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Frankfurt - Strandgut

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Kunst<br />

Palmengarten:<br />

Botanische Exoten<br />

Sie sind wieder im Palmengarten;<br />

die Pflanzenmaler der renommierten<br />

britischen »Society of Botanical<br />

Artists« aus dem gartenverrückten<br />

England, die nur die Besten der<br />

Besten zu ihren Mitgliedern zählt.<br />

Nach dem erfolgreichen Auftritt<br />

der Gesellschaft vor zwei Jahren,<br />

stellen nun 56 ihrer Künstler, überwiegend<br />

Frauen, in der Galerie des<br />

Palmenhauses 150 Arbeiten über<br />

exotische Pflanzen aus. Etliche der<br />

in feinsten Linien und höchstnuancierten<br />

Farbtönen festgehaltenen<br />

»Botanischen Exoten« sind in freier<br />

Natur entstanden, wie etwa die<br />

stets unter hohem Aufwand im<br />

australischen Regenwald von New<br />

South Wales entstandenen Arbeiten<br />

Elisabeth Sherras-Clark, die<br />

sehr schnell arbeiten muß, um die<br />

Wirkung der Luftfeuchtigkeit auf<br />

Papier und Farbe zu kontrollieren.<br />

Zu den weiteren Höhepunkten der<br />

Ausstellung zählt die fünfteilige<br />

Magnolien-Serie von Gaynor Dickeson.<br />

Die Engländerin dokumentiert<br />

die »Magnolia x soulangeana«,<br />

ihre Blüten und Blätter in den verschiedensten<br />

Entwicklungsstadien<br />

der Reifung. Die Malerin trachtet<br />

wie ihre Kolleginnen danach, in<br />

der Genauigkeit der Wiedergabe<br />

auch hohen wissenschaftlichen<br />

Ansprüchen zu genügen, ohne sich<br />

aber darauf zu beschränken. Wie<br />

sehr die botanische Malerei auch<br />

ein Kind der Wissenschaften ist,<br />

womit man bei uns die Alexander<br />

Humboldt und natürlich die<br />

<strong>Frankfurt</strong>erin Maria-Sybilla Merian<br />

assoziiert, so entschieden grenzen<br />

sich die Künstler davon heute ab.<br />

Im Unterschied dazu aber auch zur<br />

Fotografie oder anderen Techniken<br />

könne die botanische Malerei ihren<br />

Gegenstand bei höchster Exaktheit<br />

authentisch in Szene zu setzen,<br />

heißt es.<br />

Wer die Ausstellung besucht, sollte<br />

nicht versäumen, etwas Geld<br />

einzustecken, denn sämtliche<br />

Exponate sind mit – durchaus verlockenden<br />

– Preisen ausgezeichnet.<br />

Während der Ausstellungszeit<br />

kann man der in Dieburg lebenden<br />

englischen Künstlerin Sue Hénon<br />

beim Malen über die Schultern<br />

schauen, sie aber auch zu allen anstehenden<br />

Themen befragen.<br />

Bis 18. November: Di.–So. 11–17 Uhr<br />

26 | <strong>Strandgut</strong> 11/2012<br />

Sinclair-Haus Bad Homburg: Herbert Brandls Landschaften, © Jorit Aust Museum Giersch: Gabriel Max – Verblüht, © Oblast<br />

Von Haus zu Haus<br />

Überfall mit Eimer<br />

und Küchenrolle<br />

Sinclair-Haus Bad Homburg:<br />

Herbert Brandls Landschaften<br />

Herbert Brandl versteht sich als<br />

Farbverteiler und Kleckser, als Maler<br />

der Abstraktion. Seine Arbeiten<br />

haben nicht mal Titel. Nur, sobald<br />

das Bild fertig sei, so meint der<br />

in Graz geborene Künstler, dann<br />

komme meistens eben doch eine<br />

Landschaft heraus.<br />

Der Altana-Stiftung, die sich den<br />

Naturbezug zum Leitfaden ihrer<br />

Kunstsammlung erhoben hat, paßt<br />

das bestens, auch wenn man sich<br />

bei einigen der etwa 45 im Bad<br />

Homburger Sinclair-Haus präsentierten<br />

Werke mehr an ihrer aufwühlenden<br />

Farbigkeit berauscht<br />

als an imaginierten Motiven. Oder<br />

still die Brille überprüft, ob sich<br />

nicht doch ein Wasserfilm über das<br />

Glas gelegt hat.<br />

Brandls impulsive Malakte sind wie<br />

brutale Überfälle mit Eimer, Tuben<br />

und Pinsel auf die weiße unschuldige<br />

Leinwand. Auf You-Tube (siehe<br />

Link unten) läßt sich verfolgen,<br />

wie der Österreicher mit einem<br />

klobigen Tapezierquast und einer<br />

Art Küchenrolle ein von gleißend<br />

weißem Gletschereis überzogenes<br />

leuchtendes Bergpanorama<br />

in Schwarz, Rot, Braun und Grau<br />

vor tiefem blauem Hintergrund<br />

kreiert. Was im Zeitraffer wie eine<br />

Kintopp-Nummer anmutet, ist ein<br />

ritueller Akt hoher Konzentration.<br />

In einem bruchlosen Prozeß des<br />

Malens, der kaum länger als 20<br />

Minuten dauert, werden Berge<br />

geboren, entstehen aber auch<br />

Wiesen, Seen oder Nebelfelder.<br />

Allesamt Eindrücke, die Brandl, wie<br />

er vorgibt auf Wanderungen oder<br />

vielleicht auch aus einer Illustrierten<br />

in sich aufgenommen habe<br />

und die dann irgendwann herauswollten<br />

und -müßten. Auf feuch-<br />

tem Grundton ist sein Spiel allein<br />

von der intuitiven Optik bestimmt.<br />

Menschen, Tiere, Häuser kommen<br />

da nicht vor.<br />

Knapp die Hälfte der Exponate in<br />

Bad Homburg besteht aus »Monotypien«<br />

– das sind kleine Serien<br />

von Druckunikaten, die der auch<br />

als Dozent der Düsseldorfer Kunstakademie<br />

wirkende Künstler mit<br />

einer spezieller Technik von einer<br />

Acrylplatte zieht. Viel zu kompliziert,<br />

um das hier zu erklären, aber<br />

mit frappierenden, an chinesische<br />

Landschaftsmalerei erinnernden<br />

Ergebnissen.<br />

Bis 25. November; Di. 14–20 Uhr,<br />

Mi., Do., Fr. 14–19 Uhr,<br />

Sa., So. 10–18 Uhr<br />

Heimlicher Bonvivant?<br />

Museum Giersch:<br />

Kunstschätze des Mäzens Liebieg<br />

Es ist dieses zweite »ie« im Namen,<br />

das dem Skulpturenmuseum am<br />

Schaumainkai stets ein kurzes<br />

Innehalten beim Schreiben oder<br />

Lesen beschert. Heinrich von Liebieg,<br />

böhmischer Textilfabrikant,<br />

hat sich dieses Schloß von Haus als<br />

Zweitwohnsitz bauen lassen und<br />

1896 bezogen. Warum? Das bleibt<br />

das Geheimnis des fünffachen<br />

Vaters, der vielleicht gar nicht so<br />

sittsam war, wie es scheint. Wahrscheinlich<br />

aber doch.<br />

Schon 1907, drei Jahre nach seinem<br />

Tod, ging das repräsentative<br />

Gebäude an die Stadt mit der<br />

Auflage, es als Museumssitz zu<br />

erhalten. Weil von Liebieg aber<br />

seine Kunstsammlung seiner Heimatstadt,<br />

dem heutigen Liberec<br />

in Tschechien vermachte, blieben<br />

<strong>Frankfurt</strong> nur die fortan der Bildhauerkunst<br />

gewidmeten Räume.<br />

Immerhin überstand sie im böhmischen<br />

Off zwei Weltkriege ohne<br />

große Verluste.<br />

Wenn sich nun ein Nachbar des<br />

Liebieg-Hauses, das Museum<br />

Giersch, des großen Mäzens erinnert,<br />

dann ist das mehr eine schöne<br />

Sache als spektakulär. Auf drei<br />

Stockwerken der Villa stehen rund<br />

230 Exponate aus, überwiegend<br />

Gemälde, aber auch Porzellan,<br />

Möbel und Schmuckwaffen, die<br />

den stillen Charakter ihres Eigentümers<br />

widerspiegeln, der seine<br />

Anschaffungen nie ausgestellt hat,<br />

sondern mit ihnen lebte. Daß von<br />

Liebieg die malerische Avantgarde<br />

seiner Zeit, etwa die Impressionisten,<br />

eher mied, überrascht nicht<br />

wirklich. Um so mehr haben es<br />

ihm die Landschaften der etwas<br />

moderateren »Schule von Barbizon«<br />

angetan, die meist plenair, in<br />

der freien Natur entstanden und<br />

im Gegensatz zum Klassizismus<br />

auf mythische, historische oder<br />

religiöse Allegorien verzichten. Namen<br />

wie Theodore Rousseau; Paul<br />

Vernon, Charles-Francis Daubigny<br />

stehen dafür. Neben Arbeiten<br />

seines Freundes Eduard Charlement<br />

sind auch Genremalereien<br />

Gabriel von Max zu sehen, dessen<br />

Schmachtwerk »Verblüht« eine<br />

total unglückliche, ihrer just verlorenen<br />

Unschuld nachweinende<br />

junge Frau stilisiert. Unvorstellbar,<br />

daß dieser von Liebieg beim Betrachten<br />

nicht doch geschmunzelt<br />

haben soll.<br />

Bis 27. Januar 2013; Di., Mi., Do.<br />

12–19 Uhr, Fr., Sa., So. 10–18 Uhr<br />

Hoffnung<br />

für das Juridicum<br />

Deutsches Architektur-Museum:<br />

Druot, Lacaton & Vassal<br />

Im dritten Stock des DAM wird’s<br />

heimelig, fehlt nur noch der<br />

Aschenbecher: Ein mit gemütlichen<br />

Sofas, Blumen, Sesseln und<br />

Tischchen geschmücktes Apparte-

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