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Vom Umgang mit einer veränderlichen Natur - Stiftung Natur und ...

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Zusammenfassung | Der deutsche <strong>Natur</strong>schutz war in s<strong>einer</strong> Anfangsphase geprägt von Schutzbemühungen<br />

um einzelne Landschaftsausschnitte oder Vorkommen einzelner bedeutender Arten. Auch heute konzentriert sich<br />

der <strong>Natur</strong>schutz immer noch auf protektive Maßnahmen im Bereich des Arten- <strong>und</strong> Biotopschutzes. Und obwohl<br />

die Ausweisung von Schutzgebieten in den letzten Jahrzehnten immer mehr zugenommen hat, ist eine Trendwende<br />

im Artenrückgang oder bei der Nivellierung der Landschaft (noch) nicht bzw. nur in Einzelfällen eingetreten.<br />

In der heutigen Diskussion um die Ziele <strong>und</strong> Strategien im <strong>Natur</strong>schutz spielt daher zunehmend die Forderung<br />

nach Berücksichtigung natürlicher dynamischer Prozesse <strong>und</strong> Funktionen eine Rolle, denn viele Arten sind auf<br />

dynamische Prozesse, d.h. Störungen angewiesen. Eines der Ziele <strong>und</strong> Aufgaben des <strong>Natur</strong>schutzes in Deutschland<br />

muss es sein, natürliche dynamische Prozesse in der Landschaft wieder zu ermöglichen <strong>und</strong> deshalb den<br />

Anteil von Gebieten zu erhöhen, in die der Mensch nicht eingreift. Bei der Umsetzung entsprechender Konzepte<br />

ergibt sich jedoch eine Reihe von Problemen.<br />

Der <strong>Natur</strong>schutz muss aber auch Konzepte <strong>und</strong> Strategien entwickeln, um naturnahe Kulturlandschaften zu<br />

sichern. Streitpunkt der Leitbild-Diskussion ist dabei vielfach der <strong>Umgang</strong> <strong>und</strong> das Verhältnis zum Status-Quo-<br />

<strong>Natur</strong>schutz. Es geht hier jedoch nicht um ein »entweder – oder«, sondern um ein gut begründetes <strong>und</strong> nachvollziehbares<br />

»sowohl – als auch«.<br />

1. Bedeutung der »pflegebedürftigen« Schutzobjekte<br />

im <strong>Natur</strong>schutz | In vielen Tätigkeitsbereichen war<br />

<strong>und</strong> ist der <strong>Natur</strong>schutz bis heute sehr bewahrend im Sinne<br />

eines statischen Arten- <strong>und</strong> Biotopschutzes tätig. Die<br />

artenreiche Kulturlandschaft <strong>mit</strong> ihrer ehemals kleinflächigmosaikartigen<br />

Nutzung soll bewahrt werden, heute selten<br />

gewordene Arten dieser Landschaften erhalten werden.<br />

Viele <strong>Natur</strong>schutz-Initiativen sind in klassischen<br />

gepflegten bzw. extensiv bewirtschafteten historischen<br />

Kulturlandschaften entstanden. Zielobjekte sind oft Orchi -<br />

deen, Enziane oder andere einzelne Arten, zum Beispiel<br />

die Trockenrasen der Fränkischen Alb <strong>mit</strong> extensiv beweideten<br />

Hängen. Aus den Landschaftspflege-Projekten hat<br />

sich in den letzten Jahren zunehmend eine naturschutzorientierte<br />

Regionalvermarktung entwickelt, wie z.B.<br />

die Marke des »Altmühltaler Lammes« – Landschaft die<br />

schmeckt. So wird Landschaftspflege verb<strong>und</strong>en <strong>mit</strong><br />

einem neuen Nutzen der alten Bewirtschaftungsformen,<br />

die dadurch wieder eine Zukunft erhalten.<br />

In den historischen Kulturlandschaften liegt zur Sicherung<br />

wertvollster Gr<strong>und</strong>stücke auch ein klassischer<br />

Schwerpunkt des Flächenankaufes durch Verbände oder<br />

andere.<br />

Sowohl die eigenen Flächen als auch die darauf stattfindenden<br />

Pflegearbeiten sind auch wichtige Identifikationspunkte<br />

für aktive <strong>Natur</strong>schützer, für die »Mitarbeit«<br />

an der Pflege der Artbestände <strong>und</strong> andere Formen des<br />

Engagements im <strong>Natur</strong>- <strong>und</strong> Artenschutz. Viele <strong>Natur</strong>-<br />

schutzgruppen stecken sehr viel Zeit in diese Pflegemaßnahmen.<br />

Erfolge können un<strong>mit</strong>telbar sichtbar <strong>und</strong> erlebbar<br />

werden.<br />

Die Wildnis <strong>und</strong> das Ermöglichen von dynamischen<br />

natürlichen Prozessen dagegen tritt erst in den letzten<br />

Jahren stärker in den Vordergr<strong>und</strong>. Beispielsweise werden<br />

Flächen entlang von Gewässern oder Hochmoorflächen<br />

der natürlichen Entwicklung überlassen, meist jedoch erst<br />

nach Durchführung initiierender Renaturierungsmaßnahmen<br />

(»Hilfe zur Selbsthilfe«) wie einem Grabenanstau, um<br />

die Moorentwicklung überhaupt ermöglichen zu können.<br />

Dabei entzündet sich in vielen Fällen noch eine vielfach<br />

kontroverse Diskussion darüber, welche Prozesse welche<br />

Auswirkungen für welche Arten haben <strong>und</strong> was »der<br />

<strong>Natur</strong>schutz« eigentlich da<strong>mit</strong> schützen will (s.u.).<br />

Die pflegebedürftigen Gebiete waren oft auch Kern für<br />

Ausweisungen von <strong>Natur</strong>schutzgebieten (NSGs). Sieht<br />

man sich beispielsweise die Bilanz der <strong>Natur</strong>schutzgebiete<br />

für Bayern an, fällt auf – außer dass sie sehr verinselt<br />

(außerhalb der Alpen) sind <strong>und</strong> kaum noch in der Fläche<br />

zunehmen – dass es überwiegend Gebiete <strong>mit</strong> Halbkulturformationen<br />

<strong>und</strong> Pflege-Landschaften sind. In Pflege- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsplänen wird die nötige Pflege <strong>und</strong> Entwicklung<br />

für den Erhalt von schutzbedürftigen Arten oder<br />

Lebensgemeinschaften dargestellt. Wildnis spielt dabei<br />

nur eine untergeordnete Rolle. Wobei auch darauf hingewiesen<br />

werden muss, dass auch für Nationalpark-Aus -<br />

weisungen <strong>mit</strong> dem Hauptziel Wildnis <strong>und</strong> natürliche Ent-<br />

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