IEG Mainz - Jahresbericht 2016
Jahresbericht 2016 des Leibniz-Instituts für Europäische Geschichte
Jahresbericht 2016 des Leibniz-Instituts für Europäische Geschichte
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Forschungshintergründe der Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer<br />
solch fruchtbare Diskussionen<br />
geführt wurden, die gerade mir<br />
selbst viel gebracht haben.<br />
Eine tragende Säule des Stipendienprogramms<br />
ist das Mentoring.<br />
Sie wurden von Thomas<br />
Weller begleitet; wie sah diese<br />
Zusammenarbeit aus? Wir haben<br />
uns bei regelmäßigen Treffen<br />
über meine Fortschritte ausgetauscht.<br />
Besonders hilfreich war<br />
das gemeinsame Nachdenken<br />
über einen guten Aufbau der Arbeit.<br />
Ideen in einem geschützten<br />
Raum hin und her zu jonglieren,<br />
ohne dabei bis ins letzte Detail<br />
durchdachte Gedanken präsentieren<br />
zu müssen, habe ich sehr<br />
an Thomas Wellers Art des Mentoring<br />
geschätzt. Von seiner Erfahrung<br />
und seinen Hinweisen<br />
profitiere ich noch heute.<br />
Ihr Forschungsthema befasste<br />
sich mit Gewaltakteuren im<br />
18. Jahrhundert. Wie haben Sie<br />
dieses Projekt in <strong>Mainz</strong> weiterentwickeln<br />
können, und wie<br />
wirkt sich das auf Ihre zukünftigen<br />
Arbeiten aus? Wer sich als<br />
Historiker mit Gruppengewalt<br />
beschäftigt, sieht sich schnell mit<br />
der Tatsache konfrontiert, dass<br />
ohne solide Theoriekenntnisse<br />
eine Beschreibung von schweren<br />
Gewaltakten – von deren<br />
Einordnung gar nicht zu reden –<br />
geradezu unmöglich ist. In <strong>Mainz</strong><br />
hatte ich Zeit und Ruhe, mich mit<br />
soziologischen und sozialpsychologischen<br />
Theorien zu befassen,<br />
was mir einen völlig neuen Blick<br />
Philipp Batelka hat in<br />
Freiburg / Br., Paris, Santiago de<br />
Chile und Zagreb Philosophie,<br />
Geschichte und Englisch<br />
studiert. Sein Studium hat<br />
er 2010 mit einer Arbeit über<br />
Nietzsches Sprachskepsis<br />
abgeschlossen. Es folgten<br />
Tätigkeiten als Projektkoordinator<br />
in der Exzellenzinitiative,<br />
als Webentwickler<br />
und in der Systemadministration.<br />
Seit 10 / 2012 ist er<br />
Mitarbeiter der Gießener<br />
Forschergruppe »Gewaltgemeinschaften«.<br />
Vor seiner<br />
Zeit am <strong>IEG</strong> hat er als Stipendiat<br />
am Centre Marc Bloch in<br />
Berlin, am CSIC sowie an der<br />
Philosophischen Fakultät<br />
in Zagreb geforscht.<br />
auf meine Quellen eröffnet hat.<br />
Im Zusammenspiel mit meinem<br />
reichhaltigen Archivmaterial ist<br />
so eine Arbeit im Entstehen, die<br />
fundierte Aussagen und Annahmen<br />
über Gruppengewalt in der<br />
Frühen Neuzeit enthält. Ohne<br />
das <strong>Mainz</strong>er Stipendium hätte<br />
mir für eine so tiefgreifende<br />
Analyse schlicht die Zeit gefehlt.<br />
Vom Wissenschaftlichen einmal<br />
abgesehen: Woran werden Sie<br />
sich erinnern, wenn Sie zukünftig<br />
an <strong>Mainz</strong> denken? An die<br />
klingonischen Grußworte eines<br />
rumänischen Kollegen, an das<br />
Pentagramm des Kollegen, der<br />
über den Teufel in der Frühen<br />
Neuzeit geforscht hat, an gute<br />
Gespräche über Gott, die Welt<br />
und vor allen Dingen den Teufel,<br />
an den Ausblick auf die Christuskirche<br />
aus meinem Bürofenster,<br />
an die Putzfrau, die mich jeden<br />
Morgen mit einem behutsamen<br />
Hieb ihres Besens an meine Zimmertür<br />
aus dem Schlaf gerissen<br />
hat, an Freundschaften, die hoffentlich<br />
noch lange anhalten werden,<br />
und nicht zuletzt daran, dass<br />
die Zeit der Dissertation nicht<br />
zwingend ein trübes Jammertal<br />
sein muss. Qapla’!<br />
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