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Landshuter Mama Ausgabe 9

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Außergewöhnlich Normal –<br />

so fühlt sich unser Leben mit Trisomie an<br />

Christine und Stefan haben nach ihrem Sohn Alex Tochter Franziska bekommen.<br />

Sie hat das Down-Syndrom. Das hat ihr Leben verändert …<br />

harte Probe stellen. Er warf mir Begriffe wie Trisomie 21, Down Syndrom, Mongolismus,<br />

Therapien, schräge Liedachse, zu große Zunge, muskuläre Hypotonie,<br />

geistige Behinderung um die Ohren. Auch meinte er, dass man sie wohl<br />

fördern kann, aber er mir nicht sagen kann, ob sie einmal sprechen oder laufen<br />

wird. Ich wollte das nicht hören. Meine kleine Maus war das süßeste Baby hier<br />

auf Station und ich sooo unendlich glücklich.<br />

Warum musste mir hier jemand meine Lebenspläne<br />

durchkreuzen und mich aus meiner<br />

rosaroten Glückswolke werfen?<br />

Da war sie, die rabenschwarze Veränderung in meinem Leben. Ein unglaubliches<br />

Hin und Her in mir begann mich um den Verstand zu bringen. Ich liebte<br />

dieses kleine Bündel, ich wollte aber auch auf keinen Fall unsere kleine heile<br />

Familie zerstören. Ich war nicht bereit unsere Pläne, unser perfektes Bild vom<br />

Leben, zu verändern. Viele Monate haben wir uns auf unser Baby gefreut, uns<br />

ausgemalt, wie unsere beiden Kids gemeinsam lachend durch den Garten<br />

toben, wie sie sich streiten und mir jede Menge Nerven kosten und wie sie sich<br />

in den Armen liegen und einfach nur lieb haben. Und dann war da die Angst,<br />

mein Mann könnte uns (die Kinder und mich) verlassen, wenn ich ihm sage,<br />

dass unsere kleine Lady behindert ist. Und gleichzeitig liebte ich dieses kleine<br />

zerbrechliche Bündel so sehr. Bis zum Abend versuchte ich mir die passenden<br />

Worte zurechtzulegen. Und dann war der Moment der Wahrheit doch viel zu<br />

schnell da. Ich warf es ihm einfach an den Kopf. Er konnte ja gar nichts dafür,<br />

aber ich fühlte mich um so viel leichter.<br />

Es ist nun bald 9 Jahre her, als ich nachts, 7 Wochen vor dem errechneten<br />

Geburtstermin, auf einer nassen Couch vor dem Fernseher aufwachte. Meine<br />

kleine Maus hatte beschlossen ihre Ein-Zimmer-Kuschel-Bauch-Wohnung zu<br />

verlassen um sich hier auf unserer Welt umzublicken. Alles verlief gut. Unsere<br />

kleine Lady war so zart und zerbrechlich. Das Atmen fand sie ziemlich unwichtig,<br />

was ihr den Aufenthalt auf der Säuglingsintensiv bescherte und mir eine<br />

Nacht mit der Milchpumpe. Ich war so unendlich glücklich, unsere kleine Lady<br />

lebte, sie musste zwar kämpfen, aber ich wusste sie schafft es!<br />

Am nächsten Morgen allerdings<br />

wurde mein Glück getrübt.<br />

Der Kinderarzt bat mich um ein Gespräch. Der Weg von meinem Zimmer auf die<br />

Intensiv kam mir unendlich lang vor. Gedanken, wie „hoffentlich atmet sie brav<br />

weiter“, „das kleine Herzchen schlägt bestimmt und alles, aber kein totes Baby“,<br />

gingen mir durch den Kopf. Angekommen, konnte ich am Monitor sehen, dass<br />

alles in bester Ordnung war. Aber der Arzt musste mein perfektes Leben auf eine<br />

Da stand sie nun zwischen uns,<br />

die Behinderung unserer Tochter.<br />

Ich kann meinem Mann von ganzem Herzen nur danken, für sein Verständnis<br />

und seine uneingeschränkte Liebe, die er mir, unserem Sohn und der kleinen<br />

Maus entgegenbrachte. Für ihn war unsere Tochter nicht behindert, denn sie<br />

hatte ja alles was man als kleines Menschlein so braucht, zwei Arme, zwei Beine<br />

und einen Kopf. Einfach perfekt! „Und alles andere bekommen wir zusammen<br />

hin!“ waren seine Worte, als er mir unser Baby auf die Brust legte. Um ein<br />

vieles einfacher wäre es gewesen, wenn wir die Diagnose gemeinsam erhalten<br />

hätten. Ohne wertende Worte, am Bettchen unserer Tochter, am besten mit<br />

einem Päckchen Erstinfos, um sich nicht ganz so alleine und hilflos zu fühlen.<br />

Stattdessen haben wir begonnen Meister „Google“ zu bemühen, um uns Infos<br />

und vor allem Erfahrungsberichte zusammenzutragen. Das Buch „Außergewöhnlich“<br />

von Conny Wenk war für mich die Hilfe, die ich wollte. Bilder und<br />

Geschichten von glücklichen Kindern mit Trisomie 21, Geschwisterkindern und<br />

Eltern.<br />

„Wenn die das schaffen, dann wir auch.“<br />

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