Die Malteser Zeitung 3/2022
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
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same Antwort auf konkrete Notsituationen vor Ort, denen<br />
anderweitig nicht oder nicht hinreichend begegnet<br />
worden war. Wir tun nur, was andere nicht oder nicht<br />
in ausreichender Weise tun. Wir sind auch keine sozialunternehmerische<br />
Einrichtung, die ihre Kosten in Rechnung<br />
stellt. Fast alle der uns Anvertrauten sind bettelarm<br />
und nicht krankenversichert. Deshalb müssen wir<br />
unsere Unkosten rein aus Spenden und Zuschüssen<br />
decken. Deshalb sind wir auch nicht böse, wenn ein<br />
<strong>Die</strong>nst nicht mehr nötig ist.<br />
Können Sie uns ein konkretes Beispiel nennen?<br />
Ein solches Projekt ist etwa die Nähschule, die über die<br />
Brotherhood entstanden ist. Sie wurde von uns eröffnet<br />
und ist sehr erfolgreich, weil damit innerhalb kurzer Zeit<br />
wertvolle neue Arbeitsplätze entstanden sind. Als mehrere<br />
unserer Absolventinnen dann eigene Nähschulen eröffnet<br />
haben, zogen wir uns zurück und sind stolz auf die<br />
gelungene Hilfe zur Selbsthilfe, als diese dann diese Aufgaben<br />
selbständig und in Eigenregie übernommen haben.<br />
Anfangs haben wir auch im Rettungsdienst ausgeholfen,<br />
weil der staatliche Rettungsdienst überfordert war. Der<br />
ist aber heute sehr viel besser aufgestellt und organisiert<br />
als früher und es gibt mittlerweile auch zahlreiche hochqualifizierte<br />
Privatanbieter. Als sich diese Entwicklung<br />
abgezeichnet hat, haben wir uns sofort zurückgezogen,<br />
denn wir wollen – wie gesagt – niemals in Wettbewerb zu<br />
lokalen Unternehmen und <strong>Die</strong>nstleistern stehen.<br />
Wo fühlen Sie sich zuhause? In Regensburg oder in<br />
Südafrika?<br />
Der Regensburger Dom und die Erzabtei St. Ottilien<br />
sind und bleiben für immer meine Heimat, aber zuhause<br />
bin ich in Südafrika. Ich fühle mich als Zulu, spreche die<br />
Sprache und verstehe sie, nur mein Akzent verrät mich<br />
manchmal (lacht).<br />
Wie verhält es sich mit dem Thema Religion?<br />
Christen sind in Südafrika eine Minderheit. Es gibt viele<br />
unterschiedliche Glaubensgemeinschaften, Religionen<br />
und eine Unmenge von Sekten, die in Südafrika mit- und<br />
nebeneinander leben.<br />
Am verbreitetsten sind der traditionelle Ahnenkult und<br />
Geisterglaube. Es gibt auch zwei Glaubensgemeinschaften<br />
mit mehreren Millionen Mitgliedern, von denen<br />
eine den Ahnenkult und die Geisterbeschwörungen<br />
mit christlichen Symbolen durchführt und deshalb oft<br />
fälschlich als christlich eingestuft werden, und eine<br />
zweite große Gruppe von Anhängern, die sich um einen<br />
Zulu schart, der sich als Messias ausgibt. Unter der aus<br />
Indien eingewanderten großen Bevölkerungsgruppe ist<br />
der Islam und der Hinduismus vorherrschend.<br />
Wir respektieren natürlich die Gewissensentscheidung<br />
und religiösen Überzeugungen jedes Einzelnen. Wir verbreiten<br />
den christlichen Glauben durch unser gelebtes<br />
Beispiel und natürlich auch in der Glaubensverkündigung<br />
und freuen uns, wenn jemand sich von sich aus auf<br />
den Weg begibt, ein Christ zu werden. Es ist mir jedes<br />
Jahr in der Osternacht eine besondere Freude eine größere<br />
Gruppe von Menschen, zumeist aus unserem eigenen<br />
Kinderheim, taufen zu dürfen.<br />
Wo sehen Sie im Moment die größten Herausforderungen?<br />
Sie sind zahlreich. Was sich aber wie eine Konstante<br />
schon seit Jahren durch unsere Arbeit zieht, sind die<br />
Themen AIDS und Kinder. Wir sind sehr aktiv in der<br />
Bekämpfung von AIDS und hoffen, die Behandlung mit<br />
Medikamenten noch lange fortsetzen zu können. AIDS-<br />
Medikamente müssen lebenslang genommen werden. Es<br />
dauert etwa ein halbes Jahr bis die Patienten stabil sind<br />
und dann auch tatsächlich mit hoher Lebensqualität mit<br />
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DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>