für den Palliativdienst<br />
könnten fixe Zeiten einmal pro Woche oder<br />
einmal pro Monat vereinbart werden.<br />
Was sind deine wichtigsten Erfahrungen aus der<br />
Palliativarbeit?<br />
Man lernt sehr gut den ganzen Sterbeprozess zu begreifen,<br />
das Sterben und das Trauern an sich und mit<br />
den eigenen Unzulänglichkeiten, die das Altern mit sich<br />
bringt, umzugehen. Auch ist es spannend sich als junger<br />
Mensch mit den Unzulänglichkeiten des Alterns auseinanderzusetzen.<br />
Ich bin davon überzeugt, dass mir<br />
dass einmal selbst helfen wird wenn es bei mir soweit ist.<br />
Danke für das Gespräch!<br />
Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit<br />
im MALTESER Palliativdienst?<br />
Der <strong>Malteser</strong> Palliativdienst steht gerne für ein unverbindliches<br />
Erstgespräch zur Verfügung. Einfach<br />
ein E-Mail an mpd@malteser.at schicken. Wir melden<br />
uns umgehend bei Ihnen für eine Terminvereinbarung.<br />
https://www.malteser.at/?p=343<br />
GLAUBE IM<br />
FÜHREN UND<br />
FÜHRUNG IM<br />
GLAUBEN<br />
Was bedeutet Führung? Welche Dimensionen<br />
umfasst sie? Was macht<br />
gute Führung aus und welche Kraft<br />
kann dabei der Glaube entwickeln?<br />
Eine Einladung zur Reflexion.<br />
Von Erik Johann Kühnelt-Leddihn<br />
Führender ist – frei nach Peter Drucker, einem Pionier<br />
der modernen Managementlehre – jeder Mensch, der<br />
durch sein Denken und Handeln zum Erfolg seines<br />
Unternehmens bzw. seines Teams beiträgt. Führen findet<br />
dabei in verschiedenen Dimensionen statt.<br />
<strong>Die</strong> rationale Dimension: Hier sind strukturelle Aspekte<br />
angesprochen, ausgedrückt in Zahlen, Fakten, Stellenbeschreibungen<br />
und Aufgaben. Von Aufgaben klar zu<br />
unterscheiden sind Ziele, die vier Kriterien erfüllen müssen:<br />
1. ein Endergebnis definieren, 2. einen Termin fixieren,<br />
3. realistisch und 4. messbar sein.<br />
<strong>Die</strong> soziale Dimension: Sie umfasst die Fragen: Wie<br />
gehen wir miteinander um? Wie nehmen wir unseren<br />
Nächsten wahr, mit all seinen Stärken und Schwächen?<br />
Begegnen wir einander auf Augenhöhe?<br />
<strong>Die</strong> emotionale Dimension: Sie wird oft unterschätzt.<br />
Im Kern steht die Frage: Was treibt mich an, was durchdringt<br />
mich?<br />
<strong>Die</strong> Dimension der Intuition: Oft auch als Bauchgefühl<br />
bezeichnet, ist sie in der Führung mindestens<br />
22<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
RUNDSCHAU<br />
genauso wichtig wie das Rationale, das Soziale und das<br />
Emotionale. Durch Erfahrung, Training und Weiterbildung<br />
sammelt sich im Unterbewusstsein ein Schatz an,<br />
der im entscheidenden Augenblick die richtige Handlung<br />
ermöglicht.<br />
<strong>Die</strong> religiös-ethische Dimension: Der Glaubensaspekt<br />
kann in unserem Leben nicht außer Acht gelassen werden.<br />
Denn eine Ethik ohne Religion als tragenden Inhalt<br />
bricht in entscheidenden Situationen immer wieder zusammen.<br />
LESE-IMPULSE<br />
Anregungen zu guter Führung finden sich unter anderem<br />
in der Regel des Heiligen Benedikt, bei Peter Drucker im<br />
Buch „<strong>Die</strong> ideale Führungskraft. <strong>Die</strong> Hohe Schule des<br />
Managers“ oder bei Tom Peters „Kreatives Chaos“.<br />
Wertvolle Inspirationen geben auch die Schriften von<br />
Abtprimas em. Notker Wolf und Schwester Enrica<br />
Rosanna unter dem Titel „<strong>Die</strong> Kunst Menschen zu<br />
führen“ sowie Chris Lowneys „Franziskus – Führen<br />
und Entscheiden“.<br />
<strong>Die</strong> Basis: Führen mit allen Dimensionen Alle genannten<br />
Dimensionen sind, jede für sich genommen,<br />
für eine gute Führung zwar notwendig, aber nicht hinreichend.<br />
Erst das Zusammenwirken aller fünf Bereiche<br />
ist erfolgversprechend. Das Religiös-Ethische in Kombination<br />
mit dem Sozialen ergibt die Kultur eines Unternehmens.<br />
Das Emotionale gepaart mit dem Intuitiven<br />
ergibt die Dynamik und das Rationale die Struktur. Alle<br />
Dimensionen müssen in einem Führungsteam vertreten<br />
sein und zusammenwirken.<br />
<strong>Die</strong> Königsklasse: Führen im Ehrenamt Grundsätzlich<br />
kann die Menschenführung sowohl im Wirtschaftsleben<br />
mit bezahlten Mitarbeitenden als auch im Ehrenamt<br />
in diesen fünf Dimensionen erfolgen. <strong>Die</strong> Gewichtungen<br />
sind jedoch unterschiedlich, da im Ehrenamt die pekuniäre<br />
Motivation entweder durch eine religiöse oder durch<br />
eine ethische „Remuneration“ ersetzt ist. So gesehen ist<br />
erfolgreiches Führen im Ehrenamt wohl die Königsklasse.<br />
Lesen sie den ganzen Artikel auf der Website:<br />
www.malteserorden.at<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 23
RUNDSCHAU<br />
AKTUELLES ZUR<br />
MALTESER-UKRAINE SOFORTHILFE<br />
Gemäß dem Wahlspruch „helfen dort, wo Not ist“, setzen die MALTESER ihre Ukraine Soforthilfe in der Ukraine und in<br />
Österreich fort. Vielen Dank für die großzügigen Spenden, die diese Hilfe erst ermöglichen. Generalsekretär Manuel<br />
Weinberger gibt einen Einblick in die derzeitigen Aktivitäten (Stand Mitte Oktober).<br />
Der Hauptfokus der Unterstützung der <strong>Malteser</strong> liegt in<br />
den Bereichen Gesundheit/medizinischer Versorgung, Ernährung<br />
und Unterbringung. Mit den bereits aktuell laufenden<br />
Projekten werden bis Anfang des kommenden Jahres<br />
alleine durch die Hilfe der österreichischen <strong>Malteser</strong><br />
über 45.000 Menschen dringend benötigte Hilfe erhalten.<br />
Aufgrund des nahenden Winters gibt es aber auch schon<br />
seit längeren Planungen für die Winterhilfe, die inzwischen<br />
umgesetzt werden. <strong>Die</strong> Koordinierung der Hilfslieferungen<br />
für die Winterhilfe erfolgt von Lviv aus. „Wir<br />
haben zum Beispiel Generatoren beschafft, die in den<br />
Osten des Landes gebracht werden, damit die Menschen<br />
auch ohne reguläre Stromversorgung Heizstrahler oder<br />
Öfen betreiben können, wenn die Temperaturen immer<br />
weiter fallen“, sagt Janine Lietmeyer Programmdirektorin<br />
von <strong>Malteser</strong> International.<br />
Neben Generatoren werden Öfen, solarbetriebene<br />
Powerbanks, LED-Lampen, Isoliermaterial, Schlafsäcke,<br />
Decken, haltbare Lebensmittel und warme Kleidung in<br />
den Osten des Landes geliefert. <strong>Die</strong> erneuten landesweiten<br />
Angriffe erschweren die Arbeit der vielen zum Teil<br />
ehrenamtlichen Helfer enorm.<br />
„Ich bin zutiefst beeindruckt von der Kraft und der Motivation<br />
unserer Kollegen in Lviv, die sich auch jetzt nicht<br />
bremsen lassen, um den Menschen zur Seite zu stehen, die<br />
unserer Hilfe bedürfen. Sie haben bald acht Monate Krieg<br />
hinter sich, leben seitdem in ständiger Angst und doch lassen<br />
sie sich nicht davon abbringen, den betroffenen Menschen<br />
zu helfen“, sagt Lietmeyer.<br />
Folgende Projekte mit österreichischer Unterstützung<br />
in der Ukraine dürfen wir kurz vorstellen:<br />
Unterstützung von geflohenen und intern<br />
Vertriebenen und der aufnehmenden Gemeinden<br />
Das Projekt sieht die Unterstützung der humanitären<br />
Hilfe bei der Deckung des Bedarfs in den Bereichen Gesundheit,<br />
Nahrung, Sicherheit und Unterkunft, indem<br />
auf den ermittelten Bedarf zugeschnittene Soforthilfe<br />
bereitgestellt wird. Das Projekt konzentriert sich auf die<br />
Unterstützung von Flüchtenden und Binnenvertriebenen<br />
in der Süd- und Westukraine und den Nachbarländern,<br />
insbesondere Moldawien.<br />
<strong>Die</strong> Projektaktivitäten umfassen unmittelbare Hilfslieferungen<br />
vor allem von Nahrungsmitteln und medizinischen<br />
Produkten für die von der Krise betroffenen Menschen.<br />
Dazu gehören medizinische Hilfstransporte nach Odessa<br />
und die Unterstützung und Beheizung von Unterkünften.<br />
Technische Winterhilfe<br />
Das Projekt ermöglicht Überwinterungsschutzmaßnahmen<br />
durch die Bereitstellung von Energieerzeugern und entsprechendem<br />
Zubehör für die vom Krieg in der Ukraine betroffenen<br />
Menschen. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf der<br />
Ausstattung von Notunterkünften und von Gemeinschaftsräumen<br />
für vertriebene Menschen, sowie von individuellen<br />
Unterkünften in abgelegenen Gebieten der Ukraine. <strong>Die</strong><br />
entsprechenden Aktivitäten haben zum Ziel, die derzeitige<br />
lückenhafte Energieversorgung aufgrund der beschädigten<br />
oder teilweise auch gar nicht mehr existierenden Infrastruktur<br />
zu überwinden und die von der Krise betroffene<br />
Bevölkerung auf den Winter vorzubereiten.<br />
24<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
RUNDSCHAU<br />
Ganzheitliche humanitäre Hilfe für die vom<br />
Konflikt betroffenen Binnenvertriebenen und die<br />
am stärksten gefährdeten Einwohner der Ukraine<br />
Das übergeordnete Ziel dieses gemeinsam mit dem Hilfswerk<br />
International (HWI) umgesetzten Projekts ist es,<br />
einen Beitrag zur humanitären Hilfe zu leisten und die<br />
Situation der am meisten gefährdeten Mädchen, Jungen,<br />
Männer und Frauen in der Ukraine zu verbessern.<br />
Im Rahmen dieses Projekts werden die spezifischen Bedürfnisse<br />
von mindestens 67.690 Vertriebenen und besonders<br />
schutzbedürftigen Einwohnern in der Ukraine<br />
auf ganzheitliche Weise bedient, indem ein barrierefreier<br />
Zugang zu humanitärer Hilfe und den am dringendsten<br />
benötigten Gütern und <strong>Die</strong>nstleistungen in fünf vom<br />
Projekt eingerichteten und betriebenen Help Points (in<br />
Chernivetska, Ivano-Frankivska, Zakarpatska, Zaporizka,<br />
Dnipropetrovska and Kharkivska Oblasts) sowie in den<br />
Regionen entlang der Frontlinie gewährleistet wird. <strong>Die</strong><br />
geplanten Aktivitäten umfassen die Bereitstellung humanitärer<br />
Hilfe für die am stärksten gefährdeten Personen in<br />
der Ukraine, einschließlich der Bereitstellung von lebensnotwendigen<br />
Gütern und Lebensmitteln sowie psychosozialer<br />
Unterstützung für Erwachsene und Kinder. <strong>Die</strong> von<br />
der Organisation eingerichteten und betriebenen kinderfreundlichen<br />
Räume bieten einen sicheren Ort, an dem<br />
Kinder zusammenkommen können, um zu spielen, sich zu<br />
entspannen, sich auszudrücken, sich unterstützt zu fühlen<br />
und Fähigkeiten zu erlernen, um mit den Herausforderungen<br />
umzugehen, denen sie gegenüberstehen.<br />
Hilfe in Österreich<br />
Parallel zu den soeben genannten Großprojekten gibt<br />
es natürlich auch weiterhin laufende Hilfe von uns aus<br />
Österreich. So werden nach wie vor regelmäßig Hilfslieferungen<br />
mit dringend benötigten Gütern in Österreich<br />
zusammengestellt und durch uns oder unsere Partner in<br />
die Ukraine gebracht. Aktuell werden hier vor allem Verbandsmaterial,<br />
medizinische Produkte und sanitätstechnisches<br />
Gerät und Nahrungsmittel geliefert.<br />
Aber auch in Österreich selbst läuft unsere Hilfe kontinuierlich<br />
weiter, wie z.B. in der gemeinsam mit den Schulschwestern<br />
des 3. Ordens des Hl. Franziskus und der<br />
Diakonie betriebenen Flüchtlingsunterkunft St. Josef in<br />
Wien. Das Haus wurde im Klosterbereich von den Schulschwestern<br />
zur Verfügung gestellt und von den <strong>Malteser</strong>n<br />
eingerichtet. <strong>Die</strong> Zuweisung der Geflüchteten erfolgt<br />
durch den Fonds Soziales Wien (FSW), die Verwaltung hat<br />
die Diakonie übernommen. Das Haus wurde rasch nach<br />
der Eröffnung gefüllt. Derzeit sind 30 vertriebene ukrainische<br />
Mütter mit ihren Kindern über 4 Stockwerke verteilt.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> unterstützen die Flüchtlinge beim Erlernen<br />
der deutschen Sprache, sowie Hilfe bei der Vermittlung<br />
von Arbeitsplätzen. Des Weiteren organisieren wir Ausflüge<br />
und unterstützen die Bewohnerinnen und Bewohner<br />
bei Problemen des täglichen Lebens. Vielen Dank an<br />
die beiden Koordinatoren Peter Mensdorff-Pouilly und<br />
Georg Holzhausen, sowie dem gesamten Team.<br />
All diese Hilfe war und ist nur dank unserer zahlreichen<br />
Spender und der vielen Unternehmen, die uns mit Sachspenden<br />
und Logistik unterstützen, möglich. Bei Ihnen allen<br />
dürfen wir uns ganz herzlich im Namen der unter dem<br />
Krieg leidenden Menschen bedanken!<br />
Bitte unterstützen Sie uns auch weiterhin.<br />
Verwendungszweck: Ukraine Soforthilfe<br />
IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800<br />
BIC: GIBAATWWXXX<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 25
MALTESERÖSTERREICH<br />
DAS LEBEN EIN BISSCHEN SO<br />
Aus der Not geboren, um Menschen in Not zu helfen: Das sind die Anfänge des MALTESER Hospitaldienstes Austria. In Wien<br />
umfasst der Bereich mittlerweile mehr als 400 aktive Mitglieder und freiwillige Helfer, die sich Tag für Tag aus Überzeugung<br />
engagieren.<br />
Von Tobias Zöhrer<br />
Herbst 1956: In Ungarn erhebt sich das Volk gegen<br />
die Regierung der kommunistischen Partei und der<br />
sowjetischen Besetzungsmacht. Doch der Aufstand<br />
wird brutal niedergeschlagen, hunderttausende<br />
Ungarn flüchten in den Westen. Als Reaktion darauf<br />
gründen einige Mitglieder des <strong>Malteser</strong>ordens die<br />
„Einsatzstaffel“, die im Grenzgebiet zu Ungarn Hilfs-<br />
aktionen durchführt und sich in Wien um die Flüchtlingsbetreuung<br />
kümmert: Der <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst<br />
Austria ist geboren.<br />
Zwei Jahre später, 1958, beginnen die <strong>Malteser</strong> am<br />
Rettungsdienst in Wien mitzuwirken – zunächst noch<br />
im Rahmen des Roten Kreuzes. Ab 1962 übernehmen<br />
WIEN<br />
GESTATTEN, DÜRFEN WIR UNS VORSTELLEN?<br />
Der Bereich Wien ist – gemessen an der Zahl der Freiwilligen – der größte innerhalb des MALTESER Hospitaldienstes<br />
Austria. Mit mehr als 400 Mitgliedern und Freiwilligen leistet er rund um die Uhr seine <strong>Die</strong>nste. Was es für jede Einzelne<br />
und jeden Einzelnen bedeutet, Teil dieser großartigen Organisation zu sein, ist hier am Beispiel des Führungsteams<br />
beschrieben.<br />
„Für mich bedeutet <strong>Malteser</strong> sein,<br />
Teil einer von Nächstenliebe und<br />
Freundschaft geprägten Gemeinschaft<br />
zu sein. Bei den <strong>Malteser</strong>n hat<br />
man die Möglichkeit, von und mit<br />
unseren Betreuten lernen zu dürfen<br />
und dabei im Glauben wachsen zu<br />
können.“<br />
Sofia Rumpf, Referatsleitung Jour Fix Soz<br />
„Ich bin <strong>Malteser</strong>in, weil es mir ermöglicht, mich<br />
in meinen Werten und meinem Handeln täglich<br />
zu erneuern und zu bestärken. Es ist eine besondere<br />
Art, mit meinen Mitmenschen zu leben und<br />
mit mir selbst.“<br />
Viktoria C. Klingerstorff, Gruppenleiterin<br />
„Es beeindruckt mich immer<br />
wieder aufs Neue, mit<br />
wie viel Einsatz und Hingabe<br />
sich die freiwilligen Mitglieder<br />
für Kranke, Arme<br />
und Benachteiligte einsetzen.<br />
Das Fundament dafür<br />
bilden unsere Spiritualität<br />
und Gemeinschaft – eine einzigartige<br />
Kombination, die seit Jahrhunderten Menschen<br />
dazu motiviert, gegen das achtfache<br />
Elend anzukämpfen. <strong>Malteser</strong> zu sein bedeutet<br />
für mich gelebte christliche Nächstenliebe.<br />
Aus meinem Glauben schöpfe ich<br />
die Kraft, meine Zeit für den <strong>Die</strong>nst an unseren<br />
Herren Kranken herzuschenken.“<br />
Tobias Zöhrer, Referatsleiter PR und<br />
Kommunikation<br />
26<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
NNIGER MACHEN<br />
die freiwilligen Mitglieder auch regelmäßige Aufgaben<br />
in der Krankenpflege. 1967 wird mit dem Aufbau eigener<br />
Bereiche in den verschiedenen Bundesländern<br />
begonnen.<br />
Verlässliche Hilfe in der Krise<br />
Heute findet im Bereich Wien eine Vielzahl von Regelund<br />
Sonderdiensten statt. Wie zu den Anfängen sind<br />
die ehrenamtlichen Mitglieder auch im Katastrophenschutz<br />
und in der Flüchtlingshilfe tätig. Zuletzt etwa<br />
wurden mehrere Lastwagen mit Hilfsgütern in die<br />
Ukraine geschickt. Es wurde beim Aufbau von Flüchtlingsunterkünften<br />
geholfen und medizinisches Personal<br />
an die Grenze entsandt. Auch in der Coronakrise<br />
leisteten und leisten die <strong>Malteser</strong> in Wien einen großen<br />
Beitrag, indem sie zum Beispiel die Einsatzleitung<br />
der Impfstraße im Stephansdom übernahmen. Hier<br />
wurden rund 50.000 Impfungen durchgeführt.<br />
Trotz dieser aufwendigen Einsätze wurden auch die Regeldienste<br />
im Sanitätsbereich nicht vernachlässigt: <strong>Die</strong><br />
<strong>Malteser</strong> sind Teil der „Vier für Wien“, eines Zusam-<br />
„Ich bin <strong>Malteser</strong>in, weil ich damit Gelegenheiten<br />
bekomme, mit Gottes Hilfe Menschen<br />
glücklich zu machen und in einer Gemeinschaft<br />
von Gleichgesinnten sinnvolle Dinge<br />
zu tun. Ich kann einen Teil meiner Freizeit<br />
anderen Menschen widmen, dabei versuchen,<br />
ihr Leben ein bisschen sonniger zu machen<br />
und dadurch unvergessliche Erlebnisse mit<br />
meinen Freunden teilen.“<br />
Anna Hübner, Referentin Valletta<br />
„Ich wurde in die <strong>Malteser</strong> hineingeboren<br />
und bin bis heute <strong>Malteser</strong>in<br />
geblieben, weil ich hier eine<br />
Gemeinschaft gefunden habe,<br />
die an einem Strang zieht, um<br />
andere Menschen zu unterstützen,<br />
ohne eine Gegenleistung zu<br />
erwarten. Für mich bedeutet<br />
<strong>Malteser</strong>sein für Mitmenschen<br />
da zu sein – sei es durch aktive Hilfe oder durch reine Gesellschaft<br />
während einer einsamen Phase.“<br />
Marie-Theres Feldscher, Referatsleitung Verwaltung<br />
„Als <strong>Malteser</strong> habe ich die<br />
Möglichkeit, meine Kraft<br />
und Freizeit Menschen<br />
zu widmen, welche vor<br />
großen Hürden im Leben<br />
stehen, und ihnen durch<br />
mein Tun eine Freude zu<br />
bereiten. Bei den <strong>Malteser</strong>n<br />
habe ich eine tolle Gemeinschaft<br />
gefunden, mit der ich dem <strong>Die</strong>nst an<br />
anderen Menschen mit Freude nachgehen kann.“<br />
Tobias Lanzerstorfer, Referent Grundausbildung<br />
„Hier habe ich die Chance, als<br />
Teil einer engagierten und tatkräftigen<br />
Gemeinschaft Menschen<br />
in unterschiedlichsten<br />
Lebensabschnitten zu begleiten.<br />
Sowohl im Sozial- als auch im<br />
Sanitätsdienst lernt man jeden<br />
Tag etwas Neues und darf sich<br />
immer wieder freuen, wenn es einem<br />
gelingt, anderen ein Lächeln<br />
ins Gesicht zu zaubern.“<br />
Sophie Pongracz, Referatsleitung Organisation Soz<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 27
MALTESERÖSTERREICH<br />
menschlusses der wichtigsten Rettungsorganisationen<br />
der Stadt. So werden ehrenamtlich Rettungs- und<br />
Krankentransporte durchgeführt, Erste-Hilfe-Kurse<br />
gehalten und Ambulanzen – zumeist in der Präsidentschaftskanzlei<br />
und im Bundeskanzleramt – gestellt.<br />
Sozialdienste, Wallfahrten und Herzenswünsche<br />
Ein starkes Augenmerk liegt auch auf den Sozialdiensten.<br />
Wir wollen für unsere Betreuten in allen Lebenslagen<br />
da sein und sie mit christlicher Nächstenliebe<br />
begleiten. So gibt es jeden Mittwoch das „Valletta“, bei<br />
dem wir jeweils unter einem anderen Motto Zeit mit<br />
ihnen in unserer Bereichszentrale am Börseplatz verbringen.<br />
Montags schauen wir uns gemeinsam einen<br />
Film an, während andere Freiwillige für Obdachlose in<br />
der VinziRast kochen. In zahlreichen Sonderdiensten<br />
und Wallfahrten machen wir gemeinsame Ausflüge<br />
und Aktivitäten. Außerdem erfüllen wir im Rahmen<br />
der <strong>Malteser</strong>-Aktion „Herzenswunsch“ besondere Anliegen,<br />
die ohne die Hilfe der <strong>Malteser</strong> nicht möglich<br />
wären.<br />
Wir sind dankbar für unsere vielen Freiwilligen, die<br />
ihre Zeit und Kraft opfern, um anderen Menschen zu<br />
helfen und sie in schwierigen Situationen zu begleiten.<br />
Wir setzen alles daran, dass dies auch in den nächsten<br />
Generationen in der Tradition der <strong>Malteser</strong> fortgeführt<br />
wird.<br />
Du möchtest dich bei uns ehrenamtlich engagieren?<br />
Dann nimm mit uns Kontakt auf: www.malteser.at<br />
Wir freuen uns darauf dich kennen zu lernen.<br />
ALTEN- UND KRANKENDIENST IM BEREICH BURGENLAND<br />
WENN EINER EINE REISE TUT ...<br />
... dann kann er was erleben! Bei uns waren es gleich<br />
24 Betreute, mit denen wir einen wunderbaren Ausflug<br />
nach Orth an der Donau erleben durften. Es mit einer<br />
Hl. Messe in der Pfarrkirche von Orth los. Später gab<br />
es ein gemeinsames Mittagessen und danach ging es<br />
zum Flanieren an die Donauauen und an einen Teich die<br />
unmittelbar an das Schloss angrenzen. Dort kann man<br />
auch Wassertiere durch eine Glasscheibe von unten betrachten.<br />
Zum Abschluss folgte ein kurzer Besuch in<br />
Von Wolfgang Weigel<br />
einem Eissalon, ehe wir gutgelaunt die Heimfahrt antraten.<br />
Im Herbst ging es nach Maria Hasel, einer barocken Wallfahrtskirche<br />
in Pinggau. Pater Georg von den Oblaten<br />
des Heiligen Franz von Sales reiste extra als Zelebrant<br />
an. Auch hier kam die Kulinarik, im Anschluss an die<br />
Hl. Messe nicht zu kurz, auf dem Rückweg gab es einen<br />
Besuch im Automobilmuseum Aspang.<br />
28<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
GAUDETE!<br />
Freuet euch – unter diesem Motto stand die große MALTESER Pilgerfahrt nach Rom vom 22. bis zum 29. Oktober <strong>2022</strong>.<br />
400 Personen – 80 Menschen mit Behinderung, davon 65 im Rollstuhl, 160 <strong>Malteser</strong> und 160 Pilger – verbrachten<br />
gemeinsam eine Woche in Rom und genossen ein vielfältiges Programm. Der alles verbindende rote Faden: Freude.<br />
Von Georg Male<br />
Unmögliches möglich machen<br />
Mit dem Rollstuhl über das unebene und löchrige Kopfsteinpflaster<br />
der römischen Altstadt? Zur Lourdes-<br />
Grotte weit oben in den Vatikanischen Gärten? Ins<br />
(nicht durch Lifte erschlossene) Obergeschoß der Vatikanischen<br />
Museen zu den weltberühmten Stanzen Raffaels?<br />
Den steilen Weg hinauf zum Kapitol, um den perfekten<br />
Blick aufs Forum zu erhaschen? Alles kein Problem,<br />
wenn man mit den <strong>Malteser</strong>n unterwegs ist.<br />
für die Gäste eine willkommene Abwechslung von ihrem<br />
Alltag, der zumeist durch Einsamkeit und Einschränkungen<br />
gekennzeichnet ist. Nicht so in Rom: Aufgeteilt<br />
auf zehn Teams in ebenso vielen Bussen erlebten die<br />
Teilnehmer ein dichtes und vielfältiges Programm. Das<br />
spirituelle Angebot reichte von einer privaten Andacht<br />
in der Sixtinischen Kapelle über Hl. Messen in den wichtigsten<br />
Kirchen Roms bis hin zur Teilnahme an der allwöchentlichen<br />
Generalaudienz des Hl. Vaters.<br />
Ob es Rollstuhl schieben, tragen, waschen und pflegen<br />
ist oder gemeinsam essen, lachen, singen, tanzen und<br />
beten – die Teilnehmer einer <strong>Malteser</strong> Pilgerfahrt wie jener<br />
nach Rom bilden eine große Familie, die alles miteinander<br />
teilt. Anstrengung ebenso wie Genuss. Traurigkeit<br />
ebenso wie Freude. <strong>Die</strong> ehrenamtlichen Helfer der<br />
<strong>Malteser</strong>, in der Mehrzahl Studenten, aber auch viele<br />
„Junggebliebene“, teilen ihre Freizeit mit den von ihnen<br />
Betreuten, und das buchstäblich rund um die Uhr.<br />
Freude erleben, Kraft tanken<br />
<strong>Die</strong> Leichtigkeit und Fröhlichkeit dieser Tage brachte<br />
Einen kulturellen Höhepunkt bildeten gleich am ersten<br />
Tag exklusive Führungen in den für sonstige Besucher<br />
geschlossenen Vatikanischen Museen. In der Folge<br />
wurde das antike Rom ebenso besucht wie das barocke<br />
– Spezialführungen inklusive. Und auch die Dolce Vita<br />
kam mit Mittagessen in typischen Restaurants, Flanieren<br />
in der Altstadt und in Trastevere und einer rauschenden<br />
Party nicht zu kurz.<br />
Reiche Gelegenheit also, Eindrücke und Erinnerungen<br />
zu sammeln, die auch in der Rückschau das vermitteln<br />
sollen, was die gesamte Reise prägte: Freude.<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 29
MALTESERÖSTERREICH<br />
ROM<br />
PILGERFAHRT<br />
<strong>2022</strong><br />
Sonntag: Einen kulturellen Höhepunkt bildeten gleich am ersten Tag exklusive<br />
Führungen in den für sonstige Besucher geschlossenen Vatikanischen Museen.<br />
Montag: Hl. Messe im Pantheon, das extra für uns gesperrt wurde. Auch der österreichische Botschafter beim<br />
Hl. Stuhl und dem <strong>Malteser</strong>orden, Exz. Dr. Marcus Bergmann, gab uns die Ehre.<br />
<strong>Die</strong>nstag: Spaziergang, Andacht und Mittagessen in den Vatikanischen Gärten, dann Hl. Messe und<br />
Führung im Petersdom. Ein Fest der Gemeinschaft und des Glaubens.<br />
30<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Mittwoch: <strong>Die</strong> Audienz beim Heiligen Vater ist für viele Pilger der absolute Höhepunkt, besonders wenn dieser einen<br />
persönlich begrüßt, auf Augenhöhe!<br />
Donnerstag: Was bei einer Pilgerfahrt in die Ewige Stadt nicht fehlen darf, ist neben einer Hl. Messe<br />
in Santa Maria Maggiore die Besichtigung des „antiken Rom“.<br />
Freitag: Hl. Messe mit Krankensalbung in S. Maria in Trastevere – mit einer kleinen Überraschung:<br />
Einem Platzkonzert der Militärmusik Rom, inklusive Radetzkymarsch.<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 31
MALTESERÖSTERREICH<br />
INTERNATIONALES MALTESER<br />
SOMMERLAGER <strong>2022</strong><br />
Anfang August machten sich 20 <strong>Malteser</strong> aus Österreich, davon 8 Gäste, auf den Weg nach Italien. Ziel der Reise war es, mit ca.<br />
400 anderen Jugendlichen aus aller Welt eine Woche in der Nähe von Rom am Internationalen MALTESER Sommerlager, dem<br />
Maltacamp, zu verbringen.<br />
Von Victoria Mensdorff-Pouilly<br />
Teil des vielseitigen Programms waren neben der Opening<br />
Ceremony und den Aktivitäten am Campsite die<br />
Ausflüge nach Rom in die Villa Borghese oder ins Colosseum,<br />
zum Castel Gandolfo, auf eine Militärbasis, in das<br />
kleine Dörfchen Sant’ Angelo di Roccalvecce und in den<br />
Vergnügungspark „Cinécitta“. Höhepunkt war eine<br />
Hl. Messe im Petersdom mit Kardinal Silvano Maria<br />
Tomasi und anschließendem Essen im Stützpunkt der<br />
Carabinieri in Rom, wo unter anderem auch ein eigenes<br />
Konzert der Militärkapelle für uns stattfand. Für viele<br />
von uns war das Highlight der Woche ein Ausflug zu<br />
einem rollstuhlfreundlichen Strand, um dort endlich<br />
wieder im Meer schwimmen zu gehen und den Sand unter<br />
den Füßen zu genießen. Das stundenlange Schwimmen<br />
und die starke Sonne war ein besonderes Erlebnis<br />
und wird uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben.<br />
Auch das Abendprogramm für uns Jugendliche war<br />
vielseitig mit unterschiedlichsten Motto-Discos, wie<br />
beispielsweise einer „Fluoreszierenden Nacht“, der<br />
„TogaParty“ und einer „Superhero Night“. Besonders<br />
beliebt waren wie immer die beiden Internationalen<br />
Abende, an denen sich jedes der 17 Länder kulinarisch<br />
und kulturell vorstellte. Österreich war traditionsbewusst<br />
mit Kaiserschmarrn mit Apfelmus und Weißem<br />
Spritzer in Dirndl und Lederhose vertreten.<br />
Auch die Italien Happy Hours, an denen es typisch<br />
italienische Aperitivos gab, waren von besonderer<br />
Gemütlichkeit geprägt. Um einen Abend Kraft für<br />
das anstrengende Programm zu sammeln, wurde am<br />
Mittwochabend eine „Silent Night“ veranstaltet, bei<br />
der es eine Lichterprozession mit anschließender Anbetung<br />
vor dem Allerheiligsten und Beichtgelegenheit<br />
gab. Des Weiteren gaben Ordensbrüder, welche<br />
die ewige Profess im <strong>Malteser</strong>orden ablegten, Zeugnis<br />
über ihre Berufung und ihr Leben als <strong>Malteser</strong> Ritter.<br />
Ein weiterer Teil den Glauben am Camp zu leben,<br />
waren die fast täglichen Hl. Messen, die wir dank unseres<br />
Teampriesters feiern konnten.<br />
32<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Abschluss der Woche war neben der Closing Ceremony, der Christophers<br />
Cup, ein Crocketturnier das an die bei einem Autounfall ... verunglückten<br />
österreichischen <strong>Malteser</strong> & Betreute erinnert. Nachdem wir Österreicher<br />
den Christophers Cup nun covidbedingt 3 Jahre lang bei uns aufbewahrten,<br />
konnten wir ihn heuer an das Team Slovakia und Bulgaria weitergeben.<br />
Auf die Frage, was in der Woche am besten war, konnte Barbara nur sagen:<br />
„alles - Aber wie!!! Und mein Geburtstag mit allen meinen Freunden – Aber<br />
wie!! Das habe ich noch nie erlebt!“ Barbara, Gast am Maltacamp.<br />
Auch Matthias meinte „Mir hat das Maltacamp sehr gut gefallen – aber am<br />
besten war die Disco und das Schwimmen im Meer mit meinen liebsten<br />
Freunden“ – Matthias, Gast am Maltacamp.<br />
Gut, dass wir alle unsere neuen Freunde nächstes Jahr am Maltacamp in<br />
Waterloo, Belgien wiedersehen können. Danke an das italienische Organisationsteam<br />
für die drei Jahre lange Organisation. <strong>Die</strong> Vorfreude auf das<br />
nächste Camp steigt aber auf jeden Fall schon jetzt!!!<br />
Ihre TCM Apotheke<br />
in Wien Mitte.<br />
TCM<br />
• Traditionelle Chinesische<br />
Medizin (TCM)<br />
• Orthomolekulare Medizin<br />
Nährstoffberatung • Rohdrogen<br />
• Homöopathie • Granulate<br />
• Schüßler Salze • hydrophile<br />
• Spagyrische Essenzen Konzentrate<br />
• Bachblüten • und Dekokte australische<br />
Buschblüten • Salben<br />
• Rostock Essenzen • Tinkturen<br />
• Schlangenberg • Sirupe Essenzen<br />
• Aromatherapie<br />
• Kosmetik<br />
• Teemischungen<br />
Apotheke zur heiligen Elisabeth<br />
Mag. pharm. Elisabeth Sprinzl KG<br />
• Abfüllungen Landstraßer Hauptstraße in Kapseln 4<br />
pflanzlichen<br />
A-1030 Wien<br />
Ursprungs<br />
Tel.: +43/1/713 14 86<br />
• Rezepturen Fax: +43/1/712 99 und 20 fertige<br />
Mischungen office@apothekewienmitte.at für Kraftsuppen<br />
www.apothekewienmitte.at<br />
und diverse Wohlfühltees<br />
• TCM Kosmetik in Wien MiTTe (MASTER LIN)<br />
Tel.: +43/1/713 44 80<br />
Fax: +43/1/713 44 81<br />
www.apothekewienmitte.at<br />
tcm@apothekewienmitte.at<br />
Apotheke zur Hl. Elisabeth<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 33<br />
Mag. pharm. Elisabeth Sprinzl KG | Landstraßer Hauptstraße 4, 1030 Wien<br />
Tel +43 1 713 14 86, tcm@apothekewienmitte.at
MALTESERÖSTERREICH<br />
Herzenswunsch<br />
WIE GERNE WÜRDE ICH NOCH EINMAL ...<br />
Träume und Wünsche bekommen eine ganz andere Dimension, wenn Menschen wissen, dass sie nicht mehr lange zu leben<br />
haben. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> erfüllen diese letzten Wünsche.<br />
Es sind oft Herzenswünsche, die den Betroffenen alles<br />
bedeuten. Noch einmal einen geliebten Verwandten oder<br />
eine Freundin sehen, einen besonderen Ort besuchen,<br />
mit dem schöne Erinnerungen verbunden werden. <strong>Die</strong><br />
<strong>Malteser</strong> machen es im Rahmen des Projekts „<strong>Malteser</strong><br />
Herzenswunsch“ möglich. Sie organisieren Ausflüge zu<br />
einem beliebigen Wunschort innerhalb von Österreich.<br />
Auf diese Weise können schwerkranke oder hochbetagte<br />
Menschen Abschied nehmen, noch einmal genießen<br />
oder sich einfach noch einmal fühlen wie früher – am<br />
Ort ihrer Kindheit, bei ihrer Familie, mit Freunden. Begleitet<br />
werden sie auf ihrer Fahrt durch ehrenamtliche<br />
<strong>Malteser</strong>, die für die erforderliche – auch medizinische –<br />
Betreuung sorgen. <strong>Die</strong> Erfüllung des Herzenswunsches<br />
ist für den Fahrgast und eine Begleitperson kostenlos<br />
und wird ausschließlich über Spenden finanziert.<br />
Seit Bestehen des Projekts durften wir schon eine Vielzahl<br />
an Herzenswünschen realisieren. Nähere Infos und<br />
Kontaktmöglichkeiten finden sich im Internet unter:<br />
www.malteser.at/was-wir-tun/herzenswunsch/<br />
Steiermark<br />
HERZENSWUNSCHFAHRT INS GRAZER<br />
BERGLAND<br />
Von Pia Katharina Winkler<br />
Es hätte kein schönerer goldener Herbsttag sein können. Am 08.10.<strong>2022</strong> war<br />
nicht nur Welt-Hospiztag, sondern auch ein ganz besonderer Ausflug in das<br />
Grazer Bergland geplant. Für Martin, Balthasar und Lisa war es eine Landpartie,<br />
welche ihre letzte sein könnte. Alle drei haben eine palliative Diagnose.<br />
Von Graz aus starteten wir auf die Teichalm. Angekommen, gab es ein<br />
wunderbares Mittagessen – wie bei einer großen Familie. Dabei war es<br />
unwichtig, wie lange wir bei diesem Mittagessen saßen oder ob der ALS-<br />
Patient Stück für Stück seine Kraft verliert und den Salat zur Hauptspeise<br />
nur mehr mit Hilfe zu sich nehmen kann. Dafür sind wir <strong>Malteser</strong> stets<br />
zur Stelle, um das Wichtige nicht zu verpassen: Den sonnigen Tag in bester<br />
Gesellschaft der Familie.<br />
So war es allen möglich, einen gemeinsamen Ausflug ins Grüne und auf einen<br />
Bio-Bauernhof zu unternehmen. Wie die Augen strahlten beim Anblick der<br />
Kinder, die gemeinsam mit den Bergziegen um die Wette kletterten! Streicheleinheiten<br />
mit den Kühen, Kaninchen und Hunden kamen auch nicht zu kurz.<br />
Nach ganz viel Sonne, Lachen und Genießen ging es wieder zurück nach Graz.<br />
34<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
Tirol<br />
DIE ERFÜLLUNG EINES HERZENSWUNSCHES AM<br />
PATSCHERKOFEL<br />
Von Camilla Montecuccoli<br />
Frau N. ist seit einiger Zeit Patientin auf der Palliativstation. Immer wieder spricht sie<br />
über ihre Liebe zu den Bergen. Daraus ergab sich auch die Idee einer Herzenswunschfahrt<br />
auf den Patscherkofel inklusive Einladung der Patscherkofelbahn Betriebs GmbH.<br />
Bei schönstem Wetter holten zwei engagierte ehrenamtliche <strong>Malteser</strong> Frau N. vom<br />
Hospiz-Haus in Hall in Tirol ab und fuhren zur Talstation der Patscherkofelbahnen.<br />
Dort wurde Frau N. schon von ihrem Vater erwartet, der sie bei diesem besonderen<br />
Ausflug begleitete. Nach der Bergfahrt spazierten die beiden gemütlich zwischen<br />
Kühen Richtung Alpengarten mit herrlichem Ausblick. Zu Mittag wurden köstliche<br />
Schnitzel und Käsespätzle verspeist und anschließend ging es wieder tal- und<br />
heimwärts nach Hall.<br />
Es war ein wunderbarer Ausflug für Frau N., die nach diesem tollen Tag freudestrahlend<br />
und glücklich auf die Hospiz- und Palliativstation zurückkehrte – nicht<br />
nur mit ihrem Rucksack, sondern auch einem unvergesslichen Erlebnis im Gepäck.<br />
Salzburg<br />
WALLERSEE ALS HERZENSWUNSCH<br />
Von Anna Weinkamer<br />
Für viele ist es selbstverständlich, schöne Tage an einem See im Salzburger<br />
Land zu verbringen. Frau T. kann das leider nicht mehr. Sie wird palliativ<br />
betreut, ist auf den Rollstuhl angewiesen und wohnt im ersten Stock ohne<br />
Lift. Schon sehr lange konnte Frau T. ihre Wohnung nicht mehr verlassen<br />
und schon gar nicht zu ihrem Wohnwagen an den Wallersee zum Badeplatz<br />
der Familie fahren. Dabei war das ihr allergrößter Wunsch: noch einmal an<br />
den Wallersee. Ständig sprach Frau T. davon, wie uns ihre Tochter erzählte,<br />
die sich mit dem Wunsch ihrer Mutter an die Salzburger <strong>Malteser</strong> wandte.<br />
An einem warmen, sonnigen Tag holte ein Team der Salzburger <strong>Malteser</strong><br />
Frau T. und ihre Familie zu Hause in Hallein ab und fuhr an den Wallersee.<br />
Was war das für eine Wiedersehensfreude bei der Ankunft am Camping-<br />
Platz! Viele Nachbarn und Freunde waren da, um Frau T. zu begrüßen. Sie<br />
konnte noch einmal ihren Wohnwagen besuchen, in dem sie so viele glückliche<br />
Stunden verbracht hat. Noch einmal unter ihrem Lieblingsbaum sitzen.<br />
Noch einmal über den See schauen. Als wir Frau T. nach einem langen,<br />
gelungenen und erfüllten Tag wieder zurück nach Hause gebracht hatten,<br />
verabschiedete sie uns mit den Worten: „Das war einer der schönsten Tage<br />
meines Lebens!“<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 35
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESER KINDERHILFE<br />
WIEDER SAGEN WIR HERZLICH „DANKE!“<br />
„Was wären die großen Erfolge ohne die kleinen“, hieß einmal ein Werbespruch. Im Hilde Umdasch Haus bewahrheitet er sich im<br />
echten Leben. Dank großzügiger Spenden kommen die Bewohnerinnen und Bewohner in ihrem nicht immer einfachen Alltag<br />
Schritt für Schritt voran und können so auch richtig große, für sie glückliche Momente erleben. Dafür ein herzliches Danke an alle<br />
Spender und Unterstützer der MALTESER Kinderhilfe!<br />
Von Katrin König<br />
Der Kommissar und Komödiant<br />
Bekannt aus der Erfolgsserie „<strong>Die</strong> Rosenheim<br />
Cops“, in der er die sympathische Kultfigur<br />
„Michi Mohr“ spielt, gab Max Müller, ausgebildeter<br />
Bariton, gemeinsam mit dem Pianisten<br />
Volker Nemmer einen Benefizabend zugunsten<br />
der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe im Hilde Umdasch<br />
Haus. Mit seinem Programm „Tierisch“ versetzte<br />
er das Publikum in der Ybbsfeldhalle in<br />
Blindenmarkt in helle Begeisterung. Ebenso<br />
begeistert sind jetzt die Bewohnerinnen und<br />
Bewohner im Hilde Umdasch Haus: Ihnen kommt eine Spendensumme von 25.550 Euro zugute, die Max Müller und<br />
Intendant Michael Garschall der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe überreichten. Ein ganz, ganz großes Dankeschön dafür!<br />
Jugendliche helfen Jugendlichen<br />
Was dabei herauskommt, wenn Helfen Schule macht,<br />
zeigten zwei Schulklassen vor: <strong>Die</strong> Schülerinnen und<br />
Schüler der 3D vom Stiftsgymnasium Melk organisierten<br />
selbstständig einen „Naschmarkt“ mit köstlichen,<br />
teilweise selbst gebackenen Muffins, Cake-Pops, Kuchen<br />
und Käsestangen. <strong>Die</strong> Fachschule für Sozialberufe<br />
in Gleiß organisierte im Rahmen des Unterrichtsfachs<br />
„Angewandtes Projektmanagement“ einen Jausen-<br />
Verkauf mit Unterstützung der Bäckereien Moshammer<br />
und Piaty. Der Erlös aus dem Verkauf der Leckereien –<br />
stattliche 1.079,70 Euro aus beiden Projekten – kommt<br />
der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe zugute. Danke für dieses großartige<br />
Engagement im Namen aller Bewohner im Hilde<br />
Umdasch Haus, deren Alltag durch diese Spendenaktionen<br />
wieder ein Stückchen verbessert werden kann!<br />
36<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Bratwürstel mit Kraut und Gebäck<br />
Im Rahmen einer Wallfahrt zur Kapelle im Hilde Umdasch Haus fanden die Bewohner und Klienten der Tagesstruktureinrichtung<br />
der ARGE Sozialdienst Mostviertel den Weg zu uns. Der Sozialdienst Mostviertel ist eine Anlaufstelle<br />
für psychisch beeinträchtigte Menschen, die ein selbstbestimmtes Leben außerhalb einer Klinik anstreben. Bei<br />
starkem Regen fanden sich die rund 35 Besucher in der Kapelle zur Hl. Messe mit Pfarrer Peter Bösendorfer ein.<br />
Anschließend konnten Bratwürstel mit Kraut und Gebäck bereits wieder im Freien genossen werden. Schön, dass Ihr<br />
da wart und danke an Pfarrer Peter Bösendorfer für die schöne, besinnliche Predigt!<br />
Danke für euren Besuch im Hilde Umdasch Haus<br />
Immer wieder nützen Schulklassen ihre Zeit, um uns<br />
im Hilde Umdasch Haus zu besuchen. Wir freuen uns<br />
jedes Mal über das große Interesse an unserer Einrichtung!<br />
Zuletzt, nach der coronabedingten Pause, haben<br />
uns Schülerinnen und Schüler aus der Ethik-Gruppe der<br />
HLW Amstetten, aus der Abschlussklasse der Landwirtschaftlichen<br />
Fachschule Gießhübl und aus der Krankenpflege-Schule<br />
Amstetten besucht. Sie erhielten – freilich<br />
unter Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen –<br />
einen Blick hinter die Kulissen und das Leben im Hilde<br />
Umdasch Haus. Danke für den Besuch!<br />
Therapieunterstützung von Soroptimist<br />
Soroptimist International ist die weltweit größte<br />
Serviceclub-Organisation berufstätiger Frauen. Unter<br />
dem Motto „Wir setzen uns für Frauen ein – BEWUSST<br />
MACHEN – STELLUNG NEHMEN – HANDELN“ ist der<br />
Club seit 2009 in Melk aktiv. Für eine junge Bewohnerin<br />
des Hilde Umdasch Hauses finanziert der Club nun eine<br />
Psychotherapie, nachdem die Kosten für die Therapie<br />
weder aus dem familiären Umfeld der Bewohnerin, noch<br />
aus öffentlichen Mitteln übernommen werden können.<br />
Soroptimist Melk trägt den Selbstbehalt. Von Herzen<br />
danke dafür!<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 37
MALTESERÖSTERREICH<br />
Fotos: Gloria Krenn<br />
Großartige Stimmung beim<br />
6. Kinderhilfelauf in Amstetten<br />
Der 6. Kinderhilfelauf in Amstetten<br />
zugunsten der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe<br />
im Hilde Umdasch Haus bot heuer<br />
wieder alle Bewerbe. Rund 700 Teilnehmende<br />
sorgten für neue Bestleistungen<br />
– auch bei den Spendeneinnahmen.<br />
„<strong>Die</strong> großartige<br />
Stimmung bei den Besucherinnen<br />
und Besuchern hat uns ganz besonders<br />
gefreut. So macht es richtig<br />
viel Spaß, mit vereinten Kräften<br />
‚laufend zu helfen‘“, zeigte sich Veranstaltungsleiter<br />
Reinhard Gruber<br />
von der HEIL & SPORT Praxis in<br />
Amstetten begeistert.<br />
Der nächste Kinderhilfelauf in<br />
Amstetten ist bereits in Planung:<br />
VirtualRun 28.09-01.10.2023<br />
Lauf in Amstetten 01.10.2023<br />
Wenn auch Sie die Kinder und Jugendlichen mit lebensverkürzenden Erkrankungen der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe im<br />
Hilde Umdasch Haus unterstützen wollen, finden Sie auf unserer Website Informationen darüber, welche Möglichkeit<br />
es dafür gibt: www.malteser-kinderhilfe.at/spenden/<br />
38<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Ein ganz besonderes Danke an unsere Mitarbeitenden<br />
Nach einer Teambesprechung mit anschließender Grillerei im Garten gab es eine Überraschung für die Mitarbeitenden<br />
des Hilde Umdasch Hauses: Unter der Leitung von Pädagogin Sabrina sangen die Kinder ein Lied und überreichten<br />
jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter wunderschöne Blumen sowie selbstgebastelte Geschenke. Der Dank<br />
gebührt den Mitarbeitenden für die besonders liebevolle Fürsorge, die sie ihren Betreuten Tag für Tag angedeihen<br />
lassen. Vergelt’s Gott!<br />
Ein kleines Senfkorn Hoffnung<br />
Immer wieder finden im Hilde Umdasch Haus<br />
besondere Messen statt. Sie stehen unter einem<br />
eigens gewählten Thema. Bei prachtvollem Sonnenschein<br />
gab es zuletzt „ein kleines Senfkorn<br />
Hoffnung“ in Form einer besinnlichen Predigt<br />
von Pfarrer Peter Bösendorfer. Pädagogin Sabrina<br />
sorgte mit dem Großvater einer Bewohnerin des<br />
Hilde Umdasch Hauses für die musikalische Gestaltung<br />
der Messe. Im Anschluss gab es Brötchen<br />
und selbstgemachte Aufstriche von unserer Hausmutter<br />
Bernadette. Es war köstlich!<br />
Legendäre Männer<br />
Im Rahmen des traditionellen Early Morning Charity Golf-Turniers des Legendario Men Club<br />
im Golfclub Swarco Amstetten-Ferschnitz wurde nicht nur gekonnt eingelocht, sondern auch<br />
großzügig gespendet. Mit einem Teil der Startgelder sowie mit zusätzlichen Spenden der Besucher<br />
und einer großzügigen Aufstockung durch den Club ergab sich ein Erlös von 3.000 Euro<br />
zugunsten der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe. Wir bedanken uns von ganzem Herzen für die Unterstützung!<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 39
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESER CARE<br />
VON GHANA ZU MALTESER CARE<br />
Mein Lebensmotto: Sei dankbar für alles!<br />
Von Susanne Wick<br />
Liebe Doris, Du wurdest 1988 in Ghana geboren,<br />
welche Erinnerungen an deine Kindheit hast du?<br />
Ich habe nur schöne Erinnerungen an meine Kindheit. Ich<br />
lebte mit meiner Mutter, meinen Geschwistern und vielen<br />
anderen Familienmitgliedern in einem Dorf in einem<br />
gemeinsamen Haus in dem Ashanti Kingdom in Ghana.<br />
Ich komme aus einer großen Familie und kenne über<br />
100 Mitglieder persönlich. In meiner Kindheit haben wir<br />
so frei gelebt und im Dorf haben sich alle untereinander<br />
gekannt. Am Abend nach dem Sonnenuntergang<br />
sind wir im Mondlicht oder Sternenlicht unter freiem<br />
Himmel im Hof des Hauses gesessen und haben gespielt.<br />
Am liebsten lauschten wir den Geschichten von früher<br />
welche unsere Großeltern uns erzählten. Manchmal<br />
gingen wir total ängstlich ins Bett, aber wir waren so<br />
neugierig und hatten so viele Fragen an unsere Großeltern.<br />
Es war eine sehr schöne Zeit damals.<br />
Zu welchem Zeitpunkt bist Du nach Österreich<br />
gekommen und warum?<br />
Als ich 12 Jahre alt war, bin ich zu meinem Vater nach<br />
Österreich gekommen. Mein Vater war beruflich viel im<br />
Ausland und als er sich entschied in Österreich zu bleiben,<br />
hat er mich zu sich geholt, ich lebte dann mit meinen<br />
Vater und meiner Stiefmutter in Linz. Mein Vater<br />
meinte, dass ich im Ausland bzw. in Österreich eine bessere<br />
Zukunft haben werde, wenn ich fleißig die Schule<br />
besuche und eine gute Ausbildung mache.<br />
Du hast dann die Hauptschule in Linz besucht und<br />
bist im Anschluss für 7 Jahre nach London gegangen<br />
wo Du eine mehrjährige Diplomausbildung<br />
im Bereich Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung<br />
absolviert und erfolgreich abgeschlossen<br />
hast. Warum London und warum dieser<br />
spezielle Bereich?<br />
Ghana war eine britische Kolonie, daher ist die Amtssprache<br />
Englisch. In der Welt wird mehrheitlich englisch<br />
gesprochen und es war eine strategische Überlegung<br />
meine Ausbildung in Englisch zu machen. Danach könnte<br />
ich überall auf der Welt, so auch in Ghana, arbeiten.<br />
Also übersiedelte ich zu meiner Tante nach London und<br />
machte dort meine Ausbildung.<br />
Nach meinem Studienabschluss wollte ich zurück nach<br />
Ghana, um in meinem Land im Gesundheitsbereich etwas<br />
beizutragen. Gesundheitsförderung und -management<br />
sind im Gesundheitswessen sehr wichtig, aber<br />
leider die am wenigsten ausgebauten Bereiche in Ghana.<br />
Du hast dann als Sozialtherapeutin im National<br />
Health Service in East London gearbeitet, welche<br />
wertvollen Erfahrungen konntest Du dort gewinnen?<br />
Eine meiner Hauptaufgaben als Sozialtherapeutin war,<br />
Menschen, die lange Zeit in einer Krankenanstalt waren,<br />
wieder in das soziale Leben zu integrieren, um sie soweit<br />
wie möglich wieder in ein normales Leben zurück zu führen.<br />
<strong>Die</strong>se Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht. Man hat<br />
die Entwicklungsprozesse von dem Entlassungsmanagement<br />
bis zur wiedererlangten Selbstständigkeit verfolgen<br />
können, z.B. bei einem psychisch kranken Menschen.<br />
Für mich ist es sehr wichtig mit Menschen zu arbeiten,<br />
ihre verschiedenen sozialen Probleme kennenzulernen<br />
und ihnen mit Respekt, Würde und wertschätzender<br />
Haltung zu begegnen.<br />
Wann hast Du geheiratet und Deine Tochter<br />
bekommen?<br />
Meine Tochter kam in London zur Welt und ist mittlerweile<br />
16 Jahre alt. Ich bin seit 2013 zurück in Österreich<br />
und habe 2020 meinen Mann geheiratet, welchen ich<br />
nach meiner Rückkehr kennengelernt habe.<br />
40<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
nachdem ich die Kontaktdaten der Kolleginnen bekommen<br />
habe, mit wem ich in Zukunft am meisten zusammenarbeiten<br />
werde. Ich habe mich auch gefragt was ich<br />
als Case & Care Managerin mit Verrechnung oder Buchhaltung<br />
zu tun habe?<br />
Zurück in Linz hast Du mit Deiner Ausbildung zur<br />
diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin<br />
begonnen und diese 2018 erfolgreich abgeschlossen,<br />
wo lag hier Deine Motivation?<br />
Es war weniger die Motivation als die Tatsache, dass ich<br />
auf Grund der sprachlichen Barriere keine Arbeit finden<br />
konnte, die meiner Ausbildung entsprach. So entschied<br />
ich mich, eine Ausbildung im Bereich Pflege zu machen,<br />
gleichzeitig meine Deutschkenntnisse zu verbessern<br />
und etwas Neues zu lernen. Viele meiner Freundinnen<br />
sind auch Krankenschwestern und mir war es wichtig,<br />
weiterhin nah am Menschen zu arbeiten.<br />
Wie hast Du dann den Weg zu <strong>Malteser</strong> Care<br />
gefunden?<br />
Nach meiner Pflegeausbildung habe ich vier Jahre auf<br />
einer Wachkomastation eines Pflege- und Betreuungszentrums<br />
gearbeitet und konnte dort sehr wichtige Erfahrungen<br />
machen. Auf <strong>Malteser</strong> Care bin ich durch ein<br />
Inserat aufmerksam geworden und habe mich beworben.<br />
Was waren Deine ersten Eindrücke von unserer<br />
Organisation und unserem Team und welche<br />
Erfahrungen konntest Du als neue Case & Care<br />
Managerin mit unseren Klientinnen und Klienten<br />
machen?<br />
Mein erster Eindruck war, dass <strong>Malteser</strong> Care im Vergleich<br />
zur Größe meiner vorherigen Arbeitsplätze, eine<br />
kleine und feine Organisation ist, trotzdem gibt es eine<br />
große interdisziplinäre Vernetzung.<br />
Im Team zu arbeiten finde ich am allerspannendsten.<br />
Ich erinnere mich, wie ich mich selbst gefragt habe,<br />
Der Anfang war, durch die Pandemie und die diversen<br />
Corona-Maßnahmen bedingt, eine Herausforderung.<br />
Durch die Unterstützung meiner Kolleginnen und die<br />
besonders ausführliche Einschulung durch Christine<br />
Peyfuss und Barbara Hummer konnte ich schnell Fuß<br />
fassen.<br />
Ich liebe das selbständige Arbeiten, die freie Zeiteinteilung<br />
und die Abwechslungen im Tagesablauf. Ich lerne<br />
jeden Tag neue Menschen kennen und es macht mir viel<br />
Freude mit ihnen zu arbeiten.<br />
Innerhalb kurzer Zeit bin ich von einer „normalen Krankenschwester“<br />
zu einer sehr kompetenten Pflegeberaterin<br />
geworden. Lösungsorientiert und gut im Umgang<br />
mit den Menschen und der Organisation ihres Pflegealltags.<br />
Was ich bei <strong>Malteser</strong> Care besonders schätze, ist das<br />
Arbeiten auf Augenhöhe und dass bei Bedarf unser<br />
Pflegedienstleiter Herr DGKP Kavazovic und unser<br />
Geschäftsführer Herr Lutz immer unkompliziert und unterstützend<br />
zur Verfügung stehen. Es freut mich und ich<br />
bin sehr dankbar, ein Teil des <strong>Malteser</strong> Care Teams zu sein.<br />
Wenn Du jemanden davon überzeugen wolltest<br />
diesen Beruf zu wählen, was würdest Du ihr oder<br />
ihm sagen und warum sollten sie unbedingt Teil<br />
des Teams von <strong>Malteser</strong> Care werden?<br />
Aus meiner Sicht ist das Case und Care Management<br />
eine wichtige und notwendige Säule der Pflege. Bei<br />
<strong>Malteser</strong> Care werden dein Fachwissen und deine pflegerische<br />
Kompetenz sehr geschätzt und anerkannt. Du<br />
bist nicht nur die „Krankenschwester“ oder der „Krankenpfleger“<br />
sondern du bist der Case & Care Manager.<br />
Hast du ein persönliches Lebensmotto?<br />
Sei dankbar für alles.<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 41
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESER CARE<br />
24 STUNDEN BETREUUNG<br />
MUSS EIN FIXER BESTANDTEIL DER ÖSTERREICHISCHEN<br />
PFLEGELANDSCHAFT BLEIBEN<br />
900.000 pflegende Angehörige könnten die chronisch Kranken von morgen sein, wenn Unterstützungsleistungen wie die<br />
24 Stunden Betreuung nicht ausreichend finanziert werden.<br />
Von Susanne Wick<br />
„Der Bereich der Personenbetreuung wird im Rahmen<br />
der Pflegereform viel zu wenig berücksichtigt“, so <strong>Malteser</strong><br />
Care Geschäftsführer Helmut Lutz. „Pflegebedürftige<br />
Menschen sollten eine qualitätsvolle und leistbare<br />
Betreuung in ihrem eigenen Hause erhalten, solange sie<br />
es wünschen und solange das möglich ist.“ In Österreich<br />
werden etwa 30.000 Menschen in ihrem eigenen Zuhause<br />
durch Personenbetreuer betreut und gepflegt.<br />
Der Gesetzgeber hat die im Jahr 2007 eingeführte Förderung<br />
von 550 EUR seither nicht erhöht und an die<br />
Inflation angepasst. „Das resultiert darin, dass sich immer<br />
mehr betreute Personen die Betreuung nicht mehr<br />
leisten können“, erklärt Helmut Lutz.<br />
Qualitätszertifikat ÖQZ 24<br />
<strong>Malteser</strong> Care ist mit dem Qualitätszertifikat<br />
ÖQZ 24 ausgezeichnet. Das ÖQZ 24 ist ein nach<br />
den Richtlinien des Sozialministeriums und der<br />
WKO entwickeltes Qualitätszertifikat für die<br />
24 Stunden Betreuung. www.malteser.care/uberuns/qualitaetszertifikat-oeqz-24<br />
<strong>Die</strong> Betroffenen kommen für Kost und Logis sowie<br />
die Fahrtkosten der Personenbetreuer auf, ebenso für<br />
deren Honorare. Alles zusammen unterliegt der Inflation,<br />
erst recht angesichts der aktuellen, krisenbedingt<br />
massiven Teuerungswelle. „<strong>Die</strong> betroffenen Haushalte<br />
sind übermäßig belastet und das System kommt finanziell<br />
an den Rand des Zusammenbruchs“, warnt Lutz.<br />
24 Stunden Betreuung muss finanziell abgesichert<br />
werden<br />
„Wenn hier nicht sofort gehandelt wird, dann riskieren<br />
wir die Unter- und Nichtversorgung von pflegebedürftigen<br />
Menschen“, skizziert Helmut Lutz die aktuellen<br />
Herausforderungen. „Wir brauchen eine komplette<br />
Valorisierung der Basisförderung und die von der<br />
ÖQZ 24 Allianz geforderte zusätzliche Anhebung der<br />
Förderung in Form eines Qualitäts- bzw. Fairnessbonus.<br />
Nur dann können sich die Klienten faire Honorare<br />
für die Betreuer und die im ÖQZ 24 vorgesehenen und<br />
notwendigen Maßnahmen zur Qualitätssicherung leisten.<br />
Nach diesem Maßstab sollte die Pflege auch seitens<br />
der Politik behandelt werden. <strong>Die</strong> 24 Stunden Betreuung<br />
ist ein wichtiges Modul der Pflege und Betreuung zu<br />
42<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESER CARE<br />
PFLEGEASSISTENZ<br />
EINE UMFANGREICHE UND<br />
VIELSEITIGE AUSBILDUNG<br />
MALTESER Care hat mit seiner Ausbildungsoffensive zur Pflegeassistenz<br />
begonnen.<br />
Von Susanne Wick<br />
Hause und darf nicht aus der österreichischen<br />
Pflegelandschaft verschwinden“, meint Lutz.<br />
Wichtige Unterstützung für pflegende<br />
Angehörige<br />
Doch das ist nicht alles: Aktuell leben rund<br />
130.000 Menschen in Österreich mit der<br />
Diagnose Demenz. Vorsichtige Schätzungen<br />
gehen davon aus, dass bis 2050 die Anzahl<br />
auf 230.000 ansteigen wird. Vier von<br />
fünf Demenzkranken leben zu Hause und<br />
drei von vier werden von Familienangehörigen<br />
betreut, die mehrheitlich über 60 Jahre<br />
alt sind. „Hier kann die 24 Stunden Betreuung<br />
maßgeblich zur Unterstützung und Entlastung<br />
pflegender Angehöriger beitragen“,<br />
erläutert Helmut Lutz. 900 000 pflegende<br />
Angehörige, davon mehrheitlich Frauen,<br />
könnten die chronisch Kranken von morgen<br />
sein, wenn Unterstützungsleistungen wie<br />
die 24 Stunden Betreuung nicht mehr finanziert<br />
werden. „<strong>Die</strong> Betreuung im eigenen<br />
Zuhause durch das Modell der 24 Stunden<br />
Betreuung muss bestehen bleiben. Sie muss<br />
qualitätsvoll, leistbar und sicher sein“, fordert<br />
Helmut Lutz.<br />
<strong>Malteser</strong> Care organisiert im Rahmen der<br />
24 Stunden Betreuung in den Bundesländern<br />
Wien, Niederösterreich, Oberösterreich,<br />
Salzburg und der Steiermark die Betreuung<br />
von 460 Klienten.<br />
Zwei zukünftige Pflegeassistentinnen (Ajmane und Silvia) und drei<br />
zukünftige Pflegeassistenten (Martin, Johannes und Dario) berichten<br />
aus dem laufenden Lehrgang, der am 24. April <strong>2022</strong> begonnen hat.<br />
Das Ausbildungsprogramm erstreckt sich über 5 Tage von Montag bis<br />
Freitag und umfasst 40 Stunden pro Woche. Bis jetzt wurden bereits<br />
6 mündliche Prüfungen erfolgreich abgeschlossen.<br />
<strong>Die</strong> Ausbildung erfolgt durch Spezialisten aus den unterschiedlichsten<br />
Bereichen<br />
Ärzte, diplomierte Pflegefachkräfte, Sanitäter, Diätologen, Physiotherapeuten,<br />
Hygieniker, Somatologen, Psychologen, Spezialisten aus der<br />
Kommunikation und Anwälte stehen den zukünftigen Pflegeassistenten<br />
als sehr kompetente Ausbildner zur Verfügung und gestalten ein<br />
sehr hochwertiges, interessantes und umfangreiches Programm.<br />
Erstes Praktikum – stationäre Langzeitpflege<br />
Drei Praktikanten konnten erste Erfahrungen auf einer Demenzstation<br />
mit 14 an Demenz erkrankten Betroffenen machen und die anderen<br />
machten ihre ersten Erfahrungen auf einer Corona Station. Alle wurden<br />
durch fachkundige diplomierte Pflegefachkräfte begleitet und unterstützt.<br />
Alle berichteten, dass sie von den dortigen Kolleginnen und Kollegen<br />
sehr gut aufgenommen und in jeder Hinsicht auch in stressigen<br />
Situationen bestens angeleitet und unterstützt wurden.<br />
Zweites Praktikum – mobiler Bereich<br />
<strong>Die</strong>ses startete im September mit den Mitarbeitern von <strong>Malteser</strong> Care.<br />
Weitere Infos: www.malteser.care<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 43
XXXXX<br />
MALTESERORDEN<br />
„SONST SIEHT MAN BALD EINMAL<br />
‚VERSTAUBT‘ AUS“<br />
Florian Hartig ist neuer Delegat in Kärnten. Im Gespräch für „<strong>Die</strong> MALTESER“ erzählt er von den Herausforderungen der<br />
Zeit und seinen Plänen für die Delegation.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Herzlichen Glückwunsch zur Bestellung! Was tut<br />
sich denn gerade in Kärnten?<br />
<strong>Die</strong> Delegation Kärnten zählt im Moment 35 Ritter und<br />
Damen, wobei ein kleiner Teil der Mitglieder nicht die<br />
ganze Zeit in Kärnten lebt. So haben einige Mitglieder<br />
den Studien- oder Arbeitsplatz außerhalb Kärntens bzw.<br />
pendeln. Das Gewinnen neuer, im Geiste und in ihrer<br />
Lebenseinstellung homogener Kräfte, wird auch für uns<br />
eine wichtige Herausforderung bleiben. <strong>Die</strong> Welt erlebt<br />
zur Zeit enorme Veränderungen, Einschränkungen und<br />
Bedrohungen, die vor Kurzem noch praktisch undenkbar<br />
gewesen waren. <strong>Die</strong> Notwendigkeit der Hilfe und<br />
des <strong>Die</strong>nstes am Nächsten ist zeitlos und unverändert<br />
groß. Wir können nicht genug hilfreiche Hände haben<br />
um Gutes, auch im kleinen Ausmaß, zu tun. <strong>Die</strong>se – so<br />
gar nicht neue Erkenntnis – muss auch in Kärnten noch<br />
aktiver verbreitet werden.<br />
Seit wann sind Sie in Kärnten engagiert?<br />
Meine Familie und ich haben viele Jahre im Ausland<br />
gelebt und sind schlussendlich vor fünf Jahren nach<br />
Kärnten, in das Heimatland meiner Frau, übersiedelt.<br />
Ich selbst bin in Wien aufgewachsen. Maria Saal ist nun<br />
unser Lebensmittelpunkt, ein wunderbarer Ort mit viel<br />
Kultur. Aber auch ich pendle für meinen Beruf regelmäßig<br />
zwischen Klagenfurt, Graz und Wien.<br />
Für wen oder was steht die Delegation Kärnten?<br />
Wir alle haben viel Freiraum und Wirkungsmöglichkeiten,<br />
kleine Veränderungen zu schaffen. Es gibt kein<br />
Korsett, die Vielfältigkeit des Möglichen ist enorm. Ein<br />
limitierender Faktor ist aber, wie so oft im Leben, die<br />
Zeit. Wie viel Engagement kann man für die gute Sache,<br />
neben Familie und Beruf, noch tatsächlich aufbringen?<br />
In Gedanken möchte man oft Vieles mehr, doch am<br />
44<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Ende des Tages steht meist etwas weniger zu Buche.<br />
Aber so lange man sich davon nicht entmutigen lässt,<br />
weiterhin etwas gegen das unsägliche Leid in der Welt<br />
zu tun, dann ist man bei uns am richtigen Platz.<br />
Was sind die Aufgaben eines Delegaten?<br />
Sie sind vielfältig und jeder Delegat fokussiert hier entsprechend<br />
seiner individuellen Präferenzen und Ziele.<br />
Ich versuche eine zeitliche Balance zwischen internen,<br />
organisatorischen und externen Aufgaben und konkreten<br />
Hilfsprojekten zu finden. Organisatorisch sind mir<br />
eine offene, regelmäßige Kommunikation und Schriftverkehr<br />
enorm wichtig, denn dies trägt innerhalb der<br />
Delegation zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls<br />
bei. Viel Freude bereitet mir natürlich das Planen<br />
und Umsetzen von Hilfsinitiativen, wo wir uns sinnvoll<br />
einbringen können. Ich werde bei all diesen Aufgaben<br />
Gott sei Dank tatkräftig von meinen Mitgliedern, insbesondere<br />
vom Delegationsrat, unterstützt.<br />
Wie soll sich die Delegation weiterentwickeln?<br />
<strong>Die</strong> Delegation Kärnten erfreut sich eines starken Zusammenhalts,<br />
nicht zuletzt auf Grund der mit viel Leidenschaft<br />
verrichteten, erfolgreichen Arbeit meines Vorgängers<br />
und nunmehrigen Rezeptors des Großpriorates,<br />
Dr. Ulrich Glaunach. Uli hat ungemein viel in dieser<br />
Richtung bewegt und ihm sei an dieser Stelle herzlichst<br />
gedankt! Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn<br />
wir in Zukunft insbesondere junge Delegationsmitglieder<br />
verstärkt gewinnen könnten. Junge Menschen sind<br />
die Zukunft unserer Delegation, unseres Hilfsdienstes.<br />
Deren Visionen und Vorstellungen werden uns helfen,<br />
weiterhin einen möglichst breiten, zeitgemäßen Horizont<br />
zu bewahren. Sonst sieht man bald einmal „verstaubt“<br />
und „von gestern“ aus. Leider verlassen etliche<br />
junge Menschen nach der Schule Kärnten und studieren<br />
bzw. arbeiten in Wien, Graz oder im Ausland. Das liegt<br />
in der Natur der Sache, aber macht es der Delegation eines<br />
relativ kleinen Bundeslandes wie Kärnten nicht einfach,<br />
auch altersmäßig breit aufgestellt zu sein. Deshalb<br />
ist auch die Einrichtung bzw. das Wiederaufleben eines<br />
eigenständigen <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes in Kärnten<br />
zur Zeit leider nicht realistisch.<br />
Welche direkten Initiativen verfolgt<br />
die Delegation Kärnten zurzeit?<br />
Unsere Möglichkeiten zur direkten Unterstützung<br />
hier in Kärnten haben sich<br />
in der jüngeren Vergangenheit, dem sehr<br />
begrenzten Budget entsprechend, auf<br />
schöne aber kleinere Projekte konzentriert<br />
– wie zum Beispiel Reitercamps für<br />
Kinder und Jugendliche, aber auch <strong>Die</strong>nst<br />
beim Vinzibus. Durch einen glücklichen<br />
Umstand haben wir in Kärnten nun ein<br />
etwas größeres Budget zur Verfügung,<br />
und wir werden die nächsten Wochen<br />
und Monate nützen, um intensiv nach<br />
geeigneten Möglichkeiten zur direkten<br />
Unterstützung von Notleidenden zu suchen.<br />
Insbesondere Hilfe bei Familien<br />
mit behinderten Kindern, aber auch kleine<br />
Verbesserungen in den Lebensumständen<br />
Obdachloser liegen uns da allen sehr am<br />
Herzen.<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 45
XXXXX MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESERORDEN<br />
GEBALLTE KOMMUNIKATIONS-POWER<br />
IN DER MAGISTRALVILLA<br />
Alle zwei Jahre findet in Rom das internationale Treffen der Kommunikatoren der MALTESER statt. In spannenden Vorträgen<br />
und intensiven Workshops werden jeweils zwei Tage lang die Strategien und Tools für eine zukunftsorientierte<br />
Kommunikation erarbeitet.<br />
Über 60 Teilnehmende aus rund 30 Ländern, in denen<br />
die Großpriorate, Assoziationen, Hilfs- und Freiwilligendienste<br />
des <strong>Malteser</strong>ordens tätig sind, waren diesmal<br />
mit dabei. <strong>Die</strong> meisten von ihnen waren aus europäischen<br />
Ländern angereist. Einige der Delegierten<br />
hatten sogar den deutlich weiteren Weg aus Hongkong,<br />
Australien, Südafrika, den Vereinigten Staaten und<br />
Mexiko nach Rom auf sich genommen. Österreich war<br />
in bewährter Manier mit Katharina Stögner, der langjährigen<br />
Leiterin der Ordenskommunikation, vertreten.<br />
Starke Botschaften für ein starkes Image<br />
Zentrales Thema der Kommunikatoren-Konferenz<br />
war die Frage, wie die Botschaft und das Image des<br />
<strong>Malteser</strong>ordens sowie die Zusammenarbeit zwischen<br />
den verschiedenen Einrichtungen gestärkt werden können<br />
– insbesondere im Hinblick auf die zahlreichen<br />
Krisen in der Welt, von Corona bis zum Ukraine-Krieg.<br />
Das Treffen bot die Gelegenheit, die neuesten Projekte<br />
des Großmagisteriums vorzustellen – etwa das neue<br />
Intranet und das Schulungszentrum. Es gab aber auch<br />
die Möglichkeit, über Best Practice-Lösungen nachzudenken,<br />
welche die verschiedenen Kommunikationsabteilungen<br />
in Krisensituationen anwenden, und die<br />
Synergien einer Institution zu verbessern, die in<br />
120 Ländern auf der ganzen Welt präsent ist.<br />
Der Austausch ermöglichte es weiters, an gezielten<br />
Workshops teilzunehmen, um neue Techniken zu er-<br />
46<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH XXXX<br />
Dr. Franz Salm Reifferscheidt, Sonderbotschafter des <strong>Malteser</strong>ordens für Roma, Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit<br />
seiner Gattin Doris Schmidauer, Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddhin, Großprior des <strong>Malteser</strong>ordens in Österreich<br />
lernen, wie zum Beispiel das Drehen von<br />
Videos, das Verwalten von Profilen in den<br />
sozialen Medien oder das Erstellen eines<br />
strategischen Kommunikationsplans.<br />
Zusammenarbeit und Einheitlichkeit<br />
An der Kommunikatoren-Konferenz nahm<br />
u.a. der Großkanzler Riccardo Paternò di<br />
Montecupo teil, der den Teilnehmenden für<br />
ihr Engagement bei der Förderung der Projekte<br />
des <strong>Malteser</strong>ordens dankte. In seiner<br />
Rede lud er dazu ein, den Weg der Zusammenarbeit<br />
und der Einheitlichkeit bei der<br />
Vermittlung des Ordensauftrags weiterzugehen.<br />
<strong>Die</strong> Kommunikatorinnen und Kommunikatoren<br />
des <strong>Malteser</strong>ordens tragen<br />
wesentlich zur Zielerreichung bei. Sie sorgen<br />
für einen einheitlichen Außenauftritt,<br />
für eine gute Wiedererkennung der Marke<br />
<strong>Malteser</strong> an allen Orten der Welt und schaffen<br />
schlanke und klare Kommunikationslinien<br />
für Spender und Freunde der <strong>Malteser</strong>.<br />
MALTESERORDEN<br />
ROMA BENEFIZKONZERT<br />
Dr. Franz Salm-Reifferscheidt, Sonderbotschafter des <strong>Malteser</strong>ordens<br />
für Roma moderierte den Abend und berichtete über die<br />
zahlreichen Projekte zur Integration dieser größten europäischen<br />
Minderheit. Seit mehr als 20 Jahren betreibt der Souveräne <strong>Malteser</strong>-<br />
Ritter-Orden in 8 Ländern Zentren zur Integration von Roma-<br />
Kindern in unsere Zivilgesellschaft. Der wichtigste Bereich ist Nachhilfe<br />
für Schulkinder. Viele dieser Kinder stehen inzwischen im<br />
Berufsleben oder studieren. Ein Spezialprojekt ist das „Maltai<br />
Szimfonia“ Kinderorchester in Ungarn: Inzwischen erhalten ca. 700<br />
Kinder Musikunterricht.<br />
Unter den Gästen auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen<br />
mit seiner Gattin Doris Schmidauer, ebenso wie der Großprior des<br />
<strong>Malteser</strong>ordens in Österreich, Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddhin.<br />
Der Reinerlös kommt der <strong>Malteser</strong> Roma-Hilfe zugute. Allen Spendern<br />
und Unterstützern ein herzliches Vergelt´s Gott.<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 47
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESERORDEN<br />
VERGELT’S GOTT!<br />
Obwohl wir noch alle insgeheim gehofft hatten, dass es nicht eintritt, geschah es: Hochwürden Geistlicher Rat<br />
Dr. Christoph Maria Martin hat Mailberg als Pfarrer und die <strong>Malteser</strong>kirche in Wien als Kirchenrektor verlassen, um in<br />
den wohlverdienten Ruhestand zu treten.<br />
Von Richard Steeb<br />
Auf Empfehlung unseres Kardinals als Unterstützung<br />
für Kirchenrektor P. Heinrich Ségur-Cabanac SJ. kam er<br />
im Advent 2003 zu uns. Zuerst nur in der <strong>Malteser</strong>kirche<br />
in Wien tätig, konnte jeder im Orden bald sehen,<br />
mit wie viel Konsequenz, Geduld und Liebe er versuchte,<br />
den Orden, seinen Mitgliedern und den Besuchern der<br />
Kirche zu begegnen. Wissend um den priesterlichen<br />
Notstand in Mailberg, wurde Dr. Christoph Maria<br />
Martin 2004 auch als Pfarrer mit der dortigen Kirche<br />
betraut. Ein Glücksfall.<br />
Für alle, die Hw. Dr. Christoph Maria Martin nicht<br />
kannten, hätte sein Name schon alles verraten können.<br />
Treffender könnte er nicht charakterisiert werden:<br />
Christoph – der Hl. Christophorus trägt den Heiland.<br />
Maria – eine milde, gütige und unentbehrliche Fürsprecherin,<br />
Hilfe und Stütze. Martin – als Hinweis auf den<br />
Hl. Martin, den Offizier, der mit dem Schwert barmherzig<br />
den Mantel teilt und als Bekenner für Christus und<br />
für den Glauben eintritt.<br />
Zweifel und Feuer<br />
Mehrfach hat uns Hw. Martin darauf hingewiesen und<br />
gepredigt, dass die Heiligen mutig, kantig und standhaft<br />
waren, nicht allzeit lieb lächelnd, wie sie oft und als<br />
Gipsfiguren dargestellt werden. <strong>Die</strong> Heiligen zweifelten<br />
mit sich und ihrer Berufung und trugen doch das Feuer<br />
in sich. Sie riefen vehement zur Nachfolge Christi auf,<br />
waren fordernd ihren Mitmenschen gegenüber, missachteten<br />
ihr eigenes Wohlbefinden und konnten auch<br />
unbeherrscht und aufbrausend sein.<br />
Mit diesen Gnaden ausgestattet, gelang es Hw. Dr. Martin<br />
trotz aller Unkenrufe und Gegenwind, das Dorf Mailberg<br />
zu gewinnen. Davon zeugen die Besucherzahlen seiner<br />
Gottesdienste, die neu gegründete Schola, die jungen<br />
Ministranten, die vielen Taufen, Erstkommunionen,<br />
Firmungen und Hochzeiten, die Blumendamen, die<br />
Mütterrunde und vieles, vieles mehr.<br />
Vermittler und Fels in der Brandung<br />
Unermüdlich hat Hw. Pfarrer Martin seit 2004 zu allen<br />
Festtagen, Geburtstagen, Jubiläen und Todesfällen<br />
Karten und Briefe an die Mailberger geschrieben, die<br />
Kranken besucht und für alle ein rechtes Wort gehabt,<br />
ohne hierbei jemandem nach dem Mund zu reden. <strong>Die</strong><br />
48<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Verwalter der Kommende konnte er ebenso durch seinen<br />
unermüdlichen Einsatz und seine Geradlinigkeit<br />
überzeugen. Mit Mut, Verantwortungsbewusstsein und<br />
unter zahlreichen Entbehrungen hat er die Pfarre auf<br />
seine Schultern genommen und – oft allein – getragen.<br />
<strong>Die</strong>sem einzigartigen Geistlichen ist es gelungen, zusammen<br />
mit dem Orden, der Erzdiözese, der Pfarre<br />
und der Gemeinde Mailberg in den Jahren 2006 und<br />
2007 die Kirche general zu sanieren, 2008 die barocke<br />
Silberbauer-Orgel wieder spielbar zu machen, die Kunigundenkirche<br />
zu beleben sowie in den Jahren 2010 und<br />
2011 den barocken Pfarrhof vor dem sicheren Verfall zu<br />
retten. Ohne seine Vermittlung zwischen den jahrelang<br />
zerstrittenen Parteien wäre dies nicht<br />
möglich gewesen. Er hat der Pfarre von<br />
Mailberg wieder ihre Würde gegeben.<br />
von ihm gesät. <strong>Die</strong> Saat geht langsam auf. <strong>Die</strong> Ernte<br />
wird in den nächsten Jahren noch reichlich sein.<br />
Wir werden Hw. GR Dr. Christoph Maria Martin als<br />
Priester, Seelsorger, Ordensbruder und Freund sehr vermissen.<br />
Er wird immer in unseren Herzen bleiben und<br />
unsere Gebete ihn begleiten. Er war der Fels, auf den der<br />
Orden in der <strong>Malteser</strong>kirche in Wien und in Mailberg<br />
vertraut und gebaut hat. Sein segensreicher Einsatz für<br />
unsere beiden Kirchen wird unvergessen bleiben.<br />
Danke!<br />
Gottesdienst in Schönheit und Stille<br />
Unermüdlich hat er seit 2003 fast täglich<br />
die Heilige Messe in unseren Kirchen<br />
zelebriert und dies so andächtig und<br />
feierlich, dass jeder sehen konnte, dass<br />
hier besonderes am Altar geschieht: Das<br />
Christus in Brot und Wein wirklich gegenwärtig<br />
ist und sich uns schenkt.<br />
Seine Art die Liturgie zu feiern, so dass<br />
Schönheit und Stille sich verbinden,<br />
seine Sorgfalt die Psalmen und die Musik<br />
auszusuchen und seine Predigten haben<br />
uns den Himmel geöffnet und uns immer<br />
wieder angespornt nicht nachzulassen<br />
in der Nachfolge Christi, ja den Mut zu<br />
haben, gerade als Ordensmitglieder, für<br />
den Glauben, die Kirche und den Heiligen<br />
Vater einzutreten.<br />
Unsere Kirchen wurden von Hw. Dr.<br />
Martin mit neuem Leben erfüllt und<br />
zeugen heute vom Glauben in unserer<br />
verwirrten und chaotischen Welt, in der<br />
oft nur Gier, Macht und Geld glauben,<br />
das Sagen zu haben. Der Samen wurde<br />
16. Dez. 14 – 19 Uhr<br />
Börseplatz 6 | 1010 Wien<br />
www.malteser.at<br />
wien@malteser.at<br />
17. Dez. 11 –18 Uhr<br />
Grafik: Valentina Walderdorff<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 49
MALTESERÖSTERREICH<br />
Bild: Thomas Meyer Photography<br />
ORDENSHAUS<br />
ERÖFFNUNG DES NEUEN MALTESER ORDENS-<br />
HAUSES AM GEBURTSTAG DES ORDENSGRÜNDERS<br />
Am neuen Standort der MALTESER im dritten Wiener Gemeindebezirk haben nun alle Bewohner des ehemaligen<br />
Seniorensitzes von Haus Malta ihr neues Zuhause gefunden. Hier werden sie, so wie bisher, professionell und mit<br />
Liebe gepflegt und betreut. Ein kurzer Rückblick auf die Eröffnungsfeierlichkeiten.<br />
Mitte Juli war der langersehnte Moment da: Das neue<br />
Pflegewohnheim des <strong>Malteser</strong>ordens im Zentrum von<br />
Wien öffnete seine Tore. Der Festtag wurde mit einem<br />
Hochamt in der Pfarrkirche von St. Rochus und St. Sebastian,<br />
der dankenswerterweise S. Exz. Weihbischof Mag. Dr.<br />
Franz Scharl vorstand, eröffnet.<br />
Aus Rom war eigens für die Eröffnung S. Exz. der Großhospitalier<br />
Bailli Dominique Fürst und Graf de La Rochefoucauld-Montbel<br />
angereist. Er war es auch, der vor dem<br />
Segen Dr. Henriette Blanckenstein, ehrenamtliches Mitglied<br />
im Vorstand des Hauses Malta und des neuen <strong>Malteser</strong><br />
Ordenshauses, für ihren langjährigen, selbstlosen<br />
Einsatz, auszeichnete.<br />
Nach einem kurzen Fußmarsch zum neuen Ordenshaus<br />
fand unter Einhaltung der gültigen Corona-Regeln<br />
die feierliche Eröffnung und der Segen des <strong>Malteser</strong><br />
Ordenshauses statt. Als weitere Ehrengäste waren die<br />
Ehrw. Mutter Generaloberin Sr. Barbara Lehner, Hwdgst.<br />
Herr Präpositus P. Rudolf Schaffgotsch, Herr 1. Landtagspräsident<br />
Ernst Woller sowie hochrangige Vertreter<br />
vom Dachverband der Wiener Sozialeinrichtungen, vom<br />
Fonds Soziales Wien der MA 11, vom Franziskusspital<br />
Landstraße sowie Hypo-NÖ-Vorstand Dr. Udo Birkner und<br />
die Vorstände der Privatstiftung Collegialität eingeladen.<br />
Der langjährige Präsident des Hauses Malta und jetzige<br />
Rezeptor Mag. Dr. Ulrich Glaunach führte als Moderator<br />
durch das Programm und erläuterte die Entstehungsgeschichte<br />
des Jahrhundertprojektes.<br />
Wie alles begann<br />
„Schon im April 2008 gab es erste Gespräche zwischen<br />
50<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
unserem Orden und dem Konvent der Elisabethinen. Für<br />
die „Lieserl’n“, wie sie hier liebevoll genannt werden, war<br />
ein <strong>Malteser</strong> Pflegewohnheim eine gute Vision für die<br />
Weiterentwicklung ihres Areals mitten in Wien, auf dem<br />
sie schon seit 1709 ein Spital betreiben.<br />
Als katholische Orden, die sich beide der barmherzigen<br />
Pflege widmen, haben <strong>Malteser</strong> und die Elisabethinen ja<br />
viel gemeinsam. Am 3. April 2009 wurde im Großpriorat<br />
die Entscheidung getroffen, gemeinsam mit dem Konvent<br />
der Elisabethinen Linz-Wien und dem Franziskusspital<br />
das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus zu bauen.<br />
Bau nicht beschleunigt. Eine unerwartete Hürde waren<br />
auch zwei Nachbarn, denen die Überfuhr unserer Baukräne<br />
ein Dorn im Auge war und hiernach traf uns sowie die<br />
bauausführenden Firmen die Corona-Pandemie. Trotzdem<br />
konnten wir im Dezember 2020 die Dachsanierung<br />
und den Rohbau des Klosterbereiches abschließen und<br />
Gleichenfeier beim Neubautrakt halten.<br />
In Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt wurde dann<br />
mit dem Innenausbau begonnen. Während der ganzen<br />
Zeit war unser ordensinterner Lenkungsausschuss aktiv<br />
und überwachte den Fortschritt und hielt Kontakt zu den<br />
Elisabethinen. Vom neuen Geschäftsführer wurde mit den<br />
zuständigen Magistratsabteilungen die Anforderungen für<br />
eine Betriebsstätten-Bewilligung abgeklärt und die erforderlichen<br />
Leistungs- und Betriebsbeschreibungen nach<br />
dem Wiener Wohn- und Pflegeheimgesetz erstellt.<br />
Mitten in der Stadt Wien zu bauen ist eine Herausforderung.<br />
Der Bau wurde mehrfach umgeplant und an neue<br />
Gegebenheiten und Veränderungen angepasst. Rund<br />
6 Jahre – von 2011 bis 2017 – hat allein wegen eines bestehenden<br />
Baurechts, Einsprüchen der Nachbarn und<br />
einer angeordneten archäologischen Bodenuntersuchung,<br />
die Flächenumwidmung des Grundstückes benötigt.<br />
In dieser Zeit schlossen sich auch die Konvente der<br />
Elisabethinen in Wien mit jenen von Linz zusammen und<br />
das Krankenhaus selbst wurde im „Franziskusverbund“<br />
zusammen mit den Hartmannschwestern (den Franziskanerinnen<br />
von der christlichen Liebe) neu positioniert.<br />
<strong>Die</strong>se Zeit des Wartens war hart, wurde aber für eine<br />
gründliche Vorbereitung genutzt.<br />
Am 9. Mai 2019 fand schließlich die Segnung der<br />
Baustelle und der Baubeginn statt<br />
Gleich darauf musste der ehemalige Spitals-Friedhof aus<br />
dem 18. Jahrhundert mit über 350 Individuen und knapp<br />
1.200 Funden archäologisch befreit werden. Das hat den<br />
Schon in der Zielgerade zur Fertigstellung hat dann ein<br />
Wassereintritt nach einem „Jahrhundertplatzregen“ für<br />
eine weitere Überraschung gesorgt. Trotz Umplanungen,<br />
Flächenwidmung, den sprichwörtlichen Skeletten im<br />
Keller, den Kranproblemen, der Pandemie, dem Wassereinbruch<br />
und den gleichzeitig gestiegenen gesetzlichen<br />
Anforderungen für Pflegewohnheime, konnte das<br />
<strong>Malteser</strong> Ordenshaus am 22. Dezember 2021 übernommen<br />
werden. Am 1. Februar <strong>2022</strong> erfolgte mit<br />
tatkräftiger Unterstützung durch den <strong>Malteser</strong><br />
Hospitaldienst die gut vorbereitete Übersiedlung der<br />
Bewohner des bisherigen Altenwohnheims Haus Malta<br />
im 6. Bezirk hierher.<br />
Das Team von <strong>Malteser</strong> Care zog am 22. Februar<br />
<strong>2022</strong> in ihre neuen Büroräumlichkeiten ein<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 51
MALTESERÖSTERREICH<br />
Seit 1. März dieses Jahres nimmt das Pflegewohnheim<br />
auch neue Bewohner auf. Rascher als erwartet hat sich<br />
das Haus komplett gefüllt.<br />
Es ist uns auch weitgehend gelungen, die nötigen Pflegekräfte<br />
zu gewinnen. Das bleibt bis heute eine besondere<br />
Herausforderung, aber wir sind eben ein guter, fürsorglicher<br />
Arbeitgeber. Auch vier schwer kriegsversehrte<br />
Ukrainer konnten hier schon ein neues Zuhause finden.<br />
<strong>Die</strong> erwähnten Bauverzögerungen haben sich natürlich<br />
auch in höheren Kosten niedergeschlagen. Dabei ist es<br />
uns aber Dank großzügigster Förderer gelungen, über<br />
– so sind wir überzeugt – dem „Zentrum für den alten<br />
Menschen“, wie die Elisabethinen es sich für ihren Standort<br />
wünschen, alle Ehre machen wird.<br />
Hiernach bedankte sich der Prokurator in seiner Festansprache<br />
bei allen, die sich am Bau persönlich, entgeltlich<br />
oder ehrenamtlich, tatkräftig engagiert haben und<br />
erbat einen besonderen Applaus für Architekt Dipl.-Ing.<br />
Andreas Mensdorff-Pouilly, der mit viel Geschick und<br />
Verständnis hier geplant und umgesetzt hat. Er dankte<br />
dem Lenkungsausschuss und Herrn Architekt Dipl.-Ing.<br />
Ricardo Baumgarten, dem Pro-Hospitalier sowie für ihren<br />
50% aus Eigenmitteln und Spenden zu finanzieren.<br />
Hier sei auch dankbar an die bisherigen Präsidenten<br />
und an Hans und Margarete Steger erinnert, die schon<br />
zu Lebzeiten den Bedarf erkannt haben und dem Orden<br />
Mittel gestiftet haben, die einem Altenheim zugute kommen<br />
sollten.<br />
So entstand hier mit dem <strong>Malteser</strong> Ordenshaus ein Wohnund<br />
Lebensraum für rund 70 Bewohner, die hier eben<br />
wohnen und von einer professionellen Organisation unter<br />
ehrenamtlicher Leitung des <strong>Malteser</strong>ordens qualitätsvoll<br />
und würdevoll gepflegt werden. Und es entstand ein neuer<br />
Sitz für <strong>Malteser</strong> Care, unserem Hilfswerk für mobile<br />
Pflege und Betreuung. Mit der aktiven Einbindung des<br />
<strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes und seiner ehrenamtlichen<br />
Helfer bieten sich in Zukunft viele Möglichkeiten, das<br />
Freizeit- und Betreuungsangebot für unsere Bewohner<br />
und die Betreuten von <strong>Malteser</strong> Care weiter zu verbessern.<br />
Das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus ist eine top ausgestattete und<br />
moderne und liebevoll betriebene Pflegeeinrichtung, die<br />
unbezahlbaren juridischen Beistand den Herrn Rechtsanwälten<br />
Dr. Benedikt Spiegelfeld und Dr. Jörg Jakobljevich,<br />
weiters dem Generalplaner Delta Podsedensek, dem<br />
gesamten Vorstand des Vereines Haus Malta unter Präsident<br />
Mag. Erasmus Pachta-Reyhofen, und dem leider<br />
krankheitsbedingt abwesenden Geschäftsführer des<br />
<strong>Malteser</strong> Ordenshauses Herrn Mag. (FH) Thomas<br />
Kissich für seine wichtigen Beiträge, die reibungslose<br />
Übersiedlung und den so erfolgreichen Start des <strong>Malteser</strong><br />
Ordenshauses.<br />
In Ihren Grußworten dankte die Ehrwürdige Mutter<br />
Generaloberin uns für das neue schöne Haus und die Belebung<br />
des Standortes und meinte bewegt: „Hier würde<br />
sich auch Christus, der Herr, wohlfühlen.“<br />
Dr. Glaunach erinnerte an den heutigen Festtag, der bis<br />
heute als offizieller Geburtstag unseres Ordens gilt und<br />
erläuterte dazu: „Am 15. Juli 1099 gelang die Rückeroberung<br />
der Stadt Jerusalem nach vier Jahrhunderten unter<br />
muslimischer Herrschaft. Unser Ordensgründer, der Seli-<br />
52<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
ge Fra´ Gerard, und seine Bruderschaft waren in der Stadt<br />
geblieben und pflegten und versorgten eine Vielzahl von<br />
Verwundeten, Kranken und Sterbenden. Auf Grund dieses<br />
Beispiels legten zahlreiche Ritter ihre Waffen nieder<br />
und schlossen sich der Bruderschaft und ihrer karitativen<br />
Arbeit an. So wurde der Grundstein für unseren Orden<br />
gelegt.“<br />
In seiner Festrede gratulierte S. Exz. der Großhospitalier<br />
unserem Großpriorat: Mit dem neuen Ordenshaus werde<br />
unsere <strong>Die</strong>nst im Geiste des Ordens weiter gestärkt. Er<br />
betonte die lange Tradition bei der Zusammenarbeit, wie<br />
hier mit den Elisabethinen, und hob hervor, dass der <strong>Malteser</strong>orden<br />
weltweit mit mehr als 130 Kongregationen<br />
erfolgreich zusammenarbeitet. Er verwies auf die Kernaufgabe<br />
unseres Ordens: Der Betreuung von Menschen,<br />
unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion, wie dies<br />
schon in der ersten Regel festgehalten wurde. Am Beispiel<br />
des Spitals von Tantur, zeigte der Großhospitalier<br />
auf, dass das Großpriorat von Böhmen und Österreich<br />
schon vor 150 Jahren mit dem einzigen Krankenhaus des<br />
Ordens im Heiligen Land, ein großer Akteur des Ordens<br />
war. Er dankte auch für die österreichische Regierungshilfe<br />
für das Holy Family Hospital in Bethlehem sowie<br />
dem Prokurator und allen Beteiligten an diesem großen,<br />
schönen Projekt im Namen der Ordensregierung.<br />
Mit dem feierlichen Segen für das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus,<br />
alle die hier wohnen und arbeiten sowie die anwesenden<br />
Festgäste durch S. Exz. der Hwdgst Herr Weihbischof<br />
Mag. Dr. Franz Scharl endete der Festakt.<br />
Zahlreiche Gäste nahmen an den angebotenen Führungen<br />
teil und besichtigten das neue <strong>Malteser</strong> Ordenshaus,<br />
die einzelnen Stockwerke, die Zimmer und das Refektorium<br />
sowie die Kapelle und die Büroräumlichkeiten von<br />
<strong>Malteser</strong> Care.<br />
Der denkwürdige Geburtstag unseres Ordens im Garten<br />
des <strong>Malteser</strong> Ordenshauses endete mit einem stärkenden<br />
Buffet mit Musikbegleitung.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.malteser-ordenshaus.at<br />
IM SCHUTZ EINES<br />
ORDENSHEILIGEN<br />
Jedes Stockwerk des <strong>Malteser</strong><br />
Ordenshauses wurde unter dem Schutz eines Ordensheiligen<br />
oder -seligen gestellt. <strong>Die</strong> Delegationen Wien,<br />
Niederösterreich und Burgenland übernahmen die<br />
Organisation und Kosten der Werke der Künstler. Vier<br />
sind bereits fertig gestellt und zu besichtigen, die weiteren<br />
Werke folgen. Auf folgende Künstler und Exponate<br />
dürfen wir uns freuen:<br />
Veronica Degenfeld: Hl. Hugo der Professe (2. Untergeschoß<br />
Neubau), Seliger Adrian Fortescue (1. Untergeschoß<br />
Neubau), Hl. Flora von Beaulieu (1. Obergeschoß)<br />
Maria-Theresia von Fürstenberg: Seliger Kardinal<br />
Clemens Graf von Galen (2. Obergeschoß), Unsere Liebe<br />
Frau von Philermos (4. Obergeschoß)<br />
Gottfried Pengg-Auenheim: Hl. Papst Johannes XXIII<br />
(1. Obergeschoß), Hl. Ubadelsca (3. Obergeschoß)<br />
Einen Ehrenplatz im Eingangsbereich und Erdgeschoß<br />
des Ordenshauses haben bereits zwei Gemälde von<br />
Clemens Maria Fuchs gefunden. Sie zeigen den Seligen<br />
Gerhard und den Hl. Johannes den Täufer. Der Selige<br />
Gerhard ist der Gründer und die prägende Persönlichkeit<br />
der Anfänge des Ordens. Der Hl. Johannes der Täufer<br />
ist der Wegbereiter Christi und einer der bedeutendsten<br />
Heiligen der orthodoxen und der katholischen Kirche sowie<br />
unser Ordenspatron.<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 53
MALTESERÖSTERREICH MALTESERÖSTERREICH<br />
ORDENSHAUS<br />
EIN WUNDERBARER<br />
PLATZ MITTEN IN WIEN<br />
Lage & Architektur<br />
Das neue Ordenshaus der <strong>Malteser</strong> besticht in vielerlei<br />
Hinsicht. Da wären zunächst die ausgezeichnete Lage und<br />
die ansprechende Architektur zu nennen. Als Pflegeheim<br />
bietet der Komplex neuen Wohn- und Lebensraum für 70<br />
Bewohner. Dafür wurde ein Teil des barocken Klostergebäudes<br />
des Konvents der Elisabethinen sorgsam adaptiert<br />
und um einen modernen Zubau erweitert. Helligkeit und<br />
angenehme Farben dominieren das gesamte Arrangement,<br />
das schon beim Betreten Wärme und Geborgenheit vermittelt.<br />
Geschickte Ausblicke durch große Fensterflächen<br />
in den einzelnen Stockwerken des Gebäudes laden dazu<br />
ein, die gepflegten Gärten zu bewundern oder zu begehen.<br />
Wohnen & Ausstattung<br />
<strong>Die</strong> pflegegerechten Zimmer können auch mit persönlichen<br />
Möbeln bestückt werden. Einige Wohneinheiten<br />
sind speziell für Ehepaare vorgesehen und zusätzlich mit<br />
einer Kochnische ausgestattet. In jedem Stockwerk laden<br />
gemütliche und großzügige Begegnungszonen ein, vermehrt<br />
Zeit miteinander oder in Gemeinschaft zu verbringen.<br />
<strong>Die</strong> Terrassen ermöglichen auch Bewohnern, die das<br />
Bett nicht verlassen können, die frische Luft zu genießen.<br />
Sämtliche Zimmer und Einrichtungen, Lifte, Türen und<br />
Durchgänge sind barrierefrei begeh- und befahrbar. Eine<br />
umfassende Infrastruktur, wie eine Cafeteria, ein Friseur<br />
etc., bietet Komfort vor Ort. Moderne Therapie- und<br />
Trainingsräume machen je nach Bedarf und Wunsch<br />
Physio- und Bewegungstherapien möglich.<br />
Spiritualität & Pflege<br />
Glaube und Spiritualität tragen das neue <strong>Malteser</strong><br />
Ordenshaus. Bei Bedarf werden Seelsorge und geistliche<br />
Betreuung angeboten. Für das persönliche Gebet und die<br />
Gottesdienste steht eine eigene Kapelle zur Verfügung.<br />
Eine von christlicher Nächstenliebe geprägte Haltung<br />
bei der Pflege bildet die Basis für eine individuelle und<br />
würdevolle Betreuung sowie eine achtsame und liebevolle<br />
Unterstützung gepaart mit höchster Professiona-<br />
lität. <strong>Die</strong> Geschäftsführung wird durch den rein ehrenamtlichen<br />
Vorstand des <strong>Malteser</strong>ordens unterstützt. <strong>Die</strong><br />
Elisabethinen sind im Beirat, der den Vorstand bei strategischen<br />
und spirituellen Fragen unterstützt, vertreten.<br />
„Ich gratuliere dem Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden zur gelungenen<br />
Umsetzung des Projekts und wünsche<br />
ihnen und uns, dass wir gemeinsam im<br />
Geiste der Heiligen Elisabeth für die<br />
Menschen da sind. Ich bin überzeugt,<br />
dass Gott hier wirklich wohnen will.“<br />
Generaloberin Sr. Barbara Lehner<br />
Aktivitäten & Umgebung<br />
<strong>Die</strong> zentrale Lage und gute Anbindung – der wichtige<br />
Bahnhof Wien-Mitte und die U-Bahnstation Landstraße<br />
sind vor der Haustür – ermöglichen es, das neue<br />
Ordenshaus bequem und rasch zu erreichen. <strong>Die</strong> Zentrumsnähe<br />
gestattet den Bewohnern Ausflüge in die<br />
nähere Umgebung zu tätigen, die Grünflächen des Stadtparks<br />
für Spaziergänge zu nutzen, das Flair des Rochusmarkts<br />
zu genießen oder ins bunte Treiben der Innenstadt<br />
einzutauchen.<br />
Zusätzlicher Service & Vielfalt<br />
Zusammen mit der mobilen Pflege- und Betreuungsorganisation<br />
<strong>Malteser</strong> Care, die ihre Zentrale ebenfalls an<br />
den Standort verlegt hat, ergänzt das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus<br />
den seit über 300 Jahren bestehenden Spitalsstandort der<br />
Elisabethinen und deren „Zentrum für den alten Menschen“.<br />
Durch die Einbindung der Ordensmitglieder und die<br />
ehrenamtlichen Helfer des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes<br />
wird den Bewohnern ein vielfältiges Freizeit- und Betreuungsangebot<br />
ermöglicht.<br />
54<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
ORDENSHAUS<br />
WAS WÄREN<br />
DIE ERFOLGE ...<br />
... ohne die großzügigen Spenden unserer Sponsoren und<br />
Unterstützer! Wir sagen aus tiefstem Herzen „Vergelt’s<br />
Gott“ für die Beiträge zum Ausbau und zur Gestaltung<br />
unseres neuen Ordenshauses. Großer Dank geht an die<br />
Collegialität Privatstiftung, mit deren finanzieller<br />
Unterstützung die Einrichtung des Bridgezimmers im<br />
Ordenshaus mit einer gut bestückten neuen Bibliothek<br />
und einer gemütlichen Sitzgruppe vervollständigt werden<br />
konnte.<br />
v.l.n.r.: Dr. Gerald Scheidl – UNIQA Versicherung, Dr. Thomas<br />
Böck – Mitglied des Vorstandes der Collegialität Privatstiftung,<br />
Dr. Josef Schmid – Vorstandsvorsitzender der Collegialität P.,<br />
Dr. Henriette Blanckenstein (Verein), Erasmus Pachta (Verein),<br />
Pflegedienstleiter MOH Gerhard Ernst<br />
WILDWASSERCAMP<br />
Nach einer zweijährigen Corona-Pause fand das legendäre<br />
Wildwassercamp zum 22. Mal in Gedenken an<br />
den Gründer Gabriel Maria Hofstätter im schönen<br />
Wildalpen bei Mariazell statt und wurde wieder zu<br />
einem eindrucksvollen Erlebnis für unsere Betreuten.<br />
Von Victoria Mensdorff-Pouilly<br />
Wir erkundeten dieses Jahr in sechs Booten als Team,<br />
gemeinsam mit unseren Wildwasser-Guides, die Salza<br />
und verbrachten drei wunderschöne Tage mit Paddeln,<br />
Schwimmen und Grillen am Wasser. Wir freuen uns<br />
schon jetzt sehr auf nächstes Jahr!<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 55
MALTESERÖSTERREICH<br />
JOHANNESGEMEINSCHAFT<br />
MITVERANSTALTER<br />
DES HERZ-JESU-<br />
FAMILIENFESTES IM<br />
STIFT WILTEN<br />
Von Clemens Danzl<br />
Im Juni <strong>2022</strong> fand das Weltfamilientreffen (WMOF) in<br />
Rom statt. Zeitgleich wurden auf Anregung von Papst<br />
Franziskus auf lokaler Ebene in den Diözesen verschiedene<br />
familienpastorale Akzente gesetzt. In diesem<br />
Zusammenhang wurde das seit 2014 von der Lorettogemeinschaft<br />
organisierte Herz-Jesu-Jugendfest im<br />
Stift Wilten heuer als ein Herz-Jesu-Familienfest ausgerichtet.<br />
<strong>Die</strong>ses Fest wurde gemeinsam von verschiedenen<br />
geistlichen Bewegungen und Gemeinschaften<br />
in Tirol ausgerichtet, sodass auch wir uns als <strong>Malteser</strong><br />
Johannesgemeinschaft miteinbringen durften.<br />
Nach einem Lobpreis, einem Video-Vortrag von Bischof<br />
Hermann Glettler per Live-Übertragung aus Rom und<br />
verschiedenen Lebenszeugnissen am Vormittag, wurden<br />
am Nachmittag Workshops und Stationen angeboten.<br />
Dank der Ausrüstung des MHDA Tirol/Vorarlberg<br />
konnten wir als MJG einen Rollstuhlparcours mit Bibelquiz<br />
aufbauen, der guten Anklang bei Kindern und<br />
Jugendlichen fand. <strong>Die</strong> Kinder machten sich neugierig<br />
und zunehmend mutiger auf den Weg, die Welt aus der<br />
Perspektive eines Rollstuhlfahrers zu erkunden.<br />
JOHANNESGEMEINSCHAFT<br />
FAMILIENNACHMITTAG IN INNSBRUCK<br />
Nach einer langen Corona-bedingten Pause konnte Ende<br />
Juni endlich wieder ein Familiennachmittag der <strong>Malteser</strong><br />
Johannesgemeinschaft in der Pfarre Innsbruck-Kranbitten<br />
stattfinden. Der Samstagnachmittag wurde mit einer Heiligen<br />
Messe begonnen, welcher P. Robert Deinhammer SJ vorstand.<br />
Im Anschluss daran konnten die Kinder im Pfarrgarten spielen,<br />
während die Eltern einer Katechese zum Thema Glauben und<br />
Vernunft lauschten. Ausgehend vom Dokument „Dei filius“ des<br />
Ersten Vatikanischen Konzils erkläre P. Deinhammer die Unterscheidung<br />
zwischen natürlicher und übernatürlicher Erkenntnisordnung,<br />
welche sich nach katholischer Auffassung prinzipiell<br />
nicht widersprechen. Nach diesem Vortrag gab es Gelegenheit<br />
zu einem informellen Austausch bei Würstel und Kuchen. Nun<br />
endlich wieder Impulse und gemeinsames Gebet zu erleben, war<br />
uns eine große Freude und hat nach so langer Zeit allen sehr gut<br />
getan.<br />
56<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
FEIERLICHE<br />
AUFNAHME<br />
IN SALZBURG<br />
<strong>Die</strong> diesjährige Aufnahme in den Orden<br />
und die Hilfswerke des Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens fand in der ehrwürdigen<br />
Stiftskirche von St. Peter zu<br />
Salzburg statt.<br />
Der Ordensspiritual, Seine Gnaden der Hwdgst. Herr Erzabt P. Dr. Korbinian Birnbacher OSB, zelebrierte dankenswerterweise<br />
das feierliche Hochamt. Mehr als 280 Teilnehmer, darunter 75 Ordensmitglieder in Kukulle beziehungsweise<br />
Cape, kamen zu diesem wichtigen Anlass nach Salzburg. Acht neue Ordensmitglieder wurden in das Großpriorat<br />
von Österreich aufgenommen sowie 44 ehrenamtliche Helfer in den <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst Austria. „Wir sind froh<br />
und dankbar auch in diesem Jahr wieder so viele engagierte Menschen bei den <strong>Malteser</strong>n als Mitglieder begrüßen<br />
zu dürfen und damit verstärkt unserem Ordensauftrag nachkommen zu können,“ so Norbert Salburg-Falkenstein,<br />
Prokurator des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens.<br />
Foto: Andreas Kolarik<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 57
MALTESERÖSTERREICH<br />
Messe Reichenau<br />
<strong>Die</strong> Reichenauer starten zur Ernte mit einer<br />
Heiligen Messe, bei der auch die Krankensalbung<br />
gespendet wurde. Im Thalhof der Familie Rath<br />
wurde der Abend für die sechs Betreuten und<br />
uns <strong>Malteser</strong> abgerundet.<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
BURGENLAND<br />
Schloss Esterházy An einem strahlenden Spätsommertag<br />
ging es für zwei befreundete Betreute nach Eisenstadt,<br />
wo das wunderschöne Schloss Esterházy besichtigt<br />
wurde, gefolgt von einem gemütlichen Mittagessen<br />
samt Eis. Im Dom wurden anschließend Kerzen angezündet<br />
und gebetet. Für eine sichere Heimfahrt empfing<br />
die kleine Gruppe den Reisesegen vom Dompfarrer.<br />
Ausflug zur Wallfahrtskirche in Pinggau jenseits des<br />
Wechsels. Dort wurde extra für die kleine Gruppe der<br />
<strong>Malteser</strong> die Heilige Messe gefeiert und sogar von einer<br />
Organistin begleitet. Pater Georg von den Oblaten des<br />
Heiligen Franz von Sales reiste extra als Zelebrant an.<br />
Anschließend gab es das traditionelle gemeinsame Mittagessen<br />
und auf dem Heimweg noch einen Kurzbesuch<br />
im Automobilmuseum Aspang. Danach ging es mit dem<br />
riesigen Blaguss Rolli-Bus souverän durch den dichten<br />
Abendverkehr wieder zurück nach Wien.<br />
SD Schönbrunn Ein traumhaft sonniger Ausflug mit<br />
Bewohnern des SeneCura Sozialzentrums Kirchberg am<br />
Wechsel. Manche Tierchen setzten sich geradezu wunderbar<br />
in Pose …<br />
Dominique und Magdalena Sigros organisierten<br />
einen Ausflug nach Carnuntum Eine wunderbare<br />
Reise für 37 Personen, darunter 10 Betreute (unter Epilepsie<br />
leidende Kinder und Jugendliche), in die römische<br />
Vergangenheit.<br />
58<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Kinomontag Beim Kinomontag, der jede Woche stattfindet,<br />
schauen Freiwillige der <strong>Malteser</strong> mit unseren<br />
Betreuten einen spannenden Film. Danach gibt es noch<br />
einen gemeinsamen Austausch über das eben Gesehene.<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
WIEN<br />
Fest der Helfer Als Dank für das ehrenamtliche Engagement wurden die <strong>Malteser</strong> am Fest der Helfer gemeinsam mit<br />
anderen Blaulicht- und Hilfsorganisationen in das Wiener Rathaus eingeladen. Beim Austausch mit den Vertretern<br />
anderer Organisationen gab es Gelegenheit zur besseren Vernetzung, um gegenseitig voneinander zu lernen und die<br />
Zusammenarbeit zu verbessern.<br />
Benefizkonzert Roland und Yuko Batik haben den <strong>Malteser</strong>n mit ihrem Benefizkonzert „Zwischen musikalischen<br />
Welten“ einen wunderschönen, stimmungsvollen Abend geschenkt. <strong>Die</strong> Anwesenden erlebten großartige Musik und<br />
eine familiäre Stimmung. Ein Benefizkonzert, insbesondere zur Unterstützung von Herzenswunsch-<strong>Die</strong>nsten.<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 59
MALTESERÖSTERREICH<br />
Friedenswallfahrt nach Altötting Wie jedes Jahr bildet unsere Wallfahrt nach Altötting, die wir mit den <strong>Malteser</strong>n<br />
in Bayern gemeinsam begehen, vor den Sommerferien den krönenden Abschluss des <strong>Malteser</strong>-Jahres. Am Sonntag,<br />
den 17. Juli <strong>2022</strong> pilgerten rund 100 <strong>Malteser</strong>, Betreute und Pilger aus Salzburg nach Altötting. Außerdem wurden<br />
wir in diesem Jahr von Seiner Exzellenz, Erzbischof Dr. Franz Lackner begleitet. Das Gebet stand heuer ganz im Zeichen<br />
einer Friedenswallfahrt für Europa und die Welt.<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
SALZBURG<br />
Ambulanzen im Salzburger Dom In den Sommermonaten<br />
durften die Salzburger <strong>Malteser</strong> wieder bei<br />
Großveranstaltungen im Salzburger Dom mit Seiner<br />
Exzellenz, Erzbischof Dr. Franz Lackner, die Ambulanz<br />
stellen, wie beispielsweise bei der Fronleichnamsprozession<br />
und dem „Gottesdienst für das Leben“. Es ist<br />
uns eine Freude und Ehre zugleich, als Sanitäter für die<br />
Sicherheit und das Wohlbefinden im Dom zu sorgen!<br />
Sommerfest In diesem Jahr durften wir unser traditionelles Salzburger <strong>Malteser</strong> Sommerfest nicht nur mit unseren<br />
Betreuten begehen, sondern auch Menschen aus der Ukraine, die unsere Deutschkurse besuchen, als Gäste begrüßen.<br />
Im Rahmen der Hl. Messe wurde unser neuer VW-Caddy (M42) gesegnet und damit „offiziell“ in den <strong>Die</strong>nst genommen.<br />
Anschließend wurde der Grill angeworfen. Das Sommerfest war auch in diesem Jahr ein Höhepunkt des <strong>Malteser</strong>-<br />
Jahres für Betreute und <strong>Malteser</strong>.<br />
60<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
2. Grazer Inklusionslauf Der Einladung, an diesem Lauf teilzunehmen, sind wir gemeinsam mit Betreuten gefolgt<br />
und haben uns zusammen im Augarten versammelt. Nach dem Lauf wurden wir zur Belohnung mit Snacks versorgt.<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
STEIERMARK<br />
Wachau In den letzten Sommerwochen haben<br />
wir uns gedacht, dass wir uns die Ergebnisse<br />
der Marillenernte in Krems genauer anschauen<br />
müssen. Wir haben die Gelegenheit genutzt und<br />
uns die Wachau genau angeschaut und sehr viele<br />
Marillen gegessen.<br />
Grundlsee Von 10. bis 12. Juni durften wir Quartier am malerischen Grundlsee beziehen und bei frühsommerlichen<br />
Temperaturen die zauberhafte Landschaft und die Freundlichkeit der Bevölkerung genießen. Eine herrliche Bootsfahrt,<br />
die Wanderung zum Toplitzsee und fangfrischer Fisch auf dem Teller, sorgten zusätzlich für Begeisterung.<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 61
MALTESERÖSTERREICH<br />
Bregenzer Festspiele Der Bereich Tirol/Vorarlberg organisierte eine Reise zu den Bregenzer Festspielen mit einer<br />
Dampferfahrt, einem Museumsbesuch und dem krönenden Opernbesuch La Boheme.<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
TIROL/VORARLBERG<br />
Bereichsmesse<br />
<strong>Die</strong> erste Bereichsmesse findet<br />
nach langer Zeit mit unserem<br />
neuen Bereichsgeistlichen<br />
MMag. Leopold Baumberger BA<br />
OPraem statt!<br />
ä<br />
GRATIS, aber leider nicht kostenlos.<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
das Magazin „<strong>Die</strong> MALTESER“ ist etabliert und erscheint regelmäßig.<br />
Das soll so bleiben. Es ist uns ein Anliegen, Sie über<br />
unsere Arbeit zu informieren. Doch Produktion und Versand<br />
sind leider nicht kostenlos. Bitte unterstützen Sie uns!<br />
Konto lautend auf MALTESER Austria<br />
Verwendungszweck: <strong>Zeitung</strong><br />
AT48 2011 1800 8087 0815<br />
NEUE<br />
KONTO-<br />
NUMMER<br />
Falls Sie, Ihre Freunde oder Ihre Familie über unsere Arbeit<br />
informiert werden wollen, senden wir Ihnen die <strong>Zeitung</strong> gerne<br />
regelmäßig zu. Schreiben Sie an: presse@malteser.at.<br />
✝<br />
<strong>Die</strong><br />
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 2/<strong>2022</strong><br />
„Pfarrer haben keine Ahnung vom echten Leben“<br />
Der Weg zur Berufung<br />
Gemeinsam, im <strong>Die</strong>nst am Nächsten<br />
Mobile Pflege: Persönliches, Neues und Berührendes<br />
Pflege – Beruf mit Wertschöpfung<br />
S.E. Statthalter-Großmeister Fra‘ Marco Luzzago verstorben<br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 1/<strong>2022</strong><br />
Mit Ihrer Spende unterstützen Sie unser Magazin. Danke! Ihre Spende ist steuerlich absetzbar.<br />
Sie können die <strong>Zeitung</strong> auch online lesen unter: www.malteserorden.at/presse/malteserzeitung/<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong><br />
62
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESER AUSTRIA<br />
BUNDESÜBUNG<br />
<strong>Die</strong> Aus- und Fortbildung unserer Ehrenamtlichen ist den <strong>Malteser</strong>n ein wichtiges Anliegen.<br />
Vom 30.9. – 02.10. haben über 90 <strong>Malteser</strong> bei der Bundesübung<br />
in Igls (Tirol) im Rahmen eines Stationenbetriebs<br />
unterschiedliche Situationen des Sanitäts- und Pflegebereichs<br />
trainiert und ihr Wissen aufgefrischt.<br />
In Zusammenarbeit mit der Interessengemeinschaft<br />
Notfallmedizin Innsbruck (IGNI) wurde das Thema CRM<br />
(Crew Resource Management) in den Vordergrund gestellt<br />
und begann mit einem Impulsvortrag am Freitag<br />
Abend zu diesem Thema.<br />
Von Peter Stellnberger<br />
Ein weiterer Höhepunkt war das Fest am Samstagabend,<br />
bei dem verdiente Mitglieder für 50 Jahre Einsatz im<br />
Hospitaldienst bzw. für ihr Engagement während der<br />
Pandemie geehrt wurden. Feierlicher Abschluss war die<br />
gemeinsame Hl. Messe in der Wallfahrtskirche „Heiligwasser“.<br />
Vielen Dank, liebe Tiroler, für die Gastfreundschaft<br />
und die perfekte Organisation! Besonders gefreut<br />
haben wir uns auch über Teilnehmer der Johanniter-<br />
Unfall-Hilfe in Österreich.<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 63
MALTESERWELTWEIT<br />
MALTESER INTERNATIONAL<br />
DER SOUVERÄNE MALTESER-RITTER-ORDEN<br />
IN DEN BALTISCHEN STAATEN<br />
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind 1991 die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen<br />
wieder zu selbstständigen Republiken geworden.<br />
Von Anton F. Gatnar / Arvydas Bruzas<br />
Der <strong>Malteser</strong>orden in Litauen<br />
Der SMRO hat 1991 mit der neu geschaffenen Republik<br />
Litauen volle diplomatische Beziehungen aufgenommen.<br />
Mittlerweile gab es eine Reihe von gegenseitigen<br />
Besuchen auf höchster Ebene. So haben die verstorbenen<br />
Großmeister Frà Andrew Bertie und Frá Matthew<br />
Festings Litauen offizielle Besuche abgestattet, auch<br />
Großkanzler Albrecht Boeselager und Großhospitalier<br />
Dominique La Rochefocauld-Montbel waren aus unterschiedlichen<br />
Anlässen offiziell in Litauen zu Gast.<br />
Im September 2016 trafen sich auf Einladung der<br />
Ordensregierung alle Einrichtungen und Botschaften<br />
des <strong>Malteser</strong>ordens, die in Mittel- und Osteuropa im Einsatz<br />
sind, zu einer mehrtägigen Konferenz „Gemeinsam<br />
Herausforderungen meistern” in Vilnius. Der Großkanzler,<br />
Albrecht Boeselager und der Großhospitalier,<br />
Dominique de La Rochefoucauld-Montbel, nahmen an<br />
der Konferenz teil und schlossen sie gemeinsam.<br />
<strong>Die</strong> Konferenz bat die Möglichkeit, über eine Förderung der<br />
Freiwilligeneinsätze, über Flüchtlingshilfe, das große Thema<br />
der internen und externen Kommunikation des <strong>Malteser</strong>ordens,<br />
und über Kooperationsformen bei Einsätzen und<br />
Projekten zwischen den Einrichtungen nachzudenken.<br />
Estland (Tallin) hat 1,3 Mio Einwohner, Lettland (Riga)<br />
rund 2 Mio und Litauen (Vilnius) 2,8 Mio.<br />
Estlands Bevölkerung ist nur zu 30% gläubig, davon etwa<br />
6.000 Katholiken, 10% sind Lutheraner, 16% Orthodox.<br />
Anders Lettland: 36% sind Lutherisch, 20% Katholisch<br />
und 19% Orthodox.<br />
Und schließlich Litauen: Hier sind mehr als 74% katholisch,<br />
3,7% Orthodox, der Rest sind jeweils kleine Gruppen<br />
wie etwa die Lutheraner mit 0,6%.<br />
Seit 1991 gibt es in Litauen auch eine <strong>Malteser</strong>gliederung,<br />
den MOPT (Maltos ordino pagalbos tarnyba). Nach<br />
eigenen Angaben sind an 40 Orten 62 festangestellte<br />
Mitarbeiter und mehr als 1300 Freiwillige tätig:<br />
Sozialzentren bieten Essen, Kleidung und Pflegemaßnahmen<br />
an (29 Standorte):<br />
• Hilfe für arme einsame alte Menschen (Essen und<br />
häusliche Pflege);<br />
• Zentren für Kinder aus benachteiligten Familien;<br />
• Soziale Aktivitäten für Jugendliche<br />
(28 junge <strong>Malteser</strong>gruppen);<br />
• Kurse für Erste Hilfe und Sozialfürsorge für Freiwillige<br />
(4 Regionen).<br />
Von Anfang an wurden die einzelnen Gruppen der <strong>Malteser</strong><br />
in Litauen von mehreren diözesanen Gliederungen des<br />
deutschen <strong>Malteser</strong> Hilfsdienstes auf allen Gebieten gefördert<br />
und mit Ausrüstung und Sachleistungen unterstützt.<br />
Vor allem das „Weihnachtssuppenprojekt“ hat internationale<br />
Beachtung gefunden. Das Litauische Fernsehen<br />
überträgt seit 2009 einen ganzen Tag das Benefizkonzert<br />
und den Suppenverkauf der <strong>Malteser</strong>, mit dem Spenden<br />
für wichtige soziale Projekte erschlossen werden.<br />
Seit 2018 ist der Österreicher Manfred Mautner-Markhof<br />
außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter<br />
Foto: MOPT (Maltos ordino pagalbos tarnyba)<br />
64<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
in Litauen. Mit ihm ist ein erfahrener und langjähriger<br />
<strong>Malteser</strong> aus Österreich, der im MHDA zahlreiche hohe<br />
ehrenamtliche Leitungsfunktionen ausgeübt hat, diplomatischer<br />
Vertreter des Ordens in Vilnius. Manfred<br />
Mautner Markhof war Bereichsleiter in Wien, Mitglied<br />
und zentrale Drehscheibe des Führungsgremiums, das<br />
1975 die neuen Statuten und Einsatzgrundsätze des<br />
MHDA entwarf und hat viele Jahre im Kuratorium<br />
wesentliche Akzente für die Arbeit des MHDA gesetzt.<br />
Nach dem großen Erdbeben in Friaul war es unter seiner<br />
Führung dem MHDA möglich, bereits am zweiten<br />
Tag einen großen Hilfstransport mit Milch, Nahrungsmitteln<br />
und notwendigen Bedarf ins Katastrophengebiet<br />
zu bringen. Es ist daher keine Frage, daß Manfred<br />
Mautner Markhof neben den wichtigen diplomatischen<br />
Aufgaben des Botschafters in Litauen auch die Tätigkeiten<br />
der Hilfsorganisation MOPT mit großem Engagement<br />
verfolgt und unterstützt.<br />
MALTESER AUFNAHME <strong>2022</strong> IN LITAUEN<br />
Am 2. Juli fand die feierliche Aufnahme und das<br />
Versprechen neuer <strong>Malteser</strong> Helfer in der prächtigen<br />
Kathedrale von Vilkaviskis (rund 200 km nordwestlich<br />
von Vilnius) statt.<br />
Der Bischof von Vilkaviskis, H.E. Rimantas Norvila zelebrierte<br />
das Hochamt, in dessen Verlauf rund 40 Mitglieder<br />
des MOPT ihr feierliches Treueversprechen für<br />
die Mitarbeit als <strong>Malteser</strong> Helfer ableisteten. Botschafter<br />
Manfred Mautner-Markhof war leider erkrankt, aus<br />
Deutschland war der langjährige Präsident des Deutschen<br />
<strong>Malteser</strong> Hilfsdienstes Constantin von Brandenstein-<br />
Zeppelin angereist.<br />
Er nahm als Vertreter der deutschen Assoziation, die<br />
eine Art Patenschaft über den MOPT ausübt, das Versprechen<br />
der Mitglieder entgegen. Um die enge Verbindung<br />
zu Litauen zum Ausdruck zu bringen, waren aus<br />
Österreich mit dem Stellvertreter des Kommandanten,<br />
Christoph Calice und dem Vorsitzenden des Kuratoriums,<br />
Anton Gatnar, zwei Vertreter des <strong>Malteser</strong><br />
Hospitaldienst Austria gekommen und wurden Zeugen<br />
der beeindruckenden Zeremonie.<br />
Nach österreichischem Vorbild – wohlvorbereitet vom<br />
Botschafter, wurden die strahlenden Mitglieder neu<br />
aufgenommen und leisteten – so wie in Österreich<br />
– ihr Treueversprechen gegenüber dem Orden ab. In<br />
einer kurzen Begrüßungsrede unterstrich Brandenstein-<br />
Zeppelin die wichtige Zusammengehörigkeit der Begriffe<br />
„Hilfe dem Nächsten“ und „Verbreitung des Glaubens“.<br />
Nach der Zeremonie gab es ein großes Aufnahmefest<br />
am Wystiter See in beeindruckender Landschaft, direkt<br />
an der Grenze zur russischen Enklave Kalinagrad. In der<br />
romantisch gelegenen Campingstation „Viktorija“ feierten<br />
viele neue Mitglieder und ihre Familien. Zahlreiche<br />
MOPT-Mitglieder erhielten Preise und Auszeichnungen<br />
für ihre Tätigkeit in den letzten – oft durch Covid besonders<br />
belasteten – Monate.<br />
Botschafter Mautner-Markhof betonte in einer Stellungnahme<br />
die enge Verbindung des MOPT und des<br />
<strong>Malteser</strong>ordens. So wie in Österreich sollte das Hilfswerk<br />
des Ordens vielen Menschen die Möglichkeit geben,<br />
dem Nächsten in Liebe zu begegnen und den Glauben<br />
zu verstärken.<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 65
MALTESERWELTWEIT<br />
KONTAKTAUFNAHME MIT ESTLAND<br />
Der Anteil an Katholiken an der Bevölkerung ist mit rund<br />
6.000 gering, nimmt aber seit dem Ende der Sowjetunion<br />
ständig zu. Meist sind es Litauer und Polen in den Städten,<br />
die als Katholiken in Estland zum katholischen Glauben<br />
zählen.<br />
Es gibt keine Diözesen, Bischof Philippe Jean-Charles<br />
Jourdan ist Apostolischer Administrator von Tallinn.<br />
Botschafter Manfred Mautner-Markhof hat am 21. Juni<br />
2021 in Tallinn sein Beglaubigungsschreiben der Präsidentin<br />
von Estland, Kersti Kaljulaid, überreicht.<br />
Nächste Schritte in Estland<br />
In einem Treffen mit dem zuständigen Beamten des estnischen<br />
Außenministeriums, Urmas Eigla, am 28. Juni,<br />
wurde die bevorstehende Einrichtung einer Botschaft<br />
des SMRO in Tallinn erörtert, eine positive Antwort<br />
des Außenministeriums ist in den nächsten Wochen zu<br />
erwarten. Dabei konnte der Botschafter die Verantwortungsträger<br />
auf estnischer Seite informieren, dass der<br />
Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden nunmehr seine Hilfstätigkeit<br />
auch in Estland aufnehmen wolle.<br />
Bei einem anschließenden Abendessen mit dem Bischof<br />
von Tallinn und Apostolischen Administrator von Estland,<br />
S.E. Philippe Jean-Charles Jourdan, versicherte der<br />
Überreichung der Beglaubigungsurkunden<br />
Bischof dem Botschafter seine Unterstützung für die<br />
Idee, dass einige Räumlichkeiten im Kloster Pirita in<br />
Tallinn für die zukünftige Aktivität der <strong>Malteser</strong> in<br />
Estland genutzt werden könnten. Weiters ist ein Therapiezentrum<br />
für behinderte Kinder in Prüfung, das gemeinsam<br />
mit der Caritas von Estland in Beregovo (Ukraine)<br />
errichtet werden könnte.<br />
WINTERHILFE FÜR DIE UKRAINE<br />
Von Katharina Kiecol<br />
In der Ukraine halfen die <strong>Malteser</strong> Geflüchteten und<br />
Menschen, deren Häuser zerstört wurden, sich auf den<br />
Winter vorzubereiten. „Jetzt, wo der Winter kommt<br />
und es vor allem nachts immer kälter wird, wird auch die<br />
Not der Menschen noch größer. Geflüchtete und ausgebombte<br />
Menschen trifft die Kälte besonders hart“, sagt<br />
Pavlo Titko, Leiter der <strong>Malteser</strong> Ukraine.<br />
„Viele leben in behelfsmäßigen Unterkünften, weil allein<br />
rund 140.000 Wohnhäuser in den vergangenen sieben<br />
Monaten zerstört wurden. Uns rief eine ältere Dame an,<br />
die mittlerweile bei ihren Hühnern, Hunden und Ziegen<br />
im Stall lebt, weil ihr Haus in der Ostukraine zerbombt<br />
wurde. Ihre Heimat möchte sie nicht verlassen, ihre<br />
Tiere nicht allein lassen. Wir werden ihren Stall nun isolieren<br />
und einen Holzofen installieren, so dass die alte<br />
Dame auf die anstehende Kälte vorbereitet ist. Sie ist<br />
nur ein Beispiel dafür, vor welchen Herausforderungen<br />
die Menschen in der Ukraine stehen“, sagt Titko.<br />
66<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
HILFE NACH DER<br />
FLUT IN PAKISTAN<br />
Foto: SRSO/<strong>Malteser</strong> International<br />
<strong>Die</strong>ser Sommer war einer der schlimmsten in der<br />
Geschichte des Landes: Nach schweren Regenfällen im<br />
Juni und Juli waren in Pakistan mehr als 33 Millionen<br />
Menschen von Überflutungen betroffen.<br />
Von Cordula Wasser<br />
Fast 1.700 Menschen starben, mehr als zwei Millionen<br />
Häuser und wichtige Infrastruktur wie Straßen, sanitäre<br />
Anlangen und Gesundheitseinrichtungen wurden zerstört.<br />
Rund 20 Millionen Menschen sind nach Angaben<br />
der Vereinten Nationen noch immer auf humanitäre Hilfe<br />
angewiesen.<br />
In Pakistan stand zwischenzeitlich ein Drittel des Landes –<br />
eine Fläche dreimal so groß wie Portugal – unter Wasser.<br />
Obwohl das Wasser langsam zurückgeht, bleibt ein großes<br />
Problem in den betroffenen Regionen: Kontaminiertes<br />
Trinkwasser und in der Folge sich häufende Durchfallerkrankungen.<br />
In den Wasserresten nisten zudem Mücken<br />
und immer mehr Menschen infizieren sich mit Malaria<br />
und Dengue-Fieber. Gleichzeitig gibt es für sie kaum eine<br />
Möglichkeit in die Krankenhäuser zu gelangen, da entwe-<br />
der die Zufahrtswege oder die Einrichtungen durch die<br />
Wassermassen zerstört wurden.<br />
In der Provinz Sindh unterstützt <strong>Malteser</strong> International<br />
zwei mobile medizinische Teams eines lokalen Partners,<br />
um die kranken Menschen vor Ort versorgen zu können.<br />
Zusätzlich zur medizinischen Versorgung verteilt<br />
<strong>Malteser</strong> International auch Bargeld an bedürftige Familien.<br />
Viele Menschen wissen nicht mehr, wie sie sich und<br />
ihre Familien ernähren sollen. <strong>Die</strong> Ernte wurde von den<br />
Fluten zerstört, viele Nutztiere sind ertrunken.<br />
Wir benötigen weiter dringend Unterstützung bei unserer<br />
Hilfe für die Menschen in Pakistan – eine solche Katastrophe<br />
kann niemand allein bewältigen.<br />
<strong>Malteser</strong> Ukraine/<strong>Malteser</strong> Internationa<br />
Um die Menschen, die vom Krieg betroffen sind, für den<br />
Winter auszurüsten, liefern die <strong>Malteser</strong> Öfen, Isoliermaterial,<br />
Schlafsäcke, Decken, haltbare Lebensmittel<br />
und warme Kleidung in den Osten des Landes. Auch zerstörte<br />
Fenster in den Wohnungen werden ausgetauscht.<br />
In der Region um Charkiw können die Temperaturen im<br />
Winter schnell auf minus zehn und weniger Grad fallen.<br />
Im Westen der Ukraine wird eine Flüchtlingsunterkunft<br />
renoviert, fünf weitere werden mit Strom-Generatoren<br />
versorgt. Da auch die Energieversorgung in einigen<br />
Orten immer wieder ausfällt, werden Generatoren,<br />
LED-Lampen und solarbetriebene Powerbanks verteilt.<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 67
MALTESERWELTWEIT MALTESERWELTWEIT<br />
PACIDA/<strong>Malteser</strong> International<br />
Foto: © <strong>Malteser</strong> International<br />
Schlimmste Dürre seit 40 Jahren in Kenia, schon 3 Regenzeiten sind<br />
ausgeblieben.<br />
<strong>Die</strong> acht Monate alte Sabah wird umfassend untersucht.<br />
MALTESER INTERNATIONAL<br />
WIR DÜRFEN DIE MENSCHEN JETZT NICHT<br />
Weltweit leiden immer mehr Menschen an Hunger.<br />
Von Lena Berghof und Elena Becker<br />
Roba Bora ist verzweifelt: Von seiner Herde, die vor<br />
Beginn der Dürre im Norden Kenias 867 Tiere umfasste,<br />
sind ihm nur noch 16 Schafe und Ziegen geblieben.<br />
Auch alle seine Kamele sind gestorben. Mit den ihm<br />
verbleibenden Tieren kann er seine Familie kaum noch<br />
durchbringen. Er kümmert sich zusätzlich zu seinen<br />
eigenen sechs Kindern auch um die fünf Kinder seines<br />
verstorbenen Bruders und um seine Mutter.<br />
„Eine solche Dürre habe ich noch nie erlebt“, sagt der<br />
70-Jährige. Einst galt seine Heimat Hurri Hills als eines<br />
der fruchtbarsten und grünsten Gebiete Nordkenias. In<br />
dieser Region Kenias leiden die Menschen derzeit unter<br />
einer Dürre, wie es sie seit 40 Jahren nicht gegeben<br />
hat. Seit Herbst 2020 haben die Regenzeiten nur einen<br />
Teil der normalen Niederschlagsmengen gebracht, die<br />
Hirten können ihre Viehbestände kaum noch ernähren.<br />
Rund 1,5 Millionen Nutztiere sind bereits verstorben.<br />
Klimawandel, Corona und explodierende Preise<br />
Der Klimawandel, die Corona-Pandemie und die explodierenden<br />
Preise für Weizen, Speiseöl, Dünger und<br />
Benzin als Folge des Ukrainekriegs haben dazu geführt,<br />
dass immer mehr Menschen weltweit hungern. Nach<br />
Einschätzung des Welternährungsprogramms der Vereinten<br />
Nationen haben bis zu 828 Millionen Menschen<br />
weltweit nicht genug zu essen. Zudem ist die Zahl derer,<br />
die von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sind,<br />
seit 2019 von 135 Millionen auf 345 Millionen angestiegen.<br />
Insgesamt 50 Millionen Menschen in 45 Ländern<br />
stehen am Rande einer Hungersnot.<br />
Auch in Kenia spitzt sich die Lage weiter zu<br />
„Der gestiegene Rohölpreis auf dem Weltmarkt führt in<br />
Kenia dazu, dass derzeit kaum noch Benzin erschwinglich<br />
ist. Für uns wird es gerade deutlich schwieriger, die<br />
Menschen mit unseren Hilfsgütern zu erreichen. Dabei<br />
ist die Hilfe vor allem im Norden Kenias gerade wichtig,<br />
denn durch die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten sind<br />
dort Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen. Obwohl<br />
der Krieg weit weg in Europa stattfindet, leiden die Menschen<br />
in Kenia schwer unter den Auswirkungen“, sagt<br />
Roland Hansen, Leiter der Afrikaabteilung von <strong>Malteser</strong><br />
International.<br />
Syrien: Eines der schwersten Jahre überhaupt<br />
Neben vielen afrikanischen Ländern sind vor allem<br />
ohnehin schon krisengebeutelte Länder im Nahen Osten<br />
68<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
Foto: © Brenda Mulama/<strong>Malteser</strong> International<br />
Ruqayya al-Sheikh Ali ist froh, dass es ihrer Tochter nun besser geht.<br />
Gemeinsam mit dem lokalen Partner HIHFAD bietet <strong>Malteser</strong> International<br />
medizinische Behandlungen für unterernährte Kinder und<br />
schwangere Frauen an.<br />
ALLEIN LASSEN<br />
von Hunger betroffen. Seit 11 Jahren herrscht Krieg in<br />
Syrien und das Armuts- und Hungerrisiko ist so groß<br />
wie nie. <strong>Die</strong> Situation hat sich durch die schlechte Wirtschaftslage<br />
und die Massenflucht innerhalb des Landes<br />
weiter verschärft. Außerdem haben Dürre und Wasserknappheit<br />
zu Missernten geführt. Der Lebensmittelsektor<br />
steht kurz vor dem Zusammenbruch und immer<br />
mehr Menschen hungern. Für viele Menschen in der<br />
Region Idlib im Nordwesten des Landes ist es eines der<br />
schwersten Jahre überhaupt.<br />
<strong>Die</strong> Lage in den Flüchtlingscamps<br />
Besonders schwierig ist die Situation für die rund<br />
1,5 Millionen Binnenvertriebenen, die in den provisorischen<br />
Flüchtlingscamps leben. Hier gibt es kaum Arbeit<br />
und die Menschen sind auf die monatlichen Lebensmittelverteilungen<br />
angewiesen, die jedoch kaum noch ausreichen,<br />
um eine große Familie zu ernähren – rund 79<br />
Prozent der Menschen hier leiden unter Unterernährung.<br />
<strong>Die</strong> 38-jährige Ruqayya al-Sheikh Ali lebt mit ihren vier<br />
Kindern in einem Flüchtlingscamp nördlich von Idlib.<br />
Ihre jüngste Tochter Sabah ist erst acht Monate alt und<br />
leidet seit ihrer Geburt an Unterernährung. Das Welternährungsprogramm<br />
schätzt, dass inzwischen 12,4<br />
Millionen Menschen in Syrien – mehr als die Hälfte<br />
der Gesamtbevölkerung – von akuter Ernährungsunsicherheit<br />
betroffen sind.<br />
In den vergangenen Monaten mussten die Vereinten<br />
Nationen bereits weltweit Essensrationen aufgrund von<br />
unzureichenden finanziellen Mitteln kürzen. „Aktuell<br />
sehen wir, wie sich die Situation für hunderte Millionen<br />
Menschen verschlechtert. Gleichzeitig wird es immer<br />
schwieriger für uns Hilfsorganisationen, den Menschen<br />
zur Seite zu stehen, denn die Mittel, die uns für Krisen<br />
wie in der DR Kongo oder im Dürregebiet Kenias zur Verfügung<br />
stehen, sind gering und die Kosten steigen derzeit<br />
enorm. Hinzu kommt der aktuelle Tiefstand des Euro.<br />
Viele sind verzweifelt und wissen nicht mehr weiter – wir<br />
dürfen diese Menschen jetzt nicht allein lassen“, appelliert<br />
Hansen eindringlich an die Weltgemeinschaft.<br />
Mehr über die Arbeit von <strong>Malteser</strong> International<br />
erfahren Sie auf unserer Website:<br />
www.malteser-international.org/de<br />
Wollen Sie die internationale Arbeit und die zahlreichen<br />
Hilfsprojekte der <strong>Malteser</strong> unterstützen, dann<br />
freuen wir uns sehr über Ihre Spende:<br />
https://www.malteser.at/?p=7659<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 69
TAGEBUCH<br />
AUSZEICHNUNGEN<br />
Für ihren besonderen Einsatz gewürdigt<br />
Präsident Generalmajor Mag. Erwin Hameseder erhielt die höchste<br />
militärische Auszeichnung des <strong>Malteser</strong>ordens.<br />
v.l.n.r.: Designierter Generalstabschef Rudolf Striedinger, Präsident<br />
Erwin Hameseder und Botschafter Günther Granser<br />
v.l.v.r.: S.H. Sebastian Prinz<br />
von Schoenaich-Carolath<br />
Botschafter des SMOM<br />
bei der Republik Österreich<br />
und Präsident Generalmajor<br />
Mag. Erwin Hameseder<br />
Erwin Hameseder, Generalanwalt des Raiffeisen-<br />
Verbandes und Milizbeauftragter des Österreichischen<br />
Bundesheeres, wurde das maltesische Großoffizierskreuz<br />
mit Schwertern verliehen.<br />
Präsident Hameseder betonte, dass es ihm ein wichtiges Anliegen<br />
ist, mit den <strong>Malteser</strong>n im Sinne der Menschlichkeit<br />
zusammenzuarbeiten und zu unterstützen, und ihn persönlich<br />
die vielfältigen gemeinnützigen Projekte, für die sich die<br />
<strong>Malteser</strong> einsetzen, im höchsten Ausmaß beeindrucken.<br />
Botschafter Günther Granser, Ständiger Vertreter des<br />
Souveränen <strong>Malteser</strong>ordens bei den Vereinten Nationen,<br />
der IAEA und UNIDO, lud zum Empfang. Im Rahmen<br />
eines Festaktes im Beisein von nationalen und internationalen<br />
Gästen aus den Bereichen Finanz, Wirtschaft,<br />
Politik, Kultur, Medien und offizielle Repräsentanten<br />
aller UN-Organisationen, wurde Erwin Hameseder<br />
die höchste militärische Auszeichnung des<br />
<strong>Malteser</strong>ordens im Rang des Großoffiziers mit Schwertern<br />
für seine zivilen und militärischen besonderen<br />
Verdienste verliehen.<br />
In der persönlichen Laudatio von Generalstabschef<br />
Rudolf Striedinger, hob dieser hervor, dass die Unterstützung,<br />
welches das Österreichische Bundesheer dem<br />
<strong>Malteser</strong> Hospitaldienst und dem Souveränen <strong>Malteser</strong>-<br />
Ritter-Orden immer wieder bei der Erfüllung seiner<br />
Aufgaben und vor allem bei der Katastrophenhilfe ohne<br />
Zögern gewährt, ein großer Verdienst des Ausgezeichneten<br />
sei. Botschafter Granser unterstrich, dass eine Vielzahl<br />
von Hilfsprogrammen und -kampagnen in letzter<br />
Zeit von Präsident Hameseder gefördert wurden, welche<br />
die leidenden Menschen in Not in den betroffenen<br />
Ländern signifikant durch die rasche Soforthilfe unterstützt<br />
haben.<br />
Henriette Blanckenstein wurde vom Prokurator zur<br />
Ehren- und Devotions-Großkreuzdame in Oboedienz<br />
rangerhöht. <strong>Die</strong> Absolventin der Romanistik und Kunstgeschichte<br />
wurde 1962 aktives Mitglied im <strong>Malteser</strong><br />
Hospitaldienst. In den darauffolgenden Jahren und<br />
während ihrer erfolgreichen beruflichen Tätigkeit in<br />
Deutschland und den USA blieb sie weiter eng mit dem<br />
Orden verbunden und nahm an zahlreichen Pilgerzügen<br />
und Wallfahrten der <strong>Malteser</strong> teil. Nach ihrer Rückkehr<br />
nach Wien wurde sie im Juni 2004 in den Orden aufgenommen<br />
und sofort auch Sozialreferentin des <strong>Malteser</strong><br />
Hospitaldienstes im Burgenland.<br />
Dominique de La Rochefoucauld-Montbel und Henriette<br />
Blanckenstein<br />
70<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
TAGEBUCH<br />
In weitere Folge engagierte sie sich zusammen mit ihrem<br />
Mann im Verein Haus Malta und ist bis heute als Vorstandsmitglied<br />
im <strong>Malteser</strong> Ordenshaus ehrenamtlich<br />
tätig. „Für die Neuaufnahmen und unsere Bewohner sowie<br />
ihre Familien zuständig, hast Du stets und über all die<br />
Jahre jene Liebe und Hingabe an den Tag gelegt, die eine<br />
Ordensdame auszeichnen sollen. <strong>Die</strong>sem beispielhaften,<br />
persönlichen und selbstlosen Einsatz wurde durch die<br />
verdiente Rangerhöhung durch den Großmeister-Statthalter<br />
nun Rechnung getragen. Danke für Dein Vorbild“,<br />
so der Prokurator bei seiner Laudatio.<br />
ist seit mehr als 27 Jahren im diplomatischen <strong>Die</strong>nst<br />
des Ordens engagiert. Zunächst von 1995 bis 2000 als<br />
Botschaftsrätin aktiv, war sie von 2000 bis 2005 als<br />
Gesandte und bevollmächtigte Ministerin und seither als<br />
Botschafterin, Missionsleiterin und Ständige Beobachterin<br />
beim Büro des Ordens bei den Vereinten Nationen<br />
und Internationalen Organisationen in Genf tätig. Sie<br />
war zusätzlich Vizepräsidentin der Stiftung „Caritas in<br />
Veritate“ und ist seit 2019 Ehrenpräsidentin der Organisation<br />
„Religions for Peace“.<br />
Botschafterin Marie-Thérèse Pictet-Althann und<br />
S.E. Großmeister-Statthalter Fra´ John T. Dunlap<br />
I.E. Botschafterin Marie-Thérèse Pictet-Althann<br />
wurde in den Rang einer Ehren- und Devotions-Großkreuzdame<br />
in Oboedienz erhoben. S.E. der Großmeister-Statthalter<br />
Fra´ John T. Dunlap nahm persönlich<br />
die Promesse von I.E. Frau Botschafterin Marie-Thérèse<br />
Pictet-Althann in der Kapelle des Großmagisteriums in<br />
Rom entgegen und verlieh ihr den Rang einer Ehren- und<br />
Devotions-Großkreuzdame in Oboedienz. <strong>Die</strong>s geschah<br />
im Beisein zahlreicher Ehrengäste, darunter S. Emz. der<br />
Hwdgst. Herr Päpstliche Sonderdelegat Kardinal Silvano<br />
M. Tomasi CS und des Fürstgroßpriors von Österreich,<br />
Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn.<br />
Marie Thérèse Pictet-Althann wurde 1997 Mitglied des<br />
Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens in Österreich und<br />
Kabinettsdirektor i. R. Dr. Heinz Anton Hafner wurde als neuer Botschafter<br />
des <strong>Malteser</strong>ordens bei der Republik Ungarn beglaubigt.<br />
Kabinettsdirektor i. R. Dr. Heinz Anton Hafner<br />
wurde als neuer Botschafter des <strong>Malteser</strong>ordens bei<br />
der Republik Ungarn beglaubigt. Mit Heinz Hafner<br />
wurde diese wichtige Position mit einem äußerst erfahrenen<br />
und höchst verdienstvollen österreichischen<br />
Ordensmitglied besetzt. Der ehemalige Hofburg-Mitarbeiter<br />
war von 1992 bis 2020 unter drei Bundespräsidenten<br />
in der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei tätig,<br />
davon 19 Jahre lang zuletzt als Kabinettsvizedirektor.<br />
Er leitete viele Jahre hindurch auch die Ehrenzeichenkanzlei<br />
und war mit der Organisation zahlreicher<br />
Staatsbesuche betraut.<br />
Wir gratulieren herzlich!<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 71
GELESENEMPFOHLEN<br />
GOTT IST DER REDE WERT<br />
Unter diesem Titel hält der Autor ein Plädoyer für das Gespräch über Gott.<br />
Nicht wissenschaftlich, nicht fachtheologisch, sondern lebensnah und lebendig.<br />
Es ist ein Buch, das beim<br />
aktuellen Zustand der Welt<br />
durchaus lesenswert ist,<br />
für alle, die sich fragen,<br />
ob man intellektuell redlich<br />
Christ sein kann. Oft<br />
habe, so Autor Bernhard<br />
Körner, das Pragmatische den Vorrang,<br />
manchmal auch der (nicht immer klare) Rekurs<br />
auf Erfahrung. Und es werde übersehen, dass es durchaus<br />
der Rede wert sei, wie es um Gott und die Möglichkeit<br />
des Glaubens an ihn steht.<br />
Das vorliegende Buch will zeigen, dass Gott der Rede<br />
wert ist. Der Autor ist überzeugt, dass dies so in der<br />
Geschichte der Menschheit und auch in der Gegenwart<br />
meistens außer Zweifel stehe. In unseren Breiten sei<br />
das allerdings nicht immer so. In der Öffentlichkeit<br />
seien Gott und der Glaube an ihn selten ein Thema –<br />
im Unterschied zu Spiritualität, Religion und Kirche.<br />
Gott ist nicht Geschmackssache<br />
Das Buch will weiters die Überzeugung vertreten, dass<br />
man Gott auf vernünftige Weise zum Thema machen<br />
kann. „Dass man für den Glauben an Gott gute Gründe,<br />
also Argumente vorbringen kann. Gott ist also nicht<br />
Geschmackssache, sondern ein sinnvolles Thema geistiger<br />
Auseinandersetzung“, so der Autor. Wenn man in<br />
der Frage nach Gott der Vernunft viel zutraut, dann<br />
muss man selbstverständlich auch den Argumenten<br />
Raum geben, die gegen den Glauben an Gott vorgebracht<br />
werden. Deshalb beschäftigt sich das Buch abschließend<br />
mit Argumenten der Religionskritik, aber<br />
auch mit Erfahrungen, die auf Gott einen Schatten<br />
werfen.<br />
Bernhard Körner. Gott ist der Rede wert. Warum es Sinn macht,<br />
über Gott nachzudenken. Würzburg. Echter Verlag, <strong>2022</strong>,<br />
176 Seiten. ISBN: 978-3-429-05726-8, 16,90 Euro.<br />
WEBSTUHL DES BETENS<br />
Das zentrale Gebet des Christentums ist ein sehr persönliches, schlichtes und doch tiefgründiges.<br />
Das versucht David Steindl-Rast in seinem neuen Buch über das Vaterunser zu zeigen.<br />
„<strong>Die</strong> Erde schenkt so viel wir brauchen, nicht so viel wir<br />
haben wollen“, heißt es bei David Steindl-Rast. Kein<br />
Gebet verbindet die gläubigen Christen so wie das<br />
Vaterunser – miteinander und auch mit Gott. Es entdeckt<br />
ihn als Vater und großzügigen Geber allen Lebens.<br />
Jeder kann daraus schöpfen, seine Worte sind für unser<br />
aller Zukunft relevant, und es kann für jeden individuell<br />
zu einem „Webstuhl des Betens” werden.<br />
David Steindl-Rast führt<br />
ein in die kunstvolle Anordnung,<br />
die reiche Symbolik<br />
und die bedeutungsvollen<br />
Beziehungen des Vaterunsers.<br />
Er lotet zentrale<br />
Begriffe wie Vater und Himmel, Wille und Reich,<br />
Brot und das Böse aus und findet Auslegungen, die<br />
72<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
GELESENEMPFOHLEN<br />
EUROPA, ÖSTERREICH UND DIE<br />
KREUZZÜGE<br />
Als Papst Urban II. 1095 die westliche Christenheit zum Kampf gegen die muslimische Welt<br />
im Nahen Osten aufrief, trat er eine Massenbewegung los, deren Dimension seine Erwartung<br />
bei Weitem überstieg.<br />
Von Georg Reichlin-Meldegg<br />
Der Ansprache des Papstes<br />
folgte zunächst der<br />
Erste Kreuzzug, der im<br />
Juli 1099, nach dreijährigem,<br />
mühseligem Vormarsch<br />
zur Eroberung<br />
Jerusalems führte. Dort<br />
fanden die Kreuzfahrer<br />
bereits jene Bruderschaft<br />
des Seligen Gerhard vor,<br />
aus der unser Orden als<br />
„Ritter- und Hospitalorden<br />
vom Heiligen<br />
Johannes zu Jerusalem“<br />
hervorging. Viele legten<br />
seinem Beispiel folgend<br />
das Schwert nieder und<br />
schlossen sich der Hospitalbruderschaft<br />
an.<br />
den grundlegenden Sehnsüchten und Bedürfnissen der<br />
Menschen gerecht werden.<br />
<strong>Die</strong>se kontemplativen Perspektiven vertieft er schließlich<br />
noch im Gespräch mit der Medizinsoziologin<br />
Brigitte Kwizda-Gredler, in das viele aktuelle Bezüge zu<br />
Zeitereignissen und zu globalen Problemen einfließen.<br />
David Steindl-Rast mit Brigitte Kwizda-Gredler. Das Vaterunser.<br />
Ein Gebet für alle. Innsbruck-Wien, Tyrolia-Verlag, <strong>2022</strong>, 128 Seiten,<br />
ISBN: 978-3-7022-4060-8, 18 Euro. Auch als E-Book erhältlich:<br />
ISBN: 978-3-7022-4061-5, 14,99 Euro.<br />
Trotzdem blieb die Verteidigung<br />
gegen das Vordringen<br />
des Islams ein wichtiger<br />
Faktor. Bis weit ins<br />
13. Jahrhundert hinein brachen<br />
immer wieder riesige christliche Heerscharen aus<br />
den verschiedensten Regionen Europas auf, legten tausende<br />
Kilometer zurück, um im Orient Krieg im Zeichen<br />
des Kreuzes zu führen. Mehrere dieser Feldzüge scheiterten<br />
katastrophal. Dennoch taten diese Fehlschläge<br />
der Dynamik des christlichen Glaubenskrieges lange Zeit<br />
keinen Abbruch.<br />
Krieg im Namen Gottes<br />
<strong>Die</strong> Babenberger, so kommt der Autor zum eigentlichen<br />
Thema seines Werkes, spielten in dieser stürmischen<br />
Ära eine aktive Rolle. Über einen Zeitraum von knapp<br />
120 Jahren waren sie ruhmreich in allen größeren Kreuzzügen<br />
aktiv. <strong>Die</strong> österreichische Markgrafen- und Herzogsdynastie<br />
nahmen auch – mit Unterstützung der Ritterorden<br />
– an der Belagerung von Akko teil, wirkten bei<br />
der Rückeroberung von Beirut und Sidon mit, schlugen<br />
Schlachten in Kleinasien und attackierten Burgen in den<br />
Bergen Galiläas. <strong>Die</strong> Aussicht, Gott mit einem Kreuzzug<br />
zu dienen und vollständige Buße für begangene Sünden<br />
zu tun, war für viele Menschen dieser Zeit ein machtvolles<br />
Motiv, sich auf ungeahnte Gefahren auf dem Marsch<br />
in den Orient einzulassen. Trotz hohem Blutzoll versah<br />
man Feldzüge im Zeichen des Glaubens. Ein spannend<br />
und flüssig zu lesendes Fach- und Lehrbuch, detailreich<br />
auf hohem Niveau.<br />
Robert-Tarek Fischer. Österreichs Kreuzzüge. Babenberg und<br />
der Glaubenskrieg 1096 – 1230. Böhlau-Verlag Wien-Köln,<br />
232 Seiten, ISBN: 978-3-205-21376-5, 33 Euro.<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 73
GELESENEMPFOHLEN<br />
SOLI DEO GLORIA<br />
Der österreichische Komponist Augustinus Franz Kropfreiter (1936–2003) gehörte als<br />
Chorfrater dem Stift St. Florian bei Linz an, wo er als Stiftsorganist und Regens Chori wirkte.<br />
Sein OEuvre umfasst alle Gattungen mit Ausnahme des<br />
Balletts und der Oper. Sein Stil basiert auf dem traditionellen<br />
Verständnis von Form und Kontrapunkt und<br />
zeichnet sich vor allem durch die Farbigkeit bi- und<br />
polytonaler Strukturen aus.<br />
Klaus Sonnleitner, Stiftsorganist in St. Florian und Bereichsseelsorger<br />
des MHDA in Oberösterreich, erörtert<br />
in diesem Band Kropfreiters Selbstverständnis als Komponist<br />
und Organist, seinen künstlerischen Werdegang<br />
(ausgehend vom Kirchenmusikstudium in Wien) sowie<br />
den Kompositionsprozess. <strong>Die</strong> wichtigsten Grundlagen<br />
dafür sind die erhaltene Korrespondenz und die Ergebnisse<br />
von Experteninterviews.<br />
So wird der Leser – auch<br />
abseits des musikwissenschaftlichen<br />
Interesses –<br />
auf eine lebendige Zeitreise in die<br />
Musikwelt der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geführt.<br />
Eine Werkliste mit umfangreichem Kommentar<br />
bietet den kompletten Überblick über das Schaffen des<br />
Komponisten, der besonders im Bereich der Orgelkomposition<br />
überregionale Bedeutung erlangte.<br />
Klaus Sonnleitner. Soli Deo Gloria. Zum Schaffen Augustinus<br />
Franz Kropfreiters. Wien, Hollitzer Verlag, <strong>2022</strong>, 596 Seiten<br />
mit zahlreichen Abbildungen, ISBN: 978-3-99012-984-5 (hbk)<br />
65 Euro, ISBN: 978-3-99012-985-2 (pdf) 64,99 Euro.<br />
NEKROLOG<br />
FEIERLICHE VERABSCHIEDUNG<br />
VON FRA´ MARCO LUZZAGO<br />
Eine lange Prozession begleitete den Leichnam von Fra´<br />
Marco Luzzago, der am 7. Juni im Alter von 71 Jahren<br />
plötzlich verstarb, am 14. Juni <strong>2022</strong> durch das Haupttor<br />
der Magistralvilla mit roten Fahnen auf Halbmast zur benachbarten<br />
Basilika der Heiligen Bonifatius und Alessio<br />
auf dem Aventin.<br />
Am 07.06.<strong>2022</strong> verstarb Fra´ Marco Luzzago, Großmeister-<br />
Statthalter des Souveränen Ritter- und Hospitalorden vom<br />
Hl. Johannes zu Jerusalem, von Rhodos und von Malta.<br />
Fra´ Marco Luzzago hatte es während seiner weniger als<br />
zwanzigmonatigen Amtszeit an der Spitze des Ordens,<br />
die zunächst von der Pandemie und dann von den Hilfsaktionen<br />
wegen des Krieges in der Ukraine geprägt war,<br />
geschafft, die Herzen derer zu berühren, die mit ihm<br />
gearbeitet und ihn auf den Fluren des Magistralpalastes<br />
begleitet hatten. Ein Ort, der ihm lieb und teuer ist,<br />
aber auch so weit entfernt von der Komturei des Ordens<br />
in den Marken – die Villa Ciccolini, die er so viele Jahre<br />
lang verwaltet und bewohnt hatte. Auch bei seinen<br />
Reisen als Statthalter, wie vor einigen Wochen zur Suppenküche<br />
des <strong>Malteser</strong>ordens in Pompei oder bei seiner letzten<br />
Pilgerreise nach Lourdes, wurde Fra´ Marco für seine<br />
Großzügigkeit, seine Spiritualität und sein Engagement<br />
geschätzt, ein Spiegelbild seines „leuchtenden christlichen<br />
Zeugnisses“, wie Papst Franziskus es ausdrückte.<br />
Online: Heute noch zum Nachschauen, und am 14. Juni<br />
für alle die nicht vor Ort sein konnten in einer Live Übertragung;<br />
die Beerdigung von S.E. dem Statthalter des<br />
Großmeisters, Fra´ Marco Luzzago.<br />
www.youtube.com/watch?v=VzT_3bzUylM<br />
74<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>
+ 26.05.<strong>2022</strong><br />
Sophie Gräfin Walderdorff<br />
Mitglied Bereich Salzburg<br />
+ 24.06.<strong>2022</strong><br />
Ing. Georg Ritter von Przyborski<br />
Magistralritter<br />
+ 27.07.<strong>2022</strong><br />
Hermann Oettl<br />
Magistralritter und Mitglied Bereich Salzburg<br />
+ 28.07.<strong>2022</strong><br />
Rosa Kahr<br />
Betreut vom Bereich Tirol/Vorarlberg<br />
+ 30.07.<strong>2022</strong><br />
Erna Ferrari<br />
Betreut vom Bereich Tirol/Vorarlberg<br />
+ 01.08.<strong>2022</strong><br />
Bailli Franz Alfred Graf von Hartig<br />
Oboedienz Präsident h. c. der Rumänischen<br />
Assoziation ehm. Botschafter unseres Ordens in<br />
Rumänien und Mitglied Bereich Salzburg<br />
+ 8.10.<strong>2022</strong><br />
Marianne Steinlechner<br />
Betreut vom Bereich Tirol/Vorarlberg<br />
R.I.P.<br />
NEKROLOG<br />
WIR TRAUERN UM =<br />
+27.08.<strong>2022</strong><br />
Anton Stifter<br />
Mitglied Bereich Burgenland<br />
+ 28.08.<strong>2022</strong><br />
Ing. Matthias Struber<br />
Betreut vom Bereich Salzburg<br />
+ 31.08.<strong>2022</strong><br />
Franz Josef zu<br />
Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems<br />
Ehren- und Devotionsritter<br />
+ 28.10.<strong>2022</strong><br />
Marie Czernin<br />
Ehren- und Devotionsdame, Mitglied<br />
Johannesgemeinschaft<br />
+ 07.08.<strong>2022</strong><br />
Dr. phil. Elisabeth Waltner<br />
Mitglied Bereich Wien<br />
+ 23.11.<strong>2022</strong><br />
Hw. Herr Pfarrer Dipl. Ing.<br />
Mag. Konstantin Spiegelfeld<br />
Ehren- und Devotionsritter sowie leitender<br />
Seelsorger des MHDA<br />
+ 08.08.<strong>2022</strong><br />
Friedrich-Alexander Markgraf Pallavicini<br />
Ehren- und Devotions-Großkreuzritter in<br />
Oboedienz und Mitglied Bereich Wien R. I. P.<br />
KONTAKT<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
www.malteserorden.at<br />
MALTESER Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95<br />
E: zentrale@malteser.at<br />
www.malteser.at<br />
MALTESER International<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
www.malteser-international.org<br />
MALTESER Care<br />
Helmut Lutz<br />
T: +43 1 361 97 88 Fax -50<br />
Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800<br />
(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)<br />
E: office@malteser.care<br />
www.malteser.care<br />
MALTESER Kinderhilfe<br />
Olivier Loudon, Mag. Petra Hellmich, MA<br />
T: +43 7472 982 01<br />
E: office@malteser-kinderhilfe.at<br />
www.malteser-kinderhilfe.at<br />
MALTESER Ordenshaus<br />
Dir. Mag. (FH) Thomas Kissich<br />
T: +43 1 597 59 91<br />
E: office@malteser-ordenshaus.at<br />
www.malteser-ordenshaus.at<br />
MALTESER Johannesgemeinschaft<br />
Priv.-Doz. Dr. Johannes Holfeld<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: mjg@malteser.at<br />
www.malteser-johannesgemeinschaft.at<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 75
<strong>Die</strong> MALTESER wünschen<br />
<strong>Die</strong> MALTESER wünschen<br />
GESEGNETE<br />
gesegnete<br />
Weihnachten<br />
WEIHNACHTEN<br />
MALTESER CHRISTBAUMKUGEL<br />
(erhältlich in Rot oder Gold, mit einem<br />
zweiseitigen Aufdruck des <strong>Malteser</strong>kreuzes)<br />
Dekorative und hochwertige MALTESER<br />
Glasweihnachtskugel schenken und<br />
gleich doppelte Freude bereiten.<br />
Beim Kauf einer Weihnachtskugel zum<br />
Preis von 8,– € (inkl. MwSt.) kommen<br />
2,– € MALTESER Hilfsprojekten zu Gute.<br />
MALTESER CHRISTBAUMKUGEL<br />
Erhältlich bei den MALTESERN<br />
Johannesgasse 2/20,1010 Wien<br />
(ausschließlich gegen Selbstabholung)<br />
Mo. – Do. 8 – 17, Fr. 8 – 14 Uhr<br />
„Ein herzliches Vergelt’s Gott für<br />
Dekorative und hochwertige <strong>Malteser</strong> Glasweihnachtskugel schenken und gleich doppelt Ihre Unterstützung“<br />
Freude bereiten. Beim Kauf einer<br />
Weihnachtskugel um EUR 8,00 inkl. MwSt. unterstützen Sie die Hilfsprojekte der <strong>Malteser</strong> in Österreich. <strong>Die</strong> hochwertigen,<br />
roten Christbaumkugeln, haben einen Durchmesser von 8 cm und sind zweiseitig mit einem weißen <strong>Malteser</strong>kreuz bedruckt.<br />
Erhältlich in der Ordenskanzlei, Johannesgasse 2/21, 1010 Wien (ausschließlich Selbstabholung) Mo-Do 8-17, Fr 8-12 Uhr<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
Katharina Stögner<br />
T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90<br />
E: presse@malteser.at<br />
www.malteserorden.at<br />
MALTESER Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78<br />
E: zentrale@malteser.at<br />
www.malteser.at<br />
Österreichische Post AG<br />
MZ 11Z038858M<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
76<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>