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05/2017

Fritz + Fränzi

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Dossier<br />

Bild: Fabian Unternährer / 13 Photo<br />

Gute Väter trösten, gute Väter<br />

spielen, gute Väter helfen – gute<br />

Väter kümmern sich.<br />

>>> für die Zeiten, in denen Mama<br />

gerade nicht kann. «Die Väter haben<br />

noch immer nicht bemerkt, wie<br />

wichtig sie sind. Das ist unsere entscheidende<br />

Botschaft als Forschergruppe»,<br />

sagt Brenda Volling.<br />

Mehrere Studien zeigen inzwischen,<br />

was geschieht, wenn Väter<br />

sich selbst und ihre Aufgabe als<br />

Bezugsperson für die Kinder ernst<br />

nehmen. Wenn sie sich «gemeint»<br />

und verantwortlich fühlen, sobald<br />

ihr Baby schreit, sobald es später im<br />

Kindergartenalter «Zirkusdirektor»<br />

oder «Teegesellschaft» spielen will,<br />

sobald es als Schulkind Hilfe bei den<br />

Hausaufgaben braucht.<br />

Gute Väter trösten, gute Väter<br />

spielen, gute Väter helfen – gute<br />

Väter kümmern sich. Und wenn sie<br />

das tun, dann setzen sie für sich<br />

selbst und für die ganze Familie<br />

etwas in Gang, was die Emotionspsychologin<br />

Barbara Fredrickson als<br />

«Aufwärtsspirale des Aufblühens»<br />

bezeichnet. Sie senken den Stresspegel<br />

ihrer Partnerin, sie festigen die<br />

Bindung zu ihrem Kind, sie erleben<br />

sich selbst als wirkungsmächtiger<br />

und zufriedener, sie verbessern die<br />

Beziehung zu ihrer Partnerin. Die<br />

ganze Familie profitiert davon.<br />

Sechs verschiedene Grundsätze<br />

bündeln die Erkenntnisse der aktuellen<br />

Forschung. Nicht alle klingen<br />

besonders neu oder revolutionär.<br />

Doch sie erklären, warum die >>><br />

«In Erziehungsfragen<br />

vertraue ich auf<br />

meinen gesunden<br />

Menschenverstand»<br />

In der Familie von Philippe Klemenz,<br />

46, TV-Journalist aus Zollikerberg<br />

ZH, herrschen klare Regeln. Der<br />

Vater von Rémy, 12, und Camille,<br />

8, findet: Authentizität und Liebe<br />

schweissen uns zusammen.<br />

Aufgezeichnet von Martina Bortolani<br />

«In Erziehungsfragen tausche ich mich<br />

selten mit anderen Vätern aus – ich regle<br />

das weitgehend im Selbstgespräch oder im<br />

Austausch mit meiner Frau. Und vertraue<br />

auf meinen gesunden Menschenverstand.<br />

Erziehungsfragen sind heikle, sehr private<br />

Themen, und jeder soll es so machen, wie<br />

er es richtig findet.<br />

Ich richte mich nach dem französischen<br />

Erziehungsstil. Trotz viel Zuneigung<br />

und Aufmerksamkeit herrscht bei uns zu<br />

Hause keine Basisdemokratie. Ein Nein<br />

ist ein Nein. Es gibt Erwachsenen- und<br />

Kinderzonen, Elternzeit, Kinderzeit. Wenn<br />

wir Besuch empfangen, essen die Kids vor<br />

uns und ziehen sich dann in ihre Zimmer<br />

zurück. Bei uns liegen auch selten Spielsachen<br />

im Wohnzimmer herum, dafür<br />

haben Rémy und Camille liebevoll eingerichtete,<br />

eigene Zimmer.<br />

Meine Frau und ich wollten unser Leben<br />

als Erwachsene nie an der Garderobe des<br />

Kreisssaals abgeben. Ich sehe es nicht als<br />

meine Aufgabe als Vater, die Kinder die<br />

ganze Zeit zu bespassen. Meines Erachtens<br />

kommen unsere Kinder mit diesen klaren<br />

Regeln gut zurecht und haben darum auch<br />

früh gelernt, selbständig zu sein.<br />

Mit der Selbständigkeit wächst das Vertrauen<br />

der Kinder in ihre eigenen Fähig -<br />

keiten. Aktuelles Beispiel: Rémy, Sechstklässler,<br />

wollte sich unbedingt für die<br />

Aufnahmeprüfung ans Gymi anmelden. Wir<br />

haben ihn unterstützt in diesem Wunsch,<br />

aber verlangt, dass er sich weitgehend<br />

selbst darauf vorbereitet. Das hat er – und<br />

hat bestanden!<br />

Ein spannender Ansatz bei der Erziehung<br />

ist für mich der Humor. Die Ironie, der<br />

Schalk. Wunderbare Instrumente für mehr<br />

Elastizität im Zusammenleben. Das habe<br />

ich selber in der Pfadi gelernt. Dort haben<br />

wir schon als Backfische geübt, schwierige<br />

Situationen zunächst einmal mit Humor zu<br />

betrachten. Eine Fähigkeit, die mir jetzt als<br />

Vater hilft. Ich konnte so unsere Kinder früh<br />

darauf sensibilisieren, die vielen feinen Zwischentöne<br />

herauszuhören.<br />

Apropos Töne: Tanzen und Musik sind bei<br />

uns Formen der Kommunikation. Gerade<br />

wenn wir angespannt sind oder uns mal auf<br />

die Nerven gehen. Dann heisst es: Pump<br />

up the volume! Manchmal tanzen wir am<br />

Samstagmorgen alle in der Wohnung<br />

herum, um uns in eine gute Wochenendlaune<br />

zu versetzen. Es ist rührend, zu sehen,<br />

dass die Kinder ihren Gefühlen freien Lauf<br />

lassen können. Das leben wir ihnen vor.<br />

Authentizität schweisst uns zusammen.<br />

Und natürlich die Liebe.»<br />

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