Psychologie & Gesellschaft Mit links durch den rechtshändigen Alltag Linkshändige Menschen müssen sich in einer rechtshändig dominierten Welt zurechtfinden. Das ist möglich, doch vor allem für Kinder nicht ganz einfach. Da sind Tücken, die es zu meistern gilt. Text: Susan Edthofer «Die Händigkeit der Kinder sollte nicht beeinflusst werden.» Susan Edthofer ist Redaktorin im Bereich Kommunikation von Pro Juventute. Linkshändigkeit ist heute kein Makel mehr. Und doch hält der Alltag für Linkshänderinnen und Linkshänder nach wie vor einige Stolpersteine bereit. Geschrieben und gemessen wird von links nach rechts, Scheren, Messer, Gemüseschäler, Saucenlöffel oder Dosenöffner sind meist für Rechtshänder gemacht. Längst ist erwiesen, dass die Händigkeit angeboren ist. Noch vor fünfzig Jahren wurden Kinder umerzogen. Die Folgen: mangelnde Konzentration, Gedächtnis- und Wortfindungsstörungen. Was es be deutet, wenn man nicht die bevorzugte Hand verwenden darf, merken rechtshändige Menschen erst, wenn sie die rechte Hand verletzt haben und alles mit links machen sollten. Wertung und Vorurteile Überbleibsel der negativen Wertung gegenüber Linkshändigkeit finden sich noch heute in unserem Sprachgebrauch: Wer schlechte Laune hat, ist mit dem linken Bein aufgestanden. Wer in eine unangenehme Situation geraten ist, den hat es auf dem linken Fuss erwischt, und wer sich ungeschickt anstellt, besitzt zwei linke Hände. Ganz vorurteilslos scheint man linkshändigen Menschen auch heute noch nicht zu begegnen. Nach wie vor geistert der Mythos umher, dass Rechtshänder grundsätzlich analytisch denken und Linkshänder eher kreativ und emotional seien. Die Tücken des täglichen Lebens Im Umgang mit Kindern ist es wichtig, keinen Einfluss zu nehmen. Solange nicht klar ist, ob ein Kind rechtsoder linkshändig ist, sollten Gegenstände so hingelegt werden, dass es wählen kann, mit welcher Hand es zugreifen möchte. Dass in Kindergärten und Schulen Scheren, Bleistiftspitzer und Füllfedern für Linkshändige vorhanden sind, sollte mittlerweile eine Selbstverständlichkeit sein. Im Hinblick auf das Schreibenlernen sollte die Händigkeit bis zum Schulalter festgelegt sein. Falls sich nicht deutlich herauskristallisiert, ob ein Kind rechts- oder linkshändig ist, kann ein Händigkeitstest durchgeführt werden, um zu klären, mit welcher Hand das Kind schreiben und zeichnen soll. «Linkshändige» Tiere Auch Tiere haben eine Ausprägung als Rechts- oder Linkspfoter. Offenbar geben die Fressspuren Aufschluss darüber, ob das Eichhörnchen den Tannzapfen in der rechten oder linken Pfote gehalten hat. In der Vogelwelt liegt die Anzahl der sogenannten Linksfüssler mit über 90 Prozent sogar noch höher als bei den rechtshändigen Menschen. Was Eltern tun können – vier Tipps • Steht die Händigkeit Ihres Kindes noch nicht fest, sollten Sie Stifte oder Besteck so hinlegen, dass es selbst entscheiden kann, mit welcher Hand es die Dinge greifen möchte. • Besorgen Sie eine Linkshänderschere und Küchengeräte, die sich für beide Hände eignen. • Schuhe bzw. Schleife binden sollten seitenverkehrt gezeigt werden. • Der Arbeitsplatz Ihres Kindes soll linkshänderfreundlich eingerichtet sein: Der Lichteinfall kommt von rechts, das Blatt ist etwas schräg nach rechts gedreht. Bei einer korrekten Schreibhaltung zeigt das Ende des Stiftes zur linken Schulter. Pro Juventute Elternberatung Bei Pro Juventute Elternberatung können Eltern und Bezugs personen von Kindern und Jugendlichen jederzeit telefonisch (<strong>05</strong>8 261 61 61) oder online (www.projuventute-elternberatung.ch) Fragen zum Familienalltag, zu Erziehung und Schule stellen. Ausser den normalen Telefongebühren fallen keine Kosten an. In den Elternbriefen und Extra briefen finden Eltern Informationen für den Erziehungsalltag. Infos auf: www.projuventute.ch 40 Mai <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Tims Papi ist depressiv Psychische Krankheiten belasten ganze Familien. Wir setzen uns dafür ein, dass Kinder wie Tim die gleichen Chancen auf eine gesunde Entwicklung haben wie nicht betroffene Kinder. Auf unserer Onlineplattform www.iks-ies.ch beantworten wir die häufigsten Fragen zum Thema und vermitteln Hilfe.