Hinz&Kunzt 293 Juli 2017
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Kunz&Kult<br />
Wichtig ist auf dem Platz, so will es<br />
eine Fußballerweisheit. Manchmal<br />
ist aber auch wichtig, was neben<br />
dem Platz passiert. Etwa, wenn<br />
Fußballfan und Musiker Carsten Friedrichs auf<br />
der legendären Adolf-Jäger-Kampfbahn in Ottensen<br />
mit Blechspielern posiert. Zuvor hat der<br />
45-Jährige mit Hinz&<strong>Kunzt</strong> über Bauerntricks,<br />
Talentlosigkeit und zu eng gewordene T-Shirts<br />
gesprochen.<br />
Hinz&<strong>Kunzt</strong>: Carsten, auf eurem neuen Album* singst<br />
du zu gewohnt schmissiger Musik: „Jungs kommt,<br />
wir geben jetzt auf!“ Wann hattest du zuletzt das Gefühl:<br />
„Ich habe keinen Bock mehr?“<br />
CARSTEN FRIEDRICHS: Eigentlich nie. Ich kenne aber ein<br />
paar Kollegen, die die Flinte ins Korn geschmissen<br />
haben. Es gibt tolle, talentierte Musiker, aber deren<br />
Können und Kreativität stehen in einem eklatanten<br />
Missverhältnis zu deren öffentlicher Wahrnehmung<br />
und Erfolg.<br />
Von der Musik allein kannst du auch nicht leben,<br />
dafür mit Musik. Du arbeitest als Booker bei eurem<br />
Label Tapete Records. Wärst du glücklicher,<br />
wenn du den Brotjob nicht zusätzlich bräuchtest?<br />
Welcher Musikfan wünscht sich nicht, bei einem<br />
coolen Indielabel zu arbeiten? Ich bin Musikfan<br />
und Tapete ist ein cooles Indielabel. Perfekt!<br />
Wolltest du schon als Kind Musiker werden?<br />
Ja, im Dezember 1980, als John Lennon gestorben<br />
ist, haben sie auf dem Ersten den Beatles-Film „Hi-<br />
Hi-Hilfe!“ gezeigt. Wie das anfängt, wo sie da<br />
„Help!“ spielen, da dachte ich, das finde ich toll, das<br />
will ich auch mal machen! Da war ich acht Jahre alt.<br />
Dann hast du direkt verkündet: „Ich werde Musiker!“<br />
Nee, ich bin auch total unmusikalisch. Ich habe<br />
mir auch nie zugetraut, ein Instrument zu spielen.<br />
Meine Eltern haben mir eine Blockflöte geschenkt<br />
und Unterricht an der Volkshochschule spendiert,<br />
aber ich war total talentlos.<br />
Sagst du.<br />
Nee, wirklich! Irgendwann, so Mitte der 1980er,<br />
habe ich durch einen Kumpel all diese britischen<br />
Indie-Bands kennengelernt, so C86- und Sarah Records-Zeugs<br />
(bekannt für Twee- und Gitarren-Pop, die<br />
Red.) Da dachte ich: „Mensch, die treffen ja auch<br />
keinen Ton! Spricht mich an, die Musik, wunderbar!<br />
Jetzt kann ich das auch.“ Dann habe ich halt<br />
versucht, Stücke zu machen mit den drei Akkorden,<br />
die ich auf der Gitarre konnte (lacht).<br />
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