Hinz&Kunzt 293 Juli 2017
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Der G20 und das Klima<br />
HINZ&KUNZT N°<strong>293</strong>/JULI <strong>2017</strong><br />
Karsten Smid<br />
(59) beschäftigt<br />
sich seit<br />
27 Jahren für<br />
Greenpeace mit<br />
erneuer baren<br />
Energien<br />
und dem<br />
Klimawandel.<br />
„Egoistisch und<br />
scheinheilig“<br />
Greenpeace-Experte Karsten Smid über Klimaflüchtlinge,<br />
den G20-Gipfel und die Fehler des Hamburger Senats.<br />
INTERVIEW: ULRICH JONAS<br />
FOTO: DMITRIJ LELTSCHUK<br />
Hinz&<strong>Kunzt</strong>: Herr Smid, Greenpeace hat<br />
im Mai eine Studie veröffentlicht, nach der<br />
der Klimawandel weltweit mehr Flüchtlinge<br />
produziert als Kriege. Die Rede ist von einer<br />
„unterschätzten Katastrophe“. Ist es wirklich<br />
so schlimm?<br />
KARSTEN SMID: Ja. Wir sehen zwar die<br />
schrecklichen Bilder von Flüchtlingen<br />
im Mittelmeer und die wenigen, die es<br />
schaffen, zu uns nach Europa zu kommen.<br />
Die Mehrzahl der Menschen jedoch<br />
wird innerhalb ihrer Herkunftsländer<br />
vertrieben, durch wetterbedingte<br />
Katastrophen wie etwa Überschwemmungen.<br />
Weltweit sind das 20 Millionen<br />
Menschen.<br />
Naturkatastrophen gab es schon immer.<br />
Welche Rolle spielt der Klimawandel?<br />
Die Intensität und Häufigkeit der Katastrophen<br />
nehmen deutlich zu. Es gibt<br />
keine kausale Beziehung zwischen der<br />
Klimaerwärmung und der Zahl der<br />
Vertriebenen. Doch der Klimawandel<br />
wirkt als Risikomultiplikator. Und er<br />
trifft gerade die Menschen, die besonders<br />
verletzlich sind, die ohnehin schon<br />
am Rand des Existenzminimums leben.<br />
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Der Klimawandel<br />
trifft die, die am<br />
Rand des Existenzminimums<br />
leben.<br />
Nun hat US-Präsident Donald Trump den<br />
Pariser Klimaschutzvertrag aufgekündigt. Ist<br />
die vereinbarte Begrenzung des Temperaturanstiegs<br />
ohne die USA überhaupt zu schaffen?<br />
Sie sollten den Präsidenten nicht mit den<br />
USA gleichsetzen. Kalifornien und andere<br />
US-Bundesstaaten haben gesagt:<br />
„Wir machen weiter.“ Und über 600 Industrieunternehmen<br />
wollen weiter in erneuerbare<br />
Energien investieren, auch<br />
weil die kostengünstiger sind als Kohle.<br />
Und was die G20 angeht: Die USA verursachen<br />
14 Prozent der Treibhausgasemissionen<br />
weltweit, die anderen 19 immerhin<br />
66 Prozent. Von denen kann ich<br />
weiterhin erwarten, dass sie sich an das<br />
Pariser Übereinkommen halten.<br />
Wie wird es beim G20-Gipfel und<br />
danach weitergehen?<br />
Ich erwarte, dass die G19 – Trump ist ja<br />
weltpolitisch isoliert – deutlich machen,<br />
wie sie Treibhausgasemissionen reduzieren<br />
und aus der fossilen Energieversorgung<br />
aussteigen. Kohle, Öl und Gas