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WISSENSCHAFTS JOURNAL

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scientia halensis 4/2001<br />

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Fachbereich Musik-, Sport- und Sprechwissenschaft<br />

SCHÜLER FÜR DIE SPORTWISSENSCHAFT BEGEISTERN<br />

ERFAHRUNGEN AUS DER PROJEKTARBEIT MIT STÄDTISCHEN GYMNASIEN<br />

Siegfried Leuchte und Werner Goder<br />

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Die Öffnung der Universitäten und Hochschulen für potenzielle Studieninteressenten aus<br />

14 den Gymnasien der Stadt Halle kristallisiert sich immer mehr zu einer wichtigen hochschulpolitischen<br />

Maßnahme und territorialen Verpflichtung heraus. Für die Mitarbeiter<br />

des Instituts für Sportwissenschaft ist diese Aufgabe nicht so neu, da die Zusammenarbeit<br />

z. B. mit der ehemaligen Kinder- und Jugendsportschule – dem heutigen Sportgymnasium<br />

– eine lange Tradition besitzt und »Generationen« von Nachwuchsleistungssportlern die<br />

»wissenschaftlich-produktive Arbeit« am Institut für Sportwissenschaft leisteten.<br />

Gymnasiasten am Institut für<br />

Sportwissenschaft<br />

Die Projektwochen der vergangenen beiden<br />

Jahre mit mehr als 25 Schülern des<br />

Cantor- und des Friedengymnasiums gingen<br />

auf Anfragen von ehemaligen Absolventen<br />

des Instituts für Sportwissenschaft<br />

zurück (Abb. 1). Dem Wunsch nach gemeinsamer<br />

Gestaltung einer Projektwoche<br />

ging das Institut auch sehr gern nach, obwohl<br />

damit das Kopfzerbrechen über ein<br />

geeignetes Thema und dessen programmatische<br />

Ausgestaltung erst begann. Es wurde<br />

die Absicht verfolgt, die Sportwissenschaft<br />

möglichst pragmatisch und nicht<br />

nur theoretisierend an die Schüler heranzutragen.<br />

Die Praxis von Sport zu erleben<br />

und zugleich auf die Probleme in der<br />

sportwissenschaftlichen Bearbeitung aufmerksam<br />

zu machen, war Herausforderung<br />

genug. Deshalb wählten die Veranstalter<br />

das Thema: »Sportwissenschaft in Theorie,<br />

Methodologie und Praxis« unter Beteiligung<br />

der Wissenschaftsdisziplinen<br />

Biomechanik, Sportmotorik, Sportmedizin<br />

und der Trainingswissenschaft.<br />

Welche Aufgabenstellungen galt es zu<br />

lösen?<br />

1. Sportmotorik<br />

Mit Hilfe des Stabilometers bzw. der so<br />

genannten »Wippe« sollte der komplizierte<br />

Prozess motorischer Lernprozesse exemplarisch<br />

veranschaulicht werden. Die Aufgabenstellung<br />

bestand darin, die »Wippe«<br />

über eine Zeit von 30 Sekunden in der<br />

Waagebalance zu halten. Geübt wurde täglich<br />

in zwei Gruppen, von denen eine<br />

Gruppe eine Rückkopplung in Form der<br />

erreichten Balancierzeit pro Versuch erhielt,<br />

während den Schülern der zweiten<br />

Gruppe diese Information vorenthalten<br />

wurde (Abb. 2): »Lernen als Verhaltensänderung<br />

durch Informationsgaben«.<br />

2. Anthropometrische Biomechanik<br />

Die Bewegungsanalyse nimmt innerhalb<br />

der Biomechanik eine zentrale Stellung<br />

ein. Der Begriff »Körperschwerpunkt«<br />

(KSP) ist zwar mechanisch leicht zu definieren,<br />

praktisch aber eher schwer zu verstehen.<br />

Deshalb sollten verschiedene Körperhaltungen<br />

über Video aufgezeichnet<br />

und der KSP mit Hilfe eines Analyseprogramms<br />

bestimmt und interpretiert<br />

werden.<br />

3. Sportmedizinische Anthropometrie<br />

Die Vermessung des eigenen Körpers und<br />

die exakte Bestimmung von anthropometrischen<br />

Parametern stellt die Grundlage<br />

für die Berechnung von Körperbauindices<br />

dar. Unter anderem sollte das Verhältnis<br />

von aktiver und passiver Körpermasse<br />

(Muskelmasse, Körperfettanteil u. a.) und<br />

der Konstitutionstyp bestimmt werden.<br />

4. Trainingswissenschaft<br />

Der Conconi-Test ist ein Test zur Überprüfung<br />

der aeroben Kapazität. Durch die<br />

stufenabhängige Registrierung der Herzfrequenz<br />

beim Laufens auf dem Laufband<br />

wurde mit vereinfachter Auswertungsmethodik<br />

die aerobe/anaerobe »Schwelle«<br />

ermittelt.<br />

Ergebnisse und Resonanz<br />

Die Projektwochen wurden von den Schülern<br />

des Cantor- und Friedengymnasiums<br />

sehr positiv beurteilt. Die relativ hohen<br />

Abb. 1: Schüler des Cantor-Gymnasiums am<br />

Institut für Sportwissenschaft<br />

Foto: Speer<br />

Arbeitsaufwendungen der Schüler und der<br />

beteiligten Lehrkräfte, die eine Zusammenstellung<br />

aller Ergebnisse in Form eines<br />

Posters am Ende der Projektwochen<br />

zum Ziel hatten (vgl. Tag der Forschung<br />

2001), konnten erfolgreich bewältigt werden.<br />

Und ganz nebenbei konnten Vorbehalte<br />

zum Theorie- und/oder Praxisverständnis<br />

in der Sportwissenschaft bei den<br />

Gymnasiasten ausgeräumt werden. ■<br />

Prof. Dr. Siegfried Leuchte – Autoreninformation<br />

siehe Seite 12.<br />

Dipl.-Physiker Werner Goder studierte<br />

Physik an der halleschen Universität und<br />

ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />

Institut für Sportwissenschaft tätig.<br />

Abb. 2: Ergebnisse zum motorischen Lernen: Darstellung der mittleren Balancierzeiten im Vergleich<br />

zwischen der Versuchs- und der Kontrollgruppe im Verlauf der Projektwoche

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