Neue Szene Augsburg 2017-07 K

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48 heimatklänge Hosenträger und Lackschuhe Interview mit der Augsburger Band Ein Quantum Horst Ein Quantum Horst? Das ist Musik der Arbeiterklasse. Die fünf Jungs, die zwar weniger dem Proletariat angehören als vielmehr charmant damit spielen, machen schon seit Kindheitstagen Musik zusammen und kreierten spätestens seit August letzten Jahres einen ganz eigenen Sound. Nach zahlreichen Auftritten, u.a. im Finale von Band des Jahres 2017, mündete ihre Arbeit in die Debüt-EP „ Lackschuh“ - eine nicht ganz ernstgemeinte Hommage an die eigene Attraktivität. Ein Interview im Provino Club, dem zweiten Wohnzimmer und Proberaum der Band. Von Janina Kölbl v.l.: Felix (Keys/Git/Bass), Dölle (Git/Bass), Daniele (Cajón/Percussion), Schieggy (Trompete), Georg alias Schorre (Vox/Posaune). Das Foto entstand im Rahmen eines Workshops der städtischen Kinderzeitung „Logi-Fox“ (logifox.info)
heimatklänge 49 Ihr macht alle schon sehr lange Musik. Wie kam es zu Ein Quantum Horst? Schorre: Unsere Bandgeschichte reicht relativ weit zurück. Wir kennen uns alle schon aus der damaligen Schulbigband und haben auf einem Probenwochenende zum ersten Mal außerhalb dieser Formation zusammengespielt. Danach sind wir zu The Real Horst zusammengekommen, eine Siebenerformation mit Saxophon und Posaune. Mit Ein Quantum Horst ist ein Teil davon geblieben, unser Posaunist und unsere Saxophonistin sind gegangen und machen jetzt ihren Doktor - wir dürfen ja nicht zu elitär werden (lacht). Als wir mit der Schule fertig waren und jeder seine eigenen Wege gegangen ist, hat sich das Ganze ein wenig aufgelöst. Man konnte nicht mehr regelmäßig proben. Schieggy: Es ist aber immer etwas passiert musikalisch. Mit The Real Horst durften wir zum Beispiel 2014 auf dem Singoldsand-Festival spielen. Letztes Jahr kam dann der Umbruch: Wir wohnten wieder alle näher zusammen und so entstand das neue Konzept, der neue Name, deutlich mehr Probenaufwand und die Idee einer akustischen Besetzung. Wie sieht das Konzept aus? Dölle: Früher waren wir eine Art Ska-Band. Heute sind wir eine akustische Besetzung mit zwei Bläsern, einem Bass, einer Cajón, einer Akustikgitarre und manchmal einem Klavier. Felix und ich wechseln uns beim Spielen öfter ab. Außerdem sind wir musikalisch und textlich ausgefeilter geworden. Heute sind die Texte ausschließlich Deutsch und in ihrem Statement deutlich komplexer. Felix: Die Musik von The Real Horst war viel rockiger und mehr „Hau drauf“. Wir haben das Solospielen als solches in den Vordergrund gerückt und wirklich laute Musik gemacht. Jetzt steht das Songwriting an erster Stelle und man kann sagen, wir haben in den Jahren einiges dazugelernt. Wie ging es weiter? Dölle: Der erste Auftritt, den wir mit Ein Quantum Horst gespielt haben, war beim Sommerabschlussfest des Provino-Biergartens, jedoch noch ohne Schieggy, unserem Trompeter. Die Lieder, die wir dafür komponiert hatten, spielen wir heute noch. Das Akustische ist seitdem geblieben. Wir haben zwar immer ein wenig rumexperimentiert, aber jetzt ist es zu unserem richtigen Markenzeichen geworden. Eigentlich müsste ich jetzt noch Kontrabass spielen, dann wären wir komplett akustisch. Felix: Der erste Gig in der jetzigen Besetzung mit Schieggy an der Trompete war das „Kegelbahnkonzert“. Unsere ersten Töne sind also auf Video verewigt. Mit der Trompete war es dann wieder was ganz anderes. Danach haben wir im „Magic Room Studio“ im KUKI Aufnahmen gemacht, ohne ein Label im Rücken zu haben. Eine EP war am Anfang gar nicht der Plan, ist es aber doch letztendlich geworden. Ihr bezeichnet eure Musik selbst als „proletarisch-lyrisch“. Schorre: Die Gedichte, die ich schreibe und die als Texte für die Songs fungieren, scheinen meiner Meinung nach etwas lyrisch zu sein. Mit Lyrik verbindet man zwar immer ein bisschen eine Bildungselite, doch habe ich das Gefühl, dass wir mit unseren Texten alle möglichen Leute ansprechen können. Gerne verpacke ich da auch ein paar Anzüglichkeiten. Ich mag das Proletarische, das kann man auch an unseren Klamotten gut erkennen, sowohl Schieggy als auch ich tragen meist Hosenträger. Schieggy: In den Texten steckt schon auch mehr Wortwitz. Wo es früher direkter und plumper war, ist es jetzt schon versteckt und komplexer. Was inspiriert dich beim Texten? Schorre: Es gibt viele deutsche Texter, die großartig sind: Dendemann zum Beispiel, oder Wir sind Helden, die finde ich auch große Klasse. Ich bin zwar ebenso ein großer Fan von Hermann Hesse, aber Literatur per se beeinflusst einen immer irgendwie. Die EP „Lackschuh“ ist im Mai erschienen. Was steht bei euch als Nächstes an? Schorre: Wir dürfen erst einmal einen neuen Drummer an dieser Stelle begrüßen: Daniele Joas, der unseren alten Schlagzeuger Bene, der leider nach Amerika gegangen ist, ablöst. Auftritte sind nach dem Modularfestival das „Kanal C wird 20“-Fest in der Kantine oder das Singoldsand-Open-Air Ende August in Schwabmünchen. Außerdem haben wir vor, endlich mal wieder neue Songs zu schreiben. Dafür wollen wir uns in eine Finca in Italien einnisten und ein wenig zurückziehen - ein proletarischer Traum sozusagen. Die EP „Lackschuh“ kann man anhören und ordern unter: http://hyperurl.co/lackschuh Termine: 07.07. Kanal C wird 20! - Kantine 29.07. Dinkel 17 - Dinkelscherben 25.08. Singoldsand-Festival - Schwabmünchen
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