05/2017
Fritz + Fränzi
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Dossier<br />
Bild: Fabian Unternährer / 13 Photo<br />
Wenn ein Vater will und<br />
die Gelegenheit dazu<br />
bekommt, kann er<br />
tatsächlich so etwas sein<br />
wie eine tolle Mutter.<br />
>>> Vater will und die Gelegenheit<br />
dazu bekommt, dann kann er<br />
tatsächlich so etwas sein wie eine<br />
tolle Mutter.<br />
2. Gute Väter raufen<br />
Die zweite und womöglich wichtigere<br />
Erweiterung der Bindungstheorie<br />
zielt jedoch in eine andere Richtung.<br />
Sie achtet nicht nur auf die<br />
Sicherheit und Geborgenheit der<br />
Kinder, sondern auf ihre Aktivierung,<br />
ihren Mut, ihren Forschergeist,<br />
ihren Wunsch, die Welt zu<br />
beobachten, wie dezidiert ihre Ansichten<br />
mittlerweile sind. Wir führen oft intensive<br />
Diskussionen, die ich anregend finde.<br />
Dampf lassen sie raus, wenn sie Fussball<br />
oder Badminton spielen. Das tun wir<br />
manchmal auch zusammen.<br />
Meine Wurzeln sind in Sri Lanka. Ich<br />
wuchs in einer Lehrerfamilie mit vielen<br />
Geschwistern auf. Uns ging es verhältnismässig<br />
gut, aber das war nicht selbstverständlich.<br />
Darum predige ich den Kindern<br />
auch gerne, bescheiden zu sein. Mein Vater<br />
war ein Lebemann, meine Mutter eine stille<br />
«Chrampferin». Ich bin mehr wie sie. Ich<br />
gönne mir auch nicht so viel, probiere aber,<br />
mir meine Wünsche zu erfüllen. Im Moment<br />
interessiere ich mich sehr für Fotografie<br />
und belege auch Kurse. Yanik findet das<br />
cool. Manchmal sitzen meine Frau und ich<br />
mit Kai und Yanik am Tisch und schmieden<br />
Pläne für eine lange gemeinsame Reise.<br />
Das ist einer meiner grössten Wünsche.<br />
Es wäre schön, wenn wir ihn verwirklichen<br />
könnten. Wir werden sehen.»<br />
erobern. «Väter tendieren dazu, auf<br />
eine andere Art mit ihren Kindern<br />
zu spielen», sagt Brenda Volling. «Sie<br />
spielen tendenziell körperlicher. Und<br />
lange Zeit hat die Forschung überhaupt<br />
nicht verstanden, wie wichtig<br />
dieses eher körperliche Spiel für die<br />
Entwicklung der Kinder ist.»<br />
Besonders Forscherteams aus<br />
Kanada und Australien beschäftigen<br />
sich seit einiger Zeit mit Rauf- und<br />
Kampfspielen von Vätern und Kindern.<br />
Die ersten Grunderkenntnisse<br />
dieser jungen Forschungsrichtung<br />
stammen übrigens aus der Beobachtung<br />
re den Schwächeren manchmal ge -<br />
winnen lässt – und damit signalisiert,<br />
dass alles nur ein grosser Spass ist.<br />
Gute Väter verlieren also manchmal<br />
und ermutigen ihre Kinder dadurch,<br />
sich anzustrengen. Aber meistens<br />
gewinnen sie. Tatsächlich verschwinden<br />
die guten Konsequenzen<br />
der Toberei, sobald man den Kindern<br />
immer den Sieg schenkt. Die<br />
beste Formel für gutes Raufen<br />
stammt vom australischen Väterforscher<br />
Richard Fletcher. Sie lautet:<br />
«Ich bin viel stärker als du. Und ich<br />
hab dich sehr lieb.»<br />
von Tieren. So fand man her-<br />
aus, dass Ratten einen Teil ihrer<br />
Sozialkompetenz den spielerischen<br />
Ringkämpfen ihrer Kindheit verdanken<br />
und dass sie Probleme besser<br />
lösen, wenn sie sich als Jungtiere<br />
ausgiebig balgen dürfen.<br />
Natürlich sind Menschen keine<br />
Ratten. Wir raufen anders als andere<br />
Säugetiere – und die Eltern spielen<br />
bei uns eine viel grössere Rolle.<br />
Menschenkinder lernen eine Menge<br />
fürs Leben, wenn sie regelmässig mit<br />
ihren Vätern toben. Sie werden<br />
selbstbewusster und können besser<br />
mit Rückschlägen umgehen, sich<br />
besser in der Schule konzentrieren,<br />
ihre Gefühle besser regulieren. Eine<br />
australische Studie aus dem Jahr<br />
2016 beschreibt sogar, dass Kinder,<br />
die häufig mit Papa raufen, besser<br />
auf ihren Körper achtgeben und seltener<br />
mit Verletzungen nach Hause<br />
kommen. Sie haben beim Toben<br />
offenbar gelernt, ihre eigenen Grenzen<br />
einzuschätzen, etwa beim sogenannten<br />
«Sockenspiel». Dabei versucht<br />
man, dem anderen eine Socke<br />
auszuziehen, ohne die eigene zu<br />
verlieren.<br />
Soll man sein Kind dabei gewinnen<br />
lassen? Manchmal ja und<br />
manchmal nein. Die meisten Forscher<br />
sind überzeugt: Kinder sehnen<br />
sich danach, zu spüren, wie stark<br />
Papa ist, wie gut er die Familie be -<br />
schützen kann. Andererseits kann<br />
man bei den Kampfspielen aller Säugetiere<br />
3. Gute Väter lesen vor und fragen<br />
nach<br />
Dass Väter gerne toben, ist keine<br />
Überraschung. Doch wie steht es mit<br />
ihrem Einfluss auf die sprachliche<br />
Entwicklung der Kinder? Man weiss,<br />
dass Frauen im Durchschnitt die<br />
besseren kommunikativen Fähigkeiten<br />
besitzen. Worte, Bücher, Vorlesen<br />
– all das scheint deshalb eher<br />
Muttersache zu sein. Doch auch hier<br />
haben Forscher den Einfluss der<br />
Väter lange unterschätzt. Kinder profitieren<br />
enorm davon, wenn ihre<br />
Eltern ihnen regelmässig vorlesen.<br />
Langfristig werden sie zu besseren<br />
Lesern; sie werden besser in Mathe;<br />
sie können sich besser konzentrieren;<br />
sie zeigen weniger Verhaltensauffälligkeiten.<br />
So steht es etwa in einer Studie<br />
der University of North Carolina,<br />
die dafür mehr als 5000 amerikanische<br />
Familien untersucht hat. Der<br />
Beitrag der Väter fiel dabei kleiner<br />
aus als der der Mütter. Sie lesen im<br />
Durchschnitt weniger vor – weil sie<br />
spät von der Arbeit nach Hause<br />
kommen, weil ihnen das Lesen kein<br />
Vergnügen bereitet oder weil sie<br />
glauben, es schlechter zu machen als<br />
ihre Partnerin.<br />
Die Arbeiten der Psychologin<br />
Natasha Cabrera von der University<br />
of Maryland haben jedoch gezeigt:<br />
Sobald Väter regelmässig vorlesen<br />
und das gerne tun, ist ihr Beitrag für<br />
beobachten, dass der Stärke- die Entwicklung der Kinder<br />
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