Zum Dominikusheft 2008 - DOMINIKANER.ORG
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Ein um 1480 entstandener Bildteppich mit der Darstellung der Anbetung<br />
der Hl. Drei Könige diente wahrscheinlich als Altarantependium. Es gelangte<br />
in den Besitz des Bamberger Kunstsammlers Martin Josef von Reider<br />
(1793-1866) und befindet sich heute im Bayrischen Nationalmuseum München.<br />
Die Darstellung ist durch eine dreiteilige Bogenarchitektur gegliedert.<br />
Im großen Mittelfeld ist die Anbetung der Könige dargestellt. Hinter<br />
der Szene befindet sich ein gemauerter Stall, in dessen Türe der hl. Joseph<br />
sichtbar wird. Zwei Hirten erscheinen im großen Torbogen links. Hinter der<br />
sitzenden Gottesmutter in der Mitte hält ein Engel einen Samtvorhang gebreitet.<br />
Der Hintergrund ist als Landschaft mit Bergen und Bäumen, einer<br />
Kirche und einer Burg gestaltet. Diese Landschaft zieht sich auch über die<br />
beiden Seitenfelder, in denen zwei weibliche Heilige abgebildet sind: links<br />
die hl. Agnes mit Krone und Märtyrerpalme; rechts die hl. Barbara mit Kelch<br />
und Hostie.<br />
Antependium, 90,5 x 201,0 cm, um 1480, Bayerisches Nationalmuseum München<br />
Am unteren Rand des Passionsteppichs und des Antependiums finden sich<br />
Darstellungen von am Webstuhl arbeitenden Nonnen im Habit der Dominikanerinnen.<br />
Dies ist ein starkes Indiz für die Entstehung der Bildteppiche<br />
in einem Dominikanerinnenkloster; ein direkter Bezug zum Kloster Hl.<br />
Grab ist möglich, jedoch nicht durch Archivalien des Bamberger Konvents<br />
bezeugt. „Sicher jedoch ist, dass diese beiden aus Bamberg stammenden<br />
Teppiche künstlerisch und technisch den bedeutendsten Zeugnissen der<br />
Nürnberger Bildwirkerei gleichzustellen sind. Die technische Perfektion,<br />
mit der hier ein Entwurf eines Malers aus dem Umkreis Wolgemuths ins<br />
Medium der Wirkerei umgesetzt wurde, offenbart sich in der stofflichen<br />
Prägnanz der faltenreichen, bewegten Gewänder und ihrer ornamentalen<br />
Muster, im Naturalismus der Flora in Vordergrund und Bordüre und in der<br />
minutiösen Landschaftsdarstellung im Hintergrund”.<br />
(Durian-Ress, aaO, S. 171).<br />
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