Bionik â Von der Natur gelernt - TÃÂV NORD Gruppe
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Wohin zieht es junge Forscher? GLOBAL<br />
Norbert Müller, 38, Maschinenbau-Ingenieur<br />
mit Diplom und Doktortitel <strong>der</strong> TU Dresden.<br />
Ging im Jahr 2000 als PostDoc an die New<br />
Yorker Columbia University, ist seit 2002<br />
Assistant Professor an <strong>der</strong> Michigan State<br />
University.<br />
explore:<br />
Ist gute Forschung nur vom Geld<br />
abhängig?<br />
Dr. Jens H. Dieterich:<br />
In hohem Maße! Hier am Max-Planck-<br />
Institut (MPI) kann ich beim Forschen<br />
aus dem Vollen schöpfen, weil extrem<br />
teure Geräte zur Verfügung stehen wie<br />
sonst kaum irgendwo – an <strong>der</strong><br />
Universität musste ich viel Zeit damit<br />
verbringen, zu improvisieren und die<br />
Fragestellung ohne gute Geräte zu<br />
lösen. Wenn man mit Unzulänglichkeiten<br />
zu kämpfen hat, kann kein noch<br />
so schlauer Kopf seine Brillanz ausspielen.<br />
Prof. Dr. Norbert Müller:<br />
Auf jeden Fall, ja. Hier in den USA ist<br />
alles noch dynamischer: Wer keinerlei<br />
Geld reinbringt, kann auch keine<br />
Forschung machen. Doch sind von<br />
dem Geld auch die Doktoranden zu<br />
finanzieren und zum Teil das eigene<br />
Gehalt – zurzeit scheint mir, dass bis<br />
zu 80 Prozent meiner Arbeitszeit dafür<br />
draufgeht, genügend Gel<strong>der</strong> einzuwerben.<br />
Jens Holger Dieterich, 37, Doktor <strong>der</strong> Molekularbiologie.<br />
Arbeitete zunächst mehrere<br />
Jahre als Medizinisch-Technischer Assistent,<br />
bevor er mit 26 in Mainz ein Biologie-Studium<br />
aufnahm, das ihn über Oulu (Finnland) bis<br />
zum Doktortitel in Hannover führte. Ein<br />
Angebot aus Cambridge schlug er 2004 aus,<br />
zugunsten einer Stelle als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter (PostDoc) am Max-Planck-Institut<br />
(MPI) für Molekulare Pflanzenphysiologie bei<br />
Potsdam.<br />
Hansjörg Neth, PhD:<br />
An US-Universitäten ist auch ganz klar:<br />
Je mehr du reinbringst, umso besser<br />
ist deine Stellung im Institut. Und ohne<br />
Forschungsgel<strong>der</strong> kannst du noch<br />
nicht mal den Kopierer benutzen.<br />
explore:<br />
Warum gehen junge deutsche<br />
Forscher ins Ausland?<br />
Hansjörg Neth, PhD:<br />
Kognitive Psychologie ist dort ein<br />
eigenständiges, etabliertes Feld, doch<br />
in Deutschland gilt sie immer noch als<br />
Teil <strong>der</strong> Allgemeinen Psychologie. Jetzt<br />
habe ich weniger Freizeit, aber mehr<br />
Freiheit, und kann hier viel eigenständiger<br />
arbeiten als ein Assistent in<br />
Deutschland.<br />
Prof. Dr. Norbert Müller:<br />
Bei mir waren es vor allem persönliche<br />
Gründe und Abenteuerlust. Ein Stipendium<br />
hat mir zur PostDoc-Stelle in New<br />
York verholfen. Dort stellte sich heraus,<br />
dass es in den USA mehr Chancen<br />
und vielfältigere Möglichkeiten gibt,<br />
größere Herausfor<strong>der</strong>ungen und mehr<br />
Hansjörg Neth, 36, Doktor <strong>der</strong> Psychologie.<br />
Auf das Diplom <strong>der</strong> Universität Freiburg folgte<br />
ein Forschungsjahr an <strong>der</strong> Princeton<br />
University, USA, und das Doktorstudium an<br />
<strong>der</strong> walisischen Cardiff University. Seit 2003<br />
als PostDoc für kognitive Psychologie am<br />
Rensselaer Polytechnic Institute im Staat<br />
New York.<br />
Abwechslung. Für meine erste<br />
Professorenstelle hat man mich in<br />
Deutschland mangels Erfahrungen in<br />
meinen jungen Jahren abgelehnt, in<br />
Michigan aber genommen.<br />
Dr. Jens H. Dieterich:<br />
In Deutschland ist die Arbeitslosigkeit<br />
für Jungforscher eine viel größere<br />
Bedrohung. Fast <strong>der</strong> gesamte akademische<br />
Mittelbau, zwischen Studenten<br />
und Professoren, bekommt nur befristete<br />
Ein- bis Zweijahresverträge. Ein<br />
Großteil <strong>der</strong> Forscher hüpft von einem<br />
Zeitvertrag zum nächsten, als Alternative<br />
bleibt nur die hoch qualifizierte<br />
Arbeitslosigkeit o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gang ins<br />
Ausland. Bei mir ist in einem halben<br />
Jahr wie<strong>der</strong> alles offen. In den USA<br />
gibt es über den so genannten tenure<br />
track mehr Sicherheit: Wer sich auf<br />
einem Zeitvertrag bewährt, kann eine<br />
Dauerposition bekommen. ➔ Seite 14<br />
explore: 3/2005 - 13