12.12.2012 Aufrufe

Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

Frankfurt am Main - KOPS - Universität Konstanz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

letzten Films in Deutschland, der Zus<strong>am</strong>menarbeit mit Leni Riefenstahl an DAS BLAUE LICHT. Der<br />

Analyse dieses Projektes ist das letzte Kapitel dieser Arbeit gewidmet.<br />

Konsequenz und Erfüllung, Verschmelzung von ästhetischer und gesellschaftlicher Utopie wollte<br />

Balázs im Oktober 1931 in der Sowjetunion finden. Die Geschichte dieser Illusion und ihrer -<br />

niemals eingestanden - Enttäuschung wäre Gegenstand eines eigenen Buches.<br />

So soll die vorliegende Arbeit mit Balázs’ dritter Emigration nach Moskau ihren Argumentationsgang<br />

beschließen. Ein Epilog zieht summarisch Bilanz aus diesem letzten Versuch, aus den Aporien einer<br />

antikapitalistischen Romantik 8 in ein Land der Verheißung auszubrechen, Aporien, die keine Lösung<br />

zuließen, aber für die Ideengeschichte des Kino eine so paradoxe wie fruchtbare Ausgangsbasis<br />

geboten hatten. Als Balázs 1949, wieder zurück in Budapest, 64-jährig starb, trat ein Naiver von der<br />

Bühne ab, der seine Weisheiten rhapsodisch unter die Menschen gebracht hatte, ohne jemals für sich<br />

selbst eine endgültige Form dafür zu finden.<br />

Balázs’ Kino-Ästhetik verhält sich zu einer Geschichte der Theorie der Medien allemal sperrig, denn<br />

theoretisiert hat Balázs als Künstler und quer zu Grenzen und Konstitutionsbedingungen<br />

unterschiedlicher Medien. Die Gattung des Märchens, eines Zeit und Raum überwindenden,<br />

unendlichen und unbeschränkten Erzählens und Wünschens hat in seinem Schreiben allgemein - wie<br />

in seinen Ideen vom Kino im Besonderen - eine Spiegelung erfahren, sicherlich aber keine<br />

„Erfüllung“. An dieser prekären Grenze entlang argumentiert diese Arbeit, wobei sie filmische und<br />

kinemathographische Tatbestände 9 , unterschiedliche Begriffe von Gattungen und Medien, der<br />

Konstitution von künstlerischen Formen und Rezeptionsbedingungen so gut es geht auseinanderhält.<br />

Dabei stützt sie sich zum einen auf Quellen, die bislang auf Deutsch noch nicht rezipiert werden<br />

konnten, wie z.B. auf Balázs’ umfangreiches, in seinem Nachlass in der Handschriftenabteilung des<br />

Archivs der Budapester Akademie der Wissenschaften (Magyar Tudományos Akadémia, im<br />

8 So Philippe Despoix, der in Balázs’ und Lukács’ Schriften gleichermaßen „antikapitalistische Romantik“ erblickt.<br />

(Philippe Despoix, Ethiken der Entzauberung. Bodenheim: Philo, 1998, S. 141) Ferenc Fehér hingegen sprach vor<br />

dreißig Jahren, teleologisch noch unbeirrt, von Balázs’ „romantische[m] Antikapitalismus“, konzidierte<br />

ideologischen Fortschritt, trotz aller „Irr- und Rückwege“, und setzte ihn zugleich von Lukács’ ab, dessen Weg<br />

„ohne Schwanken und Umwege“ verlaufen sei. (Ferenc Fehér, „Das Bündnis von Georg Lukács und Béla Balázs<br />

bis zur ungarischen Revolution 1918“, in: Agnes Heller u.a., Die Seele und das Leben. Studien zum frühen<br />

Lukács. <strong>Frankfurt</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong>: Suhrk<strong>am</strong>p, 1977, S. 170)<br />

9 In Anlehnung an Gilbert Cohen-Séat, Film und Philosophie. Ein Essai. Gütersloh: Bertelsmann, 1962<br />

[Originalausgabe: Essai sur les Principes d’une Philosophie du Cinéma. Introduction Génerale, 1946].<br />

VIII

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!