Frankfurt - Strandgut
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War da was? Eine Gruppe, die den Techno-Sound erfunden hat?<br />
Vor mehr als 25 Jahren brach Fraktus auseinander, vom Versuch<br />
einer »Reunion« handelt »Fraktus«, der Film von Lars Jessen, der<br />
schon mit »Am Tag als Bobby Ewing starb« und »Dorfpunks«<br />
seinen Sinn für Skurriles bewiesen hat.<br />
Affe sucht Liebe<br />
»Fraktus« von Lars Jessen<br />
Zunächst der Rückblick. Die legendären<br />
Auftritte des Trios, das seiner<br />
Zeit weit voraus war, unterlegt<br />
mit schwärmerischen Statements<br />
bekannter Musikgrößen wie Westbam,<br />
Scooter und Blixa Bargeld.<br />
Das erinnert an die Neue Deutsche<br />
Welle, und die Musik macht genauso<br />
viel Spaß wie seinerzeit DAF oder<br />
Hansaplast. Auch das Outfit der<br />
drei ist kurios, am verrücktesten ist<br />
der schräge Hitler-Look von Bernd<br />
Wand. Fraktus ist ein Geheimtip:<br />
Doch ihr Ruhm währt nicht lange.<br />
Bei dem letzten Auftritt bricht ein<br />
Feuer auf der Bühne aus – es ist das<br />
Ende. Wäre es nicht toll, wenn die<br />
Band wieder vereint würde, sagt<br />
sich der hyperaktive Produzent<br />
Roger Dettner, gespielt von Devid<br />
Striesow. Kurzentschlossen nimmt<br />
er sich der Sache an und engagiert<br />
ein Filmteam, um alles zu dokumentieren.<br />
Er findet zwei der innovativen<br />
Musiker in Deutschland:<br />
Sänger Dickie Schubert in dessen<br />
Internetcafé und Bernd Wand im<br />
Optikergeschäft seiner Eltern, mit<br />
denen er die neue Band Fraktus II<br />
gegründet hat.<br />
Nur für Torsten Bage muß er nach<br />
Ibiza. Dort produziert der ehemalige<br />
Avantgardist die plattesten Sommerhits.<br />
Er ist schwer hinter der<br />
Kohle her, fürchtet einen großen<br />
Verdienstausfall, wenn er sich mit<br />
seinen alten Kumpels abgibt und ist<br />
nur durch einen unterschriftsreifen<br />
Plattenvertrag zu ködern.<br />
Bis dahin hat der Film schon etliche<br />
Klischees der Musikszene<br />
bemüht – und uns hervorragend<br />
unterhalten. Es kommt aber noch<br />
besser. Wenn die drei schließlich<br />
in Hamburg in ein vermeintliches<br />
Top-Studio einziehen und mit den<br />
Proben beginnen, gelingt dem Film<br />
seine beste Pointe. Er zeigt, wie<br />
abgestanden ehemalig avantgardistischer<br />
Techno heute klingen kann.<br />
Ein öffentlicher Auftritt gibt den<br />
drei Unentwegten den Rest. Jetzt<br />
muß ein aktueller Sound von Profis<br />
zusammengemischt werden.<br />
Gibt es einen neuen Anfang? Muß<br />
die Musikhistorie neu geschrieben<br />
werden? »Diesmal mit Fraktus<br />
als zentralem Kapitel«, wie es im<br />
Presseheft so schön heißt, denn<br />
»Geschichte vergißt wahre Erfinder<br />
nie«. Wem das Lied »Affe sucht Liebe«<br />
irgendwie bekannt vorkommt<br />
und wer Studio Braun kennt, merkt<br />
früh, daß der Film das Musikgeschäft<br />
auf die Schippe nimmt. Spätestens<br />
wenn der durchgedrehte<br />
Produzent mit einem Dönerspieß<br />
Amok läuft, schöpft dann aber<br />
auch er unbedarfteste Betrachter<br />
Verdacht. Das ist einfach zu albern.<br />
Aber ob Documentary oder Mockumentary,<br />
äußerst unterhaltsam ist<br />
»Fraktus« allemal.<br />
Claus Wecker<br />
FRAKTUS<br />
von Lars Jessen, D 2011, 95 Min.<br />
mit Devid Striesow, Heinz Strunk, Rocko<br />
Schamoni, Jacques Palminger, Piet Fuchs,<br />
Anna Bederke<br />
Musikfilm<br />
Start: 08.11.2012<br />
★★★★✩<br />
abgedreht<br />
Lost in Music<br />
3. bis 24.11. im Hafenkino<br />
Jeweils samstags gibt es im Offenbacher<br />
Hafen2 Musikfilme und<br />
Live-Konzerte. Auf dem Programm<br />
stehen »Marley« (2.11.), »Joy Division«<br />
(10.11.), »It Might Get Loud«<br />
(17.11.), »Bar 25 – Tage außerhalb<br />
der Zeit« (24.11.).<br />
Info: www.hafen2.net<br />
12. Türkisches Filmfestival<br />
9. bis 18.11. in <strong>Frankfurt</strong>/Main<br />
Das Festival wartet mit einer Auswahl<br />
türkischer, deutsch-türkischer<br />
und europäischer Produktionen<br />
auf. Spielorte sind das CineStar<br />
Metropolis, Orfeos Erbern und<br />
das Filmmuseum. Ein Konzert mit<br />
Filmmusik am 13.11. in Dr. Hoch’s<br />
Konservatorium ergänzt das Filmprogramm.<br />
Info: www.turkfilmfestival.de<br />
New Generations –<br />
Independent Indian Filmfestival<br />
9. bis 11.11. in Orfeos Erben<br />
Das Festival präsentiert die neuesten<br />
Produktionen des unabhängigen<br />
indischen Kinos: Spiel- und<br />
Dokumentar- und Kurzfilme Das<br />
Festival wird von der Non-profit-<br />
Organisation<br />
Indian Vibes Neue Generationen<br />
e.V. veranstaltet.<br />
Info: www.indianvibes.de<br />
Rosa von Praunheim wird 70<br />
10. bis 13.11.<br />
70 Filme in <strong>Frankfurt</strong><br />
70 neue Filme von Rosa von Praunheim<br />
zeigt zu seinem 70. Geburtstag<br />
am Wochenende des 10./11.<br />
Nov. das Deutsche Filmmuseum<br />
und bis Dienstag in der Spätvorstellung<br />
das mal seh’n Kino im Nordend.<br />
Die Filme geben Einblicke in<br />
das Leben der unterschiedlichsten<br />
Menschen: extrovertierte Schwule,<br />
starke Frauen, eine brandenburgische<br />
Familie u.v.a.m.<br />
Info: www.70filme.de<br />
Film<br />
CineBrasil 2012<br />
22. bis 28.11.<br />
im Filmforum Höchst<br />
Auch in diesem Jahr gastiert das<br />
Festival wieder in <strong>Frankfurt</strong>. Vorgestellt<br />
werden vier Spielfilme und<br />
ein Dokumentarfilm aus Brasilien.<br />
Sie zeugen von der Vielfalt und dem<br />
Reichtum des Landes und dessen<br />
Filmkultur. Ergänzend läuft der<br />
neueste Film des bekannten brasilianischen<br />
Regisseurs Walter Salles,<br />
der allerdings in den USA der 50er<br />
Jahre spielt: »On the Road« nach<br />
dem berühmten Roman von Jack<br />
Kerouac.<br />
Info: www. filmforum-höchst.de<br />
Live Film – Queer Life!<br />
Underground unterwegs<br />
22. bis 25.11. im Mousonturm<br />
Das Festival präsentiert die spektakulären<br />
und legendären Filme des<br />
New Yorker Underground-Künstlers<br />
Jack Smith in neu restaurierten<br />
Kopien im Kontext von Avantgarde<br />
und Hollywood-B-Movies. Dazu<br />
gibt es Performances, Tanz, Talkshows,<br />
Musik und Video. Mit dabei<br />
sind u.a. die Drag-Queen Miguel<br />
Gutierrez und Angela Davis.<br />
Info: www.mousonturm.de<br />
And the Oscar® goes to ...<br />
14.11.2012 bis 28.4.2013<br />
im Deutschen Filmmuseum<br />
Einen Überblick über die Geschichte<br />
der weltweit berühmtesten Auszeichnung<br />
für Filme gibt die Ausstellung,<br />
die in Zusammenarbeit<br />
mit der Academy of Motion Picture<br />
Arts and Sciences zusammengestellt<br />
wurde. Die Statuen stammen<br />
aus den Jahren 1929<br />
bis 1963. Der älteste Oscar wurde<br />
bei der ersten Verleihung 1929<br />
vergeben, ihn erhielt Frank Borzage<br />
in der Kategorie »Beste Regie<br />
(Drama)« für »7th Heaven«. Eine<br />
ausführliche Kritik finden Sie in der<br />
Dezemberausgabe.<br />
Info:<br />
www.deutsches-filmmuseum.de<br />
cw<br />
Cine Brasil: Liebesgeschichten dauern höchstens 90 Minuten<br />
<strong>Strandgut</strong> 11/2012 | 5