AltaVista Juni 2017
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Mit Teebaumöl gegen<br />
multiresistente Keime?<br />
Krankenhauskeime – zusammengefasst unter MRSA – sind mehr als nur eine<br />
vage Bedrohung. Multiresistente Keime können tödlich sein. Und immer wieder<br />
wird behauptet, dass ätherische Öle dagegen helfen sollen. Ist dem so?<br />
Verena Malz<br />
U<br />
nter der Unter der Überschrift<br />
«Resistente Bakterien: Mediziner<br />
verlieren den Kampf<br />
gegen Killer-Keime» hat sich<br />
Spiegel Online unlängst dieses<br />
Themas angenommen: Jährlich sterben<br />
in der EU 25 000 Menschen durch Infektionen<br />
mit antibiotikaresistenten Mikroben,<br />
400 000 Menschen pro Jahr infizieren sich<br />
mit resistenten Keimen. Meistens ist in<br />
diesem Artikel die Rede von MRSA<br />
(Methicillin-resistenter Staphylococcus<br />
aureus). Bekanntlicherweise erfolgt die<br />
Ansteckung bzw. Übertragung in Pflegeinstitutionen oft im<br />
Rahmen der Behandlung von eigentlichen Routineeingriffen.<br />
Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt bereits vor dem<br />
«post-antibiotischem Zeitalter». Alltägliche Erkrankungen<br />
wie Mandelentzündungen oder Nasennebenhöhlenentzündungen<br />
enden immer öfter tödlich. Obwohl Ärzte / Ärztinnen und<br />
Diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal in<br />
Hygiene ausgebildet sind, sind multiresistente Keime ganz offensichtlich<br />
ein grosses Problem in Krankenhäusern. Es werden<br />
seit geraumer Zeit neue Lösungsansätze gesucht und immer<br />
wieder geistert die Idee herum, dass ätherische Öle wie<br />
beispielsweise Teebaumöl Keime in Krankenhäusern und Kliniken<br />
reduzieren können. Die Studienlage zeigt ein weniger<br />
optimistisches Bild.<br />
Studien belegen keine Wirksamkeit<br />
Fall 1: <strong>2017</strong> wurde von Blackwood eine randomisiert kontrollierte<br />
Studie zur Körperwaschung mit 5 % Teebaumöl versus<br />
Standardkörperpflegemittel zur Vorbeugung einer MRSA-<br />
Besiedelung der Haut bei schwer erkrankten Erwachsenen an<br />
der der Queen´s University Belfast, Irland durchgeführt. Die<br />
Datenerhebung erfolgte im Zeitraum von Oktober 2014 bis Juli<br />
2016 auf zwei Intensivstationen (mit chirurgischen und TraumapatientInnen).<br />
An der Studie waren bis zum Ende 491 TeilnehmerInnen<br />
beteiligt. Teebaumöl 5 % wurde in der Anwendung zwar von<br />
den PatientInnen sehr gut toleriert, der Unterschied beim Prozentsatz<br />
der Wiederbesiedelung war nicht signifikant (P=0,50).<br />
Eine weitere Studie zeigte ebenfalls nicht die erhofften positiven<br />
Resultate.<br />
Fall 2: Falci führte 2015 eine Studie mit Teebaumöl<br />
durch, um den Effekt gegen Staphylococcus aureus beurteilen<br />
zu können. Es handelte sich um Wunden der unteren Extremitäten,<br />
die antibiotikaresistent waren und S. aureus enthielten.<br />
13 Reagenzgläser, die ein mikrobiologisches Nährmedium<br />
enthielten, wurden verwendet, um die minimale Hemmkonzentration<br />
zu bestimmen (MIC).<br />
Falci kommt zu dem Schluss, dass Melaleuca sp. Öl antimikrobielle<br />
Eigenschaften gegenüber Stämmen, die in Wunden<br />
der unteren Extremitäten vorkamen und gegen mehrere<br />
Antibiotika resistent waren, aufweist. Allerdings nicht in erhofftem<br />
Mass.<br />
Fall 3: Edmondson führt eine Studie über die antimikrobielle<br />
und antientzündliche Eigenschaft von Teebaumöl durch<br />
und prüfte, ob es bei MRSA eingesetzt werden kann. Die erste<br />
Frage dieser unkontrollierten Pilotstudie war, ob Teebaumöllösung,<br />
MRSA von akuten und chronischen Wunden unterschiedlicher<br />
Ätiologie dekolonisiert. Die zweite Frage war, ob<br />
Teebaumöl die Wundheilung beeinflusst.<br />
Die Wunden der Studienteilnehmer wurden mit einer<br />
Wasser-Teebaumöl-Mischung (3,3 %) zu jedem Verbandwechsel<br />
gespült. Kein Teilnehmer war nach der Anwendung<br />
MRSA-negativ.<br />
In dieser Studie von Edmondson konnte also nicht nachgewiesen<br />
werden, dass MRSA aus den Wunden dekolonisiert<br />
wird. Teebaumöl hemmt nicht die Heilung, die Mehrheit der<br />
Wunden war nach der Behandlung in der Grösse reduziert.<br />
Quellen: Blackwood/Thompson/McMullan et al, <strong>2017</strong>, S. 1193-1198<br />
Falci/Teixeira/Chagas et al, 2015, S. 401-406, Edmondson et al, 2011<br />
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14 ALTA VISTA JUNI <strong>2017</strong> Multiresistente Erreger Neue Erkenntnisse