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Die Malteser-Zeitung 1/2017

Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.

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MALTESERWELTWEIT<br />

HOFFNUNG<br />

AUF EINE BESSERE ZUKUNFT<br />

Entführt, missbraucht, geflüchtet: Ein Lokalaugenschein von Isaure Faivre d’Arcier von <strong>Malteser</strong> International in Dohuk,<br />

einer Stadt in Nordirak, wo ISIS-Opfer zu überleben versuchen.<br />

Von Isaure Faivre d‘Arcier<br />

In der Nacht vom 3. August 2014 startete ISIS im Irak<br />

eine Offensive in den Dörfern der Sinjar-Region, westlich<br />

von Mossul. 5.000 Angehörige der religiösen Minderheit<br />

der Jesiden wurden getötet, tausende Frauen wurden<br />

als Sex-Sklavinnen entführt, Kinder und Jugendliche<br />

als ISIS-Kämpfer missbraucht. Rund 50.000 Menschen<br />

konnten fliehen und ließen alles zurück. <strong>Die</strong> meisten haben<br />

Zuflucht in Dohuk gefunden.<br />

Dohuk ist eine malerische Stadt, umgeben von Bergen<br />

und blühenden Feldern. Der Himmel ist während meiner<br />

gesamten Reise strahlend blau, die Luft klar. Fast könnte<br />

es ein schöner Ort sein, wenn nicht die vollen Flüchtlingslager<br />

und die vielen Militär-Check-Points an den<br />

Straßen immer wieder daran erinnern würden, dass der<br />

Krieg nicht weit weg ist. Genauer gesagt: 70 Kilometer.<br />

Dort liegt Mossul, eine umkämpfte Stadt, die in Teilen<br />

noch vom sogenannten Islamischen Staat (ISIS) besetzt<br />

ist und nun von den irakischen Truppen zurückerobert<br />

werden soll.<br />

3,3 Millionen Vertriebene<br />

<strong>Die</strong> Menschen haben auf der Flucht vor der Terrororganisation<br />

und den Kämpfen alles, was sie hatten, zurückgelassen.<br />

In acht Camps und vielen Dörfern im irakischen<br />

Kurdistan sind sie untergekommen. Das irakische<br />

Kurdistan ist eine autonome Region, die seit Beginn der<br />

Aufstände von ISIS im Sommer 2014 rund 3,3 Millionen<br />

intern Vertriebene aufgenommen hat. Ihnen hilft <strong>Malteser</strong><br />

International gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen<br />

bei ihrem Neuanfang.<br />

Im Camp Bersevi II treffe ich Fatima und ihre Familie.<br />

Ihre Familie, das sind ihr Mann und ihr fünf Jahre alter<br />

Sohn. <strong>Die</strong> meisten anderen Familienmitglieder leben<br />

nicht mehr. Ermordet von ISIS. <strong>Die</strong> 25-jährige Fatima<br />

hat nur knapp überlebt. Zehn Monate lang, erzählt sie<br />

mir, lebte sie als Sklavin, ohne Rechte und Freiheiten. Es<br />

war im August 2014, als sie, zusammen mit ihrem damals<br />

dreijährigen Sohn, aus dem Dorf Tell Samat in den<br />

Sinjar-Bergen im Irak von ISIS entführt wurde. <strong>Die</strong> Terrorgruppe<br />

kam in das Dorf und rief alle Einwohner zusammen.<br />

<strong>Die</strong> Männer wurden von den Frauen, Kindern<br />

und älteren Menschen getrennt.<br />

Verkauft und eingesperrt<br />

„Wir waren im Haus, als sie kamen. Sie brachten alle Männer<br />

in eine Grube und dann erschossen sie sie. Danach<br />

brachten sie uns Frauen und die Kinder nach Syrien“, berichtet<br />

Fatima mit leiser Stimme. Ihr Mann war an diesem<br />

Tag glücklicherweise nicht bei ihr. Das rettete ihm<br />

das Leben. Fünf Mal wurde Fatima in den kommenden<br />

16<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong>

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