WISSENSCHAFTS JOURNAL
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scientia halensis 4/2001<br />
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Fachbereich Musik-, Sport- und Sprechwissenschaft<br />
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(Sportart), ist hinsichtlich der Fachkompe-<br />
12 tenz in der sportpraktischen Arbeit mit<br />
Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen oder<br />
speziell der Senioren »unschlagbar«, nur<br />
leider flächendeckend von den Sportvereinen<br />
allein durch staatliche Subventionierung,<br />
über Mitgliedsbeiträge oder durch<br />
Sponsorenengagement nicht bezahlbar.<br />
Die Analysen der Verbands- und Vereinsstrukturen<br />
von Cachay et al. (1999) zeichnen<br />
ein realistisches, im Hinblick auf die<br />
zuverlässige Beschäftigungsprognose von<br />
Hochschulabsolventen aber eher »düsteres<br />
Bild«. Ein Umdenken bzw. eine Umorientierung<br />
in der vom Ehrenamt getragenen<br />
traditionsbewussten Vereinsideologie ist<br />
ebenso wenig erkennbar wie eine Trendwende<br />
im Nachwuchsleistungssport. Während<br />
der Vereinssport prognostisch kaum<br />
für mehr Beschäftigung sorgen wird,<br />
boomen Bereiche wie Gesundheitssport/<br />
Prävention, Therapiesport/Rehabilitation<br />
oder Kraftsport/Fitness.<br />
Die gesundheitsorientierten Kursangebote<br />
der Sportfach- oder Landessportverbände<br />
und Sportvereine, der privaten Gesundheits-<br />
und Fitnessstudios oder der privaten<br />
Aus- und Weiterbildungsinstitutionen sind<br />
nicht mehr überschaubar. Wenn diese Entwicklung<br />
kritisch gesehen wird, dann, weil<br />
die derzeitigen inhaltlichen Programmstrukturen<br />
im Gesundheitssport noch uneinheitlich,<br />
inkonsistent und diffus sind<br />
(Bös et al. 1999). Letztlich wird aber auch<br />
dieser Gesundheitssport kaum für mehr<br />
Beschäftigung über Teilzeit-, Neben- oder<br />
Honorartätigkeit hinausgehend sorgen. Allein<br />
der diplomierte Sporttherapeut ist für<br />
Einrichtungen, die eine Zulassung für die<br />
Erweiterte Ambulante Physiotherapie<br />
(EAP) haben, verbindlich gefordert, allerdings<br />
nicht ohne Zusatzqualifikationen<br />
(z. B. Medizinische Trainingstherapie).<br />
Das »Wechselbad« der Gesundheitspolitik<br />
um den Paragraphen 20 zwischen 1988,<br />
1996 und heute war für eine Reihe von<br />
Berufsfeldgruppen ausgesprochen kontraproduktiv.<br />
Man kann nur hoffen, dass eine<br />
weitere Öffnung des Gesundheitssystems<br />
für Sport und Bewegung im Hinblick auf<br />
die Primär- oder Sekundärprävention unter<br />
Einbeziehung qualitätssichernder Maßnahmen<br />
zuverlässig eintritt. Dies vor dem<br />
Hintergrund, dass der Bedarf an Entwicklungsförderung<br />
von Kindern und Jugendlichen,<br />
an betrieblicher Gesundheitsförderung<br />
oder im Alters- und Seniorensport<br />
enorm angestiegen ist.<br />
Die Frage der Effizienz (Kosten – Nutzen<br />
– Bilanz) für unsere Gesundheits-, Sozial-<br />
Isokinetisches Muskelaufbautraining für das Kniegelenk am CYBEX<br />
Foto: rehaFLEX Saline Reha-Klinik Halle<br />
versicherungs- und Rentensysteme ist<br />
mehrfach beantwortet.<br />
Tendenzen und Erfordernisse im Bereich<br />
Studium und Lehre<br />
Der »Boom« und die Ausdifferenzierung<br />
der Diplomstudiengänge durch die unterschiedlichen<br />
Studienschwerpunkte im letzten<br />
Jahrzehnt kann als »ausgereizt« gelten.<br />
Forderungen nach einer »Innenrevision«<br />
bei der Vielzahl von unterschiedlichen<br />
Schwerpunktbildungen werden ebenso<br />
laut, wie eine Reformierung der Lehramtsstudiengänge<br />
im Fach Sport, u. a. durch<br />
eine Erweiterung um »Grundthemen des<br />
Bewegens« in der Schulsportpraxis. Die<br />
Kritik an der Vielzahl der Studienschwerpunkte<br />
in den Diplomstudiengängen zielt<br />
auf mehr Transparenz in den Ausbildungsprofilen<br />
und auf die Erhöhung der Kompetenz<br />
der Sportwissenschaftler an den fachspezifischen<br />
Schnittstellen. Immerhin ist<br />
der Stellenwert und die Nachfrage nach<br />
Zusatzqualifikationen für den Berufseinsteiger<br />
wichtiger denn je. Im gleichen<br />
Atemzug muss daran erinnert werden, dass<br />
diese Zusatzqualifikationen (Medizinische<br />
Trainingstherapie oder Übungsleiter- und<br />
Trainerlizenzen) ausschließlich von den<br />
Berufs- und den Sportfachverbänden vergeben<br />
und anerkannt werden.<br />
Internationalisierung – Modularisierung<br />
– ECTS<br />
Das neue Hochschulrahmengesetz eröffnet<br />
den Universitäten und Hochschulen neue<br />
Handlungsspielräume: Internationale<br />
Studienabschlüsse (Bachelor, Master),<br />
Modularisierung und ECTS als Grundlage<br />
für die gegenseitige Anerkennung von<br />
Studien- und Prüfungsleistungen etc. Eine<br />
Reihe von sportwissenschaftlichen Instituten<br />
haben durch das Angebot von<br />
Bachelor- und Master-Studiengängen insbesondere<br />
mit gesundheitssportlicher Orientierung<br />
diese Entwicklung aufgegriffen.<br />
Allerdings sind auch die kritischen Positionen<br />
wie in anderen Fächern nicht zu<br />
überhören. Vor dem Hintergrund der personellen<br />
und materiell-technischen Ausstattung<br />
ergeben sich für das Institut für<br />
Sportwissenschaft drei Aufgabenbereiche:<br />
• Die Umsetzung der neuen Studienordnungen<br />
für das Lehramt an Gymnasien,<br />
Sekundarschulen und kooperierend für die<br />
Grundschulen,<br />
• die Neustrukturierung und inhaltliche<br />
Ausgestaltung der Studien- und Prüfungsordnungen<br />
der Diplom- und Magisterstudiengänge<br />
mit dem Ziel der Qualitätsverbesserung<br />
in den ausgewiesenen<br />
Schwerpunkten durch Modularisierung<br />
und Umsetzung des ECTS sowie<br />
• die Vorbereitung, »Partnersuche« und<br />
mittelfristige Einführung von gestuften<br />
Studiengängen in der Sportwissenschaft.<br />
■<br />
Der Autor wurde 1977 an der Philosophischen<br />
Fakultät der halleschen Universität<br />
promoviert und habilitierte sich 1990. Er<br />
wurde 1998 zum Außerplanmäßigen Professor<br />
berufen und ist verantwortlich für<br />
Lehre und Forschung in der Biomechanik<br />
in allen Studiengängen. Seit Juni 2000 leitet<br />
Prof. Dr. Siegfried Leuchte das Institut<br />
für Sportwissenschaft als Geschäftsführender<br />
Direktor.