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Die Malteser-Zeitung 1/2017

Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.

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Ein Nachruf im letzten Heft war dem ehemaligen Delegaten<br />

von Tirol und Vorarlberg, Leonhard Wolkenstein-<br />

Rodenegg, gewidmet. Der Name dieser Tiroler Familie<br />

weckt unweigerlich Erinnerungen an den Deutschunterricht:<br />

Es gibt wohl kaum einen Österreicher, der noch nie<br />

etwas vom Dichter und Sänger Oswald von Wolkenstein<br />

gehört hat. Was aber ist mit den anderen Mitgliedern<br />

dieser uralten, immer noch bestehenden Tiroler Familie?<br />

Ich lade Sie zu einem kleinen Streifzug durch die Geschichte<br />

ein. Begonnen hat sie 1293, als die Herren<br />

von Vilanders, eine seit dem 12. Jahrhundert nachweisbare<br />

Familie, die fortan namengebende Burg und<br />

Herrschaft Wolkenstein im Grödental im Fürstbistum<br />

Brixen erwarben. Von dieser Burg steht heute zwar nur<br />

noch ein kleiner Teil als Ruine, doch der Eingang vom<br />

Eisacktal ins Grödental bei Waidbruck wird nach wie<br />

vor von der eindrucksvollen Trostburg beherrscht. Sie<br />

befindet sich seit 1981 im Besitz des Südtiroler Burgeninstituts.<br />

<strong>Die</strong>se markante Festung war Namensgeber<br />

für einen Zweig der Familie, ein anderer nannte<br />

sich nach der Burg Rodenegg am Eingang des Pustertales<br />

oberhalb von Brixen.<br />

Zwischen 1594 und 1632 wurde die Trostburg von Engelhard<br />

<strong>Die</strong>trich von Wolkenstein im Renaissance-Stil<br />

ausgebaut, die teilweise dekorativen Befestigungsanlagen<br />

hatten sich aber nie zu bewähren. Der Ausbau von<br />

Rodenegg im 16. Jahrhundert erfolgte schlossähnlich.<br />

Besonders erwähnenswert sind die Wandmalereien zur<br />

Iwein-Sage aus den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts.<br />

Sie gelten als die ältesten profanen Wandmalereien<br />

in Tirol. Beide Burgen sind für Besichtigungen<br />

geöffnet und sollten bei einem Tirol-Besuch unbedingt<br />

auf der Liste Ihrer Ausflugsziele stehen!<br />

Nähere Informationen:<br />

burgeninstitut.com, burgenwelt.org, pustertal.org<br />

Mein herzlicher Dank gilt Oswald Wolkenstein-Rodenegg und<br />

Alexander Hohenbühel für die Durchsicht dieses Artikels und für<br />

die Fotos.<br />

PROMINENTE<br />

Als weitere bedeutsame Vertreter der Familie Wolkenstein,<br />

unter denen sich Bischöfe, Gewerken (Betreiber von Bergbauen),<br />

Offiziere und Gesandte befanden, seien beispielhaft<br />

erwähnt:<br />

• Christoph Freiherr von Wolkenstein-Rodenegg Er<br />

war ab 1568 Alleingewerke des Prettauer Kupferbergwerks,<br />

das die Familie seiner Mutter, Susanna von Welsperg,<br />

seit etwa 1500 betrieben hatte. Er brachte das von<br />

Raubbau gezeichnete Werk durch bedeutende Investitionen<br />

wieder in die Höhe. Den Handel mit dem Kupfer zog<br />

er an sich und baute in Lienz eine Messinghütte (1564).<br />

<strong>Die</strong> Wirtschaftskrise zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges,<br />

Inflation und Raubbau führten 1643 zur Zwangsverwaltung<br />

und 1654 zum Verkauf.<br />

• Nikolaus Freiherr von Wolkenstein Er lebte von 1587<br />

bis 1624 und war Bischof von Chiemsee. <strong>Die</strong>ses Suffraganbistum<br />

von Salzburg umfasste u. a. den heutigen Tiroler<br />

Teil des Erzbistums Salzburg.<br />

• Michael Freiherr von Wolkenstein Als Landhofmeister<br />

Maximilians I. war er auch im Besitz der Hohen<br />

Herrschaft von Lienz gewesen. Durch den finanziellen<br />

Schaden, der im Jahre 1609 beim Stadtbrand in Lienz<br />

entstand, sahen sich die Freiherren von Wolkenstein<br />

1647 gezwungen, die Herrschaft an die Tiroler Landesfürsten<br />

zurückzugeben, die sie an das Damenstift in Hall<br />

in Tirol verkauften.<br />

• Sigmund Ignaz Graf von Wolkenstein-Trostburg<br />

<strong>Die</strong>ser Vertreter der Familie Wolkenstein lebte von 1644<br />

bis 1697 und wirkt u. a. als Bischof von Chiemsee.<br />

• Theodor Graf von Wolkenstein-Rodenegg Als kaiserlicher<br />

Generalmajor und Landoberst von Tirol starb er am<br />

29. Oktober 1795 bei Mainz im ersten Koalitionskrieg.<br />

• Leopold von Wolkenstein-Trostburg lebte von 1800<br />

bis 1862 und war Tiroler Landeshauptmann.<br />

• Anton Graf von Wolkenstein-Trostburg Geboren<br />

1832 und kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges 1913<br />

gestorben, wirkte der österreichische Diplomat als Botschafter<br />

zu St. Petersburg.<br />

• Arthur Graf Wolkenstein-Rodenegg Auch unter dem<br />

Pseudonym Arthur von Rodank bekannt, lebte der 1837<br />

in Silz geborene Schriftsteller und Politiker bis 1907. Er<br />

starb in Innsbruck.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2017</strong> 55

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