Vom Verbot zur Gleichberechtigung - Hirschfeld-Eddy-Stiftung
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der Zweck sexueller Gesundheitspflege sollte nicht nur Beratung und Betreuung bei<br />
Fortpflanzung und sexuell übertragbaren Krankheiten sein, sondern die Verbesserung<br />
der Lebensqualität und persönlicher Beziehungen.“ 6 Das müssen auch Gesundheitswesen<br />
und Gesundheitspolitik erkennen. Und sie müssen die positive<br />
Rolle, welche die Sexualität im menschlichen Zusammenleben spielt, in ihren Gesellschaften<br />
befördern.<br />
Erhebt Gesundheitsförderung im Sinne der Ottawa-Charta den Anspruch, körperliches,<br />
seelisches und soziales Wohlbefinden der Zielgruppe fördern zu wollen, muss<br />
sie dabei notwendigerweise auch die sexuelle Gesundheit mit einschließen, darf<br />
sich aber dabei nicht in Maßnahmen der Prävention von STI oder HIV/AIDS erschöpfen.<br />
Vielmehr erfordert Gesundheitsförderung für Schwule und MSM Rahmenbedingungen,<br />
die alle gesellschafts- und sozialpolitisch Handelnden vor konkrete Aufgaben<br />
stellen.<br />
Politik und Gesetzgebung<br />
Im Hinblick auf den ganzheitlichen gesellschaftlichen Ansatz von Gesundheitsförderung<br />
stehen Politik und Gesetzgebung in der Verantwortung, die Verwirklichung<br />
von <strong>Gleichberechtigung</strong> und Chancengleichheit durch die fortlaufende Überprüfung<br />
und Anpassung bestehender gesetzlicher Regelungen zu gewährleisten.<br />
Bestehende Diskriminierungen gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften und<br />
Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Identität müssen abgebaut, das Recht<br />
auf sexuelle Selbstbestimmung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ebenso<br />
gewährleistet werden wie ein freier und ungehinderter Zugang zu Informationen<br />
<strong>zur</strong> Gesundheitsförderung für Schwule und MSM, auch vor dem 18. Lebensjahr im<br />
Kontext von Maßnahmen des Jugendschutzes. Ferner sollten in allen relevanten<br />
Studien- und Ausbildungsgängen neben den bestehenden Antidiskriminierungsbestimmungen<br />
auch die Wertschätzung von Verschiedenartigkeit und Vielfalt<br />
(Diversity) vermittelt werden.<br />
Die derzeitigen Bestrebungen in Osteuropa, das offene und selbstbewusste Auftreten<br />
von Lesben und Schwulen, Veranstaltungen wie Gay Pride-Demonstrationen<br />
oder die Verteilung von Aufklärungsmaterialien über das Thema „Homosexualität“<br />
pauschal als „Homo-Propaganda“ zu diffamieren und zu verbieten, widersprechen<br />
allen Bestrebungen, sinnvolle HIV/AIDS- und STI-Prävention für Schwule und MSM<br />
zu betreiben.