IEG Mainz - Jahresbericht 2016

Christliche Ordnungskonzepte in
Großbritannien als Reaktion auf die
europäischen Krisen der 1930er- und 1940er-Jahre
Ende der 1930er-Jahre kam eine Gruppe christlicher Intellektueller in Großbritannien
zusammen, um sich mit zwei Fragen auseinanderzusetzen: Erstens, wie kam es zu den
Katastrophen von Wirtschaftskrise, Totalitarismus und Krieg und, zweitens, bot der christliche
Glaube Ressourcen für eine politische, kulturelle und gesellschaftliche Erneuerung?
Der Hauptorganisa tor des zwischen
1937 und 1949 agierenden Kreises war
Joseph H. Oldham, ehemaliger Missionar
und führende Kraft der internationalen
ökumenischen Bewegung. Unter den
Beteiligten befanden sich vor allem protestantische
Geistliche und Theologen,
Philosophen und Soziologen, Funktionäre
des Bildungswesens und Schriftsteller,
aber auch einige agnostische kontinentaleuropäische
Exilanten mit jüdischen
Wurzeln, die im Christentum eine moralisch-ethische
Stütze für einen erneuerten
europäischen Liberalismus sahen. Vor dem
Hintergrund neuerer Forschungen, die
auf die anhaltende kulturelle Bedeutung
der Religion im Europa des 20. Jahrhunderts
hinweisen, ist die detaillierte
Erforschung christlicher Beteiligung an
gesellschaftlichen
Debatten vor, während
und nach dem
Zweiten Weltkrieg
John C. Wood
2012–2017
Förderung: DFG
ein wichtiger Beitrag zur Ideen- und
Kulturgeschichte. Die Mitglieder des Oldham-Kreises
waren vernetzt mit vielen
bedeutenden christlichen Akteuren in Europa
und Nordamerika. Zudem erreichten
ihre Ideen eine breite Öffentlichkeit. 2016
wurden die Forschung am Projekt abgeschlossen
(unterstützt von einem dreimonatigen
Stipendium am DHI London) und
Zwischen ergebnisse auf internationalen
Tagungen präsentiert. Ein vom Projektleiter
herausgegebener Sammelband zu
Christentum und nationaler Identität ist in
den VIEG erschienen (s.S. 97).
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