IEG Mainz - Jahresbericht 2016
Jahresbericht 2016 des Leibniz-Instituts für Europäische Geschichte
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Etablierung von Differenz:<br />
religiös-politische Konflikte und Konsensstiftungen<br />
Die wechselseitige Durchdringung von Politik und Religion entwickelte von der Frühen<br />
Neuzeit an eine produktive Dynamik, die »Europa« zu einem Laboratorium für den<br />
konsensstiftenden Umgang mit religiös-politischer Differenz werden ließ.<br />
Im Forschungsbereich werden jene Prozesse untersucht, durch welche die religiöspolitischen<br />
Diversifizierungen – unter anderem im Gefolge der Reformation – zu einer<br />
sich allmählich institutionell verfestigenden, doch immer wieder umstrittenen<br />
Grundsignatur europäischer Lebenswelten wurden.<br />
Diese Prozesse werden als Transformationen der anhaltenden Verflechtung von Religion<br />
und Politik interpretiert. Traditionelle Ideale der religiös-politischen Grundierung eines<br />
Gemeinwesens wurden aufgegeben oder umgedeutet und in vermeintlich trag fähigere<br />
Ordnungsvorstellungen des Verhältnisses von Religion und Politik überführt.<br />
Die im Forschungsbereich angesiedelten Projekte widmen sich dem Umgang mit<br />
religiös-politischen Differenzen in einer reflektierten Streitkultur, in Religionsfrieden und<br />
sozialen Ordnungen, aber auch in einer gesellschaftlichen Protestpraxis und in medialen<br />
Repräsentationen. Dabei wird der reversible und polyzentrische Charakter von Differenzierungs-<br />
und Säkularisierungsprozessen betont. In der gemeinsamen und online publizierten<br />
Quellenanthologie Religion und Politik. Eine Quellenanthologie zu gesellschaftlichen<br />
Konjunkturen in der Neuzeit (http://wiki.ieg-mainz.de/konjunkturen) (s.S. 106) wird<br />
dieser stetige Wandel anhand von Fallbespielen epochen- und religionsübergreifend<br />
analysiert.