sportFACHHANDEL running 7/2017
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34 ERNÄHRUNG <strong>sportFACHHANDEL</strong> – <strong>running</strong> 7.<strong>2017</strong><br />
ernährung, die „eine wichtige Voraussetzung<br />
für Gesundheit und Leistungsfähigkeit<br />
darstellt“. Je nach Sportart, den<br />
jeweiligen Trainings- und Wettkampfbelastungen,<br />
dem Körpergewicht des<br />
Athleten oder der Trainingsphase variiere<br />
der tägliche Energiebedarf zwischen<br />
1.500 kcal und 8.000 kcal.<br />
Dementsprechend sollten sich<br />
„Athleten zielgerichtete<br />
Der DGE-Ernährungskreis<br />
für eine gesunde<br />
Ernährung: Eine<br />
ausgewogene<br />
Ernährung<br />
angereichert<br />
mit zusätzlichen<br />
Mineralstoffe, Proteinen<br />
oder Kohlenhydrate ist<br />
für die meisten Sportler<br />
ausreichend.<br />
Ernährungsstrategien in den Phasen<br />
vor, während und nach dem Training und<br />
Wettkampf aneignen“. Ist die Energiezufuhr<br />
zu gering, auch darauf weist der<br />
Forscher hin, seien negative Auswirkungen<br />
auf „Immunsystem, Knochengesundheit<br />
oder den Energiestoffwechsel“ möglich.<br />
Die Wichtigkeit der alltäglichen Ernährung,<br />
steht auch im Vortrag von Anja<br />
Carlsohn von der Pädagogischen Hochschule<br />
Schwäbisch Gmünd über Vitamine<br />
und Mineralstoffe im Mittelpunkt. Eine<br />
„ausgewogene, energiebedarfsdeckende<br />
Ernährung“ führe bereits dazu, dass<br />
Sportler mit Ausnahme von Vitamin D die<br />
empfohlenen Referenzwerte an Vitaminen<br />
und Mineralstoffen „problemlos“ erreichen.<br />
Ein erhöhter Bedarf könne im Ausdauersport<br />
an Eisen, während langandauernder<br />
Belastungen bei Natrium vorliegen. Bei<br />
gewichtssensitiven Sportarten sei zudem<br />
häufig „ein restriktives Essverhalten mit<br />
unzureichender Calcium- und Eisenversorgung<br />
zu beobachten“.<br />
Dass für Sportler Kohlenhydrate die<br />
wichtigste Energiequelle darstellen, betont<br />
Mareike Großhauser vom Olympiastützpunkt<br />
Rheinland-Pfalz/Saarland: „Neben<br />
einer ermüdungsverzögernden Funktion<br />
kommt ihnen auch eine Schlüsselfunktion<br />
hinsichtlich Trainingsadaption zu.“ Deswegen<br />
würde moderne Trainingskonzepte<br />
auf unterschiedlich hohe Kohlenhydratver-<br />
fügbarkeiten setzen, „um Anpassungen zugunsten<br />
des Fettstoffwechsels zu fördern“.<br />
Fettes hätten eine gesundheitsrelevante<br />
Wirkung und ermöglichen „eine bedarfsdeckende<br />
Energiezufuhr“. Die Forscherin<br />
warnt vor einer anhaltenden Fettzufuhr<br />
„von weniger als 20 Prozent der Energiezufuhr“,<br />
weil dann die Gefahr einer<br />
„unzureichenden Versorgung<br />
mit fettlöslichen Vitaminen<br />
und essenziellen<br />
Fettsäuren“ bestehe.<br />
Ob es derweil bei<br />
Sportlern auch<br />
einen höheren Bedarf<br />
an den zuletzt<br />
häufig beworbenen<br />
Omega-3-Fettsäuren<br />
gebe, bleibe<br />
allerdings noch zu<br />
erforschen.<br />
Ist Low Carb für die<br />
Sporternährung geeignet?<br />
Auch dieser Frage geht die<br />
DGE-Arbeitstagung nach. Nicht zuletzt<br />
deshalb, weil es in Zeiten von Enthusiasten<br />
einer vegetarischen oder sogar veganen<br />
Ernährung auch Sportler gibt, die nach<br />
ebensolchen Nutrition-Produkten<br />
verlangen, sondern auch weil mancher<br />
Ernährungsberater für Sportler eine Low<br />
Carb-Ernährung als Möglichkeit propagiert,<br />
den „Fettstoffwechsel optimal zu unterstützen<br />
und für mehr Leistung auf der<br />
Langdistanz zu sorgen“, wie Stephanie<br />
Mosler von der Pädagogischen Hochschule<br />
Schwäbisch Gmünd bereits in einem<br />
Fachartikel aus dem vorigen Jahr konstatiert.<br />
Low Carb führe unbestritten dazu,<br />
dass der Fettstoffwechsel „hinaufreguliert“<br />
werden. Sportler, so die Theorie, sollen<br />
durch die Ernährungsumstellung härter<br />
trainieren, ihre Leistung länger aufrechterhalten<br />
und schneller regenerieren können.<br />
Es gebe demnach Forscher, die Low Carb als<br />
kohlenhydratarme, fett- und eiweißbetonte<br />
Ernährungsform „insbesondere im Ultra-<br />
Ausdauersport“ befürworteten. Entgegen<br />
der oben erwähnten, recht moderaten<br />
Fettzufuhr von über 20 Prozent, versteht<br />
man unter Low Carb eine Ernährung, die zu<br />
über 60 Prozent aus Fetten besteht. Noch<br />
extremer ist ein Anteil von über 80 Prozent<br />
Fetten, die beispielsweise von Verfechtern<br />
der so genannten ketogenen Ernährung<br />
propagiert wird. Unterschieden werde<br />
müsse sodann zwischen einer reinen Low<br />
Carb-Ernährung und einer Ernährung<br />
nach dem Prinzip „Train Low – Compete<br />
Hight“. Bei letzterer werde nicht etwa an<br />
der Kohlenhydratzufuhr gespart, sondern<br />
die verminderte Kohlenhydratverfügbarkeit<br />
durch zwei miteinander kombinierte<br />
Trainingseinheiten an einem Tag erreicht.<br />
Durch die dadurch verursachte Anpassung<br />
des Körpers an einen höheren Fettstoffwechsel<br />
sollen Leistungssteigerungen<br />
möglich sein – allein bewiesen ist dies nicht.<br />
Bedenklich sei es, so Stephanie Mosler unmissverständlich,<br />
dass „die kohlenhydratarme,<br />
fettreiche Ernährungsform immer<br />
mehr Anhänger unter Profisportlern,<br />
Freizeit- und bereits Nachwuchssportlern<br />
unterschiedlichster Disziplinen findet<br />
und die potentiellen Gefahren einer stark<br />
kohlenhydratreduzierten Ernährung für<br />
den Sportler völlig außer Acht gelassen<br />
werden“. Einer der Gründe dafür: Kohlenhydrate<br />
werden häufig als Dickmacher angesehen.<br />
Lässt man aber Obst, Gemüse und<br />
andere ballaststoffreiche Lebensmittel weg,<br />
wie bei Low Carb üblich, führe dies zu „negativen<br />
Auswirkungen auf die Gesundheit,<br />
die Psyche und das Herz-Kreislauf-System“.<br />
Eine kohlenhydratreduzierte Ernährung<br />
könne darüber hinaus unter anderem zu<br />
„Beeinträchtigungen in der Hormonfunktion<br />
führen und den Trainingsstress verstärken“.<br />
Auf Nachfrage analysiert Stephanie Mosler<br />
deshalb zusammenfassend: „Generell ist<br />
eine Low Carb Ernährung im Sport nicht<br />
sinnvoll, ambitionierte Sportler verfolgen<br />
in der Regel das Ziel, eine gute Leistung<br />
abzulegen. Und um leistungsfähig zu sein<br />
und gute Zeiten abzuliefern, sind nun<br />
mal die Kohlenhydrate die am besten und<br />
schnellsten verfügbare Energiequelle.<br />
Die Idee von Low Carb im Sport ist ja die<br />
Verbesserung des Fettstoffwechsels bzw.<br />
soll der Organismus dafür trainiert werden,<br />
unter Belastung weniger von den Kohlenhydraten<br />
abhängig zu sein und vorwiegend<br />
die Fette zur Energiegewinnung zu nutzen.<br />
Dies geht aber mit einer reduzierten Leistungsfähigkeit,<br />
erhöhten Stressanfälligkeit<br />
und Neigung zu Verletzungen einher. Dass<br />
Low Carb die Leistungsfähigkeit reduziert,<br />
konnte in neueren Studien belegt werden.“<br />
Vitamine und Mineralstoffe<br />
sind wichtige Energieträger<br />
Kohlenhydrate sind wichtige<br />
Energiequelle<br />
Low Carb nur im Ultra-<br />
Ausdauersport ratsam