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andy hope 1930 - Weltkunst

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meist nur von Superhelden. „Tatsächlich kämpfen diese<br />

Superhelden mit Identitätsproblemen. Immer wieder<br />

handelt es sich um gebrochene Helden. Batman etwa ist<br />

eine total ambivalente Figur, die keineswegs nur auf der<br />

Seite des Guten steht, sondern auch über eine abgründige<br />

Seite verfügt.“ 12 Der Künstler ist dank der Lektüre,<br />

die ihm eine amerikanische Freundin seiner Mutter<br />

schenkte, mit der Comicwelt groß geworden und fühlt<br />

sich in ihr zu Hause. Im Gegensatz dazu verwenden Popkünstler<br />

wie Lichtenstein und Warhol diese lediglich in<br />

oberflächlichen Zitaten. „Ich kenne eigentlich niemanden,<br />

der wirklich mit Comics arbeitet, abgesehen<br />

vielleicht von Raymond Pettibon und er arbeitet als Amerikaner<br />

anders als ich in Europa.“ 13<br />

Sobald Hope Figuren aus der Comic-Welt zu Protagonisten<br />

macht, verwandelt er sie durch seinen oftmals forciert<br />

primitiven Malstil und vor allem durch den Transfer<br />

in absurde Zusammenhänge. Hierin spiegelt er den Geist<br />

einer Generation, die sich in spielerischem Umgang diverser<br />

Medien bedient; sie mixt und sampelt und formt<br />

daraus eine individuelle Sprache. Künstler wie Jonathan<br />

Meese, Andre Butzer, Thomas Zipp tummeln sich ebenso<br />

wie Andy Hope <strong>1930</strong> mit Erfolg auf dieser Plattform, auf<br />

der sie in finsteren Parallelwelten mit mythologischen<br />

und historischen Personen jonglieren und nicht selten<br />

die Kunstwelt mit ihrem Mix aus Monstern und Helden<br />

10 <strong>andy</strong> <strong>hope</strong> <strong>1930</strong><br />

13<br />

CaLIFoRnIa aRT ShoW, 2002<br />

(peiner-Block)<br />

Tusche auf papier<br />

34 x 23,5 cm<br />

privatsammlung Bonn<br />

in Aufruhr bringen. Durch das permanente Changieren,<br />

das Arbeiten mit Ambivalenzen, entsteht die Aufforderung<br />

an den Betrachter, sich einzufühlen und den Dingen<br />

nachzuspüren. „Ich nehme nicht nur Bezug auf etwas,<br />

ich entwerfe etwas. Das ist wie in einem Film, wo durch<br />

die Montage etwas erfunden wird. Dabei geht es mir<br />

nicht nur um einen Rückblick, sondern auch um ein aktuelles<br />

Zeichen und einen Entwurf für die Zukunft.“ 14<br />

Durch die Zusammenführung unterschiedlichster Bereiche<br />

konfrontiert Andy Hope den Betrachter mit unerwarteten<br />

Situationen und kreiert auf diese Weise „Plot<br />

Points“, die die natürliche Neigung zum Staunen anregen.<br />

Die Welt der Dämonen und Hexen vergangener Jahrhunderte<br />

wird durch eine Vermischung aus Horror, Science-Fiction,<br />

Comic, Fantasy und Drittem Reich wiederbelebt,<br />

um das menschliche Interesse für unerklärliche<br />

Phänomene, übersinnliche Ereignisse und absurde Spekulationen<br />

zu wecken.<br />

S w e e t T r o u b l e d<br />

Souls<br />

Erst in jüngerer Zeit beschäftigt sich der Künstler mit<br />

dem Genre Frauenporträts. In seiner Installation Phantom<br />

Abstraction von 2006 präsentiert er auf einem riesigen<br />

Unterbau vier monumentale Köpfe der Hollywood-<br />

Diven Hedy Lamarr, Frances Farmer, Veronica Lake und<br />

Gene Tierney. In ihrer Anordnung und Ausrichtung erinnern<br />

sie an die steinernen Porträts der amerikanischen<br />

Präsidenten auf dem Mount Rushmore in den Black Hills<br />

von South Dakota. Ein Denkmal für Heldinnen? „Es geht<br />

da um die Idee, verschiedene Typen von Frauen der dreißiger<br />

bis fünfziger Jahre neu zu entwerfen“, 15 erklärt der<br />

Künstler. Parallel zu den Plastiken malt und zeichnet er<br />

die Schauspielerinnen innerhalb einer kleinformatigen<br />

Serie von 13 Frauenporträts, die 2007 in Kooperation mit<br />

der Galerie Hauser & Wirth in einer Privatwohnung in<br />

Paris unter dem Titel Sweet Troubled Souls - 13 Portraits<br />

of Women (Abb. 16) ausgestellt wurden. Kein<br />

Glanz, keine Erotik strahlt von diesen Frauen aus, einstmals<br />

Heldinnen, scheinen sie nun gebrochen. Ihre fremdartigen<br />

Namen sind Yeira of Zone (Abb. 17), Cira, Luna<br />

Spider, Dora und andere. Traurige Gesichter und undurchdringliche<br />

Augen schaffen eine Distanz, als würde<br />

man durch sie in verschlossene Welten blicken. Für Hope<br />

stellen die Porträts wunderschöne, jedoch von Geistern<br />

besessene Persönlichkeiten dar. 16 Auf eine andere Art<br />

besessen könnte man den Idealtyp der Frauen des Dritten<br />

Reichs auf seinen Zeichnungen zum Peiner-Block bezeichnen.<br />

Oftmals zu dritt, die Hände in den Schoß gelegt,<br />

mütterlich, bieder und kritiklos, mit Gesichtern aus

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