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IEG Mainz - Jahresbericht 2016

Jahresbericht 2016 des Leibniz-Instituts für Europäische Geschichte

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Verwurzelte Kosmopoliten und transatlantische<br />

Mobilitäten – Revolutionäre Leben nach 1848 / 49<br />

Wie lassen sich revolutionäre Leben nach 1848 / 49 als transnationale Biographien<br />

erforschen?<br />

Institutionelle Förderung<br />

Sarah Panter Bis heute durch-<br />

2015–2020 zieht der Mythos der<br />

»Achtundvierziger«<br />

die na tionalstaatlich<br />

geprägten Geschichtsschreibungen beiderseits<br />

des Atlantiks. Die post-revolutionären<br />

Lebensläufe dieser Gruppe werden<br />

oft entweder einseitig als Symbol ihres<br />

Scheiterns in Europa oder des Erfolgs ihrer<br />

(radikal-)demokratischen Ideale in den<br />

USA interpretiert. Dieses Dilemma geht<br />

darauf zurück, dass die Revolutionsflüchtlinge<br />

von 1848 / 49 vor allem in Form eines<br />

verklärten und stark politik- und ideengeschichtlich<br />

geprägten Narrativs Eingang in<br />

die Geschichtsschreibung gefunden haben.<br />

In diesem Projekt steht hingegen nicht die<br />

vermeintliche Linearität der Lebensläufe<br />

dieser Frauen und Männer im Vordergrund,<br />

sondern die Frage nach ihren biographischen<br />

Brüchen und ihrem Handlungspotenzial,<br />

das durch Mobilität zwischen<br />

räumlich und sozial gedachten, miteinander<br />

verflochtenen Kontexten beeinflusst<br />

wurde. Diese Multiperspektivität eröffnet<br />

ers tens einen neuen Blick darauf, wie<br />

diese Akteure nach Selbstbehauptung im<br />

transatlantischen Exil strebten und wie<br />

sie dort versuchten, sich als »verwurzelte<br />

Kosmopoliten« (S. Tarrow) selbst zu inszenieren.<br />

Zweitens berücksichtigt dieser<br />

Zugang explizit auch strukturelle Faktoren<br />

(wie Vermögen, Geschlecht und Familie),<br />

um Handlungsspielräume innerhalb des<br />

kollektivbiographischen Samples zu erklären.<br />

Gerade der Zielkonflikt zwischen<br />

Existenzsicherung im Exil und dessen<br />

Auswirkungen auf familiäre Verhältnisse,<br />

einschließlich der Geschlechterrollen, ist<br />

als zentrale Handlungsebene für die Analyse<br />

»revolutionärer« Biographien bislang<br />

vernachlässigt worden.<br />

Neben der fortschreitenden Konzeption<br />

des Habilitationsprojekts wurden<br />

Archivrecherchen in Koblenz und Bern<br />

durchgeführt.<br />

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