Stadionzeitung_Nr11_Hannover

Guido Schäfer, 48, absolvierte in den
80ern und 90ern 177 Zweitliga- und
115 Oberliga-Spiele für die 05er.
Heute arbeitet er als Redakteur bei
der Leipziger Volkszeitung.
Ein Mann wird an einem Südseestrand angespült. Nach 10 000 Kilometern
und 13 Monaten auf hoher See. Nein, nicht Sascha Hehn.
José Salvador Alvarenga, Mexikaner, 37. Trieb in einer Nussschale.
Sonnenbrand, Schrumpel-Füße, Rauschebart. Passt!
Womit auch geklärt wäre, woher der Begriff OdysSee wirklich
stammt. Nix da Ithaka und Troja. José Salvador Alvarenga!
Der Mann ist gut genährt. Könnte demnach doch Sascha Hehn sein.
Speiseplan während der Irrfahrt: Schildkröten und Fische. Setzen
offenbar ganz schön an die Teile. Und mit Sport war nicht so viel
drin. Schwimmen ist eh nicht so gut für den Body. Oder warum sind
Blauwale so fett?
Warum also zweifeln an dieser wahren mexikanischen Geschichte
mit Happy End?
Wir müssen wieder glauben. An uns und José Salvador Alvarenga.
Glauben auch an den Ehemann, der Zigaretten holt und geschmeidige
zehn Jahre später schwer atmend zurückkommt.
Glauben an die Ehefrau, die glaubt, dass die filterlose HB aus und der
Weg des Gatten weit war.
Glauben an die Flaschenpost, die nach 50 Jahren gefunden wird. Im
Keller des, nun ja, Absenders.
Und wenn eine ehemaliger Fußballer sagt, dass er lieber mit einem
Mann zusammen wohnt, muss man ihm auch das glauben. 98 Prozent
aller Ehe-Männern würden gerne daheim ausziehen. Oder wenigstens
mal kurz HB ohne Filter holen gehen.
In der Leipziger Innenstadt sitzt übrigens ein Mann, der Josés Bruder
sein könnte und wahrscheinlich ist. Rauschebart und so, alles da,
typisch Odyssee. Nur das mit dem Sonnenbrand passt nicht. Er hat
keinen. Dafür hat er einen Hut (sonnengegerbt) vor sich. Und Schrumpel-Füße
für zwei.
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