Zum Dominikusheft 2008 - DOMINIKANER.ORG
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Je nach Bedarf arbeitet P. Thomas stark auf den einzelnen Mitbruder bezogen,<br />
um Schwächen ab- und Stärken auszubauen. Dieses Ausbildungs -<br />
element findet bereits während des Noviziates statt und schafft die Grund -<br />
lagen für weitere Schritte.<br />
Der zweite Baustein umfasst die allgemeine Einführung in die Rede. Die<br />
verschiedenen Redetypen werden vorgestellt und eingeübt, um schließlich<br />
das Augenmerk auf die Überzeugungsrede zu richten, welche als wichtigster<br />
Hintergrund für die Predigt gesehen werden kann. In ihr geht es da -<br />
rum, aus der Perspektive des Hörers eine Argumentation zu entwickeln,<br />
die zum Ziel des Redners führt. Gerade dieser Perspektivwechsel zum<br />
Verfolgen des eigenen Zieles ist oft eine schwierige Sache und bedarf der<br />
häufigen Einübung. Pater Thomas macht dieses Grundlagenseminar einmal<br />
im Jahr mit den Mitbrüdern, die aus dem Noviziat kommen.<br />
So ausgerüstet geht es dann in einem ebenfalls einmal im Jahr stattfindenden<br />
Blockseminar in die konkrete Predigtausbildung. Auch hier gibt es grob<br />
gesprochen drei verschiedene Redetypen, die normale Sonntagspredigt,<br />
die dogmatische oder Themenpredigt und die Kasualpredigt. Alle drei beruhen<br />
vom Grundprinzip her auf der Überzeugungsrede. Das bedeutet,<br />
dass der Lebens- und Gedankenwelt des Hörers mit Bildern und Beispielen<br />
aus seinem Alltag die Botschaft des Evangeliums gegenübergestellt wird.<br />
Dieses letztlich von der paulinischen Verkündigung über seine Fort ent -<br />
wicklung bei Irenäus von Lyon herrührende und nicht zuletzt von Kardinal<br />
Bengsch konsequent praktizierte Predigtmodell intendiert, den Hörer in<br />
eine Entscheidungssituation zwischen „besetzter Lebenswelt” und dem<br />
zum heilführenden Evangelium zu führen.<br />
Gerade in diesen Blockseminaren kommt es<br />
neben aller Arbeit auch zu intensiven Aha-<br />
Erlebnissen, wenn es plötzlich erforderlich<br />
wird, die im Studium gelernten „dogmatischen<br />
Richtigkeiten” des Glau bens in lebendige,<br />
handlungsorientierte und mit Lebens -<br />
erfahrung (soweit schon vorhanden…)<br />
gesättigte Sprache umzusetzen. Es ist schön<br />
zu erleben, wie das Evangelium, über das<br />
man predigt, dann auch mit einem Mal „unverkürzt”<br />
bei einem selbst ankommt!<br />
fr. Johannes Weise OP, Freiburg<br />
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