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nicht unähnlich sind, seine Holzskulpturen jedoch nicht<br />
auf das Befahren von Meeren und Flüssen ausgerichtet,<br />
sondern sollen dazu anregen, in andere Dimensionen<br />
aufzusteigen, um die sichtbare Welt zu verlassen.<br />
8 <strong>andy</strong> <strong>hope</strong> <strong>1930</strong><br />
Infinity Crisis<br />
An seinen Schauplätzen der Fantasie treffen Gestalten<br />
aufeinander, in deren Gesellschaft bedrohliches Gruseln<br />
aufkommt. Eine über drei Meter hohe Skulptur, die Andy<br />
Hope Kardinal Julian nennt (Abb. 14), hat nur wenige<br />
Merkmale des Menschlichen an sich. Halb Pferd, halb<br />
Mensch, wächst aus dessen linkem Auge ein Maul mit<br />
gefährlich scharfen Zähnen, während das rechte von einer<br />
verblichenen umgedrehten Deutschlandfahne überdeckt<br />
wird. Die Kopfbedeckung, eine Verschmelzung<br />
aus Bischofsmitra und Offiziersmütze, ist geschmückt<br />
von einem Totenkopf mit Engelsflügeln. Die Beine nach<br />
vorne gespreizt, mit dem Oberkörper zurückweichend,<br />
scheint „ Kardinal Julian“ sich vor sich selbst zu fürchten.<br />
Ganz in seiner Nähe hat Hope in den Londoner Räumen<br />
der Galerie Hauser & Wirth Reich (Empire) aufge-<br />
11<br />
RaUMInSTaLLaTIon InFInITy CRISIS, 2009<br />
Farbdruck auf papier auf Wand und 31 arbeiten<br />
Maße variabel<br />
Sammlung Goetz, München<br />
stellt (Abb. 14), eine surreale Figur in futuristischer Ritterrüstung,<br />
deren Arme durch riesige krebsartige<br />
Scheren ersetzt wurden. Sie sieht aus wie ein Wächter<br />
und Beschützer, der bereit ist, sein Volk und sein Reich<br />
zu retten. Versuchte man diese Figuren zeitlich zu verorten,<br />
würde man Jahrtausende an evolutionärer Entwicklung<br />
imaginieren, die zwischen beiden stattgefunden<br />
haben müssten, und doch bleibt das Bedrohliche bestehen.<br />
Das Thema der Vergeblichkeit der Hoffnung auf ein friedliches<br />
Miteinander verbildlicht der Künstler in seiner gewaltigen<br />
Rauminstallation Infinity Crisis (Abb. 11), die<br />
er 2009 aus 31 originalen Bildmotiven für die Sammlung<br />
Goetz in München schuf. Die Wände tapezierte er zunächst<br />
mit vielfachen Reproduktionen seiner apokalyptischen<br />
Motive und hing dann in bestechender Rhythmik<br />
die Originalbilder an die Tapete. Fragen nach Reproduktion<br />
und Original in der Kunst werden durch die optische<br />
Irritation, die durch die Vermischungen in der Gestaltung<br />
der Wände entsteht, aufgeworfen. Die Szenarien<br />
der einzelnen Werke, malerisch und zeichnerisch im expressiven<br />
Stil gehalten, geben einen umfangreichen,<br />
vielschichtigen Einblick in die typische Vorstellungswelt<br />
von Andy Hope <strong>1930</strong>.<br />
Das Bild mit dem Titel Imaginary with Professor Zamorra<br />
von 2002 bezieht sich auf eine Dark-Fantasy-Comicreihe<br />
aus den 1970er Jahren. Hope malt eine gespenstische<br />
Vollmond-Landschaft, in der weiße Totenkopfge-