52 HANDEL <strong>sportFACHHANDEL</strong> – <strong>running</strong> 7.<strong>2017</strong> Abb. 5: Das Rundstrickverfahren garantiert unter aderem, dass die Kompression an allen Stellen gleich ausfällt. dienen sollen, sollte dieser zum Herzen hin abnehmen. Man spricht dann auch vom graduierten Druckverlauf (Abb. 3). Im Unterschied dazu, ist z.B. bei Strümpfen, die die Leistung fördern sollen, der höchste Druck bei einigen Herstellern auf der Höhe der Wade, um die Muskelvibrationen besser verhindern zu können. In Shirts ist der Druckverlauf konstruktionsbedingt konstant. Bei den Hohenstein Instituten können Hersteller die Kompressionsstärke (ab 10 mmHg), den Druckverlauf und den Abschluss, also das Bündchen, ihrer Produkte testen lassen. Für den Test müssen alle Größen eines Produkts eingereicht werden, da aufgrund der menschlichen Anatomie der Druckverlauf nicht einfach von einer Größe auf die nächste übertragen werden kann (Abb. 4). Im Sportbereich werden ausschließlich die Angaben der Hersteller auf ihre Richtigkeit überprüft, bei medizinischen Produkten sind die Testvorgaben strenger. Abb. 6: Hier werden die Stoffbahnen nach langen Tests so geschnitten, dass der Stoff am Ende keine Falten wirft und nur wenige Flachnähte notwendig sind. Wie kommt die Kompression ins Textil? Für den Kompressionseffekt sorgt ein sehr hoher Elastan-Anteil in der Bekleidung. Er erleichtert aufgrund seiner Elastizität das Anziehen, das bei Kompressionsbekleidung nicht einfach ist. Elastan nimmt zudem kaum Feuchtigkeit auf. Es ist bis um das 700-Fache dehnbar und verfügt über eine gute Rückstellkraft. Andere Hersteller nutzen Silikon als Kompressionsmittel, das z.B. in den Stoff eingespritzt wird. Auch strategisch platzierte Silikonein- bzw. -besätze sollen an neuralgischen Punkten die Kompressionswirkung steigern. Beigemischte Carbonfasern unterstützen die Kompressionswirkung des Elastans, da sie auch die Blutzirkulation anregen. Außerdem sind sie geruchshemmend. Ein Vorteil, den auch Naturfasern wie Merino und Seide haben, die ebenfalls verstrickt werden. Daneben werden Polyester und Polypropylen genauso verwendet wie Polyamid. Wichtig ist bei allen, dass sie die Funktionen Feuchtigkeitstransport, Thermoregulierung und Geruchshemmung – dafür wird das Garn mit Silber versetzt bzw. der Stoff mit Silberionen ausgerüstet –, Haltbarkeit und Tragekomfort erfüllen. Die Gestricke haben eine hohe Denier (DEN)-Zahl. Der DEN-Wert gibt an, wie viel Gramm ein Faden von 9.000 Metern Länge wiegt. Je höher die Zahl, desto fester ist der Stoff und desto intensiver die Kompression. Es sind DEN-Werte von über 400 auf dem Markt. Positiver Nebeneffekt: Textilien mit hoher DEN-Zahl bieten auch einen guten UV-Schutz. Kompressionsbekleidung wird entweder im Rundstrickverfahren ohne Nähte (Abb. 5) oder mit Flachnähten hergestellt, um Druckstellen zu vermeiden (Abb. 6). Manche Hersteller setzen die Kompression nur partiell ein. Andere Stoffpartien in der Bekleidung sind dann z.B. aus einem Mesh-Material, das kühlen soll. Verfechter der flächigen Kompression argumentieren dagegen, dass dann der Druck nicht mehr gleichmäßig ausgeübt wird. Von einer partiellen Kompression spricht man auch, wenn diese nur über schmale Stoffstege zwischen anpressfreien Stoffzonen auf den Körper ausgeübt wird. Auch Abb. 7: Bei der partiellen Kompression drücken 1 mm breite Stege auf die Muskeln des Sportlers. Dazwischen liegen schmale Stoffzonen ohne Kompressionswirkung zur besseren Kühlung. diese Variante habe den Vorteil, dass sie besser kühlt. Kritiker sagen, sie unterbreche den Blutfluss und schade damit der Kompressionswirkung (Abb. 7). Die Bündchen sind bei der Kompressionsbekleidung breiter, damit sie nicht einschneiden und den Blutfluss einschränken. Die Passform Damit der Druck, den die Kompressionsbekleidung auf den Körper ausübt, an allen Stellen als angenehm empfunden wird, muss sie perfekt sitzen. Viele Hersteller geben deshalb auf ihren Produktverpackungen mehrere Maße an. Neben der üblichen Größenangabe gibt es weitere Umfangs- und Längenmaße – drei Messpunkte sind keine Seltenheit, die dann mit der Anatomie des Kunden abgeglichen werden müssen. Manche Hersteller bieten im High-End-Bereich auch maßgeschneiderte Produkte an – eine Herausforderung auch an die Fachverkäufer, die die Kunden vermessen müssen. Pflegetipps Kompressionsbekleidung ist pflegeleicht und kann meist bis 30° C in der Waschmaschine gewaschen werden. Als Waschmittel eignen sich Feinwaschmittel ohne Weichspüler. Andere Waschmittel greifen das Elastan an, die Kompression geht verloren. Außerdem mindern die darin enthaltenen Füllstoffe die Atmungsaktivität, den Schweißtransport und das schnelle Trocknen. Wichtig: Kompressionsbekleidung nicht in den Trockner geben.
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