Bionik â Von der Natur gelernt - TÃÂV NORD Gruppe
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Die Zeichen <strong>der</strong> Zeit stehen auf Schnelllebigkeit. Wissen<br />
muss möglichst früh in <strong>der</strong> Kindheit erworben werden,<br />
schnell abrufbar und überprüfbar sein. Konzentration auf<br />
Inhalte, das Verweilen bei einer Sache, die Zeit zum<br />
Nachdenken über etwas werden mehr o<strong>der</strong> weniger offen<br />
als unnützer, altmodischer Firlefanz betrachtet. Wer hier ein<br />
Ungenügen verspürt, muss aber nicht gleich ins Kloster<br />
gehen. Die japanischen Kampfkunstarten, die unter dem<br />
Oberbegriff Bûdô zusammengefasst sind, bieten eine Art<br />
Gegen-Lernwelt.<br />
Ursprünglich sind diese Kampfkünste aus kriegerischen<br />
Kampftechniken hervorgegangen, bei denen es um Leben<br />
und Tod ging. Mit <strong>der</strong> Öffnung Japans nach Westen und<br />
Japans Bekanntschaft mit den westlichen Technologien<br />
wurden die traditionellen Waffen obsolet. Der Gebrauch<br />
dieser Waffen wurde zum Dô, zum Weg, die Genauigkeit<br />
<strong>der</strong> einzelnen Bewegungen zum Ziel an sich. Deutlich wird<br />
dies beson<strong>der</strong>s beim Kyûdô, dem Bogenschießen, das sich<br />
bereits im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t als eine <strong>der</strong> ersten kriegerischen<br />
Techniken zur Kunst wandelte. Es ist heute eine Abfolge<br />
genau festgelegter Schritte, Bewegungen und Haltungen,<br />
die schließlich zum Abschuss des Pfeils auf eine Scheibe in<br />
28 Metern Entfernung führen. „Wer sich einer Bûdô-Kunst<br />
Absolute Konzentration gefragt: Wer beim Kyûdô nicht ganz bei <strong>der</strong><br />
Sache ist, gelangt zu keinem guten Pfeil-Abschuss.<br />
widmet, setzt sich freiwillig einem Problem aus, beim Kyûdô<br />
ist es <strong>der</strong> asymmetrische Bogen, ein trickreich unvollkommenenes<br />
Gerät“, erklärt Feliks Hoff, Kyûdô-Meister in<br />
Hamburg. „Man muss sich selbst dafür öffnen, ich kann es<br />
niemandem antrainieren. Und man kann es nicht über<br />
Theorie lernen. Man muss es einfach tun.“ Bûdô ist eine<br />
Schule <strong>der</strong> Konzentration und Aufmerksamkeit. Wer beim<br />
Kyûdô nicht ganz bei <strong>der</strong> Sache ist, gelangt zu keinem<br />
guten Abschuss des Pfeils. Ähnlich im Karate-dô. „Die<br />
Partnerübung im Karate-dô ist Meditation in Bewegung.<br />
Der Einzelne muss sich sehr stark konzentrieren, um den<br />
an<strong>der</strong>en nicht zu verletzen“, erklärt Matthias von Sal<strong>der</strong>n,<br />
Professor für Erziehungswissenschaft an <strong>der</strong> Universität<br />
Lüneburg und selbst Lehrer für Karate-dô. Im Jûdô, das<br />
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LEBEN Die Entdeckung <strong>der</strong> Aufmerksamkeit<br />
Kendô gehört, im Gegensatz zu Karate-dô und Judo, zu den Bûdô-<br />
Künsten, die mit Waffen, hier: mit dem Schwert, ausgeübt werden.<br />
ebenfalls ohne Waffen praktiziert wird, wurden bestimmte<br />
Tritte und Stöße, die das kriegerische Ju-Jutsu kennt, verboten,<br />
weil sie zu gefährlich sind.<br />
Auf lange Sicht erlangten Bûdôka innere Ausgeglichenheit<br />
und bei manchen Bûdô-Arten auch einen sinnvollen<br />
Umgang mit Aggression. Die Lernperspektive ist allerdings<br />
beim Bûdô sehr lang. „Im Kyûdô dauert es etwa vier<br />
Monate bis zum ersten Auslösen des Pfeils aus dem<br />
Bogen. Etwa ein Jahr lang schießt man aber nur auf<br />
Strohballen in geringer Entfernung. Erst dann schießt man<br />
auf die Scheibe in 28 Metern Entfernung. Dort verlässlich<br />
zu treffen dauert etwa drei bis fünf Jahre“, sagt Feliks Hoff.<br />
„Überhaupt gelten die ersten zehn Jahre als Anfängerstadium.“<br />
Meditation in Bewegung: Um den an<strong>der</strong>en nicht zu verletzen, ist<br />
Aufmerksamkeit das höchste Gebot.