der_Bergische_Unternehmer_0717
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Im Wuppertaler Stadtteil Unterbarmen ist in den letzten<br />
Jahren eine kleine, aber sehr agile Künstlerszene<br />
entstanden, die mit kreativen Aktionen immer wie<strong>der</strong><br />
für Publikumserfolge sorgt. Beispielsweise im kommenden<br />
August, wenn entlang <strong>der</strong> Friedrich-Engels-Allee die<br />
Hinterhöfe zum Kunstraum werden. Mittendrin im Quartier<br />
lebt und arbeitet Kurt Reinartz, selbstständiger<br />
Buchbin<strong>der</strong>-Meister in dritter Generation.<br />
Eine Frage, Herr Reinartz …<br />
Gibt es aus Ihrer reichhaltigen Produktpalette<br />
ein Stück, auf das Sie beson<strong>der</strong>s stolz sind?<br />
Ja, das gibt es. Wir alle im Betrieb sind stolz<br />
auf ein Projekt, das uns unlängst vor enorme<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen gestellt hat.<br />
Die Rede ist von dem neuen Gästebuch <strong>der</strong><br />
Wuppertaler Stadtsparkasse?<br />
Kurt Reinartz: „Papier<br />
und Textil sind zwei Bereiche,<br />
die das Handwerk<br />
im Tal immer schon<br />
stark beeinflusst haben.<br />
Unser Betrieb fertigt<br />
beispielsweise von Anbeginn<br />
bis heute textile<br />
Musterkarten und unterhält<br />
enge Verbindungen<br />
mit dem verarbeitenden<br />
Gewerbe. Was lag da<br />
näher, als diese Kontakte<br />
für ein neues Geschäftsmodell<br />
zu nutzen.<br />
Also haben wir uns mit<br />
Frauke Kafka, Grün<strong>der</strong>in<br />
<strong>der</strong> historischen Weberei<br />
Kafka, zusammengetan.<br />
Aus dieser Zusammenarbeit<br />
hat sich inzwischen<br />
ein erfolgreicher Geschäftszweig<br />
entwickelt.“<br />
„<br />
Man muss überall Ideen sammeln und<br />
umsetzen, bevor es ein an<strong>der</strong>er tut.“<br />
Mit dieser Strategie ist es Kurt Reinartz<br />
gelungen, ein Leistungsspektrum<br />
von außerordentlicher Vielfalt aufzubauen.<br />
Dabei versteht es <strong>der</strong> Experte mit seinen fünf topqualifizierten<br />
Mitarbeitern perfekt, innovative<br />
Technik mit traditioneller Handwerkskunst zu<br />
kombinieren. Ein überzeugendes Beispiel für den<br />
Mix aus Alt und Neu liefert das Buch eines Künstlers,<br />
das gerade in Arbeit ist: Texte und Illustrationen<br />
werden im Digital-Verfahren gedruckt – die<br />
fertigen Seiten dann später von Hand mit einer Fadenheftung<br />
gebunden.<br />
Ein kreativer Mix aus Alt und Neu<br />
Das Prinzip des „Sowohl als Auch“ zieht sich wie<br />
ein roter Faden durch die Werkstatt, die sich im<br />
Hinterhaus eines Gebäude-Ensembles über zwei<br />
Stockwerke erstreckt. Im Erdgeschoss eine digitale<br />
Highspeedanlage, die schnell und qualitativ hochwertig<br />
auflagenstarke Erzeugnisse produziert. Daneben<br />
die Abteilung klassischer Buchdruck mit<br />
Bleisatz und altehrwürdigem Heidelberger Tiegel.<br />
Oben mo<strong>der</strong>ne Computerarbeitsplätze, an denen<br />
Grafik und Layouts erstellt werden. Einige Schritte<br />
weiter die Manufaktur, kreatives Zentrum und Experimentierfeld<br />
des Unternehmens. Hier fertigt das<br />
Reinartz-Team erlesene Unikat-Einbände aus wertvollen<br />
Materialien an und veredelt Bücher mit feinem<br />
Goldschnitt. Hier werden kostbare Folianten<br />
fachmännisch repariert und viele außergewöhnliche<br />
Dinge entworfen, die wohl je<strong>der</strong> gerne hätte.<br />
Ob exklusive Kartonagen, originelle Notizbücher<br />
o<strong>der</strong> kultige Kalen<strong>der</strong>: „made by Kurt Reinartz“ ist<br />
längst zu einem anerkannten Begriff geworden, <strong>der</strong><br />
für anspruchsvolle Qualitätsarbeit steht.<br />
Genau. Allein das Format von 60 x 40 Zentimetern<br />
ist schon ungewöhnlich. Ebenso das<br />
Gewicht von rund 27 Kilogramm sowie ein Umfang<br />
von etwa 300 Seiten. Alles in allem hatten<br />
wir es also mit einem wahrhaft imposanten<br />
Objekt zu tun.<br />
Was war an <strong>der</strong> Aufgabe so schwierig?<br />
So richtig kompliziert wurde die Sache, als wir<br />
uns mit dem Einband befassten. Nobles dickes<br />
Le<strong>der</strong> im typischen Sparkassen-Rot, das auf<br />
spezielle Art gefalzt werden musste, um den<br />
gewichtigen Inhalt überhaupt halten zu können.<br />
Dabei kam es vor allem darauf an, den<br />
Buchrücken möglichst stabil und gleichzeitig<br />
flexibel herzustellen. Denn bei einem Gästebuch<br />
müssen die aufgeschlagenen Seiten<br />
stets plan liegen. Ist <strong>der</strong> Rücken des Einbands<br />
zu steif, klappt das nicht. Aber wir haben auch<br />
diese knifflige Arbeit gemeistert. Jetzt ist es<br />
geschafft und <strong>der</strong> Kunde zufrieden.<br />
Text: Brigitte Waldens<br />
Foto: Günter Lintl<br />
Kurt Reinartz<br />
Friedrich-Engels-Allee 175<br />
42285 Wuppertal<br />
Fon 0202 87523<br />
Fax 0202 86130<br />
Mail info@kurtreinartz.de<br />
Net www.kurtreinartz.de<br />
<strong>der</strong> <strong>Bergische</strong> <strong>Unternehmer</strong> 07|17 27