WISSENSCHAFTS JOURNAL
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HOCHSCHULSPORT – ENTWICKLUNG IM ÜBERBLICK<br />
ATTRAKTIVES ANGEBOT IN HALLE UMFASST 54 SPORTARTEN<br />
Hans-Joachim Peucker<br />
Die Martin-Luther-Universität kann am Vorabend ihres 500-jährigen Bestehens auf eine<br />
erfolgreiche Entwicklungsgeschichte zurückblicken. In keinem Zeitraum vorher ist ein so<br />
großer Strukturwandel bewältigt worden wie in den letzten zehn Jahren, so dass hier von<br />
einem Qualitätssprung gesprochen werden kann. Neue Strukturen finden und erproben,<br />
eingeübte Stereotype aufbrechen, um zu mehr Effizienz zu gelangen, das sind gängige<br />
Wege im Sport. Diese Flexibilität war auch für das Universitätssportzentrum notwendig,<br />
um die Veränderungen im Hochschulsport erfolgreich bewältigen zu können.<br />
Die Quellen sportlicher Betätigung an der<br />
Universität Halle lassen sich nachweislich<br />
bis ins Jahr 1694 zurück verfolgen, als die<br />
»sorgfältige Pflege der Leibesübungen«<br />
(Quelle: Frost 1979) ein wesentlicher Bestandteil<br />
im akademischen Leben war, und<br />
das mit teilweise heute noch praktizierten<br />
Sportarten wie Reiten, Fechten, Ballspiel<br />
und Tanzen, ferner Ritterspiele, sowie<br />
Kriegs- und Jagdübungen. Diese Richtungen<br />
wurden später um weitere »Exerzitien«<br />
wie das Voltigieren, Schwimmen und<br />
Kahnfahren erweitert.<br />
Hochschulsport im Wandel<br />
Modernere Auffassungen setzten sich gegen<br />
Ende des 19. Jahrhunderts durch das<br />
Wirken des Universitäts- und Turnlehrers<br />
Gumal Fessel durch, der den erfolgreichen<br />
Abschluss akademischer Turnlehrerprüfungen<br />
vorbereitete. Im Jahre 1925 wurde<br />
in Halle als zweiter Universität Deutschlands<br />
der Pflichtsport für Philologiestudenten<br />
eingeführt, der nach der Gründung<br />
der DDR mit dem Studienjahr 1951 für<br />
alle Studierenden obligatorischer Ausbildungsbestandteil<br />
wurde. Die Abteilung<br />
Studentensport der Martin-Luther-Univer-<br />
sität hat in den 60er bis 80er Jahren hochschulgemäße<br />
Ausbildungs- und Freizeitsportkonzeptionen<br />
für die Hochschulen<br />
der DDR entscheidend mit entwickelt.<br />
Mit der Wende, der Bildung des Landes<br />
Sachsen-Anhalt und einem neuen Hochschulgesetz<br />
veränderten sich die Bedingungen<br />
für den Hochschulsport grundlegend:<br />
Er wurde fakultativ. Den seinerzeit<br />
geltenden Prinzipien wie Pflichtteilnahme<br />
und Leistungsbewertung standen nun Freiwilligkeit,<br />
Breitensportgedanke, Entspannung,<br />
Erlebnisorientierung und soziale<br />
Kommunikationsmöglichkeit gegenüber.<br />
Dieser scheinbare Widerspruch wurde sehr<br />
schnell überwunden, wenn auch nicht in<br />
Bezug auf alle Studierenden. So wird gegenwärtig<br />
mit dem Sportangebot des<br />
Universitätssportzentrums ca. ein Drittel<br />
der Studierenden erreicht.<br />
Ständig steigende Nachfrage<br />
Mit der Bildung des Universitätssportzentrums<br />
als Zentraleinrichtung wurden die<br />
Voraussetzungen für die Durchführung<br />
des Hochschulsports auf hohem Niveau<br />
geschaffen. Durch die fachliche Kooperation<br />
des Universitätssportzentrums mit<br />
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scientia halensis 4/2001<br />
Fachbereich Musik-, Sport- und Sprechwissenschaft<br />
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dem Institut für Sportwissenschaften, die<br />
an der Martin-Luther-Universität eine lange<br />
Tradition hat, sind die begünstigenden<br />
Wechselbeziehungen zwischen Lehre und<br />
Hochschulsport für alle Studierenden an<br />
der Universität sowie eine effektive Nutzung<br />
der universitätseigenen Sportstätten<br />
ohne zusätzlichen Aufwand hervorzuheben.<br />
Das Sportangebot umfasst gegenwärtig 54<br />
Sportarten in 178 Kursen. Neben den traditionellen<br />
Sportarten, von denen die<br />
Spielsportarten besonders gefragt sind,<br />
werden zahlreiche Fitnessprogramme,<br />
Konditionierung, künstlerisch-tänzerische<br />
Betätigung angeboten. Aktuelle Trends<br />
werden aufgegriffen. In diesen vielfältigen<br />
Begegnungen entsteht in einem bemerkenswerten<br />
Maß eine soziokulturelle Integration<br />
von Lehrenden, Studierenden und<br />
Angehörigen unterschiedlicher Nationalitäten<br />
und Kulturkreise; gesundheitliche<br />
Prävention wird praktiziert und Leistungsbereitschaft<br />
gefördert.<br />
Neben dem überwiegend breitensportlich<br />
ausgerichteten Angebot werden auch leistungssportliche<br />
Aktivitäten im studentischen<br />
Wettkampfsport, zum Beispiel bei<br />
deutschen Hochschulmeisterschaften, nationalen<br />
und internationalen Vergleichskämpfen<br />
gefördert.<br />
Die ständig steigende Nachfrage nach neuen<br />
Sportangeboten zeigt, dass eine Bedarfsdeckung<br />
nicht erreicht wird. Die zur<br />
Zeit bestehenden materiellen Voraussetzungen,<br />
insbesondere die Hallenkapazität,<br />
lassen keine Erweiterung des Angebotes<br />
mehr zu. Die begonnenen Erhaltungs- und<br />
Modernisierungsmaßnahmen müssen in<br />
der Folgezeit beschleunigt werden, um die<br />
Qualität und den Umfang der Sportveranstaltungen<br />
weiter erhöhen zu können. Es<br />
ist an der Zeit, nach den zahlreichen Neubau-<br />
und Modernisierungsmaßnahmen an<br />
der Universität auch einen modernen<br />
Sportkomplex in die Planung aufzunehmen.<br />
Die Anziehungskraft des gesamten Hochschulstandorts<br />
steigt nicht zuletzt mit einem<br />
offenen, kreativen Hochschulsport.<br />
■<br />
Hans-Joachim Peucker studierte zwischen<br />
1960 und 1965 die Fächer Körpererziehung<br />
und Biologie an der Pädagogischen<br />
Hochschule in Halle. Von 1966–1969 arbeitete<br />
er an der Kinder- und Jugendsportschule<br />
in Halle als Trainer im Basketball.<br />
Seit 1969 ist er im Hochschulsport<br />
an der Universität Halle tätig.<br />
Akademische Sportart Fechten beim Universitätssportfest<br />
Foto: Archiv<br />
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