Die Malteser Zeitung 3/2022
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
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LEBENSWERT<br />
verschwimmen mitunter. <strong>Die</strong> inhaltliche Abgrenzung<br />
ist aber klar: Bei Besuchsdiensten geht es darum, gemeinsam<br />
Erledigungen zu machen, Karten zu spielen<br />
und Ähnliches. Der Palliativdienst findet am Sterbebett<br />
statt. Hier geht es um das Aufarbeiten des Lebens und<br />
darum, die Angst vor dem Tod zu nehmen, vielleicht<br />
auch noch einen letzten Wunsch zu erfüllen. Meistens<br />
ist man in der Stunde des tatsächlichen Sterbens als Palliativbetreuer<br />
nicht vor Ort. Das sind dann meistens die<br />
Angehörigen.<br />
Wie findet man heraus, ob man sich für den<br />
Palliativdienst eignet?<br />
Man sollte sich die Frage stellen, ob man bereit ist, sich<br />
auf neue Menschen bzw. eine Beziehung mit einem fremden<br />
Menschen einzulassen. Es braucht das Interesse<br />
an anderen Menschen und deren Lebensgeschichten,<br />
ein Neugierigsein, wer diese anderen Menschen sind, und<br />
die Bereitschaft, den eigenen Horizont zu erweitern.<br />
Palliativarbeit kann auch überfordern.<br />
Gibt es Hilfe für Helfende?<br />
Es wird eine kostenfreie Supervision angeboten, die in<br />
Anspruch genommen werden kann. In manchen Einrichtungen<br />
ist sie sogar verpflichtend. Man wird also<br />
nicht alleingelassen, denn neue Erfahrungen können<br />
natürlich auch überfordern. Neben der Supervision gibt<br />
es Teamtreffen zum Erfahrungsaustausch.<br />
Wie erfolgt die Aufnahme in den Palliativdienst?<br />
Zunächst gibt es ein persönliches Kennenlerngespräch.<br />
Palliativarbeit geht ja auch an die eigene Substanz. Je<br />
instabiler ich selbst bin, desto schwerer wird es mir fallen,<br />
die Last anderer Menschen zu tragen. Es ist wichtig,<br />
reflektiert an die Sache heranzugehen und sich bewusst<br />
zu sein, das es nicht um einen selbst geht, sondern um<br />
den anderen. Außerdem braucht es einiges an Lebenserfahrung.<br />
Umso mehr ich selbst mitbringe desto leichter<br />
werde ich mir tun mit den Themen wie Abschied,<br />
Trauer, Niederlage, Dinge des Lebens aufarbeiten und<br />
immer wieder auf eine neue Beziehung einlassen mit<br />
fremden Menschen.<br />
Eine starke Frau<br />
Als zweites von drei Kindern geboren, wurde Eleonore<br />
Lobmeyr im christlichen Glauben erzogen. Aufgrund<br />
der beruflichen Situation des Vaters standen<br />
häufige Übersiedlungen an der Tagesordnung.<br />
Schließlich landete die engagierte junge Frau<br />
in Oberösterreich – im Kreis einer Großfamilie.<br />
1990 schloss sich die damals erst Siebzehnjährige<br />
der Ausbildungsgruppe der <strong>Malteser</strong> OÖ an. Zwei<br />
Jahre später erfolgte die Aufnahme zu den <strong>Malteser</strong>n<br />
in Salzburg, danach der Wechsel nach Wien. Eine<br />
solide Ausbildung zur Krankenschwester war das<br />
Eintrittsticket zur Mitarbeit bei „Ärzte ohne Grenzen“.<br />
Seit etwa 14 Jahren ist Eleonore Lobmeyr für<br />
die Caritas tätig – zunächst als Leiterin des Stützpunkts<br />
„Pflege zu Hause“ und schließlich als Leiterin<br />
von zwei Pflegeheimen für psychisch erkrankte<br />
Menschen. Was sie motiviert und antreibt: „Ein<br />
sozialer Beruf war immer mein Wunsch. Nach einem<br />
Diavortrag meines Onkels Karl Salm, der mit den<br />
<strong>Malteser</strong>n in Äthiopien im Einsatz war, hat sich<br />
dieser Wunsch nur weiter gefestigt und leitet mich<br />
heute noch.“<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong> 21