Hinz&Kunzt 293 Juli 2017
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SERIE<br />
Die Besser-Verdiener<br />
Kleine, geile Firmen,<br />
die sozial wirtschaften<br />
Tausche Lkw<br />
gegen Fahrrad<br />
Die innerstädtische Revolution hat drei Räder: Mit Lastenrädern<br />
sorgt das Hamburger Unternehmen tricargo dafür, dass Waren in der<br />
Stadt schnell und umweltfreundlich von A nach B kommen. Bis zu<br />
200 Kilogramm können so pro Fahrt am Stau vorbeibewegt werden.<br />
TEXT: JONAS FÜLLNER<br />
FOTOS: LENA MAJA WÖHLER<br />
Freude am Radfahren gehöre<br />
bei solch einem Projekt einfach<br />
dazu, sagt Björn Fischer.<br />
(Foto Seite 19). Der 34-Jährige<br />
hat vor anderthalb Jahren „tricargo“ gegründet,<br />
ein Lastenrad-Service für<br />
Hamburgs Straßen. Zusammen mit<br />
zwei Freunden – alles Fahrradfahrer aus<br />
Überzeugung. „Wir haben uns ganz klischeehaft<br />
bei der Critical Mass (Anm. der<br />
Redaktion: monatliche Fahrradtour, die auf die<br />
Belange der Radfahrer aufmerksam machen<br />
will) kennengelernt“, sagt Fischer und<br />
muss selber lachen.<br />
Die einfache Idee der Fahrrad-<br />
Nerds: größere Lasten von einem Ort<br />
zum anderen transportieren – und das<br />
per Rad. „Man denkt immer, Autos<br />
sind schneller und können mehr transportieren“,<br />
sagt Fischer. „Aber das<br />
stimmt so nicht.“<br />
Für eine Großstadt wie Berlin hatte<br />
2013 eine Forschungsgruppe an der<br />
TU Dresden eine Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
von gerade einmal 23,4<br />
Stundenkilometern für den allgemeinen<br />
Automobilverkehr gemessen. Lieferwagen<br />
in der Innenstadt kämen<br />
sogar nur im Schneckentempo voran,<br />
sagt Fischer. Ihre Elektro-Fahrräder<br />
hingegen hält kein Stau auf, und sie<br />
passen selbst durch eng stehende Poller.<br />
Auch die Parkplatzsuche sei hinfällig.<br />
„Und mit unserer Traglast von 200<br />
Kilogramm können wir bis zu sieben<br />
Kitas bei nur einer Tour mit warmem<br />
Essen beliefern.“<br />
Mit unseren<br />
Lastenrädern<br />
stehen wir nie<br />
im Stau.“ BJÖRN FISCHER<br />
Vor einer dieser Kitas wartet Fischer an<br />
diesem Morgen um kurz nach 9 Uhr in<br />
der Weidenallee auf seinen Fahrer<br />
David Gerhardt. Fischer blickt auf sein<br />
Smartphone: „In zwei Minuten müsste<br />
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