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Hinz&Kunzt 293 Juli 2017

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Stadtgespräch<br />

Respekt getan haben, die ihm auf St.<br />

Pauli entgegengebracht wurden. Wie er<br />

es dadurch geschafft hat, von den Drogen<br />

loszukommen und Stabilität in sein<br />

Leben zu bringen.<br />

Peter liebte die Frauen. Sein größter<br />

Wunsch war es, eine Frau für immer<br />

zu finden. Gemeinsam wären sie dann<br />

in einem kleinen Wohnmobil um die<br />

Welt gereist. „Davon hat er immer geträumt“,<br />

sagt Karrenbauer. Doch dazu<br />

ist es nicht mehr gekommen. Im Gegenteil,<br />

Peters letzte große Liebe endete<br />

tragisch: Die Frau war drogenkrank,<br />

und so baute auch Peter nach langen<br />

Jahren einen Rückfall.<br />

viele, die Peter kannten: alteingesessene<br />

Kiezianer. Kollegen von Hinz&<strong>Kunzt</strong>.<br />

Studentinnen aus der Nachbarschaft,<br />

die Peter stets freundlich grüßte. Und<br />

vier Rocker aus Baden-Württemberg,<br />

die zufällig im Silbersack waren, als die<br />

Trauergesellschaft einmarschierte. Sogar<br />

ihnen war Peter bekannt. Einer erzählt,<br />

dass er jedes Mal, wenn er in<br />

Hamburg war, eine Zeitung bei ihm gekauft<br />

hat. „Ich habe noch nie einen Zeitungsverkäufer<br />

erlebt, der so dankbar<br />

war“, erzählt er.<br />

Peters letzter Abend geht erst nach<br />

Stunden zu Ende. Pastor Sieghard<br />

Wilm ist gerührt: „Das gehört zu den<br />

schönsten Momenten, die ich als Pastor<br />

erleben kann. Dass Leute jemanden<br />

nicht vergessen, der gestorben ist.“ •<br />

Kontakt: benjamin.laufer@hinzundkunzt.de<br />

Video vom Trauermarsch:<br />

www.hinzundkunzt.de/thema/peter<br />

Die Jukebox<br />

spielte Lieder,<br />

die Peter sich<br />

gewünscht hatte.<br />

Dabei war Peter einer, der sich nicht<br />

leicht unterkriegen ließ: Nach einer<br />

Operation konnte er sich nicht mehr<br />

gut bewegen. Sein Halswirbel war versteift,<br />

seitdem ging er gebückt. Danach<br />

wollte er alles geregelt wissen, fertigte<br />

sogar ein Testament an, für den Fall der<br />

Fälle. Weiter ging es für ihn dennoch:<br />

Mit Gehwagen und Elektroroller konnte<br />

er noch verkaufen.<br />

Als ihm sein Rolli eines Tages geklaut<br />

worden war, zeigte sich, wie gut<br />

Peter auf dem Kiez vernetzt war: Seine<br />

Nachbarn vom Schmidt Theater sammelten<br />

für ihn und schenkten ihm einen<br />

neuen Rolli.<br />

Im Silbersack schwelgen die Gäste<br />

in Erinnerungen. Die Jukebox spielt dazu<br />

Lieder, die sich Peter in seinem Testament<br />

für seine Trauerfeier gewünscht<br />

hatte. Auf den dunklen Holztischen im<br />

verrauchten Silbersack stehen pinkfarbene<br />

und gelbe Rosen in mit Wasser gefüllten<br />

Saftflaschen. Drumherum sitzen<br />

Tschüss, Peter! Im Silbersack<br />

saßen alle noch lange zusammen,<br />

die dem Verkäufer das Geleit gaben.<br />

Die Hinz&<strong>Kunzt</strong>-Kollegen Sigi,<br />

Jens und Sergej (oben, von links)<br />

nahmen genauso Abschied wie<br />

Studenten aus der Nachbarschaft.<br />

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