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Vom Umgang mit einer veränderlichen Natur - Stiftung Natur und ...

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Zusammenfassung | <strong>Natur</strong>schutz stößt trotz s<strong>einer</strong> Popularität <strong>und</strong> emotionalen Macht in der Praxis auf mehrere<br />

schwer überwindbare Hindernisse. Der Mensch ist stets im Widerstreit zwischen seinem biologischen <strong>und</strong><br />

geistigen Wesen <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> zwischen Nutzen <strong>und</strong> Schützen der <strong>Natur</strong>; letzteres ist an ein durch <strong>Natur</strong>nutzung (<strong>und</strong><br />

-belastung) erzieltes Wohlstandsniveau geb<strong>und</strong>en. Dieses beruht historisch auf unumkehrbaren kulturellen Entwicklungen<br />

<strong>und</strong> Abhängigkeiten: von Brennstoffen als Energiebasis, von Landwirtschaft, städtischer Lebensweise,<br />

Maschinisierung, deren Erfolge Zahl <strong>und</strong> Ansprüche der Bevölkerung auf Kosten der <strong>Natur</strong> steigerten. Die <strong>Natur</strong><br />

ist, auch in Gestalt der Landschaft oder Biodiversität, in ständiger, durch die Menschen noch verstärkter Veränderung<br />

<strong>und</strong> erlaubt daher, auch wegen ihrer Vieldeutigkeit, keine für den Schutz geeignete Bezugszustände. <strong>Natur</strong>schutzziele<br />

sind intern strittig, zwischen Arten, Landschaft, Wildnis, <strong>und</strong> stehen in der Konkurrenz von Umwelt-,<br />

Klima-, Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Verbraucherschutz, für die es klare Grenzwerte <strong>und</strong> mehr Geld<strong>mit</strong>tel gibt. Um den »richtigen«<br />

<strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Natur</strong>, der nicht nur auf Schutz beruht, muss ständig gerungen werden.<br />

Abstract | <strong>Natur</strong>e protection is popular and emotionally powerful, but its implementation hits upon several hardly surmountable<br />

obstacles. Humans are always in conflict between their biological and spiritual being, hence between exploiting<br />

and protecting nature; the first creates material well-being which presupposes a sense for the latter. The present standard<br />

of living results from irreversible cultural developments and dependencies: fuel as main energy source, agriculture, urban<br />

living, machines, all of them successfully increasing both numbers and demands of human population at the expense of<br />

nature. <strong>Natur</strong>e itself, also figuring as landscape or biodiversity, exhibits continual change further enhanced by humans, and<br />

therefore does not provide a clear reference base for protection goals, also because of its manifold aspects. Conservationists<br />

are engaged in internal disputes about their aims, between species, landscapes, wilderness, and have to compete<br />

with protection measures for environment, climate, human health and consumers’ security, all of them favoured by clear<br />

threshold li<strong>mit</strong>s and greater financial support. The »right« handling of nature, that is more than only protecting it, will remain<br />

the subject of contending efforts.<br />

<strong>Natur</strong>schutz ist eine von mehreren Formen des menschlichen<br />

<strong>Umgang</strong>s <strong>mit</strong> der <strong>Natur</strong> – historisch die jüngste,<br />

aber <strong>mit</strong> weit zurück reichenden Wurzeln. In Gesellschaften<br />

oder Ländern <strong>mit</strong> hohem materiellen Wohlstand <strong>und</strong><br />

guter allgem<strong>einer</strong> Bildung genießt <strong>Natur</strong>schutz große<br />

Popularität, die allerdings bei sinkendem Wohlstand <strong>und</strong><br />

sozialen Problemen wieder zu schwinden droht.<br />

Wer sich aus wissenschaftlicher Sicht <strong>mit</strong> <strong>Natur</strong>schutz<br />

befasst <strong>und</strong> ihn richtig verstehen will, muss von der <strong>Natur</strong><br />

des – oder im! – Menschen ausgehen. Denn sie bestimmt<br />

sein Verhältnis zu der <strong>Natur</strong> »um ihn herum«. Menschen<br />

haben eine Doppelnatur:<br />

– Sie sind biologische Wesen, angetrieben von allen<br />

dafür typischen Überlebens-Instinkten, insbesondere<br />

der höheren Tiere –<br />

– <strong>und</strong> zugleich geistige Wesen, begabt <strong>mit</strong> Vernunft, Vorausschau<br />

<strong>und</strong> bewussten Gefühlen, sowie <strong>mit</strong> der<br />

Fähigkeit, ihre biologischen Instinkte zu beherrschen<br />

oder über sie hinauszugehen. (Wann <strong>und</strong> wie oft von<br />

dieser Fähigkeit Gebrauch gemacht wird, ist auch für<br />

den <strong>Natur</strong>schutz eine entscheidende Frage!)<br />

Instinkt <strong>und</strong> Intellekt stehen also stets im Konflikt zu -<br />

einander, nicht nur zwischen den Menschen, sondern<br />

auch in jedem Individuum.<br />

Für einen vom geistigen Wesen geleiteten Menschen<br />

ist sein biologisches Wesen, also seine stammesgeschicht -<br />

liche »<strong>Natur</strong>« eine oft als untragbar empf<strong>und</strong>ene Last.<br />

Erwähnt sei nur die Last der Heterotrophie, nämlich auf<br />

Kosten <strong>und</strong> zum Schaden anderer Lebewesen leben zu<br />

müssen. In der Regel verdrängen wir diese Untragbarkeit,<br />

wenn sie uns überhaupt bewusst ist; denn das Geistige<br />

im Menschen schätzt ja andere Lebewesen, freut sich an<br />

ihrem Anblick, ihren Lauten, ihren Düften – <strong>und</strong> erzeugt<br />

ein schlechtes Gewissen, wenn das Biologische im Menschen<br />

diese Lebewesen schädigen oder töten muss. Doch<br />

jeder geistige Vorgang wird biologisch begleitet – <strong>und</strong><br />

umgekehrt. Die aus der Steinzeit überlieferten, eindrucksvollen<br />

Höhlenmalereien sind frühe Zeugnisse für das<br />

mensch liche Empfinden der Schönheit <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er der<br />

<strong>Natur</strong>. Die Tiere, die gejagt, verzehrt <strong>und</strong> zum Teil sogar<br />

ausgerottet wurden, dienten auch als Motive künstlerischer<br />

Darstellung – die »Last der Heterotrophie« kam also<br />

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