Vom Umgang mit einer veränderlichen Natur - Stiftung Natur und ...
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phischen Wandel verstärkt werden, weil von den immer<br />
weniger jungen Menschen immer weniger im o.g. ver band -<br />
lichen Sinne aktiv sein wollen. Solche negativen Rückkoppelungen<br />
verlaufen sehr schnell <strong>und</strong> lassen kaum Zeit für<br />
evolutionären, sukzessiven Wandel. Konkret kann dies<br />
bedeuten, dass in kurzer Zeit zunächst die kleinen Verbände<br />
Ort für Ort, Region für Region verschwinden, dann<br />
zunehmend auch die Ortsverbandsdichte der großen Verbände<br />
sich vermindern wird <strong>und</strong> diese letztlich nur in den<br />
Ballungsgebieten noch genügend Aktive <strong>und</strong> Aktivisten<br />
finden. Da<strong>mit</strong> wird die bisherige formale Legitimation der<br />
<strong>Natur</strong>schutzverbände als Vertreter vieler Personen nach<br />
<strong>und</strong> nach obsolet werden, der Einfluss sich entsprechend<br />
vermindern. Eine soziale Kompensation kann sich in der<br />
Einbeziehung der Bürgerschaft für die Projekte des <strong>Natur</strong>schutzes<br />
finden.<br />
Das Verständnis des kommunalen Gemeinwesens än -<br />
dert sich. Die Bereitschaft zur punktuellen Unterstützung<br />
von Projekten steigt an. Was man als soziale Erwünschtheit<br />
betrachten könnte, zeigen viele empirische Fallstudien<br />
zu Bürgerbeteiligungsverfahren als real beobachtbares Verhalten<br />
auf. Insofern wäre es neben den Verbänden auch<br />
Aufgabe des amtlichen <strong>Natur</strong>schutzes, auf dieses projektbezogene<br />
Engagement einzugehen <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />
hierfür anzubieten. Der eher in Kreisverwaltungen <strong>und</strong> Lan -<br />
desverwaltungen angesiedelte <strong>Natur</strong>schutz wäre in diesem<br />
Fall <strong>mit</strong> lokalen Ämtern bzw. Verwaltungen besser zu vernetzen.<br />
Der Flächenbezug zum <strong>Natur</strong>schutz auf Ebene des<br />
individuellen Engagements <strong>und</strong> s<strong>einer</strong> verwaltungsseitigen<br />
Verortung wird – wenn die o.g. Tendenzen sich real so<br />
abzeichnen – zu einem bedeutsamen Problem eines effektiven<br />
<strong>Natur</strong>schutzes werden. Ähnlich wie die Konzentration<br />
auf großflächige <strong>Natur</strong>schutzflächen <strong>mit</strong> dem Fernhalten<br />
der Bevölkerung für eine Ver<strong>mit</strong>tlung des »Schützenswerten«<br />
aus der <strong>Natur</strong> kontraproduktiv war <strong>und</strong> ist.<br />
Literatur<br />
Die neue Lust am eigenen Grün – Im Kleingarten sind alle Menschen<br />
gleich, Interview <strong>mit</strong> Theresia Theobald, S. 5 in: <strong>Natur</strong>fre<strong>und</strong>in –<br />
Zeitschrift für nachhaltige Entwicklung – sozial – ökologisch –<br />
demokratisch., Ausgabe 1-2009.<br />
<strong>Natur</strong> oder Inszenierung – Diskussionstag am 8. November 2008 im<br />
Laacherseehaus. S. 16 – 17 in: <strong>Natur</strong>fre<strong>und</strong>in – Zeitschrift für nachhaltige<br />
Entwicklung – sozial – ökologisch – demokratisch., Ausgabe<br />
1-2009.<br />
Sonnentau <strong>und</strong> Götterbaum – Zukunft Stadt<strong>Natur</strong> – Berlin, Tagung<br />
am 29. Juni 2007. Landesbeauftragter für <strong>Natur</strong>schutz <strong>und</strong> Landschaftspflege<br />
Berlin. (Publikation in Vorbereitung)<br />
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4. Resümee | Der <strong>Natur</strong>schutz ist auf dem Weg <strong>einer</strong><br />
Kehrtwende hin zu einem mehr anthropogenen Verständnis<br />
durch Diskurse <strong>und</strong> Konventionen zu seinen Zielen,<br />
seinen Definitionen <strong>und</strong> seinen Aktivitäten. Einbeziehung<br />
urbaner Flächen (Stadtökologie) anstatt dem weiteren<br />
Streben nach großflächigen Reservaten, mehr Projekte<br />
denn verbandlichem Dauer-Engagement, mehr Lernen<br />
denn Aufklärung <strong>und</strong> Belehrung, mehr Konzepte denn<br />
individuellem Aktionismus <strong>und</strong> mehr Bildung über seine<br />
gesellschaftliche Bedeutung <strong>und</strong> Eröffnung individueller<br />
Möglichkeiten des Beitrages zu einem örtlichen <strong>Natur</strong>schutz.<br />
Inhaltliche Orientierung geben die Begriffe Nachhaltigkeit,<br />
Biodiversität <strong>und</strong> das Verständnis von <strong>und</strong> Wissen<br />
über Ökosysteme.<br />
Dieser Weg ist jedoch angesichts des Beharrungsvermögens<br />
des tradierten biozentrischen <strong>Natur</strong>schutzverständnisses<br />
in den Verbänden <strong>und</strong> im amtlichen <strong>Natur</strong>schutz<br />
eine Gradwanderung. Gelingt die Einbeziehung der<br />
Bevölkerung nicht hinreichend, droht eine demographische<br />
Falle zuzuschnappen. Die Verbände leiden bereits jetzt<br />
unter einem Nachwuchsmangel, der sich im o.g. Scheitern<br />
nochmals verstärken würde. Nach <strong>und</strong> nach würden sie<br />
ihre politische Legitimation über ihre Mitgliederstärke verlieren,<br />
der <strong>Natur</strong>schutz als wichtiger Wert unserer Gesellschaft<br />
immer weniger ver<strong>mit</strong>telt <strong>und</strong> gelernt werden. Eine<br />
Abwärtsspirale s<strong>einer</strong> Relevanz würde einsetzen.<br />
In <strong>einer</strong> modernen Gesellschaft sollte klar sein, dass<br />
<strong>Natur</strong>schutz als politisches <strong>und</strong> moralisches Ziel auf Konventionen<br />
innerhalb dieser Gesellschaft beruht. Es gibt<br />
keinen <strong>Natur</strong>schutz außerhalb dieser Konventionen, er<br />
ist kein Wert an <strong>und</strong> für sich. Relevant für sein Image ist<br />
das Verhalten s<strong>einer</strong> Akteure in den Verbänden <strong>und</strong> den<br />
Verwaltungen. Ein Ausruhen auf ihren Erfolgen wie auch<br />
ein Ignorieren der da<strong>mit</strong> verb<strong>und</strong>enen Nachteile schafft<br />
ein kritisches Image des <strong>Natur</strong>schutzes.<br />
Sukopp, H. | 1995: Neophytie <strong>und</strong> Neophytismus S. 3 – 31 in: Böcker,<br />
R., Gehardt, H. et al. Gebietsfremde Pflanzenarten.<br />
Sukopp, H., / Sukopp, S.| 2001: Von der <strong>Natur</strong>geschichte in der Stadt<br />
zur Stadtökologie. S.167 – 185. In: Die Entstehung biologischer<br />
Disziplinen I – Beiträge zur 10. Jahrestagung des DGGTB. Höxtermann,<br />
E., Kaasch, J. <strong>und</strong> Kaasch, M. (Hrsg.)<br />
Kowarik, I. | 2005: Welche <strong>Natur</strong> wollen wir schützen <strong>und</strong> welche sind<br />
wir bereit zuzulassen? Ein Plädoyer für ein offenes <strong>Natur</strong>schutzkonzept.<br />
S. 46 – 55 in Denkanstösse Nr. 3, <strong>Stiftung</strong> <strong>Natur</strong> <strong>und</strong> Umwelt,<br />
Rheinland-Pfalz.<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Natur</strong> <strong>und</strong> Umwelt Rheinland-Pfalz (Hrsg.) | 2005: Zur Ge -<br />
schichte des <strong>Natur</strong>schutzes in Rheinland-Pfalz 1949 – 2000. Mainz.