05/2017
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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fen, da sie Ungerechtigkeiten im<br />
Bildungssystem noch verschärfen.<br />
So ihre These.<br />
Da bin ich anderer Meinung. Es würde<br />
nur dazu führen, dass sich Kinder<br />
aus bildungsfernen Familien nach<br />
der Schule gar nicht mehr mit schulischen<br />
Dingen beschäftigen, während<br />
bildungsnahe Eltern sich trotzdem<br />
mit ihren Kindern hinsetzen,<br />
das Gelernte überprüfen und ihnen<br />
eigene Aufgaben geben würden. Mit<br />
Hausaufgaben wird ja letztlich auch<br />
das Ziel verfolgt, bestimmte Fertigkeiten<br />
zu üben und die Kinder zum<br />
selbständigen Arbeiten hinzuführen.<br />
Zudem bieten Hausaufgaben<br />
eine Möglichkeit, Eltern und Kinder<br />
dazu zu bringen, miteinander über<br />
Schule und Unterricht zu sprechen.<br />
Meines Erachtens wird kaum mehr<br />
Gerechtigkeit erreicht, indem man<br />
Angebote abbaut, nur weil sie nicht<br />
von allen Kindern gleich genutzt<br />
werden können.<br />
«Manche Eltern<br />
können nicht dafür<br />
sorgen, dass ihre<br />
Kinder die Freizeit<br />
sinnvoll nutzen.»<br />
Was schlagen Sie vor?<br />
Man könnte das Problem mit Hausaufgabenbetreuung<br />
nach dem Unterricht<br />
lösen oder gleich Tagesschulen<br />
einführen.<br />
Was könnten Tagesschulen leisten?<br />
Beim Ziel «Abbau von sozialen Un -<br />
gleichheiten» geht es immer um eine<br />
sinnvolle Nutzung der Zeit. Manche<br />
Eltern können nicht dafür sorgen,<br />
dass ihre Kinder die Freizeit sinnvoll<br />
nutzen. Das kann eine Tagesschule<br />
leisten. Damit meine ich nicht, zwischen<br />
16 und 18 Uhr unter Aufsicht<br />
büffeln. Sinnvoll Zeit verbringen<br />
bedeutet vor allem sich bewegen<br />
oder frei spielen, Sport treiben, musizieren,<br />
basteln, programmieren –<br />
einfach etwas, das Freude bereitet<br />
und in einem guten Rahmen stattfindet.<br />
Für Kinder, die nachmittags<br />
nicht betreut werden, weil die Eltern<br />
arbeiten, wäre das ein Riesenvorteil.<br />
Die Chancen sind aber auch zwischen<br />
städtischen und ländlichen Gebieten<br />
ungleich verteilt. >>><br />
Urs Moser ist<br />
Mitglied der<br />
nationalen<br />
Projektleitung<br />
für Pisa-Studien.<br />
Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />
Mai <strong>2017</strong>37